Mit Leitung des Stadtarchivs Traumjob gefunden

Seit Anfang Oktober 2005 ist die Diplom-Archivarin Anjali Pujari (31) Nachfolgerin des bisherigen Offenbacher Stadtarchivars Hans-Georg Ruppel, der nach 25-jähriger Tätigkeit in den passiven Teil seiner Altersteilzeit überwechselt.

Offenbachs Oberbürgermeister Gerhard Grandke ist dankbar über den bruchlosen Übergang in der Stelle. Wichtig sei den Beteiligten gewesen, dass auch ein Nachfolger Ruppels Zugang zu den Themen habe, die den Offenbachern am Herzen liegen. Mit Anjali Pujari werde auch dieser Wunsch erfüllt.

Studiert hat die gebürtige Groß-Umstädterin Geschichte, Germanistik und Pädagogik in Marburg, Paris und Bonn. Anjali Pujari ist nach einer dreijährigen Ausbildung am Hessischen Staatsarchiv Darmstadt seit September diesen Jahres Diplom-Archivarin. Für sie erfülle sich mit der Stelle ein Traum, sagte Pujari, denn die Vielfalt in der Arbeit, die von Magazinverwaltung und Kistenschleppen über Archivpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zum direkten Kontakt zu den Bürgern reiche, finde man nur in einem Stadtarchiv.

Zu den Aufgaben, die sie in der nächsten Zeit vor sich hat, zählen neben dem Kennenlernen der Offenbacher Geschichte und den Vorbereitungen auf die Ausstellungen zum Mozartjahr 2006 sowie zum Sophie-von-La-Roche-Jahr 2007 auch die Einführung eines Computerprogramms, mit dem alle Archivalien erfasst werden können. Dies soll gemeinsam mit dem Haus der Stadtgeschichte und dessen Leiter Dr. Jürgen Eichenauer geschehen. Umstrukturierungen innerhalb des Archivs werde es sicher geben, es werde aber weiter öffentlich zugänglich bleiben. Auch die drei Stellen, die für das Archiv im Etat stehen, sollen bleiben.

Kontakt:
Haus der Stadtgeschichte – Archiv
Herrnstrasse 61
63065 Offenbach am Main
Telefon: 0 69 / 80 65 – 27 51
Fax: 0 69 / 80 65 – 25 29
stadtarchiv@offenbach.de

Quelle: Claudia Bechthold, Offenbach-Post, 22.10.2005

Die Bestände des Stadtarchivs der Hansestadt Stralsund

\“Das Stralsunder Archiv hat stets einen guten Ruf gehabt\“, heißt es in einem Bericht des Jahres 1882. Wer vermag das zu glauben? Es stehen dem nämlich Aussagen entgegen, die ein anderes Bild ergeben. Da spricht Bartholomäus Sastrow, der als Protonotar für eine geordnete Kanzlei und Archiv sorgte, 1589 davon, \“wat dat vor ein Confusum chaos mit der Schriverie alhir thom Sunde gewesen\“, so daß er \“erst richtig Prothocol geholden\“. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nahmen die Klagen über den Zustand des Archivs noch mehr zu. So heißt es in einem Protokoll vom 11.11.1668, daß \“einige der Cantzleyverwandten […] um die Beschaffenheit des Archivi sich wenig bekümmern noch bei Erheischung behufige Nachrichten daraus geben können\“. Die dänische Regierung als neuer Herr der Stadt, wünschte 1716 archivalische Nachrichten, doch fand man das Archiv \“so in Confusion und Unordnung, daß es nicht schlechter sein könne\“. Wenige Jahre später fiel die Charakterisierung des Archivs so aus: \“nur im Dienst ergraute Beamte können sich darin zurechtfinden.

