Dietkirchener Akten ans Stadtarchiv Limburg

Dietkirchen war 1971 der erste Ort, der sich im Zuge der Gebietsreform der Stadt Limburg anschloss. Die bis dahin selbständige Verwaltung der Gemeinde ging in die der Gesamtstadt auf. Die zu diesem Zeitpunkt geschlossenen Dietkirchener Akten blieben zunächst im ehemaligen Rathaus. Jetzt, mehr als 40 Jahre später, hat sie Ortsvorsteher Bernhard Eufinger im Beisein von Bürgermeister Martin Richard an den Limburger Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker übergeben.

Vorausgegangen waren Gespräche zwischen dem Ortsvorsteher sowie weiteren Ortsbeiratsmitgliedern und dem Stadtarchivar. Dieser bekundete das Interesse an den Akten, und die Vertreter Dietkirchens gaben ihrem Wunsch nach sicherer Unterbringung ihres „Gedächtnisses“ Ausdruck. Nach einem Ortstermin vereinbarten Eufinger und Waldecker die Umlagerung.

„Bisher hatten wir nur etwa fünf Regalmeter Dietkirchener Akten und Amtsbücher,“ erläutert Dr. Waldecker. „Durch diese Abgabe ist der Bestand auf rund 37 Meter angewachsen. Wie viele archivwürdige Einzelvorgänge dies sind, lässt sich erst nach Bewertung und Erschließung sagen.“

In der nächsten Zeit werden die Akten bewertet, d. h. es wird im Archiv entschieden, welche rechtlich und historisch bedeutend sind und aufbewahrt werden und welche vernichtet werden. Dabei steht zu erwarten, dass die Anzahl der Akten, die beseitigt werden, eher gering ausfällt und der weitaus größte Teil erhalten wird. Die für archivwürdig befundenen Akten werden erschlossen, d. h. es wird festgehalten, welche relevanten Informationen in den Akten sind, welche Personen, Straßen und Sachbegriffe darin vorkommen. Vor allem ist die Laufzeit wichtig, also das Jahr des ältesten Schriftstücks in einer Akte und das des jüngsten.

Um die Archivalien vor physischen Schäden zu schützen, wird das Metall (z. B. Büroklammern) entfernt, bevor sie in säurefreie Kartons gepackt werden. Danach werden sie der Forschung zur Verfügung stehen. „Hier sind die Akten an der richtigen Stelle,“ sagte Ortsvorsteher Bernhard Eufinger. Er sieht durch die Abgabe nun auch die Gefahr gebannt, dass diese Dietkirchener Dokumente in einigen Jahren in Vergessenheit geraten und vernichtet werden.

In der Vergangenheit erhielt das Stadtarchiv schon mehrfach Akten aus den Stadtteilen. Dabei handelte es sich vorwiegend um zufällige Funde, also „vergessene“ Akten in diversen Schränken der Gemeinschaftshäuser. Über Umwege gelangten auch Akten aus der Hand von Privatleuten ans Archiv. „Die Stadt Limburg als Rechtsnachfolgerin der ehemals selbständigen Ortsgemeinden ist Eigentümerin dieser Akten, ganz gleich, wo sie sich befinden und wie sie dorthin gekommen sind,“ erklärte Stadtarchivar Dr. Waldecker.

„Wir appellieren an alle, die noch Akten in ihrem Besitz haben, diese an das Stadtarchiv abzugeben,“ so Bürgermeister Martin Richard. „Das wird für niemanden von Nachteil sein. Dem kulturellen Erbe der Stadt und der Erforschung ihrer Geschichte kann aber so ein großer Dienst erwiesen werden.“ Der Bürgermeister betonte, dass die heutige Betrachtung der Limburger Geschichte natürlich auch die Stadtteile umfasse. Dies könne aber nur gelingen, wenn alle Quellen zur Verfügung stehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Limburg an der Lahn
Dr. Christoph Waldecker
Schloss Limburg
Mühlberg 3
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 0 64 31 / 93 23 67
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Kreisstadt Limburg, Medienmitteilung, 2.4.2012

26. Archivpädagogenkonferenz 19. bis 21. April 2012 in Dresden

»Danke. Sie können gehen. Wir werden Sie jetzt dekonstruieren …«. Mit dem gleichlautenden Vortrag von Frank Richter, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, eröffnet am 20. April 2012 das Programm zur diesjährigen, 26. Archivpädagogenkonferenz, die in Dresden stattfindet.

