Zwar feiert der Reitsportverein „Vier Tore“ dieser Tage im Rahmen eines großen Reit-, Spring- und Fahrturniers seinen 50. Geburtstag, doch reicht die Historie des Pferdesports in Neubrandenburg wesentlich weiter zurück. Die Straßennamen Reitbahnweg und Pferdemarkt weisen darauf hin.
Peter Maubach, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Regionalmuseum, öffnete bereitwillig die Archive und heraus kam Erstaunliches: Schon Ende August 1828 gab es in Neubrandenburg erste Pferderennen. Dem allgemeinen Trend folgend, die Ergebnisse der Arbeit der Region bekannt zu machen, hatten die Stadt und der „Landwirtschaftliche Verein für Mecklenburg-Strelitz“ 1827 beschlossen, in Neubrandenburg eine Rennbahn anzulegen. Rennen, Pferdemärkte, Tierschauen und Ähnliches sollten veranstaltet werden. Die Region bekannt machen, den „Tourismus“ ankurbeln, lautete die Devise. Das Schweriner Freimüthige Abendblatt berichtet, dass nach einjähriger Bauzeit vom 27. bis 29. August 1828 „Pferderennen, Pferde- und Füllenschauen sowie Verkauf“ stattfanden.
Zum Ablauf der ersten Neubrandenburger Pferdetage vermeldet das Freitmüthige Abendblatt weiter: Die Fläche der Neubrandenburger Rennbahn „ist durchweg eben und mit großer Sorgfalt sind alle Vertiefungen – deren es hier gewiss viele gegeben hat, da der Boden mit Holz bewachsen war, welches erst ausgeradet werden musste – durch aufgefahrenen und eingestampften Sand ausgeglichen. Wenn alles erst gehörig beraset ist, welches bei der fruchthaltenden Lage des Erdreichs binnen kurzem der Fall seyn muß, so wird die Neubrandenburger Rennbahn, rücksichtlich ihrer mit Umsicht kunstvoll geebneten Grundfläche, nicht leicht ihres Gleichen finden, obgleich sie wegen der Lage und natürlichen Mischung des Erdbodens nie die Festigkeit erhält, also auch den Rennpferden weniger zusagt !
Wir hoffen, dass es den Neubrandenburger Rennen nie an Konkurrenz fehlen werde, und dass die patriotische Bereitwilligkeit der Stadt, die Sorgfalt und Kosten, welche sie auf die so zweckmäßig vollendete Rennbahn verwendet, durch einen ferner fortdauernden lebhaften Verkehr belohnt werde!“
Neubrandenburgs Pferderennen hatten zunächst lebhaften Zuspruch. Wer was auf sich hielt, kam zum Rennen. Der Bürgermeister war etablierter Hauptschiedsrichter. Gewettet wurde an der Rennbahn und es ist auch von ersten Versuchen die Rede, Rennen zu manipulieren. Kritiker gab es natürlich auch. Der englische Profireiter Ch. J. Apperlay schrieb unter anderem.: „Ich wohnte mit Graf Hahn zusammen mitten in der Stadt, die das schlechteste Pflaster hat, das mir in dünnen Schuhen jemals vorgekommen ist.“ Und an anderer Stelle: „Unter den Nennungen befand sich Baron Biels ,Bolero‘, der, obwohl ein herzlich schlechtes Pferd, mit Webb im Sattel, doch von den Neubrandenburger Sportsmen als zu überlegen angesehen wurde, so dass sich diese einstimmig weigerten, gegen einen solchen Gegner zu starten. Erst die Zurücknahme von ,Bolero‘ ermöglichte das Rennen.“
Um 1860 sank das Interesse der Zuschauer. Es kamen nur noch wenige. Die Stadt gab schließlich 1868 die Rennbahn zugunsten der Stralsunder Bahnlinie auf, die genau durch das einstige Renngelände führte.
Kontakt:
Regionalmuseum Neubrandenburg
Treptower Straße 38
17033 Neubrandenburg
Tel. 0395/5551921
Fax. 0395/5552936
Museum@Neubrandenburg.de
www.mvweb.de/museen/hm003.html
Kontakt:
Reitverein RSV Vier Tore Neubrandenburg e.V.
Rostocker Str.17
17033 Neubrandenburg
Quelle: Nordkurier vom 23.6.2003. – Die Zeitung wird die Geschichte des Pferdesport in Neubrandenburg in einer kleinen Artikelserie weiter beleuchten.
Krakower Bibliothek erhält Königliche Chronik
Eine Familie aus den Niederlanden löste ein Versprechen ein – und die Bibliothek Krakow am See ist um eine Attraktion reicher: eine Kopie einer Chronik von Dobbin aus dem Königlichen Hausarchiv Den Haag. Zu verdanken hat die Bibliothek das der niederländischen Familie G. Maassen aus Ugchelen/Appeldoorn.
