Das Archiv der Deutschen Jugendbewegung in Witzenhausen wird mit dem Einstieg des Landes Hessen dauerhaft gesichert. Die Sammlung auf der nordhessischen Burg Ludwigstein werde künftig als Landeseinrichtung dem Staatsarchiv in Marburg unterstellt, teilte das Kunstministerium am Montag in Wiesbaden mit. Das Archiv bleibe aber weiterhin Eigentum der Stiftung Jugendburg Ludwigstein. Das Staatsarchiv solle dem Bestand der Jugendbewegung bei einer besseren Präsentation in der Öffentlichkeit helfen.
Das renommierte Archiv der Deutschen Jugendbewegung wurde 1922 gegründet und sammelt Material zur deutschen Jugendbewegung und ihren Nachfolgeorganisationen seit 1890 bis heute. Es dokumentiert zudem historische und zeitgenössische Jugendverbände, die Jugendarbeit an sich und ihre Erforschung. Das Land Hessen gibt dem Archiv seit Mitte der achtziger Jahre einen freiwilligen jährlichen Zuschuss von 170.000 Euro. Als Landeseinrichtung komme dem Archiv diese Förderung künftig fest zu Gute, so das Ministerium.
Kontakt:
Jugendburg Ludwigstein
Burg Ludwigstein
D-37214 Witzenhausen
Telefon: 05542/5017-10
Telefax: 05542/5017-12
info@burgludwigstein.de
www.burgludwigstein.de
Quelle: Frankfurter Neue Presse, 27.10.2003
Bibliotheken und Archive der neuen sozialen Bewegungen
Neu erschienen ist ein Führer durch die Bestände der Bibliotheken und Archive der neuen sozialen Bewegungen. Das Buch listet 18 größere Archive, 51 feministische Archive und 37 thematische Facharchive sowie die Adressen von 170 weiteren Archiven aus dem deutschsprachigen Raum auf (www.leibi.de/archive). Die einzelnen Archive und Bibliotheken werden mit Post- und Internetadressen aufgelistet, die Bestände der grösseren Einrichtungen näher beschrieben. Teil des Buches ist die Auswertung einer Befragung von 44 größeren Archiven. Ihre Resultate lassen Rückschlüsse über das Selbstverständnis und die Probleme der Bewegungsarchive als Einrichtungen der historischen Bildung zu.
Info:
Bernd Hüttner: Archive von unten. Bibliotheken und Archive der neuen sozialen Bewegungen und ihre Bestände,
Verlag AG SPAK,
Neu-Ulm 2003,
ISBN 3-930830-40-X,
180 S., 15 Euro
Kontakt:
Bernd Hüttner
Archiv der sozialen Bewegungen
St.Pauli-Str. 10/12
28203 Bremen
Fax 0421-75682
www.archivbremen.de
Bremer Archive im Internet: www.bremer-archive.de
Digitale Beweise für Melde-Eifer der Volkspolizei
Die Stadt Dresden und Stadtarchiv wollen ein Stück böse Vergangenheit digitalisieren, von dem viele gar nicht wissen, dass es noch existiert und sogar genutzt wird: Die alten Kreis-Meldekarteien der Volkspolizei (VP). Diese Karteien gingen weit über die kargen Daten hinaus, welche die Kommunen heutzutage in den Melderegistern verwalten: In ihrer Sammelwut vermerkte der DDR-Staat zu jedem Bürger nicht nur Name und Wohnsitz, sondern auch die Zugehörigkeit zu Organisationen und Parteien, Westverwandte und -besuche, Haftstrafen, Probleme auf der Arbeitsstelle, die Beflaggung am 1. Mai und vieles mehr.
„Aus heutiger Sicht sind diese Daten unrechtmäßig“, erklärte Ute Klöden, Abteilungsleiterin Meldewesen in der Stadtverwaltung. „Aber nach der Wende fiel die Entscheidung, sie nicht zu vernichten.“ Hintergrund war damals der Wunsch, auf solche Daten bei Rehabilitierungsverfahren zuzugreifen. Dafür werden sie auch heute unter gesetzlich streng geregelten Bedingungen genutzt. Zudem können sie in Prozessen oder für Rentenanträge hilfreich sein. Jährlich gebe es mehrere Tausend Anfragen zu diesen Karteien, so Klöden.
Per Gesetz ist vorgesehen, dass sie nicht in den Melderegistern, sondern von Archiven verwahrt werden, der Zugriff ist nur Wenigen erlaubt. Die restriktive Regelung hat gute Gründe: „Für bestimmte Leute wäre solch eine Datei eine wertvolle Fundgrube“. meint Sachsens Datenschutzbeauftragter Thomas Giesen. „Polizei und Verfassungsschutz dürfen aber normalerweise nicht darauf zugreifen und ich gehe auch davon aus, dass sie sich daran halten“.
