Wechsel bei der Leitung der Abteilung DDR im Bundesarchiv

Am 30. März 2009 verabschiedete der Präsident des Bundesarchivs, Herr Prof. Dr. Hartmut Weber, den langjährigen Leiter der Abteilung Deutsche Demokratische Republik im Bundesarchiv, Herrn Leitenden Archivdirektor Dr. Ernst Ritter, in den Ruhestand und stellte seine Nachfolgerin, Frau Archivdirektorin Petra Rauschenbach, vor.

In seiner Ansprache ließ der Präsident wichtige Stationen im Berufsleben von Dr. Ritter Revue passieren, das dieser ganz in den Dienst des Bundesarchivs gestellt hatte: Dr. Ernst Ritter schloss sein Studium der Geschichte, der Germanistik und der Geografie an den Universitäten Frankfurt am Main und Bonn mit einer Dissertation über das Stuttgarter Auslandsinstitut im Zeitraum 1917 – 1945 ab, für die er 1973 mit dem Friedrich- Sperl- Preis zur Förderung der Geisteswissenschaften ausgezeichnet wurde. Im Januar 1970 trat er in den Vorbereitungsdienst für den höheren Archivdienst beim Bundesarchiv ein. Nach dem Besuch der Marburger Archivschule und der Laufbahnprüfung im Juli 1972 war Ernst Ritter in mehreren Funktionen beim Bundesarchiv in Koblenz und bei der Zentralnachweisstelle in Aachen-Kornelimünster tätig. Nach der Herstellung der deutschen Einheit wechselte er als Referatsleiter in der Abteilung Deutsches Reich an den neuen Dienstort Potsdam und übernahm im Dezember 1998 die Leitung der Abteilung DDR in Berlin-Lichterfelde.

Der Präsident würdigte Dr. Ernst Ritter als überaus kompetenten, zuverlässigen Kollegen, der seine Abteilung ergebnisorientiert führte. Er überreichte ihm die Dankurkunde des Kulturstaatsministers und sprach dem scheidenden Abteilungsleiter den Dank des Bundesarchivs für seinen über 39 Jahre währenden Einsatz im und für das Bundesarchiv aus. Dr. Ritter unterstrich in seiner Ansprache, wie wichtig ihm seine Potsdamer Zeit war, in der er dazu beitragen konnte, die Bestände der Abteilung Deutsches Reich neu zu strukturieren. Er dankte seinen Abteilungsangehörigen vor allem für die engagierte Mitarbeit bei seinem Hauptanliegen, den Erschließungszustand der DDR-Bestände zu verbessern. 

Bei Archivdirektorin Petra Rauschenbach wies der Präsident auf wichtige Stationen in ihrem bisherigen Berufsleben hin. 1986 schloss sie das Studium der Archivwissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin mit einem Prädikatsexamen ab und arbeitete zunächst beim Zentralen Staatsarchiv der DDR in Potsdam. Nach der Wiedervereinigung wurde Petra Rauschenbach erst in der Abteilung DDR tätig und wechselte dann 1997 als Referatsleiterin zur Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv. Seit 2006 leitete sie das dort das Grundsatzreferat, wobei sie unter anderem für den Einsatz der Informationstechnik im archivischen Bereich der Stiftung und für die praktische Fachausbildung zuständig war. Daneben führt sie das Kompetenzzentrum für Retrodigitalisierung von Findmitteln und für Digitalisierung mit der Zuständigkeit für das ganze Bundesarchiv. Der Präsident bezeichnete die bisherige Leistungsbilanz von Petra Rauschenbach, aber auch ihre Aufgeschlossenheit für Neues, ihren Ideenreichtum und Motivationsfähigkeit als hervorragende Voraussetzungen für eine künftig auch erfolgreiche Leitung der Abteilung DDR.

Kontakt
Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde
Abteilung DDR 
Petra Rauschenbach 
Finckensteinallee 63
12205 Berlin
Tel.: 03018 / 7770 – 500 
Fax: 03018 / 7770 – 111 
berlin@barch.bund.de

Quelle: Pressemitteilung Bundesarchiv, 1.4.2009

Einblicke in das Archiv der Lippischen Landeskirche

Auf große Resonanz ist am 26. April 2009 der Tag der offenen Tür im Archiv der Lippischen Landeskirche in Detmold gestoßen. Archivarin Maja Schneider hatte zu diesem Anlass eine kleine Ausstellung zusammengestellt, mit der sie die zahlreichen Besucher auf einen Streifzug durch die Geschichte des Orgelbaus in Lippe nahm. Die Präsentation machte deutlich, wie wichtig die Orgel für die Kirchenmusik und die Menschen im Gottesdienst war und ist. Im Foyer wurden die Besucher des Kirchenarchivs von einer großen Litfass-Säule empfangen, an der verschiedene Zeitungsartikel rund um das Thema „Lippischer Orgelsommer“ (2006-2008) angebracht waren. Im angrenzenden Bereich hingen Fotografien von Orgeln aus lippischen Kirchen. Dokumente aus mehreren Jahrhunderten wiesen schlaglichtartig auf bekannte Orgelbauer und ihr Wirken in Lippe hin. Sie machten ebenfalls deutlich, welch hoher Stellenwert dem Dienst des Kantors und Organisten in einer Kirchengemeinde zukam.

