Ludwigsburg (dpa). Die weltweit größte Fahndungsstelle für NS-Verbrechen sieht von Jahr zu Jahr immer weniger Chancen, lebende Täter zu ermitteln. „Die Drahtzieher sind schon verurteilt oder tot. Ein großer Fisch wird uns sicherlich nicht mehr an die Angel gehen“, sagt der Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen, Oberstaatsanwalt Kurt Schrimm, in Ludwigsburg. Mit zunehmenden Zeitabstand zu den Verbrechen des NS-Regimes nimmt auch die Aussicht, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft juristisch zu bewältigen, ab. Das kommt aber nicht automatisch einem Aus für die Einrichtung gleich. Das Stuttgarter Justizministerium betont, es habe keine Pläne, die Einrichtung zu schließen.
Nach Schrimms Worten sind die Möglichkeiten längst noch nicht erschöpft. „Wir wollen uns nicht dem Vorwurf aussetzen lassen, möglichen Ermittlungsansätzen nicht oder zumindest nicht rechtzeitig nachgegangen zu sein.“ Der Schwerpunkt der Arbeit der Zentralen Stelle soll künftig neben der Täterermittlung auch bei der Täterforschung liegen. In den 60er Jahren waren in Ludwigsburg 130 Angestellte, Juristen und Hilfskräfte tätig, Ende 2002 waren es nur noch 21, darunter 6 Richter und Staatsanwälte.
„Wir sind dabei, alle Archive, die uns bisher nicht zugänglich waren oder die wir aus anderen Gründen vernachlässigen mussten, systematisch zu durchforschen. Das sind die Archive der italienischen Militärstaatsanwaltschaften und Militärgerichte und vor allem die Archive im Osten, wie in der Ukraine“, sagt Schrimm. Dort liegen überwiegend Akten des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes KGB, von denen man sich Aufschluss über Massenerschießungen oder Massenhinrichtungen erhofft, die dort während des Zweiten Weltkrieges stattgefunden haben.
Im vergangenen Jahr wurden von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg 2 neue Vorermittlungsverfahren (2001: 8) wegen Mordes oder Beihilfe zum Mord eingeleitet, 5 Verfahren sind noch anhängig. Insgesamt wurden bei der Zentralen Stelle bis Ende Dezember 7257 Vorermittlungsverfahren eingeleitet. 7249 konnten abgeschlossen und an eine Staatsanwaltschaft übergeben werden. Rechtskräftig verurteilt wurden von deutschen Gerichten seit 1950 rund 6500 NS-Täter. „Von den Alliierten wurden vorher vermutlich Zehntausende ins Gefängnis geschickt“, berichtet Schrimm.
Die strafrechtliche Verfolgung von NS-Tätern war von den Siegermächten vor Kriegsende in einer gemeinsamen Erklärung im November 1943 beschlossen worden. Seit dem 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung Deutschlands vom nationalsozialistischen Terrorregime, ermittelten zunächst die Alliierten Besatzungsbehörden, was zu den angefeindeten Nürnberger Prozessen führte. Deutsche Spruchkammern zur „Entnazifizierung“ wurden erst später eingesetzt – mit der Folge, dass viele NS-Verbrecher auf freien Fuß gesetzt wurden.
Erst mit der Gründung der Zentralen Stelle 1958 kam die deutsche Strafverfolgung von NS-Verbrechern in Schwung. Die Stelle nahm auf Grund einer Verwaltungsvereinbarung der Justizminister und -senatoren der Bundesländer ihre Tätigkeit auf. Sie sollte alles erreichbare Material im In- und Ausland sammeln und nach Ort, Zeit und Täterkreis auswerten, größere Tatkomplexe herausarbeiten und entsprechende Verfahren einleiten. Durch ihre Arbeit wurden wesentliche Verfahren zur Verfolgung von Nazi-Verbrechen erst möglich.
Im Jahre 2000 richtete das Bundesarchiv in Ludwigsburg eine Außenstelle ein, um die Unterlagen der Zentralen Stelle für die wissenschaftliche Forschung und interessierte Bürger zugänglich zu machen. Als dritte Säule ist die Universität Stuttgart mit dem Lehrstuhl für Neuere Geschichte von Professor Wolfram Pyta an der historischen Aufarbeitung der Ludwigsburger Aktenbestände beteiligt.
