Museum in Theorie und Praxis

Im Mai 2009 beginnt das museumswissenschaftliche Forschungsprojekt \“wissen&museum", eine neue Kooperation zwischen dem Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA), dem Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft und dem Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen sowie dem Institut für Wissensmedien Tübingen (Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft). Ziel dieses bislang einzigartigen Projekts ist es, am Beispiel der Ausstellungen des Literaturmuseums der Moderne Übersetzungsvorgänge in Ausstellungen zu untersuchen und Theorien zu entwickeln, die über den Einzelfall hinaus Wissens- und Vermittlungsprozesse des Museums erklären können.

Das Forschungsprojekt " wissen&museum" bringt aktuelle Erkenntnisse und Methoden der Museumswissenschaft, der Kunst- und Bildwissenschaft sowie der Medien-, Informations- und Kognitionswissenschaft in produktiven Dialog mit den Beständen des DLA und deren Präsentation am Ort. Mit dieser neuartigen Form universitär-außeruniversitärer Zusammenarbeit soll der Transfer von Theorie und Praxis optimiert und qualifizierter Nachwuchs für das boomende Ausstellungswesen methodisch wie praktisch ausgebildet werden. So sollen die vier Wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums sowohl in der Museumsforschung als auch – im Rahmen eines Volontariats – in der praktischen Arbeit qualifiziert werden. Das Pilotprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und läuft über drei Jahre. Seinen Abschluss bildet eine gemeinsam konzipierte und theoretisch reflektierte Ausstellung zum Epochenjahr 1912, die im April 2012 im Literaturmuseum der Moderne eröffnet wird.

Den offiziellen Auftakt des Projekts macht ein Vortrag der Kunsthistorikerin Beatrice von Bismarck (Leipzig) zum Thema „Archiv in Bewegung. Christian Philipp Müllers ausstellendes Forschen“. Die Veranstaltung findet am Montag, dem 18. Mai 2009, um 18.30 Uhr im Humboldt-Saal des Deutschen Literaturarchivs Marbach statt. Beatrice von Bismarcks Vortrag reflektiert dieses Verhältnis von Ausstellungstheorie und -praxis am Beispiel des Künstlers Christian Philipp Müller. Die Arbeit mit kulturellen Archiven stellt einen wesentlichen Bestandteil seines künstlerischen Schaffens dar. Seit den späten 1980er Jahren nutzt der in der Schweiz geborene und in New York lebende Künstler gesammelte und gespeicherte Materialien, die er in aktuelle Zusammenhänge stellt und eng in die kuratorische Arbeit einbindet. Selbstreflexiv in der Anlage, verschränken die Arbeiten ästhetische, semantische, soziale und ökonomische Perspektiven miteinander und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zu dem aktuellen Diskurs, der um kuratorisches Wissen geführt wird.

Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Museum
Postfach 1162
71666 Marbach am Neckar
Tel.: 07144 / 848 – 600
Fax: 07144 / 848 – 690
museum@dla-marbach.de

Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft
Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Sprecher der Arbeitsgruppe)
Burgsteige 11 (Schloss)
72070 Tübingen
Tel.: 07071 / 29 – 72375
Fax: 07071 / 29 – 5330 
bernhard.tschofen@uni-tuebingen.de

Quelle: Pressemitteilung Uni Tübingen, 15.5.2009; Pressemitteilung DLA Marbach, 12.5.2009

Restaurierungskosten für Kölner Stadtarchiv schwer absehbar

Die Bundestagsfraktionen haben ihre Solidarität mit den Mitarbeitern des Historischen Archivs in Köln zum Ausdruck gebracht. Während einer Sitzung des Kulturausschusses am 13. Mai 2009 betonten sie, der Einsturz des Archivs Anfang März 2009 sei \“ein Ereignis, was an Dramatik kaum zu übertreffen\“ sei. Die Direktorin des Archivs, Bettina Schmidt-Czaia, und der Kulturdezernent der Stadt Köln, Professor Georg Quander, hatten über den Stand der Bergungsarbeiten berichtet. Besonders erkundigten sich die Abgeordneten nach den Kosten und den Finanzierungsmöglichkeiten.

