Die April-Ausgabe der vom Westfälischen Archivamt in Münster herausgegebenen Zeitschrift „Archivpflege in Westfalen-Lippe“ (Link) enthält neben Kurzberichten von einigen Tagungen und Arbeitskreistreffen vor allem folgende Beiträge:
Das Stadtarchiv Münster am neuen Standort in der „Speicherstadt Nord“ wird von Anja Gussek-Revermann und Christa Wilbrand vorgestellt. Sie gehen in ihrem Artikel auch noch einmal auf den Entscheidungsprozess ein, der letztlich dazu geführt hat, den Archivstandort im Herbst 2003 von der Innenstadt an die Peripherie zu verlagern zugunsten einer Zusammenführung aller Arbeits- und Funktionsbereiche in einem Gebäude. Da die ehemaligen Kornspeicher in der nördlichen Außenstadt Münsters verkehrstechnisch recht gut erreichbar sind, hat sich der Umzug des Archivs bislang nicht negativ auf die Benutzerfrequenz ausgewirkt. Auch seien die Arbeitsbedingungen für Nutzer und Mitarbeiter spürbar verbessert worden.
Stefan Sudmann stellt die Genese eines anderen Archivs in Münster vor: Das Schwul-lesbische Archiv Münster „Rosa Geschichten“ ist aus einem 1991 von Studierenden gegründeten Arbeitskreis hervorgegangen, der die Geschichte der Schwulenbewegung in Münster erforschen wollte. Diese vielfältige Geschichte anhand ihrer eigenen Überlieferung und Dokumente (Plakate, Flugblätter, Akten etc.) zu bewahren, hat sich das „Rosa Geschichten“-Archiv zur Aufgaben gemacht. Der Arbeitskreis geht von einem weiteren Ausbau des schwul-lesbischen Archivs in den nächsten Jahren aus und hofft auf einen Platz unter den nichtstaatlichen Archiven Westfalens. Derzeit bestünden bereits gute Kontakte zum Westfälischen Archivamt, das mit Rat und Tat helfe.
In einem archivfachlich interessanten Beitrag widmet sich Hans-Jürgen Höötmann der Frage nach der Möglichkeit standardisierter Klassifikationsschemata für Nachlassbestände. In Kenntnis des Problems der großen Individualität von Nachlässen, die sich allgemeinen Ordnungsversuchen geradezu zu entziehen scheinen, benennt Höötmann Grundzüge für ein standardisiertes Klassifikationsgerüst. Es leitet seine Kernpunkte dabei sowohl aus der archivtheoretischen Diskussion als auch aus der praxisbezogenen Anwendung her. Ein Nachlass ließe sich danach in folgende fünf Hauptgliederungspunkte unterteilen: Biographische Unterlagen, Berufliche Tätigkeit, Korrespondenz, Sammlungen des Nachlassers und Provenienzfremde Dokumentationen. Die Hauptgruppen wiederum sind in verschiedene Untergruppen zu teilen, die sachlich oder nach Lebensabschnitten gebildet werden müssten. Würden je nach Überlieferungszustand auch nicht immer alle fünf Hauptgruppen besetzt werden können, so bietet das Schema einen praktikablen Ansatz, um die disparaten Nachlassbestände effektiver zu erschließen.
Archivpflege in Westfalen-Lippe 60/2004 – Inhalt:
- Norbert Reimann: Archivgut als Kulturgut (2)
- Hans-Jürgen Höötmann: Grundzüge eines standardisierten Klassifikationsschemas für Nachlässe (4)
- Detlef Briesen, Rose Scholl, Maren Braedt, Daniel Buck, Kristin Fichtler: „Arbeiten mit Quellen in Archiven“. Ein Beitrag zur Diskussion über die Vermittlung von Berufspraxis innerhalb des Faches Geschichte zwischen Studenten, Archivaren und Lehrenden (9)
- Andreas Neuwöhner: Das KZ Niederhagen/Wewelsburg als Straflager für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Recherche nach ehemaligen Häftlingen des selbständigen Konzentrationslagers Niederhagen/Wewelsburg (13)
- Anja Gussek-Revermann, Christa Wilbrand: Das „neue“ Stadtarchiv Münster in der „Speicherstadt Nord“ (19)
- Stefan Sudmann: Das Schwul-lesbische Archiv Münster „Rosa Geschichten“ (24)
- Kurzberichte (27)
- Bücher (38)
- Infos (44)
Link: http://www.lwl.org/waa/archivpflege/heft60/heft_nr60.pdf
Info:
Archivpflege in Westfalen-Lippe, Heft 60, April 2004
ISSN 0171-4058
im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe – Westfälisches Archivamt – hg. von Norbert Reimann und Horst Conrad
Redaktion:
Westfälisches Archivamt
Redaktion Archivpflege in Westfalen-Lippe
48133 Münster
Tel. 0251/5915779 und 5913887
Fax. 0251/591269
westf.archivamt@lwl.org
Straßennamen in Wolfratshausen
Edmund Stoiber wohnt in der Gartenstraße in Wolfratshausen. Dieser und andere sich selbst erklärende Straßennamen werden in dem neuen Buch über Straßennamen, Plätze und Brücken in Wolfratshausen nicht erläutert. Ansonsten jedoch kann einiges über die Hintergründe der örtlichen Flurnamen erfahren werden.