Landesarchiv Berlin stellt neues Bestandsverzeichnis mit Akten bis 1945 vor
Drei neue Angebote präsentiert das Landesarchiv Berlin: die neue Beständeübersicht, Teil I (Tektonik-Gruppe A: Archivgut bis 1945), das Verzeichnis aller 'Berliner Archive' und eine detaillierte Berlin-Chronik. Alle Angebote sind kostenfrei im Internet abzurufen. Die Beständeübersicht (453 S. geb. 56,- Euro, brosch. 50,- Euro) und die 'Berliner Archive' (156 S. brosch. 3,- Euro) können darüber hinaus auch gedruckt erworben werden.
Die Übersicht über sämtliche Akten, die sich auf die Zeit vor 1945 beziehen, ist dabei keineswegs eine „dröge Lektüre“, wie Die Welt am 5.5. berichtet. Das Verzeichnis sei der Schlüssel zum erstaunlich vielfältigen papiernen Gedächtnis der Stadt. Es finden sich zahlreiche Unterlagen der alten Städte Berlin und Cölln aus dem 14. Jahrhundert, die Papiere der Berliner Stadtverordnetenversammlung, städtischer und staatlicher Behörden, wie dem Magistrat, den Bezirksämtern und dem einflussreichen Polizeipräsidium, Dokumente von Gerichten und namhaften Unternehmen sowie solche aus Schulen und Vereinen. Zu den Skurrilitäten gehört die Planung für eine Schwebebahn Reinickendorf-Berlin-Rixdorf-Britz von 1909, die sich im Bestand „Magistrat von Neukölln“ erhalten hat, das damals noch nicht zu Berlin gehörte.
Seit der deutschen Einheit ist das alte West-Berliner Landesarchiv mit insgesamt fünf weiteren Archiven zusammengeschlossen worden. Das machte eine komplette Neuorganisation der Bestände erforderlich, deren Ergebnis von sofort an jedenfalls bis 1945 in dem Bestandsverzeichnis nachgeschlagen werden kann. Bis 2004 sollen alle Akten und Sammlungen erschlossen sein. Dann wird das Landesarchiv Berlin zu den bestorganisierten Archiven überhaupt gehören.
Kontakt:
Landesarchiv Berlin
Eichborndamm 115-121
13403 Berlin
Telefon +49 30 90264 0
www.landesarchiv-berlin.de
Synagogen-Internet-Archiv eröffnet
Am vergangenen Jahrestag der Reichspogromnacht wurde das neue, interaktive Internet-Archiv zu Synagogen in Deutschland offiziell gestartet. Unter www.synagogen.de ist es nicht nur möglich, zu mehr als 2.000 deutschen Synagogen kurze Informationen abzurufen. Es besteht auch die Möglichkeit einer eigenen Mitarbeit, indem man gegebenenfalls Kommentare, Bilder, Zeitzeugenberichte oder auch Links zu einzelnen Synagogen hinzufügt. In das Archiv aufgenommen wurden all jene Synagogen, die 1933 zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtübernahme noch in Benutzung bzw. als Gebäude existent waren. Die Entstehung des Synagogen-Internet-Archivs beruht, wie im Mai/Juni-Heft 2003 der Zeitschrift GWU mitgeteilt wird (S. 383f.), auf langjährigen Arbeiten an 3D-CAD-Rekonstruktionen zerstörter deutscher Synagogen, die an der TU Darmstadt bei Professor Manfred Koob (Fachgebiet CAD in der Architektur) durchgeführt worden sind. Seit 1994 werden hier Synagogen am PC in der Absicht rekonstruiert, den kulturellen verlust durch die Visualisierung der zerstörten Architektur aufzuzeigen, die bauhistorische Bedeutung der gebäude in Erinnerung zu rufen und einen Beitrag des Mahnens und Erinnerns mit Hilfe der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien zu leisten. Das interaktive Archiv soll Teil einer immateriellen Gedenkstätte für die zerstörten Synagogen im Internet werden. Es kann ständig aktualisiert und ergänzt werden. Derzeit gibt es bereits über 500 zusätzliche Einträge, insbesondere Bilder, die die gegebenen Basisinformationen zu den einzelnen Synagogen erweitern. Recherche und Teilnahme sind, wie die Nutzung insgesamt leicht verständlich und selbsterklärend. Das Synagogen-Internet-Archiv beruht auf einer Forschungsarbeit des Dipl.Ing. Marc Grellert, der als verantwortlicher Ansprechpartner für das Projekt zur Verfügung steht:
Dipl.Ing. Marc Grellert
TU Darmstadt
Fachgebiet CAD in der Architektur
Tel.: 06151/166607
Fax: 06151-163736
grellert@hrzpub.tu.darmstadt.de
CFP: Französische Unternehmensarchiv-Bestände im 2. Weltkrieg
Der Groupement de recherche (GDR) Les entreprises françaises sous l'Occupation organisiert vom 4. bis 5. März 2004 eine Tagung in Roubaix bei Lille (Nordfrankreich). Im Zentrum des Interesses stehen die Unternehmensarchivbestände, die die französische Wirtschaft während des Zweiten Weltkrieges betreffen: Inwiefern sind sie erhalten und zugänglich? Was kann der Historiker daraus erfahren? Dies sind die Hauptfragen.
