Josel von Rosheim (1478 bis 1554) zwischen dem Einzigartigen und Universellen

Josel ben Gerschon von Rosheim (1478-1554) ist eine herausragende jüdische Persönlichkeit des 16. Jahrhunderts. Er unterhielt enge Verbindungen zu Kaiser Karl V., die er nutzte, um die Rechtsstellung und Sicherheit der Juden im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation in einer Zeit des Umbruchs zu schützen. Die Reformation, die seit 1517 das Reich religiös zunehmend spaltete, führte zu tiefgreifenden Veränderungen, die sich zum Teil in gewalttätigen Übergriffen äußerten. In dieser Zeit wurden jüdische Gemeinden des Reiches häufig in die Position eines Sündenbocks gedrängt.

Als schtadlan (Fürsprecher) erreichte Josel von Rosheim eine reichsweit anerkannte Position sowohl bei den jüdischen Gemeinden des Reiches als auch bei den christlichen Landesregierungen, durch die er längerfristig eine stabilere Rechtsstellung jüdischer Gemeinden unter christlichen Herren durchsetzen konnte. Mit persönlichem Engagement verhinderte Josel vielfach religiös oder wirtschaftlich motivierte Austreibungsversuche lokaler Obrigkeiten.

Die Sonderausstellung \“Josel von Rosheim (1478-1554) zwischen dem Einzigartigem und Universellen\“ widmet sich Leben und Wirken dieses besonderen Menschen, der auch am damals in Speyer ansässigen Reichskammergericht für die Belange der jüdischen Gemeinden wirkte.

Es werden Rahmeninformationen zu den wichtigsten politischen Ereignissen des konfessionellen Zeitalters gegeben sowie die Person Josels und sein Wirken vorgestellt. Sein politischer und geistiger Nachlass wird in die Umstände der Zeit eingebunden. In einem Ausblick werden Parallelen zu heute aufgeworfen, die zu einer weiteren Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen anregen.

Die Ausstellung ist vom 1. Juni bis 29. Juni 2012 in Speyer im Alten Stadtsaal (1. OG, Rathaushof, Maximilianstraße 12) zugänglich (Montag bis Donnerstag 9 bis 17 Uhr, Freitag 9 bis 12 Uhr).
Zusätzlich geöffnet ist sie im Rahmen des Begleitprogramms sowie während der Speyerer \“Kult(o)urnacht\“ am 1. Juni.

Begleitprogramm zur Ausstellung (Alter Stadtsaal):
Montag 4. Juni 2012, 19:00 Uhr
Josel von Rosheim in seinem jüdischen Kontext (Prof. Dr. Birgit Klein, Hochschule für Jüdische Studien, Heidelberg)

Montag 11. Juni 2012, 19:00 Uhr
Imperiale Versuchungen? Josel von Rosheim und Kaiser Karl V. (Dr. Stephan Wendehorst, Justus-Liebig-Universität Gießen/Universität Wien)

Montag 18. Juni 2012, 19:00 Uhr
Josel von Rosheim als „Befehlhaber der deutschen Judenheit“ (Prof. Dr. Friedrich Battenberg, Darmstadt)

Montag 25. Juni 2012, 19:00 Uhr
Einführung in die Ausstellung (mit Führung) (Dr. Werner Transier, Historisches Museum der Pfalz)

Kontakt und Organisation:
Stadtarchiv Speyer
Johannesstraße 22a
67346 Speyer
Tel. 0049 (0)6232 14 2265
stadtarchiv@stadt-speyer.de

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts erhält Nachlass von Fritz Kolbe

Am 15. Mai 2012 hat die in Australien lebende Enkelin von Fritz Kolbe dem Auswärtigen Amt einen Teil des Nachlasses ihres Großvaters zur Obhut im Politischen Archiv übergeben. Frau Karin Kolbe wurde von dem Leiter der Zentralabteilung des Auswärtigen Amts, Herrn Dr. Hans Carl von Werthern, empfangen. "Fritz Kolbe hat das Böse um ihn herum gesehen, und er hat gehandelt", sagte Karin Kolbe. Hans Carl von Werthern, dankte der Familie Kolbe für die großzügige Übergabe der Dokumente. "Wir sind sehr stolz, Fritz Kolbe im Auswärtigen Amt gehabt zu haben", sagte er.

