Testamente und Bewerbungsunterlagen aus dem 19. Jahrhundert, hundert Jahre alte Kassenbücher, Urkunden, Bauzeichnungen und vergilbte Fotos – \“die Schopen-Brauerei ist das einzige Bedburger Wirtschaftsunternehmen, dessen Unterlagen wir komplett haben\“, freut sich Stadtarchivar Uwe Depcik angesichts der gerade durchgeführten Aktenübernahme (siehe Bericht) .
Die Dokumente anderer Firmen, wie der Bedburger Wolle, der Rheinischen Linoleumwerke (RLB) oder der Zuckerfabrik seien verschollen oder in anderen Händen, bedauert der Archivar. Das Fehlen großer Teile der Firmenarchive hatte sich besonders im Rahmen der kürzlichen Recherchen für Zwangsarbeitsnachweise bemerkbar gemacht. So hatte die Bedburger Wollindustrie während des Zweiten Weltkriegs zwar viele Fremdarbeiter/innen beschäftigt, Belege über dieses bekannte Geschehen waren aber kaum zu finden gewesen.
Es ist mitunter eher glücklichen Umständen zu verdanken, wenn durch Zufallsfunde Archivbestände überhaupt noch gerettet werden können: Als beispielsweise kurz nach der Stilllegung der RLB mit deren Abriß begonnen wurde, hatten spielende Kinder auf der Straße Personalunterlagen leitender Angestellter gefunden. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion gelang es dem Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv (Köln), Teile der vollkommen unsortierten Akten in Kartons zu verpacken und vor der Vernichtung zu retten (der Bestand wird momentan verzeichnet). Da zu diesem Zeitpunkt in Bedburg kein Archiv bestand, sind allerdings keine Unterlagen in der Stadtverwaltung gelandet.
Es sollten daher nach Auffassung von Stadtarchivar Depcik, der seine Archivar-Laufbahn einst mit einer ABM in einem Unternehmensarchiv begonnen hat, Kommunalarchive verstärktes Interesse an ihrer lokalen Wirtschaftsgeschichte zeigen. Kümmert man sich in archivberatender Hinsicht hingegen nicht um ansässige Wirtschafts- und Industrieunternehmen, so geht ein großer Teil an regionaler Überlieferung verloren.
Schließlich sei auch aus wirtschafts- und sozial-, aber auch aus alltagsgeschichtlichem Interesse die Nachfrage nach ehemals am Orte ansässigen Unternehmen wohl nicht nur im Bedburger Stadtarchiv durchaus beachtlich. Umso deutlicher trete jedoch das Manko zutage, wenn hier kaum noch Unterlagen über die für die Region bedeutenden Firmen vorhanden sind.
Kontakt:
Stadtarchiv Bedburg
Uwe Depcik
Am Rathaus 1
50181 Bedburg
Telefon: (02272) 402 105
FAX: (02272) 402 812
u.depcik@bedburg.de
Mörike-Nachlass nach Marbach
Die Stiftung Weimarer Klassik will den Nachlass des Lyrikers Eduard Mörike (1804-1875) an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach (Link) verkaufen. Der seit 1882 in Weimar aufbewahrte Nachlass solle für zwei Millionen Euro veräußert werden, bestätigte Kunst-Staatssekretär Jürgen Aretz einen Bericht der «Thüringer Allgemeinen».
Damit will die Stiftung die Hälfte der vier Millionen Euro aufbringen, die sie zur Einigung des Landes Thüringen mit dem Herzoghaus Sachsen-Weimar und Eisenach beisteuern muss. Das Adelshaus verzichtete für 15,5 Millionen Euro auf alle Rückgabeansprüche von Kunst und Kultur, darunter auch große Teile des Goethe-und Schiller-Archivs.
Stiftungspräsident Hellmut Seemann hatte eingeräumt, dass man Mörike durchaus zum Kernbestand rechnen könne, aber nicht müsse. Die Landesregierung hatte nach dem Vergleich erklärt, dass keine für die Weimarer Sammlung wichtigen Bestände verkauft würden.