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Abb: Das Archivgebäude (Foto: Stadtarchiv Stralsund)

Diese Zeiten sind überwunden, schaut man sich das Archiv heute an. Die Liste der im Stadtarchiv bereits bearbeiteten Bestände zeigt, dass der größte Teil des dauerhaft aufzubewahrenden Schriftgutes bearbeitet ist. Mit der Besetzung der Archivdirektorenstelle durch Herbert Ewe 1952 begann die Phase der intensiven Aufarbeitung des Aktenbestandes. Im Vordergrund stand zunächst der Zeitraum bis 1945. Aufgebaut wurde auch die zeitgeschichtliche Dokumentation. Vor allem handelte es sich hierbei um die Fotosammlung. Heute gehören mehr als 28.000 Bilder zum Bestand. Selbstverständlich hat mittlerweile die digitale Fotografie Einzug gehalten. Es sind aber auch die Plakatsammlung, das Theaterarchiv und die Druckschriftensammlung gezielt vergrößert worden. Sukzessiv kam es dann zu den ersten Übernahmen aus den unterschiedlichen Ratsbereichen. Parallel dazu wurden die Protokolle der Ratssitzungen und die der Stadtverordnetenversammlung übernommen und aufgearbeitet.
Um auf aktuelle Fragen Antworten geben zu können, begann die Erarbeitung einer Stadtchronik.

Neben den Findbüchern für die einzelnen Bestände entstand ab 1954 das so genannte \“Generalregister\“. Hierbei handelt es sich um ein in drei Bereiche geteiltes Karteikartensystem (\“Papiercomputer\“), das in Schlagworten auf geographische, sachliche und namentliche Bezüge der Einzelbestände verweist. Es begann auch die Auswertung der aktuellen Tageszeitungen und die der des 19. Jahrhunderts.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Aktenbestandes nach 1945 erfolgte für den Zeitraum 1945 bis 1970. Die zweite große Scheibe sollte von 1971 bis 1990 reichen. Doch niemand konnte wissen oder ahnen, dass es zu diesem Zeitpunkt auch eine gesellschaftliche Zäsur geben sollte. Leider waren aus den Ratsbereichen 1990 noch längst nicht alle Schriftgutübernahmen getätigt. Denn heute muss festgestellt werden, dass wohl ein nicht unerheblicher Teil des Schriftgutes bis zum Frühjahr 1990 nicht den Weg in das Stadtarchiv, sondern in den Schredder gefunden hat. Der Versuch der Verwaltungsarchivarin so viel wie möglich Schriftgut zu sichern, stieß auf freundliche Unterstützung in der neu strukturierten Verwaltung. Selbst heute noch kommt manch \“Zufallsfund\“ in das Stadtarchiv.

Bereits ab Sommer 1990 bot sich die Chance, die zur Verzeichnung anstehenden Bestände EDV-gestützt zu bearbeiten. Als Aufgabe steht aber seitdem auch, die früheren Bestände gleichfalls noch so zu erfassen. Mittlerweile ist das Verzeichnungsprogramm der \“ersten Stunde\“ abgelöst und durch das vom Uni-Archiv Greifswald entwickelte Programm \“ARIADNE\“ ersetzt worden (Portal Ariadne). Damit ist auch erreicht, dass die bisher EDV-verzeichneten Bestände im World Wide Web recherchierbar sind.

Die Sicherung der Bestände auch für zukünftige Generationen gehört zweifelsfrei zu den wichtigsten Aufgaben im Archivwesen. Deshalb sind im Stadtarchiv Stralsund gezielt Maßnahmen zur Digitalisierung ergriffen worden. So sind die Urkunden, Postkarten, der größte Teil der Bildsammlung nicht mehr im Original vorzulegen, sondern können am Bildschirm betrachtet und ausgedruckt werden. 