Dass der Zugriff auf diese brisanten Meldekarteien nun zumindest technisch gesehen erleichtern wird, ist indirekt eine Flutfolge: In Dresden ist das Stadtarchiv für dieses Melderegister zuständig, physisch lagerten die Karteien aber im Stadthaus an der Theaterstraße. Durch das Augusthochwasser wurde dieser Bestand schwer beschädigt und inzwischen – mit großem persönlichen Aufwand der Mitarbeiter des Melderegisters – saniert. „Wir konnten etwa 99 Prozent des Bestandes retten“, sagt Klöden. Im Zuge dieser Sanierung sollen die Karteien nun auch gleich elektronisch erfasst werden, da eine weitere manuelle Nutzung den Bestand gefährden würde, erklärte die Abteilungsleiterin.
Kontakt:
Stadtarchiv Dresden
Elisabeth-Boer-Straße 1
01099 Dresden
Quelle: Dresdner Neueste Nachrichten, 27.10.2003
Neue Bleibe für Hilchenbacher Stadtarchiv
Wenn man wächst, braucht man mehr Raum. Das gilt auch, oder vielmehr gerade für ein Stadtarchiv wie das in Hilchenbach mit der Fülle seiner vielen Besonderheiten von Kultur und Geschichte, seinen unschätzbaren Werten.
Wer 2.840 Bücher, Fachliteratur und wissenswert Gedrucktes übersichtlich für den schnellen Zugriff neu einzuordnen hat, in Regalen von immerhin 53 laufende Metern, der hat immens viel zu tun, zu überlegen was, wo und wie alles in der städtischen Archivbibliothek chronologisch einzureihen ist.
Archiviert werden die inhaltsreichen Buchwerke von Landeskunde und Heimatkunde, Wirtschafts- und Kirchengeschichte, Biographien, Natur- und Familiengeschichten, Reisebeschreibungen, Vereinsgeschichten und natürlich Literatur zu den Städten und Gemeinden im Siegerland und Nachbargebieten sowie Fachliteratur für den Museumsbereich. Außerdem lagern noch über 800 Meter Archivwerke aller Art in den Kellerräumen der Wilhelmsburg, übersichtlich für den schnellen Zugriff.
Das alles hat in mühevoller Fleißarbeit, oftmals vor und nach seiner Dienstzeit, Reinhard Gämlich in Monaten durch EDV erschlossen. Der 48-jährige Stadtarchivar, seit Mai 1985 allein verantwortlich für dieses Amt, hat gerade in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Seine Dienstzeit würde nicht ausreichen, um das alles umzuräumen, einzurichten und nach den Sachgebieten auszurichten. Reinhard Gämlich ist zusätzlich seit 18 Jahren Museumsleiter und von 1991 an stellvertretender Amtsleiter für Personal-, Schul-, und Sport und Kulturangelehenheiten sowie Liegenschaften, Stadtkernsanierung und Forstwesen.
Bis Mai dieses Jahres hatte die gemeinnützige Wohnungsbau-Genossenschaft im Erdgeschoss der Wilhelmsburg ihre Diensträume, in Nachbarschaft von Stadtarchiv und Stadtbibliothek. Die Genossenschaft zog vor fünf Monaten in die Dammstraße 19. Stadtarchivar Gämlichs Bemühen, in dieser freiwerdende weitaus größeren Raumeinheit sein Archiv aufzubauen, hatte Erfolg. Denn sein umfangreiches Archivmaterial hatte in den bisherigen beiden bescheidenen Räumen kaum noch Platz, zumal die Bevölkerung der heimischen Region es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, wertvoll Vergangenes dem Stadtarchiv laufend anzuvertrauen.
Die vier neuen Diensträume des Stadtarchivs im Erdgeschoss sind künftig durch eine Trenntür erreichbar, linker Hand das Dienstzimmer des Archivars. Große Fenster garantieren großen Lichteinfluss, mit Blick zum Parkplatz und zum dahinterliegenden Rathaus. Der alte Schreibtisch und Bücherschrank der früheren Stadt- und Amtsdirektoren Walter Groos und Dr. Hans Christhard Mahrenholz werden auch in seinem neuen Dienstraum Platz finden.
Ebenso der schon „historisch“ große Tresor, die kleine Schatzkammer des Archivs. Auf der anderen Seite des Flures die Archiv-Bibliothek, mit Blick auf die Rothenberger Straße. Zu seinen 1.000 Fachbüchern, die in seiner früheren Bibliothek lagerten, kommen weitere 1.850 Buchwerke hinzu, die bislang notdürftig in den Kellerräumen eine Bleibe fanden, zuzüglich bedeutende diverse Archivordner.
Im neuen Bibliotheksraum werden demnächst 17 Regale, jeweils 2,5 m hoch, die Mehrzahl der Fachliteratur beherbergen. Hinter der Bibliothek ein zusätzlicher Archiv-Raum für spezielle Archiv-Akten. Großzügig vorgesehen, das künftige große Lesezimmer für Besucher, das bisher vermisst wurde. Nebenan in guter Nachbarschaft, im früheren Gerichtssaal des Amtes Hilchenbach, die Seiffener Stube der Partnergemeinde der Stadt Hilchenbach.
Zwar ist die Renovierung in den vier neuen Archiv-Zimmern fast abgeschlossen, der gesamte Umzug des Archivs wird erst in einigen Wochen abgeschlossen sein, denn erst Mitte Dezember werden die in Auftrag gegebenen Stahlregale lieferbar sein.
Die Vorteile der neuen Diensträume liegen klar auf der Hand: Weitaus mehr Platz, auch für die Besucher, denen künftig ein Leseraum zur Verfügung steht, wie auch der unmittelbare Zugang für Reinhard Gämlich zu den großen Archivräumen des Kellers. Auch die Stadt-Bibliothek, die wegen der Fülle der Leihbücher aus allen Nähten platzt, profitiert von dem Umzug. Sie erhält die zwei Räume des bisherigen Stadtarchivars. Aber auch sie muss warten bis Mitte Dezember.
Kontakt:
Stadtarchiv Hilchenbach
Markt 13
57271 Hilchenbach
Reinhard Gämlich
r_gaemlich@hilchenbach.de
Telefon 02733/288-260
Telefax 02733/288 288
Quelle: Westfalenpost, 27.10.2003
125 Jahre Wertheimer Sammlungen
Unter dem Titel „125 Jahre Wertheimer Sammlungen“ wird im Grafschaftsmuseum am Mittwoch, 12. November, um 18 Uhr durch Oberbürgermeister Stefan Mikulicz eine Jubiläumsausstellung eröffnet, die bis 18. April 2004 zu sehen sein wird.
Am 8. November 1878 waren Wertheimer Bürgerinnen und Bürger öffentlich aufgefordert worden, „Schriften, Drucksachen oder bildliche Darstellungen, die sich auf Wertheimer Verhältnisse beziehen, für die anzulegende städtische Sammlung zu stiften“. Der damalige Gemeinderat stellte einen Schrank zur Verfügung, um die ersten Schriftstücke, Bücher und Bilder aus gräflichen und fürstlichen Zeiten aufzunehmen.
Die neue Jubiläumsausstellung „125 Jahre Wertheimer Sammlungen“ im Grafschaftsmuseum erinnert an diese musealen Anfänge in Wertheim. Gezeigt werden neben den Archivalien, die Beginn und Aufbau der Städtischen Sammlung dokumentieren, die frühesten Museumsobjekte selbst und ihre Präsentation zwischen 1904 und 1922, ergänzt durch alte Fotografien aus dem Besitz des Historischen Vereins.
Zur Geschichte der Sammlungen: Als erster Zugang wird am 29. November 1878 die farbige Zeichnung einer Disputation des Dichters Johannes v. Wetzlar mit dem Wertheimer Grafen Johann II. und dessen Sohn aus der Zeit um 1420/1430 aufgeführt, die Prinz Franz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg schenkte. Bereits im folgenden Jahre verzeichnen Ratsprotokolle und Presse erste Sachobjekte, darunter eine „irdene Schüssel vom Jahre 1763“ und ein „Holzmodell der alten Tauberbrücke, geschaffen und gestiftet von Wilhelm Weimar“. Als der fürstlich löwensteinische Archivar Karl Wagner (1833 bis 1889), der die Sammlungen förderte, im Jahre 1889 sein „Erstes Inventar“ aufstellte, führte er unter 173 Katalognummern diese beiden Gegenstände auf. Seit 1886 konnte die Sammlung im obersten Teil der Kilianskapelle, dem alten Gymnasiumsgebäude, regelmäßig besichtigt werden. 1895 wurden alle Gegenstände in 13 Kisten verstaut und die Kapelle nach jahrelangem Umbau wieder in den alten Zustand versetzt, um nach fachmännischer Beratung am 22. März 1904 als „Städtische Altertumshalle“ der Öffentlichkeit übergeben zu werden.