Im Leseraum des Archivs fiel der Blick auf eine Sammlung von alten Schallplattenaufnahmen lippischer Kantoreien. Von Künstlern farbenprächtig gestaltete Orgelpfeifen rundeten die Präsentation ab. Zudem beantwortete Maja Schneider zahlreiche Fragen zu den Beständen, zur Arbeit des Archivs der Lippischen Landeskirche sowie zu dessen Benutzungsmöglichkeiten. Auf Wunsch durften die Besucher auch einen Blick in das Magazin werfen. „Über das große Interesse an der Veranstaltung habe ich mich sehr gefreut. Das war bei dem schönen Wetter nicht selbstverständlich“, erklärte Maja Schneider. Das Landeskirchliche Archiv besteht seit 1972 und ist unter anderem zuständig für die Bewahrung und Erschließung der schriftlichen Überlieferung der kirchenleitenden Organe, der landeskirchlichen Einrichtungen, Ämter und Dienste.

Kontakt
Archiv der Lippischen Landeskirche
Leopoldstraße 27
32756 Detmold
Tel.: 05231 / 976 – 803
Fax: 05231 / 976 – 850
archiv@lippische-landeskirche.de 

Quelle: Aktuelles Lippische Landeskirche, 27.4.2009

Dokumentation zur Bochumer Campussanierung

Pünktlich zur Grundsteinlegung des Neubaus ID an der Ruhr-Universität Bochum am 20. März 2009 ist eine Dokumentation zur Campussanierung erschienen. Der Bau des neuen Gebäudes ist der erste Schritt zur umfassenden Modernisierung des Campus. Sie wird laut den Planungen gut eineinhalb Jahrzehnte – mehrere Studentengenerationen – in Anspruch nehmen und ist in ihren Dimensionen durchaus mit dem Aufbau der RUB in den 60er und 70er Jahres des vorigen Jahrhunderts vergleichbar. Grund genug für Jörg Lorenz, Leiter des Universitätsarchivs Bochum, und seine Mitarbeiterin Alexandra Apfelbaum, mit einer Dokumentation Rückschau zu halten – sowohl auf den recht langen, weil komplexen Weg der so genannten Hochschulstandortentwicklungsplanung als auch auf die vielfältigen Arbeiten zur Instandhaltung und Instandsetzung zuvor, die die (Bau-)Geschichte der RUB von Anfang an begleiteten.

Beton ist keineswegs so hart und unverwüstlich, wie es der sprichwörtliche Gebrauch des Begriffs nahe legt. Schon zehn Jahre nach Errichtung der ersten Bauten auf dem Campus zeigten sich Schäden, die eine umfassende Fassadensanierung unumgänglich machten. Im Zuge dieser Arbeiten erhielt der Campus auch das heute bekannte Farbleitsystem, die neue Farbigkeit löste das in den 1960er Jahren explizit gewollte „betongrau“ der Gebäude ab. Weitere Themen der Dokumentation sind die immer wieder notwendigen Instandsetzungen an den Flachdächern der Uni-Bauten, die Asbestsanierung und die Komplettsanierung der Mensa zu Anfang unseres Jahrtausends.

Langfristig geht es der Ruhr-Universität Bochum darum, die Idee des „Campus als Lebensraum“ zu verwirklichen. Der Prozess der Hochschulstandortentwicklungsplanung – er macht den Schwerpunkt der Dokumentation aus – wurde angestoßen, um vom Stückwerk der Instandsetzungen der vergangenen Jahrzehnte wegzukommen hin zu einer umfassenden Gesamtkonzeption. Dazu gehört neben der rein baulichen Planung die strukturelle Anpassung in Forschung und Lehre und damit die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Universität, beispielweise durch gezielte Schwerpunktbildung. Das bereits 2006 im Wesentlichen beschlossene Realisierungskonzept sieht die Sanierung aller Gebäude der RUB innerhalb der nächsten 13 bis 16 Jahre vor – auch logistisch ist das eine große Herausforderung. Die Dokumentation, die man im Uni-Shop am Infopoint in der Universitätsverwaltung erhält, ist mit Fotomaterial aus dem Universitätsarchiv sowie einer Vielzahl von erläuternden Grafiken illustriert.

Info
Jörg Lorenz: Sanieren – gestalten – entwickeln. Von der Bauunterhaltung an der Ruhr-Universität Bochum zur Sanierung nach Standortkonzept, Bochum 2009, 63 S., 40 Abb., 12 Quellenauszüge, 2 Euro

Kontakt
Universitätsarchiv Bochum
Universitätsstraße 150
44801 Bochum 
Tel.: 0234 / 32 – 22 333 oder – 26 438 
Fax: 0234 / 32 – 02 333 
archiv@ruhr-uni-bochum.de 
Joerg.Lorenz@uv.rub.de

Quelle: Pressemeldung Ruhr-Universität Bochum, 23.3.2009

Fotoausstellung im Freiburger Museum für Stadtgeschichte

„‚Das Dorf hat Dächer – die Stadt hat Türme‘ – Freiburg zwischen 1860 und 1910 in Fotografien von Gottlieb Theodor Hase und Georg Röbcke“ lautet der Titel einer Ausstellung, die zur Zeit im Museum für Stadtgeschichte zu sehen ist und anhand historischer Aufnahmen Freiburgs besonderen Weg in die Moderne nachzeichnet. Die Schau ist Freiburgs Beitrag zur Ausstellungsreihe „Oberrhein um 1900“, mit der rund 30 Häuser in Deutschland, Frankreich und der Schweiz das zehnjährige Jubiläum des Oberrheinischen Museumspasses feiern.

