Neues Filmmagazin des Stadtarchivs Karlsruhe

Archive sind das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft. Der Karlsruher Kulturbürgermeister Ullrich Eidenmüller wird nicht müde, bei entsprechender Gelegenheit auf die Pflichtaufgabe von Kommunen und anderen zur Archivierung aufmerksam zu machen. So etwa, als er am 13. Februar 2007 gemeinsam mit dem Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Dr. Ernst Otto Bräunche, und Hochbauamtsleiter Lars Dragmanli das neue Magazin für Filme und Fotonegative im Stadtarchiv vorstellte.

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Mit dem \“Karlsruher Monatsspiegel\“, der in den 1950er und 1960er Jahren als Vorfilm in den Kinos lief und einmal im Monat die Ereignisse in der Fächerstadt dokumentierte, besitzt Karlsruhe einzigartige Zeugnisse der lokalen Geschichte im beginnenden Wirtschaftswunder. Jeweils drei Kopien aller 94 Ausgaben lagern in dem neuen Magazin. Sie sind aber auch digitalisiert und können so angeschaut werden, ohne dass die empfindlichen Celluloid-Streifen aus dem Archiv geholt werden müssten.

Die beiden Kellerräume sind mit einer Klimaanlage auf modernstem Stand ausgerüstet. In dem ca. 25 Quadratmeter großen Aktenmagazin ist die Luft um vier Grad wärmer, die Luftfeuchtigkeit zwanzig Prozent höher als im Filmmagazin, in dem die Filme bei 12 Grad Wärme und einer Luftfeuchtigkeit von dreißig Prozent lagern. Falls die Filme einmal im Original benötigt werden, können sie sich hier akklimatisieren, da sie nicht direkt in einem deutlich wärmeren Raum kommen dürfen, ohne dass sich Kondenswasser bildet. 

In dem gerade mal 14 Quadratmeter großen Raum lagern bereits jetzt rund 500 Schwarz-Weiß-Filme, die längst nicht nur von Profis wie den Produzenten des \“Monatsspiegels\“ stammen. So sind etwa, rein zufällig pünktlich zum Pressetermin, zwei Rollen mit Amateurfilmen aus dem Jahr 1969 eingetroffen. Dr. Bräunche hatte sie zwar noch nicht anschauen können, laut Etikett zeigen sie jedoch Szenen von Festen am Schloss und vom Abbruch eines Verlagsgebäudes in der Innenstadt.

Die Medienträger hätten sich in den letzten Jahren dramatisch verändert, daher sei es notwendig, auch für mehr oder weniger neue Medien Archivflächen zu schaffen, meinten Eidenmüller und Bräunche. Das Hochbauamt hat für die Filmbestände des Stadtarchivs den Keller zunächst trocken gelegt und durchlaufende Rohre geschützt. Mit der neuen Klimaanlage entsteht eine optimale Atmosphäre.

In einem zweiten Bauabschnitt soll die ehemalige Pfandleihe, in der das Stadtarchiv Karlsruhe seit 1990 untergebracht ist, um zwei Etagen aufgestockt und mit einem Tonnendach versehen werden. Dann könnte die Verwaltung des Archivs in neue Räume umziehen und ihre alten könnten als Magazinflächen verwendet werden. Die mit dem Denkmalschutz abgestimmten Pläne brächten 1.400 laufende Meter Archivregale. Dies würde für etwa 15 weitere Jahre Platz für die Bestände des Stadtarchivs schaffen. 

