Schüler des Berufskollegs Technik gestalten Anzeigenkampagne für Siegener Kreisarchiv

Schüler des Berufskollegs Technik in Siegen haben verschiedene Anzeigenkampagnen konzipiert. Mit den Anzeigen soll in Schülerzeitungen für das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein geworben werden. Landrat Paul Breuer hat jetzt die besten Entwürfe ausgezeichnet. Die Projektidee hatte Kreisarchivar Thomas Wolf beim Landeswettbewerb „Archiv und Jugend" eingereicht. Die Jury war vom Konzept „Faszination Archiv! – Schüler werben für Schüler" so überzeugt, dass sie das Projekt mit 2.000 Euro fördert. Das Kreisarchiv investiert weitere 1.000 Euro in die Entwicklung und Durchführung der Anzeigenkampagne.

Umgesetzt wurde das Projekt von angehenden Gestaltungstechnischen Assistenten, die in einer dreijährigen Ausbildung am Berufskolleg Technik einen Berufsabschluss und zugleich die allgemeine Fachhochschulreife erwerben. Die Schüler erarbeiteten in kleinen Teams eigene Gestaltungskonzepte. Zunächst wurden konkrete Ideen für die Anzeigenkampagne gesammelt, Skizzen erstellt und zielgruppengerechte Slogans getextet. In weiteren Schritten erfolgte die Umsetzung: Aufnahme der Bildmotive, Bildbearbeitung, Satz- und Textlayout. Unterstützt wurden sie von den beiden Lehrern Martin Diehl und Michael Böcking. „Inhaltlich war das Projekt für die Schülerinnen und Schüler eine große Herausforderung", sagt Martin Diehl: „Der Blick junger Menschen ist normalerweise nach vorne gerichtet. Hier mussten sich die Schüler darauf einlassen, zurück zu schauen."

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Abb.: Angehende Gestaltungstechnische Assistenten des Berufskollegs Technik präsentieren Landrat Paul Breuer ihre Entwürfe (Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein)

Von den Ergebnissen der Schüler sind Landrat Paul Breuer und Schulleiter Roland Geldsetzer sehr beeindruckt: „Hier sieht man, dass junge Menschen mit frischen und unverbrauchten Ideen am Werke waren", lobt Breuer die Arbeiten der Schüler.

Ein Konzept stellt auf zwei hintereinander geschalteten Anzeigenseiten die Begriffe „Gegenwart erleben" und „Vergangenheit entdecken" anschaulich dar. So ist z.B. auf der ersten Seite ein Apfel zu sehen, auf der zweiten Seite ein Kern. Oder die erste Seite zeigt eine Flasche Zitronensaft, die zweite eine Zitrone. Die Bildpaare unter den beiden Überschriften sind beliebig austauschbar, je nach den Interessen der Zielgruppen, erläuterten die Schüler.

Ein anderes Konzept setzt darauf, Jugendliche zu motivieren, die eigene Familiengeschichte zu erforschen. Die Anzeigen zeigen jeweils kleine Kinder, verbunden mit Texten wie „Mein Ururur-Opa war Kolumbus! Wer waren deine Verwandten? Finde es heraus im Archiv in Deiner Nähe".

Das dritte von der Jury ausgewählte Konzept greift das Stilmittel der Collage auf. Wiederkehrendes Merkmal ist ein Taucher, der in Schätze wie Bücher oder alte Landkarten eintaucht, wie sie in Archiven zu finden sind. Unterstrichen wird dies mit der textlichen Aussage „Tauche ein in die Vergangenheit – Vergangenheit entdecken in einem Archiv in Deiner Nähe".

Landrat Paul Breuer dankte den Schülern für ihre kreativen Ideen. Die Arbeit der Archive gerade jungen Menschen nahe zu bringen, sei eine lohnende Aufgabe, so der Landrat. „Unsere Archive sind die Gedächtnisse der Region. In einer globalisierten Welt ist es zunehmend wichtig zu wissen, woher man kommt und wo die eigenen Wurzeln liegen, um selbstbewusst im Wettbewerb mit Menschen aus anderen Regionen bestehen zu können", so Breuer.

Nach den Sommerferien werden die ausgewählten Anzeigenkampagnen in verschiedenen Schülerzeitungen im Kreisgebiet erscheinen.