Im Mittelpunkt dieser bundesweiten Fachtagung steht die Überlieferung von Zeitzeugenberichten als mündliche Geschichtsquellen – auch Oral History genannt – und ihr Einsatz im Rahmen der historisch-politischen Bildungsarbeit an Schulen, in Archiven und bei historischen Bildungsträgern.

In vier Sektionen werden Fachvorträge im Hauptstaatsarchiv Dresden und im Stadtarchiv Dresden diese junge Methode der Geschichtsdidaktik vorstellen sowie Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit ihr aufzeigen.

Das am Freitagabend stattfindende Gespräch zwischen Frank Richter, 1989 Mitbegründer der „Gruppe der 20“, und Detlef Pappermann, damals Oberleutnant der Volkspolizei, thematisiert die Ereignisse der Friedlichen Revolution am 8. Oktober 1989 in Dresden. Am Sonnabend schließen Praxisbeispiele aus Schulen die Konferenz ab. Schüler der Talsperrenschule Thoßfell z. B. stellen ihr Projekt „Das verschwundene Dorf Pöhl“ vor, welches 2011 den zweiten Bundespreis im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gewann.

Veranstalter der Tagung ist der Arbeitskreis „Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit“ im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA). Kooperationspartner sind das Sächsische Staatsarchiv, der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen/Außenstelle Dresden, das Stadtarchiv Dresden und das Sächsische Staatsministerium für Kultus.

Kontakt:
Frau Annekatrin Schaller
Stadtarchiv Neuss (Sprecherin des Arbeitskreises)
annekatrin.schaller@stadt.neuss.de
Tel.: 02131/ 90-4253

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Medieninformation, Nr. 3 / 2012

Tagung in Minden »Erinnern. Gedenken. Vermitteln.«

Der zeitliche Abstand, der Verlust der Zeitzeugen und die unterschiedlichen Kontexte innerhalb der Einwanderungsgesellschaft, aus denen heraus die Zeit des Nationalsozialismus betrachtet wird, erfordern neue Konzepte für die Erinnerungsarbeit. Nicht zuletzt stellt sich angesichts von Rechtsextremismus und Terrorismus die Frage ihrer Wirksamkeit: Ist nachhaltige Prävention möglich?

Neben den großen Gedenkstätten in Deutschland und Europa sind es die Erinnerungsorte in der unmittelbaren Umgebung des Einzelnen, die für eine Auseinandersetzung mit Opfern und Tätern der NS-Zeit immer wichtiger werden. Können die Vermittlung der Historie und die direkte Anschauung von Opfer- und Täterorten dazu beitragen, demokratisches Bewusstsein zu stärken und Sensibilität für die Einhaltung der Menschenrechte im eigenen Umfeld zu entwickeln?

Die Tagung »Erinnern. Gedenken. Vermitteln.« möchte allen Interessierten, Pädagoginnen und Pädagogen sowie den in der Erinnerungsarbeit Tätigen neue Impulse geben: Beispiele aus der regionalen und überregionalen Praxis treffen auf konzeptionelle Überlegungen und Perspektiven der Erinnerungsarbeit und der Gedenkstättenpädagogik.

Die Tagung findet an einem Mindener Gedenkort – der Martinikirche – statt. Diesem Ort und seiner Verbindung nach Kreisau/Krzyzowa in Polen, ehemals Treffpunkt des Kreisauer Kreises, ist ein Teil des Veranstaltungsprogramms gewidmet.

Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.