Kontakt:
Stadt Karlsruhe
Institut für Stadtgeschichte
Markgrafenstraße 29
76133 Karlsruhe
Tel.: 0721/133-4220
Fax: 0721/133-4299
archiv@kultur.karlsruhe.de

Quelle: Stadtzeitung, 16.2.2007; Foto: Das neue Filmmagazin des Stadtarchivs, das Ernst Otto Bräunche, Bürgermeister Ullrich Eidenmüller und Lars Dragmanli (von links) am 13.2.2007 vorstellten (© Fränkle)

Stätten des Rechts in Bonn

Was geschah einst am Rodderberg? Wozu dienten der Löwe und der Pranger? Wo befindet sich der Blaue Stein? Antworten auf diese Fragen gibt das neu erschienene Buch \“Stätten des Rechts in Bonn\“. Herausgeber sind Professor Dr. Mathias Schmoeckel von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Dr. Norbert Schloßmacher, Leiter des Stadtarchivs Bonn. Am Dienstag, 6. März 2007, um 11 Uhr stellen die Herausgeber das Werk in "Clio\’s Akademische Buchhandlung\“ in der Lennéstraße 6 vor.

Das Buch basiert auf der gleichnamigen Ausstellung, die vor gut zwei Jahren anlässlich des 35. Deutschen Rechtshistorikertages und des 65. Deutschen Juristentages im Landgericht Bonn stattfand. Konzipiert und durchgeführt wurde sie vom Institut für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte der Universität und dem Stadtarchiv Bonn. Schon damals gaben Professor Schmoeckel und Dr. Schloßmacher eine begleitende Publikation heraus, die jedoch nur an die Besucher der beiden Veranstaltungen abgegeben wurde und schnell restlos vergriffen war. Die zweite Auflage des Buches ist nun im Rheinlandia Verlag erschienen und kann im örtlichen Buchhandel oder über www.rheinlandia.de bezogen werden.

Das Buch \“Stätten des Rechts in Bonn\“ beleuchtet die rechtlichen Einflüsse auf die Topographie der Stadt und ihre juristischen Funktionen. Erfasst wird die rechtshistorische Entwicklung von der römischen Besiedlung des Stadtgebiets bis heute. Im Focus stehen neben Römerlager, Münsterkirche, Marktplatz und Godesburg beispielsweise auch der Alte Zoll oder das Oscar-Romero-Haus. 

Kontakt:
Professor Dr. Mathias Schmoeckel
Institut für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte
Tel.: 0228 / 73 – 9131
rgesch@jura.uni-bonn.de 

Dr. Norbert Schloßmacher
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 02 28 / 77 25 30
Fax: 02 28 /  77 43 01
dr.norbert.schlossmacher@bonn.de 

Quelle: Uni-Protokolle, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 22.2.2007

Europa: Angst vor dem Staatenmoloch

Europa wächst und dehnt sich immer weiter aus. Wie es kleine Regionen trotzdem schaffen, ihre eigene Identität zu bewahren und ein eigenständiges Selbstbewusstsein zu entwickeln, nimmt eine international besetzte Tagung Anfang März in der Residenz ins Visier. Am Beispiel von Franken und Tirol wollen die Teilnehmer untersuchen, welche Rolle kleinen Regionen zukommt, wenn Europa zur Kulturgemeinschaft heranwächst. Veranstalter ist der Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der Universität Würzburg. \“Regionen im europäischen Einigungsprozess. Zwischen historischem Erbe, Selbstbewusstsein und Suche nach Identität\“: So lautet der Titel der Tagung zum Thema \“Franken – Tirol\“, die vom 1. bis 3. März im Toscanasaal in der Residenz stattfindet. Hintergrund sind die Sorgen der Menschen, in einem expandierenden Staatenmoloch mit überbordender Administration unterzugehen. Europa hat ein Identitäts- und Vermittlungsproblem, das sich nach Meinung der Organisatoren lösen lässt, wenn es sich auf seine vielfältigen und höchst unterschiedlichen Regionen besinnt. Auf der Ebene von Land und Region finden viele Menschen ihr Selbstbewusstsein und ihre Identität, dort leben und arbeiten sie, von dort erfahren sie Europa. Ob Europa zur Kulturgemeinschaft heranwachsen kann, soll an seinen kleinsten Bausteinen untersucht werden. Als Beispiel dafür dienen Franken und Tirol.

