Helmut Schmidt – Ein Leben in Bildern aus dem Spiegel-Archiv

"Ihr habt doch schon 10 000 Fotos von mir gemacht – reicht das noch nicht?" Leise lächelnd spazierte Helmut Schmidt durchs Blitzlichtgewitter. Wie so oft belagert von Kameras und Mikrofonen, ging der frühere Bundeskanzler am Dienstag zum ersten Mal durch die Ausstellung "Helmut Schmidt – Ein Leben in Bildern aus dem Spiegel-Archiv" in den Deichtorhallen. "Das Bild eines entgleisten Schmidt-Gesichts gibt es hier allerdings nicht", sagte "Zeit"-Herausgeber Michael Naumann bei einer Vorschau für Ehrengäste. Herzlich begrüßten Loki und Helmut Schmidt an dem Abend den Fotografen Josef H. Darchinger, der viele der ausgestellten Bilder gemacht hatte. Ausgewählt hatten sie Robert Fleck, Direktor der Deichtorhallen, und die Fotoredakteurin Christiane Gehner. An der Seite von "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust sah sich das Ehepaar Schmidt die 150 Schwarz-Weiß-Fotos an, von denen viele zuvor nie gezeigt worden waren. Bis 28. August sind sie im "Haus der Photographie" zu sehen.

Quelle: Doris Banuscher, Die Welt, 28.4.2005

Österreichische Bundesverwaltung setzt auf elektronische Akten

Eines der größten IT-Projekte der österreichischen Verwaltung, der elektronische Akt (ELAK) im Bund, ist abgeschlossen. Das verkündete Roland Ledinger, Vorsitzender des ELAK-Lenkungsauschusses. Mit dem ersten Quartal 2005 gebe es keinen Papierakt mehr, durchgängige elektronische Arbeitsabläufe seien nun möglich. Lange Aktenwege seien Vergangenheit, Arbeitsprozesse würden vereinfacht und beschleunigt.

Mit 9.Jänner 2005 sei die Umsetzung in allen Ministerien geschafft, betonte Ledinger. Ausgenommen ist noch das Verteidigungsministerium. Dieses hätte zwar auch schon bisher den ELAK, nur nicht den "Bundes-ELAK", die Einbindung soll aber demnächst erfolgen. Umgesetzt wurde das Projekt von der Arbeitsgemeinschaft ELAK, an der neben der Bundesrechenzentrum Gmbh u.a. auch IBM und Fabasoft beteiligt sind.

Durch den ELAK kommt es laut Ledinger zu einer Vereinfachung und Beschleunigung der Arbeitsprozesse. Akten mussten früher etwa aus dem Archiv ausgehoben werden. Solche Such- und Recherchearbeiten seien nun nicht mehr nötig. Durchlaufzeiten würden um 12 Prozent reduziert, die Papierreduktion etwa im Bundeskanzleramt betrage 20 bis 25 Prozent. Zudem könnten sofort alle Anfragen der Bürger beantwortet werden. Der Schreibtisch der Beamten werde quasi zu den Bürgern verlängert.

Ledinger sprach von einem "großen Projekterfolg", mit 9.Jänner würden 8.500 Mitarbeiter in allen Ressorts mit dem ELAK arbeiten. Er gestand aber auch ein, dass die Umstellung vom Papierakt auf den elektronischen Akt für Beamte, die bisher nichts mit Computern zu tun hatten, eine Art "Kulturschock" gewesen sei. Heute seien die Mitarbeiter aber "gefesselt" vom ELAK und würden gerne damit arbeiten.

Für die Umsetzung des ELAK hat es laut Ledinger kein zusätzliches Budget gegeben, die Kosten mussten aus Einsparungen der Ministerien gedeckt werden. Das gesamte Projektvolumen über fünf Jahre sei bei 30 bis 40 Millionen Euro gelegen. Er gehe davon aus, dass nach vier Jahren ein Amortisierung erfolgt sei.

