Einsteins Lebenslauf im Akademie-Archiv Leopoldina

2005 ist das Albert-Einstein-Jahr: Vor 100 Jahren begründete er die Relativitätstheorie. Vor 50 Jahren starb er in den USA. Doch was kaum jemand weiß: Der handgeschriebene Lebenslauf Einsteins wird in Halle wie ein Schatz gehütet. Denn der Nobelpreisträger war Mitglied der Akademie Leopoldina.

Erna Lämmel, Leiterin des Archivs der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, hat den Beweis. Mit weißen Handschuhen nimmt sie das kostbare Schriftstück aus einer Mappe. Auf Vorschlag des halleschen Physikers, Prof. Gerhard Hoffmann, und des Präsidenten der Leopoldina, Prof. Emil Abderhalden, war Einstein am 17. März 1932 zum Akademiemitglied gewählt worden. Dem handgeschriebenen Lebenslauf hat er ein Foto beigefügt. Es zeigt ihn Pfeife rauchend, mit wildem Haarschopf.

Zum Zeitpunkt der Wahl hielt sich Einstein in Amerika auf. Erst am 9. April 1932 nahm er in einem Brief an Abderhalden die Wahl Auch wenn ihm die Mitgliedschaft der \“Kaiserlich Deutschen Akademie der Naturforscher zu Halle\“ offenbar gefiel – Einstein hat niemals einen Fuß nach Halle gesetzt, niemals hier etwas publiziert oder gelehrt. Auch im Nachlass des jüdischen Wissenschaftlers, der in Jerusalem verwaltet wird, habe sich kein Hinweis auf Halle gefunden. Schon kurze Zeit nach seiner Wahl muss sich Einstein mit dem Gedanken getragen haben, Deutschland zu verlassen. Befürchtete er doch bereits 1920 antisemitische Übergriffe auf seine Person. Ein Jahr später erhielt der Physik-Professor, der in Prag und Zürich lehrte, den Nobelpreis.

Einstein verließ Deutschland 1933, siedelte in die USA über. In Princeton (New Jersey) fand er eine neue Anstellung. Seinen Freund Max von Laue bat er, seinen Austritt aus der Akademie zu erklären. Doch Laue hat das nie getan, so Frau Lämmel. Als die Nazis 1938, da galten die Nürnberger Rassegesetze schon drei Jahre, verlangten, alle jüdischen Mitglieder auszuschließen, sei das nicht geschehen. Nur ganz dünn mit Bleistift stand \’gestrichen\‘ hinter Einsteins Namen, sagt die Archivleiterin. Einstein selbst ist offenbar nie davon ausgegangen, nicht mehr Akademiemitglied zu sein. Er bedankte sich jedenfalls 1954 bei Vizepräsident Heinrich Brandt für die Glückwünsche zu seinem 75. Geburtstag. Die Dankeskarte ist ebenfalls im Archiv, so Erna Lämmel. Der Lebenslauf sei übrigens sehr akkurat. Orthografie Note 1.

Quelle: Naumburger Tageblatt, 8.2.2005

Weitere Förderung des Potsdamer Lepsius-Haus als Archiv des Armenier-Genozids

Brandenburg wird die während des Ersten Weltkriegs von Türken an Armeniern begangenen Massaker wieder in den Lehrplan aufnehmen. Brandenburg stelle sich damit als bislang einziges Bundesland der Aufgabe, Schülern diesen Völkermord zu vermitteln, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nach einem Gespräch mit armenischen Vertretern. Zudem werde es als erstes Bundesland ein Schulbuch einführen, das sich mit diesem ersten Völkermord im 20. Jahrhundert befasse. Vorgesehen ist eine Überarbeitung des Lehrplans, in dem dann mehrere Genozide, darunter auch der 1915/16 verübte Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern aufgeführt werden. Brandenburg hatte das Thema auf Drängen der Türkei zunächst aus dem Lehrplan gestrichen. Armeniens Botschafterin Karine Kazinian betonte, die entstandenen Irritationen seien nun ausgeräumt. Der Völkermord müsse als Teil der europäischen Geschichte in der Erinnerung der Menschen bleiben. Sie sei froh, daß Brandenburg die Tradition von Johannes Lepsius (1858-1926) fortführe. Der Potsdamer Theologe hatte den Völkermord ausführlich dokumentiert, weltweit bekanntgemacht und zudem zahlreiche Armenier gerettet. Platzeck sagte zu, das Potsdamer Lepsius-Haus als Archiv des Genozids weiter zu fördern.

