Staatsarchiv Luzern mit neuer Website

Keine Animationen – dafür eine klare Navigation und viel Inhalt, der laufend ausgebaut wird. Das Luzerner Staatsarchiv sieht in seiner Website (www.staluzern.ch) ein Arbeitsinstrument für alle, die sich für die Geschichte des Kantons Luzern interessieren und das Archiv als Forschungsort besuchen wollen. Mit dem neuen Layout wird das Webangebot des Staatsarchivs zugänglicher: klar, einfach, übersichtlich, und schnell.

Der gesamte Inhalt wurde ergänzt und neu strukturiert: Die verschiedenen Kunden und Partner werden direkt angesprochen. Sie finden auf speziellen Seiten massgeschneiderte Angebote und weiterführende Links.

Ein Volltextsuche erschliesst nicht nur die allgemeinen Informationen, sondern auch eine aktuelle und ausführliche Übersicht über die gesamten Bestände des Archivs. Nicht weniger wertvoll sind die Hilfeleistungen für die Arbeit mit Archivquellen, die verschiedenen Merkblätter zum Herunterladen oder die rund 2500 Familienwappen.

Kontakt: 
Staatsarchiv des Kantons Luzern
Schuetzenstrasse 9
Postfach 7853
CH-6000 Luzern 7
TEL : ++41 41 228 53 64
http://www.staluzern.ch

Hamburgs Geschichtswerkstätten starten ihr Protestprogramm gegen die Kürzungen

Die Situation ist paradox. Nie zuvor haben Hamburgs Geschichtswerkstätten eine solche Aufmerksamkeit der Medien gehabt und so viele Sympathiebekundungen des Publikums bekommen wie zurzeit. Gleichzeitig war ihre Existenz nie gefährdeter.

Zur Erinnerung: Ende Juli stellte die Kulturbehörde ihren Haushalt 2004 vor. Der Etat steigt, doch es gibt einen großen Verlierer. Die Zuwendung von 539.000 Euro für die 14 Hamburger Geschichtswerkstätten und Stadtteilarchive sollte komplett gestrichen werden. Erschrocken über lautstarke Proteste, kündigte die Behörde am 30. Juli an, ihren Erlass abzumildern: 133.000 Euro sollen alle 14 Einrichtungen im kommenden Jahr für Miet- und Betriebskosten erhalten. Wegfallen würden dagegen vor allem die Mittel für die sieben festen Stellen, die sich zwölf Mitarbeiter der Geschichtswerkstätten teilen.

Funktionieren könnte der Betrieb dennoch, glaubt die Kulturbehörde. Sie schlägt mehr Kooperation mit anderen Stadtteileinrichtungen vor und will die Archive stärker in den Bezirken verankern. Ähnliches stellt sich auch Gerd Hardenberg vor. Der kulturpolitische Sprecher der Schill-Fraktion will das starke ehrenamtliche Engagement in den Geschichtswerkstätten und das gesammelte Material in ihren Archiven erhalten. Doch mehr als die Basisfinanzierung hält auch er für nicht möglich.

Für Michael Joho, den ehrenamtlichen Leiter der Geschichtswerkstatt St. Georg und Sprecher der Stadtteilarchive, sind diese Vorschläge zu wenig. „Ohne die hauptamtlichen Kräfte wird es stark frequentierte Angebote wie den zentralen Bilderspeicher, die Stadtteilrundgänge, das Kinderprogramm oder die intensive Zusammenarbeit mit Schulen nicht mehr geben.“

Überdies seien die vorgeschlagenen Möglichkeiten der Kostenersparnis längst ausgeschöpft: „Räume, Sponsoren und Partner suchen wir seit Jahr und Tag. Anders als mit viel kostenloser Unterstützung wäre unser Betrieb nicht durchführbar.“ Und wer ernsthaft Kirchen als Kooperationspartner vorschlage, sei nicht mit der Situation vor Ort vertraut: „Die sind schon froh, wenn sie ihre Personal- und Raumsituation halten können und nichts abgeben müssen.“