Christian Rupp, Exekutivsekretär E-Government des Bundes, sprach von einem "historischen Tag". Mit dem Abschluss des ELAK sei nun der ganze elektronische Amtsweg möglich. Insgesamt stehe Österreich beim E-Government im europäischen Vergleich an zweiter Stelle, nur knapp hinter Schweden.

Die nächsten Schritte des ELAK-Projekts sind nun weitere Schulungen der Mitarbeiter und die Integration des Verteidigungsministeriums, wie der Geschäftsführer der Bundesrechenzentrum GmbH Harald Neumann erläuterte. Zeitliche Verzögerungen, die sich durch den "komplexen Zuschlagsprozesse", ergeben hätte, seien inzwischen aufgeholt.

Quelle: networld, 28.4.2005

reUSE – Elektronisches Archivieren österreichischer Schuldokumente

Das Institut Integriert Studieren der Johannes Kepler Universität bietet in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Linz und der Österreichischen Nationalbibliothek im Rahmen des EU-Projektes reUSE ein neues Service an: Digitale Dokumente sollen gesammelt, erhalten und zugänglich gemacht werden.

Ziel ist es, ein österreichweites digitales Archiv aufzubauen, indem Publikationen von allen wichtigen öffentlichen Institutionen enthalten sind. Infolgedessen wendet sich reUSE auch – in Kooperation mit dem Education Highway – an alle Schulen in Österreich, wobei alle Schultypen gleichermaßen angesprochen werden sollen. Eduhi tritt daher als Schnittstelle zwischen den Schulen und der Universität Linz auf.

In einem ersten Schritt liegt der Focus auf dem Sammeln der elektronischen Versionen jener Publikationen, welche im Rahmen der Pflichtexemplarabgabe ohnehin an den Bibliotheken gesammelt werden. Darüber hinaus sind ist reUSE aber auch an allen anderen Publikationen interessiert, egal ob diese periodisch oder nur einmalig erscheinen, z.B. an Jahresberichte, Schulzeitungen, Maturazeitungen, etc.

Quelle: schule.at, 27.4.2005

Weitere Infos: http://reuse.aib.uni-linz.ac.at

Archiv der Lank-Latumer Kirchengemeinde ins Stadtarchiv Meerbusch

Das älteste Dokument im Stadtarchiv Meerbusch stammt ab sofort nicht mehr aus der Preußenzeit, sondern aus dem Jahr 1710. Die Rede ist vom Personenstandsregister der Pfarre St. Stephanus.

Das dicke, in hellbraunes Schweinsleder eingebundene Buch ist zusammen mit dem gesamten Archivmaterial der Lank-Latumer Kirchengemeinde in die Obhut von Stadtarchivar Michael Regenbrecht übergegangen. Ein so genannter Depositalvertrag zwischen der Stadt Meerbusch und der Pfarre St. Stephanus, \“abgesegnet\“ vom Bistum Aachen, besiegelte das Abkommen.

Bei exakt eingestellter Luftfeuchtigkeit und Temperatur lagern die wertvollen Schriftstücke nun sicher verschlossen an der Karl-Borromäus-Straße in Büderich. Nur eine schriftliche Nutzungserlaubnis der Pfarrgemeinde ermöglicht Interessenten die Einsicht. \“Als die Regionalstelle in Krefeld, wo die Akten bisher untergebracht waren, aufgelöst wurde, standen wir vor der Alternative, unsere gesamten Dokumente dem Bistumsarchiv in Aachen zu überlassen\“, erklärt der Lank-Latumer Pfarrer Willi Dapper gegenüber der NGZ.

\“Das aber wäre eine schlechte, weil sehr weit entfernte Lösung gewesen.\“ Da kam das Angebot von Stadtarchivar Michael Regenbrecht gerade recht. \“Die Pfarrarchive bergen wahre Schätze\“, so Regenbrecht. Durch die akribischen Aufzeichnungen der Pfarrer oder auch Küster seien der Nachwelt wichtige Aussagen über das Kirchliche Leben, aber auch über Alltagsgeschehen, Vereine oder das Schulwesen in früheren Jahrhunderten überliefert worden.