Die Teilnahme von deutschen Archivaren, die Unternehmensarchivbestände, die die französische Wirtschaft betreffen, kennen und Historikern, die mit diesen Beständen über die deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen während des Zweiten Weltkrieges gearbeitet haben, ist sehr erwünscht.
Die mündlichen Vorträge von ca. 20 Minuten könnten auf französisch oder englisch gehalten werden.
Die Reise- und Übernachtungskosten werden von den Organisatoren übernommen.
Vorschläge für Papers sind bis zum 15. Juli 2003 per email an gdr2539@ish-lyon.cnrs.fr zu schicken.
Appel à communications
Colloque organisé par le Groupement de recherche (GDR)
Les entreprises françaises sous l'Occupation (CNRS)
Les archives des entreprises:
conservation, accessibilité et apport pour la période de l'Occupation
Lieu : Centre des archives du monde du travail (CAMT), Roubaix (Nord, France)
Date : jeudi 4 – vendredi 5 mars 2004 (1ère option si 2 jours complets) ou vendredi 5 – samedi matin 6 mars 2004 (2e option si 1 jour 1/2 seulement)
Après l'organisation en octobre 2002 d'une première journée d'études sur les archives de l'ensemble des institutions engagées dans l'économie de l'Occupation , le GDR se propose maintenant de s'intéresser à ce qui constitue a priori la source principale d'une recherche sur l'histoire des entreprises : leurs propres archives. L'idée que ces archives
seraient, pour cette période, largement fermées a longtemps été assez répandue chez les historiens, et le reste probablement dans l'opinion publique. Pourtant, d'une part, il existe, à la suite notamment des mises en cause internationales des responsabilités de certaines entreprises françaises pour leur implication dans les politiques antisémites (SNCF pour les convois de déportés, Caisse des dépôts pour les bénéfices de l'“ aryanisation „, banques pour les comptes en déshérence), surtout parmi les entreprises publiques il est vrai pour l'instant, une volonté exprimée à travers la participation à la mission (Mattéoli) d'étude sur la spoliation, l'organisation de colloques ou la
publication d'ouvrage , de jouer le jeu de la transparence et de mettre leurs archives à la disposition des chercheurs. D'autre part, à la différence de leurs prédécesseurs, des historiens ont, ces dernières années, intégré la période de l'Occupation dans des monographies d'entreprises à la chronologie plus large. Ce colloque sera donc l'occasion de faire le point sur l'existence, la disponibilité et la richesse des archives d'entreprises pour cette période. Des contributions d'archivistes et d'historiens sont attendues : les premiers, archivistes d'entreprises ou d'autres institutions conservant des archives d'entreprises, pour présenter les fonds dont ils disposent; les seconds pour évoquer leurs expériences, positives ou négatives, en matière d'exploitation des archives d'entreprises pour la période et montrer, à travers des exemples significatifs, ce qu'apportent leurs archives à la connaissance des entreprises qui les ont produites, qu'il s'agisse de la stratégie à long terme ou du fonctionnement quotidien, des contraintes subies ou des possibilités offertes, des relations avec l'occupant, les autres entreprises ou les pouvoirs publics. Conformément au programme de GDR, le vocable d'entreprise est à entendre dans un sens aussi large que possible: grands groupes et PME; entreprises du secteur concurrentiel et établissements publics; entreprises industrielles, commerciales et financières, mais aussi entreprises de presse, de radiodiffusion et de spectacle notamment. Des approches à des échelles variables sont attendues: outre des monographies de branches ou d'entreprises, des communications pourraient évoquer des établissements, des groupes professionnels ou des thématiques spécifiques en relation avec les entreprises. Des communications sur l'apport des archives des entreprises étrangères, allemandes en particulier, en relation avec des entreprises françaises sont également vivement souhaitées.