Vor den Sommerferien haben die Geschichtswerkstätten großflächigen Protest angekündigt. Auftakt ist die Kundgebung am 19.8. auf dem Hansaplatz (Beginn 18 Uhr) – Motto: „Geschichte muss lebendig bleiben“. Es folgen zahlreiche Aktionen in den Stadtteilen noch vor der Sitzung des Kulturausschusses der Bürgerschaft Anfang September. Joho: „Bis dahin wollen wir so viel rotieren, dass es dem Senat schwer fällt zu sagen, es bleibt dabei.“

Inzwischen ist Michael Joho wieder etwas optimistischer als noch vor sechs Wochen: „Ich halte einiges für möglich. Die Korrektur der Behörde ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Die erste Bewegung von Kultursenatorin Dana Horáková soll nicht ihre letzte gewesen sein.“

Informationen zum Protestprogramm gibt Michael Joho, Tel. 0170/948 04 60; am 25. August findet um 19 Uhr in der Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 4, eine Diskussion über Nutzen und Fördermöglichkeiten von Geschichtswerkstätten statt. Auf dem Podium sitzen u. a. Franklin Kopitzsch, Hans-Dieter Loose, Jürgen Mantell.

Die Geschichtswerkstätten:

  • Geschichtswerkstatt Barmbek e.V. (seit 1986): 2 feste, etwa 10 ehrenamtliche Mitarbeiter, 76 Mitglieder. Zuschuss (der Kulturbehörde): 85 000 Euro. Archiv: ca. 5000 Fotos, Interviews, heimatkundliche Bibliothek (von 1850 bis heute).
  • Kultur & Geschichtskontor Bergedorf e.V. (seit 1982): 3 feste, mehrere 100 ehrenamtliche Mitarbeiter, 60 Mitglieder. Zuschuss: 69 000 Euro. Archiv: historische Fotos, Postkarten, Stadtpläne. Eigene Bibliothek.
  • Stadtteilarchiv Bramfeld e.V. (seit 1983): 1 Festangestellte in Teilzeit, 7 ehrenamtliche Mitarbeiter, 11 Mitglieder. Zuschuss: 51 000 Euro.
    Archiv: Fotos, Kassetten mit Zeitzeugeninterviews, Karten. Klöntreffs und Rundgänge.
  • Geschichtsgruppe Dulsberg e.V. (seit 1986): keine festen Mitarbeiter, dafür 15 ehrenamtliche Mitglieder. Zuschuss: 2500 Euro. Archiv: Fotos, Zeitungsartikel (ab 1920), wissenschaftliche Arbeiten, eigene Bibliothek.
  • Geschichtswerkstatt Eimsbüttel e.V. (seit 1983): 1 fester Mitarbeiter, 15 ehrenamtliche, 69 Mitglieder. Zuschuss: 66 000 Euro. Archiv: über 5000 Fotos, Tonkassetten, Dokumente zur Stadtteilgeschichte, eigene Bibliothek.
  • Stadtteilarchiv Eppendorf e.V. (seit 1987): 2 feste und 5 ehrenamtliche Mitarbeiter, 30 Mitglieder. Zuschuss: 39 000 Euro. Kleines Foto- und Textarchiv. Außerdem eigenes Veranstaltungszentrum „Subbühne“ im Röhrenbunker.
  • Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt Fuhlsbüttel e.V. (seit 1988): 10 ehrenamtliche Mitarbeiter, 103 Vereinsmitglieder. Zuschuss: 25 000 Euro. Archiv: Fotos, Bücher und private Gegenstände, mehr als 1000 Bücher.
  • Stadtteilarchiv Hamm e.V. (seit 1987): 2 feste Mitarbeiter, etwa 12 ehrenamtliche, 100 Mitglieder. Zuschuss: 20 000 Euro. Archiv: ca. 20 000 Fotos, Zeitungsartikel. Bewirtschaftung des Bunkermuseums; Geschichtscafé (einmal im Monat).
  • Geschichtswerkstatt Horn (seit 1996): 13 ehrenamtliche Mitarbeiter, kein fester Zuschuss der Kulturbehörde. Einnahmen aus Spenden und Kalenderverkäufen. Archiv: ca. 2000 Fotos, Zeitungsartikel, alte Tagebücher.
  • Jarrestadt-Archiv (seit 1990): zwischen 4 und 6 ehrenamtliche Mitarbeiter. Zuschuss: 5000 Euro. Archiv: Fotos, Zeitschriften, Interviews. Eigene Bibliothek zur Stadtteilgeschichte.
  • Stadtteilarchiv Ottensen e.V. (seit 1980), untergebracht in der ehemaligen Ottenser Drahtstifte-Fabrik. 3 feste Mitarbeiter, 20 ehrenamtliche, 90 Mitglieder. Zuschuss: 118 000 Euro. Audio- und Videoarchiv mit Zeitzeugeninterviews, Firmennachlässe, Fotos.
  • Geschichtswerkstatt St. Georg e.V. (seit 1990): Zwischen 40 und 60 ehrenamtliche Mitarbeiter, 73 Mitglieder. Zuschuss: 6000 Euro. Archiv: ca. 1800 Fotos, Zeitungsberichte, historische Dokumente. Bibliothek mit ca. 5000 Büchern.
  • St.-Pauli-Archiv e.V. (seit 1987): 1 fester Mitarbeiter, 10 ehrenamtliche, 40 Vereinsmitglieder. Zuschuss: 26 000 Euro. Archiv: Fotos und Ansichtskarten, Tonkassetten mit Interviews. Bibliothek.
  • Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg (seit 1990), untergebracht im Kommunikationszentrum Honigfabrik. Zuschuss: 9000 Euro. Eine feste Mitarbeiterin, 30 ehrenamtliche, 150 Mitglieder. Fotoarchiv, literarische Barkassenfahrten, Straßentheater-Projekte.