Unter Oberbürgermeister Otto Winterer, der von 1888 bis 1913 im Amt war, wurde Freiburg zur Großstadt mit entsprechender Infrastruktur ausgebaut, und erhielt ein weithin beachtetes Stadtbild. Zeitgenossen priesen es stolz als „die schönste Großstadt Deutschlands“. Das geschichtsbewusste Stadtoberhaupt und seine Verwaltung sorgten bei allem Sinn für Modernität auch für die Bewahrung der historischen Bausubstanz, die liebevoll restauriert, oftmals im Sinne der Zeit „verbessert“ wurde. Mit dem Zitat im Ausstellungstitel reagierte Winterer auf das Ansinnen einiger Bürger, die beiden Stadttore abzubrechen, da sie der geplanten Straßenbahn im Wege stünden. Überall in der Stadt entstanden neue Gebäude – Kirchen, Schulen, Verwaltungsbauten, Wohn- und Geschäftshäuser – in allen möglichen Formen aus der Architekturgeschichte bis hin zum „modernen Baustil“, wie der Jugendstil zu Beginn des 20. Jahrhunderts genannt wurde.

Es sind unter den zahlreichen in Freiburg tätigen Lichtbildnern vor allem zwei Fotografen, denen die Dokumentation des alten Stadtbildes und seines Wandels zu verdanken ist: Gottlieb Theodor Hase (1818-1888 und Georg Röbcke (1863-1941). Etwa 80 ihrer Aufnahmen aus dem Denkmälerarchiv des Augustinermuseums – ergänzt durch einige Abzüge aus dem Freiburger Stadtarchiv – zeigt die Ausstellung im Museum für Stadtgeschichte. Sie verdeutlichen Freiburgs rasante städtebauliche Entwicklung von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Weitere Exponate stammen aus der Außenstelle des Badischen Landesmuseums in Staufen.

Der aus Erfurt stammende Gottlieb Theodor Hase war der erste professionelle Fotograf in Freiburg. Wie viele frühe Fotografen war er von Haus aus Portraitmaler. Als solcher bot er noch 1845 in der „Bayreuther Zeitung“ seine Dienste an: „Ich male Portraits in Öl, Aquarell, Pastell, Miniatur auf Elfenbein, Kreide- und Bleistiftzeichnungen in beliebigen Formaten. Ferner fertige ich Daguerreotypien aller Art, führe auch nach denselben Bilder ins Größere aus“. In Bamberg warb er 1849 allein mit seinen Erfahrungen im „Photographieren sowohl auf Metall als auch auf Papier“. 1852 eröffnete er in Oberlinden als „Maler und Photograph“ seine „Artistisch-Photographische Anstalt“. Zu Hases Spezialitäten zählten Portraits und Aufnahmen von Freiburger Straßenzügen, darunter zahlreiche Stereo-Aufnahmen, die durch entsprechende Geräte betrachtet, einen dreidimensionalen Eindruck erzeugten.

Karl Louis Georg Röbcke aus Lüchow, Kreis Hannover, kam 1885 als Gehilfe zu dem Freiburger Fotografen Christof Clare. 1896 machte er sich mit seinem „Photographischen Verlag“ selbstständig und übernahm Aufträge der Stadt und der Universität. So fertigte er Fotoserien zum Neubau des Elektrizitätswerks, für die Festschriften zur Eröffnung des Neuen Rathauses 1901 oder zur Einweihung des Stadttheaters 1910 und war ab 1912 alleiniger Fotograf für die Städtischen Sammlungen. In der Reihe „Alt Freiburg“ – zwölf Folgen mit je zwölf auf Karton aufgeklebten und mit kleinen Erläuterungstexten versehene Bildern – zeigte Röbcke malerische Winkel, alte Bürgerhäuser und historisch bedeutsame Gebäude der Stadt. Seine Panoramaaufnahmen vom Schlossberg und von der Koppel des Stadttheaters sind heute wichtige Quellen für die Baugeschichte der Stadt.

Die im Freiburger Stadtarchiv aufbewahrten Auftragsbücher Röbckes, die 1896 beginnen, enden 1959 mit fast 30.000 Nummern. Auch sein Fotoarchiv mit den Glasplatten befindet sich heute im Stadtarchiv. Der größte Teil der Aufnahmen und Glasplattennegative vom Münster befindet sich im Archiv des Freiburger Münsterbauvereins. Die Ausstellung läuft bis zum 28. Juni 2009. Sie ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2, ermäßigt 1 Euro. Termine zu öffentlichen Führungen und Stadtrundgängen sowie die Angebote der Museumspädagogik für Kinder und Familien finden sich im aktuellen Dreimonatsprogramm der Städtischen Museen Freiburg sowie im Internet

Kontakt
Museum für Stadtgeschichte
Wentzingerhaus
Münsterplatz 30
79098 Freiburg im Breisgau
Tel.: 0761 / 201 – 2515
Fax: 0761 / 201 – 2598
msg@stadt.freiburg.de

Stadtarchiv Freiburg im Breisgau
Grünwälderstraße 15
79098 Freiburg
Tel.: 0761 / 201 – 2701
Fax: 0761 / 201 – 2799
stadtarchiv@stadt.freiburg.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Freiburg, 16.3.2009; Newsportal Stadt Freiburg, 27.3.2009; Badische Zeitung, 14.4.2009

Archivische Schätze aus 975 Jahren Amberger Geschichte

Zur Zeit ist die gemeinsame Ausstellung des Stadtarchivs Amberg und des Staatsarchivs Amberg "Archivische Schätze aus 975 Jahren Amberger Geschichte", die am 19. April 2009 eröffnet wurde, im Stadtmuseum Amberg zu besichtigen. 975 Jahre Amberger Geschichte haben im wahrsten Sinne des Wortes beredte Spuren in den Archiven hinterlassen. Sie dokumentieren den Werdegang Ambergs vom mittelalterlichen Dorf zur heutigen Stadt, deshalb kommt ihnen im Zusammenhang mit dem Jubiläum eine zentrale Rolle zu. Letzteres kann aufgrund einer von Kaiser Konrad II. am 24. April des Jahres 1034 ausgestellten Urkunde begangen werden, mit der dieser Bischof Eberhard I. von Bamberg eine ganze Reihe von Rechten in einem Ort namens „Ammenberg“ verlieh. Mit dieser Urkunde setzt die Amberg betreffende Überlieferung ein. Schon von daher ist dieses Diplom, das im Staatsarchiv Bamberg verwahrt wird, das Herzstück der Ausstellung und markiert deshalb auch – umrahmt von einer Vielzahl weiterer für die Stadtgeschichte bedeutsamer Archivalien – den Beginn der Ausstellung. 

