Geschichte der Zwangsarbeit in Bonn

Aktuelle Erkenntnisse aus der Zwangsarbeiterforschung stehen im Mittelpunkt einer Tagung des Stadtarchivs Bonn und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Am Beispiel Bonns und im Vergleich mit anderen Kommunen erörtern elf Referenten am Freitag, 7. und Samstag, 8. April, im Haus der Geschichte das Thema Zwangsarbeit in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs (Programm). Das Symposium beginnt an beiden Tagen jeweils um 9.30 Uhr. Teilnehmen können alle, die an der Materie interessiert sind. Der Eintritt ist frei. 

Die Referate nähern sich der Thematik aus Sicht der Industrie, aber auch aus der Perspektive kirchlicher und kommunaler Arbeitgeber. Die rechtliche Lage der Zwangsarbeiter ist ebenso Inhalt eines Vortrags wie Fragen der Rekrutierung. Die besondere Situation der italienischen Fremdarbeiter, die bis 1943 Verbündete und anschließend Gegner Deutschlands waren, wird separat behandelt. 

Unter dem Titel „Schlagen gut ein und leisten Befriedigendes“ beleuchtet eine Dokumentation die Geschichte der Zwangsarbeit in Bonn. Der 300 Seiten starke Band ist während der Tagung im Haus der Geschichte sowie darüber hinaus im Bonner Stadtarchiv und im Bonner Buchhandel erhältlich. 

Tagung "Zwangsarbeiterforschung in Deutschland. Das Beispiel Bonn im Vergleich und im Kontext neuerer Untersuchungen":

7. April 2006
9.30 Uhr Grußworte und Eröffnung
9.45 Uhr Dr. Manfred Grieger, Wolfsburg: Der Betrieb als Ort der Zwangsarbeit: Industrie und Zwangsarbeiter, 1939 – 1945
10.30 Uhr Kaffeepause
10.45 Uhr Dr. Uwe Kaminsky, Düsseldorf/Berlin: Zwangsarbeit in der Evangelischen Kirche am Beispiel der Rheinprovinz
11.30 Uhr Joachim Schröder, M. A., Düsseldorf: Kommunale Arbeitgeber und Zwangsarbeit am Beispiel Düsseldorfs
12.15 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Prof. Dr. Albert Kotowski, Bonn: Die Rekrutierung der Zwangsarbeiter im besetzten Polen
14.45 Uhr Prof. Dr. Rudolf Lill, Bonn: Arbeiter und Militärinternierte aus Italien. Zwischen gelenkter Kollaboration und Zwang
15.30 Uhr Kaffeepause
15.45 Uhr Andrea Renner-Palat, M. A., Freiburg: Die rechtliche Lage der polnischen Zwangsarbeiter 1939 – 1945
16.30 Uhr Dr. Albert Eßer, Bergisch Gladbach: Zwangsarbeit in Bergisch Gladbach. Quellen, Ergebnisse und offene Fragen
17.15 Uhr Dr. Frank Gausmann, Mainz: Zwangsarbeit in einer badischen Kleinstadt – Offenburg und der „Ausländereinsatz“

8. April 2006
9.30 Uhr Julia Hildt M. A., Bonn: „Ostarbeiterinnen schlagen gut ein…“ Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion in Bonn
10:15 Uhr Jolanta Altman-Radwanska, M. A., Bonn: Polnische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in Bonn 1940 – 1945
11.00 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Bonn: Westeuropäische Arbeiter, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Bonn
12.00 Uhr Abschlussdiskussion
danach Abreise der Teilnehmer

Kontakt:
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn (Stadthaus Ebene 0)
Tel.: 0228/ 77 2410
Fax: 0228 / 77 43 01 
stadtarchiv@bonn.de 