Link: http://www.hamburger-geschichtswerkstaetten.de/

Quelle: Hamburger Abendblatt, 19.8.2003

Findbuch-Wegweiser für Scharnhausen

Wer in der Vergangenheit von Scharnhausen stöbern möchte, der hat nun eine Hilfe an der Hand. In einem Findbuch hat der Stadtarchivar Jochen Bender die Akten neu geordnet. Für den Stadtarchivar hat sich „die archivische Maulwurfsarbeit gelohnt“. Dabei hatte vor Jochen Bender eine Menge Mühe gestanden. Zusammen mit seiner Mitarbeiterin Karin Hermann hat er sich durch 40 Meter Akten gewühlt und Blatt für Blatt durchgesehen – insgesamt haben die beiden etwa 250.000 Schriftstücke begutachtet, neu geordnet und verzeichnet. Entstanden ist dabei das 175 Seiten dicke Findbuch, das nun als Inhaltsverzeichnis des Aktenbestandes dient.

Bei der Katalogisierung mussten die beiden an verschiedenen Stellen suchen – der Dokumentenbestand war im Laufe der Zeit höchst unterschiedlich verwaltet worden. Manche Schriftstücke waren nur grob geordnet oder lediglich durch einen allgemeinen Aktenplan erschlossen. Das älteste Dokument aus Scharnhausen stammt aus dem Jahre 1652. Richtig jung in der Reihe historischer Dokumente nehmen sich dagegen Akten aus dem Jahr 1974 aus – auch sie sind von nun an im Findbuch zu finden.

Vor allem für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts konnten der Stadtarchivar und seine Mitarbeiterin eine Informationsdichte feststellen, die so bisher nicht vermutet worden war. Interessierte können nach Themen im Findbuch in der Katalogisierung entweder über eine systematische Grobgliederung oder über ein Stichwortregister suchen.

Auch wenn das Findbuch für Scharnhausen nun fertig gestellt worden ist, dem Archivar und seiner Mitarbeiterin geht die Arbeit nicht aus. Kaum aufgetaucht aus den Dokumentenmetern, gehen die beiden wieder in den Aktenuntergrund. Das Aktenstudium in Ruit steht an. Und dort wollen 53 Meter Papier gesichtet und geordnet werden.

Das Findbuch ist im Stadtarchiv auf CD-Rom erhältlich. Außerdem ist der Katalog auch ins Internet gestellt worden.

