Archiv und Wirtschaft 4/2007

Das jetzt erschienene Heft 4/2007 der seit 1967 vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift für das Archivwesen der Wirtschaft \“Archiv und Wirtschaft\“ enthält folgende Beiträge:

Aufsätze

Wilfried Feldenkirchen: 100 Jahre Siemens-Archiv – 100 Jahre erfolgreiches History Marketing

Elke Pfnür: Corporate History, Corporate Identity und Corporate Behavior in der HypoVereinsbank

Frauke Schmidt: Rheinische Kreditgenossenschaften und ihre Archive

Norman Biehl u. Dagmar Hennel: Transparenz und Auffindbarkeit von Audio-Inhalten. Funktion und Einsatzmöglichkeiten von Spracherkennungssystemen

Berichte

Margarete Keck-Thorsson u. Elke Pfnür: 59. VdW-Lehrgang „Medienkompetenz für Wirtschaftsarchivare“ vom 10. bis 15. Juni 2007 in Heidelberg

Michael Farrenkopf: „Architektur im Archiv“ – Tagung in der Abtei Brauweiler

Martin Krauß: Lebendige Erinnerungskultur beim Adel und in der Wirtschaft. Gemeinsame Veranstaltung der Fachgruppen 4 (Archivare an Herrschafts-, Familien- und Hausarchiven) und 5 (Archivare an Archiven der Wirtschaft) im Rahmen des 77. Deutschen Archivtags in Mannheim

Rezensionen

VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (Hrsg.): Das deutsche Archivwesen und der Nationalsozialismus. 75. Deutscher Archivtag 2005 in Stuttgart (Volker Beckmann)

Barbara Hoen (Hrsg.): Planungen, Projekte, Perspektiven. Zum Stand der Archivierung elektronischer Unterlagen. 10. Tagung des Arbeitskreises „Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen“, 14./15. März 2006 in Düsseldorf (Britta Weschke)

Jörg Feldkamp u. Achim Dresler (Hrsg.): 120 Jahre Wanderer 1885–2005. Ein Unternehmen aus Chemnitz und seine Geschichte in der aktuellen Forschung (Evelyn Kroker)

Gerald D. Feldman, Oliver Rathkolb, Theodor Venus u. Ulrike Zimmerl: Österreichische Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit. Band 1: Creditanstalt-Bankverein, Band 2: Regionalbanken, Länderbank und Zentralsparkasse (Ralf Ahrens)

Irmgard Zündorf: Der Preis der Marktwirtschaft. Staatliche Preispolitik und Lebens­standard in Westdeutschland 1948 bis 1963 (Siegfried Buchhaupt)

Sonstiges

Personalnachrichten/Verschiedenes

Impressum

Link: www.wirtschaftsarchive.de

Info:
Archiv und Wirtschaft, 40. Jg., 2007, H. 4
Jahresabonnement: 26 €
Einzelheft: 8 €

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
Commerzbank AG
Zentraler Stab Konzernkommunikation 
Public Affairs & Issue Management 
Historisches Archiv
Postanschrift: D-60261 Frankfurt am Main 
Geschäftsräume: Kaiserplatz, D-60311 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-41665
detlef.krause@commerzbank.com
www.commerzbank.de/konzern/geschichte

Hauptstaatsarchiv Dresden zieht um

Vorübergehende Schließung der Lesesäle ab 27.12.2007 – Wiedereröffnung am neuen Standort Marienallee am 18.2.2008

Es ist soweit – das Hauptstaatsarchiv Dresden räumt sein fast hundert Jahre altes Gebäude in der Archivstraße für die im kommenden Jahr beginnende Grundsanierung. Die Servicebereiche – darunter die Lesesäle für die jährlich fast 10.000 Benutzer – werden übergangsweise in die früheren Räume der Landesbibliothek in der Marienallee 12 verlegt. Für den Umzug der Mitarbeiter und technischen Einrichtungen schließt das „Gedächtnis Sachsens“ ab 27.12.2007 vorübergehend seine Pforten. Die Wiedereröffnung am neuen Standort ist am 18.02.2008 vorgesehen. Öffnungszeiten, Telefonnummern und Mailadressen bleiben unverändert. Für aktuelle Informationen steht eine Telefonhotline unter 0351/8006-0 zur Verfügung.