Quelle: Presseservice der Stadt Bonn

Zuschüsse für das Stadtarchiv Waltrop auf dem Prüfstand

Rund neun Wochen nachdem der Sparberater Wilhelm Niemann seine Tätigkeit im Waltroper Rathaus aufgenommen hat, soll der Stadtrat am 30. März 2006 ein umfangreiches Sparpaket beschließen. Waltrops Bürgermeisterin Anne Heck-Guthe und der Jurist Wilhelm Niemann (53) legten am 20. März einen Zwölf-Punkte-Plan vor, der eine Umkehr in der Schuldenentwicklung der Stadt Waltrop einleiten soll. Die Bezirksregierung Münster hatte den Ex-Bürgermeister von Rheine, Wilhelm Niemann, nach Waltrop geschickt, um in Abstimmung mit der Bürgermeisterin der Stadt von ihrem Schuldenberg in Höhe von 115 Millionen Euro herunterzuhelfen. 

Die Verwaltungsvorlage, die Anne Heck-Guthe zusammen mit Kämmerer Wolfgang Brautmeier und Wilhelm Niemann vor der Presse erläuterten, enthält unter anderem eine Selbstverpflichtung, „spätestens für das Jahr 2009 ein genehmigungsfähiges Haushaltssicherungskonzept aufzustellen“. Das hat zur Folge, dass spätestens im Jahr 2012 der Haushalt originär, das heißt in laufenden Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen sein muss. Darüber wird die Stadtverwaltung beauftragt werden, das Minus im aktuellen Verwaltungshaushalt auf dem Niveau von 2005 einzufrieren: 9,6 Millionen Euro. Auf den Prüfstand kommen die Zuschüsse für das Stadtarchiv Waltrop und das Heimatmuseum, für die Musikschule, Volkshochschule, Stadtbücherei, Kinder- und Jugendbüro, Sportstätten und die Kommunalen Bäder. Die Zuschüsse in Höhe von insgesamt 3,1 Millionen Euro sollen untersucht werden mit dem Ziel, „maximale Einsparungen“ zu erreichen, heißt es in der Verwaltungsvorlage. 

Kontakt:
Stadt Waltrop
Der Bürgermeister
Münsterstr. 1
45731 Waltrop 
Tel.: (0 23 09) 93 0-0 (Vermittlung)
Fax: (0 23 09) 93 0-3 00
stadtverwaltung@waltrop.de

Quelle: Stadt Waltrop, Presse- und Informations- Dienst, 20.3.2006; WDR-Museums- und Archivnachrichten aus Westfalen-Lippe, Nachrichten für das östliche Ruhrgebiet, 21.3.2006

Der TAG DER ARCHIVE im Bergischen Land

Ohne Archive ginge das Wissen um die Vergangenheit verloren. Der Ort, an dem die historischen Dokumente zur Geschichte Bergisch Gladbachs aufbewahrt werden, ist das Stadtarchiv Bergisch Gladbach an der Hauptstraße 310. Zum bundesweiten Tag der Archive am Samstag, den 6. Mai 2006, wird das Stadtarchiv auch am Wochenende seine Tore öffnen. Von 11 bis 17 Uhr können Besucher an diesem Samstag einen Eindruck davon gewinnen, wie Urkunden, Akten und Fotos zur städtischen Geschichte im Archiv aufbewahrt und gepflegt werden. 

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In zwei Vitrinen werden Dokumente zur Geschichte der Stadtjubiläen in Bergisch Gladbach zu sehen sein. Bei Führungen durch das Archivmagazin können Sie einen Blick auf die Regalanlagen und Archivschränke werfen, die zum Schutz der Archivalien normalerweise der Öffentlichkeit verschlossen sind. Lokale Zeitungsausgaben aus über 150 Jahren berichten von den Ereignissen der Vergangenheit und können als Rückvergrößerungen von Mikrofilmen erworben werden. Luftbilder aus den 1950er und 1960er Jahren veranschaulichen, wie Bergisch Gladbach, Bensberg oder Engelskirchen vor 40 Jahren ausgesehen haben.