Kontakt:
Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein
Kreisarchivar Thomas Wolf
Koblenzer Str. 73
57072 Siegen
Telefon: 0271 333-1510
t_wolf@siegen-wittgenstein.de

Quelle: Kreis Siegen-Wittgenstein, Pressemitteilung, 17.6.2009

Mittelalterprojekt des Stadtarchivs Recklinghausen

Im Sommersemester 2009 betreiben das Stadtarchiv Recklinghausen und das Seminar für Klassische Philologie an der Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl Professor Dr. Reinhold Glei, erstmals ein gemeinsames Urkundenprojekt, das zum Ziel hat, mittelalterliche lateinische Originaldokumente aus dem 13. Jahrhundert zu transkribieren, zu übersetzen und die Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Edition festzuhalten. Dafür kommen am Samstag, dem 20. Juni 2009, ca. 12 Latein-Studenten/-innen ins Stadtarchiv Recklinghausen, um persönlich an den Originalpergamenten aus dem 13. Jahrhundert zu arbeiten. Durchführende der Lehrveranstaltung sind Dr. Wolfgang Polleichtner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Lateinische Philologie, Ruhr-Universität Bochum und Dr. Matthias Kordes, Leiter des Stadtarchivs Recklinghausen.

Kontakt
Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Hohenzollernstr. 12
45659 Recklinghausen
Tel.: 02361 / 501 – 902
Fax: 02361 / 501 – 234
stadtarchiv-recklinghausen@t-online.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Recklinghausen, 18. Juni 2009

Vorarlberger Archivtag in Dornbirn

Die vielfältigen Beziehungen zwischen Archiven und der wissenschaftlichen Disziplin Zeitgeschichte stehen im Mittelpunkt des 19. Vorarlberger Archivtages, zu dem das Vorarlberger Landesarchiv am Freitag, den 19. Juni 2009 von 14.00 bis 17.15 Uhr ins Dornbirner Rathaus einlädt. Eröffnet wird die Veranstaltung von Landesstatthalter Markus Wallner und Bürgermeister Wolfgang Rümmele. Der Archivtag ist ein Informations- und Diskussionsforum für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedensten öffentlichen und privaten Archiven Vorarlbergs. Über diesen Kreis hinaus sind alle jene eingeladen, die sich für das Thema interessieren. 

Namhafte Referenten aus Vorarlberg, Tirol, Wien, Deutschland und der Schweiz stellen die Möglichkeiten vor, die Archive im Bereich des Bewahrens, Erforschens und Vermittelns von Zeitgeschichte haben. Dr. Gregor Spuhler wird das Archiv für Zeitgeschichte an der ETH Zürich vorstellen, Dr. Wilfried Beimrohr über Zeitgeschichte am Tiroler Landesarchiv  referieren. Aspekte der Gemeinde- und Städtearchive werden Thomas Gamon aus Nenzing, Dr.  Jürgen Klöckler aus Konstanz sowie Dornbirns Stadtarchivar Werner Matt einbringen. Dr. Peter Melichar widmet sich der Problematik der Edition zeitgeschichtlicher Quellen. Für die Organisation und Moderation zeichnet Dr. Wolfgang Weber vom Vorarlberger Landesarchiv verantwortlich. 

Kontakt
Vorarlberger Landesarchiv 
Kirchstraße 28 
6900 Bregenz 
Tel.: +43(0)5574 / 511 – 45005
Fax: +43(0)5574 / 511 – 45095
landesarchiv@vorarlberg.at
wolfgang.weber@vorarlberg.at 

Quelle: Pressemeldung Land Vorarlberg, 18.6.2009; Termine Vorarlberger Landesarchiv

Gründungsveranstaltung des internationalen Zentrums für Klassikforschung in Weimar

Am 19. und 20. Juni 2009 findet in Weimar die Gründungsveranstaltung des internationalen Zentrums für Klassikforschung statt, dem rund fünfzig international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachdisziplinen angehören. Das Zentrum für Klassikforschung widmet sich mit einem transdisziplinären Anspruch dem Phänomen "Klassik". Ausgehend von der Weimarer Klassik und den sie dokumentierenden Sammlungen im Goethe- und Schiller-Archiv, in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sowie in den Museen der Klassik Stiftung Weimar, nimmt es die verschiedenen Klassiken der europäischen Kulturgeschichte in den Blick und analysiert deren Genesen, Binnendynamiken und Wirkungsgeschichten. Das Forschungszentrum verfolgt die Frage, mit welchem Anspruch die europäischen Klassiken auf ihre zumeist antiken Referenzepochen Bezug nehmen, und verortet sie in ihren jeweiligen sozial-, wissens- und kulturhistorischen Kontexten. Die komplexe Geschichte des Begriffs ›Klassik‹ sowie seine spezifische Verwendung in unterschiedlichen Fachdisziplinen und kulturpolitischen Kontexten werden Gegenstand intensiver Reflexion sein. 

Die Aktivitäten des Forschungszentrums werden von der Klassik Stiftung gefördert. Dem Forschungszentrum gehören rund fünfzig international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche an (Germanistik, Romanistik, Anglistik, Kunstgeschichte, Musikwissenschaften, Altertumswissenschaften, Geschichte, Philosophie). Der Vorstand des Forschungszentrums umfasst zwölf Mitglieder, von denen sieben Mitglieder gewählt werden. Als ständige Mitglieder gehören dem Vorstand fünf Vertreter der Klassik Stiftung an. Sprecher des Vorstandes ist der Leiter des Referats Forschung und Bildung, Thorsten Valk. 