Les communications devraient notamment chercher à répondre aux questions suivantes:
- – les archives de l'Occupation sont-elles plus lacunaires que pour d'autres périodes ? À l'inverse, les critères de conservation sont-ils plus étendus ?
- – l'accès aux archives reste-t-il soumis à des conditions plus strictes?
- – les fonds font-ils l'objet d'un classement spécifique ?
- – les sources habituelles (procès-verbaux des réunions du comité de direction ou du conseil d'administration, rapports à l'assemblée générale, correspondances entre dirigeants, documents comptables, etc.) sont-elles plus ou moins riches sous l'Occupation ?
- – existe-t-il des sources spécifiques à la période (relations avec les organisations de l'économie dirigée ou avec les autorités d'occupation, dommages de guerre, participation à la politique d'aryanisation, attitude face aux actions de la Résistance, dossiers de défense face à l'épuration à la Libération, etc.) ?
- – un travail spécifique de collecte de témoignages, écrits ou oraux, a-t-il été mené ? Comment les exploiter ?
- – l'ouverture des archives impose-t-elle une certaine réserve dans l'écriture historique ?
- – comment interpréter les archives et leurs silences ?
- – comment concilier des contradictions éventuelles entre archives d'entreprise et autres archives ?
Les propositions de communication d'une page maximum sont à envoyer, en pièce jointe par courrier électronique à l'adresse gdr2539@ish-lyon.cnrs.fr, avant le 15 juillet 2003. Elles seront examinées par le comité d'organisation et soumises à l'approbation du conseil scientifique du GDR ; une réponse sera donnée aux auteurs de propositions dès le mois de septembre. Les communications d'une vingtaine de minutes pourront être présentées en français ou en anglais.
Les frais de transport et de séjour des intervenants seront, dans la mesure où ils ne peuvent pas être assumés par leur institution de rattachement, pris en charge par les organisateurs.
Les actes feront l'objet d'une publication dans un délai maximal d'un an.
Comité scientifique :
Françoise Bosman (directrice du CAMT)
Sophie C¦uré (chargée de mission histoire, Fondation EDF)
Jean-François Eck (professeur d'histoire contemporaine, université Lille 3)
Marc de Ferrière (maître de conférences d'histoire contemporaine, université Lille 3)
Hervé Joly (chargé de recherche CNRS, directeur du GDR)
Roger Nougaret (responsable des archives du Crédit lyonnais)
Philippe Verheyde (chercheur associé à l'IHTP, secrétaire général du GDR)
Henri Zuber (responsable des archives de la RATP, président de l'association des archivistes français d'entreprises)
Offener Brief des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte
JENA. Das Thueraz in Jena, ein großes Archiv der ehemaligen Bürgerbewegung der DDR, bittet mit folgendem offenen Brief um Unterstützung:
Offener Brief an den Ministerpräsidenten Herrn Dr. Bernhard Vogel (Jena, den 15.04.03)
Das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ ist seit 12 Jahren in der kulturpolitischen Landschaft Thüringens eine anerkannte Einrichtung, die auch überregional vernetzend wirkt.
Seit Jahren wird das Archiv durch immensen Aufwand der Akteure projektbezogen von Stadt, Land und Bund gefördert. Dadurch ist das Archiv jedoch nicht auf lange Sicht abgesichert.
Es wäre ein Fanal, wenn im Jahre des fünfzigsten Gedenkens an den 17. Juni 1953 die notwendigen Eckpfeiler der Aufarbeitung ( z.B. Bereitstellen der Archivalien ) nicht grundlegend über Gedenktage hinaus gefördert werden.
Wir, die Unterzeichner, fordern für das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ eine Grundförderung des Freistaates Thüringen für mindestens 2 Arbeitsstellen, um diese Arbeit langfristig zu sichern.