Auch an anderen Orten des Bergischen Landes bieten Archive am 6. Mai besondere historische Einblicke: Das Leverkusener Stadtarchiv in Opladen veranstaltet um 11 Uhr, 12.30 Uhr und 14 Uhr Vorträge und eine Ausstellungsführung über den bergischen Geschichtsforscher Vincenz von Zuccalmaglio, im Archivdepot von Schloss Ehreshoven bei Engelskirchen geben Archivführungen um 12 Uhr, 13.30 Uhr und um 15 Uhr Einblicke in die Quellen des rheinischen Adels und die Stadtarchive Remscheid und Solingen laden wie Bergisch Gladbach zu einem Tag der offenen Tür ein.

Kontakt:
Stadtarchiv Bergisch Gladbach
Hauptstraße 310
51465 Bergisch Gladbach
Telefon 02202/142208
Fax 02202/142216
archiv@stadt-gl.de
www.stadtarchiv-gl.de.

Archiv und Wirtschaft 1/2006

Das Heft 1/2006 der Zeitschrift \“Archiv und Wirtschaft\“ enthält folgende Beiträge:

Aufsätze: 
Thomas Mayer: Ein neues Familien- und Unternehmensarchiv bei Borgers in Bocholt
Wolfgang Richter: Akten in der Sprengstoff-Fabrik. Itinerar der Akten der Dresdner Bank am Ende des Zweiten Weltkriegs
Michael Farrenkopf: Zwangsarbeit im Ruhrbergbau. Zur Herausgabe eines Spezialinventars

Berichte
Ulrich S. Soénius: Gemeinsame Fachgruppensitzung der Adels- und Wirtschaftsarchivare auf dem Deutschen Archivtag 2005 in Stuttgart

Rezensionen
Gerhart Enders: Archivverwaltungslehre (Dirk Ullmann)
Uwe M. Borghoff u. a.: Langzeitarchivierung. Methoden zur Erhaltung digitaler Dokumente (Wolfgang Richter)
Simone Lässig: Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert (Wilfried Reininghaus) 
Gabriele Oepen-Domschky: Kölner Wirtschaftsbürger im Deutschen Kaiserreich. Eugen Langen, Ludwig Stollwerck, Arnold von Guilleaume und Simon Alfred von Oppenheim (Sebastian Beck)
Christopher Kopper: Bankiers unterm Hakenkreuz (Harald Wixforth)
Constanze Werner: Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit bei BMW (Claus W. Schäfer)
Gerd Höschle: Die deutsche Textilindustrie zwischen 1933 und 1939. Staatsinterventionismus und ökonomische Rationalität (Thomas Mayer)
Reinhold Maier: Ende und Wende. Briefe und Tagebuchaufzeichnungen 1944–1946, neu hrsg. von Andreas Brenke, Susanne Fingscheidt u. Armin Schulte (Dominik Zier)
Christian Stadler: Unternehmenskultur bei Royal Dutch/Shell, Siemens und DaimlerChrysler (Hartmut Kiehling)
Michael Farrenkopf (Hrsg.): Koks. Die Geschichte eines Werkstoffes (Manfred Rasch)

Personalnachrichten/Verschiedenes
Impressum

www.wirtschaftsarchive.de
Archiv und Wirtschaft, 39. Jg., 2006, H. 1
Jahresabonnement: 26 €
Einzelheft: 8 €

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Bingen droht partieller Gedächtnisverlust

Berge von Dokumenten der Stadtgeschichte Bingens aus vergangenen Jahrhunderten seien in den zurückliegenden Jahrzehnten in einem "Bermuda-Dreieck aus Sorglosigkeit und Desinteresse" untergegangen, berichtet die Allgemeine Zeitung. \“Dramatisch\“ nennt Museumsleiter Dr. Matthias Schmandt den \“Gedächtnisverlust der Stadt\“. Seit Jahren bemüht sich der Historiker um die Rückkehr des Stadtarchivs Bingen (siehe Bericht vom 17.3.2003 und Bericht vom 26.2.2005). 

