Rund 10 Millionen Aufnahmen des Kölner Stadtarchivs gesichert

Noch immer versuchen Archivare und freiwillige Helferinnen und Helfer die Dokumente des eingestürzten Kölner Stadtarchivs zu retten. Inzwischen sind auch die Zahlen der mikroverfilmten Kölner Dokumente nach oben korrigiert. In der Akutphase des Unglücks standen zunächst die Rettung der Vermissten und die Trümmerräumung im Vordergrund. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat in der Vergangenheit nach aktuellen Angaben 6.369 Filme aus Köln im Barbarastollen eingelagert, dem Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland nahe Freiburg. Das entspricht rund zehn Millionen Einzelaufnahmen, die dort in Edelstahlfässern mindestens 500 Jahre für Folgegenerationen verwahrt werden.

„Kurz nach dem Unglück konnten wir nur eine wage Schätzung über die eingelagerten Dokumente abgeben. Wir sind natürlich froh, dass die Zahl der Filme und Aufnahmen entgegen der ersten Annahmen weitaus höher ist“, bestätigt Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. „Das Ereignis zeigt, wie wichtig die Sicherungsverfilmung von Kulturgütern ist, obwohl die Haager Konvention allein den Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten vorsieht.“

Die Kölner Bestände reichen von den Urkunden der Hanse über Akten der Rheinischen Zeitung bis hin zu Kölner Stamm- und Wappenbüchern. Der letzte aus Köln eingelagerte Film stammt aus dem Jahr 2007. Das Stadtarchiv Köln ist seit Beginn der Sicherungsverfilmung im Jahre 1961 als eine von drei Verfilmungsstellen des Landes NRW ausgewiesen.

Link: www.bbk.bund.de

Quelle: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Pressemitteilung, 8.4.2009

Tag der lippischen Archive am 26. April 2009

Anfang April 1933 begannen die Planungen zur reichsweiten „Aktion wider den undeutschen Geist“. Damit setzte eine systematisch vorbereitete Hetze gegen sozialistische, pazifistische, demokratische und vor allem jüdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller ein. Die „Aktion“ gipfelte am 10. Mai in der Verbrennung der als „undeutsch“ erachteten Werke. In vielen Universitätsstädten übergaben an diesem Tag Studenten und Professoren unterstützt von Mitgliedern und Funktionären der NSDAP in einer lautstarken und aggressiven Inszenierung zahlreiche Bücher den Flammen. Die Initiative dieser Aktion ging dabei von der Deutschen Studentenschaft aus, der Zusammenschluss der Studentenschaften der deutschen Hochschulen. Die Deutsche Studentenschaft wollte damit ihr Engagement für das neue Regime dokumentieren. Studenten und auch Professoren setzten sich aktiv für die „geistige Gleichschaltung“ ein.

Am 26. April 2009 erinnert das Stadtarchiv Lemgo gemeinsam mit dem städtischen „Arbeitskreises 9. November“ und dem „Museumsverein Hexenbürgermeisterhaus e.V.“ an die Bücherverbrennung. An diesem Tag öffnen die lippischen Archive ihre Türen den interessierten Besucherinnen und Besuchern. Das Stadtarchiv Lemgo konnte eine Ausstellung zur Bücherverbrennung „Verfemt, verfolgt – vergessen?“ übernehmen, die das „Haus der Bayerischen Geschichte“ konzipiert hat. Die Buchhandlung Heer zeigt an dem Tag im Stadtarchiv Werke bzw. Biographien der damals verfolgten Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Zu ihnen gehörten Erich Kästner, Stefan Zweig, Franz Werfel, Kurt Tucholsky, Bertha von Suttner, Klaus Mann, Heinrich Mann, Anna Seghers und Nelly Sachs. 