Aretz sagte auf Anfrage, die Entscheidung liege allein bei Seemann. Er habe ihm keine Weisung erteilt und sei auch nicht gefragt worden. Der Mörike-Bestand sei damals nur per Zufall nach Weimar gekommen. Mörike selbst habe nichts mit Weimar und Thüringen zu tun, sondern sei ein schwäbischer Dichter. In Marbach liege bereits der größte Teil seines Nachlasses.
Das Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv als ältestes deutsches Literaturarchiv verwahrt mehr als 130 Nachlässe von Schriftstellern, Wissenschaftlern, Komponisten, Künstlern, literarischen Verlagen und Gesellschaften. Dazu gehören die Nachlässe von Christoph Martin Wieland, Ferdinand Freiligrath, Georg Büchner, Fritz Reuter, Friedrich Nietzsche und Franz Liszt.
Quelle: dpa-Meldung, 24.2.2004; FAZ, 25.2.2004
Hitler-Rede auf CD
Das Stadtarchiv Göttingen hat eine Multimedia-CD mit einer Wahlkampfrede Adolf Hitlers produziert. Außer der Rede, die Hitler am 21. Juli 1932 in Göttingen hielt, enthält die CD „Erläuterungen und Dokumente“, teilt das Stadtarchiv mit. Die Scheibe soll am 11. März vorgestellt und danach für 15 Euro verkauft werden.
Göttingen war eine Nazi-Hochburg, seit 1928 lagen die Stimmenanteile der NSDAP immer über dem Reichsdurchschnitt. Bei seinem einzigen Besuch sprach Hitler vor mehreren tausend Zuhörern. Die 15-minütige Rede drohte nach Angaben des Stadtarchivs durch den Zerfall des Tonträgers verloren zu gehen. Daher habe man die Tonaufnahme digital gesichert.
Kontakt:
Stadtarchiv Göttingen
Hiroshimaplatz 4
37083 Göttingen
0551/400-3122
0551/400-2764
stadtarchiv@goettingen.de
Quelle: Göttinger Tageblatt, 25.2.2004
Kulturmanagement in der Kulturstadt Duisburg
Unter dem Titel „Verteilte Kunst“ kommentiert Thomas Becker in der heutigen WAZ kritisch die Duisburger Kulturpolitik:
Es gab Zeiten, in denen gab es in Duisburg einen Kulturdezernenten, der als Chef einer traditionsreichen Kulturlandschaft mit Museen, Stadtbibliothek,Theater und Philharmonie ein klassisches Ressort verwaltete. Doch da die Zeiten sich halt geändert haben und die Kultur heute irgendwo zwischen Event-Kultur, Kommerz und Klassik nach einer neuen Balance sucht, gilt es, in Zeiten leerer Kassen die städtischen Veranstaltungen auch betriebswirtschaftlich optimal zu vermarkten.
Dafür wurde dann auch die Duisburg Marketing GmbH (DMG) gegründet, auf deren Chefsessel mit Gerd Bildau bald der dann ehemalige Kulturdezernent sitzen wird. Weiterhin gibt es demnächst die „Kulturbetriebe Duisburg“, die neben der DMG weitere ehemalige Institute und Einrichtungen des ehemaligen Kulturderzernates betreuen werden. Was dann in einer umgepflügten Duisburger Kulturlandschaft noch übrig bleibt – dies wären unter anderem die Volkshochschule, die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv – wird in ein anderes Dezernat gepackt, das bisher mit Kultur nichts zu tun hatte. So wurde das Kulturdezernat zur Reste-Rampe.
Wenn dann zudem noch der städtische Kulturausschuss aufgelöst wird und dafür die Kultur durch einen „Werksausschuss“ kontrolliert werden soll, dann scheint man von einer „Kulturstadt“ weit entfernt zu sein.
