Willkommen in Korschenbroich

Mit der feierlichen Eröffnung des Kulturbahnhofs Korschenbroich fiel auch das Startzeichen für eine Reihe von Sonderausstellungen. Unter dem Motto \“Willkommen in Korschenbroich\“ will Stadtarchivarin Michaele Messmann Appetit auf den Besuch in der Museumserweiterung Kulturbahnhof machen. Stadtarchivarin Messmann, die für diese Ausstellung verantwortlich zeichnet, hat in einer Glasvitrine kleine Kostbarkeiten liebevoll zusammengestellt, die dem Betrachter einen umfassenden Einblick vermitteln sollen, wie die Menschen vor 60, 70 oder 80 Jahren auf Reisen gingen.

Die unterschiedlichen Leihgaben einiger Korschenbroicher Bürger lassen andere Bedürfnisse und Ansprüche lebendig werden. Ein Nagelpoliergerät, eine Wisbola-Brandbinde, eine schlichte Kostümanzugbürste und biedere Knöpfe, um die halterlosen Strümpfe zu befestigen, gehörten damals in das Gepäck einer Korschenbroicherin. Der kleine \“Lederkoffer für eine Nacht\“ – nicht größer als 45 mal 30 Zentimeter – zeugt von der Bescheidenheit. Der Ruf nach großen Reisetaschen war um 1930 kein Thema.

In der Vitrine, die den hellen, großzügig gestalteten Ausstellungsraum in zwei Bereiche trennt, findet der Betrachter einfach alles – vom Mini-Kartenspiel über Mitbringsel und Andenken bis hin zur Hutschachtel – was man auf Reisen mitnahm oder von den Reisen mitbrachte. Die Ausstellung \“Willkommen in Korschenbroich\“ bleibt zunächst für sechs Monate aufgebaut.

Kontakt:
Stadtarchiv Korschenbroich
Friedrich-Ebert-Str. 3
41352 Korschenbroich
Telefon: (02161) 613-211 / 613-212
Telefax: (02161) 613-240
stadtarchiv@korschenbroich.de

Quelle: Ruth Wiedner, Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 29.8.2005

Bibliothek Germania Judaica in Bedrängnis

Nicht erst beim Besuch von Papst Benedikt XVI. im Rahmen des Weltjugendtages rückte die Kölner Synagoge in die Schlagzeilen der Weltpresse. 1959, als die Fassade von Nazischmierereien besudelt worden war, war ein Zeichen der Kölner Bürgerschaft war gefordert, das dann auf Initiative von Autoren wie Heinrich Böll erfolgte: Die Germania Judaica wurde als privater Verein gegründet – eine einzigartige Bibliothek zur Geschichte und Kultur des Deutschen Judentums. Zu ihrer Gründung 1959 kamen Bundespräsident und Bundeskanzler.

Die Germania Judaica ist heute eine wissenschaftliche Spezialbibliothek zur Geschichte des deutschsprachigen Judentums ab der Frühen Neuzeit. Sie besitzt mit etwa 80.000 Bänden zur Geschichte des deutschsprachigen Judentums die größte Sammlung auf diesem Gebiet in Deutschland und in Europa. Ihre Hauptsammelgebiete sind: Geschichte des deutschsprachigen Judentums vom 17. Jahrhundert bis heute – Antisemitismus – Zionismus und Israel – Darstellung der Juden in der Literatur. Außerdem führten in der Vergangenheit die Mitarbeiter der Bibliothek Tausende Besucher und ehemalige jüdische Bürger durch das Köln der Gegenwart. Seit Aufnahme der Germania Judaica in das Gebäude der Zentralbibliothek der Stadt Köln 1979 hat sich ihre Leserzahl vervielfacht. 