Info:
Erinnern. Gedenken. Vermitteln
Erfahrungen und Perspektiven historisch-politischer Bildung an NS-Gedenkorten
Eine Tagung des Mindener Geschichtsvereins in Kooperation mit dem Ev. Kirchenkreis Minden
8. – 10. Juni 2012
Martinhaus der Ev. Luth. St. Martini-Kirchengemeinde
Martinikirchhof 7, 32423 Minden
Ev. Luth. Ratskirche St. Martini
Martinikirchhof 1, 32423 Minden

Link: http://www.mindener-geschichtsverein.de/Tagung-2012.pdf.

Aktenlesung: Kurioses aus dem Stadtarchiv Herten

Zu einer ungewöhnlichen Lesung in den neuen Räumen des Stadtarchivs Herten sind am 20. April 2012 alle interessierten Bürgerinnen und Bürger eingeladen. Im Rahmen des Tags der offenen Tür präsentieren Archiv und Kulturbüro gemeinsam kuriose, unterhaltsame und informative Fundstücke aus dem Gedächtnis der Stadt. Der Eintritt ist kostenlos.

An diesem Tag öffnet das Archiv zum ersten Mal – nach dem Auszug aus dem Keller des Gymnasiums – seine Pforten. Jeweils um 16 und 17 Uhr wird das neue, an diesem Tag illuminierte Magazin zur Lesebühne. Dr. Reinildis Hartmann und Michael Otta vom Förderverein der Stadtbibliothek lesen dann aus alten Akten vor. Schon bei der historisch-literarischen Weinprobe zum Stadtjubiläum haben sie gekonnt historische Texte aus dem Archiv vorgetragen. Jetzt sind weitere Fundstücke dazu gekommen.

Neben stadthistorischen Ereignissen und weiteren sorgfältig gesammelten Daten, finden sich im Archivgut nicht selten auch Kuriositäten. "Wir haben zum Beispiel ein Dokument gefunden, das vor dem unzeitigen und unmäßigen Genuss geistig-berauschender Getränke warnt", verrät Sylvia Seelert aus dem städtischen Kulturbüro. Interessant sei auch die Fundanzeige über einen \’Ballen Gummi\‘, die einen langen Schriftverkehr nach sich zog, bis der Ballen zu seinem Besitzer zurückfand, ergänzt Archivleiterin Kirsten Noetzel. Bei diesen Formulierungen wird schnell klar: Selbst die Sprache, die in Briefwechseln und Vermerken genutzt wurde, erscheint im Rückblick eigentümlich und komisch.

Musikalisch begleitet der Percussionist Willi Z aus Recklinghausen die Lesungen. Er interpretiert die Texte mit ungewöhnlichen Klängen. So wird die Lesung zu einem außergewöhnlichen Hörerlebnis.

Kontakt:
Stadtarchiv Herten
Kirsten Noetzel, Leiterin
Kurt-Schumacher-Straße 2
45699 Herten
Tel.: 0 23 66 / 303 233
k.noetzel@herten.de

Quelle: Stadt Herten, Pressemitteilung, 12.4.2012

Päpstliche Urkunde im Dresdner Stadtarchiv wiederentdeckt

Bei Restaurierungen im Urkundenbestand des Stadtarchivs Dresden fanden Mitarbeiter in diesen Tagen eine verschollene „Papstbulle" wieder. Das ist eine Pergamenturkunde vom 30. April 1399. Mit der Bleibulle des Papstes Bonifatius IX. an rot und gelben Seidenfäden erteilt dieser allen, „die der täglich in der Kapelle des heiligen Kreuzes durch die Geistlichkeit stattfindenden Absingung des „Salve Regina" in Andacht beiwohnen werden, einen 40-tägigen Ablass". Bischof Caspar von Meissen bestätigt mit seinem Siegel den päpstlichen Ablass am 4. Juli 1458.

Das Besondere an dieser Urkunde ist, dass es sich hierbei um die einzige erhaltene Papsturkunde im Stadtarchiv handelt. Aus den vorliegenden Abschriften von Urkunden geht hervor, dass ursprünglich fünf bis sechs Papsturkunden aus der Reformationszeit hier existierten. Zwei davon waren sogenannte päpstliche Ablassurkunden. Lediglich die jetzt wiederentdeckte Urkunde ist noch im Original vorhanden und im Stadtarchiv überliefert.

