Zwei Ravensburger Bestände neu erschlossen

Das Archiv des ehemaligen Oberamts Ravensburg und der Nachlass des Aulendorfer Komponisten Hugo Halt sind im Kultur- und Archivamt des Landratsamts Ravensburg neu erschlossen worden. Das Oberamt Ravensburg war von 1810 bis 1938 einer der Vorläufer des heutigen Landkreises Ravensburg. Der Bestand ist eine wertvolle Quelle für heimatkundliche Forschungen und bietet eine hervorragende Ergänzung zu den einzelnen Gemeindearchiven.

Der Nachlass des Aulendorfer Rektors, Komponisten und Dichters Hugo Halt (1878-1959), den der Landkreis Ravensburg erwerben konnte, enthält neben Dokumenten zur Person vor allem den reichen musikalischen und literarischen Nachlass. Hugo Halt tat sich vor allem als Komponist geistlicher Werke hervor.

Kontakt:
Landratsamt Ravensburg
Kultur- und Archivamt
Gartenstraße 33
88212 Ravensburg
Tel. 0751/85-9510

Quelle: Presseservice Landratsamt Ravensburg, 28.3.2006; Schwäbische Zeitung, 1.4.2006

Braunschweiger Schlossfassade nimmt Gestalt an

Die Rekonstruktionsarbeiten an der Fassade des ehemaligen Braunschweiger Residenzschlosses, in dem die Städtischen Bibliotheken, das Stadtarchiv Braunschweig und andere besucherintensive Kultureinrichtungen der Stadt untergebracht werden (siehe Artikel vom 16.3.2004), haben jetzt begonnen und sollen bis August abgeschlossen sein. Beim Nachbau der historischen Fassade werden etwa 550 Originalteile eingefügt, die nach dem 1960 erfolgten Abriss des alten Welfenschlosses zur Wiederverwendung am Madamenweg vergraben worden waren. 

Diese historischen Fragmente sind ein essentieller Bestandteil der Rekonstruktion und werden dem Schloss ein hohes Maß an Authentizität verleihen. Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann: „Diese Fassade ist wichtig für die Identität der Stadt und erinnert daran, dass Braunschweig einmal Residenzstadt war. Mit dieser Rekonstruktion schreiben wir Stadtgeschichte, das ist heute ein historischer Tag. Ganz Deutschland wird diese Rekonstruktion verfolgen. Auch das ist wieder ein Stück Stadtmarketing.“ Der OB dankte der ECE-Bauleitung für die verantwortungsbewusst-qualifizierte Arbeit. 

Die Naturstein-Bauteile aus der Originalfassade, die von den Sächsischen Sandsteinwerken in Pirna aufgearbeitet wurden, reichen vom einfachen Mauerquader über Gebälk- und Bogensteine bis zu Säulen, Kapitellen und figürlichen Reliefs. 80 Prozent der Mauerquader, die bei der Rekonstruktion des Portikus verwendet werden, sind original. Neben den am Madamenweg ausgegrabenen Originalelementen werden auch Bauteile aus dem ehemaligen Schlosspark und aus den Beständen des Braunschweigischen Landesmuseums verwendet. 

Für die Sächsischen Sandsteinwerke, die auch am Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche beteiligt waren, gestalteten sich die Restaurationsarbeiten am Figurenfries über dem Portikus, mit geschichtlichen Darstellungen aus der Zeit Heinrichs des Löwen, als sehr aufwändig. Der Fries war über Jahrzehnte auf dem städtischen Bauhof in der Ludwigstraße eingelagert. Der überwiegende Teil der Originalsteine wird an der ursprünglichen Position wieder eingebaut. Dies ist möglich, weil sie vor der Eingrabung entsprechend gekennzeichnet worden waren. 

Die neuen Bauteile, die bei der Fassadenrekonstruktion verwendet werden, wurden aus Sandstein aus Süddeutschland und der Umgebung von Dresden gefertigt. Dadurch, dass sich diese Teile später von den Originalteilen farblich leicht unterscheiden, soll erkennbar sein, dass es sich um eine „kritische“ Rekonstruktion handelt, die auch vor Fachleuten bestehen wird. 

Das Kommunalarchiv im Spannungsfeld seiner Aufgaben. Bericht von der ANKA-Tagung 2006

Gastgeber der 44. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft der niedersächsischen Kommunalarchivare e.V. (ANKA), die vom 27. bis 28. März 2006 im Alvar Aalto Kulturhaus der Stadt Wolfsburg stattfand, war das Stadtarchiv Wolfsburg. Mit der Wahl des Tagungsortes wurden die besonderen Leistungen des Stadtarchivs, insbesondere in archivpädagogischer Hinsicht, honoriert (siehe Bericht vom 26.6.2005). Auch der Wolfsburger Oberbürgermeister Rolf Schnellecke lobte in seinem Grußwort zurecht seine engagierte Stadtarchivleiterin Dr. Birgit Schneider-Bönninger, die dieses Lob sogleich an ihr Archivteam, das sich auch um die Durchführung der ANKA-Tagung verdient machte, weitergab. Überhaupt drehte sich die Tagung weniger um die typischen innerbehördlichen Reibungsflächen von Profil und Ausstattung der Kommunalarchive im Kontext der Verwaltungsreform und Budgetierung. Es ging vielmehr um die Vielfalt des archivischen Alltagsgeschäfts, von der auch der ANKA-Vorsitzende Dr. Ernst Böhme (Stadtarchiv Göttingen) in seinen einleitenden Worten sprach. Diese Vielfalt herkömmlicher und zukünftiger Aufgaben müsse „Spannungsfelder“ geradezu zwangsläufig zur Folge haben (daher auch die heterogene Themenwahl der ANKA Tagung: „Urkunden, Doppik, digitales Desaster – Das Kommunalarchiv im Spannungsfeld seiner Aufgaben“).