Im gleichen Jahr, am 25. April 1904, trat der „Historische Verein Alt-Wertheim“ ins Leben, dessen Gründungsmitglied, Kaufmann Otto Langguth, vom Gemeinderat am 9. Oktober 1905 mit der Leitung und Oberaufsicht der Städtischen Altertumssammlung betraut wurde. Als Konservator wurde er 1906 ermächtigt, pro Jahr bis zum Betrag von 50 Mark Gegenstände für die Altertumshalle zu erwerben.
Unter seiner Leitung, die er bis 1925 inne hatte, gelang es dem Historischen Verein, durch Beiträge und Spenden nicht nur die Sammlungen wesentlich zu vermehren, sondern auch das „Haus zu den vier Gekrönten“ als Vereinshaus und weiteres Museumsgebäude zu erwerben. In diesem Gebäude wurden im Sinne damaliger Museumsarbeit unter anderem eine altdeutsche Küche, die kleidungsgeschichtliche Sammlung und bürgerliches Kunstgewerbe gezeigt. In der Kilianskapelle blieben die sakralen Gegenstände, Waffen und Objekte der Wertheimer Zünfte und Handwerker.
1922 wurden hier nach dem wissenschaftlichen Konzept des Direktors des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe, Karl Rott, die Bestände neu geordnet.
Heute sind beide Sammlungen, vermehrt um neue Erwerbungen, unter dem Dach des Grafschaftsmuseums zusammengeführt. Das Vereinshaus „Zu den Vier Gekrönten“ wurde 1999 mit dem Alten Rathaus der Stadt zu einem Museumskomplex in der Rathausgasse 6 bis 10 verbunden. Um diese Nahtstelle gruppiert sich die neue Ausstellung.
Kontakt:
GrafschaftsMuseum
Rathausgasse 6-10
97877 Wertheim
Tel. / Fax: 09342 / 301 511
Grafschaftsmuseum@t-online.de
http://www.grafschaftsmuseum.de/
Quelle: Fränkische Nachrichten, 24.10.2003
Vereinsarchiv TV Schmie
Ein für ganz Baden-Württemberg musterhaftes Vereinsarchiv ist der Lohn für eine kontinuierliche Beschäftigung mit vorhandenen Archivalien beim TV Schmie. Die große Mithilfe von Jürgen Lotterer vom Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg diente als Anleitung für diese Vereinsarbeit. Am Mittwochabend wurde in einem Anbau der Turn- und Festhalle von Schmie der Archivraum eingeweiht. Das für keinen bestimmten Zweck vom Verein vorgesehene Zimmer wurde für die Aufbewahrung aller vorhandenen Schriftstücke und Fotos eingerichtet. Maulbronns Stadtarchivar Martin Ehlers, der auch für das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg als Archivar tätig ist, stellte zwischen Jürgen Lotterer und dem TV Schmie den Kontakt her.
Für den Projektleiter war das beim TV Schmie vorhandene Material beispielhaft. „Eine mustergültige und ordentliche Aktenführung“, meinte Jürgen Lotterer. Seit dem Gründungsjahr des Vereins im Jahr 1899 standen ihm Archivalien zur Einrichtung des Vereinsarchivs zur Verfügung.
Findbücher angelegt
Alle Unterlagen bis zum Jahr 2000 wurden unter Mithilfe der Vereinsmitglieder Wolfgang Vallon, Franz Vallon und Ewald Link sortiert und zu Themengruppen wie Vorstand, Protokolle, Finanzen, Sportfeste, Mitglieder, Bauprojekte, zusammengefasst. Angelegt wurden zwei Findbücher. Eines für alle archivierten Schriftstücke und eines für die Fotos. Mit diesen Findbüchern können Unterlagen der Vergangenheit anhand von Stichwörtern wie Namen gesucht und falls vorhanden gefunden werden. Die Mitglieder des TV Schmie werden ab sofort ihr Vereinsarchiv nach dem Konzept von Jürgen Lotterer weiterführen. Bevor der nächste Archivierungseinsatz unternommen wird, werden jetzt erst wieder Dokumente, Urkunden, Fotos, Protokolle und andere Schriftstücke gesammelt. „Von Anfang an nach Sparten sortieren, dann ist es nachher einfach.“ Eine Erfahrung, die Franz Vallon beim Aufbau des Archivs gemacht hat. Seit Mai 2002 war das Team damit beschäftigt und die geleisteten Stunden liegen bestimmt im dreistelligen Bereich.