\“Es grenzt an ein Wunder, dass nur zwei Menschen ums Leben gekommen sind\“, sagte Quander. Inzwischen sei klar, dass vom Archivmaterial zwar \“nicht alles verloren, aber alles beschädigt\“ sei. Der Verlust scheine größer als nach dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar zu sein. Viele Helfer, auch aus dem Ausland, helfen dabei, die Bestände zu sichern und später zu sortieren, sagte Quander. 80 Prozent des Materials seien inzwischen geborgen. Schwierig sei es, an die Papiere zu gelangen, die im Grundwasser in bis zu 30 Meter Tiefe lägen. \“300 große Wannen mit Fragmenten\“ würden bisher bearbeitet. Wegen der unterschiedlichen Materialien, Typografien und Handschriften werde es besonders schwierig, die Stücke zusammenzusetzen. Allein die bisherigen Kosten für die Bergung des Archivgutes bezifferte Quander mit 1,39 Millionen Euro. Die Restaurierungskosten schätzte er \“auf einen dreistelligen Millionenbetrag\“, dessen genaue Höhe schwer zu beurteilen sei. Dazu kämen unter anderem Kosten für einen Neubau des Archivs. Um Versicherungsgelder erhalten zu können, müsse zunächst die Schuldfrage am Einsturz des Gebäudes geklärt werden. Schmidt-Czaia ergänzte, die Sortierung der Fundstücke sei auch deswegen schwierig, weil sich das Gebäude beim Einsturz gedreht habe. Von der ersten bis zur sechsten Magazinetage sei alles durcheinandergewirbelt und man könne nicht vorhersagen, wo sich welches Objekt befinde. 

Quelle: Pressemitteilung Deutscher Bundestag, 13.5.2009

Tag der offenen Tür in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main

Zu einem Blick hinter die Kulissen lud die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt am Main im Rahmen der hessenweiten Aktion \“Ein Tag für die Literatur" mit einem Tag der offenen Tür am 10. Mai 2009 ein. Führungen durch den Lesesaal und die unterirdischen, fußballfeldgroßen Magazine, Präsentationen des Deutschen Exilarchivs 1933 – 1945, Haustechnik-, Kunst- und IT-Führungen standen ebenso auf dem Programm wie Informationen zur Sammlung und zu den Dienstleistungen der Deutschen Nationalbibliothek. Ein Höhepunkt des Tages war die Lesung \“Meinem besten Porträtisten …\“. Der Frankfurter Schauspieler Jochen Nix präsentierte Texte und Porträts aus dem deutschsprachigen Exil. Die Führung durch die Ausstellung \“Buch Gestalten. Made in China\“ der Stiftung Buchkunst gewährte einen Einblick in die chinesische Buchgestaltung zwischen Tradition und Innovation.

Weitere Themen waren die Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, eine kleine Ausstellung mit Besonderheiten aus der Sammlung der Bibliothek sowie das Archiv und die Bibliothek des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die in der Deutschen Nationalbibliothek gepflegt werden. Die Bibliothek und das Historische Archiv des Börsenvereins sammeln möglichst umfassend gedruckte wie ungedruckte Materialien zum deutschen Buchhandel und Verlagswesen in Geschichte und Gegenwart, erschließen sie und machen sie jedem Interessierten zugänglich: Bücher und Zeitschriften ebenso wie zum Beispiel Autographen, Porträts und Plakate. Mit ihren umfangreichen Beständen zählen Archiv und Bibliothek des Börsenvereins auf diesem Gebiet zu den bedeutendsten Spezialsammlungen in Deutschland. Der Börsenverein übergab 2002 der Deutschen Nationalbibliothek die Bestände seiner Bibliothek und seines Historischen Archivs als Dauerleihgabe. Im Gegenzug verpflichtete sich die Deutsche Nationalbibliothek zur Weiterführung der Sammlungen und der damit verbundenen Dienstleistungen. Archiv und Bibliothek des Börsenvereins werden so in ihr nationalbibliothekarisches Umfeld und Überlieferungskontinuum eingebettet.