Fritz Kolbe (1900–1971) gehörte von 1925 bis 1945 dem Auswärtigen Dienst an. Dem Unrecht des NS-Regimes sah Konsulatssekretär Kolbe nicht tatenlos zu. Er suchte Kontakt zu amerikanischen Geheimdiensten in der Schweiz und übergab diesen ab 1943 wichtige, zum Teil geheime Unterlagen. Für die westlichen Alliierten wurde Kolbe zu einer der wichtigsten nachrichtendienstlichen Quellen während des Krieges. Mit seinem Einsatz hat Fritz Kolbe vielfach sein eigenes Leben und das seiner Familie großen Gefahren ausgesetzt. Seine Taten erlangten erst vor wenigen Jahren die ihnen gebührende Bekanntheit, als seine Biographie durch den französischen Journalisten Lucas Delattre veröffentlicht wurde.

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Abb.: Karin Kolbe und Hans Carl von Werthern (Foto: Auswärtiges Amt)

In den 1950er Jahren war Fritz Kolbes Tätigkeit nicht unumstritten, weshalb ihm der Wiedereintritt in den Auswärtigen Dienst nicht möglich war. An seinem aktiven Widerstand gegen das NS-Regime bestehen jedoch keinerlei Zweifel. Das Auswärtige Amt gedenkt Fritz Kolbes mit einem im Jahr 2004 nach ihm benannten Vortragssaal.

Die jetzt übergebenen Dokumente aus der Zeit von 1920 bis 1960 füllen zwei Archivkartons – darunter Ausweispapiere, Briefe und Notizbücher, teilweise dichtbeschrieben in Sütterlin oder sogar Kurzschrift. Das Politische Archiv hat alle Unterlagen in einem Findbuch erfasst. Darunter befindet sich zum Beispiel der Ministerialpass Kolbes, mit dem dieser seine zahlreichen Reisen in die Schweiz unternahm, um einen Verbindungsmann des amerikanischen Geheimdiensts zu treffen.

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Abb.: Briefe aus dem Nachlass von Fritz Kolbe (Foto: Auswärtiges Amt)

Den Kontakt zwischen dem Auswärtigen Amt und den in Australien lebenden Nachfahren Fritz Kolbes stellte der französische Journalist Lucas Delattre her. Erst durch seine 2004 erschienene Biographie Fritz Kolbes wurde dessen Wirken einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Der aus Schrift- und Filmdokumenten bestehende private Nachlass kann nach Terminvereinbarung im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts eingesehen werden.

Kontakt:
Auswärtiges Amt
Politisches Archiv und Historischer Dienst
11013 Berlin
Tel.: +49 30 1817-2179
www.diplo.de/archiv (Deutsch)
www.diplo.de/archive (English)

Quelle: Auswärtiges Amt, Medienmitteilung, 15.5.2012

Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv beteiligt sich an der Europawoche 2012

Im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv e.V. erforschen Berufsschüler die Geschichte der Berliner Wirtschaft. Das Pilotprojekt zur außerschulischen Bildung wird vom Wirtschaftsarchiv in Kooperation mit dem Oberstufenzentrum Banken und Versicherungen Berlin organisiert. Die Berufsschüler bearbeiten anhand historischer Daten aus den Akten des Wirtschaftsarchivs Kreditanträge, simulieren Geschäftsvorgänge und bewerten Bilanzen. Seit Februar 2012 haben die Schülerinnen und Schüler mit dem Wirtschaftsarchiv einen neuen Lernort und erhalten dort Zugang zu originalen, historischen Unternehmensakten. Das bezirkliche Projekt wird durch das Programm „Lokales Soziales Kapital“ unterstützt

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Abb.: Martin Lambert, Reinickendorfer Stadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt, Ordnung und Gewerbe, Björn Berghausen, Geschäftsführer des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs, Henning Gehrmann, Oberstudienrat am Oberstufenzentrum Banken und Versicherungen © BBWA