Keine Frage, die professionelle Aufarbeitung der Vereinsgeschichte und das Betreuen eines Vereinsarchivs ist eine zeitaufwendige Aufgabe. Jürgen Lotterer macht Mut, diese Aufgabe nicht zu vernachlässigen. Je weiter die Zukunft voranschreitet, desto wertvoller werde ein solches Archiv. Eine Auffassung, die den Mitgliedern des TV Schmie klar ist. „Was war, geht verloren, wenn sich nicht Personen darum kümmern“, so Ewald Link. Auch Martin Ehlers vom Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg will weiter für diese wichtige Aufgabe bei den Vereinen werben. Workshops zur Aufarbeitung von historischem Material biete das Institut an. Zukünftig könnten diese Angebote mit einem Ausflug nach Schmie verbunden werden, damit sich die Teilnehmer vor Ort ein praktisches Bild von einem modellhaften Vereinsarchiv machen können. „Was hier geschaffen worden ist, ist hervorragend“, so Gunter Bretschneider, erster Vorsitzender des Turngaus Neckar-Enz, bei der Einweihung des Archivs. Er sieht in diesem Bereich sowohl bei den Verbänden als auch bei den Vereinen dringenden Handlungsbedarf.
Schwierige Formate
Zum Abschluss gab Jürgen Lotterer den Mitgliedern des TV Schmie noch einen Tipp mit auf den Weg. Den Ersten Vorsitzenden des Vereins, Bernard Kuntic, interessierte der Umgang mit elektronischen Datenträgern. Der Ratschlag des Fachmannes war, Textdokumente regelmäßig auf gutem Papier auszudrucken und auf CD-ROMs abzuspeichern. Der Wandel von Dateiformaten und Datenträgern gehe so schnell voran, dass Daten nicht mehr gelesen werden können, die vor Jahren abgespeichert wurden.
Kontakt:
TV Schmie e. V.
Bernard Kuntic
Keuperstraße 1
75433 Maulbronn
Tel. 07043/40152
info@tv-schmie.de
http://www.tv-schmie.de/
Stadtarchiv Maulbronn, Rathaus
Klosterhof 31
75433 Maulbronn
Tel.: (07043) 103-16
Fax: (07043) 103-45
Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg
Frankfurter Str. 4
75433 Maulbronn
Tel.: 07043/ 10316 oder 17;
Fax: 07043/ 10345
Quelle: Pforzheimer Zeitung, 24.10.2003
Verlagerung von Dokumenten des Stadtarchivs Meisenheim
Als Meisenheim 1315 Stadtrechte erhielt, wurde es durch Bruchsteinmauerwerk, Wehrgang, Türme usw. befestigt. Diese Befestigung ist heute noch in ihrem Gesamtverlauf erkennbar. Von den drei Stadttoren ist noch eines, das Untertor, Zeuge alter Wehrhaftigkeit. Dieses Tor ist ein viereckiger Festungsturm, dessen Mauern, wie die der Stadtmauern, 1,50 m dick sind.
Die Mitglieder des Stadtrates wussten, worüber sie diskutierten. Vor der Sitzung hatte der Meisenheimer Bürgermeister Volkhard Waelder den Rat zu einer Ortsbesichtigung eingeladen und einige Erklärungen zur eventuellen Verlagerung der im Untertor im Stadtarchiv liegenden Dokumente nach Koblenz gegeben.
Bei der anschließenden Sitzung des Stadtrates wurde über die Verwendung des Gebäudes gesprochen. Ob nun diese Räumlichkeiten an einen Hotelier verpachtet werden, der sie als Hochzeitssuite an frisch gebackene Ehepaare vermietet, oder ob sich ein Stadtschreiber finden lässt, der dort für einige Zeit arbeitet, ließ die Ratsrunde zunächst offen. Die Diskussion drehte sich um die Abgabe der Dokumente an das Landeshauptarchiv in Koblenz, deren Beauftragte vor einiger Zeit die Unterlagen gesichtet hatten.
Das Urteil dieser Fachleute, die klimatischen Bedingungen im Turm schaden den alten Dokumenten, hinterließ Eindruck bei den Ratsmitgliedern. Zweifel an einer möglichen Auslagerung nach Koblenz waren dennoch vorhanden: Hat Meisenheim nach einer Auslagerung noch Zugriff auf die eigenen Dokumente, welche Kosten entstehen der Stadt durch die Auslagerung, und könnte die Stadt nicht in eigener Regie das Archiv betreiben?
Waelder verneinte die Frage, ob die Stadt die ordnungsgemäße Pflege und Aufbewahrung dieser Dokumente in eigener Regie leisten könne. Es fehlten dort im Turm entsprechende Heizmöglichkeiten, um eine für die wertvollen Dokumente konstante Temperatur zu schaffen. Auch müsste für eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit gesorgt werden, und schließlich hätte die Stadt einen Archivar zu bestellen, der alles in Ordnung hält, erinnerte der Bürgermeister. Das wären aber Leistungen, die aus der Stadtkasse nicht zu bezahlen sind.