Bereits seit Ende 2006 entsteht in der Neustädter Archivstraße ein moderner Magazinneubau, der optimale konservatorische Bedingungen für die Schätze des Hauptstaatsarchivs bieten wird. Bereits im Sommer des kommenden Jahres soll er große Teile der Unterlagen beherbergen. Anschließend werden die denkmalgeschützten Altbauten saniert, die seit 1915 genutzt werden und zu den ältesten Archivzweckbauten Deutschlands zählen. Mit Abschluss aller Arbeiten – geplant ist Ende 2010 – findet eine schon lange angespannte Unterbringungssituation ihr Ende. Dann wird der Gesamtbestand des Hauptstaatsarchivs mit 42 Kilometern Akten, 50000 Urkunden, 330.000 Karten und Rissen sowie über 340.000 Fotos, unter denen sich die ältesten und bedeutendsten Schriftquellen zur Geschichte Sachsens finden, am gewohnten Standort vereint werden können. Gerüstet ist das Hauptstaatsarchiv dann auch für die Übernahme neuer Unterlagen der Staatsverwaltung, die der Nachwelt dauerhaft bewahrt werden sollen, und zu denen künftig auch elektronische Unterlagen zählen werden.

Bilder vom Bau und aktuelle Informationen über den Umzug und die Benutzung am Interimsstandort in der Marienallee 12 stehen unter www.sachsen.de/archiv bereit.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Hauptstaatsarchiv Dresden
Archivstraße 14
01097 Dresden 
Telefon: 0351/8006-0 
Telefax: 0351/8021274 
poststelle-d@sta.smi.sachsen.de

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv Hauptstaatsarchiv Dresden, Presseinformation, 13.12.2007

Umzug des Stadtarchivs Rheine zum Jahreswechsel

Seit einer Woche werden im Stadtarchiv Rheine fleißig Kisten geschleppt. Bis zum 8. Januar 2008 soll der Umzug des Stadtarchivs vom Kannegießerhaus in der Altstadt in die Kulturetage im Rathaus-Zentrum vollbracht sein (siehe dazu den Bericht vom 15.2.2007). Am 8. Januar öffnet sich das Stadtarchiv dann in den neuen Räumlichkeiten, ein Stockwerk über der Stadtbibliothek, wieder seinen Nutzern. 

440 Kartons Präsenzbibliothek, Büro- und Infomaterial, Registraturen, Findbücher und Dokumentationen sowie 900 Kisten Original-Akten und Urkunden aus über 700 Jahren Rheiner Stadtgeschichte – so lesen sich die nackten Zahlen der logistischen Herausforderung des Umzugs. 

Dieser wird sich lohnen, denn das deutlich größere Raumangebot eröffnet dem Stadtarchiv künftig ganz neue Möglichkeiten. So gibt es u.a. einen Veranstaltungsraum, in dem Stadtarchivar Thomas Gießmann sich Vorträge zu stadtgeschichtlichen Themen und Fortbildungsveranstaltungen vorstellen kann. Auch der große, helle Lesesaal wird die Arbeit im Stadtarchiv für Besucher künftig zu einem Vergnügen machen. Vor allem aber gibt es mehrere Magazinräume sowie eine Präsenzbibliothek.

Kontakt:
Stadtarchiv Rheine
Matthiasstraße 37
48431 Rheine
Tel. 05971 939-180 (Dr. Thomas Gießmann)
Tel. 05971 939-181 (Barbara Varel)
stadtarchiv@rheine.de

Quelle: Klaus Dierkes, Westfälische Nachrichten, 12.12.2007

Online-Bibliographie der Rektoratsreden Deutschlands und der Schweiz aus dem 19. und 20. Jahrhundert

Rektoratsreden sind eine Schlüsselquelle für die Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Bislang war der Bestand nur mit großem Aufwand benutzbar. Eine neue Online-Datenbank der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erschließt nun die 2.942 Reden an Universitäten und Technischen Hochschulen in Deutschland. Eine Suchmaske ermöglicht kombinierte Abfragen (z.B. nach Themen, Personen oder Universitäten). Damit verknüpft ist die Recherche von 782 Schweizer Reden, die bereits als Volltexte (16.574 Seiten) vorliegen.

