Gründerin des Soester Islam-Archivs verstorben

Die Gründerin des Zentralinstituts Islam-Archiv Deutschland, Amina Abdullah Bednorz, ist tot. Die 83-Jährige sei nach langer schwerer Krankheit am 26.7.2008 in Soest gestorben, teilte das Islam-Archiv am Sonntag mit. Abdullah werde am Dienstag auf dem muslimischen Gräberfeld in Hamm-Pelkum beigesetzt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Journalisten Muhammad Salim Abdullah, hatte sie im Auftrag des Islamischen Weltkongresses 1961 das in den zwanziger Jahren in Berlin gegründete Islam-Institut wiederbegründet. Seit 1982 befindet sich die Einrichtung in Soest. Auf Abdullahs Initiative hin seien ein Verlag, ein Hilfswerk und eine Akademie hinzugekommen, hieß es. Außerdem stiftete Amina Abdullah den Mohammad-Nafi-Tschelebi-Friedenspreis zur Förderung des Dialogs zwischen den Religionen. Das Islam-Archiv Deutschland ist nach eigenen Angaben die älteste islamische Einrichtung im deutschsprachigen Raum. Es begleitet die muslimische Minderheit in Deutschland durch Statistiken und regelmäßige Umfragen. Außerdem setzt es sich für einen Dialog zwischen den Religionen und Völkerverständigung ein.

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Quelle: News Evangelische Kirche im Rheinland, 27.7.2008

Gedächtnis des Kreises Warendorf bleibt erhalten

Vor dem schleichenden Zerfall gerettet wurden Dokumente des Kreisarchivs Warendorf, die entsäuert worden sind. Damit wertvolle alte Unterlagen nicht für immer verloren gehen, hat der Kreis Warendorf den Kampf gegen die schleichende Zersetzung aufgenommen. Im Kreisarchiv Warendorf sind nach fast einjähriger Bearbeitungszeit jetzt die ersten entsäuerten Akten wieder eingetroffen. Der Kreis Warendorf sowie die kreisangehörigen Städte und Gemeinden haben in ihren Haushalten für die Jahre ab 2007 große Summen für die Entsäuerung von Archivgut vorgesehen. Mit dem Programm wird dem Verfalls- und Zersetzungsprozess von säurehaltigem Papier entgegengewirkt. Dies ist der sicherste Weg, den langsam aber sicher fortschreitenden Zerfall von Archivalien aufzuhalten. 

Als „Gedächtnis des Kreises, seiner Städte und Gemeinden“ bezeichnet Landrat Dr. Olaf Gericke das Kreisarchiv. „Wenn es uns nicht gelingt, die Bestände unseres Archivs vor dem Zerfall zu bewahren, ist die geschichtliche Überlieferung im Kreis Warendorf unwiederbringlich verloren“, begründet Gericke bei der Anlieferung der ersten restaurierten Akten im Kreishaus den Einsatz. „Es freut mich, dass es uns gelungen ist, auch die Städte und Gemeinden für das Problem zu sensibilisieren. Die Kommunen beteiligen sich ohne Ausnahme an dem Projekt zur Massenentsäuerung.“ Gericke weist darauf hin, dass es weder Kreis noch Kommunen möglich gewesen wäre, die notwendigen Maßnahmen ohne die Unterstützung des Landes durchzuführen: „In einem auf vier Jahre angelegten Projekt unterstützt das Land NRW die Entsäuerung mit einem 70prozentigen Zuschuss zu den Gesamtkosten, so der Landrat. Das ist wichtig – denn schließlich kostet die Entsäuerung eines einzigen Blattes 20 Cent. Ein Blick auf die ersten von insgesamt 121 Kartons mit restaurierten Akten, die im Kreisarchiv eingetroffen sind, lässt erahnen: Damit zigtausende von Seiten aus Archivbeständen der Nachwelt erhalten bleiben, mussten das Land und der Kreis tief in die Tasche greifen. 

Dr. Mark Steinert, Leiter des Kreisarchivs Warendorf, erläutert das Problem des „sauren Papiers“: „Säurehaltiges Papier kam – und kommt – in der Verwaltung seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz und löste das traditionelle, teurere, aber säurefreie Hadernpapier ab. In dem Papier laufen chemische Prozesse ab, die mit der Zeit zur Zersetzung der Seiten führen.“ Aber auch bei „saurem“ Papier gebe es große Qualitätsunterschiede. Besonders schlecht sei das Papier aus den Zeiten wirtschaftlicher Not und politisch-gesellschaftlicher Umbrüche wie den Jahren des Ersten Weltkriegs, der letzten Jahre der Weimarer Republik, des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, erläutert der Kreisarchivar. Der Zerfall von Papier aus der Zeit zwischen 1915 und 1950 sei heute bereits weiter fortgeschritten als der von Papier aus dem 19. Jahrhundert. Das Projekt der Landesregierung sei genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, denn es habe dringender Handlungsbedarf bestanden, erläutert Dr. Steinert. Zumal gerade die Überlieferung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Forschung von besonderem Interesse sei. Am Beispiel einer Akte aus dem Jahr 1945 demonstriert der Archivar die Folgen des Zersetzungsprozesses: „Wenn sie diese Seite nur umblättern, reißt sie ein; wenn sie nicht aufpassen, haben sie gleich die halbe Seite in der Hand.“ 

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Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
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Quelle: Pressemitteilung Kreis Warendorf, 21.7.2008

Sommerführungen durch das Staatsarchiv Sigmaringen

Auch in diesem Jahr 2008 finden jeden Montag in den Sommerferien die beliebten Führungen durch das im Prinzenbau untergebrachte Staatsarchiv Sigmaringen statt. Der Prinzenbau, der das Stadtbild von Sigmaringen entscheidend mitbestimmt, stellt sich mit seinen historischen Räumen aus dem 19. Jahrhundert vor, die immer noch einen Einblick in die zeitgenössische Wohnkultur der Fürstlichen Familie Hohenzollern ermöglichen. Vor allem Fürst Leopold und seine Gemahlin Antonia prägten das Erscheinungsbild des Palais. Neben den Schauräumen (Gartensaal, Spiegelsaal, Schwarzer Saal, Kapelle) entführen uns historische Dokumente in längst vergangene Zeiten, die mit der Gegenwart mehr zu tun haben, als uns oft bewusst ist. So ist beispielsweise die Rheinbundakte von 1806 mit der Schaffung der damaligen deutschen Mittelstaaten mitverantwortlich für die heutige Bundesländereinteilung. Insgesamt verwahrt das Staatsarchiv Sigmaringen über 18 km Unterlagen von historischem Wert für die Nachwelt. Nicht alle, aber einige davon werden zu sehen sein, wie beispielsweise Königsurkunden, handkolorierte Karten und Fotos zur südwestdeutschen Geschichte. 

Schließlich erzählen Archivare über ihre Tätigkeit, die stets ein spannendes Vis-à-vis mit der Vergangenheit bereit hält, und auch Besuchern Türen öffnen kann für eine lebendige Begegnung mit – vielleicht sogar der eigenen – Geschichte.

Damit auch unsere Kinder und Enkelkinder noch die Möglichkeit haben, Geschichte anhand von Originaldokumenten zu erfahren, werden im Staatsarchiv moderne Methoden angewandt, das was ihm anvertraut ist, zu bewahren, zu erhalten und wenn nötig zu restaurieren. Einen kleinen Einblick darüber, was möglich und was nötig ist, gewährt die Restaurierungswerkstatt des Staatsarchivs. Treffpunkt für die Führungen ist die Eingangshalle des Staatsarchivs. Die Führungen finden statt montags, den 28.7. 2008, den 4.8.2008, den 11.8 2008, den 18.8.2008, den 25.8.2008 und den 1.9.2008, jeweils von 11 Uhr bis ca. 12.30 Uhr. 

Kontakt
Staatsarchiv Sigmaringen
Karlstraße 1+3
72488 Sigmaringen
Tel.: 07571 / 101 – 551
Fax: 07571 / 101 – 552
stasigmaringen@la-bw.de 

Quelle: Aktuelles Staatsarchiv Sigmaringen.

Geschichte(n) aus dem Stadtarchiv Münster

„Voraussichtliche Witterung am 1. August 1908: heiter, warm, Gewitterluft\“. So steht es nicht im Hundertjährigen Kalender, sondern im Münsterischen Anzeiger. Zuvor allerdings hatten orkanartige Stürme großen Schäden in Stadt und Region angerichtet. Wer genau wissen möchte, wie das Wetter vor 100 Jahren in Münster war, was die Kartoffeln und das Brot kosteten, womit sich die Menschen in jenem heißen Sommer beschäftigt haben, kann das im Stadtarchiv Münster erfahren. Am Mittwoch, 30. Juli 2008, lädt das Archiv zu einem Blick hinter seine Kulissen ein. Beginn ist um 18 Uhr, An den Speichern 8. Viele tausend Dokumente aus vergangenen Jahrhunderten werden im Stadtarchiv in klimatisierten Magazinen aufbewahrt und warten darauf, ihre Geschichten erzählen zu können. 

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 01
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Münster, 25.7.2008

Archivleiterwechsel im Stadtarchiv Lingen

Dr. Ludwig Remling, der seit 1985 das Stadtarchiv Lingen leitete, ist kürzlich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. Sein Nachfolger, Dr. Stephan Schwenke, übernahm die Leitung des Stadtarchivs Lingen am 26. Mai 2008. Das Archiv ist außer der Stadt Lingen zuständig für die eingemeindeten Ortsteile Altenlingen, Baccum, Biene, Bramsche, Brockhausen, Brögbern, Clusorth-Bramhar, Darme, Estringen, Holthausen, Hüvede-Sommeringen, Laxten, Münnigbüren, Mundersum, Ramsel, Schepsdorf, Wesel und Wachendorf. Die ältesten Urkunden stammen aus dem 15. Jahrhundert, die jüngsten aus dem 18. Jahrhundert. Des Weiteren gehören zum Archivbestand 10.000 Akten ab dem 16. Jahrhundert, 20.000 Fotos und Dias, 500 Karten und Pläne, 800 Broschüren der Kleinschriftensammlung, 7 Deposita, 12 Nachlässe sowie ca. 500 Zeitungsbände mit dem Lingener Volksboten (1869-1936 und 1949-1967), dem Lingener Wochenblatt/Kreisblatt (1835-1937) und der Lingener Tagespost (ab 1946). Außerdem steht eine Bibliothek mit knapp 2.000 Bänden zur Verfügung. 

Wer möchte, kann die Bestände des Stadtarchivs auch online recherchieren. Ein weiteres Angebot des Stadtarchivs Lingen besteht darin, dass nach Voranmeldung auch Führungen für Gruppen oder Schulklassen durchgeführt werden. Die Teilnehmerzahl sollte jedoch 20 Personen nicht übersteigen. Nach einer kurzen Einführung in Aufgaben und Arbeitsweisen des Stadtarchivs werden die wichtigsten Bestände des Stadtarchivs vorgestellt und ihre Lagerung im Magazin gezeigt. Den Abschluss bildet normalerweise ein Dia-Vortrag mit alten Lingener Ansichten. Die Dauer einer Führung beträgt eine Stunde, bei ausführlicher Diskussion des Dia-Vortrags auch bis zu 90 Minuten. Das Stadtarchiv unterstützt außerdem im Rahmen seiner Möglichkeiten alle Forschungsvorhaben zur Lingener Geschichte und veröffentlicht zudem regelmäßig die Ergebnisse seiner eigenen Forschungen.

Kontakt
Stadtarchiv Lingen
(im Obergeschoss der Stadt- und Hochschulbibliothek)
Dr. Stephan Schwenke
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 9167 – 111
Fax: 0591 / 9167 – 140
s.schwenke@stadtarchiv-lingen.de

Quelle: Bestände Stadtarchiv Lingen.

Einbruch ins Stadtarchiv Löhne

Am vergangenen Wochenende (19./20. Juli 2008) haben Einbrecher das Stadtarchiv Löhne als lohnendes Ziel ausgemacht. Aufmerksam geworden war man am Montagmorgen auf den Einbruch, als die eingeschlagene Scheibe im Untergeschoss des Rathauses entdeckt wurde. Im Archiv selbst traten die Täter Glastüren ein und verwüsteten das Archiv. Da sich bei dieser Aktion einer der Eindringlinge verletzt hat, hofft die Polizei nun, dass sie die vorhandene Blutspur zu einem der Täter führen wird. Archivleiter Joachim Kuschke unterbrach seinen Urlaub, um sich vor Ort einen Überblick über den entstandenen Schaden zu verschaffen. Er war anschließend sehr erleichtert darüber, dass keine der wertvollen Archivalien verschwunden sind und auch nicht der komplette Archivbestand durcheinander gebracht worden ist. Entwendet wurden allerdings Bildschirme, Arbeitsspeicher und Festplatten von drei PCs. Da sämtliche Daten jedoch auf einem zentralen Server gespeichert werden, sind zumindest keine wertvollen Daten verloren gegangen, sondern nur das auf der Festplatte von Joachim Kuschkes Computer gespeicherte Archivprogramm.

Kontakt
Stadtarchiv Löhne
Oeynhausener Str.41
32584 Löhne
Tel.: 05732 / 100 – 317
Fax: 05732 / 100 – 309
j.kuschke@loehne.de

Quelle: Martin Fröhlich, NW, 23.7.2008

VdA-Arbeitskreis zu den »Überlieferungen der neuen sozialen Bewegungen«

Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. informiert darüber, dass sich ein neuer Arbeitskreis des Berufs- und Fachverbandes konstituieren wird. Der Arbeitskreis wird sich mit den "Überlieferungen der neuen sozialen Bewegungen" beschäftigen. Er wird derzeit von Archiven der neuen sozialen Bewegungen und VdA-Vorstandsmitgliedern vorbereitet.

In einer aktuellen Verbandsmitteilung legt der VdA-Vorsitzende Prof. Dr. Robert Kretzschmar die Hintergründe der Arbeitskreisgründung näher dar: "Die aktuelle Erinnerung an die Entwicklungen und Phänomene, die mit dem Jahr 1968 verbunden sind, hat erneut in das Bewusstsein gerufen, welche Bedeutung den Überlieferungen der neuen sozialen Bewegungen zukommt. Im gesellschaftlichen Engagement, wie es sich z.B. auch in der Anti-AKW-Bewegung, der Frauenbewegung, der Friedensbewegung und oppositionellen Gruppierungen in Ost und West entwickelt hat, spiegeln sich wichtige politische und soziale Prozesse, die für die Geschichte der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik prägend waren und sind. Die Strategien einer Institutionen übergreifenden Überlieferungsbildung, die das Ziel verfolgt, die Gesellschaft möglichst breit und vielfältig zu dokumentieren, müssen darauf ausgerichtet sein, die Überlieferungen der neuen sozialen Bewegungen dauerhaft zu sichern und zugänglich zu machen."

Kontakt:
Prof. Dr. Robert Kretzschmar
VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Wörthstraße 3
36037 Fulda 
www.vda.archiv.net

Stadt Witten pflegt aktive Erinnerungskultur

„Gut ist aber zu wissen, dass es in Witten eine aktive Erinnerungskultur gibt und junge Menschen an der Geschichte des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung interessiert sind.“ Mit diesen Sätzen verabschiedet sich der in Sydney lebende Dr. John Albert Roberts nach seinem Besuch am 18.7.2008 in Witten. Vor 25 Jahren war er das erste Mal mit seiner Familie in Witten, um im Stadtteil Annen das Wohn- und Geburtshaus seines Vaters Heinz-Albert Rosenthal und das Kaufhaus „Gebrüder Rosenthal“ seiner Großeltern Siegmund und Elise Rosenthal in der Bebelstraße zu besichtigen. Der 64jährige Australier ist praktischer Arzt und Psychiater, mit einer Schweizerin verheiratet und Vater von fünf Kindern. Begleitet wurde er von Georg Meirik und Gerda-Marie Möller aus Reken, die ihn bei der Suche nach den Wurzeln seiner Familiengeschichte schon seit Jahren unterstützen. 

Der Besuch in der Ruhrstadt begann im Stadtarchiv Witten. John Albert Roberts konnte dort Dokumente zur Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde Annens ebenso einsehen wie Personenstandsverzeichnisse aus dem 19. Jahrhundert mit den Namen der Menschen, die damals in den Häusern Bebelstraße 7 und 9 lebten. Auch interessierten ihn die Forschungsergebnisse von Dr. Martina Kliner-Fruck, die in dem Gedenkbuch der Stadt Witten „Vergessen kann man das nicht“ 1991 veröffentlicht wurden. Mehr als 20 Verfolgungsschicksale der Rosenthals aus Annen und Stockum sind darin dokumentiert. Die Gewerbesteuer-Akte der Gebrüder Rosenthal aus den 1920er Jahren faszinierte ihn besonders. 

Nach dem Archivbesuch ging es am Freitag auf eine kleine Exkursion: In der Bebelstraße findet Dr. Roberts in einem Hinterhof das Gebäude, in dem das Geflügel für die „Rosenthal-Betten“ entfedert wurde. Traurig blickt er auf das ehemalige Kaufhaus Rosenthal, von dem er sich gewünscht hätte, es wäre besser erhalten und stände unter Denkmalschutz. Als er in dem einen oder anderen Geschäft erzählt, er sei der Enkel von Siegmund Rosenthal, wird er freundlich empfangen. „Mein Großvater war sehr beliebt, sehr deutsch-national“, erinnert sich John Albert Roberts. Er und Martina Kliner-Fruck diskutieren über die Ereignisse in der Reichspogromnacht 1938. In der Nacht zum 10. November wurden Siegmund und Elise Rosenthal sehr schwer von SS-Leuten misshandelt. Zu diesem Zeitpunkt war Heinz Rosenthal, Dr. Roberts Vater, bereits nach Australien geflüchtet. Siegmund Rosenthal hatte kein Verständnis dafür, warf seinem Sohn „Verrat am deutschen Vaterland“ vor. Nach der so genannten Kristallnacht und den Misshandlungen, von denen den Eheleuten schwere körperlichen Folgen blieben, schrieb Siegmund Rosenthal seinem Sohn nach Sydney – wegen der Zensur verschlüsselt – , sie hätten einen schweren Autounfall gehabt. Er möge sie nach Australien holen. 

John Albert Roberts besucht auch den jüdischen Friedhof in Annen. Seit seinem letzten Besuch weiß er, dass in der Nazi-Zeit alle Grabsteine zerstört und entfernt wurden und er erinnert sich an einen Gedenkstein. Überrascht ist er, auf einem zweiten Gedenkstein die Namen der ehemals auf dem Friedhof Bestatteten Jüdinnen und Juden zu finden – darunter ist auch der Name seines Urgroßvaters Isaak Rosenthal. „Wir konnten die Namen aus überlieferten Friedhofsunterlagen recherchieren“, berichtet die Leiterin des Stadtarchivs. „1992 hat dann der Rat der Stadt Witten die Errichtung des zweiten Gedenksteins entschieden. Ein Jahr später entstand dann das ‚Synagogendenkmal’ an der Ecke Breite Straße / Synagogenstraße.“ 

Kontakt
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Tel.: 02302 / 581 – 2415
Fax: 02302 / 581 – 2497
stadtarchiv@stadt-witten.de 

Quelle: Pressemitteilung Universitätsstadt Witten, 21.7.2008

Bundesarchiv strebt langfristige Sicherung des deutschen Filmerbes an

Zur Sicherung des deutschen Filmerbes hält das Bundesarchiv die vollständige Erfassung aller in Deutschland produzierten Filme und die möglichst zeitnahe Abgabe einer Belegkopie an das Archiv für erforderlich. „Wir brauchen eine gesetzliche Regelung ähnlich wie bei Büchern, um Filme von bleibendem Wert langfristig sichern und dokumentieren zu können. Derzeit sind viele Filme, die aufgrund ihrer künstlerischen, mediengeschichtlichen oder historischen Bedeutung bleibenden Wert haben, gefährdet, weil ihre Erhaltung dem Zufall überlassen bleibt\“, so Prof. Dr. Hartmut Weber, der Präsident des Bundesarchivs am 2. Juni 2008.

Einer Untersuchung des Kinematheksverbundes zufolge gelangten von den 1995 produzierten Spielfilmen nur etwa 37% ins Bundesarchiv, weitere 10% wurden von einer der anderen größeren deutschen Einrichtungen gesammelt. Um zu erkunden, wie mit Unterstützung der Filmproduzenten die Sicherung des deutschen Filmerbes verbessert werden kann, hatte das Bundesarchiv im Sommer 2007 eine Umfrage gestartet. Mit Hilfe der Produzentenverbände, insbesondere der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm und der Arbeitsgemeinschaft Kurzfilm, waren unter dem Motto „Vier Minuten für das deutsche Filmerbe\“ weit über 1 000 Filmproduzenten angeschrieben oder angemailt worden. Rund 200 schickten den Fragebogen ausgefüllt zurück.

Die überwiegende Mehrheit dieser deutschen Filmproduzenten hält die Institution eines zentralen Filmarchivs für sinnvoll. Die Dienstleistungen der Abteilung Filmarchiv des Bundesarchivs schätzen 93% insgesamt als gut ein, insbesondere die Filmlagerungsbedingungen und die filmfachliche Kompetenz. 77% der Befragten befürworten eine Pflichtregistrierung von Filmen, 60% die Pflichtabgabe einer Belegkopie an das Bundesarchiv, wenn diese bezuschusst wird. „Wir sehen das Umfrageergebnis als eine grundsätzliche Zustimmung zu unseren Bemühungen, das deutsche Filmerbe langfristig zu sichern. Die Einlagerung von Filmen ist für die Produzenten kostenfrei. Filmarchivierung nützt der Kultur und der Filmwirtschaft. Eine frühe Archivierung der Filme sichert nicht nur das reichhaltige deutsche Filmerbe, sondern hilft auch spätere Restaurierungskosten zu sparen\“, so Karl Griep der Leiter der Abteilung Filmarchiv im Bundesarchiv.

Kontakt
Bundesarchiv-Filmarchiv
Karl Griep
Fehrbelliner Platz 3
10707 Berlin
Tel.: 03018 / 7770 – 900
Fax: 03018 / 7770 – 999 
k.griep@barch.bund.de
filmarchiv@barch.bund.de

Quelle: Pressemitteilung Bundesarchiv, 2.6.2008

Kolloquium »Lebenswelten« in der Nachkriegszeit (1945-1970)

Mit dem Kolloquium »\“Lebenswelten\“ in der Nachkriegszeit (1945-1970)«, das sich an HistorikerInnen wie ArchivarInnen gleichermaßen wendet, setzt das Landesarchiv Baden-Württemberg den Dialog zwischen Archiven und Forschung fort: Quellenlagen wirken sich auf Forschungsmöglichkeiten aus – Forschungsfragen wiederum bedingen entsprechende Überlieferungsentscheidungen.

Tagungsprogramm:

10.15 Uhr 
Prof. Dr. Robert Kretzschmar,
Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg
Begrüßung

10.30 – 11.00 Uhr 
Prof. Dr. Edgar Wolfrum, Universität Heidelberg
Lebenswelten und Wertewandel in der Nachkriegszeit
Forschungsüberblick – Tendenzen

11.20 – 11.40 Uhr 
Dr. Volker Steck, Stadtarchiv Karlsruhe
Änderungen des Freizeitverhaltens: Der Wandel im Sport – kommunale und private Quellen –

12.00 – 13.15 Uhr Mittagspause
[12.45-13.05 Uhr Teilnahmemöglichkeit 20 min Führung durch Gedenkstätte]

13.15 – 13.35 Uhr 
Dr. Walter Rummel, Landesarchiv Speyer
Abweichendes Verhalten, Ordnungswidrigkeiten und Strafen – Quellen aus Polizei und Justiz –

13.55 – 14.15 Uhr 
Prof. Dr. Werner Moritz, Universitätsarchiv Heidelberg Universitätsfeiern
– Quellen der Universität –

14.35 – 15.00 Uhr Kaffeepause

15.20 – 15.40 Uhr 
Konstantin Huber / Dr. Karl J. Maier, Kreisarchiv des Enzkreises
Neue Heimat für Millionen (Flüchtlinge, Heimatvertriebene, Gastarbeiter) – Quellen der Kreis- und Gemeindeverwaltungen –

15.40 – 16.00 Uhr 
Dipl. oec. Jutta Hanitsch, Stiftung Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg
Die ökonomische Prägung von Lebenswelten – Quellen im Wirtschaftsarchiv –

16.20 – 17.00 Uhr Abschlussdiskussion
[17.00-17.20 Uhr Teilnahmemöglichkeit 20 min Führung durch Gedenkstätte]

Info (Vorankündigung):
\“Lebenswelten\“ in der Nachkriegszeit (1945-1970). Quellenlage und Auswertungsmöglichkeiten
Kolloquium des Landesarchivs Baden-Württemberg und der Universität Heidelberg – Historisches Seminar
Termin: 7. November 2008
Ort: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg

Anmeldungen sind ab sofort möglich unter landesarchiv@la-bw.de.