Aufgrund der öffentlichen Anerkennung der Germania Judaica konnte ihre dauernde Förderung in den 1970er Jahren durch die Stadt Köln und das Land Nordrhein-Westfalen gesichert werden. Jetzt hat sich das Land NRW aus seiner Finanzierung zurückgezogen. Wie ein Sprecher erklärte, wolle man die Bezahlung des Personals sicherstellen. Dazu war eine Verlegung der Bibliothek aus der Zentralbibliothek in die Universitätsbibliothek Köln vorgeschlagen worden. Damit würde die Germania Judaica aber nicht mehr als eigenständige Institution wahrgenommen.

Der Rat der Stadt Köln hat schnell gehandelt und 130.000 Euro als Sofortmaßnahme bewilligt, um den Haushalt der Germania Judaica für das Jahr 2006 zu sichern. In Düsseldorf geht man davon aus, dass die Stadt auch in Zukunft dieser finanziellen Verpflichtung nachkommen wird. Kölns Kulturdezernent Georg Quander fordert allerdings, Gespräche mit der Landesregierung. Nur für eine \“Zwischenlösung\“ hält er allerdings den Verbleib der Germania Judaica in der Zentralbibliothek am Neumarkt, wo sie neben dem Heinrich Böll-Archiv und dem LiK Archiv (in dem Informationen zu Kölner Autoren gesammelt sind) präsentiert wird.

Kontakt:
GERMANIA JUDAICA
Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums, e.V.
Josef-Haubrich-Hof 1
50676 Köln 
Tel. 0221 / 232349 oder 0221 / 221 23792-4 
Fax: 0221 / 2406963
http://www.stbib-koeln.de/judaica/  

Quelle: Thomas Linden, Kölnische Rundschau, 26.8.2005

Protokolle des Siegburger Schöffengerichts

Mittlerweile beschäftigt sich der studierte Betriebswirt Günter Henseler seit über 20 Jahren mit den Protokollen des Siegburger Schöffengerichtes. 6.386 Seiten hat er bis jetzt transkribiert. Die Siegburger Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger empfahl die Edition und Veröffentlichung der Quellen.

Nun ist der dritte Band erschienen, der auf 280 Seiten die Protokolle der „Gerichtsverhandlungen vom Jahr 1547 bis 1554 am 4. Juni“ enthält. Fälle, die das gesamte Leben repräsentieren, so Korte-Böger. Angefügt sind drei Indices, sortiert nach Personen, Orten und Sachen. Für Genealogen und Heimatforscher bietet das vom Siegburger und Troisdorfer Stadtarchiv herausgegebene Material eine seltene Quelle.

Insgesamt reichen die Protokolle nahezu lückenlos von 1425 bis 1662 zurück und werden Henseler sowie Korte-Böger wohl noch einige Jahre beschäftigen. Der dritte Band, im „Rheinlandia Verlag“ herausgegeben, ist für 12,90 Euro im Handel erhältlich.

Info:
Andrea Korte-Böger (Hrsg.):
Protokolle des Siegburger Schöffengerichtes, Band 3. Gerichtshandlungen vom Jahr 1547 bis und vollendet 1554 am 4. Juni
Unter Mitarbeit von Manuela Kerlin und W. Günter Henseler
367 Seiten, 29,5 cm x 21,5 cm, broschiert
ISBN 3-935005-91-1

Kontakt:
Stadtarchiv Siegburg
Nogenter Platz 10 / Postfach 1861
53721 Siegburg
Telefon: 02241-102-325
Telefax: 02241-102-284