Kontakt
Deutsche Nationalbibliothek 
Archiv und Bibliothek des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
Hermann Staub 
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main 
Tel.: 069 / 1525 – 1545
Fax: 069 / 1525 – 1010 
h.staub@d-nb.de

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Nationalbibliothek, 30. April 2009 ; Archiv und Bibliothek des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Ausstellung zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy

Im Goethe- und Schiller-Archiv eröffnete am 6. Mai 2009 die Klassik Stiftung Weimar die Ausstellung »Es ist ein himmlischer, kostbarer Knabe …«. Der 200. Geburtstag des Musikers gibt den Anlass zu einer kleinen Schau kostbarer Autographen aus den Beständen des Goethe- und Schiller-Archivs, die von Bildnissen aus den Graphischen Sammlungen des Goethehauses begleitet werden.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), Enkel des berühmten Philosophen Moses Mendelssohn, gehört zu den herausragenden Musikerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Die Hauptstationen auf seinem kurzen Lebensweg waren Berlin und Leipzig. Auf ausgedehnten Reisen empfing er Inspirationen für seine schon zu Lebzeiten gefeierten Kompositionen. Die wohl nachhaltigste Begegnung erlebte er als Zwölfjähriger mit Goethe in Weimar. Der Dichter, nicht minder beeindruckt von der außergewöhnlichen Musikalität und dem liebenswürdigen Wesen des „himmlischen, kostbaren Knaben“, wie er ihn Lea Mendelssohn Bartholdy gegenüber nannte, sollte den Meisterschüler seines Freundes und Leiters der Berliner Singakademie Carl Friedrich Zelter noch vier Mal im Haus am Frauenplan begrüßen dürfen. Auch nach dem Tod des Dichters brach die enge Verbindung Mendelssohns zu Weimar und seinem Weimarer Freundeskreis um Goethes Schwiegertochter Ottilie, ihre Schwester Ulrike Pogwisch und Adele Schopenhauer nicht ab. Das Weimarer Angebot des Hofkapellmeisteramtes in der Nachfolge Johann Nepomuk Hummels lehnte er jedoch ab, da er sich von der vertrauten Leipziger Wirkungsstätte nicht trennen wollte.

Die Ausstellung zeigt noch bis zum 16. Mai 2009 mehr als 70 Exponate, darunter Originalbriefe von Felix Mendelssohn Bartholdy, seinen Eltern und weiteren Familienangehörigen, zwei eigenhändige Notenmanuskripte, Stammbucheintragungen und eine kleine Bleistiftzeichnung des Komponisten. Neben zeitgenössischen Abschriften und Frühdrucken Mendelssohnscher Kompositionen werden auch ein Tagebuch seines Freundes Eduard Devrient und das Autograph der Komposition »Großes Konzertstück über Mendelssohns Lieder ohne Worte« für zwei Klaviere von Franz Liszt präsentiert. Am 13. Mai 2009 hielt Dr. Ralf Wehner (Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig) einen Vortrag unter dem Titel »Meine Großmutter hat da ein paar alte Noten …« Zu verschollenen und wieder aufgefundenen Kompositionen von Felix Mendelssohn Barthold. Zur Weimarer Museumsnacht am 16. Mai 2009 werden von 20.00 bis 23.00 Uhr stündlich Führungen angeboten.

