Wertvolle historische Aufnahmen von Frauenfeld sichern und erhalten

Der Regierungsrat des Kantons Thurgau leistet einen Beitrag von 100.000 Franken zur Erschließung und Konservierung des Fotoarchivs Bär. Dieses umfasst rund 50.000 Aufnahmen Frauenfelds aus der Zeit zwischen 1865 und 1964 und ist im Besitz des Stadtarchivs Frauenfeld.

Drei Generationen des Fotogeschäfts Bär in Frauenfeld porträtierten Menschen, dokumentierten Firmentätigkeiten, bildeten militärische Motive, Landschaften und Architektur ab. Der Bestand des Archivs umfasst mehrere zehntausend Glas- und Zelluloidnegative sowie die Original-Auftrags- und Kundenbücher des Fotogeschäfts. Dank diesen lassen sich die Bilder zuordnen und datieren. Dieser fotografische Nachlass ist nebst demjenigen von Hans Baumgartner der bedeutendste des Kantons Thurgau. In Sachen fotografischer Überlieferung ist das Archiv für den Kanton Thurgau von zentraler Bedeutung.

Das von der Stadt Frauenfeld angestoßene Projekt hat das Ziel, den Archivbestand zu sichern und digital zu erschließen. Um dieses Projekt abschließen zu können, ersuchte die Stadt Frauenfeld um einen Beitrag aus dem Thurgauer Lotteriefonds. Der Regierungsrat erachtet eine Unterstützung durch den Kanton Thurgau für angezeigt und gewährt deshalb dem Stadtarchiv Frauenfeld einen Beitrag in der Höhe von 100.000 Franken aus dem Lotteriefonds.

Kontakt:
Stadtarchiv Frauenfeld
Rathaus
Postfach
CH-8501 Frauenfeld
Tel. 052 724 54 73
hannes.steiner@stadtfrauenfeld.ch

Quelle: Kanton Thurgau, Pressemitteilung, 30.9.2009; Thurgauer Zeitung, 1.10.2009

Kölner Personenstandsregister geborgen

Gute Nachricht von wichtigen Archivalien aus dem Kölner Stadtarchiv: Bei Vorbereitungen für die Errichtung eines Sicherungsbauwerks sind zahlreiche Personenstandsregister, wie Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden sowie Häuserlisten, geborgen worden. Die Unterlagen sind größtenteils unversehrt. Sie lagen zwar unterhalb des Grundwasserspiegels, doch das Wasser konnte den Dokumenten nur wenig anhaben, weil sie innerhalb des Bruchtrichters stark verdichtet in den Trümmerteilen lagen.

Gleichzeitig verhinderte der Luftabschluss unter Wasser den Mikrobenbefall der Schriftstücke und damit die Schimmelbildung.

Kontakt:
Provisorische Zentrale
Historisches Archiv der Stadt Köln
Stadthaus West, Willy-Brandt-Platz 2
50679 Köln
Telefon: 0221-221-24455
Telefax: 0221-221-22480
HistorischesArchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Kölnische Rundschau, 1.10.2009

Biographie, Genealogie und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter. Detmolder Sommergespräche 2006 und 2007

\“Biographie, Genealogie und Archive im digitalen Zeitalter\“ ist das Thema des bereits zweiten Tagungsbandes der Detmolder Sommergespräche. Die Beiträge nähern sich aus unterschiedlichen Perspektiven Fragen der Biographie, Genealogie und Alltagsgeschichte, der Zusammenarbeit von Familienforschern und Archiven sowie der Möglichkeiten und Risiken der Computergenealogie. Der Band spiegelt die für die Sommergespräche in der Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW typische Mischung von Archiv, Geschichtswissenschaft, Familienforschung und Behörde und bietet vielfältige Anregungen für die praktische Arbeit.