Eine Päpstliche Bulle oder kurz Bulle ist die Bezeichnung für Urkunden, die in der päpstlichen Kanzlei in feierlicher Form ausgefertigt und besiegelt wurden und wichtige Rechtsakte des Papstes verkünden. Die Bulle trägt ihren Namen vom (Blei-)Siegel (lat. bulla), mit dem die Papsturkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit regelmäßig besiegelt waren. Papstbullen in Stadtarchiven sind selten überliefert.

Die Urkunde wurde inzwischen gereinigt und restauriert. Dr. Ulrike Siewert, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Institutes für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V., fertigte eine Übersetzung an.

Kontakt:
Stadtarchiv Dresden
Elisabeth-Boer-Straße 1
01099 Dresden
0351-4881515
stadtarchiv@dresden.de
www.dresden.de/stadtarchiv

Quelle: Dresden, Pressemitteilung, 12.4.2012

4.000 Seiten zur Lübecker Baugeschichte neu im Internet

Das Archiv der Hansestadt Lübeck erweitert sein Informationsangebot zur Hausforschung: Auf der Webseite des Archivs und im Lesesaal kann ab dem 19. April 2012 die von Herrn Hans Meyer, Lübeck, die seit 1989 entstandene und regelmäßig aktualisierte Dokumentation Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck: BASt eingesehen werden.

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BASt enthält Literaturnachweise und Zitate zur Geschichte privater und öffentlicher Gebäude, über die Lübecker Kirchen, über Stadtentwicklung und Denkmalpflege. Es handelt sich um ein hervorragendes Kompendium der baulichen Entwicklung der Hansestadt. In den zur Zeit 140 Dateien mit insgesamt über 4.000 Druckseiten finden sich zudem bibliographische Hinweise auf über 600 Publikationen zu Lübecks baulichem Werden seit dem 14. Jahrhundert aus über 190 Jahren Stadtgeschichtsforschung.

BASt ist keine Bibliographie im herkömmlichen Sinne: Hans Meyer hat nicht nur Buch- und Aufsatztitel oder Inhaltsverzeichnisse erfasst, sondern alle Beiträge gelesen und ihre Inhalte anhand von Stichworten und/oder Zitaten nachgewiesen. Alles Wissenswerte zur Baugeschichte ist berücksichtigt worden, bei Kirchen nicht nur die Gebäude, sondern auch das Inventar.

Aufwändige, kosten- und zeitintensive Literaturrecherchen zur Hausforschung erübrigen sich mit Hilfe von BASt. Sie finden schnell weiterführende und durch regelmäßige Aktualisierungen auf den neuesten Forschungsstand gebrachte Informationen über Profanbauten und sakrale Gebäude in der Altstadt und den Vorstädten.

Man findet zum Beispiel 245 Zitate und Literaturnachweise zu 100 Stichworten aus dem Themenbereich Weltkulturerbe und Denkmalpflege. Oder: 600 Zitate zu über 140 Stichworten zur Rubrik Architektur, Baukultur, Stadtentwicklung, Stadtplanung und ISEK.

Ob groß, ob klein, wertvoll oder bescheiden, gehen Sie davon aus, dass Häuser, die in der Lübeck-Literatur erwähnt werden, als Nachweis oder als Zitat in BASt berücksichtigt sind. All diese Informationen stehen ab dem 19. April 2012 online kostenfrei zur Verfügung unter www.archiv.luebeck.de/bast.

Die öffentliche Freischaltung und Präsentation findet statt am 19.4.2012, 18.00 Uhr, im Lesesaal des Archivs der Hansestadt Lübeck, Mühlendamm 1-3, 23552 Lübeck.

Link: Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck: BASt (Flyer)

Kontakt:
Archiv der Hansestadt Lübeck
Mühlendamm 1-3
23552 Lübeck
Tel. 0451 122 4152
archiv@luebeck.de
www.archiv.luebeck.de

Quelle: Archiv der Hansestadt Lübeck, Pressemitteilung

Fotoalben der Ratinger Landwirtschaftsschule

Rosemarie Masur, die letzte Leiterin der Mädchenabteilung der ehemaligen Landwirtschaftsschule am Hauser Ring in Ratingen, hat dem Stadtarchiv Ratingen mehrere Fotoalben vermacht. Dieser dokumentarische Glücksfall beinhaltet eine Erinnerung an verloren gegangenes Wissen, zum Beispiel über Ernährung und Gartenbau.

