Schleswig-Holsteinische Museen stellen Magazinbestände ins Internet

(jk/c't) Nach einem Bericht von »c't / Heise Online« holen die Schleswig-Holsteinische Museen ihre verborgenen Schätze aus den Magazinen ins Internet. Sie werden gescannt, inventarisiert und ins Netz gestellt. Das „Pilotprojekt zur digitalen Sicherung und Verbreitung des kulturellen Erbes“ starte am 1. Mai, teilten die Sprecher von Museen und Hochschulen mit. Das Projekt mit der Bezeichnung DigiCult Museen S-H kostet insgesamt 2,14 Millionen Euro. Es wird zur Hälfte aus dem Regionalprogramm 2000 des Landes gefördert. 
zum vollständigen Artikel: http://www.heise.de/newsticker/data/jk-23.04.03-012/

Archivierung von historischen EDV-Forschungsdaten durch das Kölner ZHSF

Das Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität Köln archiviert Primärmaterial (Daten, Fragebögen, Codepläne) und Ergebnisse empirischer Untersuchungen. Das Zentralarchiv ist ein Institut der GESIS (Gesellschaft sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen). In das Archiv eingegliedert wurde 1987 das Zentrum für Historische Sozialforschung (ZHSF).

Eine der wichtigsten Aufgaben des ZHSF, so dessen Leiter Professor Rainer Metz in einem Beitrag für H-Soz-u-Kult, ist die Archivierung, Aufbereitung und Dokumentation maschinenlesbarer historischer Forschungsdaten mit dem Schwerpunkt Historische Sozial- und Wirtschaftsforschung. Damit sei sicher gestellt, dass dieses EDV-Material, das häufig unter großem finanziellen Aufwand aus den Archiven erhoben und aufbereitet wurde, für die wissenschaftliche Nutzung auch langfristig zur Verfügung steht. Diese Datensicherung sei gerade in einer Zeit, in der sich die EDV-technischen Bedingungen immer schneller ändern, von größter Bedeutung, will man verhindern, dass wertvolles Material verloren geht.

Auch nach Abgabe der Daten an das Archiv behalte der Historiker die Kontrolle über seine Daten. Über jede weitere Nutzung kann er individuell entscheiden. Etwaige Befürchtungen, dass mit der Abgabe der Daten an das Archiv die „Verfügungsmacht“ über diese verloren ginge, seien daher unbegründet.

Im ZHSF sind gegenwärtig annähernd 160 historische Studien (darunter auch sehr umfangreiche) archiviert, von denen ca. 140 Studien über eine standardisierte Kurzbeschreibung recherchierbar sind. Ein Gesamtverzeichnis ist erhältlich, indem man dort im Feld „ZA Kategorie“ den Text „Historische Sozialforschung“ einträgt und im Feld „Trefferzahl“ den Wert erhöht. – Mit der Aufahme der Studien in den Online-Katalog des Archivs werden sie weltweit einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit vermittelt, wodurch die Studien zusätzliche Sichtbarkeit erhalten.

Neben den teilweise recht bekannten archivierten Studien sei eine im Jahr 2002 realisierte Datenbank zur Historischen Statistik von Deutschland im Internet besonders zu erwähnen, die gegenwärtig u.a. die Studierendenstatistik mit mehr als 50.000 Zeitreihen enthält. Die Datenbank ermöglicht dem Nutzer nicht nur die gezielte Recherche nach einzelnen Variablen, sondern auch die Auswahl und den Download ausgewählter Daten. Es ist geplant, sowohl alle im ZA/ZHSF archivierten Zeitreihen-Daten, als auch die bislang von der Forschung aufbereiteten, aber noch nicht an das Archiv abgegebenen Datensätze der Historischen Statistik in diese Datenbank zu integrieren.