Ort: Stadtarchiv Lemgo, Rampendal 20a, 32657 Lemgo; Zeit: 11:30 bis 17:00 Uhr

Link: www.stadtarchiv-lemgo.de 

Quelle: Stadt Lemgo, Pressemeldung, 2.4.2009

Archiv des Rhein-Sieg-Kreises hilft bei Rettung der Kölner Archivalien

Für kundige Hilfe zur Rettung der Archivalien des Historischen Stadtarchivs in Köln stellt auch der Rhein-Sieg-Kreis Mitarbeiter des Kreisarchivs frei. Bereits vom 26.3. bis zum 27.3.2009 war eine Mitarbeiterin des Kreisarchivs im so genannten „Erstversorgungszentrum“ im Einsatz. „Die Mitarbeiter unseres Kreisarchivs sind sehr motiviert zu helfen; dazu stellt der Rhein-Sieg-Kreis die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch zur Hilfe frei“, so Kreisarchivarin Dr. Claudia Maria Arndt. „Gerade mittel- und langfristig werden die Kolleginnen und Kollegen in Köln noch qualifizierte Hilfe benötigen. Das Kreisarchiv plant, auch in Zukunft personelle und materielle Hilfe im Rahmen unserer Möglichkeiten anzubieten“, so Kreisarchivarin Dr. Arndt. 

Am 3.3.2009 war das Gebäude in der Severinstraße 222, in dem das Historische Archiv der Stadt Köln untergebracht war, eingestürzt; zwei benachbarte Wohnhäuser waren teilweise mit eingestürzt. Bei dem tragischen Unglück wurden zwei junge Männer, die sich in dem teileingestürzten Wohnhaus aufhielten, getötet. Nach wie vor liegen noch große Teile der Archivbestände entweder unter dem Trümmerberg oder sind mit dem Schutt in den U-Bahn-Schacht vor dem Haus gestürzt. 

In einer zügig eingerichteten Außenstelle des Historischen Stadtarchivs Köln, dem „Erstversorgungszentrum“, sind Archivare, Restaurateure und ehrenamtliche Helfer mit der Rettung der geborgenen Archivalien beschäftigt. „Die zurzeit vorrangige Aufgabe ist es, feuchte, nasse und schimmlige Archivalien von trockenen zu trennen“, weiß Monika Marner von ihrem Kölner Einsatz im Auftrag des Kreisarchivs zu berichten. Das Bergungsgut werde in Kartons von der Unglückstelle in einer großen Lagerhalle angeliefert. Die bereits als nass klassifizierten Kartons enthalten Archivalien aus allen Beständen des Stadtarchivs Köln: Akten und Urkunden aus verschiedenen Jahrhunderten, Fotografien, Mikrofiches, Bücher, Handschriften. Alles liegt bunt durcheinander, doch mit einer Gemeinsamkeit: Die Archivalien sind verdreckt, verklebt, zerrissen und mehr oder weniger feucht. 

Stück für Stück wird der Inhalt eines Kartons mit Handfegern vom gröbsten Schmutz und von den Bauschuttresten befreit. Sofern Material erkennbar zusammen gehört, wird es zusammengeführt, dann je nach seinem Zustand in Folie oder Papier verpackt und zur weiteren Bearbeitung in größere Behälter gelegt. Diese enthalten auch jeweils Listen, in die die Helfer in Kurzform vorhandene Signaturen oder ein inhaltliches Stichwort zur Beschreibung eintragen. Manchmal lautet es schlicht „Konvolut von Schriftstücken unbekannter Herkunft“. Das oberste Gebot lautet: Nichts wird weggeworfen! Wegen der hohen Staubentwicklung und dem einsetzenden Schimmelbefall müssen Sicherheitskleidung und Mundschutz getragen werden. 

