Das Thalrecht von 1386 in Halle (Saale)

„Weißes Gold“ prägte 1386 das wirtschaftliche Geschehen der Stadt Halle. Nur wenige Schritte vom Markt entfernt befand sich im tiefergelegenen „Thal“ die mittelalterliche Saline mit vier Solebrunnen und etwa hundert kleinen Siedehütten. Zahlreiche Bornknechte, Salzwirker und Läder waren dort mit der Förderung der Sole, dem Sieden und der Verpackung des Salzes beschäftigt.

Das durch Grenzsteine abgegrenzte Gelände des Salzwerks unterlag einer eigenen Rechtssprechung. Bereits im 13. Jahrhundert wurde das „Thalrecht“ niedergeschrieben und hundert Jahre später erneut von den Bornmeistern und Schöffen des Thalgerichts notiert. Dieses vor 635 Jahren in mittelniederdeutscher Sprache aufgezeichnete Dokument wird heute im Handschriftenbestand des Stadtarchivs Halle (Saale) aufbewahrt.


Abb.: Letzte Seite des Thalrechts von 1386 (Stadtarchiv Halle (Saale))

Ein lederbezogener Holzeinband schützt den Folioband mit 48 Pergamentblättern. In gotischer Buchschrift hat der für das Salzwerk zuständige Schreiber „DALES RECHT“ mit bräunlicher Tinte aufgezeichnet und neue Abschnitte durch rote oder blaue Großbuchstaben hervorgehoben. Eine Zeichnung am Ende zeigt Petrus mit dem Schlüssel und Paulus mit dem Schwert.

Die Bestimmungen des Thalrechts enthalten juristische Grundsätze ebenso wie Festlegungen zu Arbeitsablauf und Organisation des Salinenbetriebes. So legte ein Artikel die Zusammenkunft des Thalgerichts an drei Tagen des Jahres fest. Zum Schutz der Salzhändler regelte ein Passus die wöchentliche Überprüfung der zu verkaufenden Salzstücke. Den Aufgaben der Salinenarbeiter war ein weiterer Absatz gewidmet.

An die hier gleichsam als Präambel niedergeschriebenen Bestimmungen schließt sich die Aufzeichnung der vom Thalgericht in Streitfällen gesprochenen Urteile, der „Schöffensprüche“, an. Mit rechts-, sozial- und wirtschaftshistorischen Aspekten ist das Thalrecht eine wichtige Quelle zur Saline im Thal und zur Stadtgeschichte.

Kontakt:
Stadtarchiv Halle (Saale)
Rathausstraße 1
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 / 221-3300

Postanschrift:
Stadt Halle (Saale)
Stadtarchiv
06100 Halle (Saale)

Quelle: Stadtarchiv Halle (Saale), Archivale des Monats Mai 2021

Musikleben unter Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal (1719-1802)

Ausstellung ab 1. Juni 2021 im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg.

„Ausklang von Kurmainz in Mainz und Aschaffenburg“ ist Titel und Thema einer Ausstellung, die vom 1. Juni bis 16. Juli 2021 im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg zu sehen ist. Die Ausstellung widmet sich dem vielfältigen Musikleben in Mainz und Aschaffenburg während der Regierungszeit des Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal (1774-1802).


Abb.: Porträt Erzbischof von Erthal, historische Radierung (Stadt- und Stiftsarchiv, SSAA, PT 12).

Im Fokus der Ausstellung stehen dabei die verschiedenen Bereiche und Orte, an denen Musik erklang – sei es am Hof, in der Kirche, in der Öffentlichkeit oder im Privaten – wie auch die Akteure, die das Musikleben mitgestalteten. Darüber hinaus werden die zahlreichen Neuerungen thematisiert, die unter Erthal zum Florieren des kulturellen Lebens beitrugen sowie die Folgen des Umbruchs, den die Koalitionskriege bedeuteten.

Studierende der Universität Mainz unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Pietschmann haben die Ausstellung ursprünglich anlässlich des 300. Geburtstags des Kurfürsten erarbeitet. Nun, ein Jahr vor seinem 220. Todestag, ist sie in erweiterter Form im Aschaffenburger Stadt- und Stiftsarchiv zu sehen, betreut und im Hinblick auf Erthals Zweitresidenz Aschaffenburg ergänzt von Kristina Krämer.

Info:
Geöffnet ist die Ausstellung montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr sowie am Samstag und Sonntag, 5. und 6. Juni, und am Samstag und Sonntag, 3. und 4. Juli, jeweils von 11 bis 16 Uhr.
Der Eintritt ist frei.

Aktueller Hinweis:
Es gelten zum Besuch der Ausstellung die aktuellen Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Nach dem derzeitigen Stand ist ein Besuch nach Terminvereinbarung möglich (Telefon 06021 / 456105-0, stadtarchiv@aschaffenburg.de). Unter Vorbehalt kann die Anmeldung auch vor Ort erfolgen, sofern die maximal mögliche Zahl an Besucher*innen noch nicht erreicht ist.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon 06021 456105-0
stadtarchiv@aschaffenburg.de

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemeldung, 26.5.2021

Heimatverein Spexard übergibt historisches Kommunikationsmittel an Stadtarchiv Gütersloh

Einer der wenigen noch vorhandenen historischen Spexarder Sprachtaler wurde jetzt dem Stadtarchiv Gütersloh übergeben.


Abb.: Jetzt ist er da, wo er heute hingehört: Die Vertreter des Heimatvereins Spexard übergaben den Sprachtaler an das Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh. V.l.: Jana Knufinke (Stadtarchiv Gütersloh), Christian Janzen (Schriftführer des Heimatvereins Spexard), Lena Jeckel (Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh), Markus Schumacher (Heimatverein Spexard) (Foto: Stadt Gütersloh)

Vom damaligen Bürgermeister Franz Grochtmann war er zunächst an seinen Nachfolger Robert Mahne übergeben worden und schließlich im Besitz des Heimatvereins Spexard angekommen. Dessen Mitglieder waren jedoch der Ansicht, dass er im Gütersloher Stadtarchiv auf Dauer richtig aufgehoben sei.

Durch wieviel Hände er wohl schon gewandert ist, fragt man sich beim Anblick des historischen Messingtalers, der in der Bauerschaft Spexard vor gut 200 Jahren als gängiges Kommunikationsmittel diente.


Abb.: Spexarder Sprachtaler (Foto: Stadt Gütersloh)

Mit seiner Hilfe verkündeten die Obrigkeiten Nachrichten an die Einwohner und Einwohnerinnen. Das System war simpel, aber gut durchdacht. Um wichtige Nachrichten, Meldungen oder Verordnungen in kürzester Zeit zu verbreiten, wurde der Sprachtaler mit Nachrichten in schriftlicher oder auch mündlicher Form in einer ganz bestimmten Reihenfolge von Haus zu Haus gebracht und dabei der Sprachtaler als amtliche Beglaubigung weitergereicht. Handelte es sich um ein Schriftstück, wurde dieses zusammengerollt und dann mit Schnüren oder Lederriemen, die durch eine Öffnung im oder am Taler gezogen wurden, an diesem befestigt.