Wie es dazu kam, schilderte Annette Bernstein, die Leiterin der Bibliothek, der SVZ: „Das Ehepaar war im vergangenen Jahr in unserer Bibliothek und suchte etwas über Dobbin. Es war hier in Krakow im Urlaub und betrieb private Studien, wo ihre Königin einmal ihre Sommerresidenz hatte. Da konnte ich aber kaum helfen, weil wir sehr wenig haben. Die Familie versprach mir daher, etwas zu schicken, aus dem Den-Haager Archiv. Herr Maassen erzählte mir auch, dass er im Landesarchiv Schwerin auch schon Vorträge gehalten habe. Natürlich habe ich mich sehr gefreut als die Familie jetzt vor mir stand und das Versprechen eingelöst hat.“
Die Krakower Bibliothek ist damit im Besitz einer Kopie der „Geschichte des ritterlichen Gutes Dobbin“, Amt Goldberg, geschrieben vom Grafen von Oeynhausen, 1903. Die Chronik wird Annette Bernstein binden lassen, damit sie auch ausgeliehen werden kann. Außerdem hat sie jetzt die Adresse des Hausarchivs in Den Haag. Annette Bernstein: „Vielleicht nehme ich schon bald Verbindung auf.“
Quelle: Güstrower Anzeiger, 24.6.2003.
Begrenzte Haltbarkeit der digitalen Signatur
Die Ziele waren abgesteckt, Umsetzungspläne erstellt, Fortschrittsanzeiger eingerichtet und bis Ende 2005 wollte der Bund alle seine Dienstleistungen online (http://www.bund.de/BundOnline-2005-.6164.htm) stellen. Schließlich hatte man die elektronische Unterschrift gesetzlich der eigenhändigen gleichgestellt und mit Signaturgesetz (http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/sigg_2001/index.html), Signaturverordnung (http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/sigv_2001/index.html) sowie dem Gesetz zur Anpassung der Formvorschriften alles penibel festgelegt. Somit sollten sich Anträge, Auftragsvergaben oder Beschaffungsmaßnahmen sicher online abwickeln lassen.
Doch nun dies: Da macht die Marktforschungsfirma Mummert Consulting (http://www.mummert-consulting.de/) darauf aufmerksam, dass die Zertifikate für digitale Signaturen gerade mal fünf Jahre lang gesetzlich gültig sind. Das heißt, längerfristige Verträge, etwa Grundbucheinträge, enthalten nach Ablauf von fünf Jahren keine rechtsgültige Unterschrift mehr. Dann müsste man Nutzern zumuten, die entsprechenden Unterlagen erneut zu zertifizieren.
Da es bislang aber noch keine befriedigenden Lösungen gibt, die zeitliche Befristung aufzuheben beziehungsweise Zertifikate zu archivieren, ist guter Rat gefragt. Bis zu drei Jahren, so schätzt Mummert Consulting, könne sich das E-Government nunmehr verzögern, dabei hatte Innenminister Schily gehofft, durch die Einführung elektronischer Abläufe in der Verwaltung jährlich 400 Millionen Euro an Verwaltungskosten einzusparen. (Heise/c't; 21.6.2003)
Zwangsarbeit in Wiesbaden
In der Reihe „Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden“ erschien nunmehr Band 8 zur Zwangsarbeit in Wiesbaden während des Zweiten Weltkriegs.
Das Stadtarchiv Wiesbaden ist unter anderem für die lokale Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus zuständig. Es leistet Forschungshilfe und unterstützt Publikationen. Umfangreiche Literatur zur Geschichte des Nationalsozialismus in Wiesbaden bietet die Präsenzbibliothek. Das Stadtarchiv hat zudem die Aufgabe, an der Entwicklung und Umsetzung geeigneter Formen des Gedenkens für die Opfer und Gegner des Nationalsozialismus mitzuwirken. So betreut es ebenfalls die Gedenkstätten in Wiesbaden, die zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus errichtet wurden. Das Stadtarchiv veranstaltet Gruppenführungen nach Vereinbarung.
Das Stadtarchiv kann in Einzelfällen auch Hilfestellung zum Nachweis von Rentenversicherungszeiten geben; so wird etwa eine Datei der in den Jahren 1939 bis 1945 im Bereich Wiesbadens eingesetzten Zwangsarbeitskräfte geführt, aus der an Betroffene Auskünfte zur Geltendmachung von Entschädigungen erteilt werden.
Literatur:
Hedwig Bruechert:
Zwangsarbeit in Wiesbaden. Der Einsatz von Zwangsarbeitskraeften in der Wiesbadener Kriegswirtschaft 1939 bis 1945. Wiesbaden 2003 (Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden, Band 8).
302 Seiten, zahlreiche Abbildungen,
Preis 20,90 Euro, erhältlich im Buchhandel (ISSN 0940-8037, ISBN 3-9802906-9-7).
Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20
65197 Wiesbaden
Telefon: 0611 / 31-3329, 31-3747, 31-5429
Fax: 0611 / 31-3977
stadtarchiv@wiesbaden.de
Die Schweiz wäscht weißer – Gegen Öffnung der Archive
Schweizer Banken und Unternehmen sollen nicht verpflichtet werden, ihre Archive zur Aufarbeitung der Beziehungen zum südafrikanischen Apartheidregime zu öffnen. Der Nationalrat hat eine entsprechende Initiative mit 103 zu 67 Stimmen abgelehnt.