An einer weiteren Arbeitsstation, der so genannten „Trocknung“, werden die Archivalien, die nur leicht feucht angeliefert werden, auf dreistöckigen, großen Transportwagen ausgelegt und vor Ort in vier Kammern mit Hilfe von Luftentfeuchtern getrocknet. Restauratoren überwachen den Prozess und geben das Material nach der Trocknung frei. Nun werden die Wagen geleert und das weiterhin unsortierte und komplett durchmischte Archivgut in zu nummerierende Kartons verpackt und diese wiederum auf eine nummerierte Palette gestapelt. Karton- und Palettennummern werden in Computer eingegeben und sind der vorerst letzte Hinweis auf den Verbleib der Archivalien. Denn anschließend werden die Paletten in Archivmagazine der Umgebung transportiert. Einzig Handschriften und die mittelalterlichen Ratsprotokolle werden, sofern sie den Helfern auffallen, von den übrigen Archivalien getrennt und einer intensiveren Reinigung sowie Weiterbearbeitung durch Mittelalterfachleute des Kölner Stadtarchivs unterzogen. 

„Es wird noch viele Wochen wenn nicht Monate dauern, bis das geborgene Archivgut wenigstens diese Erstversorgung durchlaufen hat. Die Kolleginnen und Kollegen des Historischen Archivs der Stadt Köln werden dazu jede uneigennützige und sachverständige Hilfe benötigen“, lautet das Fazit von Monika Marner nach ihrem zweitägigem Einsatz. Interessenten für einen möglichen Einsatz können sich per E-Mail beim Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv rwwa@koeln.ihk.de melden.

Kontakt:
Archiv des Rhein-Sieg-Kreises
– Der Landrat –
Monika Marner
Kaiser-Wilhelm-Platz 1
53721 Siegburg
Telefon 02241 / 13-2883 
monika.marner@rhein-sieg-kreis.de

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, Pressemitteilung, 1.4.2009

Archivbestand der Hochschule Esslingen nun im Staatsarchiv Ludwigsburg

Die Hochschule Esslingen überreichte ihren Archivbestand dem Staatsarchiv Ludwigsburg. Alle Dokumente, Pläne, Zeichnungen und Fotomaterialien vergangener Jahre sind nun in Ludwigsburg archiviert. Interessierte können im Internetverzeichnis die Dokumente der Geschichte auffinden und beim Staatsarchiv Ludwigsburg einsehen. Würden die Regale des Staatsarchivs Ludwigsburg in einer Reihe aufgestellt, so reichten diese von Ludwigsburg bis nach Plochingen, gut 36 km. Die Unterlagen der Hochschule Esslingen füllen davon beachtliche 40 Meter. 

Als vor zwei Jahren die Oberarchivrätin des Staatsarchivs Ludwigsburg, Dr. Elke Koch, die Hochschule Esslingen besuchte und die Registratur betrat, war ihr gleich klar, dass hier einmalige Dokumente zur Hochschulgeschichte lagen. Wahre Schätze brachte sie aus den Tiefen des Archivs zu Tage. Darunter auch Unterlagen der Königlichen Baugewerkeschule aus den Anfangsjahren 1868. Als die \“Schule für Maschinenbau\“ im Jahr 1914 von Stuttgart nach Esslingen umzog, hatte wohl ein Professor die Unterlagen mitgenommen und in Esslingen gelagert. \“Ein Glücksfall\“, bescheinigte Koch, denn sonst wären die Unterlagen im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. \“Es handelt sich mit Sicherheit um einen herausragenden Bestand. Es gibt nicht viele Ingenieurschulen, über deren Geschichte so viel erhalten und zugänglich ist\“, so Koch weiter. Auch die Ordner des Kommerzienrates Paul Dick, der sich für die Verlegung der \“Abteilung Maschinenbau\“ nach Esslingen im Landtag von Stuttgart und im Gemeinderat der Stadt Esslingen stark machte, sind vollständig erhalten. So kommt es, dass die Hochschule für Technik in Stuttgart bei ihrem Ableger, der Hochschule Esslingen, nach ihren Wurzeln schauen muss. 