\“Deshalb ist die Übernahme für die Stadt Meerbusch und die lokale Forschung ein großer Gewinn.\“ Für andere Pfarrgemeinden, die es den Lankern nachtun wollen, ist der Historiker jederzeit gesprächsbereit.Neben den Tauf-, Trau- und Sterbebüchern sind auch Alltagsereignisse dokumentiert – so etwa die Verhandlungen des Lanker Pfarrers Gonella mit der Belgischen Besatzungsmacht im Jahr 1919 oder eine Begebenheit um den Seelsorger Joseph Kocks, dem kurz nach Amtsübernahme im Frühjahr 1889 offenbar ein allzu leichtfertiger Lebensstil vorgeworfen worden war.

In einer archivierten Notiz des Kirchenvorstands heißt es dazu: \“Die Anklage wegen Unpünktlichkeit des Gottesdienstes und Besuches des Wirtschaftshauses gegen unseren hochwürdigen Herrn Pfarrer ist eine nichtswürdige Anklage und eine abscheuliche Verleumdung, welche wir dem genannten Herrn nach Pflicht und Gewissen bescheinigen können.\“ Mit dem Übergang ins Stadtarchiv nach Büderich geht für die Dokumentensammlung eine Odysse zu Ende.

Vor allem im Keller des alten Pastorats an der heutigen Pfarrstraße setzte der Zahn der Zeit den Papieren deutlich zu. Bei einem Luftangriff 1944 wurden einige Bücher sogar von Granatsplittern durchbohrt. Nach Abriss des Pastorats 1970 wanderten die Unterlagen zunächst in einen Schrank, dann in den Keller der Sakristei, bevor sich Mitte der 90er Jahre der Lanker Addo Winkels der Unterlagen gewissenhaft annahm, sie reinigte, ordnete und in säurefreie Kartons verpackte.

Aus Platzmangel entschied sich die Pfarre schließlich, das Archiv ins benachbarte Krefeld auszulagern. Jetzt ist Pfarrer Dapper froh, die Dokumente wieder in Meerbusch zu wissen. \“Hier sind die wertvollen Dokumente bestens aufgehoben.\“

Quelle: ngz online, 25.4.2005

Stadt- und Familienforschung im Stadtarchiv Magdeburg

Im Stadtarchiv Magdeburg sind nicht nur Kilometer von Akten zu finden, sondern auch komplette Bücher, gebunden für die Ewigkeit. Rep. 13 \“Bücher aus Aktenbeständen der Altstadt und der Vororte\“, unter diesem Titel wird der Bestand im Archiv geführt. Diese Buchordnung geht auf den Stadtarchivar Dr. Ernst Neubauer zurück, der sie 1908 zusammengestellt hat.

Und da eigentlich nichts \“uninteressant\“ ist, was sich im Stadtarchiv befindet, so lässt sich auch in diesen Bücher viel über die Magdeburger Stadtgeschichte herauslesen. So zum Beispiel, dass die Stadt Mannheim 1689 komplett nach Magdeburg übergesiedelt ist. Die reformierten Pfälzer waren zu dieser Zeit auf der Flucht vor französischen Glaubenskriegern, fanden damals im preußischen Magdeburg Asyl und bildeten die so genannte Pfälzer Kolonie zu Magdeburg.

Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurden in Magdeburg mehrere Kolonien gegründet. So hatte die Stadt dann 1704 reund 7200 Einwohner, davon waren 3800 \“Kolonisten\“. Dazu kamen noch einmal rund 2000 Soldaten. Und 1720 war ein Viertel aller Häuser der Altstadt im Besitz von Kolonisten.

