25 Jahre (im) Stadtarchiv Gütersloh

„Es bleibt spannend“, sagt Stephan Grimm. Die Stadtgeschichte sieht er als einen Prozess, der lebendiger daherkommt als mancher denkt. Als Archivar hütet Stephan Grimm mittlerweile seit 25 Jahren das Stadtarchiv Gütersloh als Gedächtnis der Stadt. Fast die Hälfte seines Lebens hat sich der 53-Jährige mit der Stadtgeschichte beschäftigt.

Er hat sich eingefuchst. Eine Vielzahl historischer Dokumente und Fotos ist durch seine Hände gegangen, er ist Gütersloh-belesen und kennt viele Geschichten und Fakten über Gütersloher Familien. Bei ihm bleibt keine Frage offen. Das Meiste weiß er aus dem Stand: Zum Beispiel, woher der Name Gütersloh kommt, nämlich vom „loh“, der gerodeten Fläche des „Gu(n)ter“. Bei Fragen zu besonderen Themen hat er ad hoc eine Idee, wo die Suche im Archiv ansetzen könnte. Dabei ist die Auswahl groß: Suchen kann man auf 250 Quadratmetern in 7.800 Druckschriften, 21.000 Fotos und Dias, 8.000 Büchern und Zeitschriften und in privaten Nachlässen. Dazu kommen Zeitungssammlungen: Eine Informationsquelle, die häufig genutzt wird.

Im Jahre 1984 waren sich Rat und Verwaltung einig: Ein Stadtarchivar und ein Stadtarchiv müssen her. In einem Leserbrief beklagte sich auch der damalige Pressesprecher Hans-Dieter Musch, dass er das Fehlen eines Stadtarchivs als Manko empfinde. Als Stadtarchivar kam Stephan Grimm, krempelte die Ärmel hoch und legte mit seiner Sichtung, Erfassung, Strukturierung und Auflistung der Materialien, die sich im Keller des Rathauses befanden, die Grundlage für ein Archiv, das 1986 in die Hohenzollerstraße 30a umzog. Hier baute Grimm kontinuierlich weitere Sammlungen auf und schon bald platzte das Archiv aus allen Nähten. Das Magazin wurde gebaut. „Ein Meilenstein“, sagt Stephan Grimm. Ausgerüstet mit Brandschutzmauer und einbruchsicher ist das Magazin heute ein guter Ort, um die Geschichte der Stadt aufzubewahren.

Da die Arbeit im Stadtarchiv nie ein Ende hat, weiß Stephan Grimm die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer besonders zu schätzen. „Ohne dieses Engagement wären viele Arbeiten längst nicht so weit fortgeschritten“, sagt Grimm. Ein Einzelkämpfer ist er trotzdem, denn er ist der einzig ausgebildete Archivar im Hause, der jetzt zum ersten Mal eine Fachkraft für Medieninformationsdienste ausbildet (siehe Bericht vom 19.8.2009).

Das kostbarste Stück im Archiv ist eine Urkunde aus dem Jahre 1658 zum Eigentum- und Nutzungsrecht der alten Amtsvogtei, die 1938 von den Nationalsozialisten abgebrannt wurde. Ein wertvolles Dokument ist zum Beispiel auch das Monats-, Dienst- und Wächtergeldregister von 1783, dass darüber Auskunft gibt, wie viele Mariengroschen die damals 290 Steuerpflichtigen in Gütersloh zahlen mussten. „Stadtgeschichte ist faszinierend“, meint Grimm, der ein besonderes Steckenpferd hat. Sein Faible sind Biographien. Der Gütersloher Bürgermeister Emil Mangelsdorf steht ganz oben auf der Liste. „Er war ein Glücksfall für die Stadt“, so Grimm.

Stephan Grimm ist Archivar mit Leib und Seele. “Das lässt einen nie los, auch im Urlaub nicht“, sagt Grimm. Wenn er im Auslandsurlaub ein Buch fürs Stadtarchiv ergattern kann, freut ihn das sehr. Und durch das Rathaus oder auch Privatarchive geht der Archivar niemals „nur so“. Stets ist seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, was mal von Bedeutung sein könnte, für die Erforschung der Stadtgeschichte.

Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Stephan Grimm
Hohenzollernstr. 30 a
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82-2302
Fax: 05241-82-2032
stephan.grimm@gt-net.de
www.stadtarchiv.guetersloh.de

Quelle: Stadt Gütersloh – Pressestelle, Pressemeldung, 8.9.2009

Einblicke ins Gießener Stadtarchiv

Bei einem neuerlichen Tag der offenen Tür am 5. September 2009 beantwortet Archivar Dr. Ludwig Brake zahlreiche Fragen zum Stadtarchiv Gießen, das sich seit Neuestem im Untergeschoss des neuen Rathauses am Berliner Platz befindet. Das Wegenetz im Verwaltungsgebäude ist unübersichtlich, Archivar Brake sorgt hingegen für Transparenz, unter anderem, indem er regelmäßig Besuchergruppen durch das Archiv führt (siehe Bericht vom 4.7.2008).

Die Bedingungen in den vollautomatisch klimatisierten Magazinen entsprechen den fachlichen Standards, für einen längeren Aufenthalt von Mitarbeitern sind die kühlen Räume daher nicht geeignet. Temperatur und Luftfeuchte sind auf den Erhalt der eingelagerten Dokumente abgestimmt, ebenso wie die Regalanlagen und die feuerfesten Schränke.

Als schönstes Stück des Archivs präsentiert Brake der Gruppe eine Urkunde aus dem 19. Jahrhundert, mit der dem ehemaligen Gießener Pastor Engel wegen seiner sozialen und kirchlichen Verdienste die Ehrenbürgerschaft der Stadt zugesprochen worden war. Besonders wertvoll ist hingegen die älteste erhaltene Stadturkunde Gießens aus dem Jahr 1325, durch die Landgraf Otto den Bürgern der Neustadt einst dieselben Rechte wie der Altstadt verliehen hatte. Im Vergleich zu anderen ist das Gießener Dokument relativ klein, vielleicht 20 Zentimeter lang und 10 Zentimeter hoch. Gießen habe zu Zeiten der Ausstellung der Urkunde nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um sich Repräsentatives leisten zu können, erläutert Brake den Grund.

Der Archivar gibt zu weiteren Fragen Auskunft, so zur Auslagerung des Archivs im Zweiten Weltkrieg, zu den Möglichkeiten einer Digitalisierung und zur Schutzverfilmung von Dokumenten.

Kontakt:
Stadtarchiv Gießen
Rodheimer Straße 33
35398 Gießen
Tel. 0641/306-1540
stadtarchiv@giessen.de
www.stadtarchiv.giessen.de

Quelle: Gießener Allgemeine, 6.9.2009

Studentinnen helfen bei moderner Informationsaufbereitung im Stadtarchiv Lemgo

Die Studentinnen Anja Henkel und Stephanie Kortyla unterstützen seit mehreren Wochen die Arbeiten im Stadtarchiv Lemgo. Anja Henkel studiert an der Universität Bielefeld Geschichte, Stephanie Kortyla an der Fachhochschule Potsdam Informationswissenschaft, Fachrichtung Archiv. Die beiden Studentinnen haben das Team des Lemgoer Stadtarchivs bei den täglich anfallenden Arbeiten in den vergangenen zwei Monaten erheblich entlastet. Sie recherchierten für Anfragen von auswärtigen Benutzern und kümmerten sich gemeinsam um die Neugestaltung der Zeitgeschichtlichen Sammlung, die Berichte regionaler Zeitungen seit den 1980er Jahren beinhaltet. Ob es sich um Themen des Sports, der Politik, von Kunst und Kultur oder um die der Kirche handelt – diese Dokumentation liefert zahlreiche Informationen von inzwischen fast drei Jahrzehnten.

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Foto von links: Anja Henkel und Stephanie Kortyla (Stadt Lemgo)

Anja Henkel hat die Überlieferung ehemaliger selbständiger Lemgoer Gemeinden bearbeitet, so dass nun das neu erstellte Findbuch zur Einsichtnahme bereit liegt. Des Weiteren setzte Anja Henkel die Erschließung der Schulbestände fort, die Stephanie Kortyla vor gut zwei Jahren begonnen hat. Stephanie Kortyla befindet sich erneut für ein mehrwöchiges Praktikum im Süsterhaus. Auch die angehende Archivarin leistete einen bedeutenden Beitrag der Ordnung und Verzeichnung von Nachlässen und Beständen, die dem Stadtarchiv in diesem Jahr zugegangen sind.