Internet-Präsentation des Geheimen Staatsarchivs PK

Hatte das GStA PK im Jahr 2000 erstmals eine Tektonik seiner Bestände, Nachlässe und Sammlungen in Buchform vorgelegt [Archivarbeit für Preußen. Symposion der Preußischen Historischen Kommission und des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz aus Anlass der 400. Wiederkehr der Begründung seiner archivischen Tradition. Hg. von Jürgen Kloosterhuis (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Arbeitsberichte 2). Berlin 2000, S. 71-257 (auch als CD-Rom erhältlich)] und damit einen für Benutzer und Mitarbeiter gleichermaßen bequemen archivischen Zugang zu den rund 35 km Archivalien geschaffen, die nach der Vereinigung der Bestände des GStA PK mit denen des ehemaligen Zentralen Staatsarchivs / Dienststelle Merseburg in Berlin zusammengeführt worden waren, so möchte das GStA PK mit seiner jetzt allgemein zugänglichen Internetpräsentation sein Informationsangebot auf eine wesentlich breitere Basis stellen.

Die Konzeption der Homepage wurde von langer Hand und mit Blick auf bereits vorhandene archivische Web-Seiten vorbereitet. Der Leitgedanke lautete: den Service für die optimale Vorbereitung der Archivbenutzer und -benutzerinnen auf einen Besuch des GStA PK mit einer seriösen Selbstdarstellung des Hauses verbinden. Diesen Zielen dienen die breit gefächerten Auskünfte (auch in Englisch und Polnisch) zur Benutzung der Bestände, Nachlässe und Sammlungen (einschließlich der Möglichkeit, Arbeitsplätze zu reservieren und Archivalien vorzubestellen), zur Geschichte des Archivs und zu seinen gegenwärtigen Arbeitsschwerpunkten oder zum käuflichen Erwerb von Publikationen, Siegelreproduktionen oder Ansichtskarten – die übrigens auch die andernorts übliche „Zimelienschau“ ersetzen und gleichzeitig Schlaglichter auf Höhe- und Tiefpunkte Brandenburg-preußischer Geschichte werfen. Im Mittelpunkt steht jedoch der umfassende Archivalien-Nachweis der Bestände, Nachlässe und Sammlungen, der für das digitale Medium aufbereitet und mit verschiedenen neuen Recherchemöglichkeiten ausgestattet wurde. So wird neben der provenienzmäßigen Suche auch die nach einzelnen Stichworten über alle Bestände hinweg möglich. Außerdem bietet eine Schlagwortauswahl die Zusammenstellung von Informationen über im GStA PK vorhandene, aber auch über fehlende Quellen zu insgesamt 33 häufig nachgefragte Themen. Die Liste reicht von „Adel“ über „Einbürgerungen im 19./20. Jahrhundert“, „Militärische Personalnachweise“, „Reformation in Brandenburg-Preußen“ bis zu „Zwangsarbeitereinsätze während des II. Weltkriegs“. Eine originelle, den Provenienzgedanken mit dem Benutzeranliegen eng verknüpfende Recherchemöglichkeit wird mit der geographischen Suche geboten: Über zwei Karten, die die preußischen Territorien im 17./18. Jahrhundert  und im 19./20. Jahrhundert zeigen, können zu jedem einzelnen Landesteil, von Tauroggen bis Ansbach/Bayreuth, von der Rheinprovinz bis zur Provinz Ostpreußen die jeweils relevanten Überlieferungen des GStA PK ermittelt werden; darüber hinaus wird auf weitere Archive mit einschlägiger Überlieferung – sofern möglich mit Link – verwiesen. Das GStA PK positioniert sich damit wieder im Zentrum einer virtuellen Archivlandschaft, die im internationalen Kontext von Neufchâtel bis Olsztyn (Allenstein) reicht, und damit seinem historischen Auftrag, einerseits das preußische Archiverbe zu wahren und andererseits jedermann zugänglich zu machen, in besonderer Weise gerecht wird.

Deutlich hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang darauf, dass zur Zeit die Tektonik die Grundlage aller Angaben zu den Beständen, Nachlässen und Sammlungen darstellt, die Auskünfte daher zunächst mit der Angabe der Bestandssignaturen, der Gesamtlaufzeit, des Umfangs und der Findmittel enden. Im nächsten Schritt werden Beständeübersichten, schließlich auch Findbücher, sobald die entsprechende archivische und technische Aufbereitung erfolgt ist, den Benutzern ebenfalls online zur Verfügung gestellt werden. So wird voraussichtlich im Frühjahr 2003 die Beständeübersicht zur II. Hauptabteilung Generaldirektorium im Internet präsentiert und die bisher möglichen Recherchefunktionen damit nochmals erheblich vergrößert werden können.

