Quellen zur Kolonialgeschichte und zur Besetzung des Rheinlandes

DFG fördert Bundesarchiv im Rahmen des Programms „Digitalisierung archivalischer Quellen“

Das Bundesarchiv verwahrt eine Vielzahl authentischer Quellen zur deutschen Kolonialzeit (1884-1918), die einen differenzierten Blick auf das damalige Geschehen erlauben. Viele davon sind online verfügbar.

Zum Schutz der Originale und zur Verbesserung der Zugänglichkeit investiert das Bundesarchiv kontinuierlich in die Digitalisierung seines Archivguts. Jetzt wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) dem Bundesarchiv zusätzliche Mittel zur Digitalisierung schriftlicher Unterlagen aus der Zeit von 1884 bis 1936 bereitstellen.

Abb.: Deckblatt einer Akte aus dem Bestand Reichsministerium für die besetzten Gebiete: „Berichte über Separatisten-Bewegung“ (BArch, R 1601/577)

In einzelnen sollen mit Unterstützung der DFG Quellen aus folgenden Beständen digitalisiert und danach über die Rechercheanwendung invenio und das Archivportal-D online verfügbar gemacht werden:

R 1601 Reichsministerium für die besetzten Gebiete
R 1002 Behörden des Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika
R 1003 Behörden des Schutzgebietes Deutsch-Ostafrika
R 150 Deutsche Kolonialverwaltung in Togo
R 8133 Neu-Guinea-Compagnie, Berlin
RW 61 Ostasiatisches Expeditionskorps und Ostasiatische Besatzungsbrigade
RW 51 Kaiserliche Schutztruppen.

Ziel ist es, bis zum Sommer 2021 ca. 3 Millionen Seiten digital zugänglich zu machen. Die bereits jetzt online zugängliche Überlieferung zur deutschen Kolonialgeschichte wird damit um wichtige Bestandteile ergänzt.

Zudem wird der historischen Forschung der Zugang zu einem weiteren zentralen Bestand zur Frühgeschichte der Weimarer Republik (Reichsministerium für die besetzten Gebiete) wesentlich erleichtert. Auf Quellen zur Weimarer Republik liegt aktuell ein inhaltlicher Schwerpunkt der Digitalisierungsmaßnahmen des Bundesarchivs.

Kontakt:
Bundesarchiv
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Tel.: +49 261 505-0
Fax: +49 261 505-226
poststelle[at]bundesarchiv.de
www.bundesarchiv.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemeldung, 28.1.2019

Startschuss für gemeinsamen Archivbau in Soest

Interkommunale Zusammenarbeit zwischen Kreis und Stadt Soest wird konkret

Der Soester Kreisdirektor Dirk Lönnecke und der Soester Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer haben am 1.2.2019 gemeinsam mit 70 Ehrengästen den symbolischen ersten Spatenstich für das neue Archivgebäude und den Umbau der ehemaligen Landwirtschaftsschule an der Niederbergheimer Straße in Soest vorgenommen. Dort sollen im Sommer 2020 das Kreisarchiv Soest und das Stadtarchiv Soest einschließlich der Stadtarchäologie und der wissenschaftlichen Stadtbibliothek einziehen.

Erster Spatenstich neuer Archivbau in Soest

Abb.: Mit dem symbolischen ersten Spatenstich hat am Freitag, 1. Februar 2019, der Bau des gemeinsamen Kreis- und Stadtarchivs begonnen. Das Bild zeigt (vorne v. l.) Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer, Architekt Dietmar Riecks, Stadtarchivar Dr. Norbert Wex, Kreisdirektor Dirk Lönnecke, Kreisarchivarin Beatrix Pusch und Bauunternehmer Olav Höcker von Zitzewitz. (Foto: Thomas Weinstock/ Kreis Soest)