Die Dokumente sind nicht einem bestimmten Thema der Stadtgeschichte gewidmet, sondern sollen in chronologischer Reihenfolge – beginnend mit dem Jahr 1034 und endend mit dem Jahr 1996 – Einblicke in die reiche Geschichte Ambergs geben. Dies gilt zum einen für die Überlieferung, die sich – soweit sie bei der Stadt entstanden ist – im Stadtarchiv Amberg befindet. Weitere Quellen, aus denen wichtige Aussagen zur Stadtgeschichte getroffen werden können, überliefern vor allem die Staatsarchive Amberg und Bamberg sowie das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München. Vor diesem Hintergrund versteht es sich fast von selbst, dass es angesichts der erfreulich reichen Überlieferung notwendig war, eine Auswahl von 50 repräsentativen Ausstellungsstücken zu treffen, in der die verschiedenen „Archivalienarten“, vor allem Urkunden, Amtsbücher und Rechnungen präsentiert werden. Dazu zählen aber auch Wachssiegel, Bücher, Bilder, Skizzen und Pläne. Neben der historischen Aussage des jeweiligen Stücks kommt aber auch der ästhetische Aspekt nicht zu kurz, der einer ganzen Reihe von Archivalien eigen ist. Aus konservatorischen Gründen können die historischen Ausstellungsstücke allerdings nur bis zum 31. Mai 2009 gezeigt werden. 

Parallel zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Begleitband erschienen. Alle Exponate werden dort ausführlich erklärt und ihre Bedeutung in den historischen Kontext gestellt. Ergänzend zur Ausstellung werden zudem auch noch Ausstellungsgespräche angeboten. Diese laden dazu ein, vier hochrangige und für die Stadtgeschichte bedeutende Exponate der Ausstellung im Hinblick auf ihre inneren und äußeren Merkmale vor allem aber im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Stadtgeschichte näher kennen zu lernen. Die Veranstaltung wird gemeinsam präsentiert von der VHS Amberg, dem Staatsarchiv Amberg und dem Stadtarchiv Amberg. Die Leitung der Veranstaltungen teilen sich Dr. Maria-Rita Sagstetter, Leiterin des Staatsarchivs Amberg, und Dr. Johannes Laschinger, Leiter des Stadtarchivs Amberg. Der Eintritt zu den Archivaliengesprächen, die jeweils von 19.00 – 20.30 Uhr im großen Saal des Stadtmuseums Amberg stattfinden, ist frei.

Info
4. Mai 2009: Erstnennung Ambergs: Die Urkunde vom 24. April 1034

11. Mai 2009: Vom Dorf zur Stadt

18. Mai 2009: Die Stadtrechtsurkunde Herzog Rudolfs I. von 1294

25. Mai 2009: Die Hammereinung von 1387

Kontakt
Staatsarchiv Amberg
Archivstr. 3 
92224 Amberg 
Tel.: 09621 / 307 – 270
Fax: 09621 / 307 – 288 
poststelle@staam.bayern.de

Stadtarchiv Amberg
Zeughausstraße 1
92224 Amberg
Tel.: 09621 / 10 – 266 oder 10 – 268
Fax: 09621 / 10 – 828
stadtarchiv@amberg.de

Stadtmuseum Amberg
Zeughausstraße 18
92224 Amberg
Tel.: 09621 / 10 – 283 oder 10 – 284
Fax: 09621 / 10 – 855
stadtmuseum@amberg.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Amberg, 16.4.2009; Kunst & Kultur Stadt Amberg; Marielouise Scharf, Oberpfalznetz, 18.4.2009; Termine Stadtarchiv Amberg.

Ludwig Achim von Arnims Texte für die Deutsche Tischgesellschaft ediert

Am 22. April 2009 stellte das Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar die erste Edition der überlieferten Dokumente des Schriftstellers Ludwig Achim von Arnims (1781-1831) vor, die für den patriotisch-geselligen Verein mit dem Namen »Deutsche Tischgesellschaft« bestimmt waren, sowie alle von anderen Mitgliedern der Tischgesellschaft überlieferten Texte. In Vorträgen erörterten namhafte Germanisten sowie der Herausgeber des Bandes, Stefan Nienhaus, in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die verschiedenen Aspekte der Texte der Tischgesellschaft. Die »Deutsche Tischgesellschaft«, die am 18. Januar 1811 gegründet wurde und bis mindestens 1834 bestand, besaß in den Jahren von 1811 bis 1816 ein hohes Maß an gesellschaftlichem Einfluss. Sie gilt als wichtiges literatur- und gesellschaftshistorisches Ereignis der preußischen Reformzeit. Zugleich wird mit ihr das Aufleben des frühen deutschen Nationalismus und Antisemitismus verbunden. Hochrangige Persönlichkeiten der Berliner Gesellschaft – Künstler und Intellektuelle wie Clemens Brentano und Adam Müller, Ministerialbeamte wie Friedrich August von Staegemann, Universitätsgelehrte wie Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Schleiermacher, Militärs wie Carl von Clausewitz – trafen sich in ihr, um sich bei einem gemeinsamen Mahl durch Tischreden unterhalten zu lassen und sich über die politische Situation zu verständigen. 