Die Recherche des Museumsleiters im ausgelagerten Bingerbrücker Teilarchiv ergab, dass das gesamte späte 18. Jahrhundert und die hessische Zeit von 1815 bis 1945 inhaltlich gänzlich unerschlossen und vom Verfall bedroht ist. Derzeit lagert städtisches Archivgut, kostbare Dokumente aus dem 14. bis 19. Jahrhundert, außerdem als Depositum im Landesarchiv Speyer. Seit vierzig Jahren liegen 70 Regalmeter Binger Stadtgeschichte dort kartoniert, aber unsortiert im klimatisierten Magazin.

Mit der Auslagerung 1965 reißt daher die wissenschaftliche Arbeit über die bedeutende rheinische Bürgerstadt abrupt ab. Denn nur selten führen Studierende und andere Forscher nach Speyer, um dort im unbeackerten Geschichtsfeld Rhein-Nahe-Eck wissenschaftlich zu arbeiten. Dabei sei die Binger Archiv-Lektüre im Speyrer Keller "die umfangreichste aus ganz Rheinhessen\“, unterstreicht Bürgermeister Thomas Feser. Er verspricht, \“nach einer möglicherweise kreisweiten Lösung\“ zu fahnden. 

Kontakt:
Historisches Museum am Strom – Hildegard von Bingen (Regionalmuseum Bingen)
Museumstraße 3
55411 Bingen am Rhein
Tel. 06721 990654 oder 06721 991531
Fax 06721 990653
historisches-museum@bingen.de

Quelle: Christine Tscherner, Allgemeine Zeitung, 25.3.2006

Ausstellungen zum 200. Geburtstag von Ottmar Schönhuth in Bad Mergentheim

Das Stadtarchiv Bad Mergentheim widmet den bundesweiten TAG DER ARCHIVE am 6. Mai 2006 von 10 bis 17 Uhr dem Leben und Wirken des am 6. April 1806 in Sindelfingen geborenen Pfarrers Ottmar Friedrich Heinrich Schönhuth. Das Deutschordensmuseum Bad Mergentheim gestaltet eine Sonderausstellung zum 200. Geburtstag des Geschichtsschreibers und Volksschriftstellers Ottmar Schönhuth, die vom 10. September bis 19. November 2006 zu sehen ist.

Bereits während seines Theologiestudiums in Tübingen entdeckte Ottmar Schönhuth (1806-1864) seine Vorliebe für geschichtliche Abhandlungen und versuchte sich selbst daran. 1827 veröffentlichte er sein erstes selbständiges Büchlein. Nach seinem Studium begann seine Pfarrerlaufbahn. Während seiner gesamten Tätigkeit als Pfarrer verfasste er immer wieder kleine geschichtliche Bücher und Aufsätze in unterschiedlichen Zeitschriften, insgesamt mehr als 200 Bücher und etwa 60 Aufsätze. Er verstand diese kleinen geschichtlichen Werke, etwa so groß wie Notizbücher, hauptsächlich als leicht verständliche Lektüre für die Jugend. Sie sollten einen Einstieg in die Welt der Geschichte ermöglichen, denn er verband darin oft Historisches mit Sagenhaftem. So entstanden viele Chroniken, unter anderem von Mergentheim, Krautheim, Boxberg und vom Kloster Reichenau.

Als Pfarrer richtete Schönhuth in Wachbach eine Suppenküche ein, gründete in Mergentheim einen Armenverein, organisierte aber auch Maienfeste in Dörzbach, Wachbach und Edelfingen. Dazu gründete er in den entsprechenden Gemeinden Gesangvereine und schrieb Liedtexte. Seine Korrespondenz belegt Freundschaften mit Eduard Mörike, Ludwig Uhland und anderen. Er war auch Mitbegründer des heute noch aktiven Historischen Vereins für Württembergisch Franken. Für seine Leistungen erhielt Ottmar Schönhuth die badische große Medaille von Großherzog Leopold und von der Schillerstiftung eine finanzielle Ehrengabe, die erst nach seinem Tod an seine Witwe ausgezahlt wurde.