Beide Regionen haben eine vielfältige historische Entwicklung hinter sich; beide sind seit jeher bedeutsame Durchgangsregionen in Mitteleuropa, die kulturelle und technische Innovationen absorbierten und weiter verbreiteten; in beiden Regionen leisteten kirchliche Institutionen wesentliche Beiträge zu Urbanisierungsschüben in der Vergangenheit. Neben diesen Gemeinsamkeiten gibt es allerdings auch viele Unterschiede. Die Tagung setzt sich zum Ziel, zwei voneinander entlegene Länder mit unterschiedlicher Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung zu vergleichen und aufeinander zu beziehen, die allerdings in ihren Reaktionen und Handlungsformen gegenüber Vereinheitlichungs- und Zentralisierungsschüben viele Gemeinsamkeiten zeigen. Die Tagungsthemen werden von Vertretern beider Seiten beleuchtet. Für den Blick über den Tellerrand sorgt ein Wissenschaftler aus Oxford: Graham Jones wird die Geschichte der Regionen in England vorstellen. 

Veranstalter der Tagung sind Professor Helmut Flachenecker vom Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der Uni Würzburg und Universitätsdozent Hans Heiss, Abgeordneter des Südtiroler Landtages Bolzano-Bozen. Beteiligt sind außerdem das Südtiroler Landesarchiv Bozen/Archivio provinciale di Bolzano, die Forschungsstiftung Bayerische Geschichte und die Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte. Die Tagung findet statt im Rahmen des Würzburger Zentrums für Geschichtswissenschaft. Das ausführliche Tagungsprogramm kann über die Uni Würzburg abgerufen werden. 

Kontakt
Prof. Dr. Helmut Flachenecker
Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der Universität Würzburg
Tel.: 0931 / 888 – 5530
helmut.flachenecker@mail.uni-wuerzburg.de 

Quelle: Uni-Protokolle, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 20.2.2007

Auf Mikrofilm kehren Unterlagen aus dem 19. Jahrhundert nach Bad Berleburg zurück

Der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Paul Breuer, bezeichnet es als einen Quantensprung für die Erforschung der heimischen Geschichte: Ab sofort werden im Stadtarchiv Bad Berleburg die im Landesarchiv NRW Staatsarchiv Münster aufbewahrten Archivalien des Kreises Wittgenstein auf 132 Mikrofilmen mit ca. 340.000 Aufnahmen benutzbar sein. Gleichzeitig hat das Stadtarchiv ein gebrauchtes Gerät zur Rückvergrößerung von Mikrofilmen vom Staatsarchiv Münster kostenlos erhalten. Die Kooperation von Landesarchiv NRW, Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein und Stadtarchiv Bad Berleburg trägt somit weitere Früchte.

Der vollständige, durch ein Findbuch erschlossene, über 1.900 Akten umfassende Bestand des ehemaligen Kreises Wittgenstein steht jetzt den Forschern auch vor Ort zur Verfügung. Der Bestand umfasst die historische Überlieferung des Landratsamtes, des Kreisausschusses und des Versicherungsamtes des Kreises Wittgenstein. Die Aufzeichnungen beginnen mit dem Jahr 1805 (Elementarschulen) und reichen bis in das Jahr 1938, als sie an das Staatsarchiv Münster abgegeben wurden. Die Unterlagen geben zum Teil ausführliche Auskunft über sämtliche Lebensverhältnisse im Altkreis Wittgenstein. Die Filme enthalten beispielsweise Angaben zur Kirchen- und Schulgeschichte der einzelnen Orte. 

Bernd Fuhrmann, Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg, zeigt sich hoch zufrieden über das Gelingen dieser Kooperation. Trotz kommunaler Sparzwänge sei mit diesem Projekt der Service sowohl für die Berleburger Lokalforschung als auch der Wittgensteiner Regionalforscher entscheidend verbessert worden. – Die drei beteiligten Archive sind zuversichtlich, die Kooperation auch auf weitere Projekte ausweiten zu können.