In der Rektoratsrede suchte die Universität den eigenen Standort in Wissenschaft und Gesellschaft zu bestimmen und dieses Selbstbild einer größeren Öffentlichkeit zu vermitteln. Ihre große Zeit begann, als im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum die moderne Universität entstand, die Forschung und Lehre zusammenführte. Aus dieser Doppelaufgabe erwuchsen Spannungen, welche die Geschichte der Universität bis heute begleiten und sich auch in den Rektoratsreden niederschlugen. Das Auslaufen dieser Redetradition in Deutschland Ende der 1960er Jahre lässt einen tief greifenden Wandel in der Kommunikation zwischen Hochschule und Gesellschaft erkennen. In der Schweiz hingegen lebt die Redetradition als ein fester Teil des Dies Academicus fort.

Die Rektoratsreden sind Fachvorträge, aber keine Reden im Elfenbeinturm. Sie schauen auf die Entwicklungen in Staat und Gesellschaft, betrachten die Universität als Institution oder stellen einem fachfremden Publikum spezifische Forschungen vor. Sie sind auch politische Seismographen. Das zeigte sich bei der Gründung des ersten deutschen Nationalstaates 1871 ebenso wie in den Reaktionen auf die Weimarer Republik und die nationalsozialistische Herrschaft. 1945 nahmen die meisten Hochschulen die Tradition wieder auf, geteilt in eine redenreiche westliche Linie und eine östliche, die eine geringere Zahl an Reden aufweist. Ende der sechziger Jahre lief die Tradition der deutschen Rektoratsrede gleichermaßen in Ost und West aus, anders als in der Schweiz.

Die Datenbank entsteht seit 2001 in der Abteilung \“Forschungen zur deutschen Sozialgeschichte\“ der Historischen Kommission unter Leitung von Dieter Langewiesche. Schweizer Kooperationspartner war Rainer C. Schwinges (Universität Bern). Finanziert haben die Bibliographie der Rektoratsreden an deutschen Hochschulen und begleitende Forschungen die DFG und die Fritz Thyssen-Stiftung, die Erfassung und Digitalisierung der Schweizer Reden die Universität Bern. Ob neben den Schweizer Reden auch die deutschen Rektoratsreden zukünftig im Volltext online präsentiert werden können, wird zur Zeit geprüft, ebenso die Erweiterung des Projektes um die Hochschulen Österreichs.

Die Datenbank ist online frei zugänglich unter www.historische-kommission-muenchen-editionen.de/rektoratsreden

Kontakt
Dr. Karl-Ulrich Gelberg
Geschäftsführer der Historischen Kommission 
bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Tel. 089/23031-1151
gelberg@hk.badw.de

Quelle: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Presse Info, 41/2007, 11.12.2007

Geschichtstag im Stadtarchiv Münster

Wie haben die Menschen früher gelebt? Gab es in Münster Hexen? Woher kommt eigentlich das Wissen über die Vergangenheit? Diesen Fragen und vielen weiteren wollen jetzt 120 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 6 des Wilhelm-Hittorf-Gymnasiums in Münster auf den Grund gehen. Darum machen sie sich am 13. und 14. Dezember 2007 auf in den außerschulischen Lernort Stadtarchiv Münster

An sechs Stationen warten die Archivarinnen und Archivare auf die jungen Gäste, die in kleinen Gruppen einen Blick hinter die Kulissen des \“Gedächtnisses der Stadt\“ werfen. Im Lesesaal gelangen die jungen Forscher ganz nah an ein mit Knochenstücken verziertes Buch aus dem 16. Jahrhundert. Sie lernen das Zeitungsfilmlesegerät zu bedienen und finden vielleicht auch die Zeitung vom Tag ihrer Geburt. 

Die Sechstklässler suchen und finden in den klimatisierten Magazinen im Keller des Stadtarchivs uralte Dokumente aus Pergament, an denen noch die Siegel hängen. In der Restaurierungswerkstatt dürfen sie unter fachkundiger Anleitung Akten \“umbetten\“ und bügeln für die dauerhafte Aufbewahrung zerknitterte Seiten oder lernen, dass der im Alltag übliche Klebefilm das Papier zerfrisst. 

Im Archiv läuft nichts ohne die alte deutsche Schrift. Darum lernen die Kinder an einer ihrer Forschungsstationen ihren Namen in der Sütterlin-Schrift zu schreiben und entziffern einen Text, der mit den alten Buchstaben geschrieben wurde. Neugierige Hände, Augen und Ohren sind hier sehr erwünscht; dann wissen die Schüler am Ende des Schultages, warum ein Archiv eine Digitalisierungswerkstatt braucht oder wo sie herausfinden, wie lange es ihre Schule schon gibt. 