Das Portal des Archivs ermöglicht einen unkomplizierten Zugang zu den Beständen, auch für Anfänger in der \“PC-Welt\“. Ein Problem kann das Archivwesen natürlich nicht klären, die Haltbarkeit der Speichermedien, die Möglichkeiten der Konvertierung und sicherlich noch manch anderes Hard- und Softwareproblem. Dennoch birgt der Einsatz der Computertechnik für Mitarbeiter und Nutzer so viele Vorteile, so dass an einem sinnvollen Einsatz unbedingt festgehalten werden sollte. Blickt man allerdings in die Amtsstuben der Verwaltung, so stehen vor dem Archivwesen riesengroße Herausforderungen. Das papierlose Büro, das elektronische Siegel und vieles noch gar nicht Absehbares seien nur kurz angeführt.

Kurzum, die Aufgabe eines Kommunalarchivs war und wird sicher auch immer bleiben, das Gedächtnis einer Stadt oder eines Landkreises zu sein. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, sind alle Maßnahmen zu ergreifen, die Vielfalt der Überlieferung zu sichern, aufzuarbeiten und den Benutzern zur Verfügung zu stellen.

Mehr über das Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund ist unter der Internetadresse www.stralsund.de/freizeit/stadtarchiv/index.htm zu erfahren.

Dr. Hans-Joachim Hacker (Stadtarchiv Stralsund)

Quelle: Zeitgeschichte regional, 9. Jg. 2005, H. 1, 96f. mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.

Erster Hessische Archivpreis geht ans Stadtarchiv Pfungstadt

Der im Jahr 2005 erstmals ausgelobte Hessische Archivpreis geht an das Stadtarchiv Pfungstadt. Mit der Auszeichnung wird die vorbildliche Arbeit des Stadtarchivs Pfungstadt zum Schutz des Archivguts gewürdigt. Die Leiterin des Archivs im ehemaligen Rabbinerhaus an der früheren Synagoge, Stephanie Goethals, ist erfreut, erste Preisträgerin des vom hessischen Landesverband im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare verliehenen und von der Kulturstiftung der Sparkasse Hessen/Thüringen und der Hessischen Landesregierung gestifteten Preises zu sein und betrachtet die Auszeichnung auch als eine Bestätigung ihrer Arbeit in dem Ein-Frau-Archiv. Es sei nicht einfach, die vielfältige Arbeit zu bewältigen, ohne den fachlichen Austausch mit Kollegen, stellt die Archivoberinspektorin fest. 

Die an der Marburger Archivschule drei Jahre lang ausgebildete Stephanie Goethals leitet seit zehn Jahren hauptamtlich das Stadtarchiv Pfungstadt. „Eine ehrenamtliche Führung dieser Einrichtung ist gar nicht mehr machbar“, sagt Bürgermeister Horst Baier (SPD). Er sieht in der Preisverleihung auch eine Bestätigung für die Entscheidung der Stadt, das Archiv 1999 ins sanierte Rabbinerhaus zu verlegen und dort die Archive der Kernstadt und der Stadtteile gemeinsam zu betreuen. 

Bis ins Jahr 1584 gehen die Bestände des Archivs zurück. Aus diesem Jahr stammt ein Verzeichnis aller Weingärten in Pfungstadts Gemarkung. Der größte Schatz im Archiv. Die Arbeit im Archiv umfasst auch die Beratung der Verwaltung beim Umgang mit den täglich anfallenden Akten. Diese Unterlagen lagern im früheren Archivraum im Keller des Stadthauses. Mit ihrer Arbeit will Stephanie Goethals die historische Forschung auf eine professionelle Ebene stellen.

Am 17. November will die Sparkassen-Kulturstiftung den mit 3.000 Euro dotierten Hessischen Archivpreis nebst Urkunde überreichen. Der Preis wird in Zukunft jährlich verliehen für herausragende Leistungen im Bereich der Sicherung und Zugänglichmachung von Archivgut bzw. Archiven. 