Das Taschenbuch wird in den nächsten Tagen vom Stadtarchiv Wolfratshausen im Jahr nach den Feierlichkeiten zum 1000-jährigen Bestehen Wolfratshausens herausgegeben. Es handelt sich dabei um den zweiten Band seiner Schriftenreihe.
Wie Marianne Balder vom Archiv bei der Vorstellung des neuen Bandes gegenüber dem Merkur erklärte, werden bislang unveröffentlichte Texte und Dokumentationen, aber auch neue Erkenntnisse öffentlich zugänglich gemacht, die sich mit den „Namensgebern“ der Straßen auseinander setzen. Auf diese Weise werden weitere Kapitel der Stadtgeschichte erschlossen.
Kontakt:
Stadtarchiv Wolfratshausen
Loisach Ufer 1
82515 Wolfratshausen
Telefon und Fax 08171-76650
Quelle: Merkur Online, 28.5.2004
Wormser und andere Italiener
Um 1900 hatten sich die ersten italienischen Familien in Worms niedergelassen. Damals waren sie Obst- und Gemüsehändler, heute betreiben die „Wormser Italiener“ die meisten Eiscafes der Stadt.
Wenn zwischen dem 17. und 20. Juni auf dem Wormser Obermarkt und Lutherplatz die Veranstaltungsreihe „Wormser und andere Italiener“ mit einem vielfältigen Programm steigt, dann widmet sich auch das Stadtarchiv Worms im Rahmen einer Ausstellung den italienischen Einwanderern in Worms.
In einem Erzählcafé berichten Deutsche und Italiener von ihren Erlebnissen aus der „Gastarbeiter“-Zeit nach 1955. Den Anfang der Veranstaltung macht ein Vortrag über die Wormser Partnerstadt Parma.
Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 10
stadtarchiv@worms.de
Quelle: Wormser Zeitung, 27.5.2004
Suche nach Vermissten in russischen Archiven
Seit Jahren bemüht sich der Vorsitzende des Kreisverbands der Heimkehrer Pforzheim-Enzkreis, Erwin Rapp, nicht zuletzt auch über private Kontakte zur Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft, darum, immer noch ungeklärte Vermisstenschicksale aufzuklären (Info). Vor sechs Jahren war Rapp in Moskau, so berichtet die selbst in der Versöhnungsarbeit mit russischen Veteranen des Zweiten Weltkriegs engagierte Pforzheimer Zeitung, erstmals mit dem Präsidenten der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft, Andrei Rumjanzew, zusammengetroffen. Dessen Frau Olga Kondraschova ist Leiterin des Referats Suchdienst der Liga, das aus Geschichtswissenschaftlern und Archivaren besteht. Diese haben Zugang zu den zentralen und regionalen Archiven in Russland, die bis Mitte der 90er Jahre versperrt und deutschen Stellen nicht zugänglich waren und in denen sich Soldbücher, Fotos, Feldpost, Lagerbriefe, Krankenberichte, Fragebögen, Vernehmungsprotokolle. Todesbescheinigungen und Angaben über die Grabstellen befinden.
Edwin Rapp schickt über den Heimkehrerverband regelmäßig Suchanträge nach Moskau. Als erste Bearbeitungsgebühr fallen nur 30 Euro an. Im Falle eines erfolgreichen Bescheids hat der Antragsteller die Möglichkeit, beglaubigte Kopien der kompletten Archivakte ausgestellt zu erhalten. Dafür müssen weitere 200 Euro aufgewendet erden. Eine zusätzliche Gebühr wird für eine beglaubigte Übersetzung in Rechnung gestellt. Informationen sind über Edwin Rapp (Telefon 0 72 31/ 7 37 88) zu erhalten.
Kontakt:
Suchreferat der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft,
Marosseika-Str. 7/8-27,
Central-Postamt A/Nr. 190,
101000 Moskau,
Russland/Russie (per Einschreiben!)