Zusammen mit anderen bezirklichen Projekten stellt das Wirtschaftsarchiv das Projekt vom 8. bis 21. Mai 2012 im Rathauses Reinickendorf in einer Ausstellung vor, für die Bezirksbürgermeister Frank Balzer die Schirmherrschaft übernommen hat. Die Ausstellungseröffnung erfolgte am 8. Mai durch den Bezirksstadtrat für für Stadtentwicklung, Umwelt und Gewerbe Martin Lambert. Die Europawoche wird in Erinnerung an die Schuman-Erklärung vom 9. Mai 1950, die den Grundstein für die heutige Europäische Union legte, jedes Jahr im Mai als gemeinsame Aktion der deutschen Länder, der Bundesregierung, der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments in ganz Deutschland gefeiert. Für die Berliner Europawoche wurden Verwaltungen, Vereine, Schulen, Firmen, Initiativen und alle aktiven Europäer/innen, aufgerufen, unter dem gemeinsamen Motto "Europa ist hier!" den Bürgerinnen und Bürgern wieder ein vielseitiges Angebot aus Information, Dialog und Aktion anzubieten. Ziel ist es, das europäische Bewusstsein zu schärfen und den Europagedanken zu stärken.

Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv e.V.
Das Wirtschaftsarchiv bewahrt Akten, Fotos, Karten, Pläne und Filme von Unternehmen und Verbänden sowie Nachlässe von Unternehmern auf. Es ist gemeinnützig und als kulturelle Institution vom Berliner Senat anerkannt. Das Wirtschaftsarchiv ist eine Forschungsstelle für die Wirtschaftsgeschichte der Region und organisiert Ausstellungen sowie Konferenzen und Veranstaltungen zu wirtschaftshistorischen Themen. Es ist Lernort für Schulen und kooperiert mit Universitäten und anderen historisch ausgerichteten Institutionen. Das Wirtschaftsarchiv finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Drittmittel und Spenden. Für Spenden können Spendenquittungen ausgestellt werden.

Kontakt:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
Björn Berghausen (Geschäftsführer)
Eichborndamm 167, Haus 42
13403 Berlin
Telefon 030 41190698
Telefax 030 41190699
mail@bb-wa.de
www.bb-wa.de

Quelle: BBWA, Pressemitteilung, 9.5.2012

Neue Findbücher des Landesarchivs NRW online

Das Landesarchiv NRW Abt. Westfalen hat zahlreiche Findbücher neu in das Portal www.archive.nrw.de eingestellt und macht auf die Gesamtliste aller Online-Findmittel aufmerksam. Der Übersichtlichkeit halber sei in Anlehnung an die archivische Tektonik auf ausgewählte territorial orientierte Zusammenstellungen im GenWiki (http://wiki-de.genealogy.net) verwiesen:

1.1.1. Herzogtum Westfalen
(http://wiki-de.genealogy.net/Herzogtum_Westfalen/Archive)
1.1.2. Vest Recklinghausen
(http://wiki-de.genealogy.net/Vest_Recklinghausen#Archive)
1.2.1. Fürstbistum Münster
(http://wiki-de.genealogy.net/F%C3%BCrstbistum_M%C3%BCnster#Archive)
1.2.2. Fürstbistum Paderborn
(http://wiki-de.genealogy.net/F%C3%BCrstbistum_Paderborn#Archive)
1.3.1. Fürstabtei Corvey
(http://wiki-de.genealogy.net/F%C3%BCrstabtei_Corvey#Archive)
1.3.2. Fürstabtei Herford
(http://wiki-de.genealogy.net/Frauenstift_Herford#Archive)
1.4.1. Grafschaft Mark
(http://wiki-de.genealogy.net/Grafschaft_Mark#Archive)
1.4.2. Fürstentum Minden
(http://wiki-de.genealogy.net/F%C3%BCrstentum_Minden#Archive)
1.4.3. Grafschaft Ravensberg
(http://wiki-de.genealogy.net/Grafschaft_Ravensberg/Archive)
1.5.4. Grafschaft Rietberg
(http://wiki-de.genealogy.net/Grafschaft_Rietberg#Archiv)
1.5.5. Fürstentum Siegen
(http://wiki-de.genealogy.net/F%C3%BCrstentum_Siegen/Archiv)
1.6. Reichskammergericht
(http://wiki-de.genealogy.net/Reichskammergericht#Archive)
1.6. Johanniter Heitersheim und Wietersheim
(http://wiki-de.genealogy.net/Johanniter#Archiv)