Wenn das kreisrunde Messingstück (8 cm Durchmesser) zum Ausgangspunkt, also dem ursprünglichen Absender, zurückgekehrt war, konnte man davon ausgehen, dass alle Familien die Nachricht erhalten hatten, denn das Verzögern oder Blockieren der Weitergabe stand unter Strafe. Das geht aus seiner Inschrift hervor: „Das rath ich Dich – behalt mich nicht“ ist auf der Vorderseite zu lesen. Auf der Rückseite wird mit „Wer mich last stehen dem wirds uebel gehen“ gedroht. Die Regel war, den Taler innerhalb einer Stunde an den nächsten in der Reihenfolge weiter zu geben.

Vorläufer des Sprachtalers war der sogenannte Burdaler, mit dem bis zum 19. Jahrhundert zum Burgericht einer Bauerschaft geladen wurde. Ein Burrichter entschied dort über Besitzstreitigkeiten und kleinere Strafen.
Bei eiligen Mitteilungen wurden auch mal zwei Sprachtaler in den Umlauf gegeben, um die Verbreitung zu beschleunigen. Tauchten bei einem Bauern beide Taler auf, war er verpflichtet, sie beide dem Absender zurück zu bringen, denn das bedeutete, dass die Nachricht die Runde gemacht hatte.

Die Jahreszahlen der überlieferten Exemplare reichen von 1783 bis 1848 und sind bisher ausschließlich im Gütersloher Raum bekannt. Bei dem in der Mitte der Rückseite abgebildeten sechsspeichigen Wagenrad handelt es sich um das Speichenrad im Wappen des Fürstbistums Osnabrück.


Abb.: Inschrift des Spexarder Sprachtalers „Wer mich last stehen dem wird’s uebel gehen“ Die Aufforderung zur Weitergabe des Talers war unmissverständlich. In der Mitte befindet sich das sechsspeichige Wagenrad des Fürstbistums Osnabrück (Foto: Stadt Gütersloh)

Es weist damit auf die alte Landeshoheit des Fürstbistums über das Amt Reckenberg hin, zu dem Spexard damals gehörte. – Insgesamt gibt es noch neun dieser Sprachtaler aus verschiedenen Bauernschaften der Umgebung. Sie befinden sich zum großen Teil in den Museen des Kreises.

Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Hohenzollernstraße 30 a
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82 – 2374
jana.knufinke@guetersloh.de

Quelle: Stadt Gütersloh, Pressemeldung, 20.05.2021; Stadt Gütersloh, Stadtgeschichte Gütersloh, Nachrichtenverkehr

Krippe der Sophie Scholl

Außergewöhnlich viele Anfragen hatte das Stadtarchiv Crailsheim in den letzten Wochen zu bearbeiten – Anlass war der 100. Jahrestag des Geburtstags von Sophie Scholl, die am 9. Mai 1921 geboren wurde. Im Stadtarchiv Crailsheim wird eine Sammlung zur Geschichte der Familie Scholl mit Schriften und persönlichen Gegenständen verwahrt. Deswegen meldeten sich zahlreiche Institute und Verlage, sogar ein Fernsehbeitrag des Bayrischen Rundfunks ist entstanden. Darin sind als herausragende Stücke der Sammlung die Brieftasche von Robert Scholl mit den Bildern seiner Frau und seinen Kindern Hans und Sophie sowie eine von Sophie gefertigte Krippe zu sehen.


Abb.: Wandkrippe von Sophie Scholl (Stadtarchiv Crailsheim, aus der Scholl-Grimminger-Sammlung So 2/39)

Diese von Sophie eigenhändig gefertigte Laubsägearbeit wird daher als Archivale des Monats Mai näher vorgestellt. Das rund 50 cm hohe Kunstwerk wurde von Elisabeth Hartnagel, der Schwester von Sophie Scholl, an das Stadtarchiv Crailsheim zur Aufbewahrung übergeben. Nach ihren Schilderungen wurde es im Jahr 1940 geschaffen und von Sophie den Eltern zu Weihnachten geschenkt.

Das dreidimensionale Wandbild zeigt eine idyllische Szene: Vor einem Nadelbaum mit weit ausgreifenden Ästen sitzt, ein wenig aus der Mitte gerückt, eine junge Frau auf einem Schemel. Sie trägt ein schlichtes dunkelrotes, knielanges Kleid. Ihre nackten Arme umfangen den Säugling auf ihrem Schoß. Mit ruhigem Ausdruck blickt sie auf das Kind, ihr helles Gesicht wird von ihren langen schwarzen Haaren betont. Der Frau gegenüber stehen am linken Rand zwei halbwüchsige Kinder. Der außen stehende Junge in kurzen braunen Hosen und hellem Hemd spielt auf einer Flöte. Das Mädchen hält eine Gabe. Es trägt ein dunkles knielanges Kleidchen mit roten Bortenverzierungen. Vor den Kindern steht ein Reh, dessen Kopf verloren ist. Hinter der Frau kauern zwei weitere Tiere, ein Hase und ein Eichhörnchen, dessen Schwanz ebenfalls abgebrochen ist. Die Figuren sind in szenischer Anordnung auf einen nach unten spitz zulaufenden Sockel gestellt. An diesem sind noch zwei Halter montiert, die das Aufstellen von Kerzen ermöglichen, als stimmungsvolle Rahmung der Szene.

Das liebevoll bemalte Werk wurde schon mehrfach in Krippenausstellungen gezeigt. Krippendarstellungen haben eine lange Tradition: Seit etwa 1600 wurde das Geschehen um die Geburt Christi von katholischen Gläubigen mit Skulpturen nachgestellt – und seitdem wuchs die Freude, dies mit zahlreiche Figuren in spannungsvollen Szenerien zu illustrieren, weit über die biblische Grundlage hinaus. Die öffentlich zugänglichen figurenreichen Krippen wurden jedoch um 1800 verboten, weil man darin in den „unanständigen Schauspielen“ mit den „buntscheckigen Figuren“ eine bloße „sinnliche Zerstreuung“ und Herabwürdigung der heiligen Geschichte sah. Das Bedürfnis zum Schauen und (Be-)Wundern gab es dennoch: So entstanden im privaten Raum die ersten Hauskrippen. Lange Zeit waren sie das häusliche Symbol der Weihnachtszeit, bevor dem Christbaum diese Rolle zukam.

Bei der Ausgestaltung des Weihnachtsfestes verloren allmählich die gepflegten konfessionellen Unterschiede ihre Schärfe: Um 1900 hatte sich das Aufstellen von Krippen auch in protestantischen Haushalten etabliert. Es gab Aufstellkrippen aus Papier zu kaufen, bei denen die Figuren tiefenräumlich gestaffelt waren – ähnlich wie bei der Krippe von Sophie Scholl. Doch gerade der Vergleich mit solchen Krippendarstellungen zeigt, dass diese keine Weihnachtsdarstellung im herkömmlichen Sinn ist, so wie man es erwarten würde: mit dem Jesuskind in der Krippe im Stall, mit Maria und Josef, Engel, Hirten, Ochs und Esel. Vielmehr ist eine junge Frau mit Kind in der Abgeschiedenheit des Waldes gezeigt. Die zahmen Tiere, die ihr zugewandt sind, und der dunkle, schützende und abschirmende Baum schaffen ein märchenhaftes Ambiente. Kein heiliger Schein umgibt die Frau, nur die Kinder mit Musik und Gaben verstärken den innigen Moment. So könnte man mehr an eine Verbildlichung eines Märchens denken, mit den typischen, immer wiederkehrenden Erzählmotiven. Sehr ähnliche Züge weist beispielsweise die Legende der in einen Wald verstoßenen Genoveva von Brabant auf. Deren bildliche Darstellungen zeigen eine vergleichbare Szenerie.