Interessant für Familienforscher sind sicherlich die Bürgerrollen. Bei ihrer Entstehung noch als tatsächliche Rollen geführt, wurden diese Verzeichnisse später zu Bücher gebunden. In den Bürgerrollen wurde jeder eingetragen, der die Bürgerrecht der Stadt erworben hatten. Und erworben ist dabei wörtlich zu nehmen, denn es kostete Geld, ein Bürger zu werden. Und man musste auch einen Ledereimer abgeben, der für den Brandschutz bestimmt war. Wer sich keine Bürgerrechte leisten konnte, galt als \“Schutzverwandter\“. Er durfte zwar in Magdeburg leben und arbeiten, hatte aber keine Bürgerrechte, konnte sich beispielsweise nicht in den Stadtrat wählen lassen.

Interessant auch die Bücher über die Rechnungen der Kämmereikasse. Dort ist nachzulesen, dass etwa 1685 die Miete für einen Keller im Rathaus, ein Töpfer hatte ihn gemietet, sechs Taler betrug, dass der Bürgermeister im Jahr 375 Taler bekam und der Torwächter 17 Taler. \“Es ist aber schwierig, diese Beträge miteinander zu vergleichen oder aber in heutige Lebensverhältnisse umzurechnen\“, sagt Archiv-Chefin Dr. Maren Ballerstedt.

Wichtig in diesem Bestand sind auch die Ratsbücher der im Laufe der Jahrhunderte nach Magdeburg eingemeindeten Dörfer, wie Buckau, Prester oder Fermersleben. Der genaue Umfang kann im Archiv erfragt werden. Allerdings werden alle Interessierten gebeten, sich frühzeitig anzumelden. \“Durch das Stadtjubiläum haben wir zurzeit enorm viele Anfragen\“, so Dr. Ballerstedt.

Quelle: Peter Ließmann, Volksstimme.de, 26.4.2005

Rekonstruktion der Baugeschichte der Wiener Hofburg

Ein Charakteristikum der Wiener Hofburg ist ihre unregelmäßige architektonische Gesamtform – Resultat einer jahrhundertelangen Bautätigkeit. Obwohl es vor allem im 18. und 19.Jahrhundert aufwendige Planungen gab, die eine Vereinheitlichung zum Ziel hatten, wurden diese nie zur Gänze realisiert, sondern die alte Bausubstanz oft in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild bewahrt. Wollten sich die Habsburger dadurch etwa von den Höfen der neueren Fürstenhäuser, der \“nouveaux riches\“, abheben?

Das ist eine vieler Fragen, mit denen sich Artur Rosenauer, Herbert Karner und ein Team von Kunsthistorikern der Akademie der Wissenschaften beschäftigen. In einem FWF-Projekt wollen 16 Forscher in vier Gruppen (Mittelalter, 16./17. Jahrhundert, 1705-1835 und 1835-1915) die Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg gründlich aufarbeiten. \“Sie ist der größte Profanbau-Komplex Europas und eine der weltweit bedeutendsten Palastanlagen. Diese Relevanz widerspricht in auffallender Weise die mangelnde Würdigung der Residenz durch die Kunstwissenschaften\“, erklärt Karner, der die Gruppe \“16./17.Jahrhundert\“ leitet. Projektleiter Rosenauer kennt den Hauptgrund dafür: \“Wir haben jetzt einmal die Pläne ausgehoben. In der Albertina liegen rund 1000 Pläne, im Staatsarchiv sogar mehr als 8000! Die werden zur Zeit digitalisiert und gesichtet, dann beginnt erst die eigentliche Arbeit.\“

Aus den Plänen sowie aus schriftlichen Quellen werden die Kunsthistoriker dann versuchen, die Funktion der einzelnen, teils nicht mehr bestehenden Bauten zu entschlüsseln. \“Im 16. und 17. Jahrhundert gab es Opernhäuser, Theater, Badehäuser und Gartenanlagen – Dinge von denen wir heute nur mehr durch Quellen wissen.\“ Auch die Ausstattung der Räume, Möbel, Bilder, Teppiche, soll nachvollzogen werden.