Informationsaufbereitung im Stadtarchiv – was bedeutet das? Die Studentinnen haben Dokumente aller Art geordnet und in die Archivdatenbank aufgenommen. Die Unterlagen erhielten einen Titel und Zeitangaben, sie wurden inhaltlich beschrieben und gegliedert. Im Ergebnis haben die Praktikantinnen moderne Findbücher erstellt. Gleichwohl kann bei Bedarf die Datenbank per Volltextrecherche durchsucht werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs profitieren bereits davon, dass ein Großteil der klassischen Suchhilfen, die Findkarteien und Findbücher, in die Datenbank übertragen wurde.

In Zukunft sollen auch die Benutzer als Ergänzung zur klassischen Informationsermittlung in den neuen Findbüchern, selbst an einem Computer im Lesesaal des Stadtarchivs in den digital aufbereiteten Beständen recherchieren können. Langfristiges Ziel ist die digitale Erfassung aller Bestände, die dann nicht nur im Stadtarchiv, sondern über das Internet recherchierbar sein werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 32 75
stadtarchiv(at)lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Quelle: Stadt Lemgo, Pressemitteilung, 4.9.2009

Landesarchiv NRW auf dem Deutschen Genealogentag in Bielefeld

Vom 11. bis 14. September kommen in Bielefeld mehr als 450 Ahnen- und Familienforscher zum 61. Deutschen Genealogentag zusammen. Nach mehr als zehn Jahren findet damit dieser zentrale Kongress wieder einmal in Nordrhein-Westfalen statt. Das Landesarchiv NRW als das größte Archiv in Nordrhein-Westfalen sieht darin eine Chance, um mit Familienforschern, genealogischen Vereinen und Dienstleistern ins Gespräch zu kommen. Mit Vorträge und einem Informationsstand unterstützt das Landesarchiv NRW das Anliegen und das Programm des Genealogentages.

Im Rahmen einer Sektion über „Archive der Region“ werden am Samstag (12. September) Mitarbeiter des Landesarchivs NRW Bestände und Projekte des Personenstandsarchivs Westfalen-Lippe in Detmold und das Internetportal „Archive in NRW“ vorstellen. Am Samstag und Sonntag werden sich Archivare aus dem Landesarchiv NRW an einer regional ausgerichteten Sektion zum Thema „Genealogie in Ostwestfalen-Lippe“ beteiligen. Sie werden über die Wissenschaftsgeschichte der Genealogie, Genealogische Sammlungen aus Ostwestfalen-Lippe und über die Bedeutung des gräflich-lippischen Archivars Johann Ludwig Knoch (1712-1808) für die regionale genealogische Forschung berichten.

Während der gesamten Tagung besteht am Stand des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit, sich über das Angebot der staatlichen Archive in der Region zu informieren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für Fragen zur Verfügung, zeigen neuere Publikationen und erläutern die Online-Informationsangebote des Landesarchivs NRW.

Familienforscher bilden seit jeher eine nicht nur zahlenmäßig große, sondern auch wichtige Kundengruppe der Archive. Das Landesarchiv NRW hat sich gerade in jüngerer Zeit intensiv bemüht, den Benutzerservice für diese Kundengruppe zu verbessern und neue interessante Angebote zu schaffen. Neben Handreichungen und Informationen zur Familiensuche und Ahnenforschung auf der Grundlage archivischer Quellen betreibt das Landesarchiv NRW seit 2004 in Kooperation mit dem Verlag „Patrimonium Transcriuptum“ die Digitalisierung von Kirchenbüchern aus den Beständen der Personenstandsarchive Rheinland (in Brühl) und Westfalen-Lippe (in Detmold). Inzwischen sind aus diesem Projekt weit über 200 CDs bzw. DVDs hervorgegangen, die den Zugang zu genealogischen Quellen in Nordrhein-Westfalen wesentlich erleichtern.