Kontakt:
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen
Bohlweg 2
48147 Münster
Tel.: 0251 / 4885-0
westfalen@lav.nrw.de
www.archive.nrw.de/lav/abteilungen/westfalen/oeffnungszeiten_und_kontakt/index.php

Quelle: LAV NRW, Portal Westfälische Geschichte, 3.5.2012

70 Jahre Deportation der Thüringer Juden: Eindrucksvolle Fotografien im Eisenacher Stadtarchiv

Am 9. Mai 2012 ist es genau 70 Jahre her, dass in Thüringen die Deportationen der jüdischen Bürger begannen. Den Anfang der Vernichtung stellten die Deportationen am 9. Mai 1942 dar – auch in Eisenach. Eindrucksvoll und bedrückend zugleich zeigen 20 Schwarzweißfotos aus dem Stadtarchiv Eisenach in aller Deutlichkeit, dass diese Deportationen nicht etwa im Geheimen, sondern unter den Augen der damaligen Eisenacher Einwohner vonstatten ging. So mussten die Juden am 9. Mai 1942 durch die Goethestraße, die Schillerstraße, die Gabelsberger Straße bis zum Bahnhof ziehen. Von dort aus ging es per Sammeltransport mit dem Zug nach Weimar, einen Tag später weiter nach Leipzig. Der Transport endete am 12. Mai 1942 im Ghetto in Belzyce (Polen). Aus Eisenach wurden damals 58 Menschen deportiert. Keiner von ihnen überlebte die Tortur.

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Abb.: Die Eisenacher Bürgermeisterin Ute Lieske und Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner mit den Fotos, die die Deportation der Eisenach Juden am 9. Mai 1942 zeigen. (© Foto: Stadt Eisenach)

Dr. Reinhold Brunner, Leiter des Eisenacher Stadtarchivs und Bürgermeisterin Ute Lieske erläuterten heute in Gedenken an diesen Tag die historisch wertvollen Bilddokumente. Denn sie sind die einzigen Fotografien aus Thüringen, die die Deportationen zeigen. Zwar ist der Ursprung der 20 Aufnahmen unbekannt, die abgebildeten Juden dagegen nicht. "Die Menschen sind für uns nicht einfach eine graue, anonyme Masse", sagt Dr. Brunner. Zum Teil konnten sie im Rahmen der jüdischen Begegnungswochen, die 1995, 1999 und 2002 in Eisenach stattgefunden haben, von Familienangehörigen identifiziert werden. "Wir verbinden mit den abgebildeten Menschen Biographien", sagt auch Ute Lieske.

Ebenso eindrucksvoll und emotional ist ein Brief vom 15. Oktober 1941. Das Original wird ebenfalls im Stadtarchiv aufbewahrt. Darin schreibt Alfred Maerker (Bankensachverständiger, seit den 1920er Jahren in Eisenach ansässig und jüdischer Abstammung) an seine Tochter in Shanghai über die Situation der Eisenach Juden: "Der Umzug ist regulär von statten gegangen, aber dieses Ereignis ist ganz fürchterlich: In einem so kleinen Zimmer wohnen, essen, schlafen etc. das ist wahrlich wenig angenehm. Aber für die Juden gibt es keine Kultur mehr, sie dürfen nur noch vegetieren."

Zusammen mit Einträgen in der amtlichen Chronik der Wartburgstadt von 1942 ergibt sich so ein klares Bild über den Ablauf der Deportationen. Die historische Bedeutung der Eisenacher Dokumente ist immens. In zahlreichen nationalen und internationalen Veröffentlichungen sind die Fotos vom 9. Mai 1942 zu finden. Darunter Schulbücher, Ausstellungskataloge und Geschichtsmagazine. Zu diesem Thema findet außerdem am Donnerstag, 10. Mai 2012, eine Gedenkveranstaltung im Erfurter Landtag statt. Im Rahmen einer Ausstellung werden dort auch die Fotos aus Eisenach gezeigt.