Karner: \“Die Funktionsgeschichte zu untersuchen ist sehr spannend. Wieso war etwa ein Badehaus im 16.Jahrhundert ganz wichtig, im 19.Jahrhundert aber nicht mehr? Oder: Wieso wurden die Bibliotheken über den Stallungen gebaut? Das mutet doch heute eigenartig an.\“ Um diese Fragen zu klären, werden auch andere europäische Höfe analysiert. \“So können wir eine Typologie des Gebäudebedarfs einer Residenz im 16./17. Jahrhundert erstellen.\“

Für das 19.Jahrhundert – in der Geschichte der Hofburg gibt es hier noch besonders viele weiße Flecken – ist ein Vergleich mit Dresden interessant. Rosenauer: \“In Dresden wie in Wien war ja mit Gottfried Semper der gleiche Architekt am Werk.\“ Überhaupt spielen europäische Zusammenhänge eine wesentliche Rolle. Rosenauer: \“Beschäftigen wird uns etwa die Frage, wie sehr die Habsburger mit ihrem Repräsentationsaufwand in Konkurrenz zu den anderen europäischen Residenzen standen. Und eben, ob die Habsburger bewusst alte Residenz-Teile nicht abgetragen haben – und damit die Uneinheitlichkeit der Hofburg in Kauf genommen haben. Das wäre ein Weg gewesen, sich durch die Zurschaustellung der eigenen Tradition von anderen Fürstenhäusern abzuheben, die neue und dadurch einheitlich konzipierte Residenzen bauten.\“

Interessant ist für die Kunsthistoriker auch, dass die Hofburg mitten in der Stadt liegt, nicht isoliert wie sonst oft, sondern auch für die Bevölkerung sehr durchlässig. Karner: \“Vielleicht liegt dem ja auch ein anderes Residenzverständnis zu Grunde.\“

Die archäologische Arbeit kann im Projekt nur eine untergeordnete Rolle spielen. Rosenauer: \“Für die mittelalterliche Burg ist natürlich Bauarchäologie zu betreiben. Größere Bodenbewegungen wird es aber nicht geben. Da und dort werden wir Mauerschlitze öffnen müssen, die etwas über mittelalterliche Bauschichten verraten.\“

Mit sensationellen Freskenfunden rechnet niemand. Karner: \“Es ist schon bekannt, dass es Fresken gibt, die sind aber unter späteren Putzschichten verborgen. Und die Ausstattung aus dem 18. und 19. Jahrhundert ist sehr schön – die werden und können wir nicht beseitigen.\“

Die nächsten zwei Jahre werden die Wissenschaftler in Archiven und am Computer verbringen. \“Wir werden Bauphasenpläne erstellen, die in Schnitten von 50 Jahren zeigen werden, wie die Residenz jeweils ausgesehen hat. Dafür und für die noch offenen Digitalisierungsarbeiten suchen wir noch Sponsoren: Scanner, Computer und andere Geräte können wir uns aus dem normalen Forschungsbudget nicht leisten.\“

In rund sechs Jahren soll die Arbeit abgeschlossen sein, eine dreibändige Publikation ist geplant. Rosenauer: \“Das Buch soll höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, sich aber auch an Laien wenden. Außerdem hoffen wir, dass von unserem Projekt auch Impulse für die Forschung in anderen mitteleuropäischen Städten ausgehen, etwa für Prag oder Budapest.\“

Quelle: Daniela Tomasovsky, Die Presse, 25.4.2005

Staatsarchiv Münster sichtet Altakten der Bezirksregierung im Akkord

Die Treppe runter, durch zwei enge Flure, hinter einer schweren Eisentür stehen die Regale. Sie können über ein Handrad leicht hin- und hergerollt werden, doch ihr Inhalt wiegt schwer: In diesem Kellerraum lagert das Gedächtnis der Bezirksregierung Münster – und des Münsterlandes. Tausende von Akten sind dort archiviert; Dokumente über hoch brisante Skandale schlummern neben dem alltäglichen Behörden-Einerlei. Alle Akten müssen raus, denn die Bezirksregierung steht kurz vor dem Umzug in neue Gebäude. Viele der Dokumente können in den Müll. Doch: Damit die Behörde ihr Gedächtnis nicht verliert, verbringen Dr. Annette Hennigs und Helmut Schraven vom NRW-Staatsarchiv derzeit Stunden um Stunden in den dunklen Kellern und wälzen Akten. Sie nehmen mit ins Archiv, was wichtig ist für nachfolgende Generationen oder die Wissenschaft.