Quelle: Miriam Schmitz, Kölner Stadt-Anzeiger, 26.8.2005

Namibisches Staatsarchiv erhält Akten aus Südafrika zurück

In der vergangenen Woche wurde dem Staatsarchiv Windhoek (Namibia) die letzte von insgesamt drei Sendungen mit Archivmaterial übergeben, das kurz vor der Unabhängigkeit des Landes (1990) von den Behörden der Besatzungsmacht Südafrika illegal ins Nachbarland gebracht worden war. Das Archiv- und Bibliotheksmaterial dürfte für Historiker von großem Interesse sein, vermutet Staatsarchivleiter Werner Hillebrecht. So könnten die 780 Archivkisten voller Aufzeichnungen des südafrikanischen Generalverwalters für Namibia aus den Jahren 1979 bis 1989, die 80 Meter Regalfläche einnehmen, unter anderem Aufschluss über politisch motivierte Verhaftungen geben, die unter dem Notstandsgesetz AG9 ohne richterlichen Beschluss erfolgten. Weil das namibische Archivgesetz allerdings eine 30-jährige Verschlusszeit vorsieht, sind die Akten des Generalverwalters noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, können aber auf individuelle Anfrage für wissenschaftliche Recherchezwecke zur Verfügung gestellt werden.

Das Aktenmaterial, das in Zukunft im Namibischen Staatsarchiv gelagert wird, umfasst auch Unterlagen des Kommissars für Bantu-Angelegenheiten in Ost-Caprivi aus den Jahren 1930 bis 1971 und Berichte des General-Kommissar von Oshakati aus den Jahren 1957 bis 1977. Zurückgegeben wurden auch diverse Geburts-, Heirats- und Sterberegister, die teilweise schon während des Ersten Weltkriegs nach Südafrika gebracht worden waren. Eine erste Dokumentensendung war bereits im April 1999, die zweite im März 2000 zurückgegeben worden. Vor der Rückgabe wurde das Material in Südafrika auf Mikrofilmen dokumentiert, die im Staatsarchiv in Pretoria verbleiben. Wieder aufgenommen werden sollen die Verhandlungen über die Rückgabe von Polizeiakten, die in der Vergangenheit erfolglos abgebrochen wurden.

Kontakt:
Werner Hillebrecht
National Archives of Namibia
P.O. 13250
Windhoek
Namibia
Tel: +264 61 2935215 
Fax: +264 61 2935217
whillebrecht@mec.gov.na

Quelle: Constanze Vonhof und Irmgard Schreiber, Allgemeine Zeitung Namibia, 25.8.2005

Aktion Lesezeichen am 2. September

Die Direktorin der Deutschen Bücherei Leipzig, Birgit Schneider, ist Sprecherin der Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes. Im Neuen Deutschland wird sie zu der am 2. September erstmals stattfindenden "Aktion Lesezeichen", an der über 70 Bibliotheken und Archive teilnehmen, befragt. Schneider erläutert, dass sich zu den meist ungeklärten Herausforderungen der Langzeitarchivierung bereits 2001 Bibliotheken und Archive zur Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes zusammengeschlossen haben. Am 2. September, dem ersten Jahrestag des Brandes in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, wird auf die Gefährdungen des Kulturgutes mit vielen Aktionen zum Thema in ganz Deutschland hingewiesen. 

Dabei gehe es um Brand- und Schimmelschäden, um Tintenfraß, um die Schädigung durch säurehaltige Papiere, die Beschädigung historischer Einbände, den Verschleiß durch das Fotokopieren. Es gehe aber auch um Datenverluste bei der Archivierung moderner Medien. Schätzungen gingen derzeit von etwa 60 Millionen Schadensfällen in deutschen Bibliotheken aus, so Schneider. 

Am 2. September wolle man nun die Öffentlichkeit sensibilisieren, damit die Bibliotheken in den Regionen nicht allein dastehen. Man müsse Strategien zur Bestandserhaltung entwickeln und das Bewusstsein dafür wecken, dass anderenfalls Kulturgüter unwiederbringlich verloren sind.