Am 9. und 10. April 2010 wird das Zentrum für Klassikforschung seine erste Jahrestagung in Weimar ausrichten. Das Thema der Tagung wird lauten ›Heikle Balancen. Die Weimarer Klassik im Prozess der Moderne‹. In interdisziplinär ausgerichteten Vorträgen und Work­shops soll die Frage aufgeworfen werden, inwieweit sich die Weimarer Klassik als Inkubations- und Formierungsphase der ästhetischen Moderne begreifen lässt und inwiefern man die um 1800 in Weimar entstandenen Werke als künstlerische Auseinandersetzungen mit einer als krisenhaft erfahrenen Moderne verstehen kann. 

Kontakt
Klassik Stiftung Weimar
Referat Forschung und Bildung
Referatsleiter PD Dr. Thorsten Valk
Burgplatz 4
99423 Weimar
Tel.: 03643 / 545 – 560
Fax: 03643 / 545 – 569
thorsten.valk@klassik-stiftung.de

Quelle: Pressemitteilung Klassik Stiftung Weimar, 18.6.2009

Neue Leiterin des Heinrich-Heine-Instituts in Düsseldorf

Professor Dr. Joseph A. Kruse, seit 1975 Direktor des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Instituts und national wie international aufs Engste mit dem Namen Heine verbunden, geht zum 30. Juni 2009 in den Ruhestand. Die Nachfolge tritt – vorbehaltlich eines entsprechenden Ratsbeschlusses am 25. Juni – zum 1. Dezember 2009 Dr. Sabine Brenner-Wilczek an. Dr. Brenner-Wilczek (32) studierte Germanistik und Medienwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und an der University of Wales. Nach dem Abschluss schlossen sich Fernstudien zur Diplom-Archivarin an der Fachhochschule in Potsdam im Fachbereich Informationswissenschaften an. Danach promovierte sie an der Heinrich-Heine-Universität in Neuerer Deutscher Philologie mit Auszeichnung. Bereits in der Zeit von 1999 bis 2006 arbeitete Dr. Brenner-Wilczek als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf. Von 2001 bis 2007 war sie zudem Lehrbeauftragte an der Heinrich-Heine-Universität zum Themenkomplex “Archive-Museum-Ausstellung”. Ab 2001 hat sie darüber hinaus mehrere literatur- und kulturgeschichtliche Sonder- und Wanderausstellungen kuratiert. Forschungsschwerpunkte von Brenner-Wilczek sind die Rheinromantik, Heinrich-Heine und seine Rezeption, die Literaturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, aber auch Stadt- und Regionalgeschichte, Archiv- und Informationswissenschaften. Seit Anfang 2007 leitet sie Schloss Burgfarrnbach mit den Institutionen Stadtarchiv, Stadtbibliothek und Städtische Sammlungen sowie das Stadtmuseum Ludwig Erhard in Fürth. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe freut sich auf die neue Zusammenarbeit in Düsseldorf, will doch Dr. Brenner-Wilczek “noch stärker als bisher das Heinrich-Heine-Institut nach außen öffnen”. 

Kontakt
Heinrich-Heine-Institut
Bilker Straße 12-14
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 89 – 92902
Fax: 0211 / 89 – 29044
heineinstitut @ duesseldorf.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Düsseldorf, 17.6.2009

Archive und Politik. Internationales Archivsymposion in Münster

Zum Internationalen Archivsymposion haben sich in Münster am 15. und 16. Juni 2009 Politiker und Archivare aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg zusammengefunden, um über das wechselseitige Verhältnis von Archiven und Politik zu beraten.

In einer Podiums- und Plenumsdiskussion, an der u. a. der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Karl-Heinz Lambertz, der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Wilfried Reininghaus und der Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums Dr. Arie Nabrings teilnahmen, wurde am ersten Tag des Symposions das Verhältnis von Archiven und Politik anhand von drei Leitfragen erörtert:

1) Was erwartet die Politik von den Archiven?
2) Was erwarten umgekehrt die Archive von der Politik?
3) Wo liegen die Schnittmengen dieser Erwartungen?

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Abb.: Podiums- und Plenumsdiskussion „Politik trifft Archiv“ (Foto: Kristian Peters, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen). Von links nach rechts: Dr. Arie Nabrings (Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums), Prof. Dr. Karel Velle (Generalarchivar des Königsreichs Belgien), Josée Kirps (Direktorin Archives nationales, Luxemburg), Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen), Martin Berendse (Direktor Nationaal Archief/Algemeen Rijksarchivaris, Niederlande), Dr. Norbert Tiemann (Chefredakteur der Westfälischen Nachrichten, Münster), Karl-Heinz Lambertz (Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Belgien), Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg (Kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen), Dipl.-Ing. Gerard van den Hengel (Beigeordneter für Kultur der Stadt Barneveld, Niederlande).