Kontakt
Goethe- und Schiller-Archiv
Hans-Wahl-Straße 4
99425 Weimar
Tel.: 03643 / 545 – 240 / 241
Fax: 03643 / 545 – 241
gsa@klassik-stiftung.de

Quelle: Pressemeldung Klassik Stiftung Weimar, 30.4.2009

Stadt Köln informiert Nachlassgeber und Depositare über aktuelle Situation

Am 11. Mai 2009 informierte die Stadt Köln die Nachlassgeber und Depositare der im Historischen Archiv eingelagerten Archivalien über den aktuellen Sachstand. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Fritz Schramma gab der Direktor der Kölner Berufsfeuerwehr, Stephan Neuhoff, einen Überblick über die aktuelle Situation an der Unglücksstelle und zur Bergung der Archivalien. Kulturdezernent Prof. Georg Quander stellte die Aktivitäten des Kulturdezernates im Zusammenhang mit der Bergung und Sicherung sowie die weiteren Schritte zur Restaurierung der Kulturgüter vor. Über 80 Prozent des Gesamtbestandes des Historischen Archivs konnten inzwischen geborgen werden.

Die Leiterin des städtischen Rechtsamtes, Ursula Herx, ging auf die rechtliche Thematik ein. Im Mittelpunkt der Informationen durch die Archivleiterin, Dr. Bettina Schmidt-Czaia, standen die Maßnahmen zur Versorgung der Archivalien sowie die aktuellen und in Planung befindlichen Einrichtungen des Historischen Archivs ,wie beispielsweise das Erstversorgungszentrum in Köln-Porz, der Mikrofilmlesesaal, der digitale Lesesaal und der geplante Wiederaufbau der Abteilung für Restaurierung und Digitalisierung.

Da nach dem Einsturz des Archivs neben der Vermisstensuche die Bergung und Sicherung der Archivalien im Vordergrund aller Aktivitäten stand, konnten erst nach und nach auch die Verwaltungsakten aus den stehen gebliebenen Büros geholt werden. Darunter befanden sich auch die Ordner mit den Adressen der über 800 Nachlassgeber und Depositare. Der Infoabend am Montag stellte somit die erste gemeinsame Kontaktaufnahme mit den Nachlassgebern dar und bildete den Auftakt zu einem weiteren engen Informationsaustausch mit ihnen. Zum Zustand der Nachlässe und Sammlungen, vor allem, um welche Bestände es sich genau handelt, kann erst nach Abschluss der Bergung und nach Auswertung der Erfassungslisten endgültig Verbindliches gesagt werden.

Quelle: Pressemitteilung Stadt Köln, 9.5.2009

Nominierungen für den Grimme Online Award

Das Portal \“Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte\“ ist am 12. Mai 2009 in Düsseldorf für den Grimme Online Award in der Kategorie Wissen und Bildung nominiert worden. Es zählt damit zu den 24 Websites, die aus über 1.700 Vorschlägen für die Endrunde ausgewählt wurden. Das Online-Archiv entstand in einem Kooperationsprojekt der Stiftung \“Erinnerung, Verantwortung und Zukunft\“ (EVZ) mit der Freien Universität Berlin und dem Deutschen Historischen Museum. Es öffnet den Zugang für die historisch-politische Bildung zu fast 600 Audio- und Video-Interviews mit Menschen aus 26 Ländern, die während des Nationalsozialismus Zwangsarbeit leisten mussten. Mit dem Preis zeichnet das Adolf-Grimme-Institut seit 2001 jährlich bis zu acht qualitativ hochwertige Websites in vier Kategorien aus. Der Grimme Online Award wird am 24. Juni 2009 in Köln vergeben.

In ihrem Statement zur Bekanntgabe der nominierten Online-Angebote sagte die Nominierungskommission: \“\’Zwangsarbeit 1939-1945\‘ sammelt die Lebensgeschichten von Zwangsarbeitern in ausführlichen Video- und Tondokumenten und leistet damit einen besonderen Beitrag dazu, die Erinnerung an über zwölf Millionen Menschen, die im nationalsozialistischen Deutschland zur Zwangsarbeit gezwungen wurden, wach zu halten. Die Login-Pflicht der Seite zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen zeugt von der besonderen Verantwortung der Betreiber und stand einer Nominierung nicht im Weg.\“