Die Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW führt darüber hinaus seit 2004 die so genannten Detmolder Sommergespräche durch. Die jährlich stattfindenden Tagungen sind als ein Diskussions- und Begegnungsforum für Familienforscher, Wissenschaftler, Archivare und Behördenvertreter angelegt. Der Tagungsband zu den Sommergesprächen von 2006 und 2007 ist jetzt – rechtzeitig zum Deutschen Genealogentag – im Verlag Degener zum Preis von 24,90 Euro erschienen. Unter dem Titel „Biographie, Genealogie und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter“ beschäftigen sich die Beiträge des Bandes aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen der Biographie, Genealogie und Alltagsgeschichte, der Zusammenarbeit von Familienforschern und Archiven sowie mit den Möglichkeiten und Risiken der Computergenealogie. Der Tagungsband wird am Freitag, dem 11. September, im Anschluss an die Pressekonferenz der Veranstalter auf dem Deutschen Genealogentag vorgestellt.

Info:
Joergens, Bettina (Hg.): Biographie, Genealogie und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter. Detmolder Sommergespräche 2006 und 2007. 272 S., s/w Abb., Broschur, Insingen 2009, Euro 24,90, ISBN: 978-3-7686-3085-6.

Kontakt:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Fachbereich Grundsätze
Dr. Andreas Pilger
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel. 0211 – 159 238 202
Fax 0211 – 159 238 111
andreas.pilger@lav.nrw.de

Quelle: Landesarchiv NRW, Pressemitteilung, 4.9.2009

Rückblick auf den Kölner Archiv-Einsturz nach einem halben Jahr

Vor genau sechs Monaten, am 3. März 2009, stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Der Kölner Stadt-Anzeiger nimmt dies zum Anlass, einen zusammenfassenden Überblick über den Stand der Dinge zu geben.

1. Wie viel Archivgut konnte bislang geborgen werden?

Rund 85 Prozent sind nach den Worten von Archiv-Direktorin Bettina Schmidt-Czaia inzwischen gesichert worden. Davon seien 35 Prozent schwer beschädigt, 50 Prozent wiesen mittlere Schädigungen auf, lediglich 15 Prozent seien leicht geschädigt. Schmidt-Czaia geht davon aus, dass aus dem Grundwasser weitere zehn Prozent des Archiv-Materials geborgen werden können. Darunter befänden sich unter anderem Handschriften der Komponisten Giuseppe Verdi und Engelbert Humperdinck. Der Rat hat Anfang August 2009 vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt, damit nach einer Sicherung der Grube durch Stahlwände diese Archivalien mit einem Spezialbagger ans Tageslicht geholt werden können. Die Verwaltung rechnet damit, dass diese Arbeiten in etwa 15 Monaten abgeschlossen sein können.

2. Wo lagert das geborgene Archivgut jetzt?

Derzeit gebe es zwanzig "Asyl-Archive". Darunter sind das Archiv des Erzbistums Köln und die Diözesanbibliothek, die Archive verschiedener Landschaftsverbände, das Archiv der Uni Münster, das Archiv der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach, das Landesarchiv Schleswig-Holstein und einige mehr.

3. Ist schon mit der Restaurierung einzelner Archivalien begonnen worden?

Laut Schmidt-Czaia sind drei Stücke in der Werkstatt des Stadtarchivs Neuss wiederhergestellt worden, die jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen, „damit man sieht, was alles möglich ist“.

4. Wie lange wird die Restaurierung dauern und wie teuer wird sie sein?

„Wir gehen von 30 bis 50 Jahren aus“, sagt die Direktorin. Die Kosten schätzt sie „auf einen hohen dreistelligen Millionenbereich“, in der Vergangenheit war schon einmal die Summe von 350 Millionen Euro genannt worden. Zur Finanzierung ist unter anderem die Gründung einer Stiftung geplant. Aber für Schmidt-Czaia ist die Restaurierung „eine nationale Aufgabe“, an der sich auch Bund und Land beteiligen müssten.

5. Wo wird das neue Stadtarchiv stehen?

Die Verwaltung schlägt einen Standort am Eifelwall vor, die Politik muss nun darüber entscheiden. Nach derzeitigem Stand geht Schmidt-Czaia davon aus, dass das neue Haus im Jahr 2014 steht.