Quelle: WAZ, 25.2.2004
Grimmaer Personennamen
Die Müllers waren schon im 16. Jahrhundert unter Grimmas Bürgern in der Mehrzahl, und sie blieben es auch 1940. Aber Meiers – ganz gleich, in welcher Schreibweise – spielten in Grimma so gut wie keine Rolle.
Der Sprachwissenschaftler Prof. Horst Naumann konnte am Sonntagnachmittag im Grimmaer Kreismuseum eine Menge an aufschlussreichen Fakten zu den Grimmaer Personennamen vermitteln, die seinem neuesten Buch zu Grunde liegen. Zum Glück hatte er die Bürgerlisten im Stadtarchiv bereits vor dem Hochwasser durchgesehen, denn die „falsche“ Tinte der Dokumente im Archiv ebenso wie im Standesamt hätte jetzt kaum noch etwas preisgegeben.
In seiner gewohnt verbindlichen Art präsentierte Prof. Naumann einige „Schmeckerchen“. Als Grimmaer Lokalpatriot pickte er zum Beispiel schon 1425 einen Hans Winkler heraus. 1630 ist eine Barbara Bergerin registriert, die Ehefrau des Amtmannes Matthias Berger. „Barbara ist doch die Mutter!“, kam sofort ein energischer Zwischenruf. Lächelnd verwies der Professor darauf, dass die Barbara damals zumindest in finanzieller Hinsicht mehr zu bieten hatte als ihr Gatte….
Auch wenn das Buch den Namen der Frauen ein eigenes Kapitel widmet, haben sie der Namenforschung offenbar weit weniger gebracht. Aber die Müllern und die Bergern, die gab es früher und gibt es immer noch. Und als es im 17. Jahrhundert Mode wurde, mehrere Vornamen zu tragen, überholten die Frauen die Männer gleich rapide.
Eigentlich hätte Prof. Naumann dieses Buch gerne in lockerer Form für die Grimmaer geschrieben, aber der Stoff ist zäh und kompliziert. Doch der Professor, der sein Sächsisch nie verleugnet, hat volles Verständnis dafür, wenn jemand seinen Namen „Pötzsch“ vielleicht nicht aussprechen konnte Der Schreiber notierte dann, was er hörte: „Beetsch“. Viele Varianten? Ein Name.
Der Sprachwissenschaftler beantwortet gern alle Fragen, nur nicht die nach der Herkunft der eigenen Familiennamen. Denn er arbeitete selbst von 1992 bis 2000 in der Familiennamenberatung der Gesellschaft für Deutsche Sprache mit und weiß, dass dort Kollegen von solchen Recherchen leben. Aber einen Tipp hat er gleich parat: Sein „Großes Buch der Familiennamen“ ist jetzt in 4. Auflage äußerst preiswert über jede Buchhandlung zu erwerben. Darin wird sich (fast) jeder wiederfinden.l Nach den „Orts- und Flurnamen der Kreise Grimma und Wurzen“ (1962) und den „Straßennamen der Stadt Grimma“ (1997) legt der bekannte Sprachwissenschaftler Horst Naumann mit den „Personennamen der Stadt Grimma/Sachsen“ (2003) nun die dritte wissenschaftliche Veröffentlichung vor, die Grimmas Geschichtsschreibung bereichert.
Quelle: Leipziger Volkszeitung, 24.2.2004
1200 Jahre Flerzheim an der Swist
Unter der Schirmherrschaft von Bundesminister a.D. Hans-Dietrich Genscher feiert Flerzheim an der Swist im Jahr 2004 sein 1200-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass hat der Ortsausschuss Flerzheim eine 152-seitige Festschrift, die sowohl historische als auch aktuelle Beiträge über Flerzheim beinhaltet, herausgegeben.
