Zentraler Bergungsort der BRD

In Oberried bei Freiburg wird das kulturelle und politische Vermächtnis der deutschen Nation verwahrt. Im Stollen eines alten Silberbergwerks lagern mehr als 600 Millionen Mikrofilmfotografien, auf denen Dokumente deutscher Geschichte gespeichert sind, verpackt in luftdichten Edelstahlcontainern, geschützt vor saurem Regen und radioaktiver Strahlung. Die Dokumente legen Zeugnisse vom Leben, Denken und Wirken unserer Zivilisation ab, wenn Deutschland längst von der Landkarte verschwunden sein wird. 1972 hatte das Bundesamt für Zivilschutz mit dem Stollenausbau unterm Schauinsland begonnen, knapp drei Jahre später trafen unter Ausschluss der Öffentlichkeit die ersten Mikrofilmbehälter ein.

Ein Schild mit drei nach unten spitz zulaufenden Emblemen in Blau und Weiß am Eingang des Stollens besagt: Hier lagert unter besonderem Schutz der Haager Konvention stehendes Kulturgut. Nur fünf Objekte weltweit fallen bisher unter diese Kategorie: der Vatikanstaat, drei Lagerstätten für Kulturgut in den Niederlanden und eben der „Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland„.

Die Vereinten Nationen hatten 1954 einen Vertrag zum Schutz von Kulturgütern ausgearbeitet. Darin verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten, im Kriegsfall Kulturgut weder zu zerstören noch sich widerrechtlich anzueignen. Bis heute sind 103 Staaten der Haager Konvention beigetreten, darunter die meisten europäischen Länder. Die Bundesrepublik hat das Abkommen 1968 ratifiziert. „Während des jugoslawischen Bürgerkriegs wurden ganz bewusst Archive angegriffen“, sagt der Präsident des Bundesarchivs, Hartmut Weber, „um Identitäten zu zerstören. Die Europäische Union versucht jetzt, den Archivaren zu helfen. Beispielsweise um Sterbe- und Geburtsregister zurückzusichern, um den Bewohnern Identität zu geben, damit man nachweisen kann, welcher ethnischen Gruppe wer angehört.“

Zuständig für die Anlage ist das Bundesverwaltungsamt, Abteilung Zivilschutz, das stolz von der „Schatzkammer der Nation“ spricht. Sie liegt im Barbara-Stollen unter einigen hundert Metern Granit. Er ist etwa 850 Meter lang, von denen 450 Meter ausgebaut sind. Parallel zum Hauptstollen verlaufen die beiden Lagerstollen, gesichert durch Stahltüren mit Zahlenkombinationsschlössern. Hier unten liegt die Temperatur konstant das ganze Jahr über bei bis zu zehn Grad, die relative Luftfeuchtigkeit bei durchschnittlich 75 Prozent. Das Filmmaterial ist in 1.400 luftdichten Edelstahlbehältern verwahrt, die in doppelstöckigen Regalen lagern. In dem staub- und schadstofffreien Mikroklima können die Filme mindestens 500 Jahre liegen.

Seit 1960 werden in der Bundesrepublik Archivalien abgefilmt, schriftliche oder graphische Zeugnisse der Geschichte, die nur in einem Exemplar existieren. Sie könnten im Zuge bewaffneter Konflikte, durch Naturkatastrophen, Tintenfraß oder Papierzerfall zerstört werden. Schützenswerte und mithin verfilmte Dokumente sind beispielsweise die Baupläne des Kölner Doms, die Bannandrohungsbulle von Papst Leo X. gegen Martin Luther, ein Schreiben von Voltaire an Herzog Karl Eugen von Württemberg, der Vertragstext des Westfälischen Friedens oder das Protokoll der Wannsee-Konferenz.

Fast alle europäischen Länder sind wie Deutschland dabei, eigene Archiv- und Bibliotheksbestände auf Sicherungsfilm zu übertragen. Doch nur die Deutschen und die Schweizer haben schon Endlager eingerichtet – oder auch die Mormonen, die in den Rocky Mountains bei Salt Lake City in einem Stollen ihre Stammbäume für die Ahnenforschung lagern.