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Ohne direkteren Bezug zum Tagungsthema führte PD Dr. Peter Aufgebauer (Universität Göttingen) in seinem Eröffnungsvortrag schlaglichtartig einige „Neue Tendenzen in der Mittelalterforschung“ der letzten 25 Jahre vor Augen, die u.a. aus der Wirkung der sog. Neuronalen Wende resultieren. Er entwickelte aber auch aus weiteren vorgestellten, praxisnäheren Ansätzen (Residenzenforschung und Umweltgeschichte) keinen Anforderungskatalog der Wissenschaft an die Archivszene und deren Bewertungsdiskurs.

Anregender waren insofern die Impulsreferate der ersten Tagungssektion „Sammlungen in Archiven“: Olaf Piontek (Stadtarchiv Braunschweig) stellte nicht nur das „FrauenArchiv Braunschweig“ und dessen Genese vor, sondern ging auch kurz auf die Geschichte der Frauenarchive seit den 1920er Jahren ein. Die konkreten Vorbilder für das Braunschweiger Frauenarchiv stammen aus Dresden und Hannover. Das Frauenarchiv in Braunschweig, wo man Frauengeschichte als originären Teil der Stadtgeschichte versteht, resultiert dabei aus einer Zusammenarbeit von Verein, Archiv und Stiftung; der jüngst aufgelöste Verein „Frauenarchiv Braunschweig e.V.“ hat konsequenterweise auch seinen Bestand ins Stadtarchiv Braunschweig überführt (siehe Bericht). Das weitere, vielfältige Sammlungsgut des „FrauenArchivs Braunschweig“, das derzeit rund 11,8 laufende Meter umfasst, resultiert aus direkten und indirekten Kontakten, wobei das Archiv zur Übernahme von Vor- und Nachlässen insbesondere gezielt auf Privatpersonen zugeht.

Zeitzeugenkontakte stellen auch für die junge Stadt Wolfsburg, die 1938 als Stadt des KdF-Wagens gegründet wurde, einen naturgemäß zentralen Arbeitsbereich dar. Zeitzeugendokumentationen finden sich dementsprechend seit langem im Stadtarchiv Wolfsburg, wie Dr. Birgit Schneider-Bönninger erläuterte. Sie selbst wechselte aus der Arbeit der dortigen Geschichtswerkstatt, die sich zur Unterstützung der zeithistorischen archivischen Tätigkeit gebildet hatte, ins Stadtarchiv. Das Archiv wendet sich der „Oral History“ auf verschiedenen Pfaden zu, führt u.a. unter dem Titel „Wolfsburger Wegbereiter“ erfolgreich mehrmonatige Dokumentationsprojekte mit Lehrern und Schülern zur schriftlichen Erweiterung des Sammlungsbestandes durch.

Einen ebenfalls arbeitsintensiven Sammlungsbestand stellte Dr. Ernst Böhme mit der Plakatsammlung des Stadtarchivs Göttingen vor: Der bisher 12.000 Plakate unterschiedlicher Provenienz umfassende und jährlich um rund 500 Exemplare aufgestockte Bestand stammt zumeist aus dem Städtischen Museum und deckt insofern inhaltlich auch vor allem den Bereich Kultur ab. Die als Findmittel existierende Datenbank wird in Kürze auch über das Internet recherchierbar sein. Die bisher bereits zur Hälfte geschehene Verfilmung der Plakate wird mit „Bordmitteln“ finanziert, eine Digitalisierung des Bestandes konnte zum Bedauern Böhmes bislang hingegen nicht erfolgen.

Das Ergebnis einer sukzessiven Digitalisierung städtischer Urkunden konnte der anschließende Referent Rainer Kasties (Stadtarchiv Hannover) vorstellen: Das „Digitale Urkundenbuch“ der Stadt Hannover, das Mitte 2006 online gestellt werden soll, übertrifft mit seinen 518 Datensätzen dabei zahlenmäßig bereits das einzige Urkundenbuch Hannovers, das im Jahr 1860 mit 480 Einträgen erschienen ist. Trotz der für die Impulsreferate dieser Sektion knappen Zeitvorgaben hätten die rund 80 bis 90 anwesenden niedersächsischen Kommunalarchivare gern noch etwas über Vorbilder und Projektentscheidungen zum virtuellen Urkundenbuch Hannover erfahren, zumal ja auch einer der Klassiker der Urkundendigitalisierung für das Internet, das Stadtarchiv Duderstadt, aus der niedersächsischen Vergleichsregion stammt.