Quelle: Die Welt, 9.2.2005

6. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik

6.Karlsruher Tagung für Archivpädagogik, 11. März 2005 Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Idee und Projekte

Wer möchte Projekte für den diesjährigen Wettbewerb präsentieren ? Interessant sind auch historische Projekte ohne Archivbenutzung !

Es ist ein pädagogischer Wandel im Schulbereich festzustellen: Projektorientiertes Lernen wird verstärkt im Unterricht angewandt und die dort erzielten Leistungen fließen immer häufiger in die schulischen Bewertungen ein; sie können sogar mündliche Prüfungen im Abitur ersetzen. Das hat uns dazu bewogen, in der nunmehr 6. Tagung den „Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten“ ins Zentrum zu stellen. Unter anderem wird einer der Organisatoren von der Körber-Stiftung die Ziele des Wettbewerbs vorstellen und dabei auf den aktuellen Wettbewerb „Sich regen bringt Segen. Arbeit in der Geschichte“ eingehen. Beibehalten haben wir die bewährte Mischung aus Grundsätzlichem und Praxisorientiertem. Wie üblich wird nach den Vorträgen ausreichend Gelegenheit zum Austausch über Archivarbeit anhand von Projekten – diesmal aus dem laufenden Wettbewerb – praxisorientiert gegeben. Die Tagung, durch die die Zusammenarbeit von Archiven und Schulen bei historischen Themen gefördert werden soll, steht allen interessierten Lehrer/innen, Archivare/innen, Lehramts- studenten/ innen und Referendare/innen offen.

Die Tagung wird vom Landesarchiv Baden-Württemberg / Generallandesarchiv Karlsruhe mit dem Regierungspräsidium (Abteilung 7, Schule und Bildung; ehemals: Oberschulamt) in Zusammenarbeit mit dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Karlsruhe veranstaltet.

Anmeldungen unter
Landesarchiv Baden-Württemberg
Generallandesarchiv Karlsruhe
Nördliche Hildapromenade 2
76133 Karlsruhe

Ansprechpartner Dr. Clemens Rehm
clemens.rehm@la-bw.de

Zugang zu Stasi-Akten von verstorbenen Prominenten

Nur wer selbst betroffen ist, bekommt Unterlagen, die die Staatssicherheit zu DDR-Zeiten über ihn angelegt hat, zu Gesicht. Dossiers über Personen der Zeitgeschichte sind nur zugänglich, wenn diese ihre Zustimmung gegeben haben. Waren Prominente nicht in das Spitzelsystem verwickelt und verweigern ihre Zustimmung, sind die Unterlagen geschlossen – das gilt erst recht, nachdem Altkanzler Helmut Kohl die weit gehende Sperrung seiner Akte durchgesetzt hat. Was aber passiert, wenn eine Person stirbt? Werden dann deren Akten für immer geschlossen? Auf diese Frage gab der Sprecher der Stasiunterlagen-Behöde, Christian Booß, jahrelang die Antwort:, dass im Birthler-Archiv alles verboten sei, was nicht ausdrücklich erlaubt sei. Und erlaubt war die Weitergabe von Akten Verstorbener bisher nicht.