577 Ordner hat Marlies Gehrke aus dem Dezernat \“Kommunalaufsicht\“ der Bezirksregierung an diesem Vormittag aufgelistet. \“Das schaffen wir in fünf Stunden\“, ist Dr. Hennigs überzeugt und zieht ihren dicken blauen Stift aus der Tasche. Mit ihm schreibt sie ein \“A\“ auf jede Akte, die sie archivieren will. In den Schredder kommen Akten mit einem \“K\“, in der Archivarssprache das Kürzel für \“kassiert\“. \“Aber das versteht ja doch keiner. Wir sagen immer ,kann weg` dazu\“, erläutert die Historikerin.

\“Jahresabschlüsse\“, so heißt eine Akte. Wohl nicht spektakulär. \“Verdacht der Vorteilsnahme\“ eine andere – da wird es schon interessanter. \“Wahl des OStD MS\“ lautet ein anderer Titel. Was hat die Bezirksregierung wohl über die Wahl der münsterschen Oberstadtdirektoren dokumentiert? Die Öffentlichkeit kann es später im Lesesaal des Landesarchivs am Bohlweg nachlesen. Aber nur, wenn die Dokumente nicht dem Datenschutz unterliegen. \“Wir nehmen das sehr genau\“, betont Dr. Hennigs, \“geheime Daten bleiben geheim\“.

Sind die Akten im Landesarchiv angekommen, konservieren Fachleute ihren Inhalt für die Ewigkeit. Sie entfernen Plastik, Tesa-Streifen, Hefter, entsäuern das Papier, machen dem Papier-Fresser, dem Silberfisch, die Sache ungenießbar. In speziellen Kartons lagern schließlich die Akten und sind jederzeit wieder auffindbar. Die ersten Papiere der Bezirksregierung stammen aus dem Jahr 1816; insgesamt sind es wohl über 42.000. Dr. Hennigs: \“Zurzeit erleben wir eine starke Nachfrage nach diesen Regierungs-Akten. Deswegen haben wir ein großes Interesse, noch mehr Akten von der Bezirksregierung zu bekommen. Besonders die Zeit des \’Dritten Reiches\‘ wird intensiv erforscht.\“ Und dabei nimmt sie ihren Stift, schreibt ein großes \“A\“ auf einen Aktendeckel. Inhalt: \“Staatsbesuche. Vorgänge von besonderer Bedeutung\“.

Kontakt:
Bezirksregierung Münster
Domplatz 1-3
48143 Münster
www.bezirksregierung-muenster.de

Quelle: Pressestelle BR Münster (Pressestelle@bezreg-muenster.nrw.de), 22.4.2005

Umzug des Wiener Hofkammerarchivs?

Auch wenn es offiziell noch keine Bestätigung gibt: Der Auszug des alt ehrwürdigen Hofkammerarchivs in der Wiener Johannesgasse scheint fix zu sein. Geplant ist demnach die Übersiedlung in neue Räume in Wien-Erdberg. Laut \“Wiener Zeitung\“ ist bereits durchgesickert, dass die Absiedlung im Juli über die Bühne gehen soll. Das Hofkammerarchiv ist Teil des Österreichischen Staatsarchivs.

Tatsächlich gab es auch auf APA-Anfrage am Montag im Hofkammerarchiv eine Bestätigung – allerdings nur inoffiziell. Die Planungen seien bereits sehr konkret, noch heuer sollte die Übersiedlung erfolgen. Offizielle Aussagen dazu dürften auf Grund einer Weisung der Generaldirektion aber nicht gemacht werden, hieß es. An anderer Stelle hieß es heute, dass die historischen Räumlichkeiten in Zukunft für Ausstellungs-Zwecke verwendet werden sollen.