Die Tischgesellschaft sah sich in der Tradition romantischer Geselligkeit, verfolgte aber einen exklusiven Anspruch: Als demonstrative Haltung gegen die soziale Integration der jüdischen Bevölkerung nahm der Verein nicht einmal getaufte Juden auf. In satirischen Abhandlungen Brentanos und Arnims wurden diese Ausschlusskriterien begründet. Als ideologisches Band dienten der Tischgesellschaft der preußisch-deutsche Patriotismus und der Hass auf die napoleonische Besatzungsmacht. Die zahlreichen überlieferten Tischreden sind darüber hinaus Zeugnis eines umfangreichen Kulturprogramms, in dessen Zentrum der Kult um Schiller und Goethe stand. Bereits publizierte Texte wie die Abhandlung »Ueber die Kennzeichen des Judenthums« sind erstmals im Band 11 der Arnim-Ausgabe historisch-kritisch ediert. Der überwiegende Teil der etwa 150 Blätter umfassenden Dokumente, die hauptsächlich aus dem Arnim-Nachlass des Goethe- und Schiller-Archivs und der Varnhagen-Sammlung der Universitätsbibliothek Krakau stammen, wird hier erstmals veröffentlicht. Damit macht die vorliegende Edition zum ersten Mal den Gesamtbestand der überlieferten Handschriften und Drucke, die für die deutsche Tischgesellschaft geschrieben oder nach dem Vortrag in ihrem Auftrag publiziert wurden, zugänglich.

Die Weimarer Arnim-Ausgabe erscheint unter dem Gesamttitel »Ludwig Achim von Arnim. Werke. Aufzeichnungen. Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Weimarer Klassik hrsg. von Roswitha Burwick, Lothar Ehrlich, Heinz Härtl, Renate Moering, Ulfert Ricklefs und Christof Wingertszahn«. Die Herausgeber und weitere Bandbearbeiter sind an Universitäten und Institutionen der Bundesrepublik Deutschland, Italiens, Großbritanniens und der USA tätig. Die in einer Arbeitsstelle der Klassik Stiftung Weimar wissenschaftlich, technisch und organisatorisch betreute Ausgabe soll 40 Bände umfassen. In chronologischer Anordnung werden ediert: Werke und Schriften (Band 1-29), Briefe von und an Arnim (Band 30-40). Bände mit Dokumenten, Chronik und Bibliographie kommen hinzu. Grundlagen der Texte sind die Handschriften oder, wenn diese nicht überliefert sind, die Erstdrucke aus Arnims Lebenszeit bzw. aus den von Wilhelm Grimm und anderen 1856 herausgegebenen »Sämmtlichen Werken«. Die Textgrundlagen werden diplomatisch getreu wiedergegeben. Der Kommentar gliedert sich in Überblickskommentar, Einzelstellenerläuterung, kommentierendes Verzeichnis der Überlieferungsträger und vollständige Darbietung der Varianten. Bisher sind sechs Bände erschienen:
Band 1: Schriften der Schüler- und Studentenzeit. Hrsg. von Sheila Dickson (2004)
Band 2: Naturwissenschaftliche Schriften, Teil 1: Text, Teil 2: Kommentar. Hrsg. von Roswitha Burwick (2007)
Bd. 11: Texte der deutschen Tischgesellschaft. Hrsg. von Stefan Nienhaus (2008)
Band 10: Die Päpstin Johanna. Hrsg. von Johannes Barth (2006)
Band 30: Briefwechsel 1788 – 1801. Hrsg. von Heinz Härtl (2000)
Band 31: Briefwechsel 1802 – 1804. Hrsg. von Heinz Härtl (2004)

Kontakt
Klassik Stiftung Weimar
Goethe- und Schiller-Archiv
Arnim-Arbeitsstelle
Dr. Gert Theile
Hans-Wahl-Str. 4
99425 Weimar
Tel.: 03643 / 545 – 240
Fax: 03643 / 545 – 454 
gsa@klassik-stiftung.de 
gert.theile@klassik-stiftung.de

Quelle: Pressemitteilung Klassik Stiftung Weimar, 20.4.2009

Fremdenverkehr im Gießener Land

„Kleinstadtzauber – Waldesruh. Zur Geschichte des Fremdenverkehrs im Gießener Land“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung, die Landrat Willi Marx am 20. April 2009 in den Räumen der Kreis-Volkshochschule im Licher Kreuzweg eröffnete. Während Landrat Marx vor den zahlreich erschienenen Gäste einen Abriss über die bisherigen Erfolge der kreiseigenen Stabsstelle „Wirtschaftsförderung und Tourismus“ lieferte, referierte Kreis-Archivarin Sabine Raßner während der Eröffnung über einige inhaltliche Schwerpunkte der Ausstellung. Das historische Kaleidoskop wird auf 23 Ausstellungstafeln präsentiert.

„Oberhessen hat sich fremdenverkehrsmäßig mehr und mehr entwickelt, und viele Orte werden als Erholungsgebiet oder anerkannte Luftkurorte empfohlen. Der Jugend wird zum Wandern ein neuer Antrieb gegeben, in allen Städten gibt es neue Herbergen; auch die Gastronomie hat sich darauf eingerichtet, dass Oberhessen eine Wanderung wert ist.“ Dieser Auszug aus einem Reiseführer spiegelt das Ergebnis einer Entwicklung wider, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte. Aktuell stellte Landrat Marx heraus, dass der Bereich Tourismusförderung bereits seit Juni 2000 fester Bestandteil der Wirtschaftsförderung und Strukturentwicklung im Landkreis Gießen geworden sei. Damals wurde die inter-kommunale Arbeitsgemeinschaft „Tourismusförderung“ ins Leben gerufen. Die heimischen Hotel- und Gaststättenbetriebe nähmen Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote der Stabsstelle Wirtschaftsförderung gut an, die Zahl der Gäste und Übernachtungen seien in den letzten Jahren merklich angestiegen. Diese Entwicklung müsse auch, so Marx, weiterhin gefördert werden, da hierin eine direkte Wertschöpfung für die Menschen in der Region gegeben sei.