\"Biographie,

In ihrer Einleitung verweist die Herausgeberin des Bandes, Bettina Joergens (Detmold), auf die enge Verzahnung von \“Biographie\“ und \“Genealogie\“. Zwei Sphären griffen hierbei ineinander und würden zunehmend durchlässiger: die des \“Ordnens und Bewahrens\“ einerseits und die des Forschens und Aufschreibens andererseits. Dies erlebe man heute als \“reges Wechselverhältnis von Archiven und Öffentlichkeit\“. Der vorliegende Tagungsband zu den Detmolder Sommergesprächen 2006 und 2007 setze an dieser Grenzverwischung und dem \“Rollenmix\“ an. Insofern wiesen die Themen der beiden dokumentierten Sommergespräche \“Familienbande, Lebensläufe und Alltagsgeschichte: Biographie und Genealogie\“ (2006) und \“Genealogie für die Ewigkeit? Familienforschung, Geschichtswissenschaft und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter\“ (2007) mehr Schnittmengen auf, als zunächst vermutet.

Der erste Tagungsband über die Detmolder Sommergespräche erschien 2006 unter dem Titel \“Archive, Familienforschung und Geschichtswissenschaft. Annäherungen und Aufgaben\“.

Inhaltsübersicht des Bandes \“Biographie, Genealogie und Archive im digitalen Zeitalter\“:

• Vorwort (Jutta Prieur-Pohl) S. 7
• Biographie, Genealogie und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter. Die Detmolder Sommergespräche als Diskussionsforum – eine Einleitung. (Bettina Joergens) S. 9

1. Genealogie, Biographie, Alltagsgeschichte: Perspektiven und Probleme der Quellenforschung
• „Die Ungleichzeitigkeit von Systembruch und persönlicher Neuorientierung. Einige Anmerkungen zur Oral History nach Nationalsozialismus und dem Zusammenbruch der Sowjetunion (Alexander von Plato). S. 23
• „Oma“ als Quelle – Frauen in Lippe suchen ihre Geschichte (Ingrid Schäfer). S. 45
• Vorsicht Quelle! Über den Umgang mit biographischen Quellen (Jutta Prieur-Pohl). S. 63
• „Aus Menschen werden Briefe“ – aus Briefen werden Biographien. Die Korrespondenz einer jüdischen Familie zwischen Verfolgung und Emigration 1933 – 1947 (Oliver Doetzer). S. 79
• „Biographie“ eines eigenbehörigen Bauern aus der Grafschaft Rietberg (Wilhelm Krüggeler). S. 99
• Familienforscher und Amtsgerichtsbestände am Beispiel des Landesarchivs NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe (Ulrike Hammes und Lars Lüking ). S. 121
• Familie, Zeit und Ordnung. Genealogie historisch betrachtet (Bettina Joergens). S. 135
• Genealogie als Beitrag zur Erinnerungskultur (Hermann Metzke). S. 173

2. Archive, Forschung und (Computer-)Genealogie: Perspektiven für neue Kooperationen
• Genealogieprogramme und Verkartungsprojekte. Ein systematischer Überblick (Günter Junkers). S. 187
• Überlieferungsbildung und genealogische Sammlungen (Hermann Niebuhr). S. 197
• Digitaler Stammbaum – für die Ewigkeit? Technische Aspekte der Langzeitarchivierung (Wolfgang Kahnert). S. 213
• Open Access oder „Turning Archival Databases into Goldmines“? Überlegungen zu einem Kirchenbuchportal der deutschen Kirchenarchive im europäischen Kontext (Bettina Wischhöfer). S. 221
• Das Projekt Genlias in den Niederlanden (Jacques van Rensch). S. 229
• Kreative Mitarbeiterbeschaffung im Landeskirchlichen Archiv Kassel – Das Modell Friendraising (Bettina Wischhöfer). S. 235
• Das Staatsarchiv Bremen und die Gesellschaft für Familienforschung Bremen – Entwicklung und Grundlagen einer Kooperation (Konrad Elmshäuser und Rudolf Voss ). S. 245
• Ehrenamtliche im Archiv – Denkanstöße aus der Praxis (Astrid Küntzel und Yvonne Leiverkus). S. 261