In der Nachmittagssektion des ersten Veranstaltungstages („Archivmanagement und die Renaissance des Aktenplans“) informierte Katharina Tiemann vom Westfälischen Archivamt (Münster) über die Einführung der Doppik in den niedersächsischen Kommunen zum 1. Januar 2007 (www.doppik-niedersachsen.de). Vor dem Hintergrund der nordrhein-westfälischen Erfahrungen, wo das NFK bereits 2005 eingeführt worden ist (www.neues-kommunales-finanzmanagement.de), hob Tiemann in ihrem informativen Vortrag, der zum zeitnahen Nachlesen sowie zur besseren Vorbereitung auf die verpflichtende Einführung des Neuen Kommunalen Rechnungs- und Steuerungssystems auch in das ANKA-Internetangebot (www.anka-online.net) eingestellt wurde (PDF-Download), die Bedeutung der Eröffnungsbilanz hervor. Sie führte dabei aus, dass anders als in Hessen, wo die Kultureinrichtungen eine Bewertung vorzunehmen hatten, die rechtlichen Regelungen für Niedersachsen bei unentgeltlich erworbenem Archivgut keine Bewertung im finanziellen Sinne vorsehen. Archivgut besitze hingegen einen immateriellen Wert und sei unveräußerlich; entsprechend gebe es auch keine Abschreibung bei Archivgut. Für die Archive habe bei Einführung der Doppik, so Tiemanns Resümee, vor allem der Bildung archivischer Produkte die Aufmerksamkeit zu gelten. Sie wies dafür auf die KGSt-Musterproduktbeschreibungen und die notwendige Angabe von Kennzahlen (z.B. über Magazinflächen, Raumreserven, technische Ausstattung etc.) hin.

Geht die Einführung des NKRS in Niedersachsens Kommunen auf eine Entscheidung des Bundeslandes zurück, so handelt es sich bei der Entwicklung eines landeseinheitlichen Aktenplans für Niedersachsen, den Ulrich Mahner (Niedersächsischer Städtetag) vorstellte, um ein Projekt der kommunalen Spitzenverbände. Initiator des Projektes ist hingegen mit der Firma Hans Held GmbH ein privates Unternehmen, das bereits für andere Bundesländer Aktenpläne erstellt hat und mittlerweile auch den KGSt-Aktenplan vertreibt. Diesen Aktenplan will die Neuentwicklung, die u.a. eine klare hierarchische Gliederung vorsieht, allerdings ablösen. Wenngleich die deutliche Mehrheit der niedersächsischen Kommunen einer Umfrage zufolge die Entwicklung eines kommunalen Aktenplans für notwendig erachtete, sei die Resonanz auf den für 190 Euro zu erwerbenden Aktenplan in den Verwaltungen bisher „verhalten“.

Eine Besichtigung („Factory Tour“) im Volkswagenwerk Wolfsburg sowie im dortigen Unternehmensarchiv der Volkswagen AG und der am Originalschauplatz entstandenen Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit bei VW war für die Tagungsteilnehmer ein eindrucksvoller inhaltlicher Abschluss des ersten Veranstaltungstages, der mit einem üppigen abendlichen Empfang der Stadt Wolfsburg im Schloss Wolfsburg abgerundet wurde.

Im Anschluss an die öffentliche Mitgliederversammlung der ANKA zu Beginn des zweiten Tages fanden weitere Impulsreferate im eng gestrickten Tagungsprogramm Platz: Dabei zeichnete die ehemalige Braunschweiger Stadtarchivleiterin Dr. Bettina Schmidt-Czaia (Stadtarchiv Köln) die Auseinandersetzungen um den Neubau des Stadtarchivs Braunschweig im umstrittenen ECE-Projekt „Schlossarkaden“ nach. Dessen Eröffnung ist am historischen Standort des kriegszerstörten und 1960 abgebrochenen Braunschweiger Schlosses für das erste Quartal 2007 geplant. Nach einer Klagewelle gegen die Rekonstruktion des Schlosses im Zustand von 1920 werden die Schlossarkaden neben unzähligen Geschäften auch erstmals einen integrierten Kulturstandort für Braunschweig bieten, in dem, so Schmidt-Czaia, auch eine sachgerechte Archivtechnik gewährleistet sei.

Manfred Bätje, der Leiter des Stadtarchivs Norderney, das im Frühjahr 2007 Veranstaltungsort für die nächste Jahrestagung der ANKA sein wird, stellte nicht nur sein Archiv „am Rande der belebten Welt – zwischen Butt und Bikini“ vor, sondern auch das Bademuseum, das auf seine Initiative hin auf der ostfriesischen Insel, die seit 1797 als „Seebadeanstalt“ um Gäste wirbt, eingerichtet werden konnte. – Dass verschiedene, zeitgleich zu bedienende Aufgabenbereiche das typische Alltagsgeschäft für viele Kommunalarchive darstellen, machte Dr. Jens Murken (Landeskirchliches Archiv Bielefeld) zum Ausgangspunkt für sein Referat zu den Erfahrungen und Ergebnissen des „Tages der Archive“. Trotz dieser Zusatzbelastung und etlichen Verbesserungsmöglichkeiten an der Vorbereitung, Bewerbung und Durchführung des vergangenen bundesweit veranstalteten Tages der offenen Tür im September 2004 seien die Erwartungen der überwiegenden Mehrheit der sich am „Tag der Archive“ beteiligenden Archive erfüllt worden. Als verbesserungsfähig erscheine in der Rückschau die Mobilisierung der Zunft und die Einbindung der Archivträger, aber auch die weitere Zuspitzung des Programms auf spezifische Besuchergruppen.