Staatsarchiv-Generaldirektor Lorenz Mikoletzky war vorerst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Gegenüber der \“Wiener Zeitung\“ hat er sich zu der Angelegenheit knapp geäußert: Es sei noch nichts klar, er wolle sich derzeit offiziell nicht dazu äußern.

Für Kontroversen und mögliche Verzögerungen könnten aber noch Denkmalschutz-Auflagen sorgen. In der \“Wiener Zeitung\“ vom Samstag wird dazu die Wiener Landeskonservatorin Barbara Neubauer zitiert: \“Nach dem vom Bundesdenkmalamt ergangenen Bescheid ist eine Veränderung undenkbar. Die vom Bundesdenkmalamt bescheidmäßig festgestellte Unterschutzstellung umfasst das Objekt mit seinem Inhalt.\“

Demnach sind das noch vorhandene Direktionszimmer Franz Grillparzers mit den Räumlichkeiten des Archivs, den Regalen und den historischen Faszikeln als \“untrennbare Einheit\“ verbunden und geschützt. Das Wiener Hofkammerarchiv wurde bereits 1578 urkundlich erwähnt – unter \“alte Kammerregistratur\“. 1848 erfolgte unter Grillparzers Leitung die Übersiedlung in das eigens konzipierte Haus in der Johannesgasse.

Die Hofkammer wurde vor allem nach den Reformen Maria Theresia (1717-1780) zur zentralen Finanzbehörde der habsburgischen Erblande, also zu einer Art von \“Superministerium\“. Neben der Finanzverwaltung war die Hofkammer bis 1848 auch für die Bereiche Wirtschaft, Handel, Bergbau, Bauten, Kredit, Geldwesen und Verkehr zuständig.

Quelle: derStandard.at, 25.4.2005

75jähriges Jubiläum des Deutschen Bergbaumuseums Bochum

Über 600 Festgäste kamen zur Jubiläumsfeier des Deutschen Bergbaumuseums Bochum ins Schauspielhaus. Erstmalig verlieh Museumsdirektor Prof. Dr. Rainer Slotta bei der Feierstunde eine Verdienstmedaille: Ex-OB Ernst-Otto Stüber wurde für seine "vielfältige Unterstützung" ausgezeichnet.

"Hier fühle ich mich beinahe wie ein richtiger Schauspieler", begann Ministerpräsident Peer Steinbrück seine Rede auf der Bühne des Schauspielhauses. Der Spot auf das Rednerpult war die beherrschende Lichtquelle beim offiziellen Teil der Jubiläumsfeier – während der Saal im Dunkeln versank, nahmen Gratulanten und Museumsangehörige die Gelegenheit wahr, sich in der eindrucksvoll-festlichen Atmosphäre des Schauspielhauses zu präsentieren.

Einblicke in die bewegte Geschichte seines Instituts, das am 1. April 1930 gegründet worden war, gab Rainer Slotta, seit 1987 Direktor des Museums. Dabei hob er das Jahr 1973 hervor, in dem über dem Anschauungsbergwerk das Fördergerüst der Dortmunder Zeche Germania (wieder) aufgebaut worden war; heute ist der 62 Meter hohe Turm eines der Wahrzeichen Bochums.

Staatsministerin Dr. Christina Weiss, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, hob die Bedeutung des Bergbaus als "kulturprägende Kraft" hervor. Seit 1977 steht das Deutsche Bergbaumuseum auf der "Blauen Liste", und erhält Fördergelder von Bund und Land.

Die Planungen für einen Erweiterungsbau des Bergbaumuseums sind abgeschlossen. Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz sagte, der Anbau solle 2008 "mit einer spektakulären Aktion" eröffnet werden. In seiner Festrede "Der Fortschritt von gestern", die der Philosophie-Professor Hermann Lübbe hielt, bezeichnete der Wissenschaftler das Museum mit seinem umfangreichen Archiv als "zentrales Gedächtnis des Bergbaus".