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Berleburg
Poststr.42
57319 Bad Berleburg
Telefon: 02751-85-232
Telefax: 02751-85-288
www.bad-berleburg.de

Quelle: Pressemitteilung Kreis Siegen-Wittgenstein, 21.2.2007; Westfalenpost, 20.2.2007; Westfälische Rundschau, 20.2.2007

Notfallboxen zur Rettung von Archivgut im Kreis Siegen-Wittgenstein

Akten, Bücher und Bilder – im Archiv des Kreises Siegen-Wittgenstein lagern unzählige historische Dokumente. So wertvoll sie sind, so verwundbar sind sie auch. Der größte Teil des Archivmaterials besteht aus Papier. Und das kann durch viele Ereignisse Schaden nehmen. Die verheerendste Wirkung hätte ohne Zweifel ein Feuer. „Aber auch Wasser ist für unser Archivmaterial eine große Bedrohung“, sagt Kreisarchivar Thomas Wolf. Ob Wasserrohrbruch oder voll gelaufene Keller nach einem Unwetter – gegen diese Szenarien sind die Archive im Kreis Siegen-Wittgenstein künftig besser gewappnet. Der Kreis hat jetzt so genannte „Notfallboxen“ angeschafft. „Ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Kulturschätze in der Region Siegen-Wittgenstein, die in den heimischen Archiven lagern“, betont Wolfgang Suttner, Kulturreferent des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Erst vor vier Wochen hat der Orkan „Kyrill“ mit Hochwasser in der Weiß bzw. der Lahn das Archivgut der Stadtarchive in Siegen und Bad Laasphe bedroht. Nach starkem Sommerregen 2003 waren die Stadtarchive in Siegen und Freudenberg mit Wasserschäden in ihren Archivräumen konfrontiert. In Freudenberg musste sogar Archivgut aus dem Lager geborgen werden. Diese Vorfälle nahm der seit 2002 bestehende Arbeitskreis der Archivare zum Anlass, sich intensiv mit der Notfallvorsorge zu beschäftigen. So konnte beispielsweise im Frühjahr 2004 in Siegen eine Fortbildung für die Archive der Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein mit fachkundigen Referenten des Westfälischen Archivamtes durchgeführt werden. Die empfahlen die Anschaffung von Notfallboxen, die neben Schutzkleidung und Werkzeugen auch Stretchfolie zur Verpackung der einzelnen Archivalien enthalten. Sollte ein Wasserschaden entstehen, wird das Archivgut künftig sachgerecht verpackt, gekühlt und zum Westfälischen Archivamt nach Münster gebracht, wo es gefriergetrocknet wird. Bei der Gefriertrocknung wird dem Papier das Wasser komplett entzogen, ohne dass die Schrift Schaden nimmt. In Münster steht bundesweit die einzige Anlage zum Gefriertrocknen von Archivgut. 

Die Notfallboxen sind an zwei Standorten im Kreisgebiet deponiert – im Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein und im Stadtarchiv Bad Berleburg. \“Ich freue mich, dass auch der Wittgensteiner Raum für archivische Notfälle nun besser gerüstet ist\“, so die Bad Berleburger Stadtarchivarin Rikarde Riedesel. Für den Fall der Fälle habe sie schon einmal mit der Feuerwehr über einen Rettungseinsatz für bedrohtes Archivmaterial gesprochen. 

Kontakt:
Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein
Thomas Wolf
Koblenzer Str. 73
57072 Siegen
Telefon: 0271/333 15 10
Telefax: 0271/333 14 70
t_wolf@siegen-wittgenstein.de

Quelle: Aktuellles Kreis Siegen-Wittgenstein, 15.2.2007; Westfälische Rundschau, 20.2.2007

Max-Frisch-Archiv wird fester Bestandteil der ETH Zürich

Das Max Frisch-Archiv besteht seit 1981 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich als öffentliche, unentgeltlich zugängliche Institution. Es versteht sich als Arbeitsstätte für Studien im Zusammenhang mit dem Schriftsteller und Architekten Max Frisch (1911 – 1991). Das Archiv versammelt Dokumente seines Lebens, seiner Zeit, seiner literarischen und dramatischen Werke, seiner Beziehungen zu Freunden und Gegnern und seiner permanenten Auseinandersetzung mit Fremde und Heimat. Neben Manuskripten, Ton- und Bilddokumenten, Rezensionen und Aufsätzen, Theaterprogrammen, Bauplänen und Briefen stehen die veröffentlichten Arbeiten Frischs sowie eine annähernd vollständige Sammlung der Sekundärliteratur als Präsenzbibliothek zur Verfügung. Seit April 1983 ist das Archiv öffentlich zugänglich.