Was in Deutschland verfilmt wird, entscheiden die Archivverwaltungen des Bundes und der Länder. Die Richtlinien für den Schutz von Kulturgütern schreiben einen „repräsentativen Querschnitt in zeitlicher, regionaler und sachlicher Hinsicht“ vor. Das ist ziemlich unpräzise, doch man habe „die Formulierung nicht umsonst so allgemein gehalten, weil sich Archivgut vom Inhalt her nur schwer normieren lässt. Vorschriften sind dazu da, um flexibel gehandhabt zu werden“, sagt Uwe Schaper, stellvertretender Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs in Potsdam und zuständig für die Sicherungsverfilmung.

Die zuständigen Kommissionen pflegen einen Archivbegriff, der sich ausschließlich am Staat orientiert, das heißt, was der Staat nicht selbst archivalisch produziert und erfasst hat, bleibt außen vor, private Archive also, Bibliotheken und Sammlungen. Weder das Frankfurter Fritz-Bauer-Institut, das sich mit Geschichte und Wirkung des Holocausts beschäftigt, ist im Oberrieder Stollen vertreten noch das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, das Geschichte und Kultur, Kunst und Literatur des deutschen Sprachraums sammelt und erforscht.

Lässt sich da überhaupt von einem „repräsentativen Querschnitt“ sprechen? Und verkommt die Sicherungsverfilmung für den Barbara-Stollen nicht zur Sisyphusarbeit angesichts der Dokumentationsflut staatlicher Organe? Muss man als Archivar nicht verzweifeln? „Als Archivar lernen Sie, mit der eigenen Endlichkeit zu leben“, sagt Schaper, „Sie bewegen sich mit den Unterlagen, die Sie verwalten, in mehreren Jahrhunderten. Sie lernen Leute kennen, wie sie gehandelt haben, auf dem Höhepunkt ihres Seins und wie sie von der Bildfläche verschwinden. Wir können nicht alles hinterlassen. Wobei die Frage auch ist: Müssen wir unseren Nachfolgern alles hinterlassen?“
Der Etat für den unterirdischen Kulturgutbunker ist lächerlich gering: drei Millionen Euro. „Wir haben keine Lobby“, klagt Roland Stachowiak, verantwortlich für „Kulturgutschutz“ beim Bundesverwaltungsamt, „wir haben eine konstante Mangelverwaltung.“ Das archivarische Über-lieferungsbedürfnis ist gigantisch, doch nur was der „Dringlichkeitsstufe 1“ entspricht, kommt auf Film. Die Gesellschaft mutet allein den Archivaren die Entscheidung darüber zu, was Historikern als relevant erscheinen könnte.

Die in Konstanz lehrende Literaturwissenschaftlerin und Gedächtnisforscherin Aleida Assmann hält „das für völlig absurd. Das ist eine Frage, die man ihnen nicht allein überlassen sollte. In einer demokratischen Gesellschaft müssten die Auswahlkriterien viel stärker Gegenstand einer öffentlichen Debatte sein. Und die Archivare wünschen sich auch nichts Besseres, als dass man ihnen unter die Arme greift. Aber sie machen ihre Probleme nicht öffentlich. Das ist ein sehr unbefriedigender Zustand.“

Wofür wird man den unterirdischen Archivbunker der Bundesrepublik Deutschland in 500 Jahren halten? Nirgendwo findet sich eine Benutzerordnung oder eine Gebrauchsanleitung, nur kalte Edelstahlcontainer voller Mikrofilme; nicht einmal ein Lesegerät gibt es. Die Unesco in Paris führt ein internationales Register, in dem der Barbara-Stollen eingetragen ist. Aber wer kann den Erhalt des Registers garantieren? Wer weiß den Ort des geheimen Schatzes zu nennen, wenn Deutschland einmal von der Landkarte verschwunden sein sollte? Wer kann die Eingangstür zum Stollen überhaupt öffnen – nach der Katastrophe?