Link: siehe auch den Artikel "Keine Archivberatungsstelle in Pfungstadt" (16.10.2005)

Kontakt:
Stadtarchiv Pfungstadt
Stadtverwaltung
Hillgasse 8
64319 Pfungstadt
06157-9881125
stadtarchiv@pfungstadt.de

Quelle: Claudia Stehle, Echo Online, 22.10.2005

Bundespräsident zeichnet Preisträger des Geschichtswettbewerbs aus

»Das Thema ist weiß Gott ein Dauerbrenner«, betonte Bundespräsident Horst Köhler anlässlich der Preisverleihung des Geschichtswettbewerbs »Sich regen bringt Segen? Arbeit in der Geschichte«. Da es noch immer zu wenig wettbewerbsfähige Arbeitsplätze in Deutschland gäbe, sei Arbeit eine der zu bewältigen Kernaufgaben für die Zukunft. Köhler dankte der Körber-Stiftung, dass diese sich zur Krise der Arbeitswelt engagiere und Jugendliche zur historischen Spurensuche auffordere. Die eingereichten Beiträge zeigten die vielseitigen Zusammenhänge dieses Themas und »welch spannende Ergebnisse die Schüler dabei zutage förderten«.

Dr. Wolf Schmidt vom Vorstand der Körber-Stiftung begrüßte den Bundespräsidenten, dessen Besuch im neuen Hamburger KörberForum Schmidt auch als »Anerkennung einer bislang höchst gelungenen Zusammenarbeit« wertete. Seit 1973 habe der Wettbewerb weit über 100.000 Teilnehmern Impulse für forschendes Lernen gegeben. Vor allem drei Ziele habe die Körber-Stiftung dabei im Blick: die Erinnerungsarbeit vor Ort zu stärken, aktuelle Herausforderungen auf den Prüfstein der Geschichte zu stellen sowie durch die Förderung von Wissenserwerb und Problemlösungskompetenzen eine neue Lernkultur zu unterstützen.

\"Geschichtswettbewerb

Im Anschluss an die Preisverleihung disktutierten v.l.n.r.: Prof. Dr. Dorothee Wierling, die Preisträger Christopher Wratil (2. Preis), Carola Opitz von Boberfeld (3. Preis), Friederike Krause (1. Preis), Jana Bosse (2. Preis). Es moderierte Christiane Brehl, SWR (rechts im Bild).

Wie vielseitig die Fragen waren, denen die jungen Geschichtsforscher nachgingen, zeigten die fünf vorgestellten, mit 2000 Euro dotierten ersten Preise. Friederike Krause (15) aus Münster portraitierte drei Generationen von Verkäuferinnen in »Tante-Emma-Läden« und fragte nach der Verantwortung der Verbraucher für das Aussterben der kleinen Läden mit ihrem gut ausgebildeten Fachpersonal. Aus der Sicht der Arbeiter bilanzierte Christina Brauner (16) aus Gladbeck den schweren Abschied ihres Wohnorts von Kohle und Stahl – und gab damit dem Strukturwandel tatsächlich »ein Gesicht«. Die Mainzer Julia Dörr (16), Alexander Voitmann (16) und Noela Müller (15) setzten mit einem Portrait der Hasenhaarschneider einem gesundheitsgefährdeten, inzwischen ausgestorbenen und beinahe vergessenen Handwerk ein Denkmal. Zwischen persönlicher Loyalität und historischer Bewertung balancierte Clemens von der Heide (18) aus Braunschweig die Beschreibung seiner Großmutter, die sich als Leiterin eines Kindergartens ab 1937 zunehmend in den Dienst des NS-Staates stellte.

Bei der Vergabe der Schulpreise des Bundespräsidenten belegte das Mainzer Rabanus-Maurus-Gymnasium den mit 3000 Euro dotierten ersten Platz. 107 Schüler hatten 73 Arbeiten eingereicht und wurden dabei von 11 Lehrern betreut. Platz zwei belegte die Marienschule aus Münster vor dem Landgraf-Ludwigs-Gymnasium aus Gießen.