Die von 79 Ratsmitgliedern unterzeichnete Parlamentarische Initiative von Pia Hollenstein (Grüne/SG) verlangte einen Bundesbeschluss, damit das Verhältnis der Schweiz zu Südafrika in den Jahren 1948 bis 1994 aus den Akten dargestellt werden kann. Die Initiative wurde Ende November 2001 noch vor der Aktensperre durch den Bundesrat im Zusammenhang mit Sammelklagen eingereicht.
Gegner der Initiative wiesen darauf hin, dass bereits mehrere Untersuchungen zu diesem Gegenstand laufen würden. Die Geschäftsprüfungsdelegation der Eidgenössischen Räte untersuche beispielsweise die Beziehungen Schweiz – Südafrika, und im Verteidigungsdepartement laufe eine Administrativuntersuchung über die geheimdienstlichen Beziehungen. Gleichzeitig sei ein Nationales Forschungsprogramm im Gange. Auch würde die Verpflichtung der Banken und Unternehmen zur Öffnung ihrer Archive das Geschäftsgeheimnis in Frage stellen. Es gebe keinen Grund, die Schweizer Wirtschaft Sammelklägern ans Messer zu liefern.
Die Initiatorin Hollenstein wies hingegen darauf hin, dass die Schweiz die Wahrheitskommission in Südafrika gelobt habe und fragte, weshalb dasselbe nicht in der Schweiz passieren solle.
Ein anderes Ratsmitglied der Grünen wies darauf hin, dass die Regierungspraxis des Apartheid-Regimes als Verbrechen gegen die Menschheit eingestuft wurde. Daher dürfe die Einsetzung einer Untersuchungskommission nicht einfach vom Tisch gefegt werden.
Der Bundesrat hatte den Forschenden Mitte April die Akteneinsicht im Hinblick auf die Sammelklagen von Apartheid-Opfern gegen Schweizer Unternehmen unterbunden. Sie dürfen Südafrika-Akten mit Namen von Schweizer Unternehmen im Bundesarchiv nicht mehr einsehen (vgl. dazu auch den NZZ-Artikel vom 19.4.2003).
Quelle: News.ch und Swiss Info, 20.6.2003
Mitarbeiter fordern Entlassung des Direktors des Irak-Museums
Aus dem Nationalmuseum in Bagdad wurden nicht 170.000 Exponate aus den Vitrinen sowie Gegenstände aus dem Archiv gestohlen, sondern 32 (in Worten: zweiunddreißig). Schuld an dieser grotesken Übertreibung war Donny George Youkhanna, Chef der Forschungsabteilung des Nationalmuseums und während des Krieges faktisch amtierender Direktor des Museums.
Mehr als 130 der 185 Angestellten der irakischen Antikenbehörde, berichtet Die WELT am 20.6. unter Rückgriff auf den Londoner Guardian, hätten nunmehr eine Petition unterschrieben, mit der der Rücktritt des Direktors Donny George gefordert wird. Zum einen heben sie darin hervor, viele der Diebstähle nach dem 8. April seien auf das Konto von Museumsleuten zu buchen. Dass sie wertvolle Stücke mit nach Hause genommen hätten, um sie vor Plünderern in Sicherheit zu bringen, sei lediglich eine Schutzbehauptung. Zum anderen aber wird Donny George vorgeworfen, er habe an die Angestellten Waffen verteilen lassen und sie aufgefordert, gegen die amerikanischen Truppen zu kämpfen.
George hat die Ausgabe von Waffen nicht bestritten, aber es sei nur geschehen, um das Museum vor möglichen Plünderungen zu schützen. Auf die Amerikaner hätten lediglich einige „Fedayin“ vom Museumsgelände aus geschossen, hatte er Ende Mai in Bonn bei der Tagung „Archäologie im Niemandsland“ in einem Nebensatz erwähnt. Zugleich betont der Direktor, der seit 26 Jahren an führender Stelle im Museum tätig ist und über die Jahre Mitglied der herrschenden Baath-Partei war, er sei keineswegs ein hoher Funktionär gewesen. Die Partei hätte er jedoch nicht verlassen können, weil damit erhebliche Schwierigkeiten im Museum wie im Privatleben verbunden gewesen wären.
Damit rückt eine Person ins Zwielicht, die bislang als einer der Hauptzeugen für die Anklagen gegen die Amerikaner wegen ihrer Untätigkeit beim Schutz des Museums galt – nicht zuletzt bei Unesco-Tagungen in London und Bonn. Wiederholt berichtete George von jenem Engländer, der ihn wissen ließ, er warte nur darauf, dass die Amerikaner in Bagdad einmarschierten, weil er sich dann aus dem Nationalmuseum bestimmte Stücke holen könne. Das sei dann, von den Amerikanern geduldet oder gar gefördert, tatsächlich geschehen. In Bonn sagte George, er habe das bereits in dem Jahr vor dem Krieg zufällig in einem Restaurant in London gehört. Bei einem Vortrag in Essen erklärte er dagegen, ihm sei dieser Raub in einer anonymen E-mail angekündigt worden.