Eine weitere Besonderheit sind die angebotenen „Archivischen Arbeitshilfen“ (Untermenü „Benutzung“). Sie reichen von einem Historischen Atlas, der die territoriale Entwicklung Preußens veranschaulicht, über eine Zeitleiste, ein Behördendiagramm, dem Kompendium „Amtliche Aktenkunde der Neuzeit“, beispielhaft gezeigten Etappen des Geschäftsgangs des Generaldirektoriums bis hin zu kommentierten Schriftbeispielen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, die sich eher an ungeübte Benutzer wenden und diesen den Gang ins Archiv erleichtern wollen.

Abschließend bleibt zu bemerken, dass alle im Rahmen der Internet-Präsentation gebotenen Hilfsmittel die Arbeit im Archiv vorbereiten und erleichtern, nicht zuletzt auch dazu ermuntern möchten – ersetzen können und wollen sie einen Archivbesuch jedoch nicht!
(Quelle: H-Soz-u_Kult, 23.4.03)

Autorin:
Dr. Ingeborg Schnelling
Archivstraße 12-14
D-14195 Berlin (Dahlem)

Tel: +49 30 83901-00
Fax: +49 30 83901-180
eMail

Säkularisation im Kloster Schussenried

Das ehemalige Prämonstratenserkloster Schussenried eignet sich in besonderer Weise, um im Rahmen der Großen Landesausstellung Baden-Württemberg „Alte Klöster – neue Herren“ des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart an Vorgeschichte, Verlauf und Auswirkungen der Säkularisation seit 1803 zu erinnern. Die Mönche mussten ihr Kloster verlassen, obgleich es zuvor bereits Tendenzen einer katholischen Aufklärung auch in Schussenried gegeben hatte. 1782 endete, wie die SZ (vom 22.4.) ausführlich darlegt, nach drei Jahren erbitterten theologischen Ringens der „Kappenstreit“ mit einem Sieg der Reformer. Fortan durften die Prämonstratenser neben den traditionellen, unbequemen weißen Biretts weiche, schwarze Kappen tragen. Ansonsten forcierten die Mönche ihre wissenschaftlichen Anstrengungen, um den Ruch des Unzeitgemäßen loszuwerden.

Info:
Alte Klöster – Neue Herren. Säkularisation im deutschen Südwesten
vom 12. April bis 5. Oktober 2003 im Neuen Kloster in Bad Schussenried
(Katalog und zwei Aufsatzbände. Verlag Thorbecke, Ostfildern. 30 Euro)

Kontakt:
Zentrale Informations- und Buchungsstelle zur Landesausstellung
Klosterhof 1
88427 Bad Schussenried

Konferenzankündigung:
Die Säkularisation im Prozess der Säkularisierung Europas
(12.05.2003-15.05.2003, Neues Kloster)
Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur e.V. mit Unterstützung der Stiftung Oberschwaben, Bad Schussenried
Wissenschaftliche Organisation: Prof. Dr. Peter Blickle, Universität Bern

Programm

Sonntag, 11. Mai 2003, 19 Uhr:
Prof. Dr. Alfred Grosser, Paris: Säkularisierung und „laïcité“. Welche Bedeutung für Europa gestern und heute?

Montag, 12. Mai, vormittags 9-13 Uhr plenar
– Prozesse der Entsakralisierung in der europäischen Geschichte
Diskussionsleitung: Prof. Dr. Kaspar von Greyerz

Prof. Dr. Herfried Münkler, Berlin: Die Säkularisierung der Macht und die Autonomie des Staates
Prof. Dr. Paolo Prodi, Bologna: Konkurrierende Mächte – Verstaatlichung kirchlicher Macht und Verkirchlichung der Politik
Prof. Dr. Rudolf Schlögl, Konstanz: Rationalisierung als Entsinnlichung religiöser Praxis in der Neuzeit
Prof. Dr. Walter Sparn, Erlangen-Nürnberg: Frömmigkeit ohne Kult. Die Rationalisierung der Religionen