Kontakt:
Stadtarchiv Eisenach
Markt 24
99817 Eisenach
archiv@eisenach.de

Quelle: Stadt Eisenach, Pressemitteilung, 7.5.2012

Neue Ortsgeschichte Everswinkels publiziert

Ein neues Heimatbuch des Heimatvereins Everswinkel ist in limitierter Auflage erschienen und wurde jetzt durch den Autor Erwin Buntenkötter vorgestellt. Nach langer intensiver Vorbereitung und der notwendigen Finanzierung ist es dem Heimatvereins unter der Regie von Erwin Buntenkötter, Bernhard Zimmermann und Franz-Josef Rutsch in Begleitung von Albert Reinker gelungen, 30 Aufsätze zur Ortsgeschichte des Vitusdorfs Everswinkel auszuarbeiten und in einem gebundenen Buch mit 288 Seiten, Fotos und Zeichnungen von Albert Reinker zu veröffentlichen.

Der Titel der Publikation lautet "Zwischen Ems und Angel. Aufsätze zur Geschichte Everswinkel" (Inhaltsverzeichnis als PDF).

Zu den Beiträgen gehören die Entstehung des Dorfs und der Pfarrei im frühen Mittelalter, die Bevölkerungs-Statistik um 1750, die verpasste Eisenbahnlinie, die braune Diktatur in Everswinkel, den Einmarsch der Amerikaner 1945, die Entwicklung der Schule und des Kirchplatzes vom Mittelalter bis heute. Der Vorsitzende des Bürgerschützenvereins, Franz-Josef Rutsch, freute sich, dass es gelungen sei, das großartige Werk von Erwin Buntenkötter (83) in einem Buch zusammenzufassen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Die Arbeiten beruhen auf gründlicher Kenntnis des Archivmaterials. Zu den jeweiligen Themen forschte Buntenkötter im Gemeindearchiv, im Kreisarchiv, im Bistums- oder im Staatsarchiv. Er übersetzte lateinische Dokumente, entzifferte alte deutsche Handschriften und studierte zahllose historische Schriftstücke.

Quelle: Die Glocke Online, 2.5.2012

Borsig in Berlin. Anfänge vor 175 Jahren

Auf 175 gemeinsame Jahre blicken Berlin und das Unternehmen Borsig im Jahr 2012 zurück und können ein ungewöhnliches Jubiläum begehen. Begonnen hat die Geschichte von Borsig mit der Eisengießerei vor dem Oranienburger Tor, die August Borsig 1837 eröffnete. Die Industrialisierung Berlins ist eng verknüpft mit dem Unternehmen Borsig, das Mitte des 19. Jahrhunderts Europas größter Lokomotivenhersteller war und bis zur Weltwirtschaftskrise von der Familie geführt wurde. Das 1898 errichtete Werk in Tegel ist noch heute Standort des Unternehmens,1922 erhielt Berlin mit dem Borsig-Turm sein erstes Hochhaus.

Der vierte Abend zur Industriekultur des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs am 11. Mai 2012 ist der Gründung des Unternehmens Borsig vor 175 Jahren in Berlin gewidmet. Gemeinsam mit dem Verein für die Geschichte Berlins, gegr. 1865 e.V. lädt das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv zu 18.00 Uhr in den Goldberger-Saal des Vereins der Berliner Kaufleute und Industriellen (VBKI) im Ludwig-Erhard-Haus in der Fasanenstraße 85 ein. Stefan Beck, Geschäftsführer der heutigen BORSIG GmbH, wird die Gäste begrüßen.

Anschließend präsentiert Dr. Dieter Vorsteher, ausgewiesener Kenner der Berliner Wirtschaftsgeschichte und Stellvertreter des Präsidenten der Stiftung Deutsches Historisches Museum, die bewegten ersten Jahrzehnte von Borsig mit einem Bogen bis zum Heute. Er beginnt bei der Gründung der ersten Eisengießerei durch August Borsig, mit dem 1837 der Pfad des Unternehmens seinen Anfang nahm. Auf dem Weg streift der Vortrag Stationen wie das Industriegebiet an der Chausseestraße, das wegen der vielen Essen und Schornsteine „Feuerland“ genannt wurde, und dokumentiert den Einfluss von Borsig auf das Stadtbild Berlins.