Durch einen am 16.2.2007 unterzeichneten Vertrag zwischen der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und der Max-Frisch-Stiftung ist die Standortfrage des Max-Frisch-Archivs und die Zusammenarbeit langfristig geregelt worden. Obwohl das Max-Frisch-Archiv fester Bestandteil der Bibliothek der ETH Zürich wird, bleibt es eine eigene wissenschaftliche Institution unter der Leitung von Archivar Walter Obschlager, der seit 1981 für den Aufbau und die Betreuung des Max Frisch-Archivs zuständig ist. Durch die Integrierung kann auch seine Archivarstelle langfristig finanziert werden. Für den fachlich-inhaltlichen Bereich des Archivs ist auch weiterhin alleine die 1979 mit Sitz in Zürich gegründete Max-Frisch-Stiftung zuständig. 

Kontakt
Max- Frisch – Archiv 
ETH-Bibliothek 
Lesesaal Spezialsammlungen
ETH Zentrum HG H 26
Rämistrasse 101
8092 Zürich
Tel.: +41 (0)1 632 / 40 – 35
Fax: +41 (0)1 632 / 10 – 41 
mfa@library.ethz.ch

Quelle: Aargauer Zeitung, 21.2.2007; Max-Frisch-Archiv.

Digitalisierung von Datenblättern im Stadtarchiv Amberg

Der Fotograf Alma Mollemans lichtet im Auftrag der "Genealogical Society of Utah" Akten zu Personenbeständen aus dem Magazin des Stadtarchivs Amberg ab. Die Mormonen, die aus religiösen Gründen bestrebt sind, einen lückenlosen Nachweis ihrer Vorfahren zu bekommen, geben entsprechende Arbeiten weltweit in Auftrag. In einem extra angelegten Bergwerksstollen in Salt Lake City haben sie bereits Unmengen entsprechender Daten gesammelt. Da alle dort gespeicherten Daten kostenlos und frei zugänglich sind, dürfen deshalb auch die Datenschutzbestimmungen nicht außer Acht gelassen werden. Stadtarchivar Johannes Laschinger betont deshalb, dass die Digitalisierung ganz im Einklang mit den hiesigen Datenschutzbestimmungen geschieht. Es wird strengstens darauf geachtet, dass die 100-jährige Schutzfrist eingehalten wird, also keine Personendaten ab 1907 weitergegeben werden. Als Gegenleistung für sein Entgegenkommen erhält das Stadtarchiv Amberg eine Kopie der ca. 560.000 Aufnahmen von Einwohnerbögen, von denen bereits 360.000 digitalisiert sind. Aus Kostengründen wäre es dem Stadtarchiv kaum möglich, diese Arbeiten selbst in Auftrag zu geben, die sich auf etwa 50.000 bis 60.000 Euro belaufen würden. Parallel zum Stadtarchiv Amberg werden auch im Staatsarchiv Amberg die entsprechenden Daten digitalisiert.

Kontakt
Stadtarchiv Amberg
Zeughausstraße 1
92224 Amberg
Tel.: 09621 / 10 – 266 oder – 268
Fax: 09621 / 10 – 828
stadtarchiv@amberg.de