Kontakt:
Stadtarchivar Jochen Bender
Klosterhof 10, Nellingen
73760 Ostfildern
Tel. 0711 3404-287
Fax 0711 3404-9287
E-mail: J.Bender@Ostfildern.de
http://www.stadtarchiv.ostfildern.de

Quelle: Stuttgarter Zeitung, 19.8.2003

Staatsarchiv Freiburg/CH zieht um

Ab sofort und voraussichtlich bis Januar 2004 ist das Staatsarchiv Freiburg geschlossen. Grund ist der Umzug der gesamten Institution vom Archivweg in die Zeughausstrasse. Betroffen sind neben dem Depotbestand mit einer Länge von rund sechs laufenden Kilometern auch die Büros und der Lesesaal.

Die Mitarbeiter des Staatsarchivs stehen ihrer Kundschaft nach Möglichkeit trotzdem zur Verfügung. Es gelten die bisherigen Anschriften:
Staatsarchiv Freiburg,
Archivweg 4,
1700 Freiburg;
E-Mail: ArchivesEtat@fr.ch
Tel.: 026 305 12 70.

Das genaue Datum der Wiedereröffnung ist noch nicht bekannt.
Es kann ab Dezember 2003 beim Staatsarchiv erfragt werden und wird im Internet (www.fr.ch/aef/de) und in der Presse bekannt gegeben.  

Quelle: Freiburger Nachrichten, 19.8.2003.

Endlich der erste Blick aufs Schloss

„Mit 17 Jahren wurde ich von meinen Eltern getrennt und ins Eisenwerk gebracht. Dort musste ich arbeiten und durfte das Lager und das Werk nicht verlassen.“ Der Autor des Briefs hat jahrelang in Brühl gelebt, aber weder das Schloss, noch die Innenstadt gesehen. Er ist einer von zwölf ehemaligen Zwangsarbeitern, die zusammen mit ihren Begleitern die Einladung der Stadt angenommen haben und im November nach über 50 Jahren Brühl besuchen. Nach Hürth ist Brühl die zweite Stadt im Erftkreis, die Zwangsarbeiter aus der Zeit des Nationalsozialismus eingeladen hat.

„Inzwischen kenne ich alle Namen und die Schicksale, die sich dahinter verbergen“, sagt Margret Reuter. Die Leiterin der Kulturabteilung hat gemeinsam mit Archivar Günter Deuster monatelang in den Archiven gewühlt, 626 Bücher mit Meldekarteien durchforstet, Briefe geschrieben und organisiert. Heute weiß sie, dass ein Franzose nach einem Aufenthalt in zwei Konzentrationslagern bei einem Friseur in Brühl unterkam.

„Dort wurde ich zum ersten Mal gut behandelt“, schreibt er in einem Brief. Nach kurzer Zeit habe er zur Familie gehört und dort sogar seine spätere Frau kennengelernt. Nicht alle Erinnerungen der Zwangsarbeiter, die in der Landwirtschaft, in Privathaushalten, im Gruhlwerk und im Eisenwerk tätig sein mussten, sind so positiv. Ein Ukrainer schreibt, er habe „hungrig, erkältet und fast nackt“ Gleise reparieren müssen.

Die Einladung geht auf einen Antrag der Grünen im Jahr 2001 zurück, der Rat beschloss 2002 eine Einladung auszusprechen, die im Herbst vergangenen Jahres verschickt wurde. „Zum Teil waren die Wege abenteuerlich, und die Post hat hervorragende Arbeit geleistet“, erzählt Reuter. Ein Brief nach Australien landete schließlich richtig beim nach Kanada verzogenen Adressaten. Der 81-Jährige wollte eigentlich aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen. Nachdem ihm Reuter jedoch ein Paket mit neuen Fotos und Unterlagen aus Brühl zugesandt hatte, entschloss er sich, doch zu kommen. Während die Reiseplanung der Gäste aus Polen, Kanada und Frankreich bereits feststeht, entwickelt sich der Besuch der größten Gruppe aus der Ukraine zunehmend zum Problem.