Quelle: FR, 8.8.2003.

Stadtarchiv Grimmen wurde 1954 ausgelagert

In einer Nacht- und Nebelaktion wurde das Grimmener Stadtarchiv 1954 an das Staatsarchiv Greifswald ausgelagert. Es handelte sich um etwa 50 laufende Meter Akten. Als Begründung wurde angegeben, dass die Verantwortlichen Grimmens auf die unzureichende Sicherheit und mangelnde fachliche Betreuung hinwiesen. Andere Unterlagen mussten auf Weisung nach Schwerin abgegeben werden. Die Grimmener Heimatfreunde des Kulturbundes und der Erweiterten Oberschule, die sich intensiv mit der Stadtgeschichte beschäftigten, wurden darüber nicht informiert.

Links:

Quelle: Ostsee-Zeitung, 7.8.2003

750 Jahre Werner Bund

Im Stadtarchiv Lippstadt läuft derzeit und noch bis zum 19. September die Ausstellung „750 Jahre Werner Bund. Eine Urkunde erzählt“. Die Zeit um 1250 war eine unruhige und unsichere Zeit. Stadtbürger, vor allem Kaufleute, wurden von Rittern und Knappen überfallen, beraubt, nicht selten gefangen genommen und erst gegen ein ansehnliches Lösegeld wieder freigelassen.

Diese Situation wollten und konnten die Städte nicht länger hinnehmen. Deshalb schlossen am 17. Juli 1253 auf einer Brücke über der Lippe bei Werne Vertreter der Städte Münster, Dortmund, Soest und Lippstadt einen Bund. Gemeinsam wollten sie gegen das 'Raubrittertum' vorgehen, das den für die Städte so wichtigen Handel immer stärker bedrohte. Ihre Gegner waren ihnen an Waffen und militärischer Gewalt überlegen. Welche Möglichkeiten hatten da die Städte überhaupt, um Frieden und Handel zu sichern?

Darüber berichtet die im Stadtarchiv Lippstadt überlieferte Urkunde des Werner Bundes:

  • die Vorgeschichte, also die Gründe für den Bündnisschluss,
  • die einzelnen Vereinbarungen,
  • und sogar einen Teil der Folgen.

An diesen Bund erinnert das Stadtarchiv Lippstadt mit der Präsentation der Bundesurkunde. Die Urkunde ist mit vielen Erläuterungen noch bis zum 19. September 2003 im Foyer des Stadtarchivs zu sehen.

Kontakt:
Stadt Lippstadt, Fachdienst Archiv und Museum
Dr. Claudia Becker
Soeststr. 8
59555 Lippstadt
Tel. 02941/980-262
mail: stadtarchiv-lippstadt@web.de

Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do, Fr 8.30 – 12.30 Uhr sowie Di 14.00 – 16.00 und Do 14.00 – 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Nürnberger Prozesse im Internet

Die Elite-Universität Harvard stellt erstmals Dokumente und Fotos von den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen ins Internet. Rund eine Million Seiten werden veröffentlicht.

Die Veröffentlichung dieser Unterlagen helfe, die Wahrheit zu dokumentieren und mache es für Revisionisten schwieriger, die Geschichte zu verändern, sagte Harvard-Professor Harry Martin. Es gebe bei einigen Leuten die Tendenz, die Ereignisse in der Nazi-Zeit vergessen zu wollen, sie ungeschehen zu machen, sagte der Jurist Martin. Wenn man die Dokumente gesehen habe, sei dies schwerer.
Das Projekt koste zwischen sieben und acht Millionen Dollar, teilte Martin mit. Veröffentlicht würden Abschriften der Verhandlungen, dokumentierende Bücher und Akten mit Beweisen.

Die Nürnberger Prozesse gegen die Nazi-Führer begannen 1945 und dauerten bis 1949.

Quellen: Der SPIEGEL, 4.8.2003; AP, 31.7.2003.