Zur Einführung in das Thema der folgenden Tagungssektion („Ausgründungen aus der Verwaltung und ihre Auswirkungen auf die archivische Überlieferung“) wies Karljosef Kreter (Stadtarchiv Hannover) mit den Lücken in der Überlieferungsbildung und der Verarmung der Bestände auf zentrale Folgen von Ausgründungen und Privatisierungen kommunaler Betriebe hin. Dr. Bernd Kappelhoff (Niedersächsisches Landesarchiv) widmete sich in seinem Vortrag zur staatlichen Perspektive auf Ausgründungen vor allem deren rechtlichen Rahmenbedingungen und den bereits im Zusammenhang der Archivgesetzentstehung Ende der 1980er Jahre problematisierten Fragen der Anbietungspflicht bestimmter Gesellschaften, die nicht am unternehmerischen Wettbewerb teilnehmen. Da die Anbietungspflicht, die mittels Archivgesetz zu regeln sei, mit dem Zeitpunkt der Privatisierung ende, sei es zur Vermeidung von Überlieferungsverlusten wichtig, dass der Zugriff der staatlichen (und auch der kommunalen) Archive auf die ihnen zustehenden Altakten zeitnah erfolge.

Dr. Christian Heppner (Gemeindearchiv Isernhagen) stellte dann als erster von drei Referenten mit der Übernahme der Akten der Hannoverschen Verkehrsbetriebe ÜSTRA in das Stadtarchiv Hannover den Ablauf eines exemplarischen Abgabefalles dar. Konkreter Anlass für die Übernahme waren die vollen ÜSTRA-Keller. Da der Straßenbahnbetrieb seit seiner Gründung 1892 ein eigenständiges Unternehmen gewesen ist, stellte die kommunal beeinflusste Abgabeentscheidung der ÜSTRA für das Stadtarchiv Hannover zwar keine Selbstverständlichkeit dar. Doch konnte das Stadtarchiv ein praktikables und attraktives Angebot per Depositalvertrag vorlegen und auch die zeitnahe Erschließung und Verzeichnis des ÜSTRA-Bestandes durch ein Projekt gewährleisten. 1.500 Verzeichnungseinheiten, zudem 500 Titel Bibliotheksgut, 600 Fotos und 500 Streckenkarten umfasst der Bestand, für den sich mittlerweile sogar eine Abgabetradition entwickelt hat, da nachträglich Personalakten abgeliefert worden sind. Dem ÜSTRA-Bestand fehlen hingegen die ausgegliederten und verwaltungsfernen Bereiche der Überlieferung sowie die Handakten der Unternehmensführung. Die Kosten für die Deponierung des ÜSTRA-Bestandes im Stadtarchiv Hannover liegen bei günstigen fünf Euro im Jahr pro Laufmeter.

Ein Depositalvertrag stellt auch die Grundlage für die Schriftgutübernahme der im Jahr 2005 fusionierten Kreissparkasse und Sparkasse Hildesheim durch das Stadtarchiv Hildesheim dar. Allerdings hatte das Archiv einige „Kröten“ zu schlucken, wie Dr. Michael Schütz (Stadtarchiv Hildesheim) eingestand, da man sich im Depositalvertrag u.a. auf strengere resp. längere Sperrfristen eingelassen hat. Auch geschieht die Bewertung (nach dem „Stader Modell“) des Stadtarchivs nach Rücksprache mit dem Aktengeber. Aufgrund der engen Verflechtung des städtischen Sparkassenwesens mit der städtischen Entwicklung Hildesheims seit dem 19. Jahrhundert gab es zur Deponierung der Akten im Stadtarchiv keine Alternative.

Von einer beiderseitigen „Win-win-Situation“ im Zuge einer externen Altaktenübernahme konnte Dr. Cornelia Regin für das Stadtarchiv Hannover berichten: Dabei werden die Archivalien der hannoverschen Häfen – es handelt sich um vier städtische Häfen, die Ende des Ersten Weltkriegs am Mittellandkanal entstanden sind – nur virtuell mittels einer Erschließungsdatenbank zusammenhängen. Der Bestand selbst wird zu einem Teil im Stadtarchiv deponiert, ein anderer Teil bleibt bei den Häfen, die im Zuge eines Neubaus und eines Umzugs ihr Archiv neu organisieren wollten und so den Kontakt zum Stadtarchiv Hannover herstellten. Diese Zusammenarbeit zwischen Häfen und Stadtarchiv entwickele sich erfreulich, wie Frau Regin darlegte. Weitere Erschließungsprojekte seien bereits angedacht, derzeit präsentiert das Stadtarchiv Hannover eine Ausstellung über den Mittellandkanal (www.stadtarchiv-hannover.de).

Weit weniger ermunternd wirkte der Start in die Abschlusssektion der ANKA-Tagung („Digitale Archive – Probleme und Perspektiven“). Sie begann mit der Vorführung der fünfundvierzigminütigen NDR-Filmdokumentation „Das digitale Desaster“, die die Folgen der gedankenlosen Digitalisierung der bildlichen und schriftlichen Überlieferung insbesondere in Privathaushalten vor Augen führt und unsere Epoche aus zukünftiger Betrachtung als ein dunkles Zeitalter des Vergessens charakterisiert. – In den beiden abschließenden Vorträgen der Tagung wurde mit Blick auf die elektronische Aktenführung kein vergleichbar düsteres Szenario entwickelt, was wohl vor allem daran lag, dass die heutigen Probleme und Unsicherheiten mit der Langzeitarchivierung digitaler Daten von beiden Referenten nicht explizit angesprochen wurden.