\“Wir freuen uns außerordentlich über diese ehrenvolle Nominierung\“, so Prof. Dr. Nicolas Apostolopoulos, der Leiter des Centers für Digitale Systeme an der Freien Universität Berlin, wo das Online-Archiv in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich für die Geschichte Ostmitteleuropas von Prof. Dr. Gertrud Pickhan am Osteuropa-Institut der Freien Universität entsteht. \“Wir werden das Portal mit weiterem wissenschaftlichem Material und um Web-2.0-Funktionalitäten ergänzen und es so zu einem lebendigen Online-Archiv ausbauen. Mithilfe des Internet und der Stimmen der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter kann heute die Aufarbeitung dieses Kapitels der deutschen Geschichte besonders gefördert werden.\“

\“Zwangsarbeit 1939-1945\“ wurde bereits seit 2004 von der Stiftung EVZ vorbereitet. 32 Teams internationaler Institutionen zeichneten insgesamt 2000 Bänder mit den Erinnerungen ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter auf und sammelten dazu viele weitere Dokumente wie Fotografien. 2007 schlossen die Stiftung EVZ, die Freie Universität und das Deutsche Historische Museum die Kooperation und begannen mit der Digitalisierung, Verschlagwortung, Erschließung und Archivierung des umfangreichen Materials. Seit Januar 2009 steht die Plattform nun online zur Verfügung und wird seitdem fortlaufend weiterentwickelt. Außerdem hat das Deutsche Historische Museum eine Multimedia-Station in die Ständige Ausstellung integriert, die beispielhaft die Lebensläufe einzelner Interviewten darstellt, und diese Inhalte auch in sein Webangebot übernommen.

Des Weiteren gehört das Digitale historische Archiv Köln zu den 24 Internetangeboten, die für den diesjährigen Grimme Online Award nominiert sind! Es geht in der Kategorie "Spezial" an den Start! Beim Einsturz des historischen Archivs in Köln ist ein großer Teil des Gedächtnisses der Stadt verloren gegangen, eine kulturhistorische Katastrophe. Die Betroffenheit war so groß wie die Welle der Hilfsbereitschaft: Aus ganz Deutschland reisen Archivare, Studenten und Wissenschaftler an, um bei der Rettung der zerstörten Archivgüter zu helfen. Aber auch per Internet ist Hilfe möglich. Jeder der Abschriften, Kopien, Mikrofilme oder digitale Fotografien der Kölner Archivbestände hat, kann sie im digitalen historischen Archiv hochladen und so helfen, die Kölner Sammlung wieder zu vervollständigen. Eine einzigartige Geschichts-Notfallhilfe, die große Resonanz findet: Allein in den ersten vier Wochen gab es über 1.000 Uploads. Jeder Nutzer und jede Nutzerin des Historischen Stadtarchivs kann vorhandenes Archivmaterial in das Digitale Archiv einspeisen.

Bereits wenige Tage nach dem Einsturz des Historischen Archivs gründeten Dr. Holger Simon und Dr. Andreas Rutz das Digitale historische Archiv Köln. Dieses ist ein Gemeinschaftsprojekt von "prometheus – Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre e.V." und dem Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn, Abt. für Rheinische Landesgeschichte. Mit dem Historischen Archiv der Stadt Köln wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen. Unterstützt wird das Projekt von zahlreichen Institutionen aus den Bereichen Archiv, Restaurierung, Geschichtswissenschaft und Kunstgeschichte, allen voran die Berufsverbände. Darüber hinaus haben sich mittlerweile fast 400 Privatpersonen aus aller Welt als Nutzer registriert, die das Digitale Historische Archiv Köln nutzen und laufend um weitere Dokumente ergänzen.

Das Digitale Historische Archiv Köln wird zu einem digitalen Lesesaal für die Geschichte der Stadt Köln ausgebaut. Der digitale Lesesaal ist ein Internetauftritt, in dessen Mittelpunkt die Archivalien des Historischen Archivs stehen. Die jetzige Datenbank bietet die Grundlage, die durch Digitalisierungsprogramme stark vergrößert wird und baldmöglichst auch die geretteten Archivalien in digitalisierter Form aufnehmen soll. Der Lesesaal bietet allen die Möglichkeiten zur eigenen Forschung und zur Kommunikation. Eine digitale Bibliothek mit Lexika, Zeitschriftenaufsätzen und Büchern ergänzt das Archiv zur Kölner Geschichte. 