Jüdisches Leben in Blankenese

Martin Schmidt, promovierter Historiker und langjähriger Bürgerschaftsabgeordneter der GAL, und dreizehn weitere Blankeneser, darunter der Reeder Engelbert Büning, der ehemalige Richter am Hamburger Verfassungsgericht Wolf Dieter Hauenschild, Monika Lühmann und der ehemalige Staatsanwalt und Autor Dietrich Kühlbrodt, haben den „Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese“ gegründet.

Zusammen wollen sie zwischen Ostern und Pfingsten 2004 eine Ausstellung im Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde auf die Beine stellen. Kern der Ausstellung sind die Schicksale von vier prominenten Blankeneser Juden: des Kaufmannes Julius Asch (1875-1939), der Autorin Sophie Jansen (1862-1942), der Malerin Alma del Banco (1862-1943) und der Witwe des Lyrikers Richard Dehmel, Ida Dehmel (1870-1942). Sie alle nahmen sich aus Angst vor der Deportation das Leben.

Für Susanne Boehlich (53), die ehemalige GAL-Bürgerschaftsabgeordnete, ist die Arbeit an der Ausstellung eine aufwühlende persönliche Erfahrung. Sophie Jansen ist ihre Urgroßmutter. Im Staatsarchiv fand sie die dicke Akte mit den Dokumenten des Lebens ihrer Ahnin. Von der Geburtsurkunde bis zu den abstoßenden Fotos der Polizei. Motiv Freitod durch austretendes Gas in der Küche der Wohnung. Zwischen den amtlichen Formularen tauchte selbst der Abschiedsbrief der Jansen auf. „Den haben sie damals eingezogen, in den Akten verschwinden lassen. Die Familie hat ihn bis heute nie zu Gesicht bekommen“, sagt Boehlich.

77 weitere Blankeneser Juden und ihre Schicksale sind im Staatsarchiv dokumentiert. Ihre Geschichte ist der zweite Schwerpunkt der Ausstellung. „Von jüdischem Leben kann in Blankenese trotzdem kaum gesprochen werden“, sagt Martin Schmidt. Viele der Juden hatten sich assimiliert, waren zum evangelischen Glauben konvertiert und wurden erst von den Nazis zu Viertel-, Halb- oder Volljuden erklärt.

Der Verein setzt in der Dokumentation auf „Oral History“: Zeitzeugen, die erzählen können. Etwa vom „Stürmer-Kasten“ mit den neuesten Ausgaben des antisemitischen Hetzblattes am Blankeneser Bahnhof, von der Richard-Dehmel-Schule, die seit dem Dritten Reich und bis heute Gorch-Fock-Schule heißt, oder von den Blankeneser Ortspolizisten, die Juden im Sommer am Baden in der Elbe hinderten. Schmidt will auch Schüler und Schulen in die Recherchen einbeziehen, die den Schicksalen ehemaliger Schüler und Lehrer nachgehen sollen. „Die Ausstellung ist ein wichtiger Schritt hin zur Herstellung eines besseren Selbstverständnisses von Blankenese“, sagt Schmidt.

Ausgerichtet und wissenschaftlich begleitet wird die Ausstellung von Hannes Heer, der auch schon die Wehrmachtsausstellung leitete. Finanziert wird sie von Gönnern, die Schmidt in der betuchten Blankeneser Gesellschaft sucht. Schmidt: „Die Arbeit soll nach der Ausstellung weitergehen. Ein Archiv könnte entstehen, und vielleicht sollte auch jemand ein Buch darüber schreiben.“ Zeitzeugen können sich beim Verein unter 040 / 86 53 58 melden.

Quelle: Hamburger Abendblatt, 4.8.2003

Staatliches Archivwesen in NRW erhält neue Struktur

Das staatliche Archivwesen in Nordrhein-Westfalen wird zum 1. Januar 2004 umgestaltet: Die vier bisherigen Staats- und Personenarchive in Düsseldorf, Münster, Detmold und Brühl werden unter dem Dach des zentralen Landesarchivs zusammengefasst. Ihre fachlichen Aufgaben und regionalen Zuständigkeiten bleiben an den derzeitigen Standorten erhalten; hinzu kommen drei übergreifende Abteilungen, darunter das technische Zentrum mit einer zentraler Restaurierungswerkstatt. „Mit dem Landesarchiv schaffen wir eine moderne Dienstleistungseinrichtung für die Landesverwaltung, die wissenschaftliche Forschung und nicht zuletzt für die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes“, erklärte Kulturminister Dr. Michael Vesper.