Dr. Martin Hube (Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport, Referat CIO) riss in seinem Vortrag über die Einführung des eGovernment in Niedersachsen zwar auch die dreistufige Aufbewahrungsform in der Verwaltung an, die aus Kurzzeit-, Langzeit- und Archivspeicher bestehen soll, konzentrierte sich in seinen Ausführungen aber ansonsten auf die Darlegung der im Jahr 2001 begonnenen ganzheitlichen elektronischen Verwaltung. Das Online-Verfahren, das große Einsparpotenziale, insbesondere im Personalbereich (!), verspreche, soll bis 2014 systematisch eingeführt werden. Als größtes Projekt innerhalb des eGovernment-Masterplans (Download) stehe dabei die elektronische Aktenführung an.

Auf die IT-gestützte Vorgangsbearbeitung zielt auch das 1996 entstandene DOMEA-Konzept ab, wie Rainer Ullrich (Fa. Infora, Berlin) in seinem abschließenden Vortrag über „Aussonderung und Archivierung elektronischer Akten nach dem DOMEA-Konzept“ darlegte. Ullrich betonte, dass bei dem mittlerweile erneuerten Konzept DOMEA 2.0 dem Aspekt der Archivierung von Akten ein besonderer Stellenwert beigemessen werde (www.kbst.bund.de). In seinem Fazit plädierte der Referent für eine frühzeitige Einbeziehung der zuständigen Archivbehörden bei der stufenweise Einführung von DOMEA. – Exemplarisch für die gesamte Tagung wurde den Teilnehmern damit noch einmal vor Augen geführt, vor welchen Herausforderungen das kommunale Archivwesen in den nächsten Jahren steht. Damit die vielen „Einzelkämpfer“ in den Archiven der Kommunen und Kreise sich nicht im Spannungsfeld ihrer Aufgaben übernehmen (denn diese Befürchtung wurde immer wieder laut), erscheint nicht nur der regelmäßige Erfahrungsaustausch und die Weiterbildungsmöglichkeit, wie sie die ANKA-Tagung 2006 trotz zeitlich nur beschränkter Diskussionsmöglichkeit bot, notwendig und sinnvoll, sondern auch die enge innerbehördliche Kooperation unter Einbeziehung der Archive sowie die vertrauensvolle fachliche Zusammenarbeit zwischen Archiven unterschiedlicher Provenienz.

Jens Murken (Bielefeld)

Jahrhunderte alte Namensregister und Kirchenbücher

Wer Informationen über seine Vorfahren sucht, kann im Stadtarchiv der Stadt Bonn fündig werden. Dort befinden sich entsprechende Quellen. Das im neuen Stadthaus, Berliner Platz 2, untergebrachte Stadtarchiv ist montags bis samstags geöffnet, die Benutzung ist kostenlos. Wer eine Einführung in die Familienforschung wünscht, sonstige Fragen hat oder überhaupt das Stadtarchiv kennen lernen will, der sollte einen Besuch beim nächsten TAG DER ARCHIVE am Samstag, 6. Mai, einplanen. Einen ganzen Tag lang werden mit Vorträgen, Filmvorführungen und Magazinführungen viele Informationen geboten. 

Das Stadtarchiv ist die zentrale Dokumentationsstelle für alle Quellen zur Stadtgeschichte. Und dazu gehört auch die Familienforschung. Hier werden fast alle Kirchenbücher der Stadt aus der Zeit vor 1800 verwahrt. Um das zeitaufwändige Suchen zu erleichtern, sind bereits für die meisten Pfarreien Namenregister und so genannte Familienbücher erstellt worden. Darüber hinaus bieten die Bibliotheks-Abteilung „Genealogie und Heraldik“ und die ebenfalls im Stadtarchiv untergebrachte Bibliothek der Bezirksgruppe Bonn der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde zahlreiche Bücher für weitere Nachforschungen weit über den Bonner Raum hinaus. 

Kontakt:
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228-77-2410
Fax: 0228-77-4301

Quelle: Stadt Bonn, Pressemitteilung, 29.3.2006

Mozart im Paderborner Exil

Die Ausstellung \“Canossa 1077 – Erschütterung der Welt\“ wird begleitet von einem wissenschaftlichen Rahmenprogramm, bei dem Historiker ausstellungsrelevante Themen aufgreifen und diese unter Berücksichtung des aktuellen Forschungsstandes in den jeweiligen historischen Zusammenhängen darstellen (Programm). 

Auf Einladung der Volkshochschule Paderborn präsentierte der Paderborner Historiker Professor Dr. Dietmar Klenke (Universität Paderborn) am 30. März 2006 in der Städtischen Galerie Am Abdinghof erstmals seine spektakulären Funde über Mozarts Exiljahre in Paderborn der interessierten Öffentlichkeit. Ungemein bereichernd ist, dass sich auch ein Bezug zu \“Canossa\“ herstellen lässt. Vermied der Freimaurer Mozart mit seiner Flucht nach Paderborn vielleicht einen \“Gang nach Canossa\“? 