Der Bestsellerautor Horst Bosetzky liest im Anschluss aus seinem biografischen Roman „Der König vom Feuerland – August Borsigs Aufstieg in Berlin“ und zeigt, wie packend Unternehmensgeschichte sein kann. Der Autor – besser bekannt unter dem Kürzel -ky, unter dem er zahlreiche Kriminal- und Berlin-Romane veröffentlicht hat – zeichnet Facetten einer beispielslosen Fabrikantenkarriere nach und macht in seiner Lesung eine vergangene Epoche Berlins lebendig.

Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv versteht sich als Gedächtnis der regionalen Wirtschaft. Es bewahrt die Überlieferungen des Wirtschaftsstandortes, ist Forschungsstelle für die regionale Wirtschaftsgeschichte, Veranstalter von Ausstellungen, Konferenzen und Vortragsreihen sowie Vermittler von wirtschaftshistorischen Themen an die Öffentlichkeit.

Termin und Veranstaltungsort:
11. Mai 2012,18 Uhr im Goldberger-Saal, Ludwig-Erhard-Haus, Fasanenstraße 85, 10623 Berlin, (U + S Bahnhof Zoo)
Kostenbeitrag: 5,00 €, Weitere Informationen: Veranstaltungsfaltblatt

Kontakt und Anmeldung:
Herr Berghausen
Geschäftsführer Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
Eichborndamm 167, Haus 42
13403 Berlin
Telefon 030 41190698
Telefax 030 41190699
mail@bb-wa.de
www.bb-wa.de

Quelle: Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V., Pressemitteilung, 30.4.2012

Geschichte der Aisenbreys als Buch erschienen

„Es kommt schon mal vor, dass einer der Hobbyhistoriker, die bei uns im Archiv alte Quellen studieren, ein Buch veröffentlicht“, sagt der Kreisarchivar des Enzkreises Konstantin Huber. Dass ein solches Werk dann jedoch parallel auf Deutsch und Englisch erscheint, hat Huber in seinen zwanzig Enzkreis-Jahren noch nicht erlebt.

„Die Familie Aisenbrey – eine Deutsch-Amerikanische Familie mit ihren Wurzeln in Württemberg“ heißt das Buch, das Autor Heinz Aisenbrey nun im Landratsamt vorstellte. Denn tatsächlich leben etwa 90 Prozent der Aisenbreys in den USA und nur 10 Prozent in Deutschland. Dies geht aus dem Stammbaum der Familie von 1600 bis heute hervor, den der Familienforscher Kenneth Aisenbrey aus South Dakota (USA) 2006 fertig gestellt hatte – unter anderem mit der Hilfe des Kreisarchivs.

Dessen Veröffentlichung der Musterungslisten des Amtsbezirks Maulbronn von 1523 bis 1600 war wiederum der Anstoß für Heinz Aisenbrey, noch tiefer als sein amerikanischer Verwandter, nämlich in der Zeit vor 1600, zu graben. Entstanden ist ein Buch, das nicht einfach Lebensdaten erfasst: „Ich wollte die Leben meiner Vorfahren in ihrem historischen Umfeld rekonstruieren“, erzählt Autor Aisenbrey. Dazu habe er fünf Jahre lang intensives Quellenstudium betrieben – vor allem im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, in dem beispielsweise Leibeigenen-Verzeichnisse und Steuerlisten aufbewahrt werden.

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Abb.: Über die Geschichte seiner Familie hat Heinz Aisenbrey (Mitte) ein Buch verfasst, das auf Deutsch und Englisch erschienen ist. Mit Frau Helga und Cousin Friedrich Aisenbrey übergab er sein Werk an Kreisarchivar Konstantin Huber (2.v.r.), dessen Mitarbeiterin Eveline Sommer-Turkalj (links) und die Auszubildende Carina Ziegler (rechts). (Foto: Enzkreis)

Unterstützung gab es erneut vom Archiv des Enzkreises, bei dem viele Unterlagen des früheren Oberamts Maulbronn verwahrt werden – und von dort, aus der Gegend um Vaihingen und Mühlacker, stammt die Familie ursprünglich. Die frühesten Nennungen betreffen Gündelbach und Ensingen. Für Konstantin Huber ist der „Fall Aisenbrey“ ein besonders gelungenes Beispiel für Sinn und Zweck des Kreisarchivs: „Wir erfassen und bewahren die alten Dokumente ja nicht auf, um sie vor dem Zugriff zu schützen“, sagt er. Sie sollen vielmehr interessierten Bürgern zur Verfügung stehen, die die lokale Geschichte intensiv recherchieren möchten. Dies hat Heinz Aisenbrey mit Unterstützung seiner Frau Helga und seines Pforzheimer Cousins Friedrich Aisenbrey vorbildlich geleistet.