Präsident des zukünftigen Landesarchiv wird, wie vor einigen Wochen berichtet, Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Bericht). Er leitet zurzeit das Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv Münster. Am 1. September 2003 wird er als Leiter eines Aufbaustabes in das Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport nach Düsseldorf wechseln und am 1. Januar 2004 sein Amt beim Landesarchiv antreten.

Quelle: Pressemitteilung des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, 5.8.2003.

Bertelsmannarchiv wieder zugänglich

Das im Oktober 2002 in München eröffnete Unternehmensarchiv der Bertelsmann AG ist nun auch nach seinem Umzug nach Gütersloh wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Seit dem 1. August 2003 stehen die Bestände den Nutzern in den Räumen des Gütersloher Corporate Center zur Verfügung.

Der Kern des Archivs, die während der Forschungsarbeiten der „Unabhängigen Historischen Kommission“ zusammengetragenen Akten vornehmlich aus der Zeit des Nationalsozialismus, wird nun kontinuierlich erweitert. Seit der offiziellen Eröffnung konnten weitere Bestände integriert werden. Neben den bereits vorhandenen Akten aus den Geschäftsvorgängen der Verlage C. Bertelsmann, Der Rufer sowie der Unternehmenseinheiten Universum Film Aktiengesellschaft und Bertelsmann-Lesering (teilweise noch in Bearbeitung) ist jetzt auch der Bestand des Chr. Kaiser-Verlags (1930-1960) erschlossen und für die Benutzung freigegeben; dieser traditionsreiche protestantisch-theologische Buchverlag war in den 1990er Jahren von dem zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Gütersloher Verlagshaus akquiriert worden.

Darüber hinaus hat das Unternehmensarchiv vor allem auch seine Sammlung von internen Medien und Publikationen erweitern können. Mitarbeiterzeitschriften sind seit den frühen 1950er Jahren nahezu lückenlos überliefert. Auch die Bibliothek, die seit der Verlagsgründung 1835 einen großen Teil, seit 1955 nahezu komplett die Verlagsproduktion des Hauses dokumentiert, kann mitgenutzt werden.

Kontakt:
Unternehmensarchiv Bertelsmann AG
Dr. des. Helen Müller
Carl-Bertelsmann-Str. 270
33311 Gütersloh
Phone +49 (0) 5241-80-89992
email: archiv@bertelsmann.de

Rettung für Hamburger Geschichtswerkstätten?

Nach einem 2,5 Millionen-Zuschuss für die nach wie vor überschuldeten Haushalte der sieben Kulturstiftungen der Stadt hat Kultursenatorin Dana Horáková jetzt auch für die von der Schließung bedrohten renommierten Geschichtswerkstätten in den Hamburger Stadtteilen einen Rettungsanker ausgeworfen. Wie die Senatorin den Leitern der Werkstätten am Mittwoch bekanntgab, könne die Härte der bisherigen Entscheidung, jährlich 539.000 Euro für die Stadtteilarbeit zu streichen, gemindert werden. Nach einem neuen Konzept der Behörde seien alle 14 Geschichtswerkstätten zu erhalten und sowohl der Bestand als auch die Pflege der Archive gesichert, so Horáková. Die Behörde will jährlich weierhin 133.000 Euro für die Betriebs- und Mietkosten bereitstellen.