\“Wenn wir so einen Schatz bergen können, dann machen wir uns gleich an die Arbeit.\“, sagte Ute Bitz, die für die Bearbeitung des Bestands im Staatsarchiv verantwortlich war. So konnte eine Delegation der Hochschule Esslingen bei einem Besuch im Staatsarchiv nun die fein säuberlich archivierten Dokumente bestaunen. Es gibt zwar Universitäten, die eigene Archive haben, eine systematische Archivierung der Unterlagen einer Fachhochschule bis zu den Anfängen der Industrialisierung gab es bisher in dieser Form noch nicht. Das freut die Hochschule Esslingen besonders, denn nun sind alle Dokumente fachgerecht gelagert, im Internet recherchierbar und damit für alle zugänglich, die sich mit der Geschichte der Hochschule Esslingen befassen wollen. So findet man im Findbuch die Vorlesungsmitschriften des Studenten Kaiser in Mechanik aus den Jahren 1903 bis 1904, die Denkschrift über den Bedarf an Ingenieuren von 1957, den Lebensweg und -werk eines der Pioniere der Kraftfahrzeugtechnik, Prof. Dr.-Ing. E. h. Heinrich Buschmann und vieles mehr. Auch Schriftstücke der Verbindungen und des Vereins der Freunde der Hochschule Esslingen dokumentieren die jahrelange – teilweise über 100 Jahre alte – Verbundenheit zur Hochschule.

Vor allem die 1150 fragilen Glasplatten und 800 Dias sind außergewöhnliche Relikte aus der Anfangszeit des Ingenieurwesens. Jede einzelne Glasplatte mit Zeichnungen, z. B. des Lokomobils, ist archiviert und im Findbuch ermittelbar. Wer zum Beispiel wissen möchte, wie das Lehrerkollegium der Königlich Württembergischen Höheren Maschinenbauschule von 1915 bis 1921 aussah, kann hier eine Einsicht beantragen und sich die Unterlagen im Lesesaal des Staatsarchivs zu Gemüte führen. 

Dr. Peter Müller, leitender Archivdirektor, dankt der Hochschule Esslingen für die Überlassung. \“Es ist das Kulturgut zukünftiger Generationen, das wir hier bewahren. Vieles wird schon in den Behörden aus Unkenntnis vernichtet, vielleicht mehr als durch Kriege und Katastrophen\“, so Müller. \“Aber irgendwo hat mancher Behördenmitarbeiter doch das richtige Gespür und weiß, dass er etwas Wichtiges im Keller liegen hat.\“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule Esslingen und ihre Vorgänger hatten wohl über viele Jahre hinweg das richtige Gespür, was Kulturgut ist. So liegen nun die Senatsprotokolle, Zeugnisse, Lehrpläne ganz in der Nähe solch historischer Dokumente wie der Bulle des Papst Johannes XXII aus dem Jahr 1334 oder einer Urkunde des Königs und späteren Kaisers Maximilians I aus dem Jahr 1498. 

Kontakt
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg
Tel.: 07141 / 18 – 6310
Fax: 07141 / 18 – 6311
staludwigsburg@la-bw.de 

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 18.3.2009

Der Vertrag von St. Germain und seine Folgen für Österreich

Im Kärntner Landesarchiv läuft zur Zeit die Ausstellung „Der Rest ist Österreich. St. Germain und die Folgen“, die am 1. April 2009 eröffnet wurde. Vor 90 Jahren wurde im Pariser Vorort St. Germain die Habsburgermonarchie endgültig aufgeteilt. Wilhelm Wadl, Direktor des Kärntner Landesarchivs, wies bei der Eröffnung noch einmal auf die große Auswirkung des Vertrages hin, denn damals wurden die Grenzen Österreichs bis ins letzte Detail festgelegt. Die am 12. November 1918 gegründete Republik Österreich erhielt nur einen Teil der mehrheitlich deutschsprachigen Teile Österreich-Ungarns. Tirol und die Steiermark wurden zerteilt, Kärnten drohte ein ähnliches Schicksal, konnte die Landeseinheit aber durch die Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 weitgehend bewahren. Die Ausstellung behandelt alle Grenzfragen im westlichen Teil der ehemaligen Habsburgermonarchie einschließlich Westungarns (Burgenland), geht aber auch ausführlich auf den von vielen ersehnten Anschluss an Deutschland ein und dokumentiert die entsprechenden Agitationen und Abstimmungen in einzelnen Bundesländern.