Inzwischen bleiben allerdings nur wenige Objekte übrig, die damit gemeint sein könnten. Denn die Verlustliste wird immer kleiner, nachdem nun auch die Nr. 1, die Vase von Uruk/Warka dem Museum zurückgegeben wurde. Vor allem aber, weil die Kommission, der die Bestandsaufnahme der Schäden und Verluste obliegt, inzwischen zahlreiche Depots ausfindig machen konnte. So fand sich der Goldschatz von Nimrud, der 1988/90 ausgegraben worden war, in einem überfluteten Tunnel unter der Nationalbank. In einem anderen geheimen unterirdischen Gewölbe entdeckte man 179 Kisten mit bedeutenden Objekten aus dem Museum. Das Versteck war den Museumsbeamten bekannt, aber sie hatten es verschwiegen.
Auch der Direktor des Museums hat nichts dazu beigetragen, dass diese Bergungsorte entdeckt wurden. Ihm kam es offensichtlich darauf an, die Amerikaner, die auf eine Sicherung des Museums in den ersten Tagen der Besetzung Bagdads zunächst verzichtet hatten, ins schlechte Licht zu rücken. Unausgesprochen blieb, dass der größte Teil der Museumsbestände bereits vor dem Krieg in Depots gebracht worden war, und die – oft fotografierten – leeren Vitrinen im Museum nicht unbedingt von der Anwesenheit von Plünderern zeugten.
Statt dessen hatte Donny George in den ersten Kriegstagen die Zahl von 170.000 Museumsobjekten genannt, die schnell als Verlustzahl um die Welt ging. Tatsächlich handelt es sich um alle inventarisierten Stücke, nicht um die verschwundenen. George hat wenig dazu getan, diesen Irrtum zu korrigieren. Auch redete er nicht darüber, was lange und unmittelbar vor dem Krieg außerhalb des Museums in Sicherheit gebracht worden war. Statt dessen half er, den Eindruck zu erwecken, wesentliche Teile des kulturellen Erbes der Iraker – wie der Menschheit überhaupt – seien aufgrund amerikanischer Indolenz verloren gegangen. Dieser Tenor wurde von vielen aufgenommen und verbreitet, auch und gerade von der akademischen Zunft der Archäologen und Orientalisten.
Deshalb stellt sich zum einen die Frage, wie es um die kulturelle Identität der Iraker, die sich angeblich vor allem anhand der reichen Museumsschätze aus der Vergangenheit des Zweistromlandes definierte, stand, wenn der Großteil dieser Schätze „gesichert“, aber nicht zu sehen war – und der Schatz von Nimrud bislang nur im Verborgenen existierte? Zum anderen aber, ob da vielleicht Gefühle der Leichtgläubigkeit – und der weltweiten Desinformation als Folge – den Vorwurf gegen die Amerikaner beförderten?
Quelle: Die WELT, 20.6.2003
Konflikt um »Bundeslöschtage« geht weiter
Das Bundeskanzleramt trägt die Einstellungsverfügung der Bonner Staatsanwaltschaft hinsichtlich des Ermittlungsverfahrens, das wegen Datenlöschungen im Bundeskanzleramt im Frühherbst 1998 sowie wegen dort verschwundener Akten geführt wird, nicht mit. Dies geht aus einem Schreiben hervor, das das Bundeskanzleramt nach einer Fristverlängerung nunmehr am 12. Juni der Staatsanwaltschaft zugehen ließ.
Hintergrund für die unterschiedlichen Auffassungen um die sog. „Bundeslöschtage“ ist, dass sich in der Bewertung der Kanzleramts-Spurensuche von „Sonderermittler“ Burkhard Hirsch (FDP) über die letzten drei Wochen der Ära Kohl zwei Lager gegenüberstehen: Die einen glauben der These Hirschs, dass Daten absichtlich und großflächig gelöscht und Akten gezielt vernichtet bzw. verbracht worden seien, um mehr oder weniger kriminelle Machenschaften zu verdecken. Die anderen, so z.B. Unionsfraktionsgeschäftsführer Eckart von Klaeden, sehen in den Vorwürfen ein „gigantisches Täuschungsmanöver“ der Regierung Schröder.
Eckart von Klaeden beschuldigte am 7. Mai laut dpa die rot-grüne Bundesregierung, die angebliche Aktenvernichtung der Vorgängerregierung Kohl selbst getätigt zu haben. Die „Bundeslöschtage“ am 30. September sowie am 6. und 20. Oktober 1998 seien eine Technikpanne gewesen, die für eine Anti-Kohl-Kampagne benutzt wurde. Zuvor war von Seiten der Bonner Staatsanwaltschaft der Vorwurf laut geworden, dass Hirsch als Ermittler der gegenwärtigen Bundesregierung in diesem Fall Zeugen manipuliert haben soll, um belegen können, dass der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) ihm nicht genehme Akten habe vernichten lassen. Laut Staatsanwaltschaft fanden Zeugen Aussagen in der Niederschrift Hirschs, die sie so nicht gemacht hätten. Die Befragung sei suggestiv gewesen.