Info:
Biographie, Genealogie und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter. Detmolder Sommergespräche 2006 und 2007
hrsg. von Bettina Joergens
(Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen)
272 S., s/w Abb., Broschur, 2009
Euro 24,90,
ISBN: 978-3-7686-3085-6

Bestellwünsche an:
Verlag Degener & Co., Inhaber: Manfred Dreiss
Am Brühl 9
D-91610 Insingen (bei Rothenburg o.d. Tauber)
Tel.: 0 98 69 – 97 82 28 – 0 / Fax: 0 98 69 – 97 82 28 – 9
degener@degener-verlag.de
www.degener-verlag.de

Kontakt:
Dr. Bettina Joergens
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Ostwestfalen-Lippe
Willi-Hofmann-Straße 2
D-32756 Detmold
Tel.: 05231 766-112 / Fax 05231 766-114
bettina.joergens@lav.nrw.de

Konferenz in St. Pölten über regionale Urkundenbücher

Die „Commission International de Diplomatique" und das Niederösterreichische Landesarchiv veranstalteten vom 23. bis 25. September 2009 in St. Pölten eine dreitägige Konferenz mit dem Titel „Regionale Urkundenbücher". Im Rahmen dieses 12. Internationalen Kongresses für Diplomatik befassten sich MittelalterforscherInnen aus ganz Europa mit Methoden und Problemen der Erarbeitung und Herausgabe von Quellenwerken, die für die Wissenschaft bzw. für die lokale Forschung von großer Wichtigkeit sind. Auf dem Programm der Konferenz stand u. a. auch ein Besuch des Archivs des Stiftes Göttweig.

„Die intensive Erforschung von Urkunden ist auch in Niederösterreich ein wichtiges Anliegen und hat bereits Tradition. Das NÖ Landesarchiv arbeitet nach einem Vorausband und einem ersten Band derzeit am zweiten Band des ‚NÖ Urkundenbuches\’", meinte Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka im Hinblick auf den Stellenwert der Thematik im Bundesland Niederösterreich.

Bei der „Commission International de Diplomatique" handelt es sich um eine Interessenvertretung, die sich mit Mittelalterforschung beschäftigt und aus rund 70 SpezialistInnen aus ganz Europa besteht. An der Konferenz in St. Pölten nahmen rund 50 Personen teil, die u. a. aus Spanien, Italien, Russland, England, Frankreich, Portugal, Polen, Deutschland, Holland, Ungarn, der Schweiz und Österreich kamen.

Kontakt:
Commission Internationale de Diplomatique
Prof. Dr. Theo Kölzer, Präsident
Historisches Seminar, Abteilung für Historische Hilfswissenschaften und Archivkunde
Konviktstr. 11
D-53113 Bonn
tel. 0049-228/735167, fax 0049-228/735166,
t.koelzer@uni-bonn.de
www.cidipl.eu

Archiv und Wirtschaft 3/2009

Das Inhaltsverzeichnis der neuen Ausgabe der Zeitschrift für das Archivwesen der Wirtschaft „Archiv und Wirtschaft“, Nr. 3/2009, weist folgende Aufsätze, Berichte und Rezensionen aus.

Aufsätze:
Axel Schuster: Der Nachlass von Gerd Bucerius – eine wichtige Quelle für die Hamburger Pressegeschichte der Bundesrepublik ist erschlossen
Ulrich Heß: Industriekultur und regionale Archive. Das Beispiel Sachsen
Sonja Nilson: "EinBlick" in die Archivlandschaft Dänemarks – eine Einführung

Wirtschaftsarchiv des Jahres:
Christian Hoyer: Dem Vergessen entrissen. Wie Framus zu seiner Geschichte kam…