15 Jahre nach Erstürmung der Stasi- Zentralen durch ostdeutsche Bürgerrechtler ändert sich das jetzt. Das Haus der Bundesbeauftragten Marianne Birthler hat eine Richtlinie erlassen, die am Dienstag auf einem Nutzerforum in Berlin vorgestellt wird. Demnach dürfen Unterlagen von Prominenten und Amtsträgern, die verstorben sind, nach einer Schonfrist von mehreren Jahren zur wissenschaftlichen Nutzung herausgegeben werden. Die Behörde behält sich vor, im Einzelfall zu entscheiden, wie lange diese Frist ist. Je prominenter eine Person, desto kürzer wird diese Dauer sein.

Mit der Herausgabepraxis orientiert sich die Birthler-Behörde an der Arbeitsweise anderer Archive. Im Bundesarchivgesetz ist geregelt, dass Unterlagen 30 Jahre nach dem Tod des Betroffenen oder 110 Jahre nach dessen Geburt eingesehen werden dürfen. Einige Landesarchivgesetze [Übersicht u.a. bei www.augias.net] geben die Akten schon zehn Jahre nach dem Ableben frei. Im Stasiunterlagen-Gesetz ist eine solche Frist nicht vorgesehen. Historiker hatten kritisiert, dass Stasi-Unterlagen immer unzugänglicher werden.

Bei der Herausgabe wird abgewogen zwischen öffentlichem Interesse an der Aufklärung und dem Persönlichkeitsrecht eines Betroffenen. Nach dem Kohl-Urteil galt der Persönlichkeitsschutz als vorrangig, zumal die Stasi ihre Erkenntnisse illegal erworben hatte. Nun hat sich die Behörde mit Juristen der Bundesministerien beraten und ihre Praxis geändert. Die Aufarbeitung erhält dann wieder Vorrang. Erste Unterlagen auf Grundlage dieser Regelung hat die Behörde herausgegeben, etwa die des Dramatikers Heiner Müller oder des Schauspielers Dean Reed.

Die neue Regelung für die Forschung bleibt jedoch auf Prominente beschränkt. Familienforschung anhand von Stasi-Akten bleibe weiterhin tabu, so Herbert Ziehm, der in der Birthler-Behörde verantwortlich für die Akten-Herausgabe ist. Unterlagen von Eltern, die verstorben sind, dürfen Kinder nur einsehen, wenn dies der Aufklärung des Schicksals von Vermissten dient. Auch zur Rehabilitierung, etwa um eine unrechtmäßige Enteignung rückgängig zu machen, stehen die Akten offen. Allerdings müssten die Vorwürfe von damals bei der BirthlerBehörde glaubhaft gemacht werden.

Quelle: Robert Ide, Der Tagesspiegel, 7.2.2005

Hexenprozesse digital

Ein uraltes Thema, verpackt in eine ganz moderne Hülle, hat Professor Ludolf Pelizaeus zusammen mit dreizehn Studierenden vom Institut für Allgemeine und Neuere Geschichte der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz vorgelegt. Auf einer CD-Rom nämlich sind jetzt die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zu Hexenprozessen in Kurmainz zugänglich.

Die CD-Rom bietet eine Fülle von Funktionen: kurze Filme, gesprochene Gerichtsverhandlungen auf der Basis von originalen Gerichtsprotokollen, Karten, Zeitleisten, Bilder und Lieder. Sogar Kopien der originalen Protokolle sind zu sehen. Pelizaeus äußert seine Freude darüber, dass das Stadtarchiv Mainz die Erlaubnis gab, die Dokumente einzuscannen, was ihnen ja nicht gerade gut tut.

Die Informationen auf der CD füllten einen gesamten DIN A 4 Ordner, bevor sie digitalisiert wurden. Durch die vielen weiterführenden Links Forschung heutekann sich der hexenverfolgungsinteressierte Tüftler so richtig in die Materie vertiefen, muss aber aufpassen, dass er in der Informationsflut nicht den Faden verliert. Professor Pelizaeus und sein junges Team haben die CD nicht nur entworfen, um Forschungsergebnisse darzustellen, sondern auch, um sie für den Schulunterricht nutzbar zu machen.