„Diese Projekt kann als ein Vorbild dafür gelten, was mit einer sehr guten interkommunalen Zusammenarbeit erreicht werden kann“, betonte der Kreisdirektor. Durch den gemeinsamen Standort würden Synergien hinsichtlich gemeinsam zu nutzender Bereiche erzielt und eine Optimierung der Flächen gewährleistet. Der stellvertretende Verwaltungschef verwies unter anderem auf Lesesaal und Technikräume. Die lange Planungszeit seit 2016 sei wichtig für ein gutes Ergebnis, aber auch die notwendigen Vorbereitungen gewesen. Die Sorgfalt bei der Planung zahle sich bereits aus. Denn alle Berechnungen und die ersten Ausschreibungsergebnisse bestätigten das zur Verfügung stehende Budget in Höhe von 9,5 Mio. Euro. „Es entsteht ein kultureller Diamant“, würdigte Bürgermeister Dr Eckhard Ruthemeyer den Archivbau. „Das Projekt wertet einen vermeintlichen Hinterhof städtebaulich enorm auf.“ Die denkmalgeschützte ehemaligen Landwirtschaftsschule an der Niederbergheimer Straße, in der bis vor kurzem noch die Lohnstelle der Kreisverwaltung zu Hause war, wird umgebaut und dahinter außerdem ein komplett neues Magazingebäude errichtet. Der Kreis Soest tritt als Bauherr in Erscheinung und die Stadt Soest mietet die für das Stadtarchiv benötigten Flächen an. Von insgesamt 3.600 Quadratmetern nutzt der Kreis 52, die Stadt 48 Prozent. Die Nutzung ist auf 25 Jahre ausgerichtet.

Der Bauauftrag wurde an die Soester Höcker Generalbauunternehmung GmbH vergeben. Die Firma setzt den Entwurf der Bochumer Architekten Banz und Riecks um, an die das Preisgericht des 2016 durchgeführten Architektenwettbewerbs den ersten Preis vergab. „Der Entwurf überzeugt durch ein gut proportioniertes Ensemble aus Alt- und Neubau. Die Fuge zwischen den Gebäuden bildet einen eigenständigen Zwischenbau aus, der den neuen barrierefreien Eingang enthält“, lobte die Jury seinerzeit. Besonders positiv gesehen wurden zwei neu entstehende unterschiedliche Höfe zwischen Alt- und Neubau. Auch die Nutzung des Zwischentrakts für eine öffentlichkeitswirksame Präsenz beider Archive überzeugte die Preisrichter.

Die Idee zum gemeinsamen Standort von Kreisarchiv und Stadtarchiv entstand bereits sehr früh. Beide Archive können den Zuwachs von Archivgut der kommenden Jahre in den existierenden Magazinen nicht mehr unterbringen. Zudem genügen die bestehenden Räumlichkeiten nicht den Anforderungen. Die Arbeitsräume und der Benutzerbereich des Kreisarchivs Soest sind seit einigen Jahren getrennt vom Magazin untergebracht, so dass die Benutzung und die Arbeitsabläufe erschwert sind. Auch das Gebäude des Stadtarchivs in der Soester Innenstadt ist den Anforderungen eines Archivs an Technik und Sicherheit nicht mehr gewachsen. 2014 führte der Kreis Soest eine Machbarkeitsstudie durch, in der geprüft werden sollte, ob die ehemalige Landwirtschaftsschule an der Niederbergheimer Straße in Soest grundsätzlich geeignet ist, die notwendigen Flächen für das Kreisarchiv, das Stadtarchiv einschließlich Stadtarchäologie sowie die wissenschaftliche Stadtbibliothek zur Verfügung zu stellen. Fünf Jahre später wird aus der Studie jetzt Realität.

Kontakt:
Kreisarchiv Soest
Hoher Weg 1-3 (Kreisverwaltung Soest)
59494 Soest
Tel. 02921-302960
Fax: 02921-302944
Kreisarchiv@kreis-soest.de

Stadtarchiv und wissenschaftliche Stadtbibliothek Soest
Jakobistraße 13
59494 Soest
Tel. 02921/103-1240
Fax 02921/103-81240
stadtarchiv@soest.de

Quelle: Kreis Soest, Pressemitteilung, 1.2.2019

Dokumente aus Stadtarchiv Sömmerda werden von Ruß befreit

Verpackt in zahlreichen großen und durchnummerierten Kartons ging es für den Sammlungsbestand der Handbibliothek vom Stadtarchiv Sömmerda dieser Tage nach Leipzig. Die Firma Buchrestaurierung Leipzig wird sich als Fachunternehmen dort um die 56 laufenden Meter Bücher – vom 18. Jahrhundert bis zu aktuellen Schriften der Orts- und Regionalgeschichte – kümmern.


Abb.: Viele Kartons waren für den Transport der Bücher zu falten. Rechts im Bild: Dr. Ulf Molzahn, Leiter Museum und Archiv (Fotos: Stadt Sömmerda).

Der Kellerbrand vom Neujahrsmorgen 2019 im Objekt der Uhlandstraße 28 in Sömmerda, in der sich auch der Archivstandort befindet, hatte seine Spuren in Form von Ruß auf den Büchern hinterlassen. Die müssen nun gereinigt werden. Laut der Leipziger Firma erfolgt dies in Arbeitsplatz-Boxen und ausschließlich in Handarbeit per Spezialschwamm und Lappen. Die Boxen sind eine Art Glaskasten mit einer Öffnung, durch die mittels eines Gebläses die Verunreinigungen abgesaugt werden. Die Reinigung der Bücher der Handbibliothek wird etwa ein bis zwei Wochen in Anspruch nehmen.