Der Festakt endete mit einer Podiumsdiskussion zum Thema »Arbeit in Deutschland. Lernen aus der Geschichte?« Bundespräsident Köhler diskutierte mit vier Wettbewerbs-Preisträgern und der Jurorin des Geschichtswettbewerbs Prof. Dr. Dorothee Wierling. Moderiert von Christiane Brehl, SWR, stellten die Teilnehmer ihre Wettbewerbsarbeiten vor und kamen darüber mit dem Bundespräsidenten in ein Gespräch über verschiedene Facetten der Arbeitswelt. »Viele Wettbewerbsbeiträge handelten von Verlusten, sowohl von Firmen wie von Berufen«, sagte Dorothee Wierling. Einerseits könne es kein Zukunftsrezept sein, so der Bundespräsident, dass alles so bleiben soll, wie es war. Vielleicht könne auch der geschlossene »Tante-Emma-Laden« einmal mit neuen Dienstleistungen wiederkommen. Da Vollbeschäftigung wohl nie wieder erreicht werde, gab die Preisträgerin Carola Opitz von Boberfeld zu bedenken, müsse zukünftig neben der Arbeit auch über andere Werte als Mittel zur Selbstverwirklichung diskutiert werden. Es komme vor allem darauf an, so der Bundespräsident, dem Betroffenen mitzuteilen: »Du bist nicht nutzlos.« Dazu gehöre auch eine finanzielle Grundsicherung. Die persönliche Sinnfindung und Anerkennung durch Arbeit sei über viele Jahre gewachsen, betonte Dorothee Wierling. Angesichts der sich rasch verändernden Umständen sei es schwer, diese Einstellung ebenso schnell zu ändern. »Wir werden wohl noch viele Jahre mit diesem Problem leben müssen.« Doch da die Körber-Stiftung in ihrem Wettbewerb immer den lokalen und den biografischen Bezug zu ihren gestellten Themen herstellt, biete ihre historische Spurensuche ein »Riesenreservoir für menschliche Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten«.

Informationen zum Thema:
Katja Fausser
Körber-Stiftung
Kehrwieder 12
20457 Hamburg
Telefon +49 · 40 · 80 81 92 – 145
Telefax +49 · 40 · 80 81 92 – 302
gw@koerber-stiftung.de

Chinesische Archivdelegation besucht das Westfälische Archivamt

Am 13. Oktober 2005 besuchten 25 Mitglieder einer chinesischen Delegation aus der Provinz Shanxi auf einer Reise durch Europa, von Paris und Amsterdam kommend, das Westfälische Archivamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster (WAA). Die Gruppe bestand aus Archivarinnen und Archivaren, Mitgliedern von Bezirks- und Ortsparlamente sowie aus Vertretern der regionalen und örtlichen Verwaltungen. Sie wurde geleitet von dem Vizedirektor der Volksvertretung des Chencang-Distriks, Herrn Su, und dem Stellvertretenden Leiter des Shanxi-Provinzialarchivs, Herrn Dang. Shanxi ist mit 32 Millionen Einwohnern eine der kleineren nördlichen chinesischen Provinzen und wird von Kohlegewinnung und Eisenindustrie geprägt.

\"Chinesische

Ziel des Besuchs der chinesischen Gäste im Westfälischen Archivamt war der Erfahrungsaustausch zu Fragen der regionalen Archivpflege, da – wie sich Laufe der Gespräche herausstellte – in Shanxi eine Archivverwaltungsorganisation besteht, die von der Provinzebene bis zu den kleineren Ortschaften das gesamte Archivwesen der unterschiedlichen Verwaltungsstufen umfasst. Entsprechend gehörten auch zu den Besuchern Vertreter von Archiven ganz unterschiedlicher Größe.