Die Diskussion führte zu folgenden Ergebnissen:

1) Aus Sicht der Politik ist es die Aufgabe der Archive, als unabhängige Instanzen jenseits tagesaktueller Interessen eine offene Überlieferung zu bilden. Archive sollten durch die Auswahl ihrer Unterlagen keine Geschichtsdeutung vornehmen; sie sollten auch selbst keine eigene historische Forschung betreiben. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag Sternberg forderte, dass Archive verstärkt mit anderen Kultureinrichtungen kooperieren sollten; sie sollten auf ihre Bestände hinweisen und dadurch zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Geschichte anregen. Der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Lambertz äußerte die Hoffnung, dass die Archive auf diese Wiese einen wichtigen Beitrag zur kollektiven Identitätsstiftung leisten könnten. Durch den Hinweis auf langfristige historische Entwicklungen seien Archive in der Lage, die Nachhaltigkeit politischen Handelns zu unterstützen. Mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit in Gestalt von Publikationen und Veranstaltungen hätten die Archive eine gute Chance auf eine bessere gesellschaftliche Wahrnehmung und könnten so dazu beitragen, das oft noch immer angestaubte Image des Berufstandes aufzubessern.

2) Archive erwarten von der Politik vor allem Verständnis und Unterstützung bei der langfristigen Sicherung und Bereitstellung elektronischer Unterlagen. Diese Aufgabe könne nicht durch die IT-Stellen in den Verwaltungen, sondern nur auf der Grundlage fachlich gesicherter Standards durch die Archive geleistet werden. Der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Reininghaus betonte, dass mit der digitalen Revolution völlig neue Aufgaben auf die Archive zugekommen seien. Für die Bewältigung dieser zusätzlichen Aufgaben müsse die Politik die Archiven entsprechend ausstatten. Dies sei eine langfristige Notwendigkeit, der eine politische Planung im Zeithorizont von Legislaturperioden nicht immer gerecht werden könne. Insbesondere mit Blick auf die veränderten Herausforderungen für die Archive im digitalen Zeitalter sprach sich der belgische Generalarchivar Professor Karel Velle für einen kontinuierlichen und fest institutionalisierten Austausch zwischen Archiven und Politik aus.

3) Die Forderung der Politik nach einer Konzentration der Archive auf die Erschließung und Bereitstellung historischer Unterlagen stieß in der Diskussion bei den Archiven vielfach auf Zustimmung. Einige Archivvertreter äußerten allerdings die Auffassung, dass Archive zur Steigerung ihrer öffentlichen Wahrnehmung und zur Intensivierung ihrer identitätsstiftenden Funktion auf eine Teilnahme an der Forschung nicht gänzlich verzichten könnten. Bei der Archivierung elektronischer Unterlagen erkannten die Vertreter der Politik die Notwendigkeit einer Bereitstellung ausreichender Ressourcen grundsätzlich an. Wichtig sei jedoch, dass die Archive sich – auch im internationalen Kontext – auf verbindliche Standards der elektronischen Langzeitarchivierung verständigten.

Am zweiten Tag des Symposions gaben staatliche und kommunale Archivvertreter aus den beteiligten Ländern anhand von Fallstudien Einblicke in ihre konkreten Auseinandersetzungen mit der Politik. Im Zentrum standen dabei Fragen im Zusammenhang der Novellierung von Archivgesetzen und der Realisierung von Bauprojekten. In beiden Fällen erwies sich die Abstimmung mit der Politik nicht immer als reibungslos. Die Bereitschaft zum „Bohren dicker Bretter“ ist eine Grundvoraussetzung in der Kooperation mit politischen Akteuren, die in vielen Fällen allerdings am Ende aus Sicht der Archive von Erfolg gekrönt ist.

Dr. Urs Diederichs schilderte am anschaulichen Beispiel der Standortverlagerung des Historischen Zentrums der Stadt Remscheid die langwierigen und nicht immer von sachlichen Erwägungen getragenen Diskussionen mit den Vertretern der Kommunalpolitik. Nur durch eine Vernetzung der Archive mit gesellschaftlichen Partnern (Presse, Geschichtsvereinen usw.) und durch die Hilfe des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums als externe Fachstelle sei es möglich gewesen, dem Anliegen des Archivs den nötigen Rückhalt zu geben und die festgefahrenen parteipolitischen Fronten im Interesse einer archivfachlich begründeten Lösung der Standortfrage aufzubrechen.