Das Kapitel „Zur Geschichte des Dorfes“ beginnt mit einem Aufsatz über die „Zeit der Franken und der ersten urkundlichen Erwähnung Flerzheims“ am 17. März 804. Doch schon 3000 v. Chr. gab es -wie Bodenfunde belegen- erste menschliche Siedlungen in der heutigen Flerzheimer Gemarkung. Eine sehr informative „Kleine Flerzheimer Chronik“ – zusammengestellt von Michaela Cibis und Dietmar Pertz (beide Stadtarchiv Rheinbach) – erinnert an die großen und kleinen Ereignisse unseres schönen Swistbachortes im Lichte der Zeitgeschichte. „Spuren der Hexenverfolgung in Flerzheim“, ein besonders trauriges Kapitel im Buch der Geschichte Europas, stellt der Experte Dr. Thomas Becker vor. Der Artikel „Rheinbach oder Meckenheim?“ von Rudolf Ley spannt den Bogen hin zum „Flerzheim von heute“.
Aus dem Inhaltsverzeichnis FESTSCHRIFT „1200 Jahre Flerzheim“
2. Zur Geschichte des Dorfes
- Die Zeit der Franken und die erste urkundliche Erwähnung Flerzheims 15
- Kleine Flerzheimer Chronik 19
- Spuren der Hexenverfolgung in Flerzheim 33
- Rheinbach oder Meckenheim? 43
Quelle: Blickpunkt Meckenheim, 25.2.2004
Einigung mit Herzoglichem Haus Sachsen-Meiningen
Zu einer gütlichen Einigung ist es bei den Restitutionsverhandlungen zwischen dem Herzoglichen Haus Sachsen-Meiningen und der Kulturstiftung Meiningen gekommen. Die Gütliche Einigung hat heute morgen das Thüringer Kabinett zustimmend zur Kenntnis genommen. Bereits gestern Nachmittag hatte der Stiftungsrat der Kulturstiftung Meiningen einstimmig seine Zustimmung zu dem von der interministeriellen Arbeitsgruppe Restitution unter Vorsitz von Kulturstaatssekretär Dr. Jürgen Aretz ausgehandelten Vertrag gegeben.
„Die Verhandlungen waren aus zwei Gründen schwierig“, so Aretz gegenüber RegioWeb. „Zum einen haben die rechtlichen Prüfungen ergeben, dass erhebliche Bestände der Meininger Museen restitutionsbehaftet sind.“ Die Familie hatte in den 90-er Jahren Ansprüche nach dem Ausgleichsleistungsgesetz angemeldet. Dieses Gesetz sieht vor, dass Gegenstände, die zwischen 1945 und 1949 unrechtmäßig enteignet wurden, an die früheren Eigentümer bzw. deren Erben zurückgegeben werden müssen. Aretz: „Wir mussten die Erben überzeugen, Dinge, die ihnen unzweifelhaft gehören, der Meininger Kulturstiftung zu überlassen und dafür weder einen finanziellen noch einen materiellen Ausgleich zu erhalten.“ Zum zweiten hätten alle Verhandlungsschritte laufend mit den insgesamt 19 Erben besprochen werden müssen, die zum Teil sehr unterschiedliche persönliche Bindungen an Meiningen und Thüringen hätten. So würden einige der Erben in den USA und Mittelamerika leben und schon aufgrund dieser Distanz zur Heimat ihrer Vorfahren keine persönlichen Gründe sehen, Kulturgegenstände in Meiningen und Thüringen zu belassen.