Telefax Moskau 007-095-2068467-OB
(nur schriftl. Anfragen werden bearbeitet)
Quelle: Thomas Frei, Pforzheimer Zeitung, 27.5.2004
Feuerwehr rettete Akten aus brennendem Pfarrhaus in Salzwedel
Am vergangenen Samstag brannte das Salzwedeler Kutscherhaus ab, das katholische Pfarramt wurde vom Feuer stark beschädigt. Ein technischer Defekt wird mittlerweile ausgeschlossen, Brandstiftung wird immer wahrscheinlicher. Die Polizei schätzt den entstandenen Schaden auf mindestens 555.000 Euro, berichtet die Volksstimme.
Dass neben dem materiellen Schaden weitere Verluste von der katholischen Diaspora Salzwedel abgewendet werden konnten, liegt an dem raschen Eingreifen der Feuerwehr, die auf Hinweis von Pfarrer Andreas Müller zunächst die Akten evakuierte. Wertvolle Unterlagen wie Taufverzeichnisse oder Chroniken aus der 152jährigen Gemeindegeschichte konnten dadurch weitgehend gerettet werden.
Es steht allerdings noch nicht fest, was am Ende doch Opfer der Flammen oder des Löschwassers geworden ist. So befand sich gestern das Messbuch aus dem Jahre 1703 – das wertvollste Stück des Pfarramtes – noch immer in der vom Löschwasser gefluteten Pfarrwohnung.
Kontakt:
Katholisches Pfarramt St. Laurentius
An der Marienkirche 5
29410 Salzwedel
Tel. (0 39 01) 42 33 57
salzwedel.st-laurentius@bistum-magdeburg.de
Quelle: Holger Thiel, Volksstimme, 28.5.2004
Önsbacher Archiv vorgestellt
Önsbach, der größte Teilort der Stadt Achern, ist landschaftlich reizvoll in der Schwarzwald-Vorbergzone gelegen. Önsbach hat Obstwiesen, Weinreben, 2.200 Einwohner und nun auch ein Archiv.
1994 hatte der Önsbacher Ortsvorsteher Gerhard Bär im Zuge der Erarbeitung einer Dorfchronik begonnen, sich auch für die Einrichtung eines Archivs zu interessieren. Die Dorfchronik erschien 2001 und das Archiv in Achern-Önsbach konnte nun anlässlich eines Tages der offenen Tür der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die Akten der Ortschaft, die sich nun wohlgeordnet in der ersten Etage und unter dem Dach des Önsbacher Rathauses befinden, schlummerten viele Jahre unter dem Dach zusammengepresst und vielfach unsortiert vor sich hin. Für ein Archiv war kein Platz vorgesehen. Der Verein für Ortsgeschichte, dessen Vorsitzender Gerhard Bär ist, sorgte sich dann aber um die Einrichtung des Archivs und unterstützte die langwierigen Aus- und Umsortierungsarbeiten. Nunmehr sei ein Archiv entstanden, das der modernen Aktenarchivordnung entspreche.
Gerhard Bär hat dabei mehrere Schwerpunkte gesetzt: Neben verschiedenen geordneten Gemeinderechnungen existiert eine zeitlich geordnete Abteilung mit Sachakten von 1820/21 bis 1945, von 1950 bis 1965, von 1966 bis 1973 und von 1973 an.
Kontakt:
Ortsverwaltung Önsbach
Rathausstraße 10
77855 Achern
Telefon 0 78 41 – 2 13 36
Fax 0 78 41 – 27 07 90
ov.oensbach@achern.de
Quelle: Andrea Siegmund, Mittelbadische Presse/Acher-Ranch-Zeitung, 25.5.2004
Erfolgreiche Zwangsarbeit-Ausstellung in Greven
Greven. Sehr zufrieden mit der Resonanz auf die in der letzten Woche beendete Ausstellung „Zwangsarbeit in Münster und Umgebung 1939 bis 1945“ ist das Stadtarchiv Greven. „Allein den Eröffnungsabend und die drei Vortragsveranstaltungen haben über 200 Interessierte besucht und Schulklassen waren regelmäßig im Rathaus zu Gast“, freuen sich die Organisatoren Angelika Haves und Stefan Schröder: „Wir schätzen, dass insgesamt mehr als Tausend Personen die von der Stadt Münster bereit gestellte Ausstellung gesehen haben.“
Als Service ist der Vortrag von Schröder über die Zwangsarbeiter nach der Befreiung 1945 und die DP-Lager in Greven und Reckenfeld nun auf den Internetseiten zur Geschichte Grevens als pdf-Datei unter www.greven.net/service/stenogramm/bindata/Vortrag_Schroeder.pdf abrufbar. Demnächst wird auch die Studie über Zwangsarbeit in Greven von Christoph Leclaire erscheinen.
Kontakt:
Stadt Greven
Fachdienst Allgemeiner Service/Stadtarchiv
Stefan Schröder
Rathausstr. 6
48268 Greven
Tel.: 02571/920-358
Fax: 02571/920-320
stefan.schroeder@stadt-greven.de
www.greven.net
Weisenauer Grundbücher ehrenamtlich ausgewertet
Sieben Jahre lang verbrachten fünf ehrenamtliche Heimatforscher einen Großteil ihrer Zeit damit, die im Stadtarchiv Mainz aufbewahrten Grundbücher von Weisenau auszuwerten. Nun liegt das Ergebnis dieses Engagements in Form von 5.000 Listen vor, in denen sämtliche Angaben zu den Eigentümern der Weisenauer Grundstücke und Häuser seit Beginn des 19. Jahrhunderts enthalten sind. Die Listen sind künftig zur Benutzung im Mainzer Stadtarchiv zugänglich. Dessen Leiter Dr. Guido Dobras war dankbar für die Unterstützung des Heimatforscher-Teams.
Kontakt:
Stadtarchiv Mainz
Rheinallee 3 B
55116 Mainz
Telefon (0 61 31) 12 21 78
Telefax (0 61 31) 12 35 69
stadtarchiv@stadt.mainz.de
Quelle: Allgemeine Zeitung, 25.5.2004
Alternativer Stadtführer für Schöningen
Der Arbeitskreis Stadtgeschichte Schöningen beabsichtigt noch in diesem Jahr einen Alternativen Stadtführer herauszugeben. Dieser soll als Wegweiser zu den Orten des Erinnerns und Gedenkens nationalsozialistischer Untaten und Verbrechen im Ort fungieren. Da die NS-Zeit in Schöningen bislang nur fragmentarisch dokumentiert worden ist, will der aus rund zehn Personen bestehende Arbeitskreis hier eine Lücke schließen. Die Idee dazu hatte Burkhard Jäger aus Schöningen, seit geraumer Zeit an einer Gesamtdarstellung „Schöningen im Nationalsozialismus“ arbeitet.
Der Arbeitskreis will für den Alternativen Stadtführer nicht nur ereignisgeschichtlich relevante Daten aneinander reihen, sondern das Thema Nationalsozialismus im Ort auch mit Hilfe von Zeitzeugenaussagen dokumentieren. Zu diesem Zweck ist bereits eine Bibliothek von Zeitzeugenaussagen angelegt worden.
Weitere Recherchen der Gruppe finden im Schöninger Stadtarchiv, im Staatsarchiv Wolfenbüttel und später auch im Hauptstaatsarchiv Hannover statt.
Kontakt:
Stadt Schöningen
Markt 1
38364 Schöningen
Telefon 0 53 52 / 51 20 (Zentrale)
Telefax 0 53 52 / 51 21 99
stadt@schoeningen.de
Quelle: Reinhard Wagner, newsclick.de (Braunschweig), 25.5.2004
Gedächtnis der Stadt Kevelaer
Seit zwölf Jahren ist Dorothee Flemming-Lühr die Stadtarchivarin von Kevelaer. Im zweiten Stock des Alten Rathauses ruht die Geschichte der Marienstadt: alte Bauaufsichtsakten, Karten, Nachlässe, Kaufverträge, Akten von den diversen Ämtern.
Fast täglich werde das Stadtarchiv von Benutzern aufgesucht. Vor allem Bauakten werden nachgefragt, in die Häuslekäufer oder -besitzer Einblick nehmen wollten, um etwas über die Geschichte ihres Domizils zu erfahren. Regelmäßige Besucher in ihrem Archiv seien aber auch Schüler, Studenten und Ahnenforscher. Für die Besucher steht ein Arbeitsraum zur Verfügung.
Zum 700-jährigen Stadtjubiläum Kevelaers hat Dorothee Flemming-Lühr ein kompaktes Büchlein zur Geschichte der Marienstadt herausgegeben, derzeit arbeitet sie mit an einer Dokumentation der Wettener Geschichte. Besonders stolz sei die Archivarin nach einem Bericht der NRZ auf die reichhaltige Sammlung von Karten, besonders aus dem 17. und 18. Jahrhundert seien wahre Schätze archiviert.
Kontakt:
Stadtarchiv Kevelaer
Peter-Plümpe-Platz 12
Postfach 75
D-47623 Kevelaer
Telefon: 02832-122-0
Quelle: Jan Jessen, NRZ Kleve, 24.5.2004