Kontakt
Center für Digitale Systeme (CeDiS)
Prof. Dr. Nicolas Apostolopoulos 
Ihnestr. 24 — Raum 101 
14195 Berlin 
Tel.: 030 / 838 – 52050 
Fax: 030 / 838 – 52843 
napo@cedis.fu-berlin.de 

Adolf-Grimme-Institut
Eduard-Weitsch-Weg 25
45768 Marl
Tel.: 02365 / 9189 – 0
Fax: 02365 / 9189 – 89
info@grimme-institut.de

Quelle: Pressemitteilung Uni Berlin, 12.5.2009; Nominierte des Grimme Online Award 2009; Aktuelles Digitales historisches Archiv Köln, 12.5.2009; Projekt Digitales Historisches Archiv Köln; Koeln Nachrichten, 13.5.2009

Ludwigshafen – Der Rhein in Literatur, Kunst und Musik

Begleitend zur Ausstellung \“Rhein\“, die am 4. Mai 2009 eröffnet wurde und den Rhein und die Entstehung der Stadt Ludwigshafen an seinem Ufer zum Thema hat, lädt die Stadtbibliothek Ludwigshafen, in Kooperation mit der VHS am Mittwoch, 13. Mai 2009, zu einem Vortragsabend ein. Unter der Überschrift \“Sei mir gegrüßt, mein Vater Rhein\“ gibt Daniel Werner einen Einblick in die künstlerische Auseinandersetzung vor allem des 19. Jahrhunderts mit dem Fluss. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Im Rahmen des Projektes \“Ludwigshafen sammelt\“ anlässlich des Jubiläums \“150 Jahre Ludwigshafen am Rhein\“ präsentiert die Stadtbibliothek, in Kooperation mit dem Stadtmuseum, dem Stadtarchiv Ludwigshafen a. Rh. und der Sammlerin Karin Bever noch bis zum 13. Juni 2009 die Ausstellung \“Rhein\“. Hervorgehoben wird darin die rasante, in Deutschland beispiellose, Entwicklung der Stadt im 19. Jahrhundert durch den Fluss. Gezeigt werden Schautafeln, Bilder und Texte aus dem Fundus von Stadtmuseum und Stadtarchiv, die dem Betrachter die Entstehungsgeschichte mit und durch \“Vater Rhein\“ verdeutlichen. Die Sammlerin Karin Bever vervollständigt die Ausstellung mit gesammelten und persönlichen Schriften und einer Auswahl ihrer Bücher und Objekte. Für Schulklassen besteht die Möglichkeit, gezielt mit dieser Ausstellung zum Thema Rhein und der Entwicklung der Stadt zu arbeiten. Daraus hervorgehende Resultate können im Geschichtslabor des Stadtmuseums Ludwigshafen präsentiert werden.

Kontakt
Stadtarchiv Ludwigshafen
Rottstraße 17
67061 Ludwigshafen am Rhein
Tel.: 0621 / 504 – 3047 und 504 – 2047
Fax: 0621 / 504 – 2433
stadtarchiv@ludwigshafen.de

Quelle: mrn-news, 8.5.2009; Ausstellungen und Veranstaltungen Stadt Ludwigshafen; Regio News, 1.5.2009