Die Bonner Staatsanwaltschaft will, wie Mitte April bekannt wurde, die Ermittlungen gegen zwei frühere Spitzenbeamte des Kanzleramts – Ministerialdirektor a.D. Hans-Achim Roll und Ministerialrat Theodor Grewenig – wegen verschwundener Akten und gelöschter Daten zur Amtszeit Helmut Kohls einstellen. Die Staatsanwaltschaft bezweifle, dass im Kanzleramt kurz vor dem Regierungswechsel 1998 zwei Drittel aller Daten zentral und vorsätzlich gelöscht wurden, berichtete DIE ZEIT, und sehe deshalb keinen Tatverdacht gegen die beiden Beamten. Ein Großteil der vorgeblich im Herbst 1998 verschwundenen Unterlagen unter anderem zur Privatisierung der ostdeutschen Leuna-Werke seien gefunden worden, teilte Behördensprecher Friedrich Apostel mit. Die Akten seien zum Teil falsch abgeheftet worden. Damit bestätigte Apostel einen Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Zu angeblich verschwundenen Daten habe ein Gutachten ergeben, dass der Nachweis einer vorsätzlichen Löschung nicht geführt werden könne, sagte der Sprecher.
Für Burkhard Hirsch, der bis Juni 2000 im Auftrag des Leiters des Bundeskanzleramtes im Gesetz vorgesehene disziplinarrechtliche Vorermittlungen durchgeführt, d.h. nach den Akten geforscht hatte und auf Lücken in den Akten gestoßen war, steht – einem Bericht der FAZ vom 19. April zufolge – hingegen fest, dass es sich um „ein Märchen“ handelt, dass Daten und Akten wieder aufgetaucht sein könnten. Rätselhaft ist seinen Aussagen zufolge das Schicksal der verschwundenen Akten. Die in seinem Bericht als verschwunden bezeichneten Akten seien bisher nicht wieder aufgetaucht – sieben Original-Ordner Leuna und sieben Originalvorgänge weiterer wirtschaftlich bedeutsamer Privatisierungsvorgänge, darunter Braunkohlekombinate, die Interhotel-Kette, die Motorrad-Werke Zschopau und die Mitteldeutsche Kali. Die in Hirschs Bericht nachgewiesenen zum Teil mehrjährigen Lücken in der Leuna-Akte und in anderen untersuchten Vorgängen bestünden unverändert. Es ist nach seiner Ansicht unstreitig, dass in erheblichem Umfange Daten gelöscht wurden. Streitig sei der Umfang der Löschungen, wer sie vorgenommen hat und ob diese Vorgänge strafrechtlich relevant waren.
Die Bundesregierung hatte im Sommer des Jahres 2000 Strafantrag gestellt. – Nun wurde mit Spannung erwartet, wie die Bundesregierung zu den Ermittlungsergebnissen der Bonner Staatsanwaltschaft Stellung nimmt. Das Kanzleramt stellte sich, laut FAZ vom 9. Mai, hinter Hirsch und bereitete die nunmehr ergangene Entgegnung vor. Wie aus dem Amt bekannt wurde, bestehen zwischen den Darlegungen der Staatsanwaltschaft und den Bewertungen des Bundeskanzleramtes Differenzen. Im Kanzleramt wird vermutet, dass Vorwürfe gegen Hirsch, er habe Zeugen manipuliert, von Dritten lanciert wurden; es wird allerdings nicht gesagt, von wem. Nach wie vor laufen die Disziplinarverfahren gegen zwei frühere Mitarbeiter des Kanzleramtes, ruhen allerdings wegen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.
Wiederholt hatte das Kanzleramt der Behauptung widersprochen, es seien verschwundene Akten zu „Leuna“ oder anderen Privatisierungsverfahren aus der Zeit nach der Wende in der DDR wiederaufgetaucht. Zwar seien Teile von „Leuna“-Akten durch aufgefundene Schriftstücke in anderen Ministerien rekonstruiert worden. Gleichwohl fehlten die Originalakten.
Der Widerspruch des Kanzleramtes gegen die Verfahrenseinstellung knüpft sich, so berichtet die FAZ am 14. Juni, in erster Linie an Bewertungsfragen. Man beharre darauf, dass viele Leuna-Akten verschwunden seien. Staatsminister Schwanitz (SPD) sagte im Bundestag, dass sich der Umfang des fehlenden Aktenmaterials zwar nur vermuten lasse, in Vermerken sei aber von „15m“ und von „mehr als 100 AB“ [Aktenbänden] die Rede. Auch wertet das Kanzleramt die Tatsache, dass Aktengruppen aus bestehenden Konvoluten ausgegründet wurden und die Stellkarte für ursprüngliche Akten, die über den Umfang der Akte hätten Aufschluss geben können „nicht mehr vorhanden“ seien, als „beispiellosen Vorgang“. – Da bislang allerdings neue Ermittlungsansätze nicht zu erkennen sind, ist die Einstellung des Verfahrens wohl absehbar, wenngleich die politische Auseinandersetzung um die „Bundeslöschtage“ damit noch nicht beendet sein dürfte.