Quelle: Andreas Ascherl, Oberpfalznetz, 20.2.2007

Steinbrüche in Würzburg

Die historischen Gebäude in Würzburg sind für Geologen eine wahre Fundgrube: Neubaukirche und Marienkapelle wurden aus rotem Mainsandstein gebaut, die Bastionen der Festung bestehen aus grauem Quaderkalk, die Residenz aus grünlichem Keuper-Sandstein. Das Baumaterial für das fürstbischöfliche Schloss kam unter anderem aus einem Steinbruch am Würzburger Faulenberg, der 1596 erstmals urkundlich erwähnt wurde und bis ins 20. Jahrhundert in Betrieb war. \“Überraschend war für uns die Erkenntnis, dass es früher auch im unmittelbaren Stadtgebiet von Würzburg zahlreiche Steinbrüche gab, die Werksteine für den lokalen Gebrauch lieferten\“, sagt der Mineraloge Professor Martin Okrusch von der Uni Würzburg. Die Lage dieser Steinbrüche lasse sich noch heute ermitteln. Teilweise sei es sogar möglich, ihre historische Entwicklung zu rekonstruieren.

All das ist in der neuen Publikation \“Würzburger Steinbrüche\“ nachzulesen, die in der Reihe "Mainfränkische Hefte" erschienen ist. Alle vier Autoren kommen von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg; es sind Martin Okrusch und Klaus-Peter Kelber vom Institut für Mineralogie sowie Verena Friedrich und Michaela Neubert vom Institut für Kunstgeschichte. Vorgelegt wurde die fachübergreifende Gemeinschaftsarbeit vom Verein der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte.

Den Forschern zufolge wurde bereits 1278 in Würzburg eine \“Steinbrechergazen\“ erwähnt, die auf das Steinbrechertor zulief. \“Gazen\“ bedeutet Gasse, das Steinbrechertor befand sich in etwa dort, wo heute im südlichen Hofgarten der Residenz der große Brunnen steht. Eine Urkunde des Klosters Himmelspforten aus dem Jahr 1360 benennt einen Steinbruch an der \“Cellersteyge\“. Eine handgezeichnete und handkolorierte Flurkarte der Unterdürrbacher Gemarkung aus der Zeit um 1675/80 stellt einen Steinbruch auf dem Steinberg dar. Aber erst auf Plänen und Karten aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, die auf einer dem Heft beigefügten CD dokumentiert sind, werden Steinbrüche im Stadtgebiet häufig dargestellt. So auch der Werksandstein-Steinbruch auf dem Faulenberg, von wo Baumaterial für die Residenz kam.

Für ihre Publikation studierten die Wissenschaftler historische Karten aus dem Bayerischen Staatsarchiv Würzburg, dem Stadtarchiv Würzburg, dem Mainfränkischen Museum und der Universitätsbibliothek Würzburg. Als Fundgrube erwiesen sich insbesondere die Würzburger Ratsprotokolle und die Bauakten der Residenz. Neben dem Beitrag \“Historische Steinbrüche im Würzburger Stadtgebiet im Wandel der Zeit\“ enthält das Heft auch eine Arbeit von Kelber und Okrusch über \“Die geologische Erforschung und Kartierung des Würzburger Stadtgebietes von den Anfängen bis 1925\“. Diese Erforschung hatte mit dem Ende des 18. Jahrhunderts begonnen. Steinbrüche spielten dabei eine wichtige Rolle, denn als geologische Aufschlüsse ermöglichen sie Einblicke in die Vergangenheit der Erde.

Beide Textbeiträge enthalten zahlreiche Abbildungen. Hinzu kommen drei Beilagen, darunter eine farbige geologische Karte des Würzburger Stadtgebietes und die CD mit den digitalisierten Karten – eine Novität für die Publikationsreihe. Die Drucklegung des Heftes wurde durch Zuschüsse der Unterfränkischen Kulturstiftung beim Bezirk Unterfranken, der Sparkassenstiftung für die Stadt Würzburg und der Firma Knauf Gips (Iphofen) ermöglicht. Das Heft \“Würzburger Steinbrüche\“ kostet 14,90 Euro und ist im Buchhandel sowie im Mineralogischen Museum der Universität am Hubland zu haben. 