Montag, 12. Mai, nachmittags 15-18 Uhr in zwei Sektionen
– Gelungene und gescheiterte Säkularisierung an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit

Sektion 1 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. André Holenstein):
Dozent Dr. Thomas Fuchs, Berlin: Spätmittelalterliche Frömmigkeit und Rationalisierung der Religion – Beobachtungen in der süddeutschen Städtelandschaft
Prof. Dr. Peter Blickle, Bern: Luther, Zwingli, Schappeler und die Sakralisierung von Macht in Süddeutschland
Dr. Sabine Ullmann, Augsburg: Zwei Konfessionen in einem Land – Stabilisierung oder Dekonstruktion der Religion

Sektion 2 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Rudolf Schlögl):
Prof. Dr. Arnold Angenendt, Münster: Sakralisierung und Säkularisierung im späten Mittelalter
Prof. Dr. Bernd Roeck, Zürich: Theozentrisch – anthropozentrisch. Die Begründung der Moderne aus der Renaissance durch Jacob Burckhardt
Prof. Dr. Thomas A. Brady, Jr., Berkeley: Reformation als Rechtsbruch – Nationalisierung und Territorialisierung der Religionen

Plenarsitzung – Berichte der Diskussionsleiter

Dienstag, 13. Mai, vormittags 9-13 Uhr in zwei Sektionen
– Implodierendes Altes Europa

Sektion 1 (Diskussionsleitung: Prof. Dr.Wolfgang Wüst):
Prof. Marc R. Forster, New London: Barock als Herrschaftsstil und  Ausdruck der Alltagskultur in Oberschwaben
Prof. Dr. Wolfgang von Hippel, Heidelberg: Verhinderter Aufschwung? Agrarkonjunktur, Arbeitsmarkt und Architektur
Dr. Hartmut Zückert, Köln: Das schlechte Gewissen der Prälaten – Fronstreik frommer Bauern

Sektion 2 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Heribert Smolinsky):
Prof. Dr. Kaspar von Greyerz, Basel: Barock als Sakralisierung Europas?
Prof. Dr. Heinz Duchhardt, Mainz: Absolutismus als Säkularisierung Europas?
Prof. Dr. Peter Hersche, Bern: Barrieren gegen den „Fortschritt“: Die katholische Barockkultur
Prof. Dr. Heinrich R. Schmidt, Bern: „Verfall der Religion“. Epochenwende um 1700?

Dienstag, 13. Mai, nachmittags 15-18 Uhr in zwei Sektionen
– Napoleon ist an allem schuld?

Sektion 1
Prof. Dr. Andreas Holzem, Tübingen: Die Säkularisation in Oberschwaben
Prof. Dr. Konstantin Maier, Eichstätt: Klosterstaat zwischen Verstaatlichung und Privatisierung (Korreferat)
Dr. Vadim Oswalt, Weingarten: Frömmigkeit im ländlichen Oberschwaben – nach der Säkularisation

Sektion 2
Prof. Dr. André Holenstein, Bern: Helvetik und Säkularisation
Prof. Dr. Winfried Schulze, München: Die Säkularisation als Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation

Plenarsitzung – Berichte der Diskussionsleiter

Mittwoch, 14. Mai, vormittags 9-13 Uhr in zwei Sektionen
– Formatierungsprobleme eines neuen Europa

Sektion 1 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Peter Blickle):
Prof. Dr. Franz Quarthal, Stuttgart: Die Mediatisierung des Adels in Oberschwaben
Prof. Dr. Rolf Kiessling, Augsburg: Die Munizipalisierung der Reichsstädte
Dr. Andreas Schmauder, Ravensburg: Von der Reichsstadt zur Oberamtsstadt

Sektion 2 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Günter Lottes):
Prof. Dr. Michael Maurer, Jena: Konfessionelle Identität des Bürgertums um 1800
Prof. Dr. Lothar Gall, Frankfurt: Vom Untertan zum Staatsbürger
Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Graf, München: Politische Theorie und säkularisierter Staat