Link: Tag der Archive 2006

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Mergentheim
Hans-Heinrich-Ehrler-Platz 35
97980 Bad Mergentheim
Tel.: 07931/57208
christine.schmidt@bad-mergentheim.de 

Quelle: Fränkische Nachrichten, 18.3.2006

Flugblätter als kulturhistorische Quellen und bibliothekarische Sondermaterialien

Die Sammlungen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin gehören zu den bedeutendsten und umfangreichsten ihrer Art in Europa und umfassen mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften, Inkunabeln, Nachlässe und Autographen, Einblattdrucke, Porträts, Theaterzettel und Exlibris. Als vor etwa fünfunddreißig Jahren die Forschung begann, sich auch den Flugblättern der Frühen Neuzeit als literarischer bzw. kulturhistorischer Gattung zuzuwenden, musste sie die einzelnen Exemplare in Sammelkonvoluten entdecken und manchmal sogar als Makulatur aus Buchdeckeln herauslösen.

Erst langsam setzte sich die Einsicht durch, dass dieses Medium, das in der Lage ist, auf nur einer Seite die politische, kunst- und literaturgeschichtliche sowie medienhistorische Situation seiner Zeit zu präsentieren, und das zum Teil auf höchstem Niveau. Die ersten Flugblätter wurden Ende des 15. Jahrhunderts gedruckt. Anfangs einzeln, sehr aufwändig und folglich teuer waren sie alles andere als ein Massenprodukt und Wegwerfmedium wie heute. In der Reformationszeit nutzten besonders die Protestanten Flugblätter sehr effektiv als Propagandamittel. Als Flugblätter später auf Grund der technischen Entwicklung sehr viel schneller und billiger gedruckt werden konnten, spielten sie bei den demokratischen Aufständen in Deutschland 1848 eine entscheidende Rolle, meint Jörg Jungmayr, Editionswissenschaftler an der Freien Universität Berlin.

Von den Einblattinkunabeln bis ins 17. Jahrhundert wird die Gattung \“Flugblatt\“ seit einiger Zeit akribisch dokumentiert und ediert. Jüngere Flugblätter werden in der Forschung nur gelegentlich in den Blick genommen, aber gerade diese Materialien, die zum Teil in reichem Maße die Magazine der Bibliotheken füllen, harren ihrer wissenschaftlichen Erschließung. Nach wie vor gibt es das Bedürfnis durch ein bedrucktes Blatt an die Öffentlichkeit zu treten, beispielsweise während der aktuellen Studentenrevolte in Paris und anderen Orten Frankreichs.

Der Austausch zwischen der historischen und philologischen Forschung und den bibliothekarischen Modellen der Bereitstellung und Erschließung der kulturhistorischen Gattung \“Flugblatt\“ war Ziel der Tagung "Flugblätter vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart" der Stabi- Handschriftenabteilung und der Freien Universität Berlin, die vom 23. bis 25. März 2006 im Simón-Bolívar-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin stattfand. Es galt Bilanz zu ziehen und neue Wege aufzuzeigen (Programm). 

Kontakt:
Dr. Christiane Caemmerer
Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin
Tel. 030/ 2662870
christiane.caemmerer@sbb.spk-berlin.de 

Dr. Jörg Jungmayr
Editionswissenschaft (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin)
Tel. 030/ 83854075
jungmayr@zedat.fu-berlin.de 

Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin (Tagungsinfo); Dieter Wulf, Deutschlandfunk, Markt und Medien, 25.3.2006

Anbietungspflicht digitaler Unterlagen im neuen IT-Grundschutzhandbuch

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) veröffentlichte das neue IT-Grundschutzhandbuch. Die zu Beginn diesen Jahres erschienene Version des \“BSI-Klassikers\“ wurde durch neue Bausteine erweitert und umstrukturiert. Es wurde im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen und eine leichtere Handhabung überarbeitet und an den neuen ISO-Standard 27001 angepasst.

Das IT-Grundschutzhandbuch des BSI bietet IT-Sicherheitsverantwortlichen in Verwaltung und Wirtschaft seit vielen Jahren eine zuverlässige Hilfestellung bei der Erstellung und Umsetzung von IT-Sicherheitskonzepten. Es enthält Standardsicherheitsmaßnahmen, Umsetzungshinweise und Hilfsmittel für zahlreiche IT-Konfigurationen, die typischerweise im heutigen IT-Einsatz anzutreffen sind. 