Was es damit auf sich hat, lässt sich auch in einem Buch nachlesen, das im Rahmen des Vortrags – einer "musikologischen Wissenschaftssatire" – der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Es fügt sich überaus glücklich, dass der rührige Forscher gerade im Mozartjahr 2006 den Schleier lüften kann, der sich über die Paderborner Jahre des freimaurerischen Musikgenies gelegt hat. Einmal mehr findet Paderborns Ruf, eine freisinnige Stadt zu sein, eine eindrucksvolle Bestätigung, zumal Mozart in der Padermetropole fast ebenso lange gelebt hat wie in Wien. Das letzte, in Paderborn komponierte Werk erlebte im Rahmen des Vortrags seine Welturaufführung. Mozart hat es kurz vor seinem Tode den Paderbornern gewidmet.

Info:
Dietmar Klenke: Mozart im Paderborner Exil. Die Canossa-Romanze von 1830. Mozarts letztes Werk – mit kompletter Partitur. Eine Satire, Münster 2006, 56 S., 30 S. Partitur, ISBN 3-8309-1622-1, 6,90 Euro. 

Vortrag im Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte

Mit Schwerpunkt auf dem Bocholter Raum werden in einem Vortrag die unterschiedlichen Etappen der Gleichschaltung der traditionell eher unpolitischen Schützenvereine nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten dargestellt.  Dabei stellt der Referent Schulze Ameling einerseits die Frage, inwiefern die Machthaber Einfluss auf die Schützenvereine bzw. auf die Schützenfeste zu nehmen versuchten. Andererseits will er die Frage klären, welchen Beitrag die Schützenvereine bei der von den Nazis beabsichtigten Paramilitarisierung der deutschen Gesellschaft leisteten.  Weitere Themen des Vortrages sind die vollzogene Eingliederung der Vereine in den NS-Dachverband \“Deutscher Schützenverband\“ in den Jahren 1938/1939 und der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.

Der Vortrag findet statt am Donnerstag, dem 6. April um 18.30 Uhr im Stadtarchiv Bocholt, Münsterstraße 76. Der Eintritt ist frei. Der Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte wird neben dem Stadtarchiv Bocholt auch von der Volkshochschule Bocholt-Rhede-Isselburg getragen. Die Reihe des Gesprächskreises soll einer breiten Bürgerschaft einen Einblick in die Stadtgeschichte Bocholts vermitteln und wichtige Epochen der Geschichte besprechen. Themen, Termine und die Namen der jeweiligen Gesprächspartner und Referenten für die einzelnen Veranstaltungen werden stets in der Presse bekanntgegeben.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
Telefon: 02871-953-349
Telefax: 02871-953347
droppel@mail.bocholt.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Bocholt, 29.3.2006

Südtirols Landesarchiv erhält neuen Andreas-Hofer-Brief

Ein neues Dokument Andreas Hofers (1767-1810) ist im Zusammenhang mit der Versteigerung von Schriftstücken aus den Tiroler Freiheitskriegen in den Besitz des Südtiroler Landesarchivs gelangt. Es handelt sich dabei um einen in Steinach am Brenner nach der Berg-Isel-Schlacht verfassten Rundbrief. Damit ist der Dokumentenbestand des Landesarchivs aus der Zeit zwischen 1809 und 1844 weiter angewachsen. Daher weist Denkmalpflege-Landesrätin Sabina Kasslatter Mur auch die Kritik zurück, das Land Südtirol hätte eine Chance verpasst, seine historischen Archivbestände auszubauen. 

\“Das Land Südtirol besitzt zahlreiche Schriftstücke aus der Zeit des Tiroler Freiheitskampfes sowie mehrere handschriftliche Dokumente von Andreas Hofer. Die Dokumente sind zum Teil historisch wesentlich interessanter als jene, die nun in Köln versteigert worden sind\“, so Landesrätin Kasslatter Mur. Zwanzig Dokumente wurden dem Landesarchiv vor vier Jahren geschenkt, von denen 18 aus dem Nachlass des Andreas Illmer – dem ehemaligen Hauptmann auf Schloss Tirol – stammen. Weitere Dokumente befinden sich im Merkantilmagistrat.

Außerdem hat das Landesarchiv vor mehreren Jahren einen wertvollen Brief angekauft, den Hofer während seines Aufenthalts in der Val Sugana verfasst hat. Zahlreiche weitere Schriftstücke des Tiroler Freiheitskämpfers finden sich in den Beständen des Landesarchivs und anderer Archive. In Innsbruck beispielsweise wurden für die geplante Briefesammlung, die anlässlich des Andreas-Hofer-Gedenkjahres 2009 erscheinen soll, bereits 600 Dokumente zusammengetragen und diese Sammlung könnte sich noch fast verdoppeln. „Diese Zahlen und Sammlungen relativieren Wert und Bedeutung der nun versteigerten Dokumente“, so der Leiter des Südtiroler Landesarchivs, Josef Nössing.