„Viele der Ukrainer, die bereits zugesagt haben, bekommen kein Visum, weil sie keinen Pass haben“, sagt Reuter. Das Geld für das Dokument könne aus Brühl bezahlt werden, aber viele Behörden weigerten sich schlicht, den Pass auszustellen. Außerdem müssten die Antragsteller persönlich nach Kiew reisen. „Wir denken im Moment darüber nach, einen Subunternehmer zu beauftragen, der vor Ort versucht, die Sache zu regeln“, berichtet Kulturdezernentin Elisabeth Hackstein. „Von hier aus sind wir machtlos. Wir hätten nicht damit gerechnet, dass in diesem Land so katastrophale Verhältnisse herrschen.“

Kontakt:
Stadtarchiv Brühl
Rathaus
Mühlenbach 65 
50321 Brühl
Telefon: 02232-79-266
Telefax: 02232-79-568
http://www.bruehl.de

Quelle: Kölnische Rundschau, 15.8.2003.

Planungen für Hamburger Auswanderer-Center stocken

Wer sich heute auf dem Gelände der früheren Auswandererstadt in Hamburg umsieht, die Albert Ballin von 1903 auf der Veddel errichten ließ, braucht viel Fantasie, um sich hier eine historisch fundierte Attraktion vorzustellen, die Jahr für Jahr mindestens 200.000 Besucher anziehen soll. Erhalten ist einzig eine Baracke, die nach oft wechselnder Nutzung in einem kläglichen Zustand ist.

Wer sich jedoch die Planungen für dieses Areal von Projektleiter Reinhard Wolf erklären lässt, der weiß, dass das Hamburg Emigration Center (HEC) keine Utopie ist. Der Senat hat der Stiftung Hamburg Maritim, deren Vorstandschef Wolf ist, das Gelände für ein Jahr anhand gegeben. Detaillierte Baupläne der Architekten Martin Förster und Karsten Trabitzsch liegen vor: Die alte Baracke soll saniert und als Schlafsaal von 1906 rekonstruiert werden. Hinzu kommen zwei Häuser, die den U-förmigen Grundriss aufnehmen und das alte Ensemble nachahmen. Eines dieser Gebäude soll eine Erlebniswelt bieten, für die es bereits ein Konzept von Holger von Neuhoff (Titanic-Ausstellung) gibt.

Das andere Gebäude würde als Archiv mit Service für die Ahnenforschung genutzt. Hier soll das Projekt „Link to Your Roots“ weiter betrieben werden, das die fünf Millionen Auswanderer der Hapag-Listen im Staatsarchiv online verfügbar macht. Die Zielsetzung ist klar: Hamburg will eine Attraktion nach Art von Ellis Island, um auch US-Touristen zu gewinnen. Fünf Millionen Euro sind als Investitionsvolumen veranschlagt. 2,2 Millionen stellen die Norddeutsche Affinerie, Hapag-Lloyd und die Hamburgische Feuerkasse in Aussicht. 600.000 Euro kämen von Stadt und Bund, 2,2 Millionen würden fremdfinanziert. Bedient werden sollen die Kredite aus den Mieterlösen. „Wir selbst können das HEC nicht betreiben“, sagt Wolf. Deshalb wurde mit drei Firmen verhandelt, die Erfahrung mit Themenparks haben. Doch keines wollte bislang einen kostendeckenden Betrieb garantieren. Die Stiftung gerät dadurch unter Zeitdruck. Bis Ende September läuft die Anhandgabe, dann soll Wolf dem Senat ein realisierbares Modell präsentieren. Andernfalls müsste über Alternativen nachgedacht werden. Gewiss ist, dass das HEC hohe Priorität für Bürgermeister Ole von Beust hat. „Dieses Projekt muss realisiert werden“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Freytag. „Ein Auswandererzentrum würde der Stadt den internationalen Auftritt verschaffen, den es bei Konkurrenzen wie der Olympia-Bewerbung braucht.“ Freytag will die Bürgerschaft zum Nachdenken über weitere Hilfen fürs HEC auffordern.

Quelle: Hamburger Abendblatt, 15.8.2003

Tagung evgl. Kirchenarchive in Berlin im Juni

Das neuerbaute Kirchliche Archivzentrum am 23. und 24. Juni war Anlass, die ansonsten getrennt tagenden süddeutschen und norddeutschen evangelischen Kirchenarchivarinnen und -archivare zu einem gemeinsamen Treffen nach Berlin einzuladen. Fast 80 Kolleginnen und Kollegen waren der Einladung gefolgt.