Die CD "Hexenprozesse in Kurmainz" ist für 12 Euro im Buchhandel erhältlich. Das Begleitheft für Lehrer kostet 1,50 Euro.

Quelle: Silke Oppermann, Allgemeine Zeitung, 5.2.2005

Privatisierung des Stadtarchivs Güstrow?

Die Mitglieder des Hauptausschusses der Stadt Güstrow votierten Donnerstagabend einstimmig für die Gründung einer Kultur- und Tourismus GmbH. In ihr sollen alle Kultur- und Freizeiteinrichtungen der Stadt Güstrow zusammengefasst werden.

Dazu zählen das Stadtmuseum mit Stadtarchiv, die Städtische Galerie Wollhalle sowie die Uwe-Johnson-Bibliothek. Der Ausschuss beauftragte die Stadtverwaltung, ein Konzept für die Gründung einer nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen geführten Kultur- und Tourismus GmbH vorzubereiten. Zudem sollen weitere potenzielle Gesellschafter gesucht werden, was jedoch keine Bedingung für die geplante GmbH-Gründung sein soll.

Eine GmbH sei aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, so Wilfried Minich (CDU). Uwe Camenz (FWG) ist der Meinung, dass auch Vereine vertreten sein sollten. Für Gerhard Jacob (GWB) bietet eine GmbH eine höhere Flexibilität als ein Eigenbetrieb.

Ein von der Stadt vergangenes Jahr in Auftrag gegebenes Gutachten einer Unternehmensberatung hatte die Zusammenfassung der städtischen Kultur- und Freizeiteinrichtungen in einen Eigenbetrieb vorgeschlagen. Damit sollte die wirtschaftliche Eigenständigkeit und die Budgetierung der Einrichtungen, verbunden mit einer Kostenreduzierung, erreicht werden. Kostentreiber bei den Kultureinrichtungen seien vor allem die Personalausgaben. Sinnvoll, so der Vorschlag der Unternehmensberatung, sei zudem eine stärkere Einbindung des Ehrenamtes und der Privatinitiativen bei der Führung eines Eigenbetriebes.

Die Stadtvertreter hatten zuvor schon eine GmbH-Gründung favorisiert, um verstärkt private Gelder einwerben zu können. Dadurch soll der Fortbestand der kulturellen Einrichtungen der Stadt vor dem Hintergrund der angespannten Finanzsituation Güstrows langfristig gesichert und Planungssicherheit gewährleistet werden. Als Stammkapital sind bereits 25 000 Euro für eine GmbH in den Haushalt 2005 eingestellt.

Quelle: Jens Griesbach, Güstrower Anzeiger, 5.2.2005

Publikation über Entnazifizierung im Österreich

Walter Schuster, Direktor des Archivs der Stadt Linz, und Wolfgang Weber, Leiter der Abteilung Verwaltungsarchiv am Vorarlberger Landesarchiv, haben als Herausgeber der Studie \“Entnazifizierung im regionalen Vergleich\“ 22 Wissenschaftler eingeladen, auf der Basis des ihnen in ihren Dienststellen – in den Archiven in den Bundesländern, dem Österreichischen Staatsarchiv, dem DÖW, der AK Wien und vielen anderen – zugänglichen Material zum Thema Entnazifizierung zu referieren.