Als die wirtschaftliche Seite des Fremdenverkehrs erkannt worden war, bemühte man sich auch im Gießener Raum um die Hebung des Fremdenverkehrs. Städte und Gemeinden warben fürs eigene Areal als Reiseziel. So fand man in Freienseen, einem kleinen Dorf und heutigem Stadtteil von Laubach, um 1900 das Kaufhaus von Frau Duft, die Metzgerei von Heinrich Schmidt und die Kirche für sehenswert und bildete sie auf einer Grußpostkarte ab. In Treis an der Lumda, heute ein Stadtteil von Staufenberg, vermutete man dagegen eine Attraktion ganz anderer Qualität. Der Überlieferung nach suchten Kranke Heilung in einer dort sprudelnden Quelle, ein gelähmter Mann soll ihr nach einem Bad geheilt entstiegen sein und seine Krücken in eine danebenstehenden Baum gehängt haben. Die Hoffnung darauf, ein zweites Lourdes werden zu können, währte aber nur kurz. Die chemische Untersuchung des Wassers in den 1950-er Jahren war ernüchternd, und das negative Ergebnis ließ die Bereitschaft des Bürgermeisters von Treis, 150 Mark für die Wasseruntersuchung zu zahlen, erheblich schwinden, sodass man sich schließlich auf einen reduzierten Betrag von 90 Mark einigte.

Um die Wende vom 19. zum 20 Jahrhundert entstanden verschiedene Verkehrs- und Verschönerungsvereine, die sich jeweils auf lokaler Ebene um die Hebung und Förderung des Fremdenverkehrs bemühten. Zu ihren Hauptaufgaben gehörte neben der Tourismusreklame auch ein direktes Wirken nach innen. Zusammen mit den Gemeindevorständen setzte man sich für die Verbesserung der touristischen Infrastruktur und ein ansprechendes Erscheinungsbild der Kommune ein. Ebenfalls zu dieser Zeit gründeten sich auch überregional tätige Vereine, wie zum Beispiel der Vogelsberger Höhen-Club, der Westerwald-Verein, der Oberhessische Gebirgsverein und sogar ein Alpenverein. Letzterer entwickelte sich aus einer „Tafelrunde der Alpenfreunde“ beziehungsweise dem „Bergsteiger-Stammtisch“. Die Gründungsmitglieder dieser Vereine waren in der Regel Honoratioren oder kamen aus Beamtenkreisen. So sah sich auch die Gießener Sektion des Alpenvereins zeitweise dem Vorwurf ausgesetzt, sich als elitäre Gruppe zu verstehen. Basis dieser Auffassung war beispielsweise die Mitgliedschaft zahlreicher Professoren in den genannten Vereinen und die Tatsache, dass man ganz bewusst versuchte, die Mitgliedschaft auf Angehörige der gehobenen Mittelschicht und des Bildungsbürgertums zu begrenzen.

Auf vielfältige Art und Weise warben die Vereine für den Tourismus in der Region. Wanderwege wurden markiert, Schutzhäuschen, Aussichtstürme, Ruhebänke und Unterkunftshütten errichtet. Sie schufen eine Infrastruktur, die von Reisenden und Touristen genutzt werden konnte, gaben eigene Reiseführer heraus oder wirkten an solchen mit, gestalteten Reklame und sprachen unterschiedliche Zielgruppen an. Sie informierten die einheimische Bevölkerung über die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus und setzten sich nicht zuletzt für die Belange des Naturschutzes und des Umweltschutzes ein. Bahnverbindungen wurden schon früh für den Fremdenverkehr entdeckt und genutzt. Die Biebertal-Bahn, eigentlich für den Transport von Material und Produkten der Montan-Industrie sowie für die Beförderung der Arbeiter zum Arbeitsplatz gedacht, belebte alsbald den Wander- und Fremdenverkehr. Wanderer und Erholungssuchende schätzten es, dass sie das Biebertal und den Dünsberg mit der Bahn leicht erreichen konnten und so manches Ausflugslokal entstand entlang der Strecke. Die von den Einheimischen liebevoll „Bieberlieschen“ genannte Kleinbahn stellte erst in den Fünfziger Jahren ihre Fahrten ein.

Auch in zahlreichen Reiseberichten kann man etwas über Gießen und seine Umgebung lesen. 1902 verbrachte der Amerikaner James T. Hatfield den Sommer auf der Burg Staufenberg, genoss die Erholungstage mit Spaziergängen und beschrieb danach Landschaft und Leute. Auch der Lyriker Rainer Maria Rilke weilte gelegentlich in der Region. Der berühmteste Gast war jedoch Johann Wolfgang Goethe, der sich während einer Ballnacht in Volpertshausen in Charlotte Buff verliebte. Auf insgesamt 23 Ausstellungstafeln können sich die Besucher über die Geschichte des Fremdenverkehrs im Gießener Raum informieren und Interessantes entdecken. Die Ausstellung wirft abschließend einen Blick auf die Gegenwart. Der von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannte Obergermanisch-Raetische Limes, der auf einer Streckenlänge von über 23 Kilometer durch das Gießener Land führt, ist eine kulturhistorische Sehenswürdigkeit. Und der Inheiden-Trais-Horloffer-See ist eines der wichtigsten Naherholungs- und Freizeitgebiete der Region. Konzipiert und erarbeitet wurde die Ausstellung, die noch bis zum 29. Mai 2009 während der Öffnungszeiten der Kreisvolkshochschule Gießen besichtigt werden kann, vom Kreisarchiv Gießen und von den Archiven der Städte und Gemeinden Buseck, Fernwald, Freienseen, Gießen, Grünberg, Heuchelheim, Hüttenberg, Hungen, Langgöns, Laubach, Lich, Pohlheim und Staufenberg.