Kontakt
Mineralogisches Institut
Universität Würzburg
Am Hubland
97074 Würzburg
Tel.: 0931 / 888 – 5421
Fax: 0931 / 888 – 4620
mineralogie@mail.uni-wuerzburg.de

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Uni-Protokolle, 20.2.2007

Robert Walser-Archiv und Stiftung unter neuer Leitung

Neuer Geschäftsführer der Robert-Walser-Stiftung in Zürich, die die Erhaltung, Erforschung und Verbreitung des dichterischen Werks von Robert Walser bezweckt, ist Reto Sorg. Er folgt in dieser Funktion Bernhard Echte, der nicht nur 25 Jahre lang als Geschäftsführer für die Stiftung tätig war, sondern auch das Robert Walser-Archiv leitete und Ende 2006 seine Ämter niederlegte. Reto Sorg unterrichtet «Neue deutsche Literatur» mit dem Schwerpunkt Schweizer Literatur an den Universitäten Lausanne und Fribourg. In Zusammenarbeit mit einer Beratungsfirma hat er mit Projekten im Grenzgebiet von Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur internationale Anerkennung erfahren. Die Sicherung der finanziellen Zukunft des Walser-Archivs und der Stiftung wird eine der Hauptaufgaben Reto Sorgs sein. Geleitet wird das Archiv jetzt von Margit Gigerl, die bereits seit zwei Jahren dort tätig ist. Davor war sie wissenschaftliche Assistentin von Professor Peter von Matt in Zürich. Unterstützt wird sie bei ihrer Arbeit von der Historikerin Livia Knüsel. 

Trotz des Wechsels in der Archivleitung soll das Robert-Walser-Archiv, in dem einer der bedeutendsten literarischen Bestände aufbewahrt wird, auch weiterhin Mittelpunkt der Walser-Forschung bleiben. Als wichtigste Projekte in den nächsten Jahren werden deshalb eine Kritische Robert Walser-Ausgabe unter der Federführung von Wolfram Groddeck von der Universität Zürich und eine neue Studien-Ausgabe vom Werk des Schweizer Schriftstellers angesehen, die gemeinsam mit dem Suhrkamp-Verlag in Frankfurt vom Walser-Archiv erarbeitet wird.

Kontakt
Robert Walser-Archiv 
Archiv der Robert Walser-Stiftung Zürich
Beethovenstrasse 7
CH-8002 Zürich
Tel.: [++41] 044 / 202 59 03
Fax: [++41] 044 ) 202 59 07
info@robertwalser.ch
www.robertwalser.ch

Quelle: Basler Zeitung, 16.2.2007; Pressemappe Robert Walser-Stiftung, 16.2.2007

Projekte und Veranstaltungen der Schwarzenbeker Archivgemeinschaft

Als die Schwarzenbeker Archivgemeinschaft im Januar 1985 gegründet wurde, war sie eine einmalige Einrichtung in Schleswig-Holstein, nach deren Muster inzwischen mehrere Gemeinschaften gegründet wurden. Vertreter der Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg/Elbe sowie der Gemeinde Wentorf bei Hamburg und des Amtes Hohe Elbgeest schlossen einen privatrechtlichen Vertrag zur Bildung einer Archivgemeinschaft. Alle benannten Gebietskörperschaften liegen im Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg. Kernstück dieser Vereinbarung ist die Schaffung einer Archivarstelle, die anteilig finanziert wird, um die Kostenseite für die Finanzkraft kleinerer und mittlerer Gemeinden angemessen zu gestalten. Die Vertragspartner können selbständig über die eigenen Archivarbeiten entscheiden.

Seit Gründung der Archivgemeinschaft 1985 ist der amerikanische Historiker Dr. William Boehart Archivleiter. 1947 in Woodstock im US-Bundesstaat Illinois geboren, studierte er an der University of Chicago, wo er 1976 den Magisterabschluss im Fachbereich Geschichte erwarb. 1981 promovierte er an der Universität Hamburg über ein Thema aus der deutschen Aufklärung. Seit dem Mai 1983 ist er bei der Stadt Schwarzenbek als Stadtarchivar beschäftigt. Dr. Boehart ist außerdem Mitglied des Redaktionsausschusses der Lauenburgischen Heimat und hat einen Lehrauftrag an der Universität Hamburg. Neben zahlreichen Publikationen zur Regionalgeschichte hat er Beiträge zur Archivwissenschaft sowie zur Versicherungs- und Sozialgeschichte der deutschen Aufklärung veröffentlicht. 