\“Wir freuen uns auf die vielen jungen Menschen in unserem Haus in der Speicherstadt in Coerde und bieten ihnen einen spannenden Vormittag an\“, verspricht Archivpädagogin Roswitha Link. \“Die Schülerinnen und Schüler sind ja unsere Benutzer von morgen.\“ Und genau dann helfen die Archivarinnen und Archivare gern bei der Suche nach alten Dokumenten und beantworten auch die Fragen der Mütter und Väter und der Omas und Opas. 

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv@stadt-muenster.de

Diözese Chur beklagt Aktentransfer nach Vaduz

Das Erzbistum Vaduz (Liechtenstein) wurde 1997 durch Papst Johannes Paul II. errichtet. Zuvor gehörte das Gebiet zum Bistum Chur (Schweiz). Nunmehr beklagt der Archivar der Diözese Chur, Dr. Albert Fischer, den Verlust von historisch und ideell wertvollen Akten an die Diözese Vaduz. Diese seien widerrechtlich von Bischof Wolfgang Haas abtransportiert worden. Die Güterteilung sei päpstlich angeordnet gewesen, hieß es demgegenüber beim Bistum Vaduz. Die Akten seien legal und völlig korrekt übertragen worden. 

Bischof Haas war nach der Errichtung des Erzbistums Vaduz vor zehn Jahren temporär sowohl für die neue Erzdiözese als auch für das Bistum Chur zuständig. In seiner Funktion als Apostolischer Administrator holte er im Verlaufe des Jahres 1998 Akten über die zehn Liechtensteiner Pfarreien aus dem Churer Diözesanarchiv und transportierte sie nach Vaduz.

Wo die entwendeten Liechtensteiner Pfarreiakten heute lagern, wolle in Vaduz niemand sagen. Wie viele Akten aus dem Archiv in Chur entfernt wurden, lässt sich laut Fischer auch nicht mehr feststellen. Er entdeckte die Entnahme im Juni 2004 bei seinem Amtsantritt im Rahmen der Sanierung des bischöflichen Archivs.

Kontakt:
Bischöfliches Archiv Chur
Dr. Albert Fischer, Diözesanarchivar
Hof 19
Postfach 133
CH – 7002 Chur
Tel. 081 / 258 60 40
Fax 081 / 258 60 01
fischer@bistum-chur.ch

Quelle: Basler Zeitung, 11.12.2007; Südostschweiz, 11.12.2007; Volksblatt (Liechtenstein), 11.12.2007

Kreisarchiv des Enzkreises digitalisierte über 800 Aquarelle aus der Sammlung Artur Steinle

Sie sind detailreich, naturgetreu, überaus hübsch – und neuerdings auch digitalisiert: Die aquarellierten Tuschezeichnungen des Pforzheimer Kaufmanns Artur Steinle. Das Kreisarchiv des Enzkreises bietet die über 800 Enzkreis-Motive nun in 28 Einzelausgaben in Form von DVDs an – für jede Gemeinde eine. 

In den Jahren 1945 bis 1989 fertigte Artur Steinle (1896-1990) weit über 2.000 Grafiken mit heimatkundlichen Motiven, vor allem Gebäuden und Kleindenkmalen. Es handelt sich um aquarellierte farbige Tuschezeichnungen, die auf kartonierten Tafeln im Format A 5 aufgezogen sind. Die regionalen Schwerpunkte der Sammlung bilden die Stadt Pforzheim und der Enzkreis. Aber auch alle direkt angrenzenden Landkreise sind vertreten sowie teilweise noch weiter entfernt liegende wie Freudenstadt, Tübingen oder der Rhein-Neckar-Kreis.