Kontakt
Kreisarchiv Gießen
Ostanlage 33 – 45
35390 Gießen
Tel.: 0641 / 9390 – 603
Fax: 0641 / 33448
kreisarchiv@lkgi.de

Quelle: Aktuelles Landkreis Gießen, 20.4.2009; Gießener Anzeiger, 22.4.2009

Neuer Professor für Thüringische Landesgeschichte an der Uni Jena

Wenn nicht in seinem Büro, dann ist Prof. Dr. Uwe Schirmer sicher im Archiv zu finden. Seit fast 20 Jahren geht er in den Archiven Mitteldeutschlands ein und aus. Er kennt die Bestände und ahnt, welche Schätze an Akten und Urkunden dort heute noch unentdeckt schlummern. Der neue Professor für Thüringische Landesgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena erwartet auch von seinen Studenten eine Aufgeschlossenheit gegenüber Archivarbeit. „Mir ist es wichtig, dass sie in die Archive gehen und mit unbekannten Quellen arbeiten“, so der ehemalige Leiter des Leipziger Universitätsarchivs

„Bekanntes abschreiben, das kann jeder.“ Der 47-Jährige stürzt sich viel lieber auf Unbekanntes. So hat er sich für seine Habilitation (2003) durch Unmengen alter Akten gearbeitet, um Licht ins Dunkel der kursächsischen Staatsfinanzen zwischen 1456 und 1656 zu bringen. Acht Jahre hat er gebraucht, die Fülle an Daten zu sichten und einzuordnen. Fündig wurde der im sächsischen Grimma geborene Historiker vor allem im Weimarer Staatsarchiv. Die dortigen Bestände hatte er nach dem Diplomlehrerstudium in Leipzig schon für seine Promotion (1994) genutzt, um die Geschichte des Amtes Grimma von 1485 bis 1548 näher zu untersuchen. „Eine Mischung aus Verfassungs-, Sozial-, Wirtschafts- und Alltagsgeschichte“ war es, mit der sich Uwe Schirmer damals beschäftigt hat. „Im Endeffekt ging es um die Frage, wie sich eine Gesellschaft in einem relativ engen geografischen Raum innerhalb von rund 70 Jahren verändert“, fasst der Tierliebhaber den Inhalt der Arbeit zusammen, für die er von der TU Dresden ausgezeichnet wurde. 

Unbestrittener Forschungsschwerpunkt von Uwe Schirmer ist die Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des mitteldeutschen Raumes vom Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit. Seine Expertise auf diesem Gebiet will er auch in die Jenaer Forschung im Rahmen der „Lutherdekade 2017“ einbringen. Wie die Reformation in den ländlichen Gebieten abgelaufen ist, interessiert ihn dabei besonders. „Immerhin lebte damals der größte Teil der Bevölkerung auf dem Land und konnte meist weder lesen noch schreiben. Waren diese Leute passiv oder eher aktiv am Reformationsprozess beteiligt“, fragt sich Schirmer, der in seiner Freizeit ehrenamtlich als Domdechant des Domkapitels Meißen tätig ist. 

Ein Atlas zur Geschichte und Landeskunde, ein historisches Ortsverzeichnis, ein Ortsnamenbuch – Schirmers Vorhaben für sein Wirken in Thüringen prophezeien intensive interdisziplinäre Arbeit. Viel Zeit für den großen Bauernhof, auf dem er aufgewachsen ist, bleibt dem gelernten Landwirt da nicht. Die Arbeit sei es jedoch wert, „denn die Stelle in Jena ist für ihn wie ein Sechser im Lotto“, so Prof. Dr. Uwe Schirmer, der eigentlich Landwirtschaft studieren wollte. Schließlich gebe es in ganz Mitteldeutschland nur noch insgesamt drei Professuren für Landesgeschichte an Universitäten. 

Kontakt:
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Prof. Dr. Uwe Schirmer
Fürstengraben 13
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944420
uwe.schirmer@uni-jena.de

Quelle: Aktuelles Friedrich-Schiller-Universität Jena, 23.4.2009

Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg

\“Operationszone Alpenvorland\“ ist der Titel einer neuen Veröffentlichung des Südtiroler Landesarchivs. Auf 320 Seiten haben die Historiker Andrea Di Michele und Rodolfo Taiani die Beiträge namhafter Experten gesammelt, die 2006 eine internationale Tagung zu diesem Thema bestritten hatten. Der druckfrische Band \“Die Operationszone Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg\“ wird am 27. April 2009 im Landesarchiv in Bozen durch Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, die Direktorin des Südtiroler Landesarchivs, Christine Roilo, Giuseppe Ferrandi, Direktor der Fondazione Museo storico del Trentino, Andrea Di Michele, Historiker am Südtiroler Landesarchiv sowie den Pfalzner Historiker Stefan Lechner vorgestellt.