Die Krippe von Sophie Scholl hat somit kein übliches weihnachtliches Bildprogramm, sondern fängt eine zarte Stimmung ein: die Wertschätzung des Wunders des kindlichen Lebens, die Erfüllung in der Abgeschiedenheit und Einfachheit der Natur. Das sind Empfindungen, die der Erzähl- und Märchenwelt des 19. Jahrhunderts entstammen, die in Form von Geschichtenbüchern, häufig mit Illustrationen von Ludwig Richter, auch noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast in jedem Haushalt Einzug gehalten hat. So erinnerte sich Sophies Schwester Inge, dass das Ludwig-Richter-Buch mit seinen liebevollen Zeichnungen von Kindern eine wichtige Rolle in Sophies frühem Leben spielte. Inge dachte auch, dass die talentierte Sophie Kunst studieren würde. Doch Sophie hielt dies für nicht möglich, wählte ein Studium der Biologie und Philosophie. Sie zeichnete und malte weiterhin gerne, entwickelte ihren Stil weiter, zeigte sich unter anderem beeindruckt von der expressiven Malweise Paula Modersohn-Beckers.

Die innige Verbundenheit mit der Natur, die in der Laubsägearbeit festgehalten ist, bleibt in Sophies Leben eine Grundkonstante – sie hat dies immer wieder in ihren Aufzeichnungen zum Ausdruck gebracht:


Abb.: Sophie Scholl, lachend mit Blumen im Haar (Stadtarchiv Crailsheim, aus der Sammlung Hartnagel)

Am Tag vor ihrer Verhaftung schrieb sie einen Brief an ihre Freundin Lisa Remppis, in der sie ihre Gefühle beim Hören von Schuberts Forellenquintett festhielt: „Man kann ja nicht anders als sich freuen und lachen, so wenig man unbewegten oder traurigen Herzens die Frühlingswolken am Himmel und die vom Wind bewegten knospenden Zweige in der glänzenden jungen Sonne sich wiegen sehen kann.“

Kontakt:
Stadtarchiv Crailsheim
Marktplatz 1 (Gebäude: Arkadenbau)
74564 Crailsheim
Tel.: 07951 / 403-1290
www.stadtarchiv-crailsheim.de

Quelle: Dr. Helga Steiger, Stadtarchiv Crailsheim, Archivale des Monats Mai 2021

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 2/2021

Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich über aktuelle Entwicklungen und historische Themen rund um eigene Arbeit und vermittelt damit einen Einblick in die Vielgestaltigkeit und die inhaltliche Bandbreite der im Stadtarchiv verwahrten Unterlagen.

Die zweite diesjährige Ausgabe der „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ wirft unter anderem einen Blick zurück auf den Besuch der Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921) in Gera vor 130 Jahren. In einem anderen Artikel wird das Sterbebuch des Jahres 1922 statistisch ausgewertet und den Zahlen manche familien- und individualhistorisch interessante Fragestellung entlockt. Der abschließende Beitrag wendet sich der Namensgebung der heutigen „Gagarinstraße“ vor 60 beziehungsweise 30 Jahren zu und ermöglicht einen Blick auf den Besuch des russischen Fliegermajors in Gera im Jahr 1963.


Abb.: Besuch der Kaiserin Auguste Viktoria am 8. Mai 1905 anlässlich der Konfirmation ihres Patenkindes Prinzessin Feodora Reuß jüngerer Linie in Gera(Quelle: Stadtmuseum Gera, A2 –0711)

Ein weiterer Beitrag, der von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadtverwaltung Gera, Dr. Lilia Uslowa, und der Soziologin Judy Slivi verfasst worden ist, nimmt Bezug auf die von Zeitgenossen als „Clara Zetkin von Gera“ bezeichnete Frauenrechtsaktivistin Anna Schneider (1876-1953), die von 1919 bis 1933 sowie nach 1945 in Gera kommunalpolitisch tätig war und auch über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit erlangte.

Die angelernte Weberin Anna stand im Alter von 15 Jahren zum ersten Mal als Streikposten bei der Firma Bauer und Focke. 1897 heiratete sie in Gera den Eisendreher Carl Gustav August Schneider, welcher der politischen Arbeit von Frauen fortschrittlich gegenüber stand. 1908 trat Anna Schneider in die SPD ein. Sie besuchte häufig Versammlungen der SPD-Frauen, was nicht alle sozialdemokratischen Männer gern sahen. Anna Schneider sprach völlig frei und konnte Menschen in ihren Bann ziehen. Sie war eine Zeit lang auch Mitarbeiterin der von Clara Zetkin geleiteten Zeitung „Die Gleichheit“. Das alles schaffte sie, obwohl sie mit ihrem Mann insgesamt elf Kinder hatte.

Während der Novemberrevolution 1918 war sie Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Gera. Von 1919 bis 1933 war Anna Schneider Abgeordnete der SPD im Stadtrat und ist damit die einzige Frau, die über die gesamte Weimarer Republik in Gera kommunalpolitisch tätig gewesen ist. Im August 1944 wurde sie im Alter von fast 70 Jahren verhaftet, war einige Tage im Gestapo-Gefängnis Leipzig und Weimar inhaftiert und wurde anschließend im Konzentrationslager Ravensbrück interniert.

Nach 1945 war Anna Schneider erneut Mitglied der SPD und nahm am Vereinigungsparteitag der KPD und SPD zur SED in Gotha teil. Sie wurde Mitglied des Geraer Frauenausschusses und war im Vorstand des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands (DFD) tätig. Sie leitete die Frauengruppe Gera-West und war Patin für einen großen Kindergarten. Außerdem war Anna Schneider Mitglied des Kreisvorstandes der SED und aktives Gemeinderatsmitglied. Sie wurde von ihren Zeitgenossen das „soziale Gewissen der Stadt“ genannt.
Anna Schneider starb am 29. November 1953 in Gera.

Link: Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 2/2021

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-2140 bis 2143
stadtarchiv@gera.de
www.gera.de/stadtarchiv

Urkunde von Papst Coelestin III. von 1196 im Vorarlberger Landesarchiv

Diener der Diener Gottes.

Mit der sogenannten Intitulatio Celestinus episcopus servus servorum Dei (Bischof Coelestin, Diener der Diener Gottes) führten die päpstlichen Kanzlisten ein offizielles Schreiben des Pontifex Maximus im Mittelalter ein und gaben damit den Aussteller und seine Funktion an. Diese besonderen päpstlichen Mitteilungen in Form von litterae (von lat. Brief) aus Rom geben der Nachwelt bis heute einen Eindruck von den oftmals ganz profanen Entscheidungen eines Papstes im Hochmittelalter.


Abb.: Papst Coelestin III. (rechts) und Kaiser Heinrich VI. aus dem Geschlecht der Staufer (um 1165 bis 1197) in einer Abbildung aus dem Liber ad honorem Augusti des Petrus de Ebulo, ca. 1196 (Bildrechte: Wikimedia Commons)

Am 9. Februar 1196 gibt Papst Coelestin III. (etwa 1106 bis 1198) dem Kloster Bregenz (Mehrerau) das Recht, in der Kirche von Bregenz (ecclesia de Brigantia), welche dem Kloster unmittelbar zugehört (que ad vos inmediate[!] noscitur pertinere), den Gottesdienst durch Brüder aus dem Kloster zu besorgen. Jedoch beschränkt der Papst die Anzahl auf drei Brüder gleichzeitig. Auch ist dieser Dienst in der Bregenzer Kirche nur auf die Dauer einer Nichtbesetzung des Seelsorgers in der Kirche vorgesehen. Ebenso bezieht sich die Zugehörigkeit der Pfarre Bregenz nur auf die eine Hälfte der Grafschaft Bregenz, welche bei der Gründung des Klosters Mehrerau im Jahre 1095 von den Grafen von Bregenz als Grundbesitz diesem beigegeben wurde.


Abb.: Urkunde von Papst Coelestin III., 9. Februar 1196 (Bildrechte: Vorarlberger Landesarchiv)

Die vorliegende Urkunde wird als litterae cum serico klassifiziert, da das päpstliche Siegel, die sogenannte Bleibulle, an rot-gelben Seidenfäden befestigt ist. Litterae cum serico sind graphisch etwas feierlicher ausgestattet als jene mit Hanffäden (litterae cum filo canapis). Die Unterschiede in der Siegelbefestigung und graphischen Ausgestaltung entsprechen dem verschiedenen rechtlichen Gehalt der Urkunden: Mit den litterae cum serico wird eine Gnade gewährt, also etwa ein Rechtstitel verliehen oder bestätigt. Das Vorarlberger Landesarchiv verwahrt in seinen Beständen alle bekannten Formen von päpstlichen Urkunden, wie bspw. Bullen, Seiden- und Hanfschnurbriefe oder auch verschiedene Formen von Breven.

Quelle: Vorarlberger Landesarchiv, Urk. 776 (Kloster Mehrerau).

Literatur:

  • Horst Fuhrmann, Die Päpste. Von Petrus zu Johannes Paul II. München 1998.
  • Thomas Frenz, Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen 2). Stuttgart 2000.
  • Volker Reinhardt, Pontifex. Die Geschichte der Päpste von Petrus bis Franziskus. München 2017.

Kontakt:
Vorarlberger Landesarchiv
Kirchstraße 28
6900 Bregenz

Standortanschrift: Kirchstraße 28, 6900 Bregenz
T +43 5574 511 45005
F +43 5574 511 45095
landesarchiv@vorarlberg.at

Quelle: Markus Schmidgall, Vorarlberger Landesarchiv, Archivale des Monats Mai 2021

Einladung zum Rundgang durch und um Fallingbostel und Walsrode

Willkommen in der Lüneburger Heide.

Am 23. Mai 1931 veröffentlichte Karl Schwenger in der „Walsroder Zeitung“ einen Artikel, in dem er die Schönheiten seines Heimatortes so schilderte, dass Leser Lust bekommen sollten, dorthin einen Sonntagsausflug zu unternehmen oder gar den Urlaub im ‚Paradies der Heide‘ zu verbringen.

Der 1894 geborene Karl Schwenger war am 1. November 1918 noch kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs bei Reims durch einen Knieschuss verwundet worden. Nach seiner Entlassung aus dem Lazarett war der zu 30 Prozent Kriegsbeschädigte arbeitslos, bis er 1920 eine Anstellung beim Katasteramt in Fallingbostel fand. Diese Tätigkeit dürfte dazu beigetragen haben, mit Land und Leuten so gut vertraut zu werden, dass er vor 90 Jahren eine eindrucksvolle Ortsbeschreibung verfassen konnte.

Diesen Zeitungsartikel Karl Schwengers hat das Stadtarchiv Bad Fallingbostel als Archivalie des Monats Mai 2021 ausgesucht. Zur Ergänzung und zum besseren Verständnis wurden dem Zeitungsartikel einige Anmerkungen und Korrekturen in eckigen Klammern hinzugefügt.

‚Willkommen in Fallingbostel‘
„Wenn zum diesjährigen Pfingstfeste tausende Großstadteinwohner ihre Behausungen im engen und dunklen Steinmeer verlassen und im Wanderdreß oder festlich gekleidet hinausziehen, um den Frühling zu schauen, um sich an der Pracht des werdenden Sommers zu erfreuen, dann hat sich davon ein großer Teil dieser nach einigen Stunden Ruhe sehnender Menschen aus Hamburg, Bremen und Hannover das ‚Paradies der Heide‘ – Fallingbostel – als Ausflugsziel ausersehen. Und Fallingbostel ist, dank der Erfahrungen der letzten fünf Jahre, in denen der Pfingstausflugsverkehr nach hier sich immer in ansteigender Kurve bewegte, wohl vorbereitet, seine Gäste zu bewirten und zu beherbergen. Kaum etwas wird übersehen sein, selbst an unvorhergesehene Sachen ist gedacht. Die Fremdenheiminhaber haben mit ihrem Personal, das verschiedentlich durch Aushilfskräfte verstärkt ist, schwere Tage und sicher alle Hände voll zu tun, der Anforderungen und Wünschen der Festgäste gerecht zu werden.“


Abb.: Bahnhof Fallingbostel/Lüneburger Heide mit Kaffeegarten (Stadtarchiv Bad Fallingbostel)

„Schon am Bahnhofe zwingen die mit Blütenkerzen geschmückten Kastanien zur Umschau, süßer Fliederduft dringt den aussteigenden Fahrgästen entgegen und aus den Anlagen schimmert es violett und weiß aus den Büschen spanischen Flieders. Vorbei führt der Weg an blühenden Gärten in den Ort hinein. In der Heinrichsstraße schon hemmt unseren Schritt der Garten der Pension Wildung. Eine Pracht der Kinder Floras. Es gleißt und leuchtet in den Büschen, man sieht die verschwenderische Blütenpracht des Rhododendron von blau bis rot.
Grüner Rasen wird durchzogen von sich schlängelnden Parkwegen, die nach lauschigen Plätzen führen, von wo man gar nicht wieder fort mag. Fünfzig Meter weiter im Vorgarten des Hauses von Direktor Siedtmann blüht ein Magnolienbaum. Seine Blüten sind geöffnet und am Boden liegen verstreut schon herabgefallene weiße Blütenblätter, die in Lilatönung überlaufen. Von der Moorstraße aus sieht man die Pension des Vollhöfners Karl von der Wroge idyllisch inmitten grüner Wiesen liegen; mächtig ragen die Eichen empor, die die Wirtschaftsgebäude umgeben, der Hund bellt und kündigt Besuch an. Die Sonne spiegelt sich in den Scheiben des Gewächshauses von Schriewer-Wünning, in dem frühe Gemüse gebaut und gezüchtet werden, um zuckerkranken Kurgästen die Diätnahrung zu liefern.“


Abb.: Luftbild des Ortskerns (1936) (Stadtarchiv Bad Fallingbostel)

„Wir kommen in die Ortsmitte, und da fällt wieder Blütenpracht ins Auge. Nicht aus Gärten, die hier wegen der Enge der Straßen unangebracht sind, aber aus Blumenkästen, die unter den Fenstern und auf Balkonen und Veranden stehen. Die Straßenbäume sind bis zur Elferdinger Straße Linden und von da ab bis auf die Straße nach Walsrode Birken, die typischen Chausseebäume der Heide. Wir gehen wieder zurück an dem Ziergarten des Gastwirts Köning, dem Park von Pension Scharfe und dem terrassenförmigen Hausgarten des Vollhöfners Wildung vorbei und biegen bei der Kirche in die Straße nach Soltau. Malerisch liegt hinter der Mühle die Pension Niedersachsen. Auch hier, wie überall alles in schönster Blütenpracht. Die gestutzten Straßenbäume sehen aus, als hätte ein Friseur ihnen einen Bubikopf geschnitten, wir verlassen die Straße und gehen hinter dem Hause des Kaufmanns Hector einen schmalen Heckenweg entlang, der uns einen Blick durch das Böhmetal gewährt.
Jenseits der Böhme grüßt uns der Pavillon im Park der Landratswohnung und die efeuberankten Häuser der Kreisbeamten sind auf einer Architektenzeichnung nicht schöner darzustellen, als sie hier in Wirklichkeit wirken. Die Bootsstation des Herrn Mohnecke ist bereits seit langer Zeit im Betrieb und auf der Böhme gleiten die Paddelboote dahin, besetzt von fröhlichen Menschen, deren Augen die Schönheit der Natur trinken und doch nicht satt werden können. An der wunderschönen ‚Villa am Walde‘ mit Springbrunnen im Garten und dem auf Säulen gebauten Pavillon vorbei kommen wir in die Lieth, den herrlichen Laubwald.“


Abb.: Parkende Autos vor dem Hotel zum Böhmetal (Stadtarchiv Bad Fallingbostel)

„Durch die Zweige scheint das Hotel zum Böhmetal von der Straße her hindurch und auf dem Sommerweg direkt am Walde parken Dutzende von Automobilisten vom großen Achtzylinder bis zum kleinen Goliath und Hanomag, umstanden von Kindern, die mit den technischen Fachausdrücken nur so jonglieren. ‚Der Wagen hat eine hydraulische Vierradbremse‘, hört man sagen, ‚und der eine Einknopfzentralschmierung‘. Wir gehen durch die Lieth den Abhang hinab und kommen an die Badeanstalt der Gemeinde, das ‚Liethbad‘. Wir sind entzückt über die idyllische Lage und nehmen uns vor, nach Beendigung unseres Rundganges durch und um Fallingbostel dort ein erfrischendes Bad zu nehmen und freuen uns schon darauf. Aber jetzt geht es erst weiter durch die Lieth, die unzählige Frühlingssänger beherbergt. Diese huschen von Zweig zu Zweig, singen in den hellen Frühlingstag und die Sonne malt goldige Reflexe in das helle Grün des Laubes. Bald stehen wir auf der Terrasse des Liethklubhauses und die Natur bietet dem Auge eine neue Überraschung.“


Abb.: Liethklub-Haus und Waldkaffee W. Schöning (Stadtarchiv Bad Fallingbostel)

„Es ist, als hätte der Frühling alle Schönheit an diese eine Stätte gebannt. Eine Märchenlandschaft, in die die Sonne Zauber und Entrücktheit malt. Süß und betäubend liegt Blütenduft in der Luft und zwingt uns zum Verweilen. Nach der Einnahme einer kleinen Erfrischung geht es den Waldweg weiter in die Lieth. Plätschernd fließt eine kleine Quelle aus der Bergwand, ‚Gesundbrunnen‘ genannt, und hier ist auch der Lieblingsplatz von Dr. Flebbe, dem verstorbenen verdienstvollen 1. Vorsitzenden des Verkehrsvereins, gewesen. In einigen Wochen wird ihm zum Andenken hier ein Gedenkstein enthüllt, der den Namen ‚Dr.-Flebbe-Stein‘ erhalten soll. In leicht ansteigender Kurve geht es auf die Höhe des Berghanges und wir kommen nach dem Freudenthal-Denkmal.
Dem Andenken an den in Fallingbostel geborenen Heidedichter und späteren Bürgermeister von Bremen [Bürgermeister war August Freudenthal allerdings nicht in Bremen, sondern „nur“ Zeitungsredakteur und Zeitschriftenherausgeber!] hat die dankbare Gemeinde Fallingbostel dieses aus Feldsteinen und einem großen Findling erbaute Denkmal gewidmet. Einige hundert Meter weiter sind wir auf der Prinz-Albrecht-Höhe. Hier sind die schönsten Aus- und Durchblicke ins grüne, lachende Böhmetal und darum soll auch von hier aus der Rückmarsch in den Ort erfolgen. Aber nicht auf dem gleichen Wege – das hat man ja nicht nötig, namentlich wenn ein anderer Weg neue Überraschungen und Schönheiten bringt.
Wir steigen also hier bei der Prinz-Albrecht-Höhe ins Tal hinab und gehen am Waldessaum entlang neben der häufig gewundenen Böhme her. Hier treffen wir abwechselnd Nadel- und Laubwaldbestände an und sehen in den Zweigen Eichhörnchen hin- und herhuschen. Gehen wir dann noch über den Böhmesteg an Untergrünhagen, einem idyllisch gelegenen Gutshof, der von Herrn Becker bewirtschaftet wird, vorbei, so kommen wir an den Bahnkörper. Von weitem fällt uns ein mächtiges Laubdach auf. Es ist die Krone der an die tausend Jahre alten Linde, die unmittelbar am Bahnkörper steht und einen Umfang des Stammes von etwa fünf Meter hat.“


Abb.: Jahrhundertealter Baumriese an der Bahnstrecke nach Soltau (Stadtarchiv Bad Fallingbostel)

„Wir kommen nun wieder an die Celler Straße [heutige Vogteistraße] bei der Gastwirtschaft ‚Zur Börse‘, gehen über die Bahnschienen, kommen an der Molkerei vorbei und an der schönen Landratswohnung und sind bald wieder in der Ortsmitte.
Der zweite Tag ist für einen Ausflug über das Lönsdenkmal bei Tietlingen [das Lönsgrab kam erst 1935 hinzu] nach Walsrode vorgesehen. In die Nähe des Denkmals gekommen, nimmt uns vorerst einmal der Wacholderpark auf. Kleine und bis zu 7 Meter hohe Wacholdersträucher zwingen uns Bewunderung ab. Die große Fläche Naturheide mit den Wacholdergruppen: Kann es einen schöneren Denkmalsplatz für den Dichter der Heide geben? Ehrfurchtsvoll liest der Wanderer und Ausflügler die eingehauenen Worte am Denkmal:
‚Laß Deine Augen offen sein, geschlossen Deinen Mund
und wandle still, dann werden Dir geheime Dinge kund!‘“


Abb.: Löns-Denkmal im Tietlinger Wacholderhain (Stadtarchiv Bad Fallingbostel)

„Wer sich bis eben noch keine Gedanken gemacht hatte, nachdem er diese Lönsworte gelesen, übermannt es ihn und im selben Moment lernt er das Herbe und das Öde in der Heidelandschaft mit anderen Augen sehen und er wandelt still, weil sich in ihm geheime Dinge kundtun.
Vom Lönsdenkmal geht der Weg dann mitten durch die Heide an der Böhme entlang in Richtung Honerdingen-Walsrode. Der Blick ins Böhmetal bietet hier wieder ganz andere Reize. In etwa 45 Minuten taucht eine architektonisch schöne strohbedeckte moderne Heidevilla auf, das Besitztum des überall bekannten und beliebten leider inzwischen verstorbenen Ingenieurs Schmidt-Heidewinkel. Rechts der Böhme sieht man auf einer Anhöhe am Rande des herrlichen städtischen Nordsunders das Erholungsheim des GDA [Gewerkschaftsbund der Angestellten] liegen. Noch etwa 10 Minuten und man betritt auf abgekürzten Nebenwegen die Heidestadt Walsrode an der Brücke am Kolk, gegenüber dem Hotel Wurtmann, ‚am Hafen gelegen‘, benannt nach der Anlege- und Umbootstelle der zahlreichen Kanuwanderer.
Walsrode, bekannt durch sein 1100 Jahre altes Kloster [die erste urkundliche Nennung erfolgte erst in einer Schenkungsurkunde von König Otto III. aus dem Jahr 986] durch seine guten Gasthäuser und durch die idyllisch gelegene Eckernworth bietet zahlreichen Fremden Erquickung und Abwechslung beim Besuch unserer immer bekannter werdenden Lüneburger Heide.
Rückwege nach Fallingbostel gibt es die Menge. Sitzt du dann wieder in der Bahn und Du bist auf dem Wege nach Hause, dann läßt Dich das Bild von der Heide und die vielen Eindrücke des ‚Paradieses der Heide‘ nicht wieder los – und wenn Deine Ferien sind, dann, ja dann bist du wieder hier – wetten?“

(Karl Schwenger, Fallingbostel)

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Fallingbostel
Dr. Wolfgang Brandes
Vogteistraße 1
29683 Bad Fallingbostel
Tel.: 05162 / 40118
stadtarchiv@badfallingbostel.de

Quelle: Stadtarchiv Bad Fallingbostel, Archivalie des Monats Mai 2021

300 Jahre Tiergarten Neustrelitz

Vom herzoglichen Jagdrevier zur öffentlichen Erholungslandschaft.

Gegenwärtige Größe und Bedeutung sind, das ist nun wahrlich keine bahnbrechende Erkenntnis, nicht gleichbedeutend mit dem Alter und der Länge der Traditionslinie. Ganz in diesem Sinne sind die Zoos in Rostock und Schwerin zwar die in Mecklenburg-Vorpommern mit den größten Tierbeständen, nicht jedoch die ältesten hierzulande noch bestehenden Gründungen ihrer Art. Dieses Prädikat dürfte dem Tiergarten Neustrelitz zufallen, der bereits 1721 ins Leben gerufen wurde. Unter diesem Aspekt muss sich die bekannteste aller Online-Enzyklopädien, die den 1752 als private Menagerie begründeten Tiergarten Wien-Schönbrunn als „älteste[n] noch bestehende[n] Zoo der Welt“ deklariert, mindestens hinterfragen und eventuell korrigieren. Als dessen Pendant in Deutschland gilt übrigens der 1844 in Berlin-Mitte für das allgemeine Publikum eröffnete Zoologische Garten.

Womöglich handelt es sich jedoch lediglich um eine Frage der Definition beispielsweise hinsichtlich der konstanten Dauerhaftigkeit des Bestehens, einer mit einer Forschungsintention verbundenen wissenschaftlichen Leitung, oder eines öffentlichen Zugangs für Bildungs- und Erholungszwecke. Verlässliche Antworten darauf lassen sich für den Tiergarten Neustrelitz kaum finden, der Mantel der Geschichte verhüllt hier mehr als Einblicke zu gewähren. Ein solcher Einblick ist allerdings, dass bereits 1710/11 ein herzogliches Jagdhaus in Glienecke am Zierker See entstand, das ab 1726 zum neuen Residenzschloss ausgebaut wurde. Bereits ein halbes Jahrzehnt zuvor, 1721, wurde südöstlich des Jagdhauses ein sogenannter Tiergarten errichtet. Es handelte sich dabei um einen mit Staketen als Wildgatter eingezäunten waldartigen Park, der als Jagdrevier mit Damwild konzipiert war. 1766 erwähnte der englische Reisende Thomas Nugent den vor dem Neustrelitzer Schloss bestehenden Tiergarten, ohne näher auf dessen Charakter oder Bestimmung einzugehen.


Abb.: Wild und Pfleger im Tiergarten Neustrelitz, nach 1930 (Landeshauptarchiv Schwerin, 13.2-1/1, Neustrelitz 45)

Der Tierbesatz scheint, auch wenn neben dem „rudelweise zahme[n] Damwild“ gelegentlich von Gehegen mit Schwarzwild die Rede ist, in nahezu zwei Jahrhunderten ganz unverändert geblieben zu sein. Hieß es doch in einem von Annalise Wagner 1938 herausgegebenen touristischen „Wanderführer“, an dem Staatsarchivrat Carl August Endler ebenso mitarbeitete wie die beiden Konservatoren Konrad Hustaedt und Walter Karbe, vom Neustrelitzer Schlossplatz „geht es durch das Hirschtor in den schönen Tiergarten, in dem noch Damwild gehalten wird.“ Der für die Kreierung einer Erholungslandschaft und den Naturschutzaspekt nicht ganz unwichtige Baumbestand im Tiergarten Neustrelitz, insbesondere eine bereits Ende des 19. Jahrhunderts auf ein Alter von 200 Jahren geschätzte Esche, wird immerhin schon reflektiert. Der „prachtvolle alte Baumbestand“ mit seinen idealen Nistmöglichkeiten für viele Vogelarten galt im Übrigen noch in den 1980er Jahren als „fesselnd[e]“ Besucherattraktion.

Ganz anders als mit der Vermittlung des Wandels von Fauna und Flora, der eigentlich konstitutiven Elemente für Tiergärten bzw. –parks, verhält es sich mit historischen Einlassungen über bauliche Veränderungen. Finden Eiskeller, Wildhüterhaus und eine kleine tempelartige Laube aus dem ersten Jahrhundert kaum Erwähnung, so erfreuen sich Pulverturm und Wildhof bzw. Wildmeisterhaus 1811 bzw. 1818 unter der Ägide des (groß-)herzoglichen Hofbaumeisters Christian Philipp Wolf erbaut – schon größerer Aufmerksamkeit.