Heinz Aisenbrey hat übrigens nicht nur in Pforzheim, Vaihingen und Stuttgart intensiv geforscht: Das vierzehnte und letzte Kapitel seines Buches widmet sich dem Urahn der Amerikanischen Aisenbreys: 1753 bestieg Peter „Eisenbreit“ aus Gündelbach das Auswandererschiff in Rotterdam, um in der Neuen Welt sein Glück zu suchen – zumindest was die Gründung einer Familie angeht offensichtlich mit großem Erfolg. Vielleicht liegt es auch daran, dass die neuesten Forschungsergebnisse zu Staat und Gesellschaft in Württemberg im 18. Jahrhundert nur auf Englisch vorliegen – nicht jedoch auf Deutsch oder gar Schwäbisch.

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
07231 308-9423
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 105 / 2012

Niedersachsens neues Kulturerbeportal – www.kulturerbe.niedersachsen.de

Rund 10.000 Kulturgüter aus ganz Niedersachsen sind seit dem 24. April 2012 öffentlich in hochauflösend digitalisierter Form über ein neues Internetportal zugänglich: Die Plattform Kulturerbe Niedersachsen ermöglicht den freien Zugriff auf digitalisierte Gemälde und Graphiken, Bücher, Handschriften und weitere Kulturschätze niedersächsischer Museen, Archive und Bibliotheken. An dem von dem Land Niedersachsen und von der Europäischen Union (EFRE) geförderten Projekt sind sieben Landeseinrichtungen aus Niedersachsen beteiligt. Koordiniert wird es von der SUB Göttingen. Der technische Betrieb erfolgt durch die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV).

Beteiligte Einrichtungen und ihre Objekte:

Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig: Handzeichnungen des 14. – 21. Jahrhunderts; ca. 3.800 Blätter

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: Zeugnisse der Göttinger Universitätsgeschichte (Bände, Graphiken, Porträts, Archivalien, Stammbuchblätter); mehr als160 Bände, 500 Graphiken, 1.000 Seiten Handschriften

Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover: illustrierte Bände aus der Sammlung „Königliche Gartenbibliothek Herrenhausen“ und Herbarien; ca. 7.000 Einzelblätter

Niedersächsisches Landesarchiv: Archivalien mit direktem Niedersachsenbezug (Urkunden, Karten, Handschriften, Akten); ca. 1.000 Digitalisate

Niedersächsisches Landesmuseum Hannover: Exponate aus den Bereichen Archäologie, Natur- , Völker- und Landeskunde (Münzen, Gemälde, Handzeichnungen, Graphiken, plastische Werke); ca. 100 Objekte

Landesbibliothek Oldenburg: Bände der Bibliothek Brandes; Oldenburger Sachsenspiegel; rund 260 Bücher mit insgesamt ca. 100.000 Buchseiten und 280 Seiten Handschriften

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Druckgraphiken des 15.-18. Jahrhunderts; mehr als 3.000 Einzelgraphiken

Die Bestände des Portals werden künftig weiter ausgebaut, was auch die Teilnahme anderer Kultureinrichtungen des Landes Niedersachsen ermöglicht.

Kontakt:
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Mechthild Schüler
Telefon: 0551/39-5278
schueler@sub.uni-goettingen.de

Wanderausstellung zu Migration und Integration in OWL in Bethel eröffnet

Entgegen dem allgemeinen Trend in Deutschland überaltert die Gesellschaft in Ostwestfalen-Lippe nicht. Der Regierungsbezirk Detmold wird nach einer Expertenprognose im Jahr 2020 die im Bundesdurchschnitt jüngste Bevölkerung haben. Dies liegt am hohen Migrantenanteil in OWL – rund 25 Prozent der Bevölkerung.