Von ähnlichen Erfahrungen berichtete auch die Direktorin des Luxemburger Nationalarchivs Josée Kirps. Infolge des Regierungswechsels 2004 in Luxemburg trat bei dem 2002 beschlossenen und im Entwurf bereits fertig vorliegenden Neubauprojekt eine erhebliche Verzögerung ein. Hierfür war in erster Linie eine politische Neubewertung des Projekts unter fiskalischen Gesichtspunkten verantwortlich. Plänen der Politik, das ursprünglich bewusst repräsentativ gestaltete und in seiner Kapazität auf 90 Jahre angelegte Magazingebäude zwischenzeitlich zur Aufnahme der Universitätsbibliothek zu nutzen, trat das Archiv aus fachlichen Gründen entschieden entgegen. Als Kompromiss wurde – nach einer Phase des Stillstandes – schließlich eine Lösung gefunden, die es ermöglichte, den Magazinbau schrittweise mit zunächst nur der halben Kapazität des ursprünglichen Entwurfs zu errichten und so den Kostenaufwand zu reduzieren.

Der belgische Generalarchivar Prof. Dr. Karel Velle berichtete in seinem Beitrag von den erfolgreichen Novellierungen der belgischen Archivgesetze, die auf föderaler wie regionaler Ebene zum Teil bereits abgeschlossen sind, zum Teil noch im Laufe dieses Jahres zum Abschluss gelangen werden. Kernpunkt der Novellierungen ist eine Reduzierung der Sperrfristen auf die in Europa gängige Frist von 30 Jahren. Für diese Sperrfristenreduzierung hat die zeitgeschichtliche Forschung in Belgien einen wesentlichen Anstoß gegeben, der sich mit den archivfachlichen Interessen und Forderungen deckte und diese gegenüber der Politik unterstützte.

Der Beitrag von Prof. Dr. Alfred Minke über das Staatsarchiv Eupen machte deutlich, dass auch eine intensive und gezielte Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit – gelegentlich durchaus in einem gewissen Spannungsverhältnis zu den archivischen Kernaufgaben – geeignet sein kann, um als Archiv den Interessen und Anforderungen der Politik entgegenzukommen. Die Gründung eines Staatsarchivs Eupen sei nur möglich gewesen durch den starken und anhaltenden Einsatz der deutschsprachigen Politiker, die das Archiv mit seinen Möglichkeiten der Bildungsarbeit als einen Meilenstein auf dem Weg zur kulturpolitischen Autonomie der deutschsprachigen Belgier ansahen.

Wie wichtigen es ist, neben der historisch-wissenschaftlich ausgerichteten Öffentlichkeitsarbeit auch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit für die Verwaltungen und die Politik zu betreiben zeigte Dr. Beate Dorfey vom Landeshauptarchiv Koblenz, die in ihrem Beitrag u. a. die Ansätze des rheinland-pfälzischen Staatsarchive zur Neuorganisation der Behördeninformation erläuterte. Eine ausführliche Darstellung archivischer Artbeitsprozesse für den Kundenkreis der Behörden – in Form von Online-Angeboten oder auch Behördentagen – steigere die Akzeptanz des Archivs auch in der Politik. Das Wissen der Politik um die Arbeit der Archive sei eine wesentliche Voraussetzung für eine stärkere Aufmerksamkeit und ein besseres Eintreten der Politik für archivische Belange.

Prof. Dr. Wilfried Reininghaus betonte in seinem Schlusswort, dass „Archive und Politik“ ein bleibendes Thema sein werden. Die Archive rief er zu eigenen strategischen Überlegungen auf, um so auf „Archivpolitik“ Einfluss zu nehmen. Dieses Politikfeld mit den Akteuren Politik, Verwaltung, Gesellschaft, Technik und Archive müsse aber erst noch konstituiert werden. Es decke sich nicht nahtlos mit Kulturpolitik.

Kontakt:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Fachbereich Grundsätze
Dr. Andreas Pilger
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel. 0211 – 159 238 201
Fax 0211 – 159 238 111
andreas.pilger@lav.nrw.de

Quelle: LAV NRW, Pressemitteilung, 17. Juni 2009

Podiums- und Plenumsdiskussion „Politik trifft Archiv“ (Foto: Kristian Peters, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen). Von links nach rechts: Dr. Arie Nabrings (Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums), Prof. Dr. Karel Velle (Generalarchivar des Königsreichs Belgien), Josée Kirps (Direktorin Archives nationales, Luxemburg), Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen), Martin Berendse (Direktor Nationaal Archief/Algemeen Rijksarchivaris, Niederlande), Dr. Norbert Tiemann (Chefredakteur der Westfälischen Nachrichten, Münster), Karl-Heinz Lambertz (Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Belgien), Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg (Kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen), Dipl.-Ing. Gerard van den Hengel (Beigeordneter für Kultur der Stadt Barneveld, Niederlande).