Abb.: Wildhof des Tiergartens Neustrelitz, um 1912 (Landeshauptarchiv Schwerin, 13.2-1/1, Neustrelitz 10)

Am Hirsch-Portal, benannt nach zwei von Bronzehirschen gekrönten Granitpfeilern, kommt schließlich niemand mehr vorbei – zu verlockend sind die von Friedrich Wilhelm Buttel stammende Konzeption und die Ausführung der namengebenden Plastiken durch Christian Daniel Rauch nebst der sich darum rankenden Anekdote: Weil ihm die anatomische Umsetzung der beauftragten Hirschfiguren mangels Anschauung Probleme bereitete, sandte der Großherzog den zur Konservierung in branntweingetränktes Tuch verpackten Kopf eines soeben erlegten Zehnenders per Extrapost in die Berliner Werkstatt – der Künstler war’s zufrieden und das Bret noch so frisch, dass davon zwei Festbraten für seine Mitarbeiter abgefallen sein sollen.


Abb.: Hirsch-Portal des Tiergartens Neustrelitz, um 1901 (Landeshauptarchiv Schwerin, 13.2-1/1, Neustrelitz 9)

Der im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges gleichsam nicht mehr existente Tiergarten Neustrelitz konsolidierte sich ab Mitte der 1950er Jahre nicht zuletzt dank sozialistischer Betriebspatenschaften und freiwilliger Aufbaustunden. Infolge dessen konnte er sich, wie es für die 1980er Jahre heißt, „als moderne, gut geleitete und betreute Einrichtung präsentieren.“ Der Bestand wuchs von 58 Tierarten mit 360 Tierindividuen (1983) auf 70 Arten mit 420 Individuen (1985) und 85 Arten mit 850 Individuen (1987). Dabei handelte es sich nach wie vor um heimisches Getier, also Dam-, Rot-, Schwarz-, Muffel- und kleines Raubwild sowie zahlreiche Vogelarten, eine Erweiterung um Elche, Rentiere, Wisente, Luchse und Wölfe stand zumindest auf dem Plan bzw. auf der Wunschliste.

Heute ist der Tiergarten Neustrelitz als ältester Tierpark in Mecklenburg-Vorpommern im Übrigen der mit der wohl zweitgrößten Ausdehnung. Mit 48 ha ist er etwas kleiner als der Zoo Rostock mit 56 ha, jedoch – vom Wisentreservat Damerower Werder auf 320 ha einmal abgesehen – größer als der Zoo Schwerin auf 25 ha.

Kontakt:
Landeshauptarchiv Schwerin
Graf-Schack-Allee 2
19053 Schwerin
Dr. Matthias Manke
Tel.: 0385 / 58879455
m.manke@lakd-mv.de

Quelle: Dr. Matthias Manke, Landeshauptarchiv Schwerin, Archivalie des Monats Mai 2021

Spiel ohne Grenzen in Lingen 1971

Das „Spiel ohne Grenzen“ war in den 1960er und 1970er Jahren eine der erfolgreichsten Unterhaltungssendungen im westdeutschen Fernsehen. Einer der Austragungsorte war auch die Stadt Lingen. – Das Stadtarchiv Lingen erinnert in seiner Archivale des Monats Mai 2021 an dieses Ereignis.


Abb.: Spiel ohne Grenzen mit Camillo Felgen, Screenshot fernsehserien.de (Bild: rbb/WDR/Hornung)

Unter der Moderation von Camillo Felgen (1920-2005) traten zwei Städte in verschiedenen Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an. Der Sieger hatte sich auf internationaler Ebene zu bewähren. Neben der Bundesrepublik nahmen auch Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande und die Schweiz am „Spiel ohne Grenzen“ teil. Auch Lingen bewarb sich um die Teilnahme und erhielt tatsächlich eine positive Antwort. Der WDR kam in die Stadt, um nach einem geeigneten Austragungsort zu suchen. Man entschied sich für das Emslandstadion, und im Februar 1971 wurde mit der Stadt ein entsprechender Vertrag geschlossen. Derweil wurden die Lingener Sportvereine aufgerufen, mögliche Kandidaten vorzuschlagen, um eine 24-köpfige Lingener Mannschaft zusammenzustellen.

Im Mai vor genau fünfzig Jahren wurde es dann ernst. Schon am Dienstag, den 18. Mai, traf das gegnerische Team aus dem bei Hamm gelegenen Bockum-Hövel in Lingen ein und wurde offiziell auf dem Marktplatz empfangen. Der Spielverlauf war da noch unbekannt, denn keine Mannschaft sollte sich allzu genau auf die Aufgaben vorbereiten können. Erst am Donnerstag wurde das Geheimnis um die insgesamt zehn Spiele gelüftet. Das Thema lautete „Gladiatoren“. Nun blieben den beiden Mannschaften noch zwei Tage, um sich intensiv vorzubereiten.

Am Samstag, den 22. Mai 1971, kam der Tag der Entscheidung. Vormittags fand noch einmal eine Generalprobe statt, besucht ausschließlich von Schulkindern, die für eine Mark eine Karte lösen konnten. Alle anderen – immerhin hunderte von Schaulustigen – mussten die Proben durch den Maschendrahtzaun hindurch verfolgen. Um 13 Uhr dann öffnete sich das Emslandstadion dem herandrängenden Besucherstrom. Rund 6500 Zuschauer versammelten sich auf der Tribüne, davon allein 1500 aus Bockum-Hövel. Zu Hause verfolgten Millionen Zuschauer die Sendung. Es erklangen Fangesänge: „Be-Ha-Tscha-tscha-tscha“ und „Lin-gen Ems“. Spruchbänder wurden hochgehalten. „Fürchtet Euch nicht – wir sind bei euch!“, hieß eines. Ein anderes spielte auf die Gebietsreform und die gerade aktuellen Streitigkeiten um die Bildung einer unabhängigen Gemeinde nördlich von Lingen an: „Nordgemeinde grüßt Lingen – trotz allem!“ Um 15 Uhr ging es los.

Die erste Aufgabe hieß „Römisches Wagenrennen“. Auf einem von zwei Pferden gezogenen Kampfwagen musste der Wagenlenker versuchen, mit einer Lanze die neben der Strecke befestigten Luftballons zum Platzen zu bringen. Dann ging es ans „Steinwerfen“. Dabei musste ein schwerer Stein soweit wie möglich geworfen werden. Wo er zuerst aufkam, wurde erneut geworfen. Wer nach acht Durchgängen die längste Strecke zurückgelegt hatte, hatte gewonnen. Bei „Die Säulen“ galt es, eine aus zehn Einzelteilen aufeinandergeschichtete Säule über einen Parcours zu tragen. Dabei mussten die Kandidaten unter Säulentoren hindurch und über liegende Rohre hinwegbalancieren.


Abb.: „Die Säulen auf dem Hindernisparcours“ (Stadtarchiv Lingen)

Im „Schmierseifenspiel“ drückten je vier Kandidaten einer Mannschaft gegen eine waagerecht aufgebockte Säule, um die andere Mannschaft zurückzudrängen. Lingen konnte kein einziges dieser Spiele für sich entscheiden, und Bockum-Hövel lag damit acht Punkte in Führung. Deshalb zog die Lingener Mannschaft nun ihren Joker: das nächste Spiel zählte doppelt. Es hieß „Der Löwe“. In einem Löwenkostüm für zwei Personen wurde gegen vier Gladiatoren der Gegenmannschaft angerannt, um sie umzuwerfen. Lingen gewann tatsächlich, und damit stand es 4:8.