Als Operationszone Alpenvorland wurde das zwischen September 1943 und dem Frühjahr 1945 von Nazideutschland besetzte und verwaltete Gebiet der drei Provinzen Bozen, Trient und Belluno bezeichnet. Im Band 29 der Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs haben die Historiker Andrea Di Michele und Rodolfo Taiani die Akten der Tagung \“Operationszone Alpenvorland\“ gesammelt und aufgearbeitet. Die große Tagung war 2006 vom Südtiroler Landesarchiv in Kooperation mit dem "Museo storico Trento" und dem "Istituto storico bellunese della Resistenza ed età contemporanea" in Bozen, Trient und Belluno veranstaltet worden.

Kontakt
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
39100 Bozen
Tel.: 0471 / 411 – 940
Fax: 0471 / 411 – 959
landesarchivlandesarchiv@provinz.bz.it 

Quelle: Pressemeldung Autonome Provinz Bozen, 20.4.2009

Musik an den Universitäten Halle und Wittenberg

Ihren einstigen Studenten Georg Friedrich Händel (1685-1759) feiert die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit einer Sonderausstellung im Museum universitatis unter dem Titel „Tönet reizend stille Flöthen, wenn die Weisheit lieblich lacht – Musik an den Universitäten Halle und Wittenberg“. Die Exposition, die anlässlich des Händel-Festjahres 2009 gezeigt wird, kann ab 24. April 2009 im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) besichtigt werden. Ein besonderes Highlight stellt Händels Matrikeleintrag von 1702 an der halleschen Fridericiana aus dem Universitätsarchiv dar. Zur Eröffnung der Ausstellung laden der Rektor der MLU, Prof. Dr. Wulf Diepenbrock, und der Kustos Dr. Ralf-Torsten Speler am 23. April 2009 um 18 Uhr in die Aula ins Löwengebäude ein. Mit Liedern hallescher Komponisten wird der Universitätschor Halle „Johann Friedrich Reichardt“ unter der Leitung von UMD Jens Lorenz und Dr. Jens Arndt zu hören sein. Außer dem Chor musizieren die Cellistin Anne Well, der Kontrabassist Ralf Griese von der Staatskapelle Halle und der Organist der Irénée Peyrot von der Marktkirche. 

Werke wie Händels Royal Chapel Anthem \“As pants the hart\“, HWV 251d für Soli, Chor und Basso continuo (um 1721) und „Komm, Freude, sey gesegnet“ aus der Festkantate \“Deutschlands Verdienst um die Wissenschaften zum 100-jährigen Bestehen der Friedrichsuniversität Halle im Jahr 1794\“ von Daniel Gottlob Türk (1750–1813) gelangen zur Aufführung. Im Wandelgang des Löwengebäudes, wo die Akustik besonders reizvoll ist, erklingen Lieder von Johann Friedrich Reichardt, Robert Franz und Samuel Scheidt. 

Eine Einführung in die Ausstellung geben die beiden Kuratorinnen PD Dr. Kathrin Eberl-Ruf und Cordula Timm-Hartmann M.A. vom Institut für Musik. „Möge den Gästen der Stadt, Studenten und Mitarbeitern der Universität und interessierten Hallensern ein umfassender Einblick in die akademische Musikgeschichte und auch ein hörbarer Genuss von Musikstücken universitärer Komponisten vermittelt werden“, sagt Kustos Dr. Ralf-Torsten Speler. Die Kuratorinnen Katrin Eberl-Ruf und Cordula Timm-Hartmann stellen erstmals in einer Universitätsausstellung die Musikentwicklung an den Universitäten Halle und Wittenberg vor. Sie reicht von den frühen Anfängen an der Wittenberger Leucorea des 16. Jahrhunderts bis zu den sogenannten „Chladnischen Klangfiguren“ Ende des 18. Jahrhunderts. Auch das Wirken weiterer Musikerpersönlichkeiten, die mit der halleschen Universität in Verbindung standen, darunter Wilhelm Friedemann Bach, Daniel Gottlob Türk oder Robert Franz, wird dabei näher beleuchtet. 

Das gesellige Universitätsleben wird anhand von Studentenstammbüchern und Noten aus den Universitäts- und Landesbibliotheken Halle und Münster und des Predigerseminars Wittenberg illustriert. Historische Musikinstrumente aus der Stiftung Händel-Haus Halle, das kostbare Serressche Studentenalbum aus dem Stadtarchiv Halle sowie weitere Leihgaben aus der Marienbibliothek Halle, der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin und dem Pfarramt Claußnitz bereichern die Exposition. Vor allem wird der Blick auf das 18. Jahrhundert gerichtet, in dem die Musik bei universitären Feiern der Repräsentation diente. Zwar sind die Kompositionen in den meisten Fällen verloren, doch bieten gedruckte Textbücher einen Einblick in die Vielfalt der akademischen Serenaden, Kantaten und anderen Festmusiken. Reformationsjubiläen, Friedensfeiern, Geburtstage und Feste im Leben der Königsfamilie oder Universitätsjubiläen wurden musikalisch ausgestaltet. Mit den Studentenliedern, die Christian Wilhelm Kindleben 1781 in Halle herausgab, war das erste Akademische Liederbuch entstanden. Zahlreiche der darin enthaltenen Stücke, wie das von Kindleben bearbeitete Gaudeamus igitur, wurden von Generationen von Studenten in Commersen in Halle und anderswo gesungen. Führungen durch die Ausstellung, die bis zum 15. Juli 2009 besichtigt werden kann, finden am 10. Mai, 7. Juni und 12. Juli 2009 jeweils sonntags um 15 Uhr statt.

Kontakt
Universitätsarchiv Halle
Dr. Ralf-Torsten Speler
Pfännerhöhe 48 
06110 Halle (Saale) 
Tel.: 0345 / 1 20 – 11 66 
Fax: 0345 / 1 20 – 11 64 
archiv@uni-halle.de 

Quelle: Pressemitteilung Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 20.4.2009