„Neben dem für die Tiroler Geschichte ungemein wertvollen Illmer-Nachlass, der nicht nur die berühmte Skizze über die Gefangennahme Andreas Hofer sondern auch Schriftstücke mit wertvollen Informationen zu den Tiroler Aufständen umfasst“, so der Leiter des Landesarchivs, Josef Nössing, „haben wir in den vergangenen Tagen einen handschriftlichen Brief des Tiroler Freiheitskämpfers erhalten. Dieser wurde in Steinach am 3. November 1809 verfasst. Es handelt sich dabei um ein Rundschreiben des Oberkommandos Tirol, das Andrä Hofer nach der Berg-Isel-Schlacht verfasst hat und eher für ein Nachgeben war.“ 

Dieses Dokument wurde dem Landesarchiv geschenkt, nachdem über die Medien von der Versteigerung berichtet worden war. Das Schriftstück war über Tirol nach Wien und dann nach Schweden gelangt, von wo es dann wieder nach Südtirol zurückgekommen ist. Die stellvertretende Direktorin im Landesarchiv, Christine Roilo, spricht von einer kulturbewussten Geste einer aufgeklärten Bürgerin, die aus geschichtlicher Vergangenheit nicht schnödes Geld machen wollte, sondern das Dokument mit großem Verantwortungsbewusstsein der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hat. 

Für Landesrätin Sabina Kasslatter Mur ist es nicht Hauptanliegen der Denkmalpflege beziehungsweise des Landesarchivs, nach einer Vollständigkeit in der Dokumentensammlung zu trachten: „Figur und geschichtliche Bedeutung Andreas Hofers sind gut dokumentiert, unsere Finanzmittel sollten daher stärker in die Forschungs- und Vermittlungsarbeit fließen.“ Dies Ansicht teilt auch Archiv-Direktor Nössing: „Es hat wenig Sinn, eine vollständige Hofer Dokumentation anzustreben, auch weil es sicher noch viele Dokumente gibt, die sich in Privatbesitz befinden, was auch gut und richtig ist. Wichtiger ist uns die wissenschaftliche Aufarbeitung der Zeit.“

Kontakt:
Landesarchiv Südtirol
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471/411940
Fax: 0471/411959
Landesarchiv@provinz.bz.it
www.provinz.bz.it/sla

Quelle: Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilung des Landespresseamtes, 27.3.2006; Alexa Belutti, Tirol.com, 28.3.2006

Filmrollen im Bundesarchiv-Bunker

Nachdem bereits in den 19 20er Jahren zahlreiche Filmstudios mit der Sammlung ihrer Filme begonnen hatten, wurde die Arbeit bis 1945 vom Reichsfilmarchiv und danach von den Filmarchiven der DDR und der Bundesrepublik fortgesetzt. 1990 wurden die Bestände zusammengeführt. Die Abteilung Filmarchiv des Bundesarchivs bezog 2005 einen neu errichteten Zweckbau mit modernsten Spezialmagazinen in Dahlwitz-Hoppegarten. Der Neubau bietet Werkstätten für die Restaurierung und Umkopierung von allen filmischen Materialien des Filmarchivs. 

Im Kopier- und Restaurationswerk in Dahlwitz-Hoppegarten wird es allmählich eng. Zwar können die 36 Mitarbeiter in dem zwölf Millionen teuren Neubau mit dem so genannten Bunker in jeder seiner 40 schmalen Zellen bis zu 2.000 Filmrollen lagern. Doch da sich schon jetzt über 72.000 Filme dort befinden und jährlich 10.000 neue Rollen hinzu kommen, steht in den kommenden Jahren der Ausbau der Anlage an. Spätestens in 20 Jahren soll der gesamte historische Bestand des Bundesfilmarchivs – mit knapp einer Million Filmrollen eines der größten Archive der Welt – dort untergebracht sein. Derzeit lagert er noch in Koblenz, Wilmersdorf und Köpenick. 

Manchmal dauert es nur wenige Wochen, manchmal bis zu einem Jahr, bis die Mitarbeiter einen alten Film restauriert und anschließend kopiert haben. Bis zu 400 Filme können so in einem Jahr bearbeitet werden. In vielen Fällen ist es ein aussichtsloser Kampf gegen die Zeit, erläutert Nikola Klein, die technische Leiterin im Kopier- und Restaurationswerk. Über 14.000 Stunden Film – ein Viertel des gesamten Bestandes – sind in den Werkstätten des Kopier- und Restaurationswerkes gesichert worden. Jährlich nutzen über 1.000 Besucher die Bestände, über 3.000 Anfragen werden schriftlich bearbeitet. Pro Jahr beliefert das Archiv Film- und Fernsehproduktionen mit 3.200 Stunden kopierter Filme.

Kontakt:
Bundesarchiv
Lindenallee 55-57
15366 Hoppegarten
Tel.: 01888/7770-0
Fax: 01888/7770-695 
filmarchiv@barch.bund.de 

Bundesarchiv-Filmarchiv
Fehrbelliner Platz 3
10707 Berlin
Tel.: 01888/7770-0 
Fax: 01888/7770-999 
filmarchiv@barch.bund.de 

Quelle: Dirk Becker, Der Tagesspiegel, 28.3.2006

Geschichte der Zwangsarbeit in Bonn

Aktuelle Erkenntnisse aus der Zwangsarbeiterforschung stehen im Mittelpunkt einer Tagung des Stadtarchivs Bonn und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Am Beispiel Bonns und im Vergleich mit anderen Kommunen erörtern elf Referenten am Freitag, 7. und Samstag, 8. April, im Haus der Geschichte das Thema Zwangsarbeit in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs (Programm). Das Symposium beginnt an beiden Tagen jeweils um 9.30 Uhr. Teilnehmen können alle, die an der Materie interessiert sind. Der Eintritt ist frei. 