Als Struktur wurde ein komparatistischer regionaler Ansatz gewählt. Der österreichische Untersuchungsraum wurde um die angrenzenden deutschen Nachbarländer – Baden, Bayern und Württemberg – erweitert. Kurt Tweraser, Politikwissenschaftler in Arkansas/USA steuert einen Beitrag auf Basis der Bestände des National Archives II bei. Zwei Daten dienten den Historikern als Eckdaten. Im Unterschied zu Deutschland, wo die Entnazifizierungsakten zum Teil schon seit den Siebzigerjahren zugänglich waren, ist es in Österreich erst seit dem Inkrafttreten des österreichischen Bundesarchivgesetzes am 1. Jänner 2000 so weit. Als zweites Bezugsdatum galt der 6. Februar 1947. Am 6. Februar 2002 jährte sich dem 55. Mal der Beschluss des österreichischen Nationalrats über das Nationalsozialistengesetz. Das war seit 1945 der zweite Versuch des österreichischen Gesetzgebers, das personelle Erbe des Nationalsozialismus in der Verwaltung und Wirtschaft des Lands (straf)rechtlich zu regulieren. Mit substanzieller Rückendeckung von der Stadt Linz wurde das Projekt eingereicht. Bis auf das Amt der Kärntner Landesregierung (sic!) fanden die Projektwerber bei den Behörden Unterstützung.

Unter dem Titel: \“Sag mir, wo die Nazis sind\“ wurde das vorliegende Werk als Historisches Jahrbuch der Stadt Linz vorgestellt. Es gibt einen Überblick über die gelungenen und nicht gelungenen Bemühungen der Besatzungsmächte, die in \“ihren\“ Gebieten die schwere Aufgabe übernahmen, Österreich personell und ideell von der NS-Vergangenheit zu säubern: die Franzosen in Vorarlberg und Tirol, die USA in Salzburg und Oberösterreich minus Mühlviertel, die Briten in Kärnten und in der Steiermark und die Sowjets in Wien, im Burgenland, in Niederösterreich und im Mühlviertel.

In den letzten Jahren ist das Interesse an der Vergangenheit, wie es sich in den aus dem Boden schießenden Memory-Projekten manifestiert, sehr populär geworden. So ergibt sich erneut die Möglichkeit, zu suchen, zu finden, die Geschichte von allen notwendigen Facetten her zu sehen, die Dinge zurechtzurücken. Als Werkzeuge für weiterführende Recherchen eignen sich die jeweiligen Zusammenfassungen am Ende der Beiträge. Über angegebene Post- und E-mail-Anschriften der beteiligten Wissenschaftler wird es Lesern ermöglicht, sich mit Fragen direkt an die optimalen Ansprechpartner zu wenden.

Walter Schuster, Wolfgang Weber (Hrsg.): Entnazifizierung im regionalen Vergleich. 726 S., geb., € 29 (Verlag des Archivs der Stadt Linz, Linz)

Quelle: Katharina Riese, diepresse.com, 4.2.2005

Publikation »Serielle Quellen in südwestdeutschen Archiven«

Im Archiv steht der Benutzer Quellen gegenüber, die nicht in Hinblick auf seine Fragestellung, sondern aus völlig anderen Gründen entstanden und daher zunächst schwer verständlich sind. Besondere Probleme ergeben sich bei seriellen Quellen (z.B. Rechnungen) und deren standardisierter und komprimierter Form der Informationsaufzeichnung. Bei der Auswertung dieser Quellengattungen soll die Veröffentlichung \“Serielle Quellen in südwestdeutschen Archiven, hg. von Christian Keitel und Regina Keyler, Stuttgart, Kohlhammer, 2005, 154 S. (15.- EURO)\“ helfen, in der Autorinnen und Autoren unterschiedliche Quellengruppen beschreiben und Auswertungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Artikel konzentrieren sich auf den südwestdeutschen Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. Daneben stehen ein alphabetisches Glossar, das häufig verwendete Quellenbegriffe erläutert, einleitende Bemerkungen zur Typisierung serieller Quellen und Hinweise zum Arbeiten im Archiv.
Dr. Christian Keitel und Dr. Regina Keyler sind Absolventen der Universität Tübingen und Archivare im Landesarchiv Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis:
a.. Vorwort
b.. Einleitung
c.. Dienerbücher (von Miriam Eberlein)
d.. Inventuren und Teilungen (von Rolf Bidlingmaier)
e.. Jahrtagsbücher (von Roland Deigendesch)
f.. Juristische Konsilien (von Marianne Sauter)
g.. Kirchenkonventsprotokolle (von Bertram Fink)
h.. Kirchenregister (von Andreas Butz) i.. Lagerbücher (von Regina Keyler)
j.. Forstlagerbücher (von Kerstin Arnold und R. Johanna Regnath)
k.. Geistliche Lagerbücher (von Regina Keyler und Wolfgang Runschke)
l.. Lehensbücher und Lehensregister (von Matthias Miller)
m.. Leib- und Hühnerbücher (von Christian Keitel)
n.. Musterungslisten (von Jörg Heinrich)
o.. Rechnungen (von Christian Keitel)
p.. Forstrechnungen (von Paul Warde)
q.. Siegel (von Wilfried Schöntag)
r.. Steuerbücher und Steuerlisten (von Christian Keitel)
s.. Traditionsbücher (von Stephan Molitor)
t.. Visitationsakten (von Peter Thaddäus Lang)
u.. Zins- und Heischbücher (von R. Johanna Regnath)
v.. Glossar
w.. Korrespondierende Quellenbezeichnungen