6. Wann werden die Arbeiten an der Unglücksbaustelle Waidmarkt fortgesetzt?

KVB-Vorstandssprecher Jürgen Fenske kann noch keinen Termin nennen: Der Zeitpunkt des Weiterbaus hänge unter anderem davon ab, wann die Bergung der Archivalien endgültig abgeschlossen und in welchem Zustand das Bauwerk sei. Davon hänge auch die Sanierungsplanung ab, die bereits angelaufen sei. Ebenso steht noch nicht fest, mit welchem Verfahren gebaut wird: denkbar sind Arbeiten unter Druckluft, eine Vereisung oder eine Betonierung unter Wasser.

7. Verzögern diese Arbeiten die Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn?

Ursprünglich war Ende 2010 angepeilt, jetzt ist selbst 2013 fraglich. An allen anderen Baustellen liefen die Arbeiten planmäßig weiter.

8. Wie viele Gutachter sind zur Ermittlung der Schadensursache eingeschaltet?

Laut Fenske fünf: Drei ermitteln im Auftrag der Staatsanwaltschaft, ein Gutachter von der Universität Kassel im Rahmen des gerichtlichen Beweissicherungsverfahrens, das die KVB eingeleitet hat, und ein Sachverständiger einer Tüv-Tochter im Auftrag der KVB. Nach den Worten von Günther Feld, Sprecher der Staatsanwaltschaft, ist derzeit „nicht absehbar“, wann die Ermittlungen zur Unglücksursache abgeschlossen sein werden.

Links: Bilder und Filme zum Einsturz des Archivs unter

Quelle: Matthias Pesch, KSTA, 2.9.2009

 

Arbeitsvorrat im Stadtarchiv Dreieich unerschöpflich

Seit November 2008 ist Reinhard Pitterling (50) Leiter des Stadtarchivs Dreieich und arbeitet sich seither in sein neues Aufgabengebiet ein, die Leitung des Stadtarchivs ein. Als beruflicher Quereinsteiger besucht er Kurse an der Archivschule Marburg und hospitierte bereits in verschiedenen Archiven, um sich mit den vielfältigen Aufgaben theoretisch und praktisch vertraut zu machen, um die anspruchsvolle Tätigkeit eines Archivars ausüben zu können.

Seit 1987 im Dienst der Stadt Dreieich war Reinhard Pitterling in unterschiedlichen Aufgabengebieten tätig. Die längste Zeit war er für die Erhebung der so genannten „Fehlbelegungsabgabe“ zuständig. Seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1993 bis zum Herbst 2008 war er von Anfang an mit der Aufgabe betraut. Auch bei der Erarbeitung des ersten Mietspiegels für Dreieich und der Fortschreibung konnte der gelernte Diplom-Soziologe seine Kenntnisse aus der empirischen Sozialforschung einbringen.

Damit die heutigen Ereignisse und das Verwaltungshandeln für zukünftige Generationen nachzuvollziehen bleibt, werden Unterlagen der Stadtverwaltung im Stadtarchiv archiviert. Eine Aufgabe ist, die systematische Übernahme, Erfassung, Ordnung, dauerhafte sachgerechte Aufbewahrung und Erschießung von Schrift-, Bild- und Tonträgern sowie elektronischer Speichermedien zu gewährleisten. Dies gilt für den Bestand der ehemaligen selbstständigen Vorgängerstädte und -gemeinden, für Akten der Stadt Dreieich ab 1977 wie auch für Nachlässen von Personen oder Heimatforschern, die im Archiv für Erforschung folgender Generationen aufbewahrt werden sollen.

„Der Arbeitsvorrat in unserem Stadtarchiv ist schier unerschöpflich, da ist jede helfende Hand willkommen,“ so Pitterling weiter. Deshalb freut er sich auch über die Unterstützung durch den ehrenamtlichen Helfer Hans Ludwig Schäfer, der eine große Hilfe bei der Bewältigung der anfallenden Tätigkeiten ist.