Innerhalb einer Sektionssitzung zum Thema \“Elektronische Aktenverwaltung\“ ging es speziell um die Einführung des EDV-Programms REGIsafe in landeskirchlichen Verwaltungen. Ulrike Gogalla vom Konsistorium der Evangelischen Landeskirche in Berlin-Brandenburg berichtete aus der Sicht einer Informatikerin über die schrittweise Einführung des Programms. Anschließend stellte Birgit Dreuth vom Landeskirchlichen Archiv in Darmstadt ihre Erfahrungen im Landeskirchenamt und die Auswirkungen auf das Archiv dar. Probleme haben sich einerseits in den Verwaltungen ergeben, da die Einführung solcher Programme erheblicher organisatorischer Vorbereitungen und Standardisierungen z.B. beim Aktenplan bedarf. Auf der anderen Seite sei für das Archiv die Frage des Datenimports in das verwendete Archivverzeichnungsprogramm von grundlegender Bedeutung.

In einer anderen, vielfach gewünschten und auch sehr zahlreich besuchten Sektionssitzung zum Thema \“Archive im Internet\“ referierten am zweiten Tag Dr. Jutta Weber von der Hand-schriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin und Dr. Michael Häusler, der Leiter des Verbandes kirchlicher Archive, über Themen aus ihren Arbeitsbereichen. Zunächst stellte Dr. Häusler unter dem Titel \“Von der Adressenliste zur gemeinsamen Bestandsdatenbank: Evan-gelische Archive im World Wide Web\“ die verschiedenen Möglichkeiten der Präsentation von Archiven vor. Von 82 befragten kirchlichen Archive seien z. Zt. nur 55 in irgendeiner Form mit eigenen Präsentationen im Internet vertreten. Frau Dr. Weber sprach über \“Zentrale Nachweise von Nachlässen im Internet: ‚Kalliope\‘ und Datenbank des Bundesarchivs\“. In der Präsentation des Bundesarchivs seien neben den Daten aus den verschiedenen gedruckten Nachlassverzeichnissen der letzten Jahrzehnte auch alle neuen Meldungen und Nachmeldun-gen aus Archiven und Bibliotheken erfasst. Die Online-Datenbank ist auf der Webseite des Bundesarchivs (www.bundesarchiv.de) unter dem Menüpunkt \“Bestände und Findmittel\“ zugänglich. Im Unterschied dazu beschränkt sich Kalliope v.a. auf Autographen und will Hil-fe zur intensiven Erschließung der Nachlässe bieten. Unter der Adresse http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de findet man ausführliche Erklärungen dazu.

Tagungsbericht von Ruth Pabst, Henner Grundhoff, Dr. Friedrich Künzel
(Download des vollständigen Tagungsberichts als pdf-Datei)

Russische Datenbank „Integrum“

Die zum Preußischen Kulturbesitz zählende Staatsbibliothek zu Berlin offeriert Slawisten und sonstigen Interessierten am Themenkreis „Osteuropa“ seit kurzem einen verlockenden Online-Zugriff auf den russischen Datenbankdienst „Integrum“ (http://integrum.com/ oder http://integrumworld.com/), wie die FAZ am 13.8. berichtete.

Nutzer dieses Angebots haben Zugang auf etwa 4.000 Datenbanken mit nahezu 140 Mio. Dokumenten aus Russland und den GUS-Staaten Wie es aus der Generaldirektion heißt, werde mit „§Integrum World Wide“ in allen drei Standorten der Staatsbibliothek ein Datenbankdienst verfügbar, der künftig für Literatur-, Geistes- und Sozialwissenschaftler, aber auch für Juristen mit Schwerpunkt Osteuropa, zum unentbehrlichen Arbeitsmittel werden könne.

Geboten werden Volltexte der wichtigsten russischen Zeitungen, tagesaktuelle Informationen der Presseagenturen sowie russische Gesetze, Verordnungen, Patente und statistisches Material. Diverse geistes- und literaturwissenschaftliche Zeitschriften sowie Romane sollen dem Nutzer ebenso offenstehen wie russische Übersetzungen von Weltliteratur und literarische Almanache.