Link: http://www.schriftliches-kulturerbe.de/

Quelle: Sybille Walter (Fragen), Neues Deutschland, 25.8.2005

Aufbau einer Sammlung mit Totenzetteln in Meerbusch

Seit dem 18. Jahrhundert sind Totenzettel in allen katholisch geprägten Ländern üblich, Vorläufer existierten bereits im Mittelalter. Als Erinnerung in alten Gebetsbüchern oder aufbewahrt in der Nachttischschublade schlummern diese \“Sterbeblättchen\“ nicht selten Generationen vor sich hin. Der engagierte Stadtarchivar von Meerbusch, Michael Regenbrecht, hat Totenzettel als Quelle der Heimatgeschichte entdeckt und baut derzeit eine eigene Meerbuscher Sammlung auf. Totenzettel würden nicht nur persönliche Lebensgeschichten erhellen, sondern seien auch eine wichtige Quelle für die Familienforschung, für Frömmigkeits- und Mentalitätsgeschichte, für Genealogie und Volkskunde, erläutert Regenbrecht. 

Erst kürzlich hätten Wissenschaftler der Medizinhistorischen Abteilung der Düsseldorfer Uni-Klinik neben anderen Archiven auch den noch kleinen Meerbuscher Bestand gesichtet, um Todesursachen und durchschnittliches Sterbealter von Menschen im 19. Jahrhundert zu erforschen. Besonders die alten Sterbezettel schilderten bisweilen sehr ausführlich Lebenslauf, Familienverhältnisse, berufliche Tätigkeit oder auch Ämter und Verdienste des Verstorbenen, so Regenbrecht.

Kontakt:
Stadtarchiv Meerbusch
Michael Regenbrecht
Karl-Borromäus-Str. 2a
40667 Meerbusch (Büderich)
Telefon 02132 / 769 680 
archiv@meerbusch.de

Quelle: Meerbusch.de, Rathausnachrichten, 19.8.2005; Frank Buschkämper, Westdeutsche Zeitung, 20.8.2005 

Fünf Jahre Aufbauarbeit im Traunreuter Stadtarchiv

Vor fünf Jahren begann Mario Puhane mit dem Aufbau des Traunreuter Stadtarchivs. Inzwischen sind die Regale prall gefüllt, so dass er künftig mehr sortieren als sammeln wird. Aber auch weiterhin Puhane auf der Suche nach erhaltenswerten Bildern, Dokumenten und Gegenständen aus dem Stadtgebiet Traunreut. Vor fünf Jahren noch befand sich viel Material auf Dachböden und in Kellern von Privathaushalten, Firmen, öffentlichen Gebäuden und auch im Schloss Pertenstein.

Die Dokumente lagern jetzt in den 570 Metern Regalfläche sowie im Keller des städtischen Archivgebäudes. Im Grunde sei jede Akte wie ein Überraschungsei, die Inhalte können jederzeit Lücken in der Dokumentation der Stadtgeschichte schließen, so Puhane. Der Archivar gesteht, dass er selbst nicht geglaubt hatte, wie abwechslungsreich seine Arbeit sein kann. Abwechslung bringen nicht nur Führungen oder die Offene Geschichtsgruppe, die Puhane regelmäßig zusammen mit der Volkshochschule Traunreut veranstaltet, sondern auch die Besucher, die zur Hälfte von außerhalb des Stadtgebiets kommen. 80 Prozent der Gäste sind Senioren, aber es kommen auch Schüler und Studenten, die für Referate oder Zulassungsarbeiten im Stadtarchiv Traunreut recherchieren.

In den kommenden Jahren möchte Puhane noch mehr Jugendliche ins Archiv holen, der im vergangenen Schuljahr versucht hat, die ortsansässigen Schulen fürs Archiv zu begeistern. Der Erfolg war bescheiden, die Lehrer hörten sich zwar die Vorschläge an, griffen dann aber nicht auf die Angebote zurück (vgl. a. Jahresbericht).