Die Lagerung des gesamten Bestands in archivgerechter Weise, der Aufbau eines Fotoarchivs sowie den Übergang in das elektronische Zeitalter sicher zu stellen, sind anstehenden Aufgaben für die nächste Zeit – und natürlich das Beibehalten des hohen Standards des Stadtarchivs Dreieich, das bei anderen Kommunen als vorbildlich gilt und an dem auch die Vorgänger im Stadtarchiv wesentlichen Anteil haben.

Kontakt:
Stadtarchiv Dreieich
Reinhard Pitterling
Hauptstraße 45
63303 Dreieich
Telefon 06103 – 601-193
Telefax 06103 – 601-8193
Reinhard.Pitterling@dreieich.de

Quelle: Achim Ritz, FR, 1.9.2009; Stadt Dreieich, Pressemitteilung, 1.9.2009

Magdeburgs Archive bilden Notfallverbund

Sechs Archive aus Magdeburg wollen im Fall von Katastrophen wie Hochwasser und Bränden künftig enger zusammenarbeiten. Eine entsprechende Übereinkunft zu einem Notfallverbund soll am 3. September 2009 unterzeichnet werden. Dies sei unter anderem eine Reaktion auf den verheerenden Brand der Anna Amalia Bibliothek in Weimar sowie den Einsturz des Kölner Stadtarchivs, sagte Landtagssprecherin Ursula Lüdkemeier.

Dem Verbund werden das Landeshauptarchiv Magdeburg, das Stadtarchiv Mageburg, das Parlamentsarchiv, das Archiv des Bistums Magdeburg, das Archiv der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und die Stasi-Unterlagenbehörde angehören.

"Katastrophenfälle sind in der Regel für ein einzelnes Archiv überhaupt nicht zu schultern, aus dem Grund müssen Kollegen aus anderen Einrichtungen rasch einspringen", erklärte Detlev Heiden, Abteilungsleiter des Landeshauptarchivs, gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Das betreffe die fachkundige Bergung und Sicherung von bedrohten Beständen, aber auch die Bereitstellung von Ausweichflächen. Es sei geplant, Alarm- und Notfallpläne zu erstellen und dann untereinander auszutauschen.

Quelle: Christian Schafmeister, Mitteldeutsche Zeitung, 31.8.2009; Landtag Sachsen-Anhalt, Pressemitteilung, 31.8.2009.

Lesung und Werk-Ausstellung von Hugo Ernst Käufer in Witten

Vor 70 Jahren, am 1. September 1939, fand der deutsche Überfall auf Polen statt. Mit diesem Tag begann der Zweite Weltkrieg, der bislang größte und verheerendste Konflikt in der Menschheitsgeschichte, der nahezu 60 Millionen Kindern, Männern und Frauen das Leben kostete. „Der Zweite Weltkrieg ist heute noch Ursache für die meisten Konflikte in der Welt“, so Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs Witten.

Das Stadtarchiv eröffnet aus diesem Anlass am Donnerstag, 3. September, um 18 Uhr in seinem Foyer, Ruhrstraße 69, eine kleine Werkausstellung mit dem Titel „Hugo Ernst Käufer – Versuch über den Frieden“. „Der in Annen geborene Schriftsteller schenkte dem Stadtarchiv im letzten Jahr seine Publikationen wie Bücher, Hörbücher und Druck-Grafiken als ‚Vorlass’, den wir nun der Öffentlichkeit vorstellen und wozu wir ein Findverzeichnis erstellt haben. Sehen, Hören und Stöbern im Werk Käufers sind erwünscht“, so Dr. Martina Kliner-Fruck. „Im Mittelpunkt der kleinen Werkausstellung, die bis zum 25. September montags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung (Tel. 02302/581-2416) besichtigt werden kann, stehe der Gedichtzyklus „Hoffnung ist…“, den Hugo Ernst Käufer dem Stadtarchiv Witten anlässlich des diesjährigen Antikriegstags widmete und für den wir sehr dankbar sind“.

Ab 19 Uhr folgt im Märkischen Museum noch eine Lesung aus den Werken Hugo Ernst Käufers, gesprochen von Hugo Ernst Käufer und Simon Meienreis. Den Gedichtzyklus „Hoffnung ist…“ hat Prof. Jürgen Löchter vertont. Er wird als musikalische Uraufführung (am Akkordeon: Jürgen Löchter, Bariton: Günter Lesche) im Rahmen der Lesung präsentiert werden. Der Eintritt für beide Veranstaltungen – Ausstellung und Lesung – ist frei.