Online-Fassung: http://www.uni-tuebingen.de/IfGL/veroeff/digital/serquell/seriellequellen.htm

Restaurierungsausstellung im Stadtarchiv Salzburg

Am 4. Februar öffnet im Haus der Stadtgeschichte Salzburg an der Glockengasse die Austellung über die Restaurierwerkstätte "Alte Handwerkskunst und Moderne Technik", in der die Arbeit der Restaurierwerkstatt im Stadtarchiv Salzburg präsentiert wird.

Zerbröselte Siegel, absplitternde Tinte, Risse und Fehlstellen auf Papier, versprödete Ledereinbände, Säureschäden auf Pergament, Fraß- und Schabspuren von Insekten in Büchern, … Archivalien mit solchen und anderen Schadensbildern landen im "Haus der Stadtgeschichte" auf dem Tisch des Restaurators. Die Bewahrung der Archivalien beginnt bei einer angemessenen baulichen Gestaltung der Archivspeicher und reicht von geeigneter Verpackung, Lagerung und Klimaregulierung bis hin zu aktuellen Fragen der Langzeitarchivierung.

Das "Haus der Stadtgeschichte" verfügt über die derzeit modernste Restaurierwerkstätte eines österreichischen Stadtarchivs. Auf rund 230 Quadratmeter befinden sich ein Untersuchungslabor, der so genannte Kartenraum für großformatige Papierrestaurierung (mit Stereomikroskop mit angeschlossenen Videomonitor, Papieranfasergerät, Saugtisch etc.), eine Desinfektionskammer, ein Trockenraum, eine Goldschmiedewerkstätte, eine Buchbindewerkstätte, ein Raum für Holzarbeiten sowie das Materiallager.

In Verbindung von alter Handwerkskunst und moderner Technik werden im Haus der Stadtgeschichte Archivalien aus Papier und Pergament sowie Leder, Wachs und Metall restauriert und die entsprechenden Bedingungen für eine dauerhafte Aufbewahrung geschaffen.

Eine Ausstellung bietet nun anhand ausgewählter Objekte und ausführlicher Dokumentationen einen Einblick in die Arbeit des Archivrestaurators. Ausgehend von den unterschiedlichen Beschreibstoffen und Materialien (Pergament, Papier, Leder, Wachs etc.) werden Schäden, die an Archivalien auftreten, wie z. B. Tintenfraß oder die Beeinträchtigung durch Mikroorganismen, und die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Behebung erläutert. Zu sehen ist neben anderen Originalobjekten beispielsweise eines der Prunkstücke des Hauses, die Igelbundurkunde von 1403, in fachgerechter "Verpackung": Für eine bestmögliche Lagerung wurden eigene Siegeltaschen, die "Salzburger Siegeltaschen", entwickelt. Dokumentiert sind aber auch die Rettung eines seltenen Autographen von Leopold Mozart vor dem durch Wasserschäden bedingten Verblassen der Noten oder einer Opernpartitur von Ignaz Franz Biber vor dem Absplittern der Notenschrift..