Das IT-Grundschutzhandbuch wurde durch neue Komponenten erweitert: Hinzu gekommen sind die Bausteine IT-Sicherheitssensibilisierung und -schulung, Client unter Windows XP, Mobiler Arbeitsplatz und Besprechungs-, Veranstaltungs- und Schulungsräume. Bereits vorhandene Bausteine wie IT-Sicherheitsmanagement, Organisation, Personal, Allgemeiner Server, Allgemeiner Client und Laptop wurden stark überarbeitet und aktualisiert. 

Das neue IT-Grundschutzbuch weist auch, so informiert Angela Ullmann vom Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages die " Archivliste", auf die Anbietungspflicht digitaler Unterlagen hin: \“Für die öffentliche Verwaltung besteht darüber hinaus die gesetzliche Verpflichtung, auch in digitaler Form vorliegende Dokumente den zuständigen Archiven anzubieten (Anbietungspflicht).\“ (http://www.bsi.de/gshb/deutsch/m/m02245.htm)

Gleichzeitig hat das BSI begonnen, eine Schriftenreihe mit Standards zu verschiedenen Aspekten der Informationssicherheit aufzubauen. \“Die Standards enthalten konkrete Empfehlungen des BSI zu Methoden, Prozessen und Verfahren sowie Vorgehensweisen und Maßnahmen mit Bezug zur IT-Sicherheit\“, erklärt Dr. Udo Helmbrecht, Präsident des BSI. Mit den Standards greife das BSI Themenbereiche auf, die von grundsätzlicher Bedeutung für die Informationssicherheit in Unternehmen oder Behörden sind und für die sich national oder international sinnvolle und zweckmäßige Herangehensweisen etabliert haben, so Helmbrecht weiter.

Folgende BSI-Standards zum Thema IT-Sicherheitsmanagement sind bereits erschienen:

  • BSI-Standard 100-1: Managementsysteme für Informationssicherheit (ISMS) 
  • BSI-Standard 100-2: Vorgehensweise nach IT-Grundschutz 
  • BSI-Standard 100-3: Risikoanalyse auf der Basis von IT-Grundschutz 

Damit findet sich die Beschreibung der IT-Grundschutz-Vorgehensweise jetzt nicht mehr in den IT-Grundschutz-Katalogen, sondern im handlichen Einzelwerk des \“BSI-Standard 100-2\“. 

Der Preis der Ergänzungslieferung des IT-Grundschutzhandbuchs (bestehend aus 2 neuen Ordnern, Registern und 3180 Seiten Inhalt) liegt bei 125,80 EUR. Sie kann beim Bundesanzeiger-Verlag oder über den Buchhandel erworben werden. Der Preis des Grundwerkes (ISBN 3-88784-915-9) beträgt weiterhin 148,- EUR. Die BSI-Standards zum Thema IT-Sicherheitsmanagement sind in einer Broschüre mit dem Titel \“IT-Sicherheitsmanagement und IT-Grundschutz\“ (ISBN 3-89817-547-2) erschienen. Der Preis beträgt 39,80 EUR. Sie können zudem unter http://www.bsi.bund.de/literat/bsi_standard/index.htm online eingesehen werden. 

Über das IT-Grundschutzhandbuch des BSI
Die IT-Grundschutz-Methodik des BSI hilft bei der zügigen Lösung häufiger Sicherheitsprobleme, unterstützt die Anhebung des Sicherheitsniveaus von IT-Systemen und vereinfacht die Erstellung von IT-Sicherheitskonzepten. Mit Hilfe der IT-Grundschutz-Vorgehensweise und den in den IT-Grundschutz-Katalogen zusammengestellten Standardsicherheitsmaßnahmen kann ein Abgleich des Maßnahmen-Solls mit dem Maßnahmen-Ist vorgenommen werden, um Sicherheitsdefizite zu ermitteln und passende Sicherheitsmaßnahmen zu identifizieren.