Workshop zum Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg
Zu einem 6. Workshop zur Ausstellungsanalyse „Geschichte medial. Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg“ lädt der Ulmer Verein – Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e.V. via H-Soz-u-Kult ein. – Die Konferenz findet vom 19. bis 20. Juli 2003 im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Bayernstraße 110, 90471 Nürnberg, statt
Programm:
Freitag, 18. Juli 2003
Anreise der Workshop-TeilnehmerInnen
(bis 18.00 Uhr Gelegenheit zum individuellen Ausstellungsbesuch)
Sonnabend, 19. Juli 2003
10.00 – 10.30 Uhr
Christian Fuhrmeister (Vorstandsmitglied Ulmer Verein)
Franz Sonnenberger (Direktor der Museen der Stadt Nürnberg)
Eckhart Dietzfelbinger (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kurator)
Begrüßung und kurze Einführung in den Workshop
10.30 – 13.00 Uhr
Rundgang durch die Ausstellung
13.00 – 14.00 Uhr
Mittagspause in der Cafeteria des Dokumentationszentrums
14.00 – 15.30 Uhr
Thema 1 (Studienforum)
Impulsreferat (15 Minuten) Judith Keilbach (Berlin)
Fernsehdokumentationen zum Thema Nationalsozialismus im Verhältnis zu
den medialen Präsentationen im Dokumentationszentrum
anschließend Diskussion
15.30 – 16.00 Uhr
Kaffeepause in der Cafeteria des Dokumentationszentrums
16.00 – 18.00 Uhr
Thema 2 (Studienforum)
Impulsreferat (15 Minuten) Ingmar Reither (Nürnberg)
Die Darstellung nationalsozialistischer Architektur im
Dokumentationszentrum
anschließend Diskussion
Sonntag, 20. Juli 2003
10.00 – 12.00 Uhr
Thema 3 (Ausstellung)
Gemeinsamer Ausstellungsrundgang unter besonderer Berücksichtigung des
Umgangs mit Text- und Bildquellen (Moderation: Christian Fuhrmeister)
12.00 – 13.00 Uhr
Mittagspause in der Cafeteria des Dokumentationszentrums
13.00 – 15.30 Uhr
Thema 4 (Studienforum)
Fazit: Stärken und Schwächen des Dokumentationszentrums
Reichsparteitagsgelände
Abschlussdiskussion mit Detlef Hoffmann (Oldenburg/München, angefragt),
Hans-Christian Täubrich (Leiter Ausstellung und Studienforum) und
Eckhart Dietzfelbinger; Moderation: Christian Fuhrmeister
Dauerausstellungen zum Nationalsozialismus haben bundesweit – insbesondere aber in Bayern – Konjunktur. So wurde am 20. Oktober 1999 die Dokumentation Obersalzberg (Berchtesgaden) und am 5. November 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände (Nürnberg) eröffnet. München hingegen zögert: Die von Oberbürgermeister Ude im Sommer 2002 untersagte Präsentation einer neuen Abteilung im Münchener Stadtmuseum ist erst seit wenigen Tagen (6. Juni 2003) zugänglich, und die Realisierungschancen des geplanten NS-Dokumentationszentrums in der Landeshauptstadt sind derzeit völlig unklar.
Die bisherigen Dauerausstellungen zum Nationalsozialismus weisen neben Gemeinsamkeiten auch grundlegende Unterschiede auf. Ein Alleinstellungsmerkmal des Nürnberger Dokumentationszentrums
Reichsparteitagsgelände ist zweifellos die ausgesprochen starke Nutzung neuer Medien und die geringe Zahl historischer Objekte bzw. traditionell musealer Exponate. Das primär medienpädagogisch orientierte Konzept ist auf hohem technischen Niveau realisiert worden (zahlreiche Video-Beamer, Touch-Screen-Installationen, Recherche-Terminals etc.). Zugleich ist jedoch die »Authentizität« des historischen Ortes von Bedeutung, die Einbindung der Präsentation in die Architektur der Kongresshalle. In dieser Hinsicht sind Vergleiche mit KZ-Gedenkstätten wie Dachau oder Flossenbürg naheliegend.
Im Zentrum des Workshops stehen Fragen der medialen Vermittlung von Geschichte. Die Nürnberger Präsentation – im Bereich historischer Museen bisher singulär – soll eingehend befragt werden: Was sind die Chancen und Gefahren dieses Vermittlungskonzepts von Geschichte? Wie stark prägt die Ausrichtung auf bestimmte Zielgruppen das Erscheinungsbild? Welche Vorteile bietet diese Art der Präsentation? Welche Schwierigkeiten sind mit der Entscheidung für den massiven Einsatz von audiovisuellen Medien verbunden? Inwieweit könnte das Nürnberger »Modell« Vorbildcharakter für andere Dokumentationszentren, Gedenkstätten und Ausstellungen zum Nationalsozialismus haben?
Der Workshop versteht sich als Diskussionsforum, das sich an die Mitglieder des Ulmer Vereins ebenso richtet wie an Fachleute und interessierte Laien. Neben der Erörterung des Ausstellungskonzepts in situ werden ReferentInnen zu einzelnen Aspekten in Impulsreferaten Stellung nehmen. Die verantwortlichen Kuratoren geben Einblicke in die
Genese des Konzepts und stehen den Workshop-TeilnehmerInnen für Rückfragen zu Verfügung.