Rosemarie Masur war seit 1951 Lehrerin in und ab 1960 Leiterin der 1929 eröffneten Mädchenabteilung der Landwirtschaftsschule am Hauser Ring. Dort ging es für zukünftige Bäuerinnen darum, die Hausarbeit als Lehrberuf zu professionalisieren: Ernährungslehre, Gartenbautheorie, Gesundheitspflege, Wäschepflege, Gemeinschafts- und Familienkunde standen im Lehrplan, später auch die fachgerechte Verarbeitung von Gefriergut.

Rosemarie Masur, die bis zu ihrem Tod im Jahr 2008 in Haus Salem lebte, hat den Schulalltag akribisch in Fotoalben dokumentiert. Sie kannte die Schule, die 1908 als Fortbildungsstätte für junge Landwirte der Region gegründet wurde, sehr genau. Sie wusste auch, dass sich viele Jungbauern dort ihre späteren Ehefrauen suchten, doch blieben die Abteilungen bis zur Schließung der Schule im Jahr 1969 streng getrennt.

Kontakt:
Stadtarchiv Ratingen
Mülheimer Str. 47
D-40878 Ratingen
Telefon: 02102-550-4190/-4191
Telefax: 02102-550-9419
stadtarchiv@ratingen.de

Quelle: RP-Online, 7.4.2012; vgl. Erika Münster: Berufsziel Bäuerin – Die Mädchenabteilung der Landwirtschaftsschule Ratingen 1929-1969, in: die Quecke 61 (1991), S. 78-80.

Handschriftliche Kostbarkeiten im Stadtarchiv Fulda

Geschichte hat viele "Gesichter". Akten, Urkunden, Siegel, Bilder sind Teil dieses kollektiven historischen Gedächtnisses. Hüter dieser je nach Perspektive mehr oder weniger kostbaren "Schätze" sind die Archive wie das Stadtarchiv Fulda. Was in ihren Tausenden von Regalkilometern Wertvolles schlummert, ist spätestens seit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln der Öffentlichkeit schmerzhaft bewusst geworden.

Unikate
In Köln sind im Gegensatz zur Weimarer Anna Amalia Bibliothek unschätzbare "Unikate" verloren gegangen. Das wäre auch in Fulda der Fall, wenn zum Beispiel Ratsprotokolle verbrennen würden. "Denn sie gibt es nur einmal, so wie auch die Gründungsurkunde des Fuldaer Stadtrats von 1384, das älteste Gerichtsprotokoll der Stadt von 1494 oder das älteste Ratsprotokoll aus dem Jahr 1530″, sagt Archivleiter Dr. Thomas Heiler und beschreibt, was wäre, wenn es im Stadtarchiv zum Ernstfall kommen würde. Eine Gutenberg Bibel, so die schlichte Erkenntnis, sei ersetzbar, weil sie laut Heiler "weltweit glücklicherweise noch mehrfach vorkommt."

Umdenken
Die Geschichte hat viele Beispiele des Verlusts von bedeutendem Archivgut geliefert. In den Bauernaufständen haben marodierende Haufen zielgerichtet die adligen Archive verbrannt und damit den Nachweis ihrer Bringschuld gegenüber dem Lehnsherrn. Folglich standen Brandkatastrophen und die Beseitigung der Löschwasserschäden bislang stets im Focus des Interesses von Archivaren und zuständiger Stellen – weniger der Einsturz eines ganzen Gebäudes wie im tragischen Unglücksfall von Köln. Umdenken ist deshalb angesagt.