Mit dem BSI Tool IT-Grundschutz (GSTOOL) stellt das BSI zudem eine innovative Software bereit, die den Anwender bei Erstellung, Verwaltung und Fortschreibung von IT-Sicherheitskonzepten entsprechend dem IT-Grundschutz effizient unterstützt. Weitere Informationen zum Thema IT-Grundschutz unter http://www.bsi.bund.de/gshb/index.htm

Link: IT-Grundschutz (http://www.bsi.de/gshb/index.htm)

Kontakt:
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
Postfach 20 03 63
53133 Bonn
www.bsi.bund.de
www.bsi-fuer-buerger.de 

Quelle: BSI Pressemitteilung, 16.1.2006

Säurefraß bedroht Stabi und Staatsarchiv Hamburg

Der Säurefraß, dem große Bestände der Bibliotheken bundesweit ausgesetzt sind, ist ein schleichender Zerstörungsprozess, der von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Das Problem, mit dem heute alle bedeutenden Bibliotheken und Archive konfrontiert sind, reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück: Seit etwa 1840 verwendete man industriell hergestelltes Papier, das infolge der darin enthaltenen Holzschliffanteile mit der Zeit Säure ausbildet. Zunächst vergilbt das Papier, später zerbröselt und schließlich zerfällt es. Bundesweit sind schon 60 Millionen Bände vom Säurefraß betroffen, drei Millionen davon bereits so stark, dass sie nicht mehr genutzt werden können. Im Hamburger Staatsarchiv, wo insgesamt 30 Kilometer Archivmaterial lagern, müssten zwei Drittel der Bestände für den Erhalt chemisch behandelt werden. Erst seit etwa 1975 wird zunehmend auf säurehaltiges Papier verzichtet.

Die Kosten für die notwendige und fraktionsübergreifend geforderte Entsäuerung des Bestandes des Staatsarchivs Hamburg werden zur Zeit auf 39 bis 58 Millionen Euro geschätzt. Für eine umfassende Massenentsäuerung in der Staatsbibliothek schätzt deren Direktorin Gabriele Beger die Kosten auf etwa 35 Millionen Euro. Schon für fünf Millionen Euro könnten allerdings die notwendigsten Maßnahmen ergriffen werden. Wie im Staatsarchiv setzt man auch in der Stabi auf die Mikroverfilmung als wichtiges Mittel der Bestandserhaltung.

Kontakt:
Staats- und Universitätsbibliothek
Von-Melle-Park 3 
20146 Hamburg
Tel: 040/42838 2233 
auskunft@sub.uni-hamburg.de

Quelle: Matthias Gretzschel, Hamburger Abendblatt, 22.3.2006

Rettung für 100.000 Delmenhorster Fotos

Zwischen 1957 bis 1990 lichtete Delmenhorsts damals einziger Porträtfotograf Fritz Kunde fast jedes Hochzeitsfest, aber auch Politiker, Autos und andere Motive stadtweit ab. Seine Negativsammlung, die seine Witwe dem Fotokünstler Johann Peter Eickhorst übergeben hat, liefert daher ein nahezu lückenloses Bild über 30 Jahre Delmenhorst.

Der Haken: Die rund 100.000 Negative sind jahrgangsweise sortiert, ansonsten aber undokumentiert. Auch bereitet die Konservierung Probleme; die Papierhüllen in den verstaubten Ordnern kleben aneinander. Johann Peter Eickhorsts Traum wäre daher die wissenschaftliche Aufarbeitung, zumindest aber die Digitalisierung des Archivs. Man ist dafür auf der Suche nach einem Studierenden, der die Sammlung aufarbeitet und auch nach einem Sponsor, der den Arbeitsaufwand bezahlt. 

Der Fotodesigner Eickhorst würde die Sammlung gern öffentlich zugänglich machen und kann sich dafür des Interesses von Stadtarchiv und Fabrikmuseum sicher sein.

Quelle: Delmenhorster Kreisblatt, 22.3.2006