Den Grundstock der Ausstellung bilden die reichhaltigen Bestände von \“Zeit an der Wand\“ aus dem Österreichischen Plakatmuseum, das Dr. Erik Eybl in jahrzehntelanger Sammeltätigkeit aufgebaut hat. Er hob denn auch die große Bedeutung der Plakate als Propagandamittel hervor, die sie vor 90 Jahren besaßen. Aus diesem Grunde wurden die Plakate auch oftmals von bekannten Künstlern gestaltet und können heute durchaus als wertvolle Kunstwerke angesehen werden. Die Ausstellung kann Montags bis Donnerstags von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 15.30 Uhr bis zum 10. Juli 2009 besichtigt werden. Begleitend zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Kontakt
Kärntner Landesarchiv
St. Ruprechter Straße Nr. 7
9020 Klagenfurt
Tel.: 0463 / 56 2 34 – 14 
Fax: 0463 / 56 2 34 – 20
post.landesarchiv@ktn.gv.at 

Quelle: Ausstellungen Kärntner Landesarchiv;  ORF, 3.4.2009

Fraunhofer-Institut kann bei Rekonstruktion von Kölner Archivgut helfen

Hilfe bei der Rekonstruktion der durch den Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln zerstörten Dokumente haben der Stadt Köln die Fraunhofer-Institute "Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik\“ (IPK) in Berlin und "Intelligente Analyse- und Informationssysteme\“ in Sankt Augustin angeboten.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass etwa 250 bis 300 Wannen, gefüllt mit Fragmenten von Archivalien unterschiedlicher Art, darauf warten, wieder zusammengesetzt zu werden. Erfahrungen im Ungang mit solchen Verfahren hat das Fraunhofer-Institut in Berlin bei der Rekonstruktion der Stasi-Unterlagen gesammelt, die kurz nach der Wende in großen Mengen geschreddert oder zerrissen worden waren. Im Fall des Kölner Stadtarchivs kommt erschwerend hinzu, dass es sich um teilweise ein- oder doppelseitig beschriebene Dokumente aus unterschiedlichen Materialien und aus verschiedenen Jahrhunderten handelt.

Dr. Bertram Nickolay, Abteilungsleiter Sicherungstechnik beim Fraunhofer-IPK in Berlin, sieht die Herausforderung für sein Institut vor allem in der Breite von Materialtypen und Objektzuständen. Für eine Massendigitalisierung der Kölner Fragmente müssten deshalb neue Wege beschritten werden. Die vorhandenen Verfahren seien dagegen grundsätzlich geeignet, um die eingescannten Bruchstücke wieder virtuell zusammenzusetzen.

Ein Folgetermin in Berlin zur Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Fraunhofer IPK und dem Historischen Archiv ist bereits vereinbart. Gemeinsam erstellen die beiden Einrichtungen zunächst eine Machbarkeits- und Konzeptstudie. Auf dieser Basis könnten die IPK und Archiv bei der Rekonstruktion des zerstörten Archivgutes zusammenarbeiten.

Das Fraunhofer Institut in Sankt Augustin prüft derzeit zusätzlich, wie die Mikrofilme aus der Sicherungsverfilmung digitalisiert werden können, um möglichst bald einen digitalen Lesesaal aufzubauen. Damit wäre die Geschichtsforschung anhand von Mikrofilmen für einen großen Teil der reichsstädtischen Zeit bis 1794 und in Teilen für das 19. Jahrhundert schon kurzfristig wieder machbar.