Erzherzog Johann – Mensch und Mythos

Mit dem Leben und Wirken Erzherzog Johanns als der populärsten historischen Gestalt der Steiermark sind viele auf Fakten ruhende Geschichten, aber auch so mancher Mythos verbunden. Das Steiermärkische Landesarchiv zeigt in seiner neuen Ausstellung "Erzherzog Johann – Mensch und Mythos“ zum 150. Todesjahr Erzherzog Johanns, die am 7. Mai 2009 eröffnet wurde, die historische Person und den Mythos, der sich um sie rankt. Neben dem „öffentlichen Menschen\“ und seinen Leistungen wird auch der „private Mensch\“ Erzherzog Johann dargestellt. Obwohl als Habsburger Mitglied eines der bedeutendsten Herrscherhäuser Europas wählte er sich eine Bürgerliche zur Frau. Die Urkunde über ihre Eheschließung zu nächtlicher Stunde in der Kapelle des Brandhofes und die Goldhaube Anna Plochls sind ebenso zu sehen, wie der Paraderock des Erzherzogs und zahlreiche andere bedeutende Exponate. Zur Nachkommenschaft ihres einzigen Sohnes – Franz Graf von Meran – zählen heute fast 1000 Personen. Ihnen ist eine Installation der Ausstellung gewidmet.

Im Mittelpunkt des zweiten Ausstellungsteiles stehen der „Steirer Erzherzog Johann\“ und der „Mythos Erzherzog Johann\“. Schon zu seinen Lebzeiten genoss der „steirische Prinz\“ großes Ansehen und eine volkstümliche Verehrung. Seine hohe Abstammung, die Ehe mit einer jungen Frau aus dem Volke, seine Wertschätzung der einfachen Menschen, ihrer Lebensweise und ihres Landes, sein „grauer Rock\“ und seine Leistungen für das Land waren die Voraussetzungen dafür. Er verkörperte alles, was es brauchte, um aus der Verehrung zur Verklärung der historischen Gestalt zu kommen. Bald nach seinem Tod begannen sich Elemente herauszukristallisieren, die ihn als eine regionale „Erlösergestalt" erscheinen ließen. Zu den an den Tatsachen orientierten wissenschaftlichen Werken gesellten sich Darstellungen des großen Mannes in Romanen, Gedichten, Theaterstücken und Filmen. Sein Leben und seine Leistungen enthielten den Stoff zur Verklärung, zum Entstehen eines Mythos. Die Ausstellung und die neueste Veröffentlichung des Landesarchivs ermöglichen einen Vergleich zwischen der historischen Realität und dem Mythos. Die Ausstellung läuft noch bis zum 27. November 2009 und kann jeden Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 17 Uhr, jeden Mittwoch von 9 bis 19 Uhr und jeden Freitag von 9 bis 13 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Steiermärkisches Landesarchiv
Amt der Steiermärkischen Landesregierung
Karmeliterplatz 3
8010 Graz-Burg
Tel.: 0316 / 877 – 4031
Fax: 0316 / 877 – 22 94
fa1d@stmk.gv.at

Quelle: Aktuelle Meldungen Steiermärkisches Landesarchiv.

Das Oberwiesenfeld. Exerzierplatz – Flugfeld – Olympiapark

Anlässlich der „Kulturtage Schwabing-West“ zeigt das Stadtarchiv München die Ausstellung "Das Oberwiesenfeld. Exerzierplatz – Flugfeld – Olympiapark" über die wechselvolle Geschichte des Oberwiesenfelds, das zuerst als Exerzierplatz und dann seit 1909 als Flugfeld genutzt wurde und seit der Olympiade 1972 das Naherholungsgebiet Olympiapark beheimatet. Der Name des Oberwiesenfeldes als Areal im Stadtgebiet von München soll vom 1792 erstmals erwähnten Wiesenfeldt stammen.