Von den Brandauswirkungen nicht betroffen blieben die hinteren Magazin-Räume des Stadtarchivs Sömmerda sowie die hier gelagerten Dokumente – ein reichlicher Kilometer Akten, darunter das Häuserbuch der Stadt mit sämtlichen Bauakten und die Zweitschriften der Standesamtsakten. Von Benutzern können die Archivalien am Standort in der Poststraße 1 eingesehen werden. Dorthin werden sie bei Bedarf gebracht.

Grund für diese Nutzungseinschränkung ist die Tatsache, dass der vordere Raum des Archivs Uhlandstraße seit dem Brand für die Öffentlichkeit geschlossen ist. In Kürze beginnen dort die Reinigungsarbeiten. Bevor der Raum wieder genutzt werden kann, sind noch Instandsetzungsarbeiten wie etwa die Erneuerung der Decke notwendig. Auch für die vorhandene Technik muss Ersatz beschafft werden, so Dr. Ulf Molzahn, Leiter Museum und Archiv, zu den nächsten Schritten.

Sollten die Dokumente der Handbibliothek eher gereinigt und gesäubert aus Leipzig zurückkommen als der vordere Raum im Archiv wieder zur Verfügung steht, wird für die Bücher eine Möglichkeit zur Zwischenlagerung gefunden.

Kontakt:
Stadtarchiv Sömmerda
Poststraße 1
99610 Sömmerda
Tel.: 03634/350248
Fax: 3634/350215
u.molzahn@stadt.soemmerda.de

Quelle: Sömmerda, Aktuelles, 29.1.2019

Stadtarchiv Troisdorf sucht BUFDI

Das Troisdorfer Stadtarchiv als „Gedächtnis der Stadt“ sucht ab 1. März oder 1. April 2019 eine Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes. Die maximale Dauer des Einsatzes beträgt 12 Monate. Es wird eine Aufwandsentschädigung (Taschengeld) gezahlt sowie ein Jobticket und Urlaubstage gewährt.

Ein Blick in die Plakatsammlung des Stadtarchivs Troisdorf

Gesucht wird eine Person, die Interesse an der Geschichte der Stadt und ihrer vielgestaltigen Ortsteile mitbringt, einen Sinn für Ordnung hat sowie aktiv bei der Vermittlung von Historie und Kultur mitwirken möchte.

Antje Winter, Leiterin
Stadtarchiv Troisdorf
(Foto: Stadt Troisdorf)

Zum Einstellungsbeginn soll das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet worden sein. Die Teilnahme an mehrtägigen Bildungsseminaren wird vorausgesetzt. Kurzbewerbungen sind als pdf-Datei an die E-Mail-Adresse des Stadtarchivs (stadtarchiv@troisdorf.de) erwünscht.

Im Untergeschoss des Rathauses der Stadt Troisdorf, Kölner Straße 176, befindet sich das Troisdorfer Stadtarchiv. Hier wird das ältere Verwaltungsschriftgut im Historischen Archiv gelagert, während das aktuelle Material ins Zwischenarchiv gelangt. In den Beständen des Archivs werden außerdem die Rats- und Ausschussunterlagen (Einladungen und Niederschriften) sowie die zeit- und firmengeschichtlichen Sammlungen gelagert.

In den Räumen des Stadtarchivs gibt es einen Leseraum mit der Verwaltungs- und Archivbibliothek sowie Sonderräume für Standesamts-, Personal- und Gewerbeunterlagen und für Sammlungen der Vereine und Parteien. Auf Antrag kann in den Räumen des Stadtarchivs das Archiv- und Bibliotheksgut entsprechend den Vorgaben der Archivsatzung eingesehen werden.

Das Archiv veröffentlicht in einer eigenen Schriftenreihe Familienbücher und Monographien und arbeitet zudem eng mit dem Heimat- und Geschichtsverein Troisdorf zusammen. Dieser gibt unter anderem regelmäßig die Troisdorfer Jahreshefte heraus.

Kontakt:
Stadtarchiv Troisdorf
Frau Winter
Kölner Straße 176
53840 Troisdorf
Tel. (02241) 900-135
stadtarchiv@troisdorf.de

Quelle: Stadt Troisdorf, Pressemeldung 26, 23.1.2019

In italienischer Kriegsgefangenschaft – Korrespondenzkarten von Richard Müller an seine Frau

Archivale des Monats Januar 2019 des Südtiroler Landesarchivs

Bis Ende Oktober 1918 hatte die italienische Seite etwa 180.000 auf zahlreiche, über die ganze Halbinsel und die Inseln verstreute Lager aufgeteilte Kriegsgefangene verzeichnet. Nach Unterzeichnung der Waffenstillstandserklärung am 3. November 1918 und dem unmittelbar darauf folgenden ungeordneten Rückzug der österreichisch-ungarischen Truppen, fielen den rasch nachstoßenden italienischen und alliierten Truppen weitere 300.000 österreichische Militärangehörige in die Hände, was nicht zuletzt eine gewaltige logistische Herausforderung bedeutete.

Die Bedingungen in den Lagern waren sehr unterschiedlich, in einigen führten die Gefangenen ein erträgliches Leben und waren gut versorgt, in anderen dagegen starben die Soldaten auf Grund von Kälte, Unterernährung oder Krankheiten (Cholera, Ruhr) zu Tausenden – so etwa auf der Insel Asinara. Zu den physischen Leiden kamen bei vielen Soldaten auch seelische Qualen: Das Gefühl der Isolation, die Traumatisierung durch extreme Gewalterfahrungen, Schikanen durch Mitgefangene, endloses Warten auf Entlassung und vor allem die Sorge um die Angehörigen trieben viele Gefangene in Resignation, Depression bis hin zum Wahnsinn.

Abb.: Nachlass Helene und Richard Müller, Nr. 6 (Südtiroler Landesarchiv)

Richard Müller hatte als Leutnant augenscheinlich mehr Glück als viele einfache Soldaten. Er scheint nicht schlecht behandelt worden zu sein und genügend Nahrung erhalten zu haben. Die höheren Dienstgrade wurden meist bevorzugt behandelt, waren besser untergebracht, genossen verschiedene „Privilegien“ und waren von Zwangsarbeit befreit. Was Müller in seinen Karten jedoch erwähnt, das ist die auch für ihn zermürbende Sorge um das Wohlergehen seiner Familie, von der er mehr als zwei Monate ohne Nachricht war, da die im Spätherbst/Winter 1918/19 von ihm verschickten Korrespondenzkarten ihr Ziel augenscheinlich nicht erreicht hatten.

Wie viele andere Angehörige der k. u. k. Truppen war der 1883 in Wien geborene und seit 1913 mit Helene Hinträger aus Gries verheiratete Richard Wilhelm Müller, von 1915 bis 1918 Landsturm-Ingenieur an der Südwestfront im Einsatz, kurz nach dem Waffenstillstand in italienische Gefangenschaft geraten. Müller musste mehrmals Lager wechseln, so war er nach eigenen Angaben zunächst in Verona, sodann in Bellagio am Comer See und S. Pellegrino di Bergamo interniert gewesen, während er seine Karte Anfang Februar 1919 aus dem Lager in Portoferraio auf der Insel Elba schrieb. In einer seiner Karten deutete er an, dass vor 1885 Geborene bevorzugt entlassen werden sollten und tatsächlich konnte Müller bereits Ende März 1919 nach Bozen zurückkehren, während der Großteil der österreichisch-ungarischen Truppen erst ab Juli 1919 heimkehren durfte. Nach seiner Rückkehr unterrichtete Müller wie schon vor dem Krieg an der Staatsgewerbeschule in Bozen. Zwischen 1935 und 1939 durchlebte er auf Grund verschiedener Auseinandersetzungen mit den lokalen faschistischen Behörden einige Jahre der Strafversetzung in Süd- und Mittelitalien, nach seiner Rückkehr nach Bozen war er von 1940 bis 1943 Mitglied der sogenannten Kulturkommission des SS-Ahnenerbes und wirkte an der Erhebung der Baudenkmäler Südtirols mit. Nach Kriegsende unterrichtete Richard Müller wieder an der Gewerbeschule in Bozen, der er bis zu seinem Tod im Dezember 1954 auch als Direktor vorstand.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Tel. +39 0471 411940
Fax +39 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Südtiroler Landesarchiv, Archivale des Monats, 18.1.2019

Sächsisches Staatsarchiv stellt Archivalien des Bestandes „Oberhofmarschallamt“ online

Auf Basis einer neuen Technologie hat das Sächsische Staatsarchiv jetzt alle Archivalien des Oberhofmarschallamts als Digitalisat online zugänglich gemacht. Die Bereitstellung von Archivgut-Digitalisaten erweitert das bestehende Angebot erheblich und ergänzt den seit Langem bekannten Online-Zugang zu Erschließungsinformationen über einen Großteil der Archivalien des Staatsarchivs.

Mit der nun erfolgten Online-Stellung von über 600.000 Digitalisaten aller Akten, Karten, Pläne, Stammtafeln und Zeichnungen des Oberhofmarschallamts stehen Unterlagen eines wichtigen Bestands für die sächsische Geschichte aus der Zeit von 1501 bis 1925 vollständig im Internet zur Verfügung. Die jetzt gezeigten Digitalisate wurden in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) kofinanzierten Projekt erstellt.

Abb.: Beispieldigitalisat: Aufriss der Wandgestaltung der Fensterseite des japanischen Palais in Dresden (SächsStA, 10006 Oberhofmarschallamt, Nr. Cap. 02 Nr. 15, Bl. 26d/2)

Die Direktorin des Staatsarchivs, Dr. Andrea Wettmann, hebt die Bedeutung hervor: »Die Online-Stellung von Archivgut-Digitalisaten in großem Stil ist ein wesentlicher Schritt, um die E-Government-Strategie des Freistaats Sachsen und die darin eingebundene Digitalisierungsstrategie »Sachsen Digital« im archivischen Bereich umzusetzen. Mit dem Einstieg in die Präsentation großer Mengen von Archivgut im Internet wird die Attraktivität Sachsens als Kultur- und Wissenschaftsstandort zusätzlich erhöht. Aber nicht nur Wissenschaftler, sondern alle Interessierten können somit jederzeit vom eigenen Rechner aus das einmalige Kulturgut des Staatsarchivs komfortabel und kostenlos nutzen.«

Dank der effizienten, Speicherplatz sparenden Technologie und der auf sachsen.de geschaffenen Infrastruktur wird das Staatsarchiv sein Angebot stetig erweitern. Schon im nächsten Jahr soll die Marke von einer Million Digitalisaten erreicht werden. Weitere werden folgen.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Archivstr. 14
01097 Dresden
Telefon: (+49) (0)351-89 219 710
poststelle@sta.smi.sachsen.de
staatsarchiv@smi-sachsen.de-mail.de

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Pressemitteilung, 19.12.2018

Kreisarchiv des Neckar-Odenwald-Kreises geht online

Archivrecherchen ab sofort von zu Hause aus möglich

Die fortschreitende Digitalisierung stellt die Archive vor große Herausforderungen, gleichzeitig bietet sie aber auch neue Möglichkeiten. Archivalien können durch das Internet einem breiteren Interessentenkreis leichter zugänglich gemacht werden. Diese Chance ergreift nun auch das Archiv des Neckar-Odenwald-Kreises und stellt auf dem Portal Findbuch.Net Recherchemöglichkeiten in einigen seiner Archivbestände als neuen Service zur Verfügung.

Abb.: Online-Angebot des Kreisarchivs des Neckar-Odenwald-Kreises auf Findbuch.net: www.kreisarchiv-neckar-odenwald-kreis.findbuch.net (Ausschnitt Startseite).

Über die o.g. Adresse gelangen Nutzer ab sofort auf die Startseite des Online-Angebots und können dort gezielt und bequem von zu Hause aus nach Archivgut suchen. Einzelne Archivalien sind entweder systematisch über Klassifikationen der Bestände oder auch bestandsübergreifend mittels Volltextsuche (Fernglassymbol) recherchierbar. Mausklicks auf die angezeigten Dokumente führen zu eventuell vorhandenen weiteren Informationen. Über das Briefsymbol kann das gewünschte Archivgut ausgewählt, in eine Liste geladen und nach Angabe von Name, Anschrift, Mail-Adresse und Telefon vorbestellt werden. Nach Vereinbarung eines Termins erfolgt dann die Nutzung vor Ort im Kreisarchiv in Mosbach.

Derzeit sind General- und Spezialakten des Kreisverbands Mosbach (A-Bestände), der Bezirksämter Mosbach, Buchen und Adelsheim (B-Bestände), der früheren Landratsämter Mosbach und Buchen (C-Bestände) sowie des Landratsamts Neckar-Odenwald-Kreis (D-Bestände) recherchierbar, sofern sie nicht archivgesetzlichen Sperrfristen unterliegen oder schon vor Einrichtung des Kreisarchivs vom Generallandesarchiv Karlsruhe übernommen wurden. Der Service der seit rund 20 Jahren bestehenden Kreiseinrichtung soll nach und nach weiter ausgebaut werden.

Kontakt:
Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis
Zentralstelle – Kultur und Kreisarchiv
Renzstr. 12 (Gebäude 3)
74821 Mosbach
Tel. 06261/84-1102
Fax 06261/84-4710
kreisarchiv@neckar-odenwald-kreis.de
www.neckar-odenwald-kreis.de
www.kreisarchiv-neckar-odenwald-kreis.findbuch.net

Quelle: Neckar-Odenwald-Kreis, Pressemitteilung, 10.1.2019

¼ Jahrhundert Landeskirchliches Archiv Kassel

Mit dem Inkrafttreten der Ordnung für das Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) zum 1. Januar 1994 begann das Landeskirchliche Archiv Kassel seine Arbeit als eigenständige Dienststelle incl. Sonderhaushalt und Stellenplan (KABl.1994 S. 55). Das Archivgesetz der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck vom 26. April 1997 erweiterte diese Ordnung und löste sie ab (KABl.1997 S. 117). Es gilt somit ein Viertel Jahrhundert Archivpflege in Kurhessen-Waldeck zu skizzieren. – Ein Beitrag von Dr. Bettina Wischhöfer, der Leiterin des Landeskirchlichen Archivs Kassel:

Abb: Logo, Magazingebäude in der Darstellung eines offenen Archivkartons

Das Landeskirchliche Archiv übernimmt und bewahrt dauerhaft auf, sichert und erhält, erschließt das Archivgut der Landeskirche (Kulturerbe) und macht es nutzbar. Es nimmt einen Vermittlungsauftrag wahr und übt die Fachaufsicht über das Archivwesen und die Archivpflege in der Landeskirche aus.

Damit nicht zu viele Fakten den interessierten Leser „erschlagen“, wurden die Kerndaten in Fünf-Jahres-Spalten zusammengefasst. Farblich unterschieden sind zudem die „basics“ Archivgesetz und Archivgebäude (dauerhaft aufbewahren – hellgrün), alles, was mit Personal zu tun hat (rot), Archivpflege (übernehmen, sichern, erschließen – gelb), Benutzung im Lesesaal und durch Anfragen (grün), Vermittlungsauftrag und Historische Bildungsarbeit (lila), Website und online zugängliche Datenbanken (hellblau und blau), sowie Sicherungsverfilmung und -digitalisierung unserer am häufigsten genutzten Quellen, den Kirchenbüchern (beige).

Die Kerndaten weisen eine fünfjährige Aufbauphase aus, die im doppelten Sinn zu erbringen war. Es galt nicht nur ein Archivgebäude zu planen und zu bauen, parallel waren auch elementare Strukturen der Archivpflege in einem sehr umfassenden Sinn aufzubauen.

Das Landeskirchliche Archiv ist mit 36 Einträgen in der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) vertreten (Normdaten GND 3031431-8: Zeitschriften/ Serien 2, Karten 7, Bücher 24, elektronische Datenträger 1). Die Homepage des Archivs wird seit 2015 als Netzpublikation (online-Ressource) in regelmäßigen Intervallen von der DNB archiviert.

Welche Folgen der digitale Wandel im Archivwesen mit sich bringt, kann sehr schön an den Zahlen zur Lesesaalnutzung abgelesen werden. Seit Daten im Internet online zugänglich sind (ARCHION.de), nimmt deren Nutzung vor Ort ab.

Aktuell haben unsere Bestände vor Ort einen Umfang von rund 3.000 lfd Metern. In den kommenden Jahren werden die Einnahmen durch Magazinvermietung sinken. Der Raum wird für die wachsende Zahl eigener übernommener Bestände benötigt werden.

Wenn es denn stimmt, dass Archive nicht nur unverzichtbar, authentisch, spannend und einzigartig sind, sondern auch wie Fallschirme – nämlich „nur nützlich, wenn sie sich öffnen“, dann ist das Landeskirchliche Archiv Kassel bisher auf einem ordentlichen Weg. Diesen Weg kann es hoffentlich im nächsten Viertel Jahrhundert fortsetzen.

Bettina Wischhöfer

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Lessingstraße 15 A
34119 Kassel
Tel.: (0561) 78876 – 0
Fax: (0561) 78876 – 11
archiv@ekkw.de
www.archiv-ekkw.de

Sammlung über Posteinrichtungen in Nordbaden ins Archiv

Das Archiv des Neckar-Odenwald-Kreises erhielt Mitte Dezember 2018 eine Schenkung, deren regional- und lokalhistorischer Wert nicht hoch genug einzuschätzen ist. Es handelt sich um die Sammlung „Posteinrichtungen in Nordbaden“ von Postoberrat a. D. Manfred Biedert. Der weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannte und geschätzte Posthistoriker und ehemalige Kreisrat hat sie über viele Jahrzehnte mit großer Akribie und Fachkenntnis zusammengetragen. Für seine zahlreichen Publikationen und herausragenden Verdienste auf dem Gebiet der Heimatforschung wurde er 2016 mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Abb.: Postoberrat a. D. Manfred Biedert (Mitte) präsentiert zusammen mit Kreisarchivar Alexander Rantasa beispielhaft einige Sammlungsordner bei der Übergabe der Schenkung an Landrat Dr. Achim Brötel (Foto: Neckar-Odenwald-Kreis)