Für die Richtigkeit:
Jürgen Vogel, Saalfeld Tel.: 01743208116
Uwe Kulisch, Thüringer Archiv für Zeitgeschichte, Jena, Am Rähmen 3, 03641228605
Unterzeichner/-innen (Stand vom 24.04.03, 16.30 Uhr):
Agnes Bensussan (Centre Marc Bloch, Berlin), Hildegard Bremer (Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn), Ulrike Boldt (Doktorandin am HI der FSU-Jena), Dieter Bräuer (Maulburg), Matthias Büchner (Zella-Mehlis), Dr. Gernot Dallinger (Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn), Michael und Gabriele Damm (Holzhausen), Frank Ebert (Matthias- Domaschk- Archiv, Berlin), Hartmut Fichtmüller (Jena), Lilo Fuchs (Psychologin, Berlin), Helmuth Frauendorfer (Schriftsteller, Berlin/Leipzig), Meike Gellert (Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn), Sebastian Gerhardt (Doktorand am Centre Marc Bloch, Berlin), Peter Gräfe (Weimar), Thomas Grund (Jena), Carsten Hahn (Tübingen), Lothar Hellmann (Bad Klosterlausnitz), Gerold Hildebrand (Berlin, ehem. Jena), Ralf Hirsch (Berlin), Eric Hinze (Jena), Dorothea Höck (Ev. Akademie Thüringen), Ron Hoffmann (Niederlassungsleiter), Klaus Hugler (Schriftsteller, Potsdam), Dr. Catherine Iffly (Universität Paris 2), Martin Jander (Berlin), Elise Julien (Paris, Berlin), Holm Kirsten, Uwe Koch (Pfarrer und Psychotherapeut, Magdeburg), Wieland Koch (Lehrer für Geschichte am Herdergymnasium Arnstadt), Gotthard Lemke (Jena), Doris Liebermann (Journalistin, Berlin), Dirk Moldt (Jena), Martin Morgner (Dramaturg, Berlin), Uwe Petzold (Saalfeld), Segolene Plyer (Doktorandin der Zeitgeschichte in Paris I, Pantheon-Sorbonne), Lutz Rathenow (Schriftsteller, Berlin), Peter Reif-Spirek (Sozialwissenschaftler, Erfurt), Siegfried Reiprich (Referent für politische Bildung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Vorstandsmitglied im Bürgerbüro Berlin e.V.), Uwe Roßbach (Geschäftsführer Arbeiten und Leben Thüringen, Erfurt), Gabor T. Tittersporn (Centre National de la Recherche Scientifique, Paris-Berlin), Peter Rösch (Berlin), Udo Scheer (Publizist, Stadtroda), Walter Schilling (Braunsdorf), Simone Stognienko (Jena), Andreas Schönfelder (Umweltbibliothek Großhennersdorf), Jens Thomas (StuRa FSU Jena), Justus H. Ulbricht (Historiker, Jena), Carola Villwock (Kulturbund e.V., Berlin), Jürgen Vogel (Saalfeld), Ralf Vogel (Jena), Harry Zöller (Jena)
Mitteilungen aus dem Bundesarchiv 2/2002
Themenschwerpunkt des Heftes 2, Jahrgang 2002 der Mitteilungen aus dem Bundesarchiv sind die Feiern zum fünfzigjährigen Jubiläum des Bundesarchivs.
Inhaltsverzeichnis:
- Herkunft braucht Zukunft, Hartmut Weber
- Amtswechsel an der Spitze der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv am 19. Februar 2002
Ansprache Hans-Wilhelm Hünefeld, Ministerialdirigent beim Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien - Abschiedsrede, Dr. Konrad Reiser
- Antrittsrede, PD Dr. Angelika Menne-Haritz
- Start der Neubaumaßnahmen in Dahlwitz-Hoppegarten: Erster Spatenstich am 19. März 2002
- Ansprache Ministerialdirektor Dr. Knut Nevermann, Leiter der Abteilung Kultur und Medien im Bundeskanzleramt
- 50 Jahre Bundesarchiv: Festakt in Berlin am 4. Juni 2002
- Begrüßung durch Staatsminister Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Beauftragter der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien
- Festansprache Bundespräsident D. Dr. h.c. Johannes Rau
- Grußwort Martine de Boisdeffre, Directrice des Archives de France
- Festvortrag Prof. Dr. Heinrich August Winkler
- Schlusswort Prof. Dr. Hartmut Weber, Präsident des Bundesarchivs
- Geburtstagsfeier in Koblenz: Eröffnung der Jubiläumsausstellung „Ein Jahrhundert wird besichtigt“ am 7. Juni 2002
- Grußwort Hans-Günter Kowalski, Ministerialrat beim Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien
- Einführung in die Ausstellung: Wolf Buchmann
Beiträge aus den Abteilungen:
Abteilung G:
- Fortsetzung des deutsch-russischen Projekts zur Erschließung der Akten der Sowjetischen Militäradministration (SMAD), Hans-Dieter Kreikamp
- „Wiederherstellung des archivalischen Erbes Polens“ – Ein internatioanles Projekt unter der Schirmherrschaft des Europarats, Sabine Herrmann und Kai von Jena
- Ehrung für den langjährigen Generalsekretär des Internationalen Archivrates, Charles Kecskeméti, Klaus Oldenhage
Abteilung B:
- Findbuch zum Bestand Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (B 145), Thomas Marschner
Abteilung R:
- Recherchen zu offenen Vermögensfragen und kein Ende, Ulrich Roeske
Abteilung MA:
- Archivalienrückführung aus den USA, Klaus-Volker Gießler
Nachrichten:
- Publikationsfindbücher zu Beständen des Bundesarchivs
- Ausstellung und Veranstaltung der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Rastatt, Wolfgang Michalka
- Ausstellung: „Ruth 'Sara' Lax, 5 Jahre alt, deportiert nach Riga. Deportation und Vernichtung badischer und württembergischer Juden“, Ludger Borgert
- Unbekannte Archive: Das Deutsche Tagebucharchiv e.V., Achim R. Baumgarten
- Nachtrag zu „Der Fall Demjanjuk – Beweisdokumente aus dem Bundesarchiv“, Wilhelm Lenz
Dokumentation:
- Änderung des Bundesarchivgesetzes, Klaus Oldenhage
Mitteilungen aus dem Bundesarchiv. Koblenz: Bundesarchiv. ISSN 0945-5531
Interessenten für dieses Heft können sich an das Bundesarchiv wenden unter der Fax-Nr.: 0261-505-226 oder an die e-mail-Adresse g.mueller@barch.bund.de
Weitere Informationen zu dieser Zeitschrift hier.
Dokumentenfund im ehemaligen KZ Neuengamme
(AP) Auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Neuengamme bei Hamburg haben Bauarbeiter ein 59 Jahre altes Dossier ehemaliger Häftlinge entdeckt. Wie die Gedenkstätte Neuengamme am Dienstag mitteilte, besteht das Dokument aus 14 beidseitig beschriebenen Zetteln. Darauf sind 408 Häftlinge mit ihrem Namen, ihrem Beruf und ihrem Herkunftsort verzeichnet. Der Fund sei von unschätzbarem Wert, sagte Jens Michelsen, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte.
Ein Großteil der Dokumente in Neuengamme sei nach dem Zweiten Weltkrieg vernichtet worden, hieß es: „Es gibt nur ganz wenige Zeugnisse aus der KZ-Zeit.“ Bei den verzeichneten Häftlingen handelt es sich um ehemalige französische Minister, Senatoren und Präfekten, Offiziere, Geistliche und andere „wichtige Funktionsträger“ in Frankreich, erklärte Michelsen.
Nach Angaben der Gedenkstätte sind die französischen Gefangenen im Juli 1944 in zwei Transporten als Geiseln in das Lager Neuengamme eingeliefert worden. Sie waren dort in einem abgetrennten Bereich, dem „Prominentenlager“, untergebracht. Es wird vermutet, dass das Dossier dort wahrscheinlich bei Umbauarbeiten versteckt worden ist. Im April 1945 wurden die Gefangenen nach Theresienstadt transportiert. Fast alle haben den Krieg überlebt.
Etwa einen Meter von den in Zeitungspapier eingewickelten Dokumenten entfernt fanden die Bauarbeiter außerdem mehrere Lederstücke. „Wir gehen davon aus, dass sie nichts mit dem Dossier zu tun haben“, sagte der Mitarbeiter. Die Lederstücke seien aber wahrscheinlich bewusst für Tauschgeschäfte dort hingelegt worden. Die beiden Fundstücke werden nun restauriert und sollen in der Ausstellung der Gedenkstätte zu sehen sein. Die Fundstücke wurden beim Umbau der früher von der SS genutzten Garagen entdeckt.
(Der Artikel erschien in Die Welt und in der Frankfurter Rundschau vom 30.4.)
Ortsheimatpflege-Treffen im Archiv des HGV Winterberg
Bei ihrem ersten Treffen in diesem Jahr besuchten die Winterberger Ortsheimatpfleger auf Einladung des Stadtheimatpflegers Wilfried Fresen aus Elkeringhausen das Archiv des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) Winterberg.