Die Recherche erfolgt über Suchfunktionen in Russisch oder Englisch. Maschinelle Übersetzungen in Englisch oder Deutsch sind ebenfalls möglich.

Quelle: FAZ, 13.8.2003, S. 31.

Historische Bibliothek des Gymnasiums Carolinum Ansbach

Schon im 18.Jahrhundert tanzten freche Schüler den Lehrern auf der Nase herum. Aus Ansbach ist überliefert, dass die Zöglinge öfter mal im Schlafrock zum Unterricht erschienen seien. Bis die Gaudi dem Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich zu bunt wurde: Um die Disziplin zu schärfen, erließ er eine der ersten Schulordnungen, die nicht nur den Lehrern Rechte und Pflichten zuwies, sondern auch den Schülern. In der Regel sind solche schulhistorischen Episoden längst vom Staub der Geschichte bedeckt.

Nicht aber in Ansbach, wo das Gymnasium Carolinum dieses Jahr 475 Jahre alt wird. Neben der Tatsache, dass nicht wenige der 60 Lehrer und 500 Schüler behaupten, sie erfreuten sich dort paradiesischer Zustände, ist vor allem die alte Schul-Bibliothek erwähnenswert, deren Akten und Bücher nicht nur außergewöhnliche Einblicke in den alten Schulbetrieb erlauben, sondern immer noch wertvolle Anregungen für den Unterricht liefern. Das belegt jedenfalls eine aktuelle Ausstellung: Die alten Schätze versprühen nach wie vor pädagogische Aufbruchsstimmung.

Trotzdem: Wer profitiert heute noch von 250 Jahre alten Schulbüchern? Der Kunsterzieher Helmut Sacha wusste darauf lange Zeit auch keine Antwort. Bis ihn sein Chef beauftragte, die historische Bibliothek mit mehr als 14.000 Bänden zu betreuen. Seither weiß er um den zeitlosen Wert dieses Schatzes: „Diese Bibliothek muss lebendig erhalten werden“, lautet deshalb Sachas Credo. Also motiviert er fleißig Lehrer und Schüler, die Bücher für Facharbeiten zu nützen. Und er geht an die Öffentlichkeit. Zusammen mit 21 Kollegen hat er ein Jahr lang die jetzige Ausstellung vorbereitet. Dort sind auch so genannte Einladungsschriften (Jahresberichte) zu sehen, die seit 1730 archiviert sind. Weil in ihnen unter anderem die Unterrichtsstunden und die verwendeten Bücher verzeichnet sind, liegt das pädagogische Programm der damaligen Lehrer praktisch offen vor dem Betrachter. „Wir stoßen hier auf die Wurzeln unseres Berufs“, sagt Sacha.

Zum Beispiel auf den Grundsatz, „Anfängern nur so viel zu sagen, als sie in der Lage sind zu begreifen“. Womit man sogleich bei der Pisa-Studie angelangt ist, die ja kritisiert hat, dass viel zu viel Stoff in das Kurzzeitgedächtnis der Schüler reingepresst werde, ohne dass sie den Sinn des Gelernten verstünden. Die Schulbücher des 18. Jahrhunderts haben sich bereits intensiv mit der Frage beschäftigt, wie das Lernen nachhaltig gestaltet werden könne. „Wir waren fasziniert, das zu entdecken“, sagt Sacha. Mit Hilfe von Bildern, Kupferstichen und kleinen Holzschnitten bemühten sich die Autoren um Anschaulichkeit. Aber auch mit Worten, wie etwa Georg Christian Raff in seiner „Naturgeschichte für Kinder“ von 1778. „Erstmals wird hier versucht, naturwissenschaftliche Phänomene in kindgerechte Sprache zu übersetzen“, erklärt Sacha. Über die Fledermaus kann man dort lesen: „Der liebe Gott schuf ein Thier, halb Vogel und halb Maus, es flog, und hieß Fledermaus.“