Quellen zum Schillerverein im Stadtarchiv Leipzig

Der Leipziger Schillerverein (1840 bis 1948) steht im Zentrum eines Vortrags von Dr. Frauke Gränitz am 18. Juni 2009 um 18.30 Uhr im Stadtarchiv Leipzig. Anlass ist der 250. Geburtstag Friedrich Schillers im November dieses Jahres. Der pünktlich zu diesem Schillerjubiläum archivisch erschlossene Nachlass des Schillervereins, der Dokumente von der Vereinsgründung 1842 bis zur Auflösung 1948 enthält, liefert vielfältige Aussagen zur Geschichte des Vereins und zu den literarischen und politischen Zielen seiner Gründer im Vormärz, zeigt aber auch die politische Instrumentalisierung der Schillerverehrung in den verschiedenen gesellschaftlichen Systemen, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus. 

Die Beziehungen zwischen Leipzig und Schiller sind eng. Mehrfach weilte der Dichter in Leipzig, schloss zahlreiche Bekanntschaften und schuf im heutigen Stadtteil Gohlis die erste Fassung der später durch Ludwig van Beethoven vertonten „Ode an die Freude“. Viele seiner Werke weisen als Verlagsort Leipzig aus. Schillerstraße, Schillerdenkmal und Schillerhaus sind im Stadtbild als sichtbare Zeugen der Erinnerung an den Dichter allgegenwärtig. Bereits 1840 organisierte der Theatersekretär, Demokrat und spätere Abgeordnete des Paulskirchen-Parlaments Robert Blum die erste Schillerfeier in Leipzig. 1842 gründete ein Sympathisantenkreis, der sich um ihn gebildet hatte, den „Schillerverein zu Leipzig“. In den bewegten Jahren des Vormärz trug der Verein durch seine personellen Verflechtungen mit zahlreichen Leipziger Vereinigungen und Institutionen und seinen umfangreichen Aktivitäten zur Verbreitung des Schillerschen Freiheitsideals bei, gründete eine Schillerbibliothek und organisierte jährlich Schillerfeiern. Der Initiative des Schillervereins, der mit seinem Beitritt zur Schillerstiftung und mit Spendensammlungen den Kauf und die Sanierung des Schillerhauses unterstützte, verdankt die Stadt Leipzig die Erhaltung dieses Denkmals der deutschen Nationalkultur. 

Kontakt
Stadtarchiv Leipzig
Torgauer Str. 74
04318 Leipzig
Tel.: 0341 2429-110
Fax: 0341 2429-121

Quelle: News Stadt Leipzig, 16.6.2009

Der 17. Juni 1953 – Ruf nach Freiheit und Demokratie

Am Mittwoch, 17. Juni 2009 hält um 19 Uhr Stefan Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums Berlin, in der Gedenk- und Dokumentationsstätte \“Opfer politischer Gewaltherrschaft\“ einen Vortrag mit dem Thema "Revolution in der DDR? – Neue Forschungen und Debatten zum Aufstand am 17. Juni 1953". Ergänzend dazu gibt es bis zum 31. Juli 2009 die Plakatausstellung "17. Juni 1953 – Ruf nach Freiheit und Demokratie" der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur. Veranstaltet wird beides von der Außenstelle Frankfurt (Oder) der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Die Ausstellung ist dienstags und donnerstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Die Plakatsammlung im Archiv der Stiftung umfasst ca. 500 Plakate u.a. aus den bisherigen Plakat-Wettbewerben, welche die Stiftung seit 2003 für Studenten künstlerischer Hochschulen in Deutschland auslobt – \“geschichts-codes\“. Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Johannes Rau stand 2003 der Wettbewerb aus Anlass des 50. Jahrestages des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 unter dem Titel \“Kampf für Freiheit und Demokratie\“. Studenten von Hochschulen wurden aufgefordert Plakatentwürfe einzureichen, die den \“Ruf nach Freiheit und Demokratie\“ grafisch darstellten. Es sollte der Mut und die Zivilcourage unzähliger Menschen, die damals für ihre sozialen und politischen Forderungen auf die Straße gingen, gewürdigt werden.

Die Gedenkstätte in der Frankfurter Collegienstraße befindet sich in einer der ältesten Strafvollzugsanstalten der Mark Brandenburg. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts existierte auf dem Gelände ein so genanntes Arbeitshaus, im Jahre 1812 entstand ein Polizei- und Gerichtsgefängnis. In der Zeit der beiden deutschen Diktaturen war das Gefängnis ein Ort politischer Willkür, an dem Menschen ihre Freiheit, ihre Würde und ihr Leben verloren. Viele wurden auf Grund ihrer politischen Überzeugung, ihres Glaubens, ihrer Rasse, ihres widerständigen Verhaltens oder einfach nur auf Verdacht hin inhaftiert.