Die Gütliche Einigung sieht im einzelnen folgendes vor: Die Erben verzichten auf alle Restitutionsansprüche in Bezug auf die beweglichen Gegenstände, die sich heute im Besitz der Kulturstiftung Meiningen befinden. Es handelt sich hierbei um die berühmten Theaterzeichnungen aus der Hand Georg II., die außergewöhnliche Anton Ulrich-Notensammlung sowie zentrale Bestände der Ausstellung auf Schloss Elisabethenburg. Darüber hinaus wird die Kulturstiftung im Falle der Rückkehr von Beutekunstgegenständen das gesamte Inventar der so genannten Silberkammer und die ehemalige Waffensammlung zurückerhalten. Als Kompensation für diesen Verzicht verpflichtet sich die Kulturstiftung Meiningen, an den Treuhänder des Herzoglichen Hauses, Wolf v. Trotha, 19 Kunstgegenstände (16 Gemälde, 1 Schrank, 1 Standuhr, 1 Büste) zur privaten Nutzung herauszugeben. Daneben erhalten die einzelnen Erben Erinnerungsgegenstände zurück, die für sie einen besonderen persönlichen Wert besitzen und die für die Kulturstiftung Meiningen verzichtbar sind. Aus den Restbeständen der nach 1945 aufgelösten Öffentlichen und Privaten Herzoglichen Bibliothek wird das Buch „The Birds of America“ von John James Audubon, das die kulturellen Interessen Meiningens oder die kulturelle Identität Thüringens nicht berührt, herausgegeben.
Neben der Kompensation durch Herausgabe einzelner Gegenstände soll dem Haus Sachsen-Meiningen ein Sitz im Stiftungsrat der Kulturstiftung eingeräumt werden. Dies folgt dem Beispiel der Gütlichen Einigungen mit den Häusern Sachsen-Coburg und Gotha sowie Sachsen-Weimar und Eisenach. Nach diesen Vorbildern sieht die vertragliche Regelung auch ein Veranstaltungsrecht in Schloss Elisabethenburg vor.
Der Treuhänder Wolf v. Trotha zur Einigung : „Das Herzogliche Haus Sachsen-Meiningen stimmt dem Vertrag zu und freut sich, dass es drei Jahre nach der Einigung dem Thüringischen Staatsarchiv Meiningen erneut gelungen ist, eine Gütliche Einigung hinsichtlich restitutionsbehafteter Bestände in Meiningen zu erzielen. Es handelt sich um Kunst- und Kulturgüter in der Verfügungsbefugnis der Kulturstiftung Meiningen, die nicht nur für Meiningen und Thüringen, sondern gleichermaßen auch für das Herzogliche Haus von Bedeutung sind. In der kulturellen und mäzenatischen Tradition seiner Vorfahren stehend, hat das Herzogliche Haus den vorliegenden Ausgleich zwischen öffentlichem und privatem Interesse mit der Kulturstiftung gebilligt.“
Für den Freistaat Thüringen bedeutet die Einigung mit dem Haus Sachsen-Meiningen den Abschluss der Verhandlungen mit den ehemals regierenden Häusern, soweit sie bedeutende Ansprüche im Land geltend gemacht haben.
Die Landesregierung hat daher in der heutigen Kabinettsitzung die erfolgreiche Erledigung des Auftrags der Interministeriellen Arbeitsgruppe Restitution festgestellt. Diese sollte Lösungen erarbeiten und finden, wie die von Restitutionsansprüchen betroffenen Kunst- und Kulturgüter der Thüringer Öffentlichkeit dauerhaft erhalten werden können. Der Freistaat hat sich dabei auf die großen Komplexe Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Weimar-Eisenach sowie Sachsen-Meiningen konzentriert, da der Freistaat hier am umfangreichsten von den Ansprüchen betroffen war.
Kontakt:
Kulturstiftung Meiningen, Schloß Elisabethenburg
Schloßplatz 1
98617 Meiningen
Tel.: (03693) 503641
Fax: (03693) 503644
Email: meiningermuseen@aol.com
Quelle: Regio Web, 24.2.2004
Sponsoren für Brucker Archiv(-arin) gesucht
Mit 31. März 2004 läuft der Vertrag der Brucker Stadtarchivarin Dr. Petra Weiß aus. Bis dahin ist Weiß noch beim Verein „Netzwerk Geschichte“ angestellt, eine Verlängerung des Vertrages ist jedoch nicht möglich. Stadträtin Christine Schwarz appelliert nun an Vereine und sonstige Kulturinteressierte, die Archivarbeit finanziell zu unterstützen.