Archivar Klaus Gellrich gab, wie die Westfalenpost am 28.4. berichtet, eine Einführung in das Archiv. Mit der Gründung des HGV war der Wunsch unter den Mitgliedern laut geworden, eine Sammlung des heimatgeschichtlichen Schrifttums im Stadtgebiet aufzubauen. Vorwiegend aus Spenden der Mitglieder und der heimischen Bevölkerung konnte in den vergangenen acht Jahren, nachdem die Stadt dem Verein einen Raum im Rathaus zur Verfügung gestellt hatte, das Archiv aus kleinsten Anfängen heraus eingerichtet und ausgebaut werden. Es hat zurzeit einen Bestand von 1.100 Bänden – ohne die eigenen Publikationen wie die „Fitterkiste“, der Bildband „Bilder aus Winterberg und seinen Dörfern“, der Kunstführer Winterberg sowie der Kalender mit vielen alten Fotos um den Kahlen Asten.
Das Archiv bietet ein vielfältiges Angebot zu Themen der Regionalgeschichte, auch über das Sauerland hinaus. Der Besucher findet Bildbände, Reiseführer, kunst- und kirchengeschichtliche Werke, Bücher über Archäologie und Architektur, mundartliche Literatur, Publikationen zum Thema „Natur und Naturschutz“ sowie eine Reihe entsprechender Zeitschriften. Eine kleine Abteilung ist den sauerländischen Schriftstellern gewidmet.
Klaus Gellrich bat die Ortsheimatpfleger, aufmerksam heimatkundliches Schrifttum in ihren Dörfern zu sammeln und es dem Archiv zur Verfügung zu stellen. Ferner forderte er sie auf, ihre Mitbürger zu ermutigen, Beiträge zum Thema „Heimat“ zu veröffentlichen. Seit drei Jahren ist das Archiv an jedem letzten Donnerstag im Monat von 15 bis 16.30 Uhr für Besucher geöffnet.
Kontakt:
Heimat- und Geschichtsverein
Dr. Friedrich Opes (Vorsitzender)
Ehrenscheider Mühle 3
59955 Winterberg
Tel. 02981-2257
Heft 58 der »Archivpflege in Westfalen-Lippe« erschienen
MÜNSTER. Die Aprilausgabe 58/2003 der sich nunmehr »Archivpflege in Westfalen-Lippe« nennenden Zeitschrift des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) – Westfälisches Archivamt (WAA) ist erschienen.
Inhaltlicher Schwerpunkt des Heftes ist die Dokumentation des 12. Deutsch-Niederländischen Archivsymposions, das am 7. und 8. November 2002 im Kloster Bentlage in Rheine stattgefunden hat. Das Thema des damaligen Erfahrungsaustausches lautete »Archive – offen für jedermann.«
Weitere Beiträge im Heft stammen von Thomas Aigner zu »MOnasteriuM«, worüber wir berichteten (=> zum Artikel), sowie von den Archivreferendaren Johannes Burkardt, Helge Kleifeld und Burkhard Nolte, die einen Erfahrungsbericht über die Neuverzeichnung des Bestandes »Altes Bergamt Siegen« im Staatsarchiv Münster vorlegen.
ISSN 0171-4058
Kontakt/Zuschriften:
Westfälisches Archivamt, Redaktion
Postfach
D-48133 Münster
Telefon: +49 (0251) 591-3890
Telefax: +49 (0251) 591-269
eMail: Westf.archivamt@lwl.org
www: http://www.archivamt-westfalen.de/
Medienpaket über den Widerstandskämpfer Kurt Gerstein
Wie der Filmverleih Concorde in München mitteilt, steht die deutsche Fassung des Films „Der Stellvertreter“ von Konstantin Costa-Gavras seit dem 2. April 2003 als Video zur Verfügung. Der Film, der 2002 auf der Berlinale erstmals vorgeführt wurde und im Mai 2002 seine deutsche Uraufführung erlebte, sorgt nach wie vor für großes Aufsehen. Im Mittelpunkt steht die Person des westfälischen bekennenden Christen Kurt Gerstein, der als SS-Offizier in Belzek und Treblinka die Judenmorde miterlebte und unter Lebensgefahr versucht hat, die Spitzen der Bekennenden Kirche in Deutschland, katholische Würdenträger und über die schwedische bzw. schweizer Botschaft und den holländischen Widerstand das Ausland darüber zu informieren. Weiterhin hat Gerstein versucht, Lieferungen tödlichen Zyklon-B-Gases zu sabotieren. Die historische Gestalt Gerstein – dargestellt von Ulrich Tukur – steht im Mittelpunkt des Films des französisch-griechischen Regisseurs, der als Meister des Polit-Thrillers bekannt ist. Anders als in dem Stück von Rolf Hochhuth, das die Vorlage für den Film gab, hat sich Costa-Gavras bemüht, der historischen Gestalt Gerstein gerecht zu werden. So kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld, das den Nachlass Kurt Gersteins verwahrt und parallel zum Film eine Ausstellung erarbeitet hat, die seit dem Jahr 2000 als Wanderausstellung im In- und Ausland rege nachgefragt ist.