Abb.: Der Löwe“ beim Gladiatorenschubsen“ (Stadtarchiv Lingen)

Nun zog Bockum-Hövel seinen Joker. Beim „Fahnenspiel“ wurde ein Kandidat von zwei Teamkollegen in ein Wasserbassin geworfen, und zwar in so hohem Bogen, dass sich im Flug eine über dem Becken baumelnde Fahne abreißen ließ. Und so baute Bockum-Hövel seinen Vorsprung weiter aus. „Im Netz“ hieß die nächste Runde. Gemeinsam in einem Netz gefangen mussten sechs Männer einen Hindernisparcours überwinden. Als „Fliegende Gladiatoren“ mussten sich die Kandidaten mit einem Stein zwischen den Füßen eine Seilbahn hinunterschwingen. Im Flug sollten am Boden aufgestellte Löwenbilder mit dem Stein getroffen werden. Bei „Zwei Schilde“ wurden zwei zu einer Rolle verbundene Schilde von zwei Kandidaten gerollt. Ein dritter Kandidat saß obenauf und versuchte, das Gleichgewicht zu halten.


Abb.: Gleichgewicht halten bei dem Spiel „Zwei Schilde“ (Stadtarchiv Lingen)

Die zehnte und letzte Runde war ein „Zweikampf über dem Wasser“. Mit einer Keule bewaffnet hieß es, den Gegner von einem Baumstamm ins Wasser zu stoßen. Wer fiel, wurde sofort durch einen Kollegen ersetzt. Wer übrigblieb, hatte gewonnen.


Abb.: Der „Zweikampf über dem Wasser“ (Stadtarchiv Lingen)

Bei einem abschließenden Sonderspiel musste aus einem Schlüsselbund der richtige Schlüssel gefunden werden, um einen Löwenkäfig zu öffnen. Den Rückstand konnte Lingen allerdings nicht mehr aufholen. Es verlor schließlich mit 10:16. Bockum-Hövel hingegen gewann souverän und qualifizierte sich damit für das Spiel gegen eine französische Mannschaft in Vichy.

Schon im Vorfeld hatte Camillo Felgen beide Parteien dazu aufgerufen, nicht zu vergessen, dass alles nur ein Spiel sei. „Ein Wort des Dankes sollte jeder für jeden finden, wenn dieses Spiel zu Ende ist.“ Und er reimte: „Das müsste uns in Lingen doch wirklich auch gelingen! Ich kann’s nicht besser!“ Bei einem abschließenden Empfang im Hotel Nave taten die Bürgermeister beider Städte genau das. Helmut Pytlik lud den Lingener Rat nach Bockum-Hövel ein, und Hans Klukkert versprach, für die Spiele in Vichy die Daumen zu drücken.

Quellen und Literatur:

  • StadtA LIN, AV-Medien, Nr. 2a.
  • StadtA LIN, Fotoserien, Nr. 85, Nr. 342.
  • StadtA LIN, Lingener Tagespost vom 18.-24. Mai 1971.
  • StadtA LIN, OStDir, Nr. 222-227.
  • WDR (Hg.): Spiel ohne Grenzen ‘71. Ein Fernseh-Städteturnier, veranstaltet vom Westdeutschen Rundfunk am Sonnabend, dem 22. Mai 1971, um 15.00 Uhr im Emsland-Stadion, Lingen (Ems), Dinslaken 1971.

Kontakt:
Stadtarchiv Lingen (Ems)
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 91671-11
stadtarchiv@lingen.de

Quelle: Stadtarchiv Lingen, Archivalie des Monats Mai 2021

Impressionen aus Nachkriegs-Sommerlagern der Falken

Stadtarchiv Nürnberg präsentiert Fotos aus Nachlass.

Im Nachlass von Eva Rößner (1926-2020) und ihrer Familie (E 10/212), der dem Stadtarchiv Nürnberg Mitte des Jahres 2020 durch deren Töchter überlassen wurde, findet sich eine große Kollektion von Fotos, die Szenen aus den Sommerlagern des Kinder- und Jugendverbands der Falken – einer überparteilichen linken Jugendorganisation – zum Thema haben.

Die Fotos finden sich deshalb im Nachlass, weil die Arbeit in den linksorientierten Parteien von der Weimarer Zeit an bis in die 1990er Jahre eine grundlegende Tätigkeit des Lebens mehrerer Familienmitglieder darstellte, und Eva Rößner selber die Sommerlager der Falken in der Nachkriegszeit als Betreuerin begleitet hat. Die Fotos – 171 an der Zahl – sind im Allgemeinen nicht beschriftet oder datiert.


Abb.: Pflege der Lederschuhe durch ein einziges Mädchen, das mit allen Schuhen ganz allein auf der Lichtung zu sehen ist (Stadtarchiv Nürnberg E 10/212 Nr. 15/135)

Eine Ausnahme bildet ein Foto, auf dessen Rückseite zu lesen ist: „Veilbronn, September 1948“. Einen weiteren Hinweis bietet ein zweites Foto, das ein Banner mit der Aufschrift „Ferienlager der Falken Klingenhof 1948“ zeigt. Weitere Informationen gibt das Konvolut nicht preis, es bleibt also bei der Annahme, dass hier mehrere Sommerlager dokumentiert werden, die in der Nachkriegszeit um 1948 in Nürnbergs näherer oder weiterer Umgebung stattgefunden haben.


Abb.: Das Foto dokumentiert die Körperpflege im Freien an einem Waschbecken mit mehrfachen Wasserausgängen, wozu möglicherweise eine ehemalige Tränke umfunktioniert worden ist (Stadtarchiv Nürnberg E 10/212 Nr. 15/170)

Andere Bilder, die einzelne Teilnehmer und deren Blick auf die Landschaft einfangen, bestätigen Franken als Ort des Geschehens. Momente aus Spielsituationen, von Wanderungen und von Mahlzeiten auf einer Lichtung, im Hintergrund ein großes Zelt, samt obligatorischer Geschirrpflege sind gleichfalls festgehalten.


Abb.: Traditionelles Musizieren im Sommerlager mit der ästhetisch überzeugenden Wellenbewegung der Akkordeons, die bildlich für den schwingenden, aber nun verlorenen Ton stehen kann (Stadtarchiv Nürnberg E 10/212 Nr. 15/154)

Die Fotos belegen anschaulich Aktivitäten des Freizeitlebens unter einfachsten Bedingungen – in dieser Art sicher nur bei dem offenbar gewährleisteten schönen Sommerwetter ins Werk zu setzten.

Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Tel.: 09 11 / 2 31 – 27 70 oder – 27 71
Fax: 09 11 / 2 31 – 40 91
www.stadtarchiv.nuernberg.de

Quelle: Alexandra Edzard, Stadtarchiv Nürnberg, Neueste Beiträge, 03.05.2021