Erbe schützen
Seit 1961 gibt es ein Bundesprogramm zum Schutz kostbaren Kulturgutes. Der leitende Gedanke damals: Das Erbe der Republik vor dem Atomkrieg zu schützen und zu bewahren. Deshalb ist seiner Zeit "massenweise Archivgut verfilmt worden." Angefragt wurden jedoch nur die großen Archive. Das Fuldaer Stadtarchiv nicht, wie dessen Leiter bedauert. Die Archivalien der Fürstabtei und des Fürstbistums Fulda, die im Marburger Staatsarchiv lagern, sind verfilmt. Päpstliche und kaiserliche Privilegien sowie die Hammelburger Schenkungsurkunde von Karl dem Großen von 777 finden sich in diesen Beständen ebenso wie alle Protokollbände oder Akten, die die fürstäbtliche oder bischöfliche Verwaltung hervorgebracht haben. Somit sind sämtliche Quellen vor 1803 auf Film gesichert, von dem das Stadtarchiv jeweils eine Kopie besitzt.

Im Netz
"Highlights" dieser Bestände sind als Projekt des Marburger Staatsarchivs ins Netz gestellt worden, so exakt 2439 Urkunden des Fuldaer Reichsklosters aus der Zeit von 751-1837. Auch alle Fuldaer Urkunden vor 1803 mit Kurzbeschreibungen und hoch aufgelösten Bildern sollen in den nächsten Wochen folgen. Urkunden machen laut Heiler jedoch nur "ein Prozent der Bestände" aus. Die weitaus größere Menge bilden die Akten. "Sie sind oft nicht auf Mikrofilmen oder in digitalisierter Form gesichert", räumt der Leiter des Stadtarchivs ein.

Sichern
Ein zusätzliches Problem: Das papierlose Büro sei "ferner denn je", beschreibt Thomas Heiler die Entwicklung. Dem Stadtarchiv sei es dennoch gelungen, die Bestände der Stadt auf 40 Prozent ihres Volumens zu reduzieren, indem sie "durchforstet und auf die archivwürdigen reduziert worden sind." "Jetzt, wo wir das Archivgut bestimmt haben, müssen wir es durch Digitalisieren und Mikroverfilmen sichern." Das zumindest ist Heilers Wunsch. Und ein Projekt, das auf 10 Jahre angelegt wäre. Ansonsten drohe Gefahr für das wertvolle Archivgut, das stolze 600 Regalmeter hinter den historischen Mauern des Stadtarchivs füllt und von 1945 bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Bei der Langzeitsicherung "schwören" Archivare übrigens anstelle des Digitalisierens auf die Mikroverfilmung, ein ebenso günstiges wie einfach zu handhabendes Verfahren. Filme sollen nämlich eine Zeitspanne von mindestens 500 Jahren überdauern können. Wie beständig das Material ist, belegen bereits bis zu 150 Jahre alte Filme.

Goldenes Buch
Im Falle Fuldas wäre das "Goldene Buch" der Stadt zu sichern, das wohl verwahrt im Safe schlummert. Aber auch weitere "Schätze" seines Archivs wie die Gründungsurkunde des Fuldaer Stadtrats von 1384, das älteste Gerichtsprotokoll der Stadt von 1494 oder das älteste Ratsprotokoll aus dem Jahr 1530 müssen nach Worten Heilers verfilmt werden. Diese städtischen Unterlagen sind leider "noch nicht für die Ewigkeit" aufgehoben wie die Staatakten der Fürstabtei, die auch als Kopien in luftdicht verschlossenen Behältern im Oberrieder Stollen im Schwarzwald lagern.

Päpstliche Urkunde
Um zu zeigen, worüber er wacht, führt mich Thomas Heiler ins Obergeschoss des Stadtarchivs. Dort reiht sich ein graues Stahlregal ans andere. Behutsam lässt er eines zur Seite gleiten und greift nach einem der vielen sorgsam gestapelten "säurefreien" Kartons. Zum Vorschein kommt eine Bischofsernennungsurkunde von Papst Leo XIII. in filigraner, fein verzierter Handschrift und mit päpstlichem Siegel. Stück um Stück präsentiert Heiler weitere Meisterwerke aus der Feder geschickter meist mittelalterlicher Schreiber.