Berichte:
Marion Grether und Nina Burkhardt: Die Sprache des Geldes. Eine Ausstellung des Museums für Kommunikation Berlin
Renate Schwärzel: Unternehmensgeschichte schafft Motivation. Präsentation der Chronik des BASF-Chemiewerkes Schwarzheide, Teil 4: 1965 bis 1978, Herausgeber: BASF Schwarzheide GmbH, 2009
Oliver Häuser und Simon Gonser: 64. VdW-Lehrgang: Einführung in das Wirtschaftsarchivwesen (Einsteigen – Aufsteigen – Auffrischen) vom 1. bis 6. März 2009 in Heidelberg

Rezensionen:
Johannes Bähr, Ralf Banken u. Thomas Flemming: Die MAN. Eine deutsche Industriegeschichte (Harald Wixforth)
Christoph Buchheim (ed.): German Industry in the Nazi Period (Volker Beckmann)
Stefan Ebenfeld (Hrsg.): Go easy Go Bahn, 200 Jahre Eisenbahn und Werbung (Alexander Schug u. Richard Oehmig)
Paul Erker: Das Logistikunternehmen Dachser. Die treibende Kraft der Familie als Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb (Claus W. Schäfer)
Clemens Reichel: Vom Verbund zum Konzern. Die Metallgesellschaft AG 1945-1975 (Christian Leitzbach)
Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus (Harald Wixforth)
Rolf Walter (Hrsg.): Geschichte der Arbeitsmärkte. Erträge der 22. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 11. bis 14. April 2007 in Wien (Wilfried Reininghaus)

Nachrichten

Rezensionsliste

Impressum

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http://www.wirtschaftsarchive.de/zeitschrift/zeitschr.htm

Lemgoer Frauen in der Politik. Aufruf zum Tag der Archive am 7. März 2010

Im Jahr 1919 durften Frauen das erste Mal wählen und sich wählen lassen – sie erhielten das aktive und passive Wahlrecht. Wer waren in Lemgo die ersten Frauen, die in das Stadtverordnetenkollegium und in den Rat gewählt wurden? Welche Frauen haben in den einzelnen Ausschüssen politisch mitgearbeitet? Das Stadtarchiv Lemgo hat Namen von Lemgoer Politikerinnen bis 1969 ermittelt. Doch gibt es nur wenige Angaben zu ihren Biographien, geschweige denn Fotos und Selbstzeugnisse. Wer kennt sie? Wer kann weitere Informationen zu ihnen mitteilen?

Das Stadtarchiv Lemgo bittet um Mithilfe. Am „Tag der Archive“, den der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) alle zwei Jahre ausruft, und der am 7. März 2010 erneut stattfindet, steht diesmal unter dem Motto „Dem Verborgenen auf der Spur“. Dies soll die Gelegenheit sein, die bis dahin abgegebenen und gesammelten Zeugnisse auszustellen, um das Leben dieser Frauen bekannt zu machen und ihr Engagement zu würdigen. Unterlagen zur Stadtgeschichte zu sichern ist eines der zentralen Aufgabe des Stadtarchivs. Und sie können uns helfen, ein wichtiges Thema aus dem „Verborgenen“ ans Licht zu holen. Die Namen der bisher ermittelten Frauen in der Lemgoer Kommunalpolitik sind auf der Seite des Lemgoer Stadtarchivs unter www.Stadtarchiv-Lemgo.de zu finden.

Link: www.tagderarchive.de 

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
stadtarchiv(at)lemgo.de

Quelle: Alte Hansestadt Lemgo, Pressemitteilung, 28.9.2009

Risikomanagement, Schadensprävention und Notfallpläne für Archive

Dem Schutz und Erhalt von Archivgut müsse mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die in Archiven erhaltenen Bestände seien vielfach durch schleichende Zerstörung und teilweise durch unzureichende Unterbringung gefährdet.