Nach eingehender Diskussion einigten sich die Mandatsträger, die Dokumente aus dem Stadtarchiv für einen Zeitraum von fünf Jahren dem Landeshauptarchiv in Koblenz zu überlassen – mit eindeutig geregelten Zugriffsmöglichkeiten der Stadt, wie Waelder betonte.
Für die im Stadtarchiv lagernden Bücher soll nun eine neue Bleibe gesucht werden, beschloss der Rat. Waelder nannte da verschiedene Möglichkeiten, diese z.B. im Feuerwehrhaus unterzubringen, wogegen die Verbandsgemeinde nichts hätte.
Quelle: Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach, 25.10.2003
Archivarbeit in Schongau
Die Entscheidung, wie es personell im Schongauer Stadtarchiv weitergeht, ist vertagt worden. Diese Angelegenheit sei am vergangenen Dienstag kein Thema in der nicht öffentlichen Sitzung gewesen, erklärte dazu am 22.10. Bürgermeister Dr. Friedrich Zeller. Damit werde sich der Stadtrat auf der nächsten Sitzung befassen, die für Dienstag, 25. November, terminiert ist. Bürgermeister Zeller erklärt, dass für ihn die Sachlage klar sei nach dem rechtsaufsichtlichen Bescheid des Landratsamtes Weilheim-Schongau, wonach die Führung des Archivs eine „Pflichtaufgabe“ darstelle.
Aus Sicht des Arbeitsrechts, so Rathaus-Chef Zeller weiter, habe der bisherige Museums- und Archivleiter Richard Ide Anspruch darauf, dass er die Stelle zu fünfzig Prozent ausfülle. Dem bisherigen Archivleiter könne nicht gekündigt werden. „Das ist meine klare Auffassung, betonte Zeller auf Anfrage. Der Mehrheitsbeschluss des Stadtrates, das Museum zu schließen, sei dagegen unumstößlich und habe zur Folge, dass bei der bisherigen Vollzeitstelle Ides die Hälfte der Stundenzahl wegfalle.
Zum Hintergrund
Die Stadt Schongau ist wie jede Stadt und Gemeinde zur laufenden Archiv-Arbeit verpflichtet. Diese Aufgabe dürfe keinesfalls eingestellt werden, auch nicht zeitweise. Dies betont die Kommunalaufsicht am Landratsamt, die den Beschluss des Schongauer Stadtrates zur Archivarbeit „rechtsaufsichtlich geprüft hat“. Während Bürgermeister Dr. Friedrich Zeller den Bescheid der Aufsichtsbehörde als Bestätigung seiner Einschätzung und die der meisten SPD-Kollegen ansieht, verweist CSU-Fraktionssprecher Peter Blüml darauf, dass die Stadt entscheidet, wer die Archiv-Arbeit in welchem Umfang macht.
Mit Erleichterung hat den Bescheid des Landratsamtes Richard Ide aufgenommen; der 38-Jährige ist seit 1996 Stadtarchivar und Museumsleiter in Schongau. Er bewertet die Aussage des Landratsamtes, das von einer Pflichtaufgabe spricht, als „eine sehr gute Entscheidung fürs deutsche Archivwesen.“ Denn der Beschluss des Schongauer Stadtrates vom 16. September, die Archivarbeit einzustellen, habe „in der Republik weite Kreise“ gezogen. Zur persönlichen Zukunft könne er sich jetzt noch nicht äußern, meinte Ide am Montag.
Bürgermeister Dr. Friedrich Zeller erklärte am Montagnachmittag, eine betriebsbedingte Kündigung könne nicht ausgesprochen werden. Er schlussfolgert, dass der Archivleiter knapp 20 Stunden pro Woche für diese Aufgabe aufwendet. Denn bisher sind 50 Prozent der Vollzeitstelle auf das Museum und die anderen 50 Prozent auf das Stadtarchiv gebucht worden.
Kündigung nur bei Schließung
SPD-Stadtrat Peter Huber geht davon aus, dass dem Stadtarchivar und Museumsleiter nur dann eine rechtswirksame Kündigung ausgesprochen werden könne, wenn beide Einrichtungen „dauerhaft“ geschlossen werden. Dies sei aber mit dem Bescheid der Kommunalaufsicht passe.
Anders interpretieren Peter Blüml (CSU) und Roland Heger (Freie Wähler) den Bescheid des Landratsamtes. Von einer Schließung dieser Einrichtung sei ohnehin nie die Rede gewesen, verweisen sie auf den gemeinsamen CSU/UWV-Antrag, für den es in der Sitzung am 16. September eine Mehrheit gegeben hatte. Heger meint, warum soll ein Archiv in Schongau nicht neben- oder ehrenamtlich betreut werden – so wie in Peißenberg.