Das Oberwiesenfeld. Exerzierplatz – Flugfeld – Olympiapark
Ausstellung im Stadtarchiv München
Winzererstr. 68, 80797 München

Öffnungszeiten während der Kulturtage Schwabing-West
Donnerstag, 14. Mai 10–18 Uhr
Freitag, 15. Mai 10–18 Uhr
Samstag, 16. Mai 13–17 Uhr

Begleitprogramm
Donnerstag, 14. Mai, 16.30 Uhr
Dr. Brigitte Huber berichtet über Aufgaben und Bestände des Stadtarchivs

Führungen durch die Ausstellung
Freitag, 15. Mai, 16 Uhr: Klaus Bäumler präsentiert seine Forschungsergebnisse über einen jüdischen Friedhof am Maßmannpark

Samstag, 16. Mai, 15 Uhr: Elisabeth Angermair: Die Luftfahrt auf dem Oberwiesenfeld

Die Ausstellung bleibt nach den „Kulturtagen“ noch bis 4. Juli zugänglich!
Öffnungszeiten 18. Mai bis 3. Juli 2009
Mo, Di, Do 10–18 Uhr
Mi und Fr 10–15 Uhr (an Feiertagen geschlossen!)

Samstag, 4. Juli 2009 – „Tag der Offenen Tür“ der Landeshauptstadt München:
10 bis 17 Uhr

Eintritt frei!

Für Gruppen sind nach Voranmeldung Führungen möglich!
Kontakt: Elisabeth Angermair, Stadtarchiv München
Tel: 089/233-30842; Fax: 089/233-30830; elisabeth.angermair@muenchen.de

Sie erreichen das Stadtarchiv mit U2, Haltestelle Hohenzollernplatz, Straßenbahn-Linien 12 und 27, Bus 53 und 154, jeweils Haltestelle Nordbad

Studierende der FH Potsdam wiederholt bei der Rettung Kölner Archivalien benötigt

Das Stadtarchiv Köln hat nochmals um fachliche Hilfe für die Rettung der Kölner Archivalien gebeten. In der Zeit vom 12. bis 15. Mai 2009 werden 16 Studierende aus dem Fachbereich Informationswissenschaften mit ihrer Dozentin, Dr. Karin Schwarz, nach Köln reisen. „Wir werden im Erstversorgungszentrum wieder Akten, Urkunden, Karten, Filme und Fotos sowie Papierschnipsel reinigen, verpacken und auf Feuchtigkeit prüfen.“ Nach Einschätzung von Karin Schwarz sind die zu bewältigenden Aufgaben immer noch enorm. Unzählige Umzugskartons mit an der Unglücksstelle geborgenen Archivalien harren der weiteren Bearbeitung. „Die sind wie ein Überraschungsei“, berichtete eine Studentin vom vorangegangenen Hilfseinsatz Ende März. „Wenn man einen Karton öffnet, können dort ganz unversehrte, nur etwas staubige Archivalien drin enthalten sein, aber auch aufgequollene Amtsbücher, zerknitterte Karten oder ein Berg von Papierschnipseln.“

Die Aufgabe ist alles andere als angenehm: In Schutzanzügen und mit Staubmaske und Handschuhen wird 7 Stunden pro Tag gearbeitet, egal bei welcher Hitze. Dennoch: Die Studierenden der Fachhochschule Potsdam sind froh, einen Beitrag zur Rettung der Kölner Archivalien geleistet zu haben. Sie tun dies gänzlich freiwillig und unentgeltlich zusätzlich zu ihrem Studium und ihren Jobs. Bis Ende Mai hofft das Stadtarchiv Köln werden die Archivalien aus den Trümmern der Unglücksstelle geborgen sein. Dann ist der Trichter dran, der sich beim Einsturz gebildet hat und in welchen Massen von Beton gekippt wurden, um die Unglücksstelle zu stabilisieren. Was sich dort befindet weiß noch niemand. „Wir werden dem Stadtarchiv auch in den kommenden Monaten mit Tat und Rat beiseite stehen“, so Dr. Karin Schwarz. Die Arbeit für die Archivare und Restauratoren geht jetzt erst richtig los. 

Kontakt
Fachhochschule Potsdam
FB Informationswissenschaften – Studiengang Archiv 
Dr. Karin Schwarz 
Postfach 60 06 08
14406 Potsdam
Tel.: 0331 / 580 – 1528
Fax: 0331 / 580 – 2999 
schwarz@fh-potsdam.de

Quelle: Pressemeldung Fachhochschule Potsdam, 7.5.2009