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 9.4.2009

Die Anfänge der Parteien in Würzburg und Unterfranken

In der Ausstellung "Politischer Neubeginn 1945 bis 1950. Die Anfänge der Parteien in Würzburg und Unterfranken im Spiegel der Wahlplakate", die am 8. April 2009 eröffnet wurde, zeigen das Stadtarchiv Würzburg und die Hans-Seidel-Stiftung bis zum 24. April 2009 den politischen Neuanfang in Unterfranken nach dem Zweiten Weltkrieg. \“Würzburg ist nicht tot, Würzburg muss leben, Würzburg muss neu erstehen!\“ – Mit diesem Aufruf wandte sich Oberbürgermeister Gustav Pinkenburg am 1. Mai 1945 an die Bevölkerung der fast völlig zerstörten Stadt. Auch die meisten anderen bayerischen Großstädte lagen in Trümmern. Familien waren zerrissen, Hunderttausende hatten keine Wohnung, Millionen hungerten oder waren auf der Flucht. In dieser Zeit größter materieller Not, in einer Zeit, die geprägt war von Gegensätzen und Spannungen, machten sich Männer und Frauen noch während der Besatzung an den politischen Wiederaufbau. Sie schufen die Fundamente für einen demokratischen Neuaufbau, die bis heute tragen: Die Gründung von Parteien und Verbänden, die Schaffung einer kommunalen Verwaltung, der Entwurf einer neuen Verfassung, die Festlegung einer neuen Wirtschaftsordnung, die Integration der Vertriebenen, alle diese Maßnahmen waren heftig umstritten auf lokaler wie überregionaler Ebene. 

Und sie fanden ihren deutlich sichtbaren, plakativen Niederschlag im Ringen um Unterstützung bei Abstimmungen, Wahlen und Volksentscheiden. Nach dem Krieg waren Plakate zunächst das erste öffentliche Kommunikationsmittel, Zeitungen und Rundfunk übernahmen erst allmählich diese Funktion. Auch die wiederbegründeten und neuen demokratischen Parteien griffen nach dem Ende des Dritten Reiches diese traditionellen Werbemittel auf, waren aber bis 1950 der strengen Zensur der Militärbehörden entsprechend ihrer jeweiligen Lizenzierungspraxis für politische Parteien unterworfen. 

Das Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung und das Stadtarchiv Würzburg dokumentieren mit der gemeinsamen Plakatausstellung den politischen Neubeginn am Beispiel Würzburgs und Unterfrankens. Sie rücken ihre außerordentlich reichen Plakatbestände zu den ersten Wahlen in den Mittelpunkt, die auf spannende, schlagwortartige und plakative Weise die herausfordernden Probleme der Zeit thematisieren. Und sie erinnern an die Frauen und Männer „der ersten Stunde“, die sich unbeirrt an einen demokratischen Neuaufbau machten. Ein begleitender Katalog dokumentiert die wesentlichen Inhalte der Ausstellung. Führungen finden vom 9. bis 24. April 2009 jeweils dienstags um 10.00 Uhr und donnerstags um 16.00 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Führungen für Gruppen werden nach Absprache angeboten, Anmeldungen nimmt das Stadtarchiv Würzburg entgegen. Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist die Ausstellung im oberen Foyer des Würzburger Rathauses Montags bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr sowie Freitags von 9 bis 15 Uhr.

Kontakt
Stadtarchiv Würzburg
Neubaustraße 12 
97070 Würzburg
Tel.: 0931 / 373 – 1 11
Fax: 0931 / 373 – 1 33
stadtarchiv@stadt.wuerzburg.de

Hanns- Seidel- Stiftung
Archiv für Christlich-Soziale Politik (ACSP) Bibliothek und Dokumentation
Referat II/9 
Dr. Renate Höpfinger
Lazarettstraße 33
80636 München 
Tel.: 089 / 1258 – 279
Fax: 089 / 1258 – 469
hoepfinger@hss.de