„Wir haben seit Wochen daran gearbeitet, die wichtige Arbeit der Geschichtswerkstätten zu erhalten“, erklärte Horáková gegenüber der WELT. Jetzt sei ein erster Durchbruch gelungen. Die Sicherung der Werkstätten ermögliche nicht nur den Bestand und die Pflege der Archive, sondern auch die Weiterarbeit der Mitarbeiter – wenn auch mehr als zuvor ehrenamtlich. Der neue Zuschuss soll nach Informationen der WELT jedoch noch nicht letzte Hilfsmaßnahme sein. Vielmehr, so heißt es, soll durch eine Moderation der Behörde versucht werden, über einen Projektmittelansatz weitere Mittel für die Geschichtswerkstätten zu erschließen. Dies solle über eine bessere Kooperation mit weiteren Stadtteileinrichtungen und auch Schulen erreicht werden. Dem Vernehmen nach soll die Fortführung des Rettungskonzeptes Geschichtswerkstätten bis Ende August abschließend konzeptionell erarbeitet sein. Insgesamt, wird vorsichtig angedeutet, könne dann die ein oder andere der 14 Einrichtungen sogar „besser dastehen“ als vorher. Die Entscheidung, den Geschichtswerkstätten künftig ganz den öffentlichen Geldhahn zuzudrehen, war auf zunehmende Kritik gestoßen.

Quelle: Die WELT, 31. Juli 2003

Säuerefraß bedroht 5 Mio. Berliner Bücher

Mindestens fünf Millionen Bücher in Berliner Bibliotheken sind in ihrem Bestand bedroht. Der Grund: Säurefraß zersetzt das Papier, im schlimmsten Fall zerbröseln die Seiten. Allein in der Staatsbibliothek mit rund zehn Millionen Büchern ist ein Fünftel des Bestandes so kaputt, dass die Seiten nur noch verfilmt werden können. „Damit sind wenigstens die Daten gesichert“, sagt Andreas Mälck, Leiter der Abteilung für Bestandspflege. Weitere zwei Millionen Bände müssten dringend entsäuert werden. Auch in den Regalen der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) frisst sich die Säure durch die Seiten.

Das Problem Säurefraß entstand Mitte des 19. Jahrhunderts mit der industriellen Herstellung von Papier. Bei der maschinellen Produktion entsteht Säure, die Zellulose angreift. Durchschnittlich 80 Jahre hält säurehaltiges Papier. Mit der so genannten „Entsäuerung“, einem Verfahren, das den PH-Wert neutralisiert, kann der Verfall verlangsamt werden. Kosten: etwa 30 Euro pro Kilogramm.

Die Zeitbombe tickt nicht nur in den Bibliotheken der Hauptstadt. Schätzungen zufolge sind bundesweit rund 60 Millionen Bücher betroffen. Die von zwölf Bibliotheken und Archiven gegründete „Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes“ erarbeitet zurzeit eine bundesweite Strategie zur Rettung des Bestandes. Hermann Leskien, Direktor der Bayerischen Staatsbibliothek München und Leiter des Projektes, fordert die Länder zur verstärkten Zusammenarbeit und Absprache auf, damit beispielsweise nicht an zwei Orten das gleiche Buch erhalten wird. Leskien: „Es wird eine Aufteilung nach regionaler Literatur, nach Jahrhunderten und nach Fachgebieten geben.“ Berlin sei bekannt für die Spezialgebiete Ostasien und ausländisches Recht. Eine Geschäftsstelle konnte die Allianz noch nicht aufbauen, es fehlt das Geld.

Quelle: Die WELT, 28. Juli 2003.

Kölns Nachlässe bleiben betreut

Im Historischen Archiv der Stadt Köln sollen nun doch keine Stellen wegfallen. Wie der stellvertretende Vorsitzende der Grünen im Rat, Jörg Frank, in der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses betonte, habe das schwarz-grüne Bündnis die Kürzungspläne der Verwaltung gestoppt. „Sammlungen und Nachlässe werden wie bisher betreut“, sagte Frank. Gegen die geplante Kürzung hatte sich heftiger Widerstand geregt – nicht zuletzt von Persönlichkeiten, die ihre Nachlässe dem Archiv anvertraut hatten. Zuletzt protestierten der Vorsitzende des Kölnischen Geschichtsvereins, Konrad Adenauer, wie auch der Kölner Männer-Gesang-Verein mit großem Nachdruck (Bericht).

Quelle: KStA, 29.7.2003