In seiner Mitgliederversammlung auf dem 79. Deutschen Archivtag hat der VdA – Verband Deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. daher mit großer Mehrheit eine „Kölner Erklärung“ verabschiedet. Als Konsequenz aus dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln werden alle Träger von Archiven aufgefordert, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, die für die Sicherheit und den Erhalt des Archivguts erforderlich sind. Anforderungen an die fachgerechte Unterbringung und Verwahrung dürften keinen Sparzwänge zum Opfer fallen. In einem konkreten Maßnahmenkatalog werden unter anderem ein standortbezogenes Risikomanagement, Schadenskataster sowie länderübergreifende Notfallverbünde gefordert.

Vorbereitet wurde die Erklärung gemeinsam von Robert Kretzschmar aus Stuttgart, dem scheidenden VdA-Vorsitzenden, seinem Nachfolger Michael Diefenbacher aus Nürnberg, und von Wilfried Reininghaus, dem Präsidenten des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen.

Den Forderungen liegen die Ergebnisse eines Expertenhearings zugrunde, das vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen im Sommer durchgeführt worden war und zum Deutschen Archivtag publiziert wurde.

Link:
„Kölner Erklärung“ zur Sicherung und Erhaltung der Archivbestände. Resolution der Mitgliederversammlung des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V. beim 79. Deutschen Archivtag am 24. September 2009 in Regensburg

Kontakt:
Prof. Dr. Robert Kretzschmar
Landesarchiv Baden-Württemberg
Tel.: 0711 212-4272
robert.kretzschmar@la-bw.de

Dr. Michael Diefenbacher
Stadtarchiv Nürnberg
Tel.: 0911 231-2770
michael.diefenbacher@stadt.nuernberg.de

VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Geschäftsstelle
Wörthstraße 3
36037 Fulda
Tel.: 0661 / 29 109 72
Fax: 0661 / 29 109 74
info@vda.archiv.net

Quelle: VdA, Pressemitteilung, 28.9.2009

Diefenbacher neuer VdA-Vorsitzender

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. auf dem 79. Deutschen Archivtag in Regensburg wurde am 24. September 2009 Dr. Michael Diefenbacher zum neuen Vorsitzenden des Berufsfachverbandes der deutschen Archivarinnen und Archivare gewählt. Diefenbacher, bisher 1. stellvertretender Vorsitzender des VdA, löst damit Professor Dr. Robert Kretzschmar als Vorsitzenden ab, der nach vierjähriger Amtszeit nicht erneut kandidierte. Ebenfalls nicht mehr im neuen Vorstand vertreten sein wird Dr. Martin Dallmeier (Universitätsarchiv Regensburg), der langjährige Schatzmeister des VdA, der sich bei seinem "Heimspiel" in Regensburg mit einem umfangreichen, zweibändigen Rechnungsbericht für das Haushaltsjahr 2008 verabschiedete. Er empfahl den Verbandsmitgliedern abschließend die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages um 10 Euro (resp. um 5 Euro für den ermäßigten Beitrag) ab 2010, die einmütig angenommen wurde.

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Mit dem neuen VdA-Vorsitzenden Michael Diefenbacher steht nach Prof. Dr. Norbert Reimann (1994-2001) zum zweiten Mal ein Kommunalarchivar an der Spitze des VdA. Diefenbacher wurde 1956 in Heilbronn geboren. Er ist seit 1989 Leiter des Stadtarchivs Nürnberg. Nach einem Studium der Geschichte, Germanistik, Mittellateinischen Philologie und Politologie an den Universitäten Tübingen, Wien und Marburg/Lahn (1975-1983; Promotion 1985) absolvierte er von 1983 bis 1985 die Archivschule Marburg. Seit 2005 war er stellvertretender Vorsitzender des VdA und Vorsitzender der VdA-Fachgruppe 2 (Archivarinnen und Archivare an Kommunalarchiven). Diefenbacher vertritt den VdA im Internationalen Archivrat ICA. Er ist Mitglied der Bundeskonferenz der Kommunalarchive im Deutschen Städtetag und des Arbeitskreises Kommunalarchive beim Bayerischen Städtetag, ferner Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Kommunalarchive und stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Er ist Herausgeber mehrerer stadtgeschichtlicher Publikationsreihen des Stadtarchivs Nürnberg und des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg und zeichnet für zahlreiche Veröffentlichungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, zur Nürnberger Stadtgeschichte und zur Geschichte des Deutschen Ordens verantwortlich.

Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Telefon: 0911/231-2770
Telefax: 0911/231-4091
michael.diefenbacher[at]stadt.nuernberg.de

Über 500 Jahre Kulmbacher Stadtgeschichte werden digitalisiert

Wie vergänglich historische Unikate sein können, haben der verheerende Einsturz des Kölner Stadtarchivs und die Brandkatastrophe in der Herzogin Amalia Bibliothek in Weimar gezeigt. Grund genug für OB Henry Schramm, die Sicherung der einmaligen Zeugnisse Kulmbacher Stadtgeschichte in Auftrag zu geben und damit für nachfolgende Generationen gegen Zerstörung zu schützen.

„Die Geschichte einer Stadt ist etwas Einmaliges und die Sicherung der wertvollen Bestände in unserem Archiv nicht nur eine Pflichtaufgabe, sondern auch ein Herzenswunsch von mir“, erläutert Henry Schramm das Projekt, bei dem seit Juli Urkunden, Ratsbücher und weitere wertvolle Dokumente digitalisiert werden.

Obwohl im Stadtarchiv Kulmbach entsprechende Vorkehrungen zum Schutz der Bestände geschaffen worden seien, könne man in einem älteren Gebäude nicht alle möglichen Gefahren zu 100 Prozent ausschließen, verdeutlicht er die Priorität der Maßnahme.

\"Abb.:

Abb.: Früher und jetzt: Fotograf Detlef Teipel (links), OB Henry Schramm und Archivar Reiner Hofmann (rechts) beim Begutachten des „Statbuchs“ von 1530 im Originalzustand und der digitalen Umsetzung am Laptop (Foto: Stadt Kulmbach).

Achtzehn Ratsprotokolle mit insgesamt 13.468 Seiten hat der gelernte Werbefotograf Detlef Teipel im Rahmen des Projektes „Maßnahme zur Schaffung von Zusatzjobs“ der ARGE SGBII in Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Reiner Hofmann bereits fotografiert und gespeichert. Darunter befindet sich auch das „Statpuch“ von 1530, das gleichzeitig das älteste Buch im Kulmbacher Archiv ist. Die älteste Urkunde trägt das Datum vom 29. März 1438.

Gesichert werden die in chronologischer Folge digitalisierten Daten gleich dreifach: Zum einen auf dem Hauptserver der Stadt, dann als Arbeitsunterlage in DVD-Form im Stadtarchiv. Zusätzlich wird im Rathaus noch eine weitere Kopie aufbewahrt.

OB Schramm: „Dadurch besteht die Möglichkeit, bei wissenschaftlichen Studien auf diesen reichhaltigen Fundus zurückzugreifen, ohne die Lebensdauer der Originale bei einer Bearbeitung zu gefährden“. Gleichzeitig sprach er Archivar Reiner Hofmann seinen Dank für dessen hohes berufliches Engagement und die fachliche Begleitung des Projekts aus.

Zudem werde man sich nach Abschluss des Projekts Gedanken machen, ob die digitalen Daten künftig auch der Öffentlichkeit, beispielsweise über die Homepage der Stadt, zugänglich gemacht werden könnten.

Kontakt:
Stadtarchiv Kulmbach
Bauergasse 4
95326 Kulmbach
09221/940 267
reiner.hofmann@stadt-kulmbach.de

Quelle: Stadt Kulmbach, Pressemitteilung, 22.9.2009

Stadtarchiv Augsburg kämpft gegen Brotkäfer

Der Feind heißt Stegobium paniceum, ist drei Millimeter klein, aber die Auswirkungen sind dramatisch: 200.000 Archivalien im Stadtarchiv Augsburg sind vom Brotkäfer angefressen. Der Käfer stammt aus Hülsenfrüchten und Brot vom benachbarten Stadtmarkt und tritt alle drei Jahre massenhaft auf, berichtet Archivleiter Dr. Michael Cramer-Fürtig der Augsburger Zeitung. Auch 2009 ist ein solches Käferjahr. Die Käfer werden vom Leim der historischen Amtsbücher magisch angezogen.