Ein Jahr nach der Berlinale 2002 und der französischen bzw. deutschen Uraufführung (letztere in Bielefeld) steht der Film nun auch für die kirchliche Bildungsarbeit zur Verfügung, aus der es schon immer wieder Anfragen gab. Der Concorde Filmverleih hat zusätzlich auch eine DVD herausgegeben, die neben dem Film auch ein sog. „Making of …“ enthält mit verschiedenen Dokumentationen zur Rolle des Papstes Pius XII., zur Judenverfolgung und mit Informationen zum Film und zu den Schauspielern.
Damit kann nun ein attraktives Medienpaket geschnürt werden:
- Video und DVD sind über den Fachhandel bzw. die Firma Concorde Home Entertainment, Rosenheimer Straße 143b/XI, 81671 München, zu beziehen.
- Die Ausstellung und der dazugehörige Begleitkatalog können beim Landeskirchlichen Archiv Bielefeld, Altstädter Kirchplatz 5, 33602 Bielefeld, angefordert werden;
- Der Begleitkatalog: Bernd Hey/Matthias Rickling/Kerstin Stockhecke, Kurt Gerstein (1905-1945). Widerstand in SS-Uniform, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000 ff, ISBN 3-89534-328-5, ist auch im Buchhandel erhältlich.
- Außerdem haben die Evangelische Stadtakademie Bochum und der Förderkreis Kurt Gerstein eine didaktische Arbeitshilfe mit Materialien zur Biographie Gersteins und zum genannten Film erstellt: Jürgen Schäfer/Ingo Stein/Rudolf Tschirbs, Kurt Gerstein (1905-1945). Anpassung und Widerstand, Bochum 2002, zu bestellen bei der Evangelischen Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20, 44791 Bochum oder beim Förderkreis Kurt Gerstein in der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen, Ergster Weg 59, 58093 Hagen.
- Ferner sei auf die erste wissenschaftlich präzise deutsche Biographie Gersteins hingewiesen: Jürgen Schäfer, Kurt Gerstein – Zeuge des Holocaust. Ein Leben zwischen Bibelkreisen und SS, Luther-Verlag, Bielefeld 1999, ISBN 3-7858-0407-5, hingewiesen.
Die Evangelische Kirche von Westfalen, die sich immer für die Anerkennung Kurt Gersteins als eines bedeutenden evangelischen Widerstandskämpfer eingesetzt hat, sieht in dem Film einen weiteren Schritt auf diesem Wege. Die Betrachter des Films können sich gerade im Vergleich mit den genannten Arbeitsmaterialien nun selbst ein Bild Kurt Gersteins als historischer Figur und filmischer Gestalt machen. Auch wenn das Geschehen im Theaterstück Hochhuths und im Film, das um das Versagen der katholischen Kirche, des Vatikans und Papst Pius XII. angesichts der Judenmorde kreist, mit der historischen Gestalt Kurt Gersteins nichts zu tun hat, so hat doch Rolf Hochhuth den Versuch Gersteins, den apostolischen Nuntius in Berlin zu alarmieren, konsequent weitergedacht. Insofern sind sowohl das Theaterstück als auch der Film Medien, die zur Stellungnahme herausfordern, und nicht ein „schlampig recherchiertes Stück eines mittelmäßigen Theaterautors“, wie die Zentralausgabe des epd Nr. 32 vom 14. Februar 2003 den Präsidenten der päpstlichen Historikerkommission Walter Brandmüller zitiert. Hochhuths Stück hat sich längst auf den Bühnen der Welt bewährt, und ebenso hat der Film von Costa-Gavras neben Kritik auch große Anerkennung gefunden.
(Prof. Dr. Bernd Hey, Landeskirchliches Archiv Bielefeld)