Quelle: Stadt Salzburg online; Bernhard Strobl, Salzburger Nachrichten, 3.2.2005

Digitalisierung des Archivs der vormaligen Jüdischen Gemeinde Worms

Die Digitalisierung des Archivs der vormaligen Jüdischen Gemeinde Worms ist abgeschlossen. Die Daten befinden sich jetzt auf 56 CD-ROMs und umfassen eine Datenmenge von insgesamt mehr als 30 Gigabyte.

Die lange Tradition der bedeutenden Wormser Jüdischen Gemeinde spiegelt sich in den Beständen und dem bewegten Schicksal ihrer Archivalien wieder. Die Unterlagen gelangten nach vielem Hin und Her im Jahre 1957 in das `Archiv für die Geschichte des Jüdisches Volkes` in Jerusalem. Die am Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Speicher der Synagoge entdeckten Unterlagen aus mehreren Jahrhunderten wurden am Ende des 19. Jahrhunderts verzeichnet und somit zugänglich und der Forschung bekannt gemacht.

Die Schriftstücke spielten eine wichtige Rolle für das historische Selbstverständnis der Wormser Juden und wurden nach dem Novemberpogrom von 1938 durch die Geheime Staatspolizei nach Darmstadt verbracht, später durch den Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Friedrich M. Illert wieder nach Worms zurückgeholt und überstanden hier fast völlig unbeschadet die NS-Zeit und den Krieg. Danach kam es nach langen Verhandlungen zu einer Abgabe der Akten an das Jerusalemer Zentralarchiv, das für alle vormaligen deutsch-jüdischen Gemeindearchive zur neuen Heimstatt werden sollte. Hier liegen die Papiere und Pergamente bis heute. Vor der Abgabe nach Israel fertigte das Stadtarchiv 1956/57 Mikrofilme des gesamten, sehr genau verzeichneten Bestandes an, der auch die beiden Bände des Wormser Machsor von 1272/73 umfasste, eines der kostbarsten Teile der Sammlung.

Die Filme konnten von Wissenschaftlern trotz ihrer großen Bedeutung wegen ihres nicht mehr gängigen, sehr unhandlichen Formats kaum genutzt werden. Bereits seit langem bestand daher die Absicht, die wertvollen Archivalien in verbesserter Form zugänglich zu machen. Infolge großzügiger Unterstützung durch den Altertumsverein anlässlich seines 125. Jubiläums im Umfang von 3 000 Euro und zusätzlicher eigener Finanzmittel in etwa gleicher Höhe war es dem Stadtarchiv Worms möglich, die Mikrofilme auf heutiges Rollfilmformat umkopieren zu lassen.

Die vom Archiv beauftragte niederländische Spezialfirma hat darüber hinaus alle Unterlagen vollständig digitalisiert, das heißt, aufwendig und in sehr guter Qualität eingescannt und so in bequemer Form benutzbar gemacht. Vor allem für die bislang nur wenig beachtete Zeit zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert enthält der Bestand sehr wertvolles Quellenmaterial.

Zur Zeit wird die spannende Geschichte des Materials und ihres Schicksals näher aufgearbeitet; die Datenträger sind inzwischen über eine genaue Bestandsliste benutzbar gemacht worden. Es handelt sich hiermit um den ersten vollständig digital (und zusätzlich konventionell) gesicherten und benutzbaren Archivbestand des Stadtarchivs, was – auch dank des erheblichen Engagements des Altertumsvereins – der weiteren Erforschung der jüdischen Gemeinde im Kontext der Wormser Stadtgeschichte neue Impulse verleihen dürfte.

Quelle: Wormser Zeitung, 2.2.2005