Der Leiter des Westfälischen Archivamtes, Prof. Dr. Reimann, stellte in einem Überblick die Struktur und die Aufgaben des Westfälischen Archivamtes, insbesondere in Hinblick auf die archivpflegerischen Funktionen dar. Anschließend wurden die Gäste durch das Gebäude des WAA geführt, wobei sie vor allem Fragen wie Magazintechnik und Formen der Archivalienverwahrung und -benutzung interessierten. Ganz besonderen Beifall fand die Restaurierungswerkstatt des WAA, die der Leiter der Delegation im Abschlussgespräch als technisch hervorragend bewertete und die hohe Professionalität der dort geleisteten Arbeiten hervorhob.

Im Anschluss reiste die Gruppe nach Köln weiter, um dort andere Archiveinrichtungen zu besuchen. 

Kontakt:
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Westfälisches Archivamt
Jahnstraße 26
48147 Münster
Tel.: 0251/ 591 – 5779/-1841
Fax: 0251/ 591 – 269
www.archivamt-westfalen.de

Quelle: Pressemitteilung Westfälisches Archivamt (Münster), 18.10.2005

Neuer Direktor des Landesarchivs Berlin

Dr. Uwe Schaper ist neuer Direktor des Landesarchivs Berlin. Bereits Anfang September 2005 wurde er vom Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Berlin, Dr. Thomas Flierl, vor über 100 Gästen offiziell in sein Amt eingeführt. Der Senator zeigte sich erfreut, dass das Land Berlin mit Dr. Uwe Schaper eine Persönlichkeit gewonnen habe, die durch Fachkompetenz und Entscheidungsfreude bereits einen guten Namen im deutschen Archivwesen erworben habe. Sein bisheriges Wirken verspreche, dass das Landesarchiv Berlin erfolgreich und effizient die archivischen Herausforderungen meistern werde, vor die es nach dem Ausscheiden des ehemaligen Direktors, Dr. Jürgen Wetzel, im Jahre 2003 gestellt ist, darunter die Einführung der Verwaltungsreform und des eGovernment, bei der das Landesarchiv zur Schnittstelle zwischen Berliner Verwaltung und den Bürgerinteressen werde. Zum anderen stellte der Senator das Problem der Bestandserhaltung heraus, das zur Informationssicherung innovativ angegangen werden müsse.

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Geboren 1958 im westfälischen Herne, studierte Dr. Uwe Schaper zunächst Geschichte, Germanistik und Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Dort wurde er im Jahre 1988 mit einer Arbeit über den bayerischen Ministerpräsidenten Krafft Graf von Crailsheim zum Dr. phil. promoviert. Das anschließende Referendariat für den höheren Archivdienst führte ihn 1989 an das Landesarchiv Berlin und an die Archivschule Marburg. Nach erfolgreichem Abschluss seiner archivarischen Ausbildung setzte er seine Tätigkeit im Landesarchiv fort. Dr. Uwe Schaper engagierte sich hier insbesondere für die Sicherung und ersten Erschließungsmaßnahmen der Justizbestände Berlins. Er plante darüber hinaus die Zusammenführung der Kartenabteilungen des ehemaligen West-Berliner Landesarchivs und des vormaligen Ost-Berliner Stadtarchivs, die seit 1991 unter dem Dach des fusionierten Landesarchivs Berlin bestanden, zu einer der prominentesten Kartensammlungen in und für Berlin. 

Im Jahre 1994 wechselte Schaper zum Brandenburgischen Landeshauptarchiv nach Potsdam, wo er zuletzt als stellvertretender Direktor amtierte. Zugleich ist er Leiter der dort angegliederten und von ihm aufgebauten Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken gewesen. In dieser Funktion konzipierte Dr. Uwe Schaper die bundesweit bisher einzige berufsbegleitende Ausbildung für die Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Prüfungsausschusses des Landes Brandenburg für diesen Ausbildungsberuf sowie Mitglied des Deutschen Bibliotheksverbands, Landesverband Brandenburg, und des Vorstands des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare, Landesverband Brandenburg. Daneben hat er seit Jahren einen Lehrauftrag am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam und engagiert sich in universitären Weiterbildungsangeboten, so an der Freien Universität Berlin. Bis 2004 war Dr. Uwe Schaper zudem Vorsitzender des Fototechnischen Ausschusses der Archivreferentenkonferenz des Bundes und der Länder. Dem Fachgremium, das sich mit Fragen des Kulturgutschutzes, der Bestandserhaltung und Informationssicherung von Archivgut befasst, gehörte er seit 1992 an.