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Abb.: 800 Grafiken und Aquarelle von Artur Steinle ließ das Kreisarchiv des Enzkreises digitalisieren und auf 28 DVDs brennen. Über die Serie freuen sich die Archivare Dr. Christian Groh (Stadtarchiv) und Konstantin Huber (Enzkreis) sowie Waltraud Steinle und der Fotograf Heiko Rudek (v.l.n.r.). (enz)

Nach dem Tod des Künstlers vermachte dessen Sohn Ewald Steinle die Sammlung der Stadt Pforzheim; sie sollte aber auch dem Landratsamt zugänglich sein. Die Aquarelle werden seither im Stadtarchiv aufbewahrt, einige wurden auch bereits bei Ausstellungen präsentiert. „Es ist selbstverständlich, dass wir im Rahmen unseres Dokumentationsauftrags die Enzkreis-Motive in digitalisierter Form verfügbar machen müssen“, beschloss Konstantin Huber, Leiter des Kreisarchivs. Daher hat der Fotograf Heiko Rudek aus Gräfenhausen die Enzkreis-Tafeln zunächst gescannt und dann die Scans nachbearbeitet, indem er Flecke und Risse retuschierte. „Es war eine langwierige Arbeit, die aber Spaß machte und sich gelohnt hat“, berichtet Rudek. 

„Wir verfügen nun über eine Sicherungskopie, die eine Nutzung der Originale überflüssig macht,“ freut sich Konstantin Huber. Vor allem aber habe der Enzkreis nun direkten Zugriff auf „seine“ Motive. Huber: „Den wirklich hervorragend gefertigten Aquarellen kommt dokumentarisch ein besonderer Wert zu, da Artur Steinle zahlreiche Inschriften, etwa auf Grabsteinen oder Fachwerkbalken, die heute nicht mehr lesbar sind, vor Jahrzehnten noch detailliert festgehalten hat.“

Neben einzelnen Straßenzügen sind im Enzkreis-Bestand etwa 180 Gebäude enthalten, darunter Kirchen, Schlösser, Pfarr- und Rathäuser. Hinzu kommen Bilder von etwa 150 Grabsteinen und Friedhofskreuzen, fast 200 Wappen- und Inschriftsteine, knapp 60 Wirtshausschilder, etwa 30 Gedenk- und ebenso viele Grenzsteine und rund 40 Steinkreuze, dazu 40 Wegkreuze und Bildstöcke sowie etwa 70 sonstige Kulturdenkmale wie Ruhebänke, Stein- und Holzfiguren, Kruzifixe, Viergöttersteine, Tauf- und Ofensteine, Tore, Türstürze, Kellerfensterschieber, Glasgemälde, Wandmalereien, Ortstafeln, Wegweiser, Sonnenuhren und Dachziegel.

Je nach Aquarell-Anzahl umfassen die 28 Gemeinde-DVDs eine unterschiedlich große Anzahl von Motiven (zwischen 5 und 89) in Form von hochauflösenden TIF-Dateien mit jeweils etwa 40 MB, was die Fertigung auch großformatiger Ausdrucke ermöglicht. Die Einzelausgaben sind nur beim Kreisarchiv erhältlich und kosten zwischen 7,90 und 17,90 Euro zuzüglich Porto; für Bestellungen ist das Archiv telefonisch unter 07231 308-423 oder per E-Mail an Kreisarchiv@enzkreis.de erreichbar. Um sich ein Bild von den Aquarellen machen zu können, präsentiert der Enzkreis ein Gebäudemotiv pro Gemeinde auch im Internet unter www.enzkreis.de (> Archiv / Bestände / archivische Sammlungen).

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon: 07231 308-508 
Fax: 07231 308-1608 
Konstantin.Huber@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 328 / 2007, 10.12.2007

Archiv der Freiherren von Schauenburg Oberkirch. Urkundenregesten 1188-1803

Die Familie von Schauenburg gehörte vom 13. Jahrhundert an zu den bedeutendsten Adelsfamilien der Ortenau. Ihre Verbindungen reichten ins Elsass und bis nach Luxemburg; zahlreiche Abkömmlinge der verschiedenen Familienzweige findet man als Militärs und Diplomaten an vielen Königs- und Fürstenhöfen jener Zeit. Die in Schloss Gaisbach bei Oberkirch verwahrten Urkunden der Familie, deren bekanntester Diener Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen war, geben Auskunft über die Besitz-, Familien- und Heiratspolitik einer adligen Familie und sind zugleich wichtige Quellen zur Regionalgeschichte Mittelbadens und der angrenzenden Gebiete. 