Peter Blüml bleibt bei der Ansicht, dass die Archivarbeit für Altbestände bis auf Weiteres zurückgestellt werden könne und die laufende Registratur aktueller Vorgänge im Rathaus (Protokolle, Rechnungen etc.) innerhalb der Verwaltung anders organisiert werden könne.
Kontakt:
Stadtarchiv Schongau
Christophstr. 53-57
86956 Schongau
Tel.: (08861) 20602
Fax: (08861) 200625
Quelle: Merkur Online, 14.10.2003 und Merkur Online, 23.10.2003
Lange Schatten einer Bluttat im Böblinger Forst
Württembergs Historiker kommen nicht um Köngen herum. Mit der Neckartalgemeinde verbunden ist ein dunkles Kapitel der Landesgeschichte. Das liegt zwar schon ein halbes Jahrtausend zurück, hat aber nichts von seiner Spannung eingebüßt.
Es waren bewegte Zeiten zu Beginn des 16. Jahrhunderts, auch im Württembergischen, wo Herzog Ulrich als Elfjähriger 1498 die Regentschaft angetreten hatte. Es war jener Ulrich, bei dessen Tod ein halbes Jahrhundert später der Esslinger Chronist Dionysius Dreytwein in seinem Tagebuch vermerken sollte, der Herzog sei ein „groß tyrannisierer, der wilden säu vatter“ gewesen. Der Reichsstädter mag in seiner Beurteilung überzogen haben, aber ganz daneben gelegen hat er sicher nicht. In den Augen vieler Zeitgenossen galt Ulrich als heimtückisch, verschwenderisch und grausam, sämtlich Attribute, die dem Landesherrn nicht ohne Grund angehängt worden sind. Einer dieser Gründe dürfte – heute würde man „sex and crime bei Hofe“ dazu sagen – in einem Techtelmechtel zu suchen sein, bei dem eine Frau aus Köngen eine wesentliche Rolle gespielt hat. Ursula von Hutten, Gemahlin des herzoglichen Stallmeisters Hans von Hutten, war als Tochter des Köngener Ortsherrn Konrad Thumb von Neuburg aufgewachsen. Der Papa fungierte als Erbmarschall und zeitweise als Vormund des Herzogs.
So ist ein Stück Köngener Orts- mit der Landesgeschichte verknüpft, sogar mit einer blutigen Episode. Des Herzogs wohlgefällig auf Ursel ruhendes Auge muss im Zorn erglüht sein, als Hans von Hutten die heimliche Liebe des Landesherrn zu seiner Frau hinausposaunte. Bei einer Jagd im Schönbuch erstach Ulrich im Mai 1515 seinen Stallmeister hinterrücks und stellte sich danach als Femerichter hin. Hans von Hutten, so die herzogliche Lesart, soll etwas mit Sabina, Ulrichs Angetrauter, gehabt haben. So recht wollte das niemand glauben, und Ulrich ging in der Folge nicht nur seines guten Rufes, sondern auch für etliche Jahre seiner Herrschaft verlustig.
Ulrich von Hutten, ein Bruder des Gemeuchelten – dieser war übrigens vier Jahre in der Gruft der Köngener Peter-und-PaulsKirche beigesetzt, ehe er in die fränkische Heimat überführt wurde -, sorgte im ganzen Reich für eine „schlechte Presse“. In zahlreichen Pamphleten geißelte der Humanist des Herzogs Schandtat. Rufmord aus politischem Kalkül oder aus gekränkter Familienehre? Georg-Wilhelm Hanna, pensionierter Archivar des Main-Kinzig-Kreises, ist der Sache nachgegangen. Das Studium des Ruheständlers an der Frankfurter Universität mündete in eine umfangreiche Magisterarbeit, die sich mit den politischen Folgen des Mordfalles beschäftigt. Friedrich Karl Freiherr von Hutten sieht in Hannas Werk nicht nur einen Beitrag zur Familiengeschichte der Huttens. Hanna sei es „nach umfangreichem Quellenstudium gelungen, das traditionelle Bild des Herzogs von Württemberg, des Mörders meines Vorfahren Hans, zu korrigieren“. Auch der Köngener Geschichts- und Kulturverein unter seinem Vorsitzenden Bernd Weigel hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt, eine Fallstudie mit lokalen Bezügen zu unterstützen. Der Verein gibt Hannas Arbeit als Broschüre heraus.
Bei einem Vortrag am 31.Oktober (20 Uhr) beleuchtet Hanna den Mordfall und seine Folgen. An dem Abend wird auch die 200-seitige Broschüre (16 Euro) verkauft.