Kontakt:
Magistrat der Stadt Fulda
Stadtarchiv
Bonifatiusplatz 1+3
36037 Fulda
Leitung:
Dr. Thomas Heiler
Tel.: (06 61) 1 02 – 14 50
Fax: (06 61) 1 02 – 24 51
stadtarchiv@fulda.de

Quelle: Stadt Fulda / Magistratspressestelle, Pressemeldung, 27.3.2012

Salzburger Akten im Oberösterreichischen Landesarchiv zwischen 1816 und 1849

Durch das neue Buch "Salzburg als Teil von Oberösterreich (1816-1849). Salzburger Archivalien in den Beständen des Oberösterreichischen Landesarchivs" können sich Historiker "nun für ihre Forschungen bereits vor einem Archivbesuch in Linz einen Überblick über die Quellenlage verschaffen. Die in den Beständen des Oberösterreichischen Landesarchivs aufbewahrten Archivalien sind ein wichtiger Bestandteil der historischen Überlieferung unseres Bundeslandes – sie werden somit der Wissenschaft leichter zugänglich gemacht". Dies betonte der Direktor des Salzburger Landesarchivs, Dr. Oskar Dohle, am 7. März 2012 bei der Präsentation der Publikation, zu der das Archiv der Erzdiözese Salzburg, das Salzburger Landesarchiv und das Stadtarchiv Salzburg im Beisein der Ordinariatskanzlerin der Erzdiözese Salzburg Dr. Elisabeth Kandler-Mayr, Landesamtsdirektor Hofrat Dr. Heinrich Christian Marckhgott und Magistratsdirektor Dr. Hans Jörg Bachmaier eingeladen hatten.

Dr. Gerhart Marckhgott, Direktor des Oberösterreichischen Landesarchivs, hielt den Festvortrag zum Thema "Salzburg als Teil von Oberösterreich" und zitierte aus einem Administrationsbericht der ob der ennsischen Landesregierung vom März 1844, in dem über die triste wirtschaftliche und soziale Lage in Salzburg berichtet wird: "Zu Linz scheint sich, durch die Dampfschifffahrt und die ohne Dampf betriebene einfache Eisenbahn angeregt, etwas mehr Handelstätigkeit zu zeigen. Nicht so in Salzburg, welches mit seiner einstigen Größe und Flor seinen vormals sehr blühenden Handel verlor und die Rückwirkungen der Grenz- und Zollverhältnisse tief empfindet". Marckhgott hob die gute Zusammenarbeit der beiden Landesarchive hervor und regte an, mit diesen Administrationsberichten ein weiteres gemeinsames Publikationsprojekt zu machen.

Das heutige Bundesland Salzburg wurde zwischen 1816 und 1849 als Salzachkreis Teil des "Erzherzogtums Österreich ob der Enns" und büßte durch die verwaltungsmäßige Angliederung an das heutige Oberösterreich seine zentralörtliche Funktion weitgehend ein. Daher befinden sich auch Salzburger Akten dieser Zeit großteils im Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz. Dieser Verlust verwaltungsmäßiger Eigenständigkeit fand auch ihren aktenmäßigen Niederschlag, da sich die für Salzburg zuständigen Oberbehörden für mehr als drei Jahrzehnte in Linz befanden. Die "Ausstellerüberlieferung" des Schriftgutes dieser Einrichtungen lagert, sofern sie nicht in den ersten Jahren nach 1850 nach Salzburg abgegeben wurde, bis heute im Oberösterreichischen Landesarchiv. Diese Akten stellen damit eine Ergänzung zu den Archivbeständen aus den Jahren 1816 bis 1850 bzw. 1860 dar, die im Salzburger Landesarchiv vornehmlich im "Kreisamt" aufbewahrt werden. "Unnötige Archivreisen nach Linz können somit in Zukunft verhindert werden, da sich der interessierte Historiker bereits in Salzburg einen genauen Überblick zur Quellenlage im Oberösterreichischen Landesarchiv verschaffen kann", sagte der Leiter des Salzburger Landesarchivs, Dr. Dohle.