Nach der politischen Wende wurde das Gebäude in zwei Etappen (1990/2001) für die Frankfurter Musikschule und die Stadt- und Regionalbibliothek hergerichtet. In einem Zellentrakt im Erdgeschoss des Erweiterungsbaues aus dem Jahre 1899 entstand die Gedenk- und Dokumentationsstätte, die am 17. Juni 1994, dem 41. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR eröffnet wurde. Die Gedenkstätte dokumentiert Schicksale von Personen, die wegen persönlichem Mut, widerständigem Verhalten, politischer Überzeugung, durch ihren Glauben, durch ihre Rasse oder einfach nur auf Verdacht in das Räderwerk der politischen Strafsysteme des „Dritten Reiches“, der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED-Herrschaft gerieten.

Die Initiative zum Aufbau der Gedenkstätte ging von einer 1990 gebildeten Arbeitsgruppe des Runden Tisches in Frankfurt (Oder) aus. Die Arbeitsgruppe setzte sich für die Rehabilitierung der Opfer der Diktatur in der SBZ/DDR ein. Bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Ausstellung wirkten Opfer des Stalinismus mit. Seit einem Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Frankfurt (Oder) und der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) im Januar 2004 betreibt die BStU die Gedenkstätte, während die Stadt weiter Träger der Einrichtung ist. Das Städtische Museum Viadrina verantwortet die Darstellungen zur NS-Zeit, die BStU die Informationen zu der Zeit nach 1945. 

Kontakt
Gedenk- und Dokumentationsstätte
\“Opfer politischer Gewaltherrschaft\“
Collegienstraße 10
15230 Frankfurt
Tel.: 0335 / 6802 – 712
Fax: 0335 / 401 56 – 11

Außenstelle Frankfurt (Oder)
Fürstenwalder Poststraße 87
15234 Frankfurt
Tel.: 0335 / 60 68 – 0 
Fax: 0335 / 60 68 – 24 19 
astfrankfurt@bstu.bund.de 

Archiv der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kronenstraße 5 
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 98 95 – 219
Fax: 030 / 31 98 95 – 210

Quelle: Veranstaltungen der Behörde der BStU ; Plakatsammlung; Ausstellungen der Behörde der BStU ; Gedenk- und Dokumentationsstätte 

Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive in Linz

Literatur und ihre Archive: Unter diesem Motto fand in Linz die 15. Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive statt. Fachleute aus dem gesamteuropäischen Raum trafen sich zu einem Informationsaustausch. Südtirol war durch den dem Brenner-Archiv anvertrauten Vorlass des Schriftstellers Joseph Zoderer vertreten. Das Brenner-Archiv verwahrt etwa 150 Nachlässe, Teilnachlässe und Sammlungen vor allem von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, aber auch von Philosophen, Musikern und Künstlern (dazu gehören mehrere tausend Fotos, u. a. zahlreiche von Karl Kraus und Georg Trakl). Die Bibliothek umfasst etwa 30.000 Buchexemplare (ein großer Teil davon in Nachlassbibliotheken) und über 300 (historische und aktuelle) Zeitschriften (in unterschiedlicher Vollständigkeit). Der Begriff Nachlass wird hier in einem sehr weiten Sinne verwendet, sodass auch Teilnachlässe und Sammlungen eigens aufgeführt werden.

Anlässlich von \“Linz 09 – Kulturhauptstadt Europas\“ fand im Anschluss an die Tagung eine Literaturnacht statt, bei der namhafte Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu Wort kamen. Das Brenner-Archiv in Innsbruck hatte dazu Joseph Zoderer eingeladen, dessen Vorlass zu den viel beachteten Neuzugängen zählt. Vor zwei Jahren war der umfangreiche Vorlass vom Land Südtirol angekauft und dem Brenner-Archiv zur Archivierung und Aufarbeitung übergeben worden. Dank dieses Vorlasses, der Werkmanuskripte, Tagebücher und Korrespondenzen enthält, sind derzeit einige wissenschaftliche Arbeiten im Entstehen. 