Veranstaltungsort:
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Bayernstraße 110 – 90471 Nürnberg
Tel. (0911) 231-5666, Fax (0911) 231-8410
http://www.museen.nuernberg.de/reichsparteitag/index_reichsparteitag.html
Anfahrt:
S-Bahn Nr. 2, Haltestelle „Dutzendteich“
Straßenbahn Nr. 9 und 6 sowie Bus Nr. 36, 55 und 65, Haltestelle
„Doku-Zentrum“
Bus Nr. 36 und 55, Haltestelle „Doku-Zentrum Nord“
A3/A9: Kreuz Nürnberg-Nord, Ausfahrt N-Fischbach
A6/A73: Kreuz Nürnberg-Süd, Ausfahrt N-Zollhaus
Teilnahmegebühr:
UV-Mitglieder frei
Nicht Mitglieder 15,- Euro / Ermäßigt 10,- Euro
Die Teilnahmegebühr muss bis 11. Juli 2003 auf Konto-Nr. 525238-604
(Ulmer Verein) bei der Postbank Frankfurt/M., BLZ 500 100 60, Stichwort „Nuernberg“ überwiesen werden.
Für TeilnehmerInnen am Workshop ist der Eintritt in das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände kostenlos. Speisen und Getränke in der Cafeteria sind individuell zu zahlen. Anreise und Übernachtung müssen selbst organisiert werden (vgl. http://www.tourismus-nuernberg.de/, Congress- und Tourismus-Zentrale.
Verkehrsverein Nürnberg e.V. Tel. (0911) 2336-0, Fax: 2336-166).
Verbindliche Anmeldung (inkl. Überweisung der Teilnahmegebühr) bis zum 11. Juli 2003 an die Email-Adresse fuhrmeister@ulmer-verein.de
Rückfragen: Tel. 089 2180-5275, Fax 089 2180-5281 und 089 2180-63735
Deadline: 11.07.2003
Der Ulmer Verein veranstaltet seit mehreren Jahren in loser Folge eine Workshop-Reihe zur Ausstellungsanalyse. Die Workshops streben den Austausch zwischen musealen Praxisfeldern und der universitären Forschung an und verstehen sich als Beitrag zur Erforschung der Geschichte des Mediums Ausstellung. Die Workshop-Reihe umfasst bisher:
- Juni 1999, Humboldt-Universität zu Berlin
„Einigkeit und Recht und Freiheit. Wege der Deutschen 1949-1999“
(Berlin) und „Aufstieg und Fall der Moderne“ (Weimar) - November 1999, Freie Universität zu Berlin
„Das XX. Jahrhundert. Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland“. Im Rahmen
des 52. Kongresses der Studierenden der Kunstgeschichte (KSK) - Oktober 2000, Humboldt-Universität zu Berlin
Zukunft ausstellen: „Expo“ – „Sieben Hügel“ – „Millenniumdome“. In
Zusammenarbeit mit dem Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik - Juli 2001, Kunstmuseum Wolfsburg
„Let's entertain“ – Museumspolitik und Standortmanagement am Beispiel
Wolfsburg
In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Wolfsburg - Oktober 2001, Berlin
Das Jüdische Museum in Berlin. Ausstellungsszenario versus
architektonisches Monument
Der Ulmer Verein ist ein gemeinnütziger überregionaler Interessenverband von Kunst- und KulturwissenschaftlerInnen. Seit seiner Gründung 1968 steht der Ulmer Verein (UV) für die Förderung kritischer Wissenschaft in Theorie und Praxis. Weitere Informationen zu den Positionen und Angeboten des UV sowie zur Mitgliedschaft unter www.ulmer-verein.de
Auf Spurensuche durch Reckenfeld
Der Sommer kommt – mit ganz viel Sonne, die Lust auf Radeln macht. Viele Leezenritter erkunden dieser Tage das Münsterland mit ihrem Stahlross. Wer dabei noch etwas dazulernen möchte, dem sei die historische Radtour durch Reckenfeld empfohlen, die das Stadtarchiv Greven anlässlich des 75-jährigen Bestehen des Ortsteils vor drei Jahren zusammengestellt hat.
Hinter der noch jungen Vergangenheit des Staddteils Reckenfeld verbirgt sich eine interessante Geschichte. Diese Fahrradtour mit dem typischen Fortbewegungsmittel im Münsterland soll neugierig machen mit dem Ziel, sich dieser Geschichte zu nähern.
Größtenteils radelt man dabei auf den Spuren ehemaliger Gleisanlagen, denn der Ursprung Reckenfelds ist ein von 1916 bis 1918 geplantes und gebautes Munitionsdepot gewesen. Aufgeteilt war das gesamte Areal des Munitionslagers in vier einzelne Depots oder Blöcke, mit den Bezeichnungen A bis D. In Reckenfeld spricht man daher heute noch von Block A, B, C oder D.
Die Fahrradtour führt durch diese vier Blöcke. Verbunden waren sie durch Gleise, die vom heutigen Bahnhof Reckenfeld entlang der Bahnhofstraße bis in die einzelnen Depots führten. Die Straßen in Reckenfeld sind auf diesen alten Gleisanlagen gebaut. Die Straßenführung ist zum größten Teil identisch mit dem Verlauf der 30 km langen Gleisanlagen im ehemaligen Munitionsdepot.