Kontakt:
Landesarchiv Berlin 
Eichborndamm 115 – 121 
13403 Berlin
Tel.: +49 – 30 – 90264 – 0
info@landesarchiv-berlin.de 

DFG-Vorstudie Retrokonversion archivischer Findmittel

Seit August fördert die DFG beim Landesarchiv NRW eine auf neun Monate angelegte Vorstudie zur Digitalisierung analoger Findmittel („Retrokonversion“). Dabei soll ermittelt werden, in welcher Weise die DFG bei einer flächendeckenden und archivspartenübergreifenden Initiative zur Digitalisierung analoger Findmittel tätig werden kann. Den Anstoß zu dieser Vorstudie gab ein gemeinsames Mandat der Archivreferentenkonferenz des Bundes und der Länder für das Landesarchiv NRW, sich bei der DFG um eine solche Förderung zu bemühen.

Eine erstes Web-Angebot zu diesem Projekt steht nun zur Verfügung unter der URL: www.archive.nrw.de/findbuch-digital/index.htm 

Im Rahmen der Vorstudie, die vom Präsidenten des LAV NRW, Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, geleitet wird, werden Lösungen in folgenden drei großen Aufgabenbereichen gesucht:

  1. Kriterien förderungsfähiger zu konvertierender Findmittel 
  2. Geschäftsmodell und Workflow in einem bundesweiten Retrokonversionsprojekt 
  3. Technik und Verfahren der Retrokonversion bei unterschiedlichen Findmitteltypen 

Das Ziel der Vorstudie ist es, in einem Bericht an die DFG mögliche Verfahren und Aufwände deutlich werden zu lassen und damit eine Entscheidung für eine größere Initiative zur Konversion von archivischen Findmitteln zu ermöglichen.

Wenn Sie über das Web-Angebot hinaus noch mehr über die Vorstudie erfahren möchten, wenden Sie sich bitte an den Verfasser dieser Nachricht und Koordinator des Projekts:

Ulrich Fischer
DFG-Vorstudie \“Retrokonversion archivischer Findmittel\“
Landesarchiv NRW Staatsarchiv Münster
Bohlweg 2
48147 Münster

Tel.: 0251-390044-35
Fax: 0251-399250-51
ulrich.fischer@lav.nrw.de

Übers Netz ins Staatsarchiv Freiburg (CH)

Die seit September 1999 existierende Homepage des Staatsarchivs Freiburg (CH) wurde im Laufe der Jahre kontinuierlich erweitert. Nachgetragen wurden unter anderem regelmäßig die neu einsehbaren Pfarreiregister. Im März 2004 kam dann zunächst die französische und im Juni 2005 die deutsche Version des Archivführers ins Netz (www.fr.ch/aef/de). Und jetzt ist die Homepage des Freiburger Staatsarchivs um einen direkten Zugang zur archiveigenen Datenbank erweitert worden.

Die Ordnung der einzelnen Archiveinheiten entspreche derjenigen des Archivführers und sei in der Regel nach Verwaltungseinheiten und nicht nach Themen klassifiziert. Der direkte Zugriff betreffe vor allem die Inventare des 19. und des 20. Jahrhunderts. Eine Volltextsuche ermöglicht den Forschenden konkrete Hinweise auf die Bestände oder Dokumente, welche das Suchwort enthalten.