Kontakt:
Stadtarchiv Traunreut
Mario H. Puhane M. A., Stadtarchivar
Traunsteiner Straße 1
83301 Traunreut
Tel. 08669 / 788678
Fax. 08669 / 788525
stadtarchiv.traunreut@t-online.de

Quelle: Trostberger Tagblatt/Traunreuter Anzeiger, 20.8.2005

Braun-Sammlung verlässt Darmstadt

Seit 1989 befand sich im Institut für neue technische Form (Intef) in Darmstadt die firmeneigene Sammlung von Braun-Produkten. Jetzt wurde die Darmstädter Ausstellung auf Wunsch des Unternehmens aufgelöst. Sie soll künftig im Westerbach-Center in Kronberg/Ts. gezeigt werden. Diese Verlagerung ist die Folge des jüngsten Kapitels in der Firmengeschichte: Braun, bislang im Besitz des Gillette-Konzerns, der das zuvor in Familienbesitz befindliche Unternehmen 1967 gekauft hatte, wurde jetzt Teil des Procter & Gamble-Firmenimperiums.

Die neuen Manager holten den Ausstellungsteil der Firmengeschichte genauso wie das Archiv und das Messelager, das bislang in Offenbach war, zurück an den Sitz des Stammwerks. Im Institut für neue technische Form wurde man Anfang Juli negativ überrascht von dieser Entwicklung, denn dort hatte man gerade damit begonnen, die Braun-Sammlung – mit dem berühmten "Schneewittchensarg" (der ersten Stereokompaktanlage) oder den "Sixtant"-Rasierapparaten – aktueller zu präsentieren.

Dass die Sammlung 1989 nach Darmstadt kam, war ein Akt des Danks der Firma für die Intef-Hilfe in den ersten Jahren der Braunschen Design-Revolution. Denn es war für die Kronberger zunächst durchaus nicht leicht, ihre puristisch-schlichten und dabei auch teuren Elektrogeräte zu verkaufen. Das Darmstädter Institut machte sich damals mit seiner Reputation beispielsweise auf der Brüsseler Weltausstellung von 1958 stark für die Produktlinie.

Kontakt:
Institut für Neue Technische Form e.V.
Design Haus
Eugen-Bracht-Weg 6
64287 Darmstadt
Telefon 06151-4 80 08
Telefax 06151-4 65 53
info@intef.de
www.intef.de 

Quelle: Annette Krämer-Alig, echo-online, 23.8.2005

Edition der Schriften Otto von Bismarcks 1871-1890

Zu den wesentlichen Aufgaben der Otto-von-Bismarck-Stiftung, die zur Wahrung des Andenkens an den ersten deutschen Reichskanzler im Sommer 1997 durch Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet wurde, gehört neben der historisch-politischen Bildungsarbeit die wissenschaftliche Forschung. Vorrangig in dieser Hinsicht ist die Auswertung des umfangreichen Bismarck-Nachlasses, der sich im Besitz der Stiftung befindet, sowie der amtlichen Akten aus der Zeit von Bismarcks Reichskanzlerschaft.

Auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirates der Stiftung hat das Kuratorium die Herausgabe einer \“Neuen Friedrichsruher Ausgabe\“ beschlossen. Vorrangig ediert werden sollen zunächst die \“Politischen Schriften\“ aus Bismarcks Zeit als Reichskanzler 1871-1890. Der Umfang der diese Jahre umfassenden Edition wird nach gegenwärtigem Stand der Recherchen voraussichtlich sechs Bände betragen. Band 1, der den Zeitraum 1871-1873 umfasst, ist Anfang 2004 erschienen; Band 2, der die Jahre 1874-1876 behandelt, liegt inzwischen ebenfalls vor. Der 3. Band umfasst Schriften der Jahre 1877-1879.