Informationen zu den Akteuren

Hugo Ernst Käufer, geboren 1927 in Annen, lebt in Bochum. 1967 gehörte er zu den Mitbegründern der Literarischen Werkstatt Gelsenkirchen, aus der 1971 der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt" hervorging. Der Schriftsteller und Bibliothekar erhielt für seine mehr als 100 Buchveröffentlichungen zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. 2002 den Literaturpreis Ruhr. Bis 1987 war er als Direktor der Stadtbücherei Gelsenkirchen tätig. Hugo Ernst Käufer ist bis heute mit seiner Geburtsstadt Witten eng verbunden.

Jürgen Löchter, geboren 1939 in Witten, international bekannter Solist, Komponist und Pädagoge, ist bis heute in renommierten Ensembles für Neue Musik tätig. Der ehemalige Leiter der Städtischen Musikschule Witten ist nach langjähriger Tätigkeit als Lehrbeauftragter seit 1991 Professor an der Kölner Hochschule für Musik. Jürgen Löchter erhielt als Solist und Komponist zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen.

Simon Meienreis (22) lebt als Student der Volkswirtschaftslehre und freier Texter in Bochum.

Günter Lesche, Jahrgang 1936, ist seit den 1960er Jahren als Konzert- und Oratoriensänger erfolgreich. 1995-2003 war er als Beauftragter und Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der deutschen Kultur auf Konzertreisen u. a. mit Jürgen Löchter in der Russischen Förderation und in Kasachstan.

Kontakt:
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Telefon: 02302-581-2415
Telefax: 02302-581-2497
stadtarchiv@stadt-witten.de

Quelle: Stadt Witten, Pressemitteilung, 1.9.2009

Wiener Stadt- und Landesarchiv startet Schulprojekt zur NS-Zeit

Im Herbst 2009 startet das Wiener Stadt- und Landesarchiv in Kooperation mit dem Wiener Stadtschulrat ein Schulprojekt zur NS-Zeit. Dabei werden SchülerInnen der 7. Klasse Oberstufe des Gymnasiums Rosasgasse in Meidling im Rahmen des Wahlpflichtfachs Geschichte an Archivalien zum Nationalsozialismus studieren. Konkret werden die Auswirkungen von Ideologie und Taten des NS-Verbrecherregimes auf Wien erarbeitet. Das Pilotprojekt entstand anlässlich der Vorkommnisse in den Konzentrationslagern Ebensee und Auschwitz im Frühjahr 2009 und ist als Ergänzung zum Schulunterricht und den Fahrten zu Gedenkstätten wie Mauthausen gedacht.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny begrüßt die vorbildliche Initiative des Wiener Stadt- und Landesarchivs zur Vertiefung der Kenntnisse von Wiener SchülerInnen über den Nationalsozialismus: "Damit wird das pädagogische Spektrum des zeitgeschichtlichen Unterrichts um eine interessante Facette bereichert", so Mailath.

Im Rahmen einer Projektarbeit erhalten die SchülerInnen exklusiv die Möglichkeit, in den Depots des Wiener Stadt- und Landesarchivs die Dimensionen des NS-Verbrechens anhand der Masse an überlieferten Dokumenten zu ersehen. Sie werden durch ihre Lehrer in die Materie eingeführt und von ArchivarInnen bei ihrer Arbeit unterstützt. Die Archivalien werden die Themenblöcke Vermögensentzug und Beraubung; Rassenwahn, Verfolgung und Vernichtung; Sozialisation und Gleichschaltung sowie gesamtgesellschaftliche Kontrolle abdecken.

Über eindrückliche Dokumente zu konkreten Lebenssituationen von WienerInnen – jung und alt, reich und arm, christlich und jüdisch – werden Einzelschicksale erfahrbar. Am Ende der Projektarbeit steht eine von den SchülerInnen verfasste Publikation. Nach einer Evaluierung soll die Kooperation zwischen Wiener Stadt- und Landesarchiv und dem Wiener Stadtschulrat fortgesetzt werden, sodass ab 2010 bis zu zwei Schulklassen im Monat vertiefte Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus erhalten können.