Link: www.fr.ch/aef/de

Kontakt:
Staatsarchiv Freiburg
Zeughausstrasse 17
1700 Freiburg
Tel.: xx41 26 3051270 
Fax xx41 26 3051274 
ArchivesEtat@fr.ch

Quelle: Freiburger Nachrichten, 18.10.2005

Tag der Heimatforschung im Staatsarchiv Bamberg

Anlässlich der Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum des Staatsarchivgebäudes in Bamberg fand dort am Samstag ein Tag der Heimatforschung unter dem Motto "Archivalische Schätze oberfränkischer Geschichte" statt. In Kooperation mit den Historischen Vereinen Bamberg und Bayreuth sowie dem Colloquium Historicum Wirsbergense wurden wichtige Quellengruppen zur oberfränkischen Geschichte auf ihren Entstehungshintergrund und in ihrer Aussagekraft für die regionale Forschung vorgestellt.

Als weitere Quelle für die Familien-, Hof- und Dorfforschung stellte Dr. Tomas Gunzelmann, stellvertretender Leiter der Außenstelle Seehof des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, die Grundsteuerkataster als Bestandteil der Montgelas’schen Verwaltungsreform im 19. Jahrhundert vor. Und Dr. Rainer Hambrecht, seit 2000 Leiter des Staatsarchivs Bamberg, rückte die Bauaktenüberlieferung als eine noch zu entdeckende historische Quelle ins Bewusstsein der zahlreichen Zuhörer.

Seit einhundert Jahren ist das Bamberger Staatsarchiv Anlaufstelle für Heimatforscher aus ganz Oberfranken. Archivoberrat Dr. Klaus Rupprecht betonte den Dienstleistungsgedanken, der in den letzten Jahrzehnten einen immer höheren Stellenwert einnehme. Benutzerorientiert und kundenfreundlich präsentiert sich heute der Lesesaal des Staatsarchivs Bamberg mit modernen Arbeitsplätzen und einem Beratungsbereich.

Link: Bericht zum 100-jährigen Jubiläum des Staatsarchivs Bamberg

Kontakt:
Staatsarchiv Bamberg 
Hainstr. 39 
96047 Bamberg 
Tel. 0951/98622-0
Fax 0951/98622-50 
poststelle@staba.bayern.de

Quelle: Kerstin Leicht, Fränkischer Tag, 19.10.2005

Schwierigkeiten bei der Zwangsarbeiter-Recherche in Emden

Das Stadtarchiv Emden erstellt derzeit Listen mit den Namen der rund 800 Zwangsarbeiter, die während der NS-Zeit ständig in der Stadt gearbeitet haben. Der Leiter des Archivs, Dr. Rolf Uphoff, empfindet dies als eine sehr schwierige Aufgabe, da sich Spuren der Zwangsarbeit in vielen unterschiedlichen Quellenbeständen und Quellengattungen befinden.

Aus vielerlei Karteikarten und Hebelisten müsse man die Namen der Betroffenen isolieren. Dabei hätten Karteikarten der AOK für einen Grundstock von mehreren hundert Namen aus ganz Europa gesorgt. Diese Kartei ist inzwischen ebenso verfilmt worden wie die Altkartei des ehemaligen Einwohnermeldeamtes, die Namen der Jahre 1890 bis 1949 enthält. Allerdings befand sich die benutzte Kartei schon vor der Verfilmung in schlechtem und lückenhaftem Zustand – insgesamt sollen etwa 30 Prozent der Datenmenge verloren gegangen sein.

Das Emder Stadtarchiv musste die Transkription der Mikrofilme \’outsourcen\‘. In die bisherige Datenerfassung, rund ein Drittel der Gesamtmenge, seien 20.000 Euro investiert worden. Weitere 10.000 Euro werden benötigt, um die Arbeit bis Ende 2006 abschließen zu können. Anschließend müssen die zahlreichen Karteien abgeglichen werden, um schließlich zu einer brauchbaren Liste der Zwangsarbeiter in Emden zu kommen.

Kontakt:
Stadtarchiv Emden
Kirchstraße 18
26721 Emden

Quelle: Ina Wagner, Emder Zeitung, 16.10.2005