Quelle: Jonas Hintze, WAZ Bochum, 24.4.2005

Dokumente des Komponisten Arnold Mendelssohn (1855-1933) entdeckt

Die Sensation im Pappkarton: Auf dem Dachboden der Bonner Familie Spitta lagen jahrelang unsortiert Partituren und Dokumente des bedeutenden Komponisten Arnold Mendelssohn (1855-1933). Nur: Kaum jemand wusste von dem Schatz, der im Hause des ehemaligen Hilfspredigers der Kreuzkirche aufbewahrt wurde. Später kaufte der Kirchenmusiker Johannes Geffert die Sammlung und lagerte sie im Archiv der Kreuzkirche. Da blieb sie, noch immer unsortiert und ungesehen. Erst jetzt kommen die Dokumente wieder ans Licht.

Zum 150. Geburtstag von Arnold Mendelssohn, eines Großneffen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, haben Karin Freist-Wissing, Kantorin an der Kreuzkirche, und ihr Kollege, der Organist Stefan Horz, bisher verschollene oder unbekannte Kompositionen Mendelssohns ausgegraben. Sie werden am 18. Juni in der \“Großen Mendelssohn-Nacht\“ in der Kreuzkirche aufgeführt, zusammen mit Werken seines Großonkels und seiner Großtante Fanny Hensel. Arnold Mendelssohn war von 1880 bis 1883 Musiker an der Kreuzkirche und Akademischer Lehrer an der Universität.

Unter den Raritäten, die am 18. Juni erklingen, ist seine \“2. Sinfonie in C\“, die er 1922 in Darmstadt komponierte und 1924 in Hamburg uraufführte. Seitdem war sie nie mehr zu hören. Grund: Mendelssohns Werke wurden nach seinem Tod 1933 von den Nazis verboten und gerieten dadurch in Vergessenheit. Freist-Wissing will sie nun erstmals wieder präsentieren.

Das bedeutet viel Arbeit. Die Originalpartitur der \“Sinfonie in C\“ liegt im Staatsarchiv in Berlin, die Kreuzkirche besitzt die einzige handgeschriebene Kopie. Sie war vor Jahren einem Musikliebhaber in Duisburg geliehen worden, bei dem sie achtlos im Bücherschrank stand und jetzt hervorgekramt wurde. Nun werden die Noten von Mitgliedern des Sinfonieorchesters der Kreuzkirche für die einzelnen Stimmen abgeschrieben und in einen PC übertragen. Ungenauigkeiten, die der Kopist einfügte (\“Dur- oder Moll-Akkord?\“), werden mit – per Fax aus Berlin geschickten – Seiten der Originalpartitur verglichen. Am Mittwochabend probte das Orchester erstmals die Sinfonie, die Karin Freist-Wissing \“spätromantisch\“ nennt, die manchmal aber auch an \“unheimlich dramatische Filmmusik\“ erinnere. Die Rechte an dem Werk hält die Kreuzkirche, da keine Nachkommen Mendelssohns bekannt sind.

Zu den Sonderheiten, die Karin Freist-Wissing und Stefan Horz präsentierten, gehören auch Skizzen zu Mendelssohns Oper \“Der Bärenhäuter\“, die er in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts nach einem Märchen der Gebrüder Grimm verfasste. Durch eine Indiskretion seines Freundes Engelbert Humperdinck (\“Hänsel und Gretel\“) wurde Siegfried Wagner auf den Stoff aufmerksam und vertonte ihn 1897 ebenfalls. Mendelssohns Oper wurde erst 1900 uraufgeführt. Nur als Fragment vorhanden ist die Ouvertüre zu einer Oper namens \“Schneewittchen\“. Sie wartet auf kongeniale Ergänzung.

Quelle: Dietrich Brockschnieder, Kölnische Rundschau, 22.4.2005