Quelle: Stuttgarter Zeitung, 23.10.2003
Umbau und Kuratorenstelle der Newton-Foundation in Berlin
Die Nackten sind da! Mit Stöckeln und Peitschen marschieren die „Big Nudes“ vor dem Reichstag auf. Und damit kommt ein Lebenswerk dorthin, wo es auch hingehört: nach Berlin. Wo fände es einen besseren Platz als in der Geburtsstadt des kosmopoliten Künstlers? Nach jahrelangem Hickhack hat Helmut Newton gestern endlich den Vertrag unterschrieben für die „Helmut und June Foundation“. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bringt es auf den Punkt: „Wir sind stolz und glücklich. Wir können nun einen Teil der Geschichte aufarbeiten. Damit bekommen wir zurück, was sonst nie Berlin verlassen hätte.“
Nun will das agile Fotografenpaar 1.000 Werke der Hauptstadt als unbefristete Dauerleihgabe zur Verfügung stellen, darunter auch Arbeiten von Ehefrau June, die unter dem Künstlernamen Alice Springs in den fünfziger Jahren ihre Karriere begann. Im Juni soll Eröffnung im neuen Domizil Jebensstraße 2, gleich am Bahnhof Zoo, sein.
Fachlich ist die Kollektion bei den Staatlichen Museen in den besten Händen, die sie künftig archivieren und betreuen wird. Newton hat seine Pläne für die Ewigkeit gemacht. „Wenn June und ich abkratzen, geht alles an Berlin!“ Der Akt-Erotomane, der in ein paar Tagen 83 Jahre wird, weiß, dass er in der Stiftung einen verlässlichen Partner – und sein Lebenswerk in seiner Heimatstadt nun eine verlässliche Heimstatt für die Zukunft gefunden hat.
Nur so ist es wohl auch zu erklären, dass Newton selbst tief ins Portemonnaie greift und die Kosten für die museumsgerechte Sanierung des Hauses in der Jebensstraße selbst trägt. Die Spendierhosen des nicht gerade als Verschwender bekannten Fotografen sind groß, zusätzlich will Newton noch einen Kurator finanzieren, der allein für die Dokumentation seiner Werke zuständig ist. Für Betrieb und Unterhalt kommt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf.
Sogar die Ausstellungskonzeption steht schon. In fünf Räumen sollen die großformatigen Fotografien zu sehen sein, zwei Räume werden das Frühwerk Newtons zeigen, darunter auch Arbeiten für die „Vogue“. Im zentralen Ausstellungsraum können die Besucher Porträts bewundern, in denen June und Helmut gegenseitig die Linse auf sich richteten („Us and Them“). Zu sehen sein werden dort auch Bilder zum Thema „Sex and Landscapes“.
Newton hat in den letzten Jahren nie einen Hehl daraus gemacht, wie gern er sein Fotoarchiv in seiner Geburtsstadt sähe. Für ihn war es im letzten Jahr wohl längst nicht mehr nur eine Frage des Geldes, sondern vor allem eine emotionale. Mit dieser Rückkehr seines Oeuvres schließt sich ein Kreis. Als 18-Jähriger flüchtete er 1938 aus Berlin, dem Haus in der Jebensstraße galt sein letzter Blick aus dem fahrenden Zug am Bahnhof Zoo. Und passt nicht die urbane, raue Gegend rund um den Zoo, der Beate-Uhse-Shop samt Erotic Art Museum um die Ecke, wunderbar zu den unnahbaren, spröde-verruchten Newtonschen Girls, die von ungestillten Trieben und wildem Sex künden? Nichts ist ihnen doch ferner als eine sterile Museumsaura drumherum. Newton, der den Mode-Glamour und allen Chichi zur Genüge kennt, gefällt das.
In den restlichen Räumen des Gebäudes wollen die Staatlichen Museen einziehen, um ihre Aktivitäten für Fotografie zu bündeln. Bislang hatte das Museum für Europäische Kulturen seine Depots in der Jebensstraße. Die wird es nun räumen müssen, dafür aber ein neues Domizil erhalten. Ab Sommer 2005 wird die Sammlung in den Gesamtkomplex der Dahlemer Museen ziehen, was hoffentlich mehr Besucher bringen wird. Darum wird sich das neue Newton-Museum nicht sorgen müssen. Egal ob man nun Newtons „Big Nudes“ mag oder nicht – so zentral am Zoo gelegen wird das Haus zu einem Touristen-Magneten der A-Liga. Und Berlin kann einmal mehr mit internationalem Flair punkten.
Quelle: Die WELT, 23.10.2003