Plenarsitzung 12.30 – Berichte der Diskussionsleiter

Donnerstag, 15. Mai, vormittags 9-12 Uhr in zwei Sektionen

Sektion 1 (Diskussionsleitung:. Prof. Dr. Harm Klueting):
Prof. Dr. Hans-Georg Wehling, Stuttgart: Integration und Regionalisierung in Oberschwaben
Prof. Dr. Gerhard Besier, Heidelberg: Die Reorganisation der Kirche in Süddeutschland 
Elmar Kuhn, Friedrichshafen: Rückständig und glücklich? Frömmigkeit in Oberschwaben heute

Sektion 2 (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Hartmut Lehmann):
Prof. Dr. Günter Lottes, Potsdam: Katholizismus und Staat in Frankreich
Prof. Dr. Wolfgang Schieder, Köln: Religion und Kirche – Institutionalisierungen

Plenarsitzung – Berichte der Diskussionsleiter

Donnerstag, 15. Mai, nachmittags 14-16 Uhr plenar
– Resakralisierung der Moderne?
Diskussionsleitung: Prof. Dr. Marina Cattaruzza

Prof. Dr. Hugh McLeod, Birmingham: The modern world – secularized or not?
Prof. Dr. Emilio Gentile, Rom: „Political religions“ in the 20th century

Schlußdiskussion

Entsprechend den räumlichen Möglichkeiten ist der Kongreß in beschränktem Umfang für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Tagungsbeitrag beträgt :EUR 20. Studierende erhalten einen Zuschuß zu den Aufenthaltskosten in Bad Schussenried. Bei der Anmeldung ist anzugeben, welche Sektionen an welchen Tagen besucht werden wollen.

Anmeldungen sind zu richten an:
Geschäftsstelle der Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur,
Kreiskulturamt,  Albrechtstraße 75,  D-88045 Friedrichshafen,
Tel. 0049 (0)751 204 870, e-mail
oder
Historisches Institut der Universität Bern, Sekretariat Hedy
Werthmüller, Länggassstr. 49, CH 3000 Bern 9, Tel. 0041 (0)31 631 8389,
e-mail

Wechsel an der Spitze des Evangelischen Zentralarchivs

Der langjährige Leiter des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin (EZA), dem gemeinsamen Archiv der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Kirche der Union (EKU), Kirchenarchivdirektor Dr. phil. Hartmut Sander, vollendete am 22. März sein 65. Lebensjahr und trat Ende März in den Ruhestand. Sander leitete das EZA seit 1980. Das EZA ist 1979 durch die Zusammenführung des EKD- und des EKU-Archivs gebildet worden und hat seinen Sitz am Bethaniendamm 29. Als neue Leiterin wurde zum 1. April die bisherige Stellvertreterin Sanders, Kirchenarchivdirektorin Dr. phil. Christa Stache (53), berufen (Meldung von EKU-online).

Katholische Kirche und der Holocaust – Neues aus dem vatikanischen Geheimarchiv?

„Pakt zwischen Himmel und Hölle“, übertitelt DER SPIEGEL seinen Beitrag, der einmal mehr die Frage aufwirft, inwieweit die katholische Kirche eine Mitschuld am Holocaust trägt. Erstmals hat der Vatikan nun sein Geheimarchiv für unabhängige Forscher geöffnet, und die bisher gesichteten Dokumente zeigen: Allzu sehr hatten die Päpste damals nur das Wohl ihrer Gläubigen im Sinn.

–> Hier geht es via Spiegel-Online für 0,40€ zum vollständigen Artikel.