Es sei wieder Ausdruck der guten Zusammenarbeit zwischen den Archiven, dass auch diese Publikation wieder als Gemeinschaftsprojekt realisiert werden konnte – sie erscheint daher in allen drei Schriftenreihen, sagte Dohle. Der Historiker Mag. Peter Eigelsberger wurde mit den Recherchen im Oberösterreichischen Landesarchiv beauftragt. Die Zusage der Archivleiter der Erzdiözese und der Stadt Salzburg für dieses "Dreier-Projekt" war absolutes Neuland, da es bis dato in Salzburg kein derartiges archivübergreifendes Vorhaben mit einer gemeinsamen Finanzierung eines Historikers gegeben hatte – noch dazu fanden die Recherchen in einem fremden Archiv und in einem anderen Bundesland statt. Ergänzend dazu werden im Salzburger Landesarchiv die Akten aus dem Bestand "Kreisamt" aus den Jahren 1816 bis 1850 bzw. 1860 – also das Verwaltungsschriftgut, das von den "Oberbehörden in Linz stammt", genauer verzeichnet.

Info:
Salzburg als Teil von Oberösterreich (1816-1849). Salzburger Archivalien in den Beständen des Oberösterreichischen Landesarchivs,
zusammengestellt von Peter Eigelsberger nach Vorarbeiten von Oskar Dohle
Salzburg 2012, 270 S.

Die Publikation kann im Webshop des Landes oder im Buchhandel zum Preis von 21 Euro (inkl. Inlandsversandkosten) bestellt werden.

Kontakt:
Salzburger Landesarchiv
Michael-Pacher-Str. 40
A-5020 Salzburg
Tel. 0662/8042/4521 oder 4527
Fax: 0662/8042/4661
landesarchiv@salzburg.gv

Quelle: Land Salzburg, Medienmitteilung, 7.3.2012

Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr erhält verschollene Urkunden

Die Überlieferung der Reichsherrschaft Styrum zählt zu den bedeutenden Altbeständen des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr. Zum Bestand gehören auch über 200 mittelalterliche und frühneuzeitliche Urkunden, die einen Zeitraum von 500 Jahren Styrumer Geschichte (1263 bis 1764) abdecken.

Mit der spektakulären Schenkung eines Privatmanns aus Süddeutschland ist es Archivleiter Dr. Kai Rawe gelungen, mehrere zum Teil als verschollen geltende Urkunden der Reichsherrschaft Styrum für das Stadtarchiv zu sichern. Der Besitzer hatte diese im Nachlass seines Onkels gefunden und daraufhin Rawe kontaktiert, um die Urkunden dem Mülheimer Stadtarchiv zuzuführen.

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Es handelt sich bei der Schenkung um insgesamt elf Pergamenturkunden aus den Jahren 1480 bis 1723, die sich überwiegend mit der Verleihung von Fischereirechten durch die Äbte des Klosters Werden an die Herren von Styrum beschäftigen. Herausragendes Einzelstück ist eine so genannte "Kaiserurkunde" des römisch-deutschen Kaisers Karl V., ebenfalls ausgestellt für die Herren von Styrum. Alle Lehnsurkunden waren bei der Übergabe gut erhalten und wiesen nur minimale Schäden auf. Lediglich die anhängenden Wachssiegel mussten dem Zahn der Zeit Tribut zollen und waren somit erst einmal ein Fall für die Restauratorin des Stadtarchivs. Wie die Urkunden in den Besitz des verstorbenen Privatmanns gelangt sind, bleibt unklar.

Der Hauptbestand der Reichsherrschaft Styrum wurde 1927 von der Stadt Mülheim angekauft, weitere Teile befinden sich im Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, sowie im LWL-Archivamt für Westfalen in Münster. Von einer vierten Teilüberlieferung in privater Hand war bislang nichts bekannt.

Die Urkunden wurden von den Mitarbeitern des Mülheimer Stadtarchivs restauratorisch sowie archivarisch bearbeitet und stehen ab sofort für die historische Forschung zur Verfügung.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon 02 08 / 4 55 42 60
Fax 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@muelheim-ruhr.de
www.stadtarchiv-mh.de

Quelle: Stadt Mülheim an der Ruhr, 24.3.2012; Der Westen, 24.3.2012