Migration und Integration wurden besonders seit dem Zweiten Weltkrieg prägend für die Region. Zu diesem Thema haben 15 kommunale, kirchliche und diakonische Archive aus Ostwestfalen-Lippe die Ausstellung „OWL – Heimat für Fremde?“ konzipiert, die vom 25. April bis zum 8. Juni 2012 im kirchlich-diakonischen Archivzentrum in Bielefeld-Bethel zu sehen ist.

Albert Henz, Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, erhofft sich von der Ausstellung weiterführende und helfende Impulse für eine gelingende Integration und Migration. „Ostwestfalen bietet hierfür anregende Erfahrungen. Die Ausstellung lässt erkennen, dass stabile Arbeits- und Lebensverhältnisse, das Abrufen der Potenziale in kultureller und demografischer Hinsicht, sowie eine aktive Bildungspolitik Faktoren für das Gelingen des Integrationsprozesses sind.“

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Abb.: Haben die Ausstellung eröffnet (von links): Pastor Albert Henz, Pastor Ulrich Pohl, Kerstin Stockhecke und Dr. Jens Murken (Foto: Schulz/Bethel)

Zu den beteiligten Archiven gehört das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen ebenso wie das Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Für Bethels Vorstandsvorsitzenden Pastor Ulrich Pohl ist die Ausstellung „ein lehrreicher Beitrag, um Integrationsprozesse nachvollziehen zu können“. Jeder Mensch müsse in seiner Individualität, mit seinen Fähigkeiten und mit seiner persönlichen Geschichte von der Gesellschaft akzeptiert werden und die Chance erhalten, gleichberechtigt an ihr teilhaben zu können. „Integration und Inklusion tragen wesentlich zur Vielfalt unserer Gesellschaft bei“, so Pohl.

Die Ausstellung behandelt das breite Themenfeld von Migration und Integration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei wird der gesamte zeitgeschichtliche Kontext der Migration in den Blick genommen: nicht nur die Migranten, auch die Bedingungen der „Aufnahmegesellschaft“ vor Ort in OWL werden vorgestellt. Es geht um die Erziehungsgeschichte zwischen der einheimischen und der eintreffenden Bevölkerung: Ostdeutsche Flüchtlinge und Vertriebene und ihre allmähliche Selbstorganisation; alliierte Militärangehörige und die Fraternisierung; jüdische Zuwanderung und Gemeindebildung nach dem Holocaust.

Schwerpunktthemen der Ausstellung sind unter anderem die erste Generation der Gastarbeiter in der Region, jugoslawische „Gastarbeiterinnen“ in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Kirchenasyl sowie die „Griechenbetreuung“ des Evangelischem Gemeindedienstes in Bielefeld.

Für das gemeinsame Projekt haben die beteiligten Archive ausschnitthaft zusammengetragen, was ihre Quellen über die Geschichte der Migranten in OWL aussagen. Die Ausstellung „OWL – Heimat für Fremde?“ wird nach der Eröffnung in Bethel an verschiedenen Orten in OWL gezeigt. Das Ausstellungsprojekt wendet sich auch an Schulen und wird archivpädagogisch begleitet. Gefördert wird das Projekt durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen.

Die Ausstellung „OWL – Heimat für Fremde?“ ist vom 26. April bis zum 8. Juni montags bis freitags, 9-16 Uhr und nach Vereinbarung, im kirchlich-diakonischen Archivzentrum, Bethelplatz 2, in Bielefeld-Bethel zu sehen.

Zur Ausstellung ist das Buch erschienen:
Michael Hallerberg/Fabian Kindt/Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive:
Heimat für Fremde? Migration und Integration in Deutschland vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart mit Beispielen aus Ostwestfalen-Lippe
(Schriften des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen; 16)
Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2011
ISBN : 978-3-89534-926-3
272 S. – 25,0 x 17,0 cm, gebunden, Hardcover
14,90 Euro

Kontakt:
Archive am Bethelplatz
Bethelplatz 2
33617 Bielefeld

Quelle: EKvW, Pressemitteilung, 26.4.2012