Die Schwarzenbeker Archivgemeinschaft kann eine beachtliche Bilanz ihrer Arbeit ziehen. Die Archive haben einen entscheidenden Beitrag zum neuen Geschichtsverständnis im Kreisgebiet geleistet. Die Regionalgeschichtsschreibung fördert die Identität mit der Region und schafft dadurch eine Grundlage für künftige Entwicklungen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte darf sich nicht im geschlossenen Raum abspielen, sondern muss Teil des gesellschaftlichen Diskurses sein. Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit gehört zum Markenzeichen der Archivarbeit. Weit über 1.500 Besucher kommen jährlich zu den verschiedenen Veranstaltungen. In den letzten zwanzig Jahren sind im Rahmen der Kulturarbeit der Archivgemeinschaft über 350 Vorträge gehalten, zahlreiche Sonderausstellungen gezeigt, Exkursionen und historische Radtouren veranstaltet, Schulprojekte mitbetreut und Veröffentlichungen herausgebracht worden. Tausende von geschichtsträchtigen Dokumenten, Fotos, Karten und Filmen von den Verwaltungsstellen wie aus privater Hand sind zudem archiviert und zugänglich gemacht worden. Im Rahmen eines Lehrauftrags an der Hamburger Universität arbeitet Dr. William Boehart auch in den Archiven vor Ort mit Geschichtsstudenten zusammen. Inzwischen sind an die zwanzig Examens-, Magister- und Doktorarbeiten über Themen aus der Region erstellt worden.

Publikationen sind die wichtigsten Leistungen in der Archivgemeinschaft. Über 20 Bücher, zahlreiche Aufsätze und weitere Veröffentlichungen stellen dauerhafte Beiträge zum Verständnis der Regionalgeschichte dar. An ihnen kann sich die Forschung weiter entwickeln. Die Archivgemeinschaft ist außerdem die erste Einrichtung im Kreisgebiet, die sich wissenschaftlich und konsequent der Erforschung der NS-Zeit und der Nachkriegsgeschichte gewidmet hat. Entscheidend beim Erfolg dieses Arbeitspensums ist die Kooperation mit weiteren Kultur- und Bildungsträgern in der Region. Dazu gehören die Büchereien, die Volkshochschulen, die Museen und die ehrenamtlich geführten Heimat- und Geschichtsvereine. Eine erfolgreiche Kulturarbeit ist in vielerlei Hinsicht eine Koordinierungsaufgabe.

Zu den Vorhaben für 2007 gehört unter anderem auch ein Projekt mit den Schwarzenbeker Grundschulen, um gemeinsam mit der Stadtbücherei Schwarzenbek eine Unterrichtsmappe für den Heimat- und Sachunterricht zu erstellen. Geplant sind aber auch ein Geschichtslehrpfad entlang der Grenze zwischen Börnsen und Bergedorf sowie die Erarbeitung eines interaktiven Stadtlexikons im Netz, um eine Datenbank zur Geschichte der Stadt online zu entwickeln. Für das Projekt, das seit dem Sommer "online" ist, sind Interessierte eingeladen, Beiträge zu liefern. Da 2007 außerdem im Zeichen der 777-Jahr-Feiern der Dörfer, die 1230 im Ratzeburger Zehntregister erstmals urkundlich erwähnt wurden steht, sind sowohl Festschriften und Chroniken als auch Festvorträge in Hohenhorn, Hamwarde, Worth und Wiershop in Vorbereitung, die alle das Jubiläum kräftig feiern wollen. 

Kontakt
Stadtarchiv Schwarzenbek
Ritter-Wulf-Platz 1
21493 Schwarzenbek
Tel.: 04151 / 8810 oder 0175 / 2603676
Fax: 04542 / 836853 
william.boehart@schwarzenbek.de

Quelle: Lübecker Nachrichten, 15.2.2007; Archivgemeinschaft Schwarzenbek