Quelle: Aktuelles Hanns-Seidel-Stiftung

Ausstellung zur Varusschlacht im Stadtarchiv Bielefeld

Eine Ausstellung zum Thema „2000 Jahre Varusschlacht – ein geschichtliches Großereignis und sein Bezug zu Ostwestfalen-Lippe“ ist derzeit im Institut Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld zu sehen. Die Exponate stammen hauptsächlich aus den Beständen der Landesgeschichtlichen Bibliothek. Herausragendes Ausstellungsstück ist eine 1544 in Basel erschienene Ausgabe der Annalen des altrömischen Schriftstellers Tacitus. Auf dessen Angaben geht es zurück, dass die Örtlichkeit der Schlacht von vielen Forschern im Teutoburger Wald gesucht wurde und wird. Auch bezeichnete Tacitus den Sieger Arminius (beziehungsweise Hermann) erstmals als Befreier Germaniens. Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung sind das Hermannsdenkmal – als allgemein bekanntes Sinnbild der berühmten Schlacht – und sein Erbauer Ernst von Bandel.  Die Ausstellung kann voraussichtlich bis Ende Mai 2009 montags bis donnerstags von 8.00 bis 18.00 Uhr sowie freitags von 8.00 bis 17.00 Uhr besucht werden. Zum Mitnehmen gibt es eine Auswahl-Literaturliste neuerer Bücher aus der Landesgeschichtlichen Bibliothek und verschiedene Texte zum Thema der Ausstellung. Die Literaturliste ist auch im Internet zu finden.

Kontakt
Institut Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek
Rohrteichstraße 19
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 51 – 24 71 
Fax: 0521 / 51 – 68 44
stadtarchiv@bielefeld.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Bielefeld, 7.4.2009

Archiv des Vogtlandkreises hilft bei Rettung des Stadtarchivs Köln

Das „Kölner Modell“ war seit 1990, vor allem aber nach der Hochwasserkatastrophe 2002, vielen sächsischen Archivaren Vorbild für die seitherigen Archivbaumaßnahmen – auch für das Kreisarchiv des Vogtlandkreises. Es fand seinen neuen zentralen Sitz im dafür ausgebauten Schloss Voigtsberg. 

„Dass gerade dieses Stadtarchiv einstürzt, das beste Voraussetzungen für eine dauerhafte Aufbewahrung der anvertrauten Kulturgüter bot, ist besonders tragisch und unfassbar.“ sagt Kreisarchivarin Sigrid Unger, die nun unterstützt vom Landrat, mit drei Mitarbeiterinnen in Köln zupacken möchte. Mit dem dortigen Koordinierungsbüro wird nun der konkrete mehrtägige Einsatz besprochen. 

Quelle: Spitzenstadt.de – Online-Magazin für Plauen, 6.4.2009

Lüner Stadtarchivar kehrt vom Hilfseinsatz am zerstörten Kölner Stadtarchiv zurück

Nach einer Woche Einsatz an der Einsturzstelle des Historischen Archivs in Köln ist Fredy Niklowitz, Leiter des Stadtarchivs Lünen, wieder an seinen Arbeitsplatz im Rathauskeller zurück gekehrt. Als vor gut einem Monat das Unfassbare geschah, war auch Fredy Niklowitz bis ins Mark getroffen. Als dann am 9. März der Ruf nach freiwilligen Helfern aus Köln zu ihm drang, gab es für ihn nur noch zwei Fragen zu klären: Bei seiner Familie und seinem Arbeitgeber das „Ja“ einzuholen. Am 25. März kam sein Einsatzplan, fünf Tage später stand Fredy Niklowitz am Ort des Geschehens in der Severinstraße.

Hier traf der Lüner Archivar auf Kollegen aus ganz Deutschland, die alle freiwillig an der Rettungsaktion teilnehmen. „Die Bereitschaft da mit zu helfen war riesengroß“, erzählt Niklowitz, „denn wir Archivare wissen, dass wir im Prinzip für die Ewigkeit arbeiten mit dem was wir verwalten. Und wenn dann so ein Unglück passiert, gibt es nur eins: Retten, was zu retten ist“.

Sein Arbeitsplatz war im Innenhof des Friedrich Wilhelm-Gymnasiums, wo er mit einer Hand voll Kollegen die aus den Trümmern geborgenen Archivalien grob vorgereinigt und neu verpackt hat. Von da aus gingen sie weiter zu einem Bearbeitungszentrum nach Porz.

Quelle: Günther Goldstein, Ruhrnachrichten, 6.4.2009