Die Referate nähern sich der Thematik aus Sicht der Industrie, aber auch aus der Perspektive kirchlicher und kommunaler Arbeitgeber. Die rechtliche Lage der Zwangsarbeiter ist ebenso Inhalt eines Vortrags wie Fragen der Rekrutierung. Die besondere Situation der italienischen Fremdarbeiter, die bis 1943 Verbündete und anschließend Gegner Deutschlands waren, wird separat behandelt. 

Unter dem Titel „Schlagen gut ein und leisten Befriedigendes“ beleuchtet eine Dokumentation die Geschichte der Zwangsarbeit in Bonn. Der 300 Seiten starke Band ist während der Tagung im Haus der Geschichte sowie darüber hinaus im Bonner Stadtarchiv und im Bonner Buchhandel erhältlich. 

Tagung "Zwangsarbeiterforschung in Deutschland. Das Beispiel Bonn im Vergleich und im Kontext neuerer Untersuchungen":

7. April 2006
9.30 Uhr Grußworte und Eröffnung
9.45 Uhr Dr. Manfred Grieger, Wolfsburg: Der Betrieb als Ort der Zwangsarbeit: Industrie und Zwangsarbeiter, 1939 – 1945
10.30 Uhr Kaffeepause
10.45 Uhr Dr. Uwe Kaminsky, Düsseldorf/Berlin: Zwangsarbeit in der Evangelischen Kirche am Beispiel der Rheinprovinz
11.30 Uhr Joachim Schröder, M. A., Düsseldorf: Kommunale Arbeitgeber und Zwangsarbeit am Beispiel Düsseldorfs
12.15 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Prof. Dr. Albert Kotowski, Bonn: Die Rekrutierung der Zwangsarbeiter im besetzten Polen
14.45 Uhr Prof. Dr. Rudolf Lill, Bonn: Arbeiter und Militärinternierte aus Italien. Zwischen gelenkter Kollaboration und Zwang
15.30 Uhr Kaffeepause
15.45 Uhr Andrea Renner-Palat, M. A., Freiburg: Die rechtliche Lage der polnischen Zwangsarbeiter 1939 – 1945
16.30 Uhr Dr. Albert Eßer, Bergisch Gladbach: Zwangsarbeit in Bergisch Gladbach. Quellen, Ergebnisse und offene Fragen
17.15 Uhr Dr. Frank Gausmann, Mainz: Zwangsarbeit in einer badischen Kleinstadt – Offenburg und der „Ausländereinsatz“

8. April 2006
9.30 Uhr Julia Hildt M. A., Bonn: „Ostarbeiterinnen schlagen gut ein…“ Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion in Bonn
10:15 Uhr Jolanta Altman-Radwanska, M. A., Bonn: Polnische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in Bonn 1940 – 1945
11.00 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Bonn: Westeuropäische Arbeiter, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Bonn
12.00 Uhr Abschlussdiskussion
danach Abreise der Teilnehmer

Kontakt:
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn (Stadthaus Ebene 0)
Tel.: 0228/ 77 2410
Fax: 0228 / 77 43 01 
stadtarchiv@bonn.de 

Quelle: Presseservice der Stadt Bonn

Der TAG DER ARCHIVE im Bergischen Land

Ohne Archive ginge das Wissen um die Vergangenheit verloren. Der Ort, an dem die historischen Dokumente zur Geschichte Bergisch Gladbachs aufbewahrt werden, ist das Stadtarchiv Bergisch Gladbach an der Hauptstraße 310. Zum bundesweiten Tag der Archive am Samstag, den 6. Mai 2006, wird das Stadtarchiv auch am Wochenende seine Tore öffnen. Von 11 bis 17 Uhr können Besucher an diesem Samstag einen Eindruck davon gewinnen, wie Urkunden, Akten und Fotos zur städtischen Geschichte im Archiv aufbewahrt und gepflegt werden. 

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In zwei Vitrinen werden Dokumente zur Geschichte der Stadtjubiläen in Bergisch Gladbach zu sehen sein. Bei Führungen durch das Archivmagazin können Sie einen Blick auf die Regalanlagen und Archivschränke werfen, die zum Schutz der Archivalien normalerweise der Öffentlichkeit verschlossen sind. Lokale Zeitungsausgaben aus über 150 Jahren berichten von den Ereignissen der Vergangenheit und können als Rückvergrößerungen von Mikrofilmen erworben werden. Luftbilder aus den 1950er und 1960er Jahren veranschaulichen, wie Bergisch Gladbach, Bensberg oder Engelskirchen vor 40 Jahren ausgesehen haben.

Auch an anderen Orten des Bergischen Landes bieten Archive am 6. Mai besondere historische Einblicke: Das Leverkusener Stadtarchiv in Opladen veranstaltet um 11 Uhr, 12.30 Uhr und 14 Uhr Vorträge und eine Ausstellungsführung über den bergischen Geschichtsforscher Vincenz von Zuccalmaglio, im Archivdepot von Schloss Ehreshoven bei Engelskirchen geben Archivführungen um 12 Uhr, 13.30 Uhr und um 15 Uhr Einblicke in die Quellen des rheinischen Adels und die Stadtarchive Remscheid und Solingen laden wie Bergisch Gladbach zu einem Tag der offenen Tür ein.

Kontakt:
Stadtarchiv Bergisch Gladbach
Hauptstraße 310
51465 Bergisch Gladbach
Telefon 02202/142208
Fax 02202/142216
archiv@stadt-gl.de
www.stadtarchiv-gl.de.