Die im Rahmen des Gesamtprojekts vorrangig zu bearbeitende Neuedition der \“Politischen Schriften Otto von Bismarcks, 1871-1890\“ soll dazu beitragen, Defizite der bisherigen Bismarck-Forschung zu beheben Die erste Durchsicht in den einschlägigen Archiven im Rahmen der Bearbeitung der ersten beiden Bände der \“Neuen Friedrichsruher Ausgabe\“ hat deutlich gemacht, dass durch die aufgefundenen Dokumente zum einen ein weit größeres Spektrum an innen- und außenpolitischen Themen als in der bisherigen Ausgabe abgedeckt werden kann, zum anderen aber auch viele Aspekte der Bismarckschen Politik nuanciert darstellbar sind. Das gilt beispielsweise für Bismarcks Initiativen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik und der Sozialgesetzgebung, im Hinblick auf Sozialdemokratie und Kulturkampf, nicht zuletzt auch auf Bismarcks Umgang mit den Liberalen. Gleichermaßen können viele Bereiche von Bismarcks außenpolitischem Handeln ausführlicher und differenzierter dokumentiert werden.

Quellenmäßige Grundlage des gesamten Editionsprojektes sind der in den Besitz der Stiftung übergegangene private Bismarck-Nachlass, bestehend aus Briefen, Redeentwürfen und politischen Schriften sowie Bismarcks amtliche Schriften im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, im Bundesarchiv Koblenz/Berlin, im Geheimen Staatsarchiv in Berlin und in den Archiven in München, Karlsruhe, Stuttgart und Dresden sowie die in Privatarchiven aufbewahrten Korrespondenzen. 

Die Edition \“Neue Friedrichsruher Ausgabe\“ trägt aufgrund der außergewöhnlichen Stellung Bismarcks dazu bei, die historische Forschung zu zentralen Problemen des deutschen Kaiserreiches insgesamt voranzutreiben, indem sie dieser eine wirklich umfassende, modernen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition der politischen Schriften des verantwortlichen Staatsmannes zur Verfügung stellt. Die \“Edition der Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck 1871-1890\“ soll 2007 abgeschlossen sein.

Kontakt:
Otto-von-Bismarck-Stiftung
Am Bahnhof 2
21521 Friedrichsruh
Telefon 04104 / 977 110
Fax 04104 / 977 114
info@bismarck-stiftung.de

Quelle: Anorthe Kremers, idw-online, 24.8.2005

Zwettler Handschrift-Fragmente: Erec statt Nibelungen

Bei den Handschrift-Fragmenten, die 2001 im Stift Zwettl gefunden worden sind, geht es, wie eigentlich schon länger klar ist, nicht um eine Nibelungen-Version, sondern um eine deutsche \“Erec\“-Fassung (siehe den Bericht zum Streit um die Fragmente). Der Salzburger Altgermanist Ulrich Müller ist überzeugt, dass es sich um eine bisher unbekannte deutsche Erec-Version aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts handelt, womit der Fund eine eigentlich noch größere Sensation sei, da es schon viele Nibelungenlieder von Hartmann von Aue gebe, so Müller

Müller und seine Mitarbeiterin Margarete Springeth waren nach dem Fund von der Zwettler Stifts-Archivarin Charlotte Ziegler in die Auswertung der Schriften eingebunden worden. Nun legten Springeth und Ziegler erstmalig eine unter Mitarbeit von Kurt Gärtner (Universität Trier) und Ulrich Müller erstellte Edition der Textfragmente vor. Sie enthält eine Transkription der Textstücke samt Beschreibung und damit eine verlässliche Textgrundlage für weitere Untersuchungen. 
Publiziert wurde der Beitrag in Heft Nummer 127, 2005/1, der Fachzeitschrift \“Geschichte der deutschen Sprache und Literatur" (Verlag Max Niemeyer, Tübingen). 

Zwar konnten sich die Autoren des Beitrags auf die Beschreibung der Fragmente einigen. Über die inhaltliche Deutung gebe es bisher jedoch keine Einigung. Charlotte Ziegler werde ihre Sicht der Stift Zwettler Fragmente demnächst in einer eigenen Publikation darlegen, wobei sie sich zusätzlich auf neue fototechnische Ergebnisse stützen wird. 

Info:
Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 127 (2005), Heft 1 
ISBN : 3-484-98097-4, Kartoniert, Juni 2005, 108,00 €; 171,00 sFr 

Quelle: NÖN online, 11.8.2005