UNESCO-Empfehlungen zum Schutz des kulturellen Erbes des Irak

Eine Gruppe von rund 30 Fachleuten, die auf Einladung des Generaldirektor Matsuura am 17. April bei der UNESCO zusammenkam, veröffentlichte eine Liste von Empfehlungen, um auf breiter internationaler Basis Anstrengungen zur Sicherung des kulturellen Erbes des Irak zu unternehmen und um weitere Zerstörungen, wie sie sich nach den jüngsten Plünderungen in den Museen, Archiven und Bibliotheken des Landes ereignet haben, zu unterbinden. Die Experten erinnerten die Koalitionstruppen der Amerikaner und Briten nicht nur daran, auf das Haager Abkommen von 1954 für den Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten Acht zu geben, sondern kamen auch über folgende Empfehlungen überein:
1. Umgehende Bewachung und Sicherung sämtlicher Museen, Bibliotheken, Archive, Baudenkmäler und Gedenkstätten;
2. Sofortiges Exportverbot aller Kunstgegenstände, Antiquitäten, Bücher und Archivalien aus dem Irak;
3. Sofortiges internationales Handlungsverbot mit Gegenständen des irakischen kulturellen Erbes;
4. Aufruf zu freiwilliger und umgehender Rückgabe gestohlener oder illegal aus dem Irak exportierter Kulturgüter;
5. Sofortige Einsetzung einer Untersuchungskommission unter Aufsicht der UNESCO zur Schätzung der eingetretenen Zerstörungen und Verluste irakischen Kulturgutes;
6. Förderung internationaler Anstrengungen zur Unterstützung der irakischen Kultureinrichtungen.

Der UNESCO-Generaldirektor Koïchiro Matsuura wies aus Anlass des Expertentreffens darauf hin, dass das Schicksal des kulturellen Erbes des Irak in den Händen der internationalen Gemeinschaft läge (vgl. das Statement Matsuuras vom 17.4.2003).

Editionsvorhaben Bozen Süd – Bolzano Nord

Das Forschungsprojekt „BOZEN SÜD – BOLZANO NORD. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung Bozens bis 1500“ zielt auf die Edition der gesamten kommunalen Urkunden- und Aktenüberlieferung Bozens (Südtirol, Italien) aus Spätmittelalter und Früher Neuzeit ab. Das Vorhaben möchte zugleich – in kulturwissenschaftlicher Perspektive – Grundlagen für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Geschichte von Schriftlichkeit, vormoderner Bikulturalität, Genese von Herrschaft sowie raumgeografischen und rechtshistorischen Bedingungsfaktoren von Akkulturation gewinnen.

Aus der Projektbeschreibung: „Die Lage Bozens und seiner Mikroregion am Schnittpunkt der beiden großen Kultursysteme Deutschland und Italien wurde selten bestimmender für die kulturelle, ökonomische, soziale und politische Entwicklung als in der Phase des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Die singuläre Bikulturalität Bozens in der Zeit des Alten Reichs findet bereits in den unmittelbar benachbarten Räumen Trient bzw. Brixen/Innsbruck keine Entsprechung mehr und verdeutlicht den Lagevorteil der Stadt an den zentralen alpenquerenden Verkehrs- und Kommunikationswegen. Die Quellen zur Bozner Geschichte stellen ein eindrucksvolles Denkmal alteuropäischer Schriftlichkeit auf kleinregionalem Raum dar. Die Vielfalt der kommunalen Überlieferung macht auch deutlich, dass die Alpen keine kulturelle Barriere für die Entwicklung der alteuropäischen Schriftlichkeit darstellte. Gerade die Lage im Grenzbereich nord- und südalpiner Kulturtechniken war eine überaus günstige Voraussetzung für die Professionalisierung von Verwaltung und Herrschaft in der Phase ihrer Kommunalisierung und Territorialisierung.“

Einzelne Quellen können hier aufgerufen werden. Diese Auswahl soll sukzessive erweitert werden, aber
die eigentliche Publikationsform wird eine zweibändige Edition in Regestenform der gesamten städtischen Überlieferung von den Anfängen um die Mitte des 13. Jhs. bis zum Jahr 1500 sein. Der Umfang liegt bei ca. 1.500 Einheiten. Das Projekt soll 2005 abgeschlossen sein.