Für die Übergabe der umfassenden Sammlung dankten Biedert sowohl Landrat Dr. Achim Brötel als auch Kreisarchivar Alexander Rantasa herzlich. „Gerade in Zeiten rasender digitaler Kommunikation ist diese Sammlung zur Dokumentation der Postgeschichte im Kreis von großer Bedeutung. Und mich begeistert diese Sammlung auch ganz persönlich“, unterstrich der Landrat bei der Übergabe. Rantasa fügte hinzu, dass der Bestand von zahlreichen Historikern und Heimatforschern aus nah und fern gerne genutzt werden wird.

Das neue Archivgut, das insgesamt 51 Aktenordner umfasst bzw. auch digital auf drei DVDs vorliegt, nimmt den Nutzer mit auf eine Reise durch die deutsche Postgeschichte: Von der Kaiserlichen Reichspost und der badischen Lehenspost des Hauses Thurn und Taxis, über die badische Postverwaltung 1811-1871, die Kaiserliche Postverwaltung und Reichspost 1872-1918, die Deutsche Reichspost 1919-1945 und die posthistorisch zersplitterte Nachkriegszeit bis zur Deutschen Bundespost 1953-1992 und zur Deutschen Post AG ab 1993.

Die Sammlung enthält ein Verzeichnis, das die Zusammenstellung sämtlicher Postanstalten beziehungsweise Posteinrichtungen in Nordbaden erschließt und nutzbar macht. Postgeschichtliche Zeittafeln jeder politischen Gemeinde sowie veröffentlichte und unveröffentlichte Manuskripte von Manfred Biedert werden durch Hilfsmittel ergänzt, die auch dem Laien eine Zuordnung von ehemaligen oder noch bestehenden Postämtern und Posteinrichtungen anhand von Unterscheidungsziffern und Poststempeln ermöglicht. Zahlreiche Grafiken, die posthistorische Auswertung von Zeitungen sowie eine Kurzgeschichte und Quellensammlung zur Großherzoglich Badischen Postverwaltung bis 1871 ergänzen die beindruckende Sammlung, die künftig weiter an Zuwachs erhalten wird.

Das Archivgut kann während der Öffnungszeiten des Kreisarchivs (Dienstag 9 bis 12 Uhr, Donnerstag 14 bis 17 Uhr) oder nach Vereinbarung genutzt werden. Eine Voranmeldung ist erwünscht.

Kontakt:
Kreisarchiv Neckar-Odenwald-Kreis
Renzstr. 12
74821 Mosbach
Tel. 06261/84-1102
kreisarchiv@neckar-odenwald-kreis.de

Quelle: Neckar-Odenwald-Kreis, Pressemitteilung, 18.12.2018

Eine andere Geschichte des Ruhrgebiets auf Video

Das Filmarchiv des LWL-Medienzentrums erschließt Filmsammlung

Das Video hatte sich als neues Filmformat gerade erst etabliert, da gründete eine Handvoll Essener Studenten der Kunstpädagogik 1981 das Medienzentrum Ruhr e.V. (MZR). Thomas Briele, Axel Reich, Jörg Keweloh sowie viele weitere Mitstreiter des MZR wollten eine Alternative zur etablierten Berichterstattung schaffen und eine Gegenöffentlichkeit erzeugen. Sie versuchten dies durch die Bildung eines Medienkollektivs, dessen Ziel es war, mit ihren Filmen den Betroffenen sozialer Konfliktlagen eine Stimme zu verschaffen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die vom Verfall bedrohten Videobänder des MZR gerettet, digitalisiert und erschlossen.

Abb.: Sprengung des Gasometers auf der Henrichshütte in Hattingen 1994. (Foto: LWL)

Zu Beginn standen die Friedens- und die Arbeiterbewegung, der Umweltschutz, die Frauenemanzipation und Fragen der internationalen Solidarität im Vordergrund, in späteren Jahren wandelte sich der Fokus der Produktionen auf Themen wie die Integration von Flüchtlingen und Migranten, Alter und Soziales, aber auch auf Kunst, Kultur und Geschichte der Region. Ein besonderes Augenmerk legten die Filmemacher auch auf den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Zwischen 1981 und 2012 wurden auf diese Weise über 4.500 Videobänder aufgenommen, die manchmal zu Filmwerken zusammengeschnitten wurden, oftmals reine Dokumentation blieben.

