Justus Möser und das Tuchmachergewerbe in Bramsche

Ausstellung und Publikation.

„Das Tuchmacheramt zu Bramsche hat sich durch seine gute, treue und fleißige Arbeit seit kurzen Jahren dergestalt hervorgetan, dass es die größte Aufmerksamkeit und alle Unterstützung verdient“, schreibt Justus Möser 1766 in den Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeigen. Bei allem Lob für ihre solide Handwerkskunst legt Möser doch gleich in seiner ersten öffentlichen Äußerung zu den Bramscher Tuchmachern den Finger in die Wunde, wie die Leiterin des Tuchmacher Museums Bramsche, Kerstin Schumann, in ihrem Vorwort zur Begleitpublikation der aktuellen Ausstellung „Die Leute sind Goldarbeiter“ erläutert: Die Wolle, mit der sie ihre Tuche weben, ist zu grob, mit auswärtigen Waren aus der feinen, spanischen Wolle können sie nicht konkurrieren: „Die Leute sind Goldarbeiter und sie haben nur Messing“.

Sein Versprechen um Aufmerksamkeit und Unterstützung löste Justus Möser (1720-1794) den Bramscher Tuchmachern gegenüber ein. Über 30 Jahre kümmerte er sich um die Entwicklung ihres Gewerbes. Das Bramscher Lagerhaus, das die Tuchmacher mit günstiger Wolle in guter Qualität versorgte und den Verkauf der Tuche zu einem angemessenen Preis ermöglichte, geht auf Mösers Initiative zurück. Doch welche Vorstellungen verfolgte er – und welche die Bramscher Tuchmacher?

Den 300. Geburtstag des einflussreichen Staatsmannes und in seiner Zeit viel gelesenen Publizisten Justus Möser nimmt das Tuchmacher Museum zum Anlass, seine Gewerbepolitik am Beispiel der Bramscher Tuchmacher näher zu beleuchten. Neben den Schriften Mösers und der Sekundärliteratur vermitteln insbesondere zeitgenössische Quellen ein detailreiches Bild des Tuchmachergewerbes in Bramsche in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.


Abb.: Merinoschaf, „Belier merinos. Dessine d’apres nature par Huet fils Peintre du Museum d’Histoire Naturelle“, Merinoschaf (Bock), Lithographie nach Nicolas Huet (1718–nach 1788), Wellcome Library, London, Nr. 40091i. Fotonachweis: Wellcome Library, London, Wellcome Collection. Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Ein besonderes Anliegen des Begleitbandes ist es, 24 ausgewählte Quellen aus dem Niedersächsischen Landesarchiv erstmals einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Herkunft, Auswahl und Einordnung der Quellen sowie die Kriterien dieser Edition beschreiben die Autorinnen und Autoren Rose Scholl, Martin Siemsen und Ilka Thörner im einleitenden Teil. Die gute Lesbarkeit der Texte war dabei ein Leitgedanke.

Den Hauptanliegen Mösers, der Verbesserung der Wollqualität, der Anlage eines Lagerhauses und der Etablierung einer Schönfärberei widmen sich zwei vorangestellte Aufsätze von Ilka Thörner und Rose Scholl, die mit neuen Erkenntnissen zum Tuchmachergewerbe in Bramsche und zum Bramscher Rot aufwarten.

Info:
Tuchmacher Museum Bramsche (Hrsg.):
„Die Leute sind Goldarbeiter – Justus Möser und das Tuchmachergewerbe in Bramsche“.
Bramsche 2021
272 S., 72 Abb., ISBN 978-3-89946-313-2, € 16,00.

Gleichnamige Ausstellung, Sonntag, 20. Juni bis Sonntag, 31. Oktober 2021, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Tuchmacher Museum Bramsche. Eintritt in das Museum 8,00 Euro, ermäßigt 4,00 Euro, bis 18 Jahre frei.

Ausstellung und Begleitschrift werden von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Kreissparkasse Bersenbrück, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V. und dem Förderverein Tuchmacher Museum Bramsche e.V. gefördert.

(Rose Scholl)

Kontakt:
Tuchmacher Museum Bramsche
Mühlenort 6
49565 Bramsche
Tel.: 05461 94510
info@tuchmachermuseum.de
www.tuchmachermuseum.de

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