Dieses Munitionslager umfasste 208 aus Stein gebaute Lagerhäuser, die jeweils an einer Seite der Gleise lagen. Seit 1925/26 wurden diese zu Wohnhäusern umgebaut, zuerst in Block C und D, wegen der größeren Nähe zum Dorf Greven. An ihrer Lage auf nur einer Straßenseite und dem typischen Grundriss mit einer überdachten Treppe vor dem Haus und einem aufgesetzten Dach (nur selten wurde ein weiteres Stockwerk aufgesetzt) sind die ehemaligen Munitionsschuppen heute noch gut zu erkennen. Mit ein wenig Phantasie können die verschiedenen Umbauten der ehemaligen Schuppen erahnt werden.
Auf der ca. 10 km langen Fahrradtour werden die markantesten Gebäude kurz beschrieben.
Damit Sie sich die Karte mit Beschreibungen und Wissenswertem an den Lenker klemmen können, gibt es hier alles als pdf-Dokument – zum Herunterladen und Ausdrucken.
- Die historische Fahrradtour zum Herunterladen und Ausdrucken
Radtour, Teil I: 1916 – 1925: „Nahkampfmitteldepot Hembergen“
http://www.greven.net/service/stenogramm/bindata/rad_reck1.pdf - Radtour, Teil II: 1925 – 1945: „Gartenstadt“, Anfänge der Siedlung
http://www.greven.net/service/stenogramm/bindata/rad_reck2.pdf - Radtour, Teil III: 1945 – 1949: DP-Lager und Wohnungsnot
http://www.greven.net/service/stenogramm/bindata/rad_reck3.pdf - Radtour, Teil IV: Übersichtskarte
http://www.greven.net/service/stenogramm/bindata/rad_reck4.pdf - Radtour in Kürze: Die interessantesten Stationen …
… entlang der historischen Fahrradtour durch Reckenfeld
http://www.greven.net/service/stenogramm/bindata/rad_reck5.pdf
Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Stefan Schröder/Angelika Haves
Rathausstr. 6
48268 Greven
Tel.: 02571/920-358, -458
Fax: 02571/920-320
stefan.schroeder@stadt-greven.de
angelika.haves@stadt-greven.de
www.greven.net
Krupp- und Zeit-Stiftung ermöglichen DHI Moskau
Essen (NRZ). Das älteste steht in Rom. Es wurde im Jahre 1888 gegründet und erforscht die Archive des Vatikans. Das jüngste „Deutsche Historische Institut“ wird demnächst in Mokau eröffnet. Fünf Jahre lang werden die Krupp- und die Zeit-Stiftung die Kosten von je 2,5 Millionen Euro tragen. Die Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (D.G.I.A.) ist ebenfalls beteiligt. Später übernimmt alles die Bundesregierung.
Gestern wurde in der Villa Hügel die Gründungs-Urkunde von Professor Dr. Berthold Beitz (Krupp), Professor Dr. Michael Göring (Zeit) und Professor Dr. Wolfgang Schieder (D.G.I.A.) unterschrieben. Leiten wird das Moskauer Institut Professor Dr. Bernd Bonwetsch, Historiker an der Ruhr-Universität Bochum. Bonwetsch: „Ich bin rußland-süchtig, aber ich weiß, dass sich die Zusammenarbeit mit Russen vor allem in Hinblick auf deren Archive noch normalisieren muss.“
Immerhin hofft er, Themen wie den „sowjetischen Einfluss auf die KPD“, die „Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee“, Fragen wie „Was wollte die sowjetische Deutschland-Politik“ oder die Hintergründe des Mauerbaus in Berlin erarbeiten zu können. Das Institut soll in das deutsch- russische Kulturabkommen aufgenommen werden, und, wie man en passant hört, sollen auch die sechs deutschen Wissenschaftler, die dort arbeiten, einen Diplomatenstatus erhalten, weil ihnen dies das Leben in Moskau doch sehr erleichtern dürfte.
Drei russische Studenten (oder fellows) will man aufnehmen, und die Zusammenarbeit mit russischen Historikern ist ohnehin selbstverständlich. Für die deutschen Wissenschaftler sind allerdings gute Russisch-Kenntnisse unabdingbar.
Wichtig sei vor allem der Aufbau einer großen eigenen Bibliothek, sagt Bonnwisch. Die Nutzung russischer Archive ist derzeit schwierig, doch hofft man, dass deren Schließung nur vorübergehend sein möge. Inzwischen gibt es außer in Rom (wo die Forschungen mit Erlaubnis des Vatikans jetzt bis zum Jahre 1939 ausgedehnt werden durften) noch weitere Institute in Warschau, Rom, Paris, London und in Washington. Sie sind übrigens einzigartig. Kein anderes Land hat im Ausland solche Forschungseinrichtungen für Geschichte.
Das DHI in Moskau wird sich schwerpunktmäßig auf die Erforschung der deutsch-russischen Beziehungen in jüngerer Zeit spezialisieren. Da besteht laut Bonnwisch noch erheblicher Bedarf.
Quelle: NRZ online vom 17.6.2003.
