Buch der Erinnerung, Juden in Bocholt von 1938 – 1945

Beim Gedenken an die Verbrechen der Pogromnacht 1938 werden sie genannt: die Namen der aus Bocholt deportierten 34 Juden. Doch kaum jemand verbindet 62 Jahre nach der Befreiung Bocholts von der NS-Diktatur noch etwas mit ihnen. Um dies zu ändern, legt Josef Niebur für den VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften jetzt das \“Buch der Erinnerung. Juden in Bocholt 1938 – 1945\“ in zunächst einem Exemplar vor. Im \“Buch der Erinnerung. Juden in Bocholt 1938 – 1945\“ sind Leben, Leidensweg und – wo bekannt – der Tag der Ermordung der jüdischen Bocholter festgehalten.

Die Gedenkseiten, 35 sind jetzt fertig, sind gleich aufgebaut. Sie enthalten ein Foto des Ermordeten. Da nur sehr wenige Fotos überliefert sind, wurden historische Zeitungsausschnitte zu den Einzelnen, wo auch die nicht vorhanden sind, Fotos der Häuser eingefügt, in denen sie vor der 1939 erfolgten Einweisung in ein Judenhaus wohnten. Für die Gedenkseiten sind alle derzeit bekannten Informationen aus der Einwohnermeldekartei, den Zeitungen \“Bocholter Volksblatt\“ und \“Grenzwarte\“ und Zeitzeugeninterviews ausgewertet worden. Die Daten der Ermordung wurden dem Gedenkbuch des Bundesarchiv Koblenz und des Internationalen Suchdienstes in Arolsen sowie dem niederländischen Werk \“Gedenk\“ entnommen. Oft steht auch dort nur \“unbekannt\“.

Das Gedenkbuch enthält neben Geleitworten von Sharon Fehr, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Münster, und von Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo eine kleine Zeitgeschichte zu \“Entrechtung und Ermordung der Bocholter Juden\“ sowie ein Verzeichnis aller bislang bekannten Juden, die in Bocholt geboren wurden, hier lebten oder von hier deportiert und ermordet wurden. Hier sind derzeit 124 Namen verzeichnet, bei elf weiteren Namen recherchiert Niebur derzeit noch, ob die Wohnortangabe \“Bocholt\“ zutrifft.

Der älteste der Ermordeten ist Salomon Goedhart, Jahrgang 1860, der schon 1911 nach Aalten verzog. Von dort noch 83-jährig deportiert, wurde er am 14. Mai 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Das jüngste Opfer ist Leo Landau, 1938 in Bocholt geboren. Er wurde am 10. Dezember 1941 in das Ghetto nach Riga deportiert und dort umgebracht.

Trotz über 20-jähriger Forschungstätigkeit ist Niebur nicht sicher, ob er bereits alle ermordeten Juden, die einmal in Bocholt wohnten, in seinem Verzeichnis aufgeführt hat. So werden jetzt im Buch die Gedenkblätter der 34 direkt aus Bocholt deportierten Juden und von Amalia Marcus sein, die aus Angst am 9. Dezember 1941 Selbstmord beging. Das Erinnerungsbuch wird nach Angaben des Arbeitskreises 2008 ergänzt werden. Bei der Zusammenstellung der Dateien und Fotos sowie dem Layout des Buches halfen ihm Vanessa Freitag und Bruno Wansing vom Fachbereich Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung.

Der Tag der ersten Deportation aus Bocholt, der 10. Dezember 1941, jährt sich am Montag zum 66. Male. An diesem Tag wird deshalb das \“Buch der Erinnerung Bocholter Juden 1938 – 1945\“ an Bürgermeister Peter Nebelo übergeben. Stellvertretend für den VHS-Arbeitskreis "Synagogenlandschaften" wird es von Benno Simoni überreicht. Simoni stammt aus Berlin und ist dort stellvertretender Vorsitzender der Synagogengemeinde Berlin – Sukkat Schalom -. Er ist der Großneffe der am 24. Januar 1942 von Bocholt nach Riga deportierten und dort ermordeten Regina Seif. Nebelo wird dieses Buch weiterreichen an Werner Koop, dem Regionaldirektor der Vereinigten IKK. In der dortigen Schalterhalle im Haus des Handwerks, Europaplatz 17, wird das \“Buch der Erinnerung\“ ab Dienstag, 11. Dezember 2007, für jeden zur Ansicht ausliegen. Auf dem Grundstück stand bis 1942 die Synagoge der israelitischen Gemeinde Bocholt.

Info:
Die Stunde der Erinnerung zur Übergabe des Erinnerungsbuches beginnt am Montag, 10. Dezember 2007 um 16 Uhr im Ratssaal des neuen Rathauses Bocholt am Berliner Platz.

Metadata for Semantic and Social Applications (CFP)

Das Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten (KIM) weist auf den Call for Papers für die International Conference on Dublin Core and Metadata Applications 2008 hin. Dieser steht unter http://dc2008.de/papers zur Verfügung. Die internationale Konferenz wird vom 22. bis 26. September 2008 in Berlin stattfinden. Themenschwerpunkt ist "Metadata for Semantic and Social Applications". Papers, Reports und Poster zum Themenschwerpunkt, und darüber hinaus auch zu weiteren Themen im Bereich Metadaten, sind bis 30. März 2008 willkommen. 

Veranstalter sind das Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten (KIM), Max Planck Digital Library, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen, Deutsche Nationalbibliothek, Humboldt Universität zu Berlin und Dublin Core Metadata Initiative (DCMI). Die Konferenz wird von Wikimedia Deutschland unterstützt. 

Informationen zur Konferenz und dem Call for Papers finden sich auf der Konferenzhomepage www.dc2008.de

Kontakt:
Mirjam Keßler
Deutsche Nationalbibliothek
Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten / Öffentlichkeitsarbeit
Adickesallee 1
D-60322 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-1525-1763
m.kessler@d-nb.de

»Mach Dir ein Bild von Bielefeld« – Auftaktveranstaltung im Stadtarchiv

„Der Kesselbrink ein romantischer Ort?“ – ungläubiges Staunen zