50 Jahre Leibniz-Forschungsstelle an der WWU Münster

50 Jahre Leibniz-Forschungsstelle an der WWU Münster

Die Leibniz-Forschungsstelle der Westfälischen Wilhelms-Universität wird 50 Jahre alt. Seit einem halben Jahrhundert werden in Münster in chronologischer Folge die philosophischen Schriften und Briefe von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) im Rahmen der zu Anfang des letzten Jahrhunderts begründeten historisch-kritischen Leibniz-Akademieausgabe herausgegeben. Die münstersche Forschungsstelle erschließt damit neben drei weiteren Arbeitsstellen in Hannover, Potsdam und Berlin einen der größten Nachlässe der Geistesgeschichte.

Der glückliche Umstand, dass fast der gesamte handschriftliche Nachlass von Leibniz erhalten geblieben ist, macht es möglich, die Gedanken des Universalgelehrten bis zu ihrer Entstehung zu verfolgen. Für Prof. Dr. Martin Schneider wird damit die Arbeit an der Edition aber auch zu einer \“besonders mühsamen und akribischen Aufgabe\“, die den Wissenschaftlern neben Sprachkompetenz auch \“detektivische Fähigkeiten\“ bei der Texterstellung der überwiegend in Latein und Französisch geschriebenen Texte abverlange.

Insgesamt sind bisher acht, teilweise über 1000 Seiten starke Bände erschienen, eine beachtliche Leistung angesichts der schwierigen Aufgabe und der begrenzten Zahl von zur Zeit drei wissenschaftlichen Mitarbeitern. Sieben der acht vorliegenden Bände enthalten die philosophischen Schriften von 1663 bis 1690 sowie im Vorgriff eine wichtige, sich mit Locke auseinander setzende Schrift aus den Jahren 1703 bis 1705. Rechtzeitig zum Jubiläum ist ein weiterer Band erschienen, die Neuauflage des bislang einzigen Briefbandes der philosophischen Korrespondenz von Leibniz aus den Jahren 1663 bis 1685. Dieser Band, dessen erste Auflage 1926 als reine Textausgabe erschienen war, liegt nun in erweiterter und vollständig neu bearbeiteter Auflage vor und erfüllt alle wissenschaftlichen Ansprüche.

Gerade dieser Briefband ist für Prof. Schneider von besonderem Interesse, \“weil hier der junge Leibniz – der am Ende seines Lebens auf 15.000 Briefe mit 1.100 Briefpartnern zurückblicken kann – die ersten Beziehungen zu berühmten Persönlichkeiten seiner Zeit knüpft\“. Auch der sich zeitlich anschließende zweite Briefband über die Korrespondenz zwischen 1686 und 1694 soll noch im laufenden Jubiläumsjahr abgeschlossen werden. Dieser Band wird unter anderem den wichtigen Briefwechsel von Leibniz mit dem Theologen Arnauld über seine \“Metaphysische Abhandlung\“ führte.

2006 verspricht damit ein besonders erfolgreiches Jahr in der Geschichte der Leibniz-Forschungsstelle in Münster zu werden, die 1956 von Prof. Dr. Erich Hochstetter als Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität gegründet wurde. Nach Hochstetters Tod übernahm Prof. Dr. Heinrich Schepers 1969 die Leitung und behielt sie auch nach seiner Pensionierung im Jahr 1990 kommissarisch bis 1997, als Prof. Dr. Thomas Leinkauf ihm nachfolgte und Prof. Dr. Martin Schneider die Leitung der Edition übernahm. Das lange Zeit überwiegend aus Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen finanzierte Projekt wurde 1988 als Langzeitvorhaben in das Akademienprogramm aufgenommen und wird seitdem von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen finanziert.

Die Leibniz-Forschungsstelle wird ihr 50jähriges Bestehen am 5. und 6. Oktober in Münster mit einer Festveranstaltung und einem Kolloquium feiern. Dabei wird Prof. Dr. Hans Poser (Berlin) dem langjährigen Leiter Prof. Dr. Heinrich Schepers nachträglich zur Vollendung seines 80. Lebensjahres in einem abendlichen Festvortrag über \“Leibniz\‘ dreifaches Freiheitsproblem\“ die Ehre erweisen.

Link: Leibniz-Forschungsstelle an der WWU Münster

Quelle: Pressestelle der Universität Münster, 26.7.2006

350 Jahre Wittelsbacher Fürstentum Pfalz-Sulzbach

Der Neuburger Hauptvergleich von 1656, mit dem Pfalz-Sulzbach seine Unabhängigkeit von Pfalz-Neuburg erreichte, jährt sich in diesem Jahr zum 350. Mal. Aus diesem Anlass präsentieren das Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg und das Staatsarchiv Amberg noch bis zum 17. September 2006 in der ehemaligen Residenzstadt Sulzbach eine Ausstellung, die anhand einer Vielzahl ausgewählter Exponate die Geschichte des Fürstentums Pfalz-Sulzbach dokumentiert (hier: Plakat zur Ausstellung).

Das Territorium dieses jüngsten wittelsbachischen Fürstentums umfasste das Landgericht mit der Residenzstadt Sulzbach sowie die Ämter Parkstein-Weiden, Floß, Vohenstrauß und Pleystein. Unter dem bedeutendsten Sulzbacher Pfalzgrafen Christian August (1645-1708) entwickelte sich die Residenz, geprägt vom religiösen Toleranzgedanken des Fürsten, zu einem europäischen Geisteszentrum. Sein Kanzler Christian Knorr von Rosenroth, Dichter des noch heute gesungenen Kirchenliedes \“Morgenglanz der Ewigkeit\“ übersetzte zahlreiche frühaufklärerische Werke in das Deutsche und edierte die hebräische \“Kabbala Denudata\“. Knorr von Rosenroth wurde von dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz beeinflusst, der einige Tage in Sulzbach weilte. Die Ansiedlung von Juden im Jahr 1666 und die Privilegierung von Druckereibetrieben ließen das Fürstentum zu einem europaweit beachteten Druckort vor allem auch für hebräische Druckwerke in Erscheinung treten. 

Das Simultaneum im Fürstentum Pfalz-Sulzbach – die Gleichberechtigung der katholischen und protestantischen Konfession – war bei seiner Einführung 1652, kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, in seiner Ausprägung einzigartig. Damit waren die Untertanen nicht mehr gezwungen, dem Konfessionswechsel des Landesherrn zu folgen. Karl Theodor (1733-1799), der letzte Wittelsbacher aus der Pfalz-Sulzbacher Linie, trat 1742 die Regierung in der Kurpfalz und den Herzogtümern Jülich und Berg an. 1777 erbte er das Kurfürstentum Bayern. Insgesamt vereinigte er damit sieben Länder unter seiner Herrschaft.

Die Ausstellung in Sulzbach-Rosenberg wird an zwei Orten gezeigt: In der Klosterkaserne beim Schloss Sulzbach (Außenstelle Staatsarchiv Amberg, Luitpoldplatz 13) werden die Herrschafts- und Territorialgeschichte, die Pfalzgrafen und das Land, über das sie herrschten, präsentiert. Das Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg zeigt das Leben im barocken Fürstentum: Wie lebten Fürst und Familie in der Residenz, wie die Untertanen in den Städten und Dörfern? Wie prägten Religion, Kunst und Kultur, Handel und Handwerk das Land?

Neben Original-Portraits der Sulzbacher Pfalzgrafen mit Leihgaben aus München, Heidelberg und Mannheim, wird erstmalig in dieser Dichte eine Sammlung von ca. 30 Sulzbacher Fayencen gezeigt. Außerdem konnten zwei Kelche und eine Thorarolle aus der Sulzbacher Synagoge in den USA ausfindig gemacht und für die Ausstellung gewonnen werden. Begleitend zur Ausstellung wird ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Exkursionen, Vorträgen und Konzerten angeboten. Ein Aufsatzband mit ausführlichem Katalogteil ist in Vorbereitung.

Kontakt:
Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg
Neustadt 14-16
92237 Sulzbach-Rosenberg
Tel. 09661/510-131
Fax 09661/811-000
stadtmuseum.sulzbach-rosenberg@asamnet.de

Staatsarchiv Amberg
Archivstr. 3
92224 Amberg
Tel. 09621/307-270
Fax 09621/307-288
poststelle@staam.bayern.de 

Der deutsche Beitrag zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrhundert

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges lebten ca. 5000 europäische Christen im Heiligen Land, davon stammte über die Hälfte aus Deutschland. Ihr Anteil an der Entwicklung Palästinas im ausgehenden 19. Jahrhundert war dementsprechend bedeutend. Ziel der Ausstellung "Mission Palästina. Der deutsche Beitrag zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrhundert", die bis zum 15. September 2006 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv gezeigt wird, ist es, diesen weithin in Vergessenheit geratenen Beitrag deutscher Christen in seiner Vielfältigkeit bewusst zu machen und anschaulich zu präsentieren. In den einzelnen Teilen der Ausstellung werden zunächst Bevölkerung und Landschaft Palästinas im 19. Jahrhundert vorgestellt, gefolgt von den Anfängen deutscher Missions- und Siedlungstätigkeit (die heute noch im Stadtbild von Haifa oder im \“deutschen Viertel\“ von Jerusalem sichtbar sind). Auch die Erforschung Palästinas durch Deutsche im 19. Jahrhundert wird dokumentiert.

Die Ausstellung wurde noch von dem am 18. Dezember 2002 verstorbenen Historiker Prof. Dr. Dr. h. c. Alex Carmel konzipiert. Carmel, am 17. Juni 1931 in Berlin geboren und als Achtjähriger mit seinen Eltern nach Haifa geflüchtet, hatte im Jahre 1987 an der dortigen Universität das \“Gottlieb-Schumacher-Institut zur Erforschung des christlichen Beitrages zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrhundert\“ gegründet. Die Ausstellung \“Mission Palästina\“, das letzte vollendete Projekt Carmels, wurde zuerst in Haifa gezeigt, dann in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart (10. Oktober – 23. Dezember 2003) und zuletzt unter der Schirmherrschaft des verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau in der Staatsbibliothek zu Berlin (10. Januar – 6. März 2004).

Die Verwirklichung der Wanderausstellung wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Carmel-Stiftung in Stuttgart und weiterer privater Sponsoren, denen auch die jetzige Station in München zu verdanken ist. Nach dem Tod von Prof. Carmel wird die Carmel-Stiftung weiterhin gezielt die Erforschung christlichen Wirkens in Palästina fördern.

Die Ausstellung wird in München ergänzt durch die Präsentation von Luftbildaufnahmen aus den Beständen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs. Die Bilder wurden von der Fliegertruppe der Bayerischen Armee während des Ersten Weltkrieges in Palästina aufgenommen.

Die Ausstellung wurde 17. Juli 2006 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv eröffnet. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Hermann Rumschöttel, dem Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, sprachen Jürgen Prockl, der Vorsitzende der Carmel-Stiftung, und Botschaftsrat Joel Lion von der Botschaft des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland. In die Ausstellung führte Dr. Yaron Perry ein, langjähriger Mitarbeiter von Prof. Dr. Alex Carmel und dessen Nachfolger auf dem Lehrstuhl an der Universität Haifa. Die Eröffnung der Ausstellung nahm schließlich Prof. Dr. H. C. Reinhold Würth, Beiratsvorsitzender der Würth-Gruppe, vor.

Info:
Mission Palästina. Der deutsche Beitrag zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrhundert
Eine Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv
Schönfeldstraße 5, München
18. Juli bis 15. September 2006

Öffnungszeiten der Ausstellung: Montag-Donnerstag 8.00-18.30 Uhr, Freitag 8.00-17.30 Uhr; am 15. August geschlossen.
Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft.

Download:

Neuer Leiter des Staatsarchivs Bamberg

Zum 1. August 2006 löst Dr. Stefan Nöth den langjährigen Leiter des Staatsarchivs Bamberg, Dr. Rainer Hambrecht, im Amt ab. Sechs Jahre lang stand Dr. Hambrecht an der Spitze des Bamberger Staatsarchivs und hat es trotz mancher Schwierigkeiten  nicht nur im organisatorischen und technischen, sondern auch im baulichen und konservatorischen Bereich geschafft, den Charakter eines lebendigen Hauses der Geschichte zu erhalten. 

In einer Feierstunde wurde Dr. Hambrecht am 24. Juli 2006 nach mehr als 30jähriger Tätigkeit im Archivdienst in den Ruhestand  verabschiedet. In seiner Rede betonte der Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, Professor Dr. Hermann Rumschöttel, dass Dr. Hambrecht in den 24 Jahren, in denen er in oberfränkischen Archiven tätig war, deren Erscheinungsbild nachhaltig geprägt habe.

Hambrechts Nachfolger Dr. Nöth, seit August 2000 Leiter des Staatsarchivs Coburg, ist mit den riesigen Beständen des Staatsarchivs Bamberg bestens vertraut, denn von 1997 bis 2000 war er dort bereits stellvertretender Leiter. Auf mehr als 20 Regalkilometern stapeln sich etwa 1,8 Millionen Archivalien. Die bestehende Raumknappheit soll jedoch in naher Zukunft mit einem Magazinneubau beseitigt werden.

Kontakt:
Staatsarchiv Bamberg 
Hainstr. 39 
96047 Bamberg 
Tel. 0951/98622-0, 
Fax 0951/98622-50 
poststelle@staba.bayern.de

Quelle: Harald Rieger, Fränkischer Tag, 25.7.2006

Für wissenschaftsfreundliches Urheberrecht

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) hat an die Bundesregierung appelliert, mit ihren Plänen zur Neufassung des Urheberrechts die freie Entfaltung der Wissensgesellschaft zu fördern und den ungehinderten elektronischen Zugang zu Wissen und Bildung zu garantieren. Nach intensiven Beratungen fordert die GI in einer nun veröffentlichten Stellungnahme deshalb, im Interesse der Zukunftsfähigkeit Deutschlands ein für das Informationszeitalter und die Wissensgesellschaft adäquates Urheberrecht zu entwickeln.

Zurzeit befindet sich ein Regierungsentwurf zum 2. Korb der Urheberrechtsnovelle in der parlamentarischen Beratung, der die elektronischen Nutzungsmöglichkeiten wissenschaftlicher Arbeiten etwa über die Universitätsbibliotheken begrenzen würde. Der Regierungsentwurf sieht unter anderem vor, den öffentlichen Zugriff auf elektronisch vorliegende Wissensbestände einzuschränken und den Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen darüber hinaus die Möglichkeit zu nehmen, urheberrechtlich geschützte Werke einem ausgewählten Nutzerkreis über das Intranet zugänglich zu machen. Ebenso soll die Anfertigung jeglicher Kopien technisch geschützter Inhalte verboten werden. Privatkopien von geschützten digitalen Medien sollen nur dann als legal gelten, wenn sie ohne Umgehung eines Kopierschutzes zustande kommen.

Die GI fordert deshalb eine Reihe von Korrekturen, darunter insbesondere, dass der Zugriff auf elektronische Werke von jedem Rechner eines Hochschul- und Wissenschaftsnetzes auch in Zukunft gestattet sein muss (Entfristung des §52a). Dabei komme es darauf an, diese Regelung nicht nur auf Bibliotheken, Archive und Museen, sondern auf alle Bildungs- und Forschungseinrichtungen anzuwenden. Ebenso sei es unabdingbar, den Bibliotheken den Versand digitaler Kopien unabhängig von Angeboten der Verlage zu gestatten, damit Wissenschaftler und Studierende ortsunabhängig die nötige Literatur weiterhin schnell und kostengünstig erhielten. 

Kontakt:
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)
Ahrstr. 45
53175 Bonn 
Telefon: (0228) 302145
Telefax: (0228) 302167
gs@gi-ev.de
www.gi-ev.de

Quelle: Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), Pressemitteilung, 24.7.2006

Ausstellung über Papst Benedikt XVI. in München

Wenige Wochen bevor Papst Benedikt XVI. vom 9. bis 14. September 2006 seine bayerische Heimat besuchen wird (Link), zeigt eine große Ausstellung in München in Wort, Foto und Film die besondere Beziehung des Heiligen Vaters zu seinem Heimatbistum, der Erzdiözese München und Freising. Hier ist er aufgewachsen. Seine Kindheit und Jugend hat er in Orten des Erzbistums verbracht. In Freising und München hat er Theologie studiert. 1951 wurde er zum Priester geweiht und begann in Freising seine Laufbahn als Hochschullehrer. Von 1977 bis 1982 leitete er als Oberhirte die Erzdiözese München und Freising. 

Die vom Archiv der Erzdiözese München und Freising zusammengestellte Ausstellung in der ehemaligen Karmeliterkirche (Karmeliterstraße 1, nahe dem Promenadeplatz) trägt den Titel „Lebendige Kirche – lebendige Heimat. Joseph Ratzinger und das Erzbistum München und Freising“. In zahlreichen Exponaten wird das Leben und Wirken des Papstes in der Erzdiözese bis in die jüngste Vergangenheit dokumentiert und vorgestellt. Die Ausstellung wurde am 24. Juli durch den Direktor des Archivs, Peter Pfister, präsentiert und von Kardinal Friedrich Wetter offiziell eröffnet. Für die Öffentlichkeit ist die Ausstellung bis zum 24. September täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Die Ausstellungseröffnung wurde bewusst auf den 24. Juli gelegt. Es ist der 30. Todestag von Kardinal Julius Döpfner, der unmittelbarer Vorgänger von Kardinal Ratzinger im Amt des Erzbischofs von München und Freising war. Zur Ausstellung ist auch ein Begleitbuch vorgesehen, das umfangreich über Leben und Wirken des jetzigen Papstes im Erzbistum informiert. Von besonderem Interesse ist auch eine vom Papst selbst autorisierte Zusammenfassung, die aus personenbezogenen Unterlagen aus dem Archiv des Traunsteiner Studienseminars St. Michael mit Daten und Aussagen von Joseph Ratzinger aus dieser Zeit zusammengestellt worden ist. Damit wird das bereits herausgegebene Quellenmaterial über das Erzbischöfliche Studienseminar St. Michael in Traunstein und sein Archiv noch einmal erweitert. Ratzinger besuchte von 1939 bis 1943 das Studienseminar, aus dem seit der Gründung im Jahr 1929 durch Kardinal Michael Faulhaber zahlreiche Priester des Erzbistums hervorgegangen sind.

Quelle: Erzbistum München und Freising, Pressemeldung, 21.7.2006

Archiv des Studienseminars St. Michael in Traunstein historisch aufgearbeitet

Das Traunsteiner Studienseminar, 1929 von Kardinal Michael Faulhaber gegründet,  war besonders im April 2005  – nach der Wahl Josef Ratzingers zum Papst – in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Denn Ratzinger war von 1939 bis 1943 im Alter von 12 bis 16 Jahren, Schüler dieses Seminars gewesen. Gemeinsam mit seinem Bruder Georg zählt er somit zu dessen bekanntesten Zöglingen.

Um möglichen Spekulationen – besonders von Seiten britischer und amerikanischer Journalisten –  einer Verstrickung Ratzingers in das Naziregime entgegenzutreten, ordnete Kardinal Friedrich Wetter, Erzbischof von München und Freising an, dass das Archiv des Seminars erschlossen und für die Forschung gesichert werden solle. Das Ergebnis dieser Arbeit ist jetzt als Band 11 der Schriftenreihe des Erzbistums München und Freising, (erschienen im Verlag Schnell und Steiner, Regensburg), der Öffentlichkeit präsentiert worden. Der Historiker Volker Laube hat in seinem 230 Seiten umfassenden Werk das Seminarleben seit der Gründung und insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus ausführlich dargestellt. 

So kann man unter anderem lesen, dass das Nazi-Regime die Schüler verunglimpfte und unter Druck setzte, um sie zum Eintritt in die Hitler Jugend (HJ) zu bewegen. Das stärkste Druckmittel hierbei sollte eine Verknüpfung von ermäßigtem Schulgeld mit dem Eintritt in die HJ im Jahre 1938 sein. Doch auch diese Maßnahme führte zu keinem Erfolg, denn das Erzbistum übernahm die Kosten für die betroffenen Schüler. Nachdem auch mehrere Versuche fehlgeschlagen waren, das Seminar zu schließen, – sie scheiterten am energischen Widerstand Kardinal Faulhabers – ließ erst die Pflichtmitgliedschaft in der HJ im Jahr 1939 den Seminaristen keine andere Wahl. Allerdings war das Seminarleben inzwischen schon weitgehend zum Erliegen gekommen. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde ein Großteil der 135 Seminaristen zur Wehrmacht, zur Luftwaffe und zum Reichsarbeitsdienst einberufen.. Währenddessen wurde das von der Wehrmacht beschlagnahmte Seminar in ein Lazarett umgewandelt.

Wie der Direktor des Archivs der Erzdiözese München und Freising, Peter Pfister, bei der Buchpräsentation am 20. Juli 2006 hervorhob, sei es auf der Grundlage dieser Arbeit nun leichter zu belegen, dass es keine freiwillige Verbindung der Seminaristen zum Nazi-Regime gegeben hat. Ähnlich äußerte sich auch der Direktor des Studienseminars, Thomas Frauenlob, in einem Vorwort zu dem vorgelegten Band. Er betont, dass die Aufarbeitung des Seminararchivs geboten gewesen sei, um „historisch belegbar die Vergangenheit des Seminars zu klären“ und der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung zu stellen. Unmittelbar vor dem Besuch des Papstes in seiner bayerischen Heimat im September dieses Jahres sei durch diese Arbeit die ablehnende Haltung der Seminarleitung und der Schüler gegenüber den Machthabern des Dritten Reiches „zu einer mit Dokumenten belegbaren Tatsache geworden“. 

Und auch Volker Laube hob in Bezug auf Papst Benedikt XVI. hervor, dass dessen Entscheidung zum Priestertum  in einer Zeit weltanschaulicher Polarisierung und auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus getroffen worden sei. Die neu erforschte Geschichte des Traunsteiner Studienseminars ermögliche somit eine gerechtere Beurteilung der persönlichen Haltung Ratzingers in der NS-Zeit. 

Quelle: Erzbistum München und Freising, Pressemeldung, 20.7.2006; Traunsteiner Tagblatt, 21.7.2006

Zwei wertvolle Bücher aus Eutiner Stadtarchiv restauriert

Nach aufwendiger Restaurierung durch den Hamburger Restaurator Michael Dietz können zwei wertvolle Bücher aus dem Stadtarchiv Eutin nun wieder ohne Bedenken zu Forschungszwecken benutzt werden. Bei den beiden handschriftlich verfassten Büchern handelt es sich um das zweite Eutiner Stadtbuch und das Buch der Großen Gilde.

Wie Rainer Millmann, der Leiter des Stadtarchivs Eutin (Ostholstein), betonte, sei vor allem das Stadtbuch für Heimatforscher von Interesse. Denn darin fänden sich genaue Angaben zu Eigentumsverhältnissen und zur Stadtgeschichte von 1579 bis ins Jahr 1707. Dabei kämen sicherlich viele neue Erkenntnisse zutage, denn das Stadtbuch sei bisher noch nicht intensiv erarbeitet worden.  

Noch mehr Rätsel gäbe jedoch das Buch der Großen Gilde auf, deren genaue Funktion noch nicht klar ist. Es stehe lediglich fest, dass sie nicht mit der 1668 gegründeten Schützengilde verwechselt werden dürfe. Stadtarchivar Millmann vermutet, dass die Große Gilde eine ähnliche Funktion wie eine Loge besaß, in der sich einflussreiche Bürger zusammengeschlossen haben. Um 1500 zählte die Gilde bereits 93 sog. Vollbürger als Mitglieder, die sich gegenseitig finanzielle Unterstützung gewährten. Dabei war die Gilde nicht mittellos, sondern verfügte über zahlreiche Immobilien, die ihr von Mitgliedern überlassen wurden. Da es außer der Großen auch eine Kleine Gilde gegeben hat, geht Millmann davon aus, dass sich in dieser Kaufleute, einfache Handwerker und Neubürger zusammengeschlossen hatten. Allerdings fehlen dazu jegliche Quellenangaben

Kontakt:
Stadtarchiv Eutin
Markt 1
23701 Eutin
Telefon 04521/793-245
Telefax 04521/5636

QuellenordClick/Kieler Nachrichten, 22.7.2006

Praxisorientierte Türöffner für die Arbeitswelt

Das neue Veranstaltungsprogramm des Zentrums für Schlüsselqualifikationen (ZfS) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau bietet für die Semesterferien und das Wintersemester 2006/2007 über 90 praxisorientierte Lehrveranstaltungen an. Aus verschiedenen Unternehmen und Einrichtungen, wie DaimlerCrysler, die Badische Zeitung, der SWR und das Erzbischöfliche Archiv Freiburg engagieren sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als Lehrbeauftragte am ZfS und vermitteln Bachelorstudierenden praxisorientierte Schlüsselkompetenzen. So erhalten die Studierenden die Möglichkeit, sich schon während ihres Studiums mit Fragestellungen aus der Arbeitswelt auseinander zu setzen und somit frühzeitig berufsfeldorientierte Kompetenzen zu erwerben, die ihnen den späteren Berufseinstieg erleichtern.

Als zentrale Einrichtung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg entwickelt und organisiert das ZfS Veranstaltungen und Projekte im Bereich \“Berufsfeldorientierte Kompetenzen\“ (BOK). Das Angebot ist kostenlos und offen für alle Studierenden der Universität Freiburg, Bachelor- und Jura-Studierende werden bei der Anmeldung jedoch bevorzugt. Mit dem kommenden Wintersemester überschreitet das ZfS erstmals die magische Schwelle von 2.000 Bachelorstudierenden, die aus einem Angebot von fast 90 Lehrveranstaltungen in den fünf BOK-Bereichen Management, Kommunikation, Medien, EDV und Fremdsprachen frei wählen und somit ihr persönliches Kompetenzprofil schärfen können. Die im letzten Sommersemester neu eingeführten \’Ferienveranstaltungen\‘ wurden zur zeitlichen Entzerrung voller Stundenpläne weiter ausgebaut. Auch der Praxisanteil unter den ZfS-Veranstaltungen steigt weiter. Beispielsweise bieten das Stadtarchiv Freiburg und das Archiv der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Freiburg und dem Erzbischöflichen Archiv mit \“Sisyphos im Staub oder Kulturgutmanager\“ erstmals eine gemeinsame Veranstaltung zur Archivarbeit an.

Neu ist außerdem, dass sich Bachelor-Studierende ab sofort ein freiwilliges Praktikum für den BOK-Bereich anrechnen lassen können. Im Mittelpunkt des neuen Moduls \“Strukturierte und begleitete Praxisphase\“ (SbP) steht ein von den Studierenden selbst organisiertes Praktikum von 4 oder 6 Wochen Dauer, das in einem Auftaktworkshop vor- und in einem Reflexionsworkshop nachbereitet und durch das ZfS begleitet wird. Das Emmendinger Tagebucharchiv stellt als erste Einrichtung speziell auf das SbP-Modul abgestimmte Praktikumsplätze zur Verfügung, weitere Praktikumsstellen vermittelt das Career Center der Uni Freiburg. 

Kontakt:
Isabel Gramer
Zentrum für Schlüsselqualifikationen 
Alte Universität 
Bertoldstr. 17 
Raum 208 
79098 Freiburg i.Br.
Tel.: 0761 – 203 9473 
Fax: 0761 – 203 9472 
isabel.gramer@zfs.uni-freiburg.de 
www.zfs.uni-freiburg.de 

Quelle: idw/uni-protokolle/Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Pressemitteilung, 20.7.2006

Virtuelle Kunstwelten im Datenspeicher

Als erste Einrichtung in diesem Feld dokumentiert die Database for Virtual Art des Zentrums für Bildwissenschaften an der Donau-Universität Krems die rasanten Entwicklungen in der zeitgenössischen Medienkunst. Als heute international umfassendstes Archiv digitaler Kunstwerke konnte sie eine Reihe weiterer Projekte inspirieren, zuletzt das neue Ludwig-Boltzmann-Institut „Medien.Kunst.Forschung“ in Linz.