Seit 1990 waren Fachleute damit beschäftigt, den umfangreichen Urkundenschatz des Hauses von Schauenburg zu sichten und ihn für den jetzt vorgelegten Regesten-Band aufzuarbeiten. Ertrag der Arbeit sei zum einen die dokumentierte Familiengeschichte, zum anderen auch die Regionalhistorie in all ihren Facetten, erläutert die Bearbeiterin der Veröffentlichung "Archiv der Freiherren von Schauenburg Oberkirch", Magda Fischer. So werde nicht nur die Wein- und Forstwirtschaft dokumentiert, sondern auch das Mit- und Gegeneinander der Konfessionen. Zudem gebe es eine grenzüberschreitende Dimension, die durch die Ansiedlung von Schauenburgern im Elsass bedingt sei.

Als "eines der wichtigsten Adelsarchive in Mittelbaden" ordnete Oberkirchs Oberbürgermeister Matthias Braun den Urkundenfundus der Schauenburger ein. Rund 1.800 Pergamenturkunden seien für das Buch zusammengestellt worden. Wolfgang Zimmermann, stellvertretender Leiter des Landesarchivs Baden-Württemberg in Stuttgart, lobte die Mitarbeit der Familie von Schauenburg. Man könne nur tätig werden, wenn die Familien bereit seien, ihre Archive zu öffnen. Zimmermann bezeichnete die Familienarchive als "Staatsarchive im Kleinen".

Info:
Archiv der Freiherren von Schauenburg Oberkirch
Urkundenregesten 1188-1803
Bearbeitet von Magda Fischer
Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg, Band 33
Verlag W. Kohlhammer Stuttgart 2007
1.053 Seiten, Fester Einband/Fadenheftung, 69,- €
ISBN 978-3-17-019482-3

Quelle: Karsten Bosch, Acher-Rench-Zeitung, 7.12.2007

Bundesarchiv hat Stasi-Akten auf dem Wunschzettel

Der Präsident des Bundesarchivs in Koblenz, Prof. Dr. Hartmut Weber, plädiert für eine rasche Verlagerung der von der BStU verwalteten Stasi-Unterlagen ins Bundesarchiv. Im Gespräch mit dem SWR erklärte Weber, dass das Bundesarchiv die Stasi-Unterlagen der DDR besser, übersichtlicher und wirtschaftlicher unterbringen können als die Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen in Berlin.

Für eine Verlagerung der Akten spreche laut Weber auch die Komplettierung der Unterlagen zur DDR-Geschichte im Bundesarchiv, wo bereits die Bestände der SED und der Massenorganisationen der DDR archiviert seien. Gegen die Kritik, eine Verlagerung der Stasi-Akten würde zum Verschluss der Akten und damit zur Schonung der Stasi-Täter führen, wandte Weber ein, dass der Bundestag dafür zu sorgen habe, dass die Vorschriften des Stasi-Unterlagen-Gesetzes weiter gelten.

Link: SWR2 Interview der Woche: Prof. Dr. Hartmut Weber, Präsident des Bundesarchivs Koblenz im Gespräch mit Birgit Wentzien

Quelle: SWR2, Interview der Woche, 8.12.2007; Münchner Merkur, 9.12.2007

Das Münsterland in den 1950er Jahren

Das Münsterland als Kinoschlager? Vor 50 Jahren war das so. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat jetzt vier fast vergessene Filmdokumente, die in den 1950er Jahren Land und Leute der Region porträtierten, auf einer DVD neu herausgebracht. Ihre Titel: \“Mein Münsterland\“, \“Die Paradiese liegen nebenan\“, \“Schicksale einer Landschaft\“ und \“Über dem weiten Land\“. Am Dienstag, 11. Dezember 2007, wird die DVD \“Das Münsterland – Vier Filmporträts aus den 1950er Jahren\“ im Kreishaus Steinfurt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

\“In der Zeit des Wirtschaftswunders liefen diese kurzen Filme im Vorprogramm der Kinos, in Schulen und in Sonderaufführungen, um die Landschaft touristisch zu bewerben und der eigenen Einwohnerschaft zu präsentieren\“, erläutert Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Die vier Produktionen zeigen das Münsterland aus ganz verschiedenen Blickwinkeln: Als Region der Gegensätze zwischen Tradition und Moderne, als Stätte der Ruhe und Erholung, als Land mit einer langen Geschichte und schließlich als Landschaft, deren Natur- und Kulturraum über die politischen Grenzen Nordrhein-Westfalens hinausreicht.