Nach dem Tod des Gründungsmitglieds Jörg Keweloh im Jahr 2012 wurden die Videokassetten auf einem Dachboden gelagert und drohten dort durch die mangelhaften Lagerungsbedingungen zu zerfallen. „Hohe Temperaturen und die Feuchtigkeit durch das teils undichte Dach hatten den Kassetten bereits stark zugesetzt“, sagt Dr. Ralf Springer, Leiter des Bild-, Film- und Tonarchivs des LWL-Medienzentrums. In Zusammenarbeit mit dem MZR und dem LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen startete das LWL-Medienzentrum 2014 eine Rettungsaktion, um zunächst alle Videos zu digitalisieren.

Anschließend haben Mitarbeiter des LWL-Medienzentrums die digitalisierten Filme analysiert, strukturiert und dokumentiert. In jahrelanger Arbeit haben sie den Entstehungskontext der Filme rekonstruiert und den Inhalt thematisch und geographisch verortet. Hunderte der auf diese Weise erschlossenen Filme sind inzwischen in der Textdatenbank http://www.filmarchiv-westfalen.lwl.org unter dem Stichwort „MZR“ recherchierbar. In ihnen werden viele Aspekte der jüngsten Geschichte des Ruhrgebiets aus der Perspektive der Betroffenen sichtbar, da die Filmemacher stets die Nähe zu den Menschen gesucht haben. „Besonders deutlich wird dies anhand der Aufnahmen von der Betriebsbesetzung des Unternehmens Gottwald-Mönninghoff in Hattingen, das 1984 von der Belegschaft in Eigenregie weitergeführt werden sollte“, sagt Dirk Fey, Dokumentar im LWL-Filmarchiv. Den damals entstandenen Film „Der Konsul ist schon lange tot“ wird das LWL-Medienzentrum mit Unterstützung der Irene und Sigurd Greven Stiftung im kommenden Jahr neu herausbringen.

Aber auch andere Themen sind in der Sammlung vertreten: „Der Strukturwandel in der Region ist in den Filmen zum Beispiel an der Entwicklung von der Industriebrache der Phoenix-Werke in Dortmund hin zum Phoenix-See wunderbar dokumentiert“, sagt Fey. „So haben die Filme den Abriss vieler Industrie- und Zechenkomplexe, die heute nicht mehr existieren, festgehalten.“ Einige dieser Aufnahmen sind schon auf dem Youtube-Kanal des LWL-Medienzentrums zu sehen sein.

Noch sind die Arbeiten nicht abgeschlossen, denn die nächste Frage berührt die Langzeitsicherung der erhaltenswerten digitalen Dateien, die ungefähr 15 Terabyte umfassen. Im Filmarchiv wird zurzeit eine neue Archivlösung entwickelt, damit die digitalen Daten dieses Filmbestandes auch künftigen Generationen noch zur Verfügung stehen.

Hintergrund
Das Bild-, Film- und Tonarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen hat sich die Sicherung des audiovisuellen Erbes zur Aufgabe gesetzt. Dabei stehen nicht professionelle Filmproduktionen im Mittelpunkt des Sammlungskonzepts, sondern die Amateurfilme aus der Region Westfalen-Lippe. Das Bild-, Film- und Tonarchiv des LWL-Medienzentrums sammelt, sichert und erschließt seit 1986 audiovisuelle Quellen aus Westfalen-Lippe. Das Archiv übernimmt Filmmaterialien aus privatem und öffentlichem Besitz, sofern sie landeskundliche, wirtschafts- oder sozialgeschichtliche Aspekte Westfalens veranschaulichen und erweitert seinen Bestand jährlich um aktuelle Filmdokumentationen aus eigener Produktion. Der Gesamtbestand umfasst inzwischen über 8.000 Film- und Tonträger. Er beginnt zeitlich mit dem Jahr 1913 und reicht bis in die Gegenwart. Die Filme lagern archivgerecht in Kühlräumen mit reduzierter Luftfeuchte, werden Zug um Zug erschlossen und der Öffentlichkeit über Online-Editionen sowie in der DVD-Reihe „Westfalen in historischen Filmen“ zugänglich gemacht (http://www.westfalen-medien.lwl.org).

Kontakt:
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstraße 13-15
48147 Münster
Tel. 0251 591-3902
Fax 0251 591-3982
medienzentrum@lwl.org
www.lwl-medienzentrum.de