Durch eine Kältebehandlung der Bücher bei -40 Grad glaubte man zwischenzeitlich, die Käferplage im Griff zu haben. Aber die Eier überstanden die Prozedur. Jetzt wird das gesamte Archiv aufwändig gekühlt. Seit August halten zehn Klimageräte die Raumtemperatur auf 16 bis 18 Grad. Das Schlüpfen neuer Käfer, die es gerne warm haben, konnte so bereits um 220 Tage verzögert werden. Neben Klebe- und Pheromonfallen wird seit kurzem auch eine biologische Waffe eingesetzt: die ebenfalls drei Millimeter große Lagererzwespe, deren Larven sich von den Käferlarven ernähren. 600 Wespen wurden im Archiv ausgesetzt.

Für Cramer-Fürtig ist das alles kein Dauerzustand. Die teure Kühlung kann sich das Archiv nur dank kräftigen Sponsorings durch die Betreiberfirma leisten. Ohne ein neues Archivzweckgebäude sieht Cramer-Fürtig langfristig keine Chance im Kampf um den Erhalt des Archivs. 750.000 Archivalien lagern hier in 2.400 Regalmetern. 80% der staatlichen Mittel fließen für die Bestandserhaltung von Büchern, nur 20% für die von Archivalien, wie sie im Stadtarchiv lagern.

Geplant ist jetzt die Auslagerung der wertvollen Schätze in eine Augsburger Messehalle. 4.000 Umzugskartons füllen die Archivstücke, die dort mehrere Wochen lang mit Stickstoff behandelt werden sollen, um den Käfern endgültig den Garaus zu machen. Hinsichtlich der Restaurierungskosten rechnet Archivar Cramer-Fürtig mit einer hohen siebenstelligen Summe.

Bei der langfristigen Planung (Februar 2010 – 2013) ist im ausgelagerten Bereich bzw. im neuen Archivgebäude möglichst eine Lagerung bei optimalen Magazintemperaturen von 16-18 Grad Celsius anzustreben. Für die Forschung bringen diese unaufschiebbaren Maßnahmen zwei leider unvermeidbare Konsequenzen mit sich: Zunächst sind die reichsstädtischen Bestände bis voraussichtlich Ende Februar 2010 (Beendigung der Stickstoffbehandlung der befallenen Archivalien) nicht zugänglich. Sobald eine sinnvolle Auslagerungsmöglichkeit bzw. eine den Anforderungen des Stadtarchivs entsprechende Unterbringung der Altbestände gefunden ist, sollen im Laufe des Jahres 2010 geeignete Maßnahmen zur Nutzung der für die Forschung benutzbaren Überlieferung geschaffen werden.

Oberster Grundsatz der dabei erforderlichen Vorgehensweise ist, dass nur die erschlossenen und mit entsprechenden Signaturen eindeutig bestimmbaren Archivalien zugänglich sind. Bei allen anderen, zum Teil noch gänzlich unerschlossenen Beständen wird die Phase der Auslagerung vom Stadtarchiv dazu genutzt, deutliche Verbesserungen für die künftige Zugänglichkeit des Materials durchzuführen.

Kontakt:
Stadtarchiv Augsburg
Fuggerstr. 12
86150 Augsburg
Telefon: (0821) 3 24 38 82 (Geschäftsstelle)
Telefax: (0821) 3 24 38 83
stadtarchiv.stadt(at)augsburg.de
www.stadtarchiv.augsburg.de

Quelle: Stadt Augsburg, Pressemitteilung, 10.8.2009; DAZ – Die Augsburger Zeitung, 21.9.2009