Dass die finanzielle Situation der Stadtgemeinde derzeit auch eine Anstellung durch die Gemeinde verhindere, hatte Stadtchef Franz Perger schon in früheren Diskussionen über das Thema klar gemacht. Die Aufarbeitung des Stadtarchivs ist aber alles andere als abgeschlossen. Wenn Weiß nun mit Ende März aufhören muss, ist allerdings auch die Katalogisierung, die bisher durchgeführt wurde nur bedingt verwendbar, da sie nicht vollständig ist. Stadträtin Christine Schwarz hat daher die Idee geboren, die Arbeit im Archiv eventuell durch Sponsoren zu finanzieren: „Vielleicht könnte ein Verein, dem die Geschichte Brucks ein Anliegen ist, die Archivarbeit unterstützen.“
Auch die Wilfleinsdorfer „Frösche“ hätten Weiß bereits einmal für ein Jahr beschäftigt. „Wenn sich das ein so kleiner Verein leisten kann, lässt sich vielleicht wieder eine derartige Möglichkeit finden“, so Schwarz, die betont: „Es müsste ja auch nicht ein Verein für ein ganzes Jahr aufkommen“, schlägt Schwarz vor, dass mehrere Vereine für kürzere Perioden das Sponsoring übernehmen könnten, „damit die Arbeit wenigstens zu einem Zwischen-Abschluss gebracht werden kann.“ Etwaige Sponsoren können sich bei Dr. Petra Weiß oder bei Stadträtin Christine Schwarz melden.
Kontakt:
Stadtgemeinde Bruck an der Leitha
Hauptplatz 16
A-2460 Bruck an der Leitha
e-mail: stadt@bruckleitha.at
Tel. 02162/62354-0
Fax 02162/62354-25
Quelle: Niederösterreichische Nachrichten, 25.2.2004
850 Jahre Hanstedt – Jubiläum geplatzt
Das hätte ziemlich peinlich werden können: Eine Geburtstagsfeier zu feiern, ohne Geburtstag zu haben. Es hatte sich schon ein Arbeitskreis gebildet, der sich mit der Organisation von Hanstedts 850-Jahr-Feier, die in ganz großem Rahmen im nächsten Jahr stattfinden sollte, beschäftigt. Auch die Vereine in der Gemeinde sollten mitmachen. Nun hat die Gemeindeverwaltung alle Verbände und Vereine angeschrieben, dass die große Party doch nicht steigen wird. Denn die Urkunde, die Hanstedts Alter belegen soll, meint einen ganz anderen Ort, fanden Experten heraus.
Rita Kaps, stellvertretende Gemeindedirektorin, sagt: „Hellhörig waren wir eigentlich schon geworden, als im Zuge der Recherchen für Jesteburgs Chronik Historiker darauf kamen, dass in unserer Urkunde aus dem Jahr 1155 mit dem Ortsnamen Haonstede nicht unser Hanstedt gemeint sein könnte.“ Bislang war die Gemeinde nämlich genau davon ausgegangen. Die Urkunde stammt aus den Unterlagen des Bistums Verden.
In der Urkunde heißt es: „Bischof Richtbert von Verden bekennt, dass er mit Zustimmung seines Erben, des Grafen Gebhard, Sohn des Bruders von Bischof Richtbert, den Verdener Domherren auf seinem erblichen Besitz einen Herrenhof in Haonstede mit allem Zubehör zum Nutzen der Konkredation der Heiligen Maria in Verden geschenkt hat.“
Nach der letzten Versammlung der Archivare des Landkreises Harburg im November 2003, wo das Thema zur Sprache kam, nahm sich Kreisarchivar Hans-Heinrich Wolfes des Themas an und legte die Unterlagen der Gemeinde den beiden anerkannten Fachleuten Dr. Klaus Richter, dem ehemaligen Archivdirektor im Staatsarchiv Hamburg, und dem Bötersheimer Urkundenforscher Heinrich Müller vor.