Kontakt:
Hannes Obermair
Stadtarchiv Bozen
Lauben 30, I-39100 Bozen/Bolzano
+39-0471-997457
+39-0471-997456

Weinstädter Akten ins Schwimmbad

Beutelsbach, Endersbach, Großheppach, Schnait und Strümpfelbach heißen die fünf einst eigenständigen Remstaldörfer, die sich 1975 zur Stadt Weinstadt zusammengeschlossen haben. Aus Raumnot konnten keine der danach angefallenen Akten mehr ins Archiv überführt werden. Da weder ein zentrales Magazin existiert noch ausreichend Platz in den zehn vorhandenen Notmagazinen besteht, schlug der neue Archivleiter des Stadtarchivs Weinstadt, Dr. Thomas Schwabach, nun Alarm, wie die Stuttgarter Zeitung am 16. April berichtet. Wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit drohe nicht nur Schimmelpilz, die bisher praktizierte dezentrale Archivstruktur sei außerdem mit einem äußerst hohen Aufwand verbunden. Zudem seien seit 1975 nicht nur keine Akten mehr übernommen worden, auch ist in den einzelnen Ämtern der Stadtverwaltung die rasch wachsende Aktenmenge immer wieder durch Aktenvernichtungsaktionen reduziert worden. Schwabachs Sorge: „Die bereits entstandenen stadtgeschichtlichen Überlieferungslücken für die Zeit ab 1975 sind noch nicht abzuschätzen.“ Ein oder zwei zentrale Magazine für die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichenden und nach aktuellem Stand etwa 1.000 laufende Regalmeter füllenden Unterlagen der fünf Wengerterflecken seien daher dringend erforderlich und lohnenswert. Besserung scheint jedoch in Sicht zu sein. Denn im Erdgeschossbereich des Beutelsbacher Stiftsbades könnten in zwei freigewordenen Räumen einige der verstreuten Akten zusammengeführt werden. In den beiden Räumen mit knapp 100 Quadratmeter Größe betrage die Luftfeuchtigkeit trotz räumlicher Nähe zum Schwimmbecken lediglich aktenfreundliche 50 Prozent. Etwa die Hälfte der momentanen Bestände könnte dort laut Schwabach „dauerhaft und sicher“ gelagert werden. Für die übrigen Bestände müsse allerdings auch noch ein hinreichend trockenes und großes Domizil gefunden werden.

Monografie über die »Geburt der Kartei aus dem Geist der Bibliothek«

»Welch ein Versprechen 1929: „Karteien können alles“! Sie erschien in der „Zeitschrift für Organisation“. Dabei hatte das Zettel-Erstellen, das Abtrennen von Informationseinheiten zu einzelnen, beliebig verschiebbaren Elementen bereits eine lange Tradition, der man sich freilich nicht bewusst war oder die man bewusst verschwieg. Krajewski spürt die Traditionslinien auf in den Papierschnipseln Konrad Gessners (1516-1665), die nichts Geringerem dienten als dem Erstellen eines den Wissensstand seiner Zeit abdeckenden, die Inhalte umfassend erschließenden Buchkatalogs. Noch dienten die Zettel als flexible „Zwischenspeicher“ für das eigentlich intendierte Produkt, für die gebundene, linear aufgebaute Publikation.

Erst um 1800 erfolgte die Trennung der Aufgabenbereiche: Zwischenprodukt, Hilfsmittel der Narration, also Exzerptordner einerseits, selbstständiger, auf Dauer angelegter Speicherort strukturierter Informationen andererseits. Dabei erfolgte die Entdeckung des Zettelkastens als Verwaltungsmaschine nicht zufällig im aufgeklärten Österreich Maria Theresias und Josephs II. Hier diente der Zettelkasten als Mittel der Konskription von Soldaten und der Beherrschung der Bücherflut, die nach der Säkularisierung der Klöster in Wien eintraf. Freilich, noch erfolgten die Einträge in der Wiener Hofbibliothek auf großen Blättern, und noch wurden diese in Katalogkapseln aufgehoben, mit dem Ziel, einen gedruckten Katalog zu erstellen. Und nur der schiere Umfang, die Größe und die Weltereignisse sorgten dafür, dass es beim Provisorium blieb.«
vollständige Rezension von Markus Krajewski: Zettelwirtschaft. Die Geburt der Kartei aus dem Geist der Bibliothek (= copyrights; Bd. 4), Berlin: Kulturhaus Kadmos 2002, durch Armin Heinen, Historisches Institut der RWTH Aachen:
http://www.sehepunkte.historicum.net/2003/04/3931659291.html