Am Anfang der Neuedition stand die Erschließungsarbeit im Filmarchiv des LWL-Medienzentrums. Unter den über 2000 Filmdokumenten, die in den letzten Jahrzehnten zunächst recht ungeordnet übernommen worden waren, fanden sich mehrere Filmrollen, auf denen das Münsterland der 1950er Jahre festgehalten wurde. Über diese Erschließungsarbeit machte LWL-Filmarchiv-Referent Dr. Ralf Springer schließlich vier Porträts ausfindig, die das Münsterland zur Zeit des Wirtschaftswunders zeigen: \“Mein Münsterland\“, produziert von der Roto-Film aus Hamburg im Jahr 1955, \“Die Paradiese liegen nebenan\“ und \“Schicksale einer Landschaft\“, produziert von der Exentrik-Film Hans Peterich aus Hamburg-Münster in den Jahren 1957 bzw. 1958 und schließlich der Film \“Über dem weiten Land\“ produziert vom Filmemacher Paul Kellermann aus Lüdenscheid in den Jahren 1958 und 1960. 

In einem nächsten Schritt galt es, soviel wie möglich zum Entstehungshintergrund der Filme in Erfahrung zu bringen. \“Denn das LWL-Medienzentrum ist bemüht, seine Produktionen als Medien für die historische Bildungsarbeit zu gestalten\“, führt Markus Köster aus. Deshalb liegt der DVD auch ein umfangreiches Begleitheft bei, das die Geschichte der Filme erläutert und weitere Informationen zu Filmvorhaben im Münsterland der Nachkriegszeit gibt.

Als problematisch erwies sich bei der Recherche, dass inzwischen sowohl die Produktionsgesellschaften als auch Produktionsunterlagen zu den Filmen schon längst nicht mehr existieren. \“Als echter Glücksfall erwies sich, dass wir auf die Witwe des Filmproduzenten Hans Peterich stießen\“, berichtet Springer. \“Sie erzählte von den Produktions- und Verleihbedingungen in den 1950er Jahren, übergab eine Zeitungsausschnittssammlung mit Berichten über die Drehtage und Premieren und lieferte noch Kopien der Filme ihres Mannes, die im besseren Zustand waren als unsere.\“

Seit der Entstehung der Filme hat sich das Münsterland stark verändert. Das gibt den Streifen aus heutiger Sicht einen ganz besonderen Reiz. Die vier inzwischen historischen Landschaftsporträts zeigen nicht nur, wie die Region geographisch, kulturell und sozial vor fünf Jahrzehnten ausgesehen hat. \“Die Auswahl der Motive und die jeweiligen Kommentare, die ganz dem Geschmack der Zeit entsprechen, machen deutlich, welches Image die Filmemacher vom Münsterland nach außen transportieren wollten. Die Art der Darstellung sagt somit viel über das Selbstbild der 1950er Jahre aus. Auch deshalb stellen diese Landschaftsporträts heute ein wertvolles Dokument der Zeitgeschichte dar\“, so Köster.

Filmpremiere:
Am Dienstag, 11. Dezember, um 19 Uhr feiert die DVD \“Das Münsterland. Vier Filmporträts aus den 1950er Jahren\“ im Kreishaus Steinfurt (Tecklenburger Str. 10, Burgsteinfurt) ihre Premiere. Steinfurts Kreisdirekter Dr. Wolfgang Ballke und die Referatsleiterin für regionale Kulturpolitik der Staatskanzlei NRW, Angela Braun-Kampschulte leiten die Veranstaltung durch Grußworte ein. Dr. Markus Köster und Dr. Ralf Springer vom LWL-Medienzentrum für Westfalen berichten zwischen den Präsentationen über die Entstehung und Überlieferung der vier Filme. In seinem Schlusswort wird LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe die Bedeutung historischer Filmschätze als kulturelles Erbe Westfalens erläutern. Im Anschluss besteht Gelegenheit zum Gespräch und zum Erwerb der DVD. 

Info:
Das Münsterland. Vier Filmporträts aus den 1950er Jahren
DVD, 50 min, 14.90 € zuzüglich 2,60 € Versandkosten
Bezug: LWL-Medienzentrum für Westfalen
(medienzentrum@lwl.org, Fax: 0251 591-3982) oder im Buchhandel.

Quelle: LWL, Pressemitteilung, 7.12.2007