Die beiden kamen zu dem Ergebnis, dass mit Haonstede, an anderer Stelle ist in diesem Zusammenhang auch die Rede von Hohnstede, nicht das Hanstedt im Landkreis Harburg gemeint sein könne, sondern ein anderes Hanstedt in der Gemarkung der Stadt Helmstedt. In der heutigen Gemeinde Hanstedt lag nie der besagte Haupthof der Verdener Bischöfe. Die Bischöfe hatten hier nie Besitztümer.
Es stellte sich bei genauerer Recherche auch heraus, dass sich eine zweite urkundliche Erwähnung nicht auf Hanstedt im Kreis Harburg bezog, sondern auf einen Ort namens Hanstedt, der allerdings im Landkreis Uelzen liegt. In diesem Zusammenhang geht es um die urkundliche Erwähnung des Hanstedter Kirchspiels im Jahre 1197. Zu dieser Zeit war Hanstedt in der Nordheide noch kein eigenständiges Kirchspiel.
Also wird es keine 850-Jahr-Feier im nächsten Jahr in der Gemeinde Hanstedt geben. Die Gemeindeverwaltung konnte noch rechtzeitig alle Aktivitäten absagen. Gefeiert werden soll aber trotzdem. Wann, das bleibt die Frage. Gemeindedirektor Hans-Heinrich Höper: „Wann nun die erste urkundliche Erwähnung unseres Ortes erfolgt ist, bleibt weiteren Nachforschungen der Fachleute vorbehalten. Die Gemeinde wird ebenfalls weiter recherchieren, um nachweisbare Daten für ein künftiges Gemeindejubiläum zu erhalten.“
Link:
http://www.hanstedt-nordheide.de/
Quelle: Hamburger Abendblatt, 25.2.2004
Unternehmen als Sponsoren und Mäzene
Die Schweizer Unternehmen unterstützen die Kultur durch Sponsoring und Mäzenatentum mit rund 320 Millionen Franken pro Jahr. Der Löwenanteil der Kulturfinanzierung geht auf das Konto der Grossunternehmen, doch sind die kleinen Betriebe hinsichtlich Beitragshöhe pro Mitarbeiter am grosszügigsten. Dies geht aus einer schriftlichen Umfrage des Schweizerischen Bundesamtes für Statistik bei 7.500 Betrieben für das Jahr 2001 hervor, die jetzt in der NZZ vorgestellt wurde und die eine Wissenslücke schließt: Während über die Kulturausgaben der öffentlichen Hand relativ viel bekannt ist, da sie jährlich ausgewiesen werden, fehlten bisher genaue und aktuelle Informationen über die Kulturfinanzierung durch private Unternehmen und Haushalte.
In der Schweiz beteiligt sich fast jedes achte Unternehmen an der Kulturfinanzierung. Besonders hoch ist der Anteil bei den Firmen mit Sitz in der Deutschschweiz (15 Prozent). Wichtigste Geldgeber in Bezug auf die Branchen sind die Banken und Versicherungen, von denen 28 Prozent Kultur finanzieren. Der Anteil der Kulturfinanzierung wächst mit zunehmender Unternehmensgrösse. So weisen die grossen Firmen den höchsten Anteil auf (28 Prozent), gefolgt von den mittelgrossen (17 Prozent) und den kleinen Unternehmen (11 Prozent).
Die meisten Beiträge bewegen sich in der Grössenordnung zwischen 1.000 und 10.000 Franken. Die grossen Unternehmen sowie die Banken und Versicherungen bezahlen bedeutend höhere Beträge (zwischen 10.000 und 100.000 Franken oder mehr). Das durchschnittliche Unternehmen, das Kulturausgaben tätigt, leistet einen Beitrag von 2.000 Franken (Median).