Kontakt:
Magistratsabteilung 8
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Guglgasse 14, 5. Stock, Top 508, Eingang: Gasometer D (Zugang von Gasometer A)
1110 Wien
Telefon +43 1 4000 84808
Fax +43 1 4000 84809
post@ma08.wien.gv.at
www.archiv.wien.at

Quelle: Stadt Wien, Pressemitteilung, 31.8.2009

Ausstellung: Wien 1809

Aus Anlass der 200. Wiederkehr der Besetzung Wiens durch die französische Armee zeigt das Wiener Stadt- und Landesarchiv ab September 2009 die Kleinausstellung "Wien 1809". Die Ausstellung widmet sich den Gegebenheiten in der Stadt jenseits der Schlachten von Aspern und Wagram im Jahr 1809. Hungerkrawalle und Feste, geistreiche Konversation mit dem Feind in den Salons und Handgreiflichkeiten in den Vorstädten kennzeichnen den Aufenthalt der Franzosen und ihrer Verbündeten in Wien. "Er bezauberte mich wie die Schlange den Vogel", schrieb Franz Grillparzer über Napoleon. Wie tausende Wienerinnen und Wiener bewunderte er seine militärischen Paraden.

Belagerung und Übergabe
Die Versorgung der Bevölkerung wurde 1809 infolge von Hamsterkäufen und Engpässen bei Transportmitteln bereits vor der Belagerung zum Problem. Wer konnte, war geflüchtet. 1805 war die Stadt dem französischen Feldherrn ohne Gegenwehr übergeben worden. Diesmal sollte sie laut kaiserlichem Befehl unbedingt verteidigt werden. Das Bombardement in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai ließ jedoch die Verteidigungsbereitschaft rasch sinken. Am 13. Mai rückten die Truppen der Grande Armée in die Stadt ein.

Einquartierung und Versorgung
Napoleon beließ die städtische Verwaltung. Er stellte ihr nur Beamte des französischen Gouvernements bei. Die Bürgerwehr blieb erhalten und wurde mit der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung betraut. Es mussten beinahe so viele Soldaten einquartiert und verpflegt werden, wie Wien Einwohner hatte. Das war ein logistisches Problem, dem sich der Wiener Bürgermeister Stephan von Wohlleben täglich zu stellen hatte. Die große Zahl der Verwundeten der Schlachten bei Aspern am 21. und 22. Mai und Wagram am 5. und 6. Juli ließ den Bedarf an Spitälern und Spitalsbedarf stark steigen. Die Versorgungslage in der Stadt wurde zunehmend schlechter und führte zu Unruhen in der Bevölkerung.

Friedensverhandlungen und Abzug
Während der Friedensverhandlungen normalisierte sich das Leben in der Stadt. Die Theater spielten Stücke, die bislang von der österreichischen Zensur verboten waren. In den Salons diskutierten österreichische und französische Gelehrte. Am 15. August wurde der 40. Geburtstag des französischen Kaisers mit großem Aufwand und im Beisein österreichischer Nobilitäten gefeiert. Einiges Aufsehen erregte ein Attentatsversuch des 17-jährigen Friedrich Staps auf Napoleon am 13. Oktober, einen Tag vor Friedensschluss. Am 15. Oktober zog das erste französische Korps von Wien ab, tags darauf folgte ihm der Kaiser. Eine Wiener Abordnung bat in Schönbrunn um "Verschonung der Vestungswerke der Stadt von der Sprengung". Sie wurde nicht vorgelassen. Bis 10. November wurden nach und nach die Stadttore und Basteien zerstört. Die Wirksamkeit der Verteidigungsanlagen wurde immer öfter in Frage gestellt. Ein halbes Jahrhundert später wurde der Entschluss gefasst, die Festungswerke abzureißen und die Ringstraße zu bauen. Eine neue Ära hatte begonnen.

Ausstellungsdauer und Ort
Termin: 4. September 2009 bis 29. Januar 2010
Ort: Wiener Stadt- und Landesarchiv, 11., Guglgasse 14, Zugang über Gasometer A, Foyer im 4. Stock
Eintritt frei