Für Kultur-Landesrätin Sabina Kasslatter Mur ist das Forschungsinteresse am Werk von Joseph Zoderer (1935 in Meran geboren) der Beweis dafür, dass der Ankauf des Vorlasses durch das Land Südtirol einen wichtigen kulturpolitischen Schritt bildet. „Dieser Vorlass\“, betont die Landesrätin, \“muss in Zukunft nicht nur für literaturwissenschaftliche Untersuchungen von Bedeutung sein, sondern kann auch für allgemeine kulturwissenschaftliche und soziologische Studien interessant sein.\“ Durch die Erschließung und Sichtung des Vorlasses im Forschungsinstitut Brenner-Archiv werden einerseits die einzelnen Dokumente für die Nachwelt sicher aufbewahrt, andererseits wird der Zugang zu einer umfassenden wissenschaftlichen Forschung gewährleistet. Der Leiter des Brenner-Archivs Professor Johann Holzner verweist auf die Bedeutung der Anwesenheit von Joseph Zoderer in Linz: Dadurch wird die Verbindung der Südtiroler Literatur mit der österreichischen Literaturlandschaft unterstrichen und auf die Bedeutung des Vorlasses des Schriftstellers für die wissenschaftliche Forschung hingewiesen.

Kontakt
Forschungsinstitut Brenner-Archiv
Josef-Hirn-Str. 5 / 10. Stock
6020 Innsbruck 
Tel.: +43 (0)512 / 507 – 4501 oder – 4504
Fax: +43 (0)512 / 507 – 2960
Johann.Holzner@uibk.ac.at

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 15.6.2009; Forschungsinstitut Brenner-Archiv

Werkschau zum 80. Geburtstag von Jürgen Habermas in der Deutschen Nationalbibliothek

Am Vorabend des 80. Geburtstages des Philosophen Jürgen Habermas, der bis 1994 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main forschte und lehrte, eröffnet die Deutsche Nationalbibliothek am 17. Juni 2009 die Ausstellung „’… die Lava des Gedankens im Fluss’. Jürgen Habermas. Eine Werkschau“. Zur Eröffnung der Ausstellung um 18 Uhr sprechen die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, der Vize-Präsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität Matthias Lutz-Bachmann und Habermas\‘ Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz. Der Filmemacher, Medienwissenschaftler und Schriftsteller Prof. Alexander Kluge trägt den \“Glückwunsch eines Freundes\“ vor und Jürgen Habermas selbst hält eine Ansprache.

Die Ausstellung veranstalten das Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung an der Goethe-Universität, dessen Leiter Wolfgang Schopf die Ausstellung kuratiert hat, und die Deutsche Nationalbibliothek. Gezeigt werden zudem Quellen aus dem Suhrkamp Verlag, dem Universitätsarchiv Frankfurt, der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, dem Archiv des Instituts für Sozialforschung und dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main. Die Veranstalter danken für die Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main, der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität und des Suhrkamp Verlags.

Jürgen Habermas veröffentliche 1986 mit Blick auf Heinrich Heine einen Aufsatz über »die Rolle des Intellektuellen in Deutschland«. Anläßlich seines 80. Geburtstags nähert sich die Ausstellung dem eigenen Beitrag von Habermas zum intellektuellen Diskurs seiner Zeit an. Diese Werkgeschichte beginnt 1954, dem Jahr der Dissertation, und führt bis in die lebendige Gegenwart seines wissenschaftlichen Schaffens und publizistischen Wirkens. Die Entstehung und Aufnahme der Bücher von Jürgen Habermas illustrieren Arbeitskorrespondenzen, Manuskriptteile oder Rezensionen. Entlang einzelner »Stichworte« weist die Ausstellung auf exemplarische Schwerpunkte in der Arbeit des Philosophen und Soziologen hin, etwa auf die Bildung und Vermittlung kritischer Gesellschaftstheorie, auf deren Wirkung unter den Studierenden, auf das Verhalten des Intellektuellen in Zeiten des Umbruchs wie 1968.

Mit alldem agiert Habermas als »öffentlicher Sprecher«, zudem als Theoretiker und Praktiker »kommunikativen Handelns«, weshalb seiner Publizistik eine eigene Ausstellungsstation gewidmet ist. Sie fordert, mit Faksimiles der meisten seiner in sechs Jahrzehnten erschienen Aufsätzen und Essays, zum Wichtigsten auf: zum Lesen. Studierende mehrerer Generationen gehören zu seinen engagierten Lesern. Das Lebenswerk des Hochschullehrers Jürgen Habermas steht genauso im Zentrum der Ausstellung, die bis zum 8. Juli 2009 besichtigt werden kann, wie das des Weltautors, dessen Schriften bislang in 33 Sprachen übersetzt wurden.

Zum 80. Geburtstag des renommierten Frankfurter Philosophen erscheint auch das Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ 2/2009 mit einem ausführlichen Beitrag zu seiner Person und verschiedenen Artikeln, die dokumentieren, wie präsent Habermas’ Philosophie in der aktuellen Forschung der Goethe-Universität ist. Die Ausgabe, die am 16. Juni 2009 gedruckt vorliegen wird, kann bereits im Internet abgerufen werden.

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Quelle: Pressemitteilung Uni Frankfurt, 9.6.2009; Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung; Ausstellungen Deutsche Nationalbibliothek