Wie verteilen sich die Ausgaben der Firmen auf die verschiedenen Kultursparten? Die Bühnenkunst steht mit 46 Prozent an der Spitze, gefolgt von der Erhaltung der Kultur (Museen, archäologische Stätten, Archive) (20 Prozent) und der bildenden Kunst (19 Prozent). Die Audiovision, die Literatur und die Bibliotheken erhalten dagegen nur eine sehr bescheidene Unterstützung (jeder Bereich weniger als 5 Prozent). Vier von fünf Unternehmen unterstützen die unabhängigen Kulturschaffenden (Vereine, Privatpersonen). Der an sie geleistete Beitrag macht indessen nur einen Viertel des Gesamttotals aus. Rund ein Drittel geht an die etablierten Institutionen (Theater, Museen, Bibliotheken, Konzerthäuser).
Die Kulturfinanzierung findet vor allem in Form von Sponsoring statt, dessen Ziel – gemäss Definition der Studie – in erster Linie darin besteht, die Position einer Firma auf dem Markt zu festigen. Fast drei Viertel der Unternehmen (73 Prozent) praktizieren Sponsoring, während nur 37 Prozent der Unternehmen angeben, Mäzenatentum zu betreiben (als dessen primäre Absicht laut Studie die Förderung der Kunst genannt wird). Die für die beiden Finanzierungsarten aufgewendeten Beträge relativieren jedoch die Verteilung: Das Sponsoring beansprucht die Hälfte und das Mäzenatentum ein Drittel der Gelder. Der durchschnittliche von Mäzenen aufgewendete Betrag ist also höher als der durchschnittliche Sponsorenbetrag. 44 Prozent der Unternehmen unterstützen die Kultur auch mittels nichtfinanzieller Leistungen (Know-how, Räumlichkeiten, Publikationsplattformen), wobei dies nichts mit einem Mangel an Finanzmitteln zu tun hat, im Gegenteil: Je mehr Mittel eine Firma für die Kultur aufwendet, desto stärker hat sie auch die Tendenz, nichtfinanzielle Leistungen anzubieten.
Die Unternehmen unterstützen die Kultur nach eigenen Angaben vor allem aus einem Gefühl der gesellschaftlichen Verantwortung heraus. Der Banken- und Versicherungssektor stellt eine Kategorie für sich dar: Diese Unternehmen sehen in der Unterstützung der Kultur in erster Linie ein Kommunikationsmittel, mit dem sie ihren Bekanntheitsgrad erhöhen können (Marketing). Über ein eigenes Kulturbudget sowie extra Personal für die Kulturförderung verfügen, wenig überraschend, vor allem grosse Betriebe, die beträchtliche Summen aufwenden (über 100.000 Franken). Nur 9 Prozent der Unternehmen, welche die Kultur finanziell unterstützen, machen dies in Zusammenarbeit mit einem Partner (meist einem anderen Betrieb). Am ehesten zu einer Kooperation bereit ist der Banken- und Versicherungssektor. Insgesamt haben die Unternehmen die Tendenz, ihre finanzielle Unterstützung auf eine bestimmte Kultursparte zu konzentrieren. So vergibt mehr als die Hälfte (56 Prozent) ihre Mittel an eine einzige Sparte, während lediglich 2 Prozent mindestens fünf Sparten berücksichtigen. Eine besonders interessante, weil scheinbar im Gegensatz zu anderen Tendenzen stehende Feststellung ergibt sich bei der Analyse des Verhältnisses zwischen Unterstützungsbeitrag eines Betriebs und der Zahl seiner Mitarbeiter: Während der absolut grösste Teil der Unterstützungssumme von den wenigen Grossunternehmen stammt, sind die kleinen Unternehmen mit 400 Franken pro Mitarbeitenden am grosszügigsten (Median: 330 Franken).
Info:
Yvan Cuche, Valérie Friedrich, Eric Fragnière: Kulturfinanzierung durch die Unternehmen. Erhebung über die Kulturausgaben der Unternehmen in der Schweiz im Jahr 2001. Bundesamt für Statistik, Neuenburg 2003.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 24.2.2004