Fotoausstellung im Freiburger Museum für Stadtgeschichte

„‚Das Dorf hat Dächer – die Stadt hat Türme‘ – Freiburg zwischen 1860 und 1910 in Fotografien von Gottlieb Theodor Hase und Georg Röbcke“ lautet der Titel einer Ausstellung, die zur Zeit im Museum für Stadtgeschichte zu sehen ist und anhand historischer Aufnahmen Freiburgs besonderen Weg in die Moderne nachzeichnet. Die Schau ist Freiburgs Beitrag zur Ausstellungsreihe „Oberrhein um 1900“, mit der rund 30 Häuser in Deutschland, Frankreich und der Schweiz das zehnjährige Jubiläum des Oberrheinischen Museumspasses feiern.

Unter Oberbürgermeister Otto Winterer, der von 1888 bis 1913 im Amt war, wurde Freiburg zur Großstadt mit entsprechender Infrastruktur ausgebaut, und erhielt ein weithin beachtetes Stadtbild. Zeitgenossen priesen es stolz als „die schönste Großstadt Deutschlands“. Das geschichtsbewusste Stadtoberhaupt und seine Verwaltung sorgten bei allem Sinn für Modernität auch für die Bewahrung der historischen Bausubstanz, die liebevoll restauriert, oftmals im Sinne der Zeit „verbessert“ wurde. Mit dem Zitat im Ausstellungstitel reagierte Winterer auf das Ansinnen einiger Bürger, die beiden Stadttore abzubrechen, da sie der geplanten Straßenbahn im Wege stünden. Überall in der Stadt entstanden neue Gebäude – Kirchen, Schulen, Verwaltungsbauten, Wohn- und Geschäftshäuser – in allen möglichen Formen aus der Architekturgeschichte bis hin zum „modernen Baustil“, wie der Jugendstil zu Beginn des 20. Jahrhunderts genannt wurde.

Es sind unter den zahlreichen in Freiburg tätigen Lichtbildnern vor allem zwei Fotografen, denen die Dokumentation des alten Stadtbildes und seines Wandels zu verdanken ist: Gottlieb Theodor Hase (1818-1888 und Georg Röbcke (1863-1941). Etwa 80 ihrer Aufnahmen aus dem Denkmälerarchiv des Augustinermuseums – ergänzt durch einige Abzüge aus dem Freiburger Stadtarchiv – zeigt die Ausstellung im Museum für Stadtgeschichte. Sie verdeutlichen Freiburgs rasante städtebauliche Entwicklung von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Weitere Exponate stammen aus der Außenstelle des Badischen Landesmuseums in Staufen.

Der aus Erfurt stammende Gottlieb Theodor Hase war der erste professionelle Fotograf in Freiburg. Wie viele frühe Fotografen war er von Haus aus Portraitmaler. Als solcher bot er noch 1845 in der „Bayreuther Zeitung“ seine Dienste an: „Ich male Portraits in Öl, Aquarell, Pastell, Miniatur auf Elfenbein, Kreide- und Bleistiftzeichnungen in beliebigen Formaten. Ferner fertige ich Daguerreotypien aller Art, führe auch nach denselben Bilder ins Größere aus“. In Bamberg warb er 1849 allein mit seinen Erfahrungen im „Photographieren sowohl auf Metall als auch auf Papier“. 1852 eröffnete er in Oberlinden als „Maler und Photograph“ seine „Artistisch-Photographische Anstalt“. Zu Hases Spezialitäten zählten Portraits und Aufnahmen von Freiburger Straßenzügen, darunter zahlreiche Stereo-Aufnahmen, die durch entsprechende Geräte betrachtet, einen dreidimensionalen Eindruck erzeugten.

Karl Louis Georg Röbcke aus Lüchow, Kreis Hannover, kam 1885 als Gehilfe zu dem Freiburger Fotografen Christof Clare. 1896 machte er sich mit seinem „Photographischen Verlag“ selbstständig und übernahm Aufträge der Stadt und der Universität. So fertigte er Fotoserien zum Neubau des Elektrizitätswerks, für die Festschriften zur Eröffnung des Neuen Rathauses 1901 oder zur Einweihung des Stadttheaters 1910 und war ab 1912 alleiniger Fotograf für die Städtischen Sammlungen. In der Reihe „Alt Freiburg“ – zwölf Folgen mit je zwölf auf Karton aufgeklebten und mit kleinen Erläuterungstexten versehene Bildern – zeigte Röbcke malerische Winkel, alte Bürgerhäuser und historisch bedeutsame Gebäude der Stadt. Seine Panoramaaufnahmen vom Schlossberg und von der Koppel des Stadttheaters sind heute wichtige Quellen für die Baugeschichte der Stadt.

Die im Freiburger Stadtarchiv aufbewahrten Auftragsbücher Röbckes, die 1896 beginnen, enden 1959 mit fast 30.000 Nummern. Auch sein Fotoarchiv mit den Glasplatten befindet sich heute im Stadtarchiv. Der größte Teil der Aufnahmen und Glasplattennegative vom Münster befindet sich im Archiv des Freiburger Münsterbauvereins. Die Ausstellung läuft bis zum 28. Juni 2009. Sie ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2, ermäßigt 1 Euro. Termine zu öffentlichen Führungen und Stadtrundgängen sowie die Angebote der Museumspädagogik für Kinder und Familien finden sich im aktuellen Dreimonatsprogramm der Städtischen Museen Freiburg sowie im Internet

Kontakt
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Quelle: Pressemitteilung Stadt Freiburg, 16.3.2009; Newsportal Stadt Freiburg, 27.3.2009; Badische Zeitung, 14.4.2009

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