Obwohl interaktive Installationen digitaler Kunst in den letzten zwei Dekaden auf Ausstellungen und Kunstfestivals großen Publikumszuspruch erhielten und mehr denn je die Theoriedebatte der Kunst der Gegenwart bestimmen, wurde es lange versäumt, diese zeitgenössische Kunstform auch systematisch zu sammeln. Konzepte für den Schutz und eine sachgerechte Aufbewahrung weltweit ausgestellter digitaler Werke fehlen nahezu vollkommen. Dieser Herausforderung hat sich das Pionierprojekt virtualart.at gestellt, das vom deutschen Medienkunstgeschichte-Experten Univ.-Prof. Dr. Oliver Grau entwickelt wurde und seit kurzem am Zentrum für Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems angesiedelt ist. Zur Teilnahme am innovativen Vorhaben konnten viele der bedeutendsten Künstler der Jetztzeit – wie Jeffrey Shaw, Christa Sommerer oder Paul Sermon – gewonnen werden. 

Kern der Datenbank ist ein auf Open-Source-Technologien basierendes, wissenschaftliches Dokumentationssystem, das auf die spezifischen Erfordernisse der Medienkunst zugeschnitten ist und unter anderem im Louvre und der Universität Stanford vorgestellt werden konnte. Waren traditionelle Kunstkonzepte substanziell an einer Objekthaftigkeit des Werks orientiert und harmonierten weitgehend mit statischen Dokumentationsmodellen, so sind Werke der Gegenwartskunst heute etwa instabil, prozessual, flüchtig, multimedial, interaktiv und kontextabhängig. Sie benötigen aufgrund ihrer fundamentalen Andersartigkeit auch einen modifizierten, einen erweiterten Dokumentationsbegriff. Dem trägt zum einen der neu entwickelte Thesaurus Rechnung, die dezentrale Einpflege der Werke, sowie auch die strategische Erweiterung der Datenbank um eine Video-Option, um die prozessuale Natur der interaktiven Arbeiten optimal wiedergeben zu können.

Primäres Ziel der Datenbank ist es, die sprunghafte Entwicklung auf dem Gebiet der digitalen Kunst und ihrer Untergattungen überschaubar zu machen, um einen Beitrag zum Erhalt dieser Kunst zu leisten. Vor Veröffentlichung der Dokumente müssen Künstler stets ihr Einverständnis geben, sodass im Gegensatz zu vielen anderen Projekten keine rechtlichen Probleme entstehen können.

„Wie vielleicht keine Kunst zuvor unterliegt digitale Kunst der Kurzlebigkeit ihrer Speichermedien und dem permanenten Wandel der Betriebssysteme, sodass Arbeiten, die vor nicht einmal zehn Jahren entstanden sind, in der Regel heute nicht mehr gezeigt werden können. Die Datenbank virtualart.at ist daher bedauernswerterweise immer öfter einziges Zeugnis einer vergehenden Kunst, wenn nicht bald und umfassend Anstrengungen zu ihrem Erhalt unternommen werden“, so Datenbank-Initiator Oliver Grau.

Von besonderer Bedeutung ist das entstandene digitale Archiv für die Lehre und Forschung am Zentrum für Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems. Durch Impulse aus Projekten und dem berufsbegleitenden Master-Lehrgang „MediaArtHistories“ kann das Dokumentationstool stetig erweitert und Studierenden, Künstlern und Forschern als wertvolle Ressource zur Verfügung gestellt werden. 

Im Rahmen eines Workshops bei der EVA-Konferenz in Wien (Electronic Information, the Visual Arts and Beyond) am 27. August 2006 wird die Datenbank öffentlich präsentiert. 

Link: www.virtualart.at  

Kontakt:
Univ.- Prof. Dr.habil. Oliver Grau
Department für Angewandte Kulturwissenschaften
Donau-Universität Krems
Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30
A-3500 Krems 
Telefon: +43 (0)2732 893-2542
Fax: +43 (0)2732 893-4550
oliver.grau@donau-uni.ac.at
http://www.donau-uni.ac.at/kultur

Quelle: Donau-Universität Krems Archiv/openPR, Pressemitteilung, 21.7.2006