Bis heute können die Bücher ergänzend im Unterricht eingesetzt werden. Es ist ein Erlebnis, wenn ein Deutschlehrer die Fabeln von Gellert im alten Ledereinband mitbringt und daraus vorliest, mit der Patina, der goldenen Schrift, dem Geruch, den Kupferstichen: Die fremde Ästhetik fasziniert die Schüler. Als alte Schule wolle man das Internet-Zeitalter bewusst damit begleiten, sagt Sacha. „Es ist wertvoll, alte Bücher und ihre Inhalte zu entdecken.“ Und natürlich auch die Lehrer, die dahinter standen. Wie jenen Meister Brunner, der schon Ende des 18.Jahrhunderts Italienisch-Kurse anbot. An Menschen wie ihm zeigt sich, dass Lernerfolg immer auch von Persönlichkeit und Engagement des Lehrers abhängt. „Seitdem wir die Ausstellung vorbereitet haben, unterrichten wir bewusster“, sagt Helmut Sacha. „Weil wir über unsere Arbeit selbstkritischer reflektieren.“

Die Ausstellung „zeitschulbuch-schulzeitbuch-schulbuchzeit“ läuft bis 5. September in der Schlossbibliothek (Reitbahn 5, Ansbach, http://www.schlossbibliothek-ansbach.de). Montag bis Freitag von 9 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 17Uhr. Mittwoch Nachmittag geschlossen.
 
Quelle: SZ, 12.8.2003

Blomberger Stadtarchiv erhält wertvolle Bücher

Leicht ist Aenne Brügmann ihre Schenkung nicht gefallen. Handelt es sich doch um alte Familienerbstücke. Doch im Blomberger Stadtarchiv weiß sie diese in guten Händen. Die heute in Minden lebende gebürtige Blombergerin überreichte Stadtarchivar Dieter Zoremba Bücher und Unterlagen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Darunter befindet sich auch das Amtsbuch der Zeug- und Raschmacher aus dem Jahr 1719. „Das ist für einen Archivar wie Weihnachten“, freute sich Zoremba über das Geschenk, das ein Stück Stadtgeschichte erhellt. Das Amtsbuch ergänze den Bestand hervorragend.

Aenne Brügmann hat die Geschichte ihrer Familie bis zum Großvater zurückverfolgt, der als Johann Friedrich Wahle in Blomberg geboren wurde. „Ich bin immer ein konservativer Mensch und an Geschichte interessiert gewesen“, begründet die rüstige 87-Jährige ihren Wissensdrang. Sie wuchs in der Nelkenstadt auf, zog nach ihrer Heirat 1939 fort, lebte dann aber noch einmal während des Krieges in Blomberg.

Ihre Familie machte sich in Blomberg als Zeug- und Raschmacher einen Namen. Ein Raschmacher konnte ein nach der Stadt Arras benanntes leichtes Wollgewebe anfertigen. In der Walkenmühle, die Wahle zusammen mit August Franke 1871 gekauft hatte, wurden leichte Wollgewebe, Loden, Flanelle und Wollgarne verkauft. Aenne Brügmann kann sich noch daran erinnern, dass die Stoffe auf dem Rücken bis nach Höxter getragen wurden. Wahle fertigte auch die roten Wollstoffe der Bückeburger Trachten an. Der Vater, inzwischen nur noch Händler, baute 1893 im Langen Steinweg ein eigenes Haus, wo Stoffe verkauft wurden.

Wie die Farben damals hergestellt wurden, darüber gibt ein Farbenbuch aus dem Jahr 1878 Auskunft, das Aenne Brügmann dem Archiv ebenfalls überreichte. Es verrät die Rezepturen, mit denen Wollfäden in kali- und indigoblau, rot, und braun eingefärbt wurden. Sogar die eingeklebten Wollreste sind noch ausgezeichnet erhalten.“So etwas habe ich noch nicht gesehen“, begeistert sich denn auch Zoremba. Kaufverträge und Urkunden vervollständigen den Blick in die Blomberger Handwerksgeschichte.

Das Geschäft im Langen Steinweg hat es bis in die 60er Jahre gegeben. Das Handwerk des Zeug- und Raschmachers war jedoch schon Ende des 19. Jahrhunderts zum Erliegen gekommen.

Kontakt:
Stadtarchiv Blomberg
Im Siebenbürgen 1a
32820 Blomberg
Telefon: 05235-2516
Telefax: 05235-504290
D.Zoremba@blomberg-lippe.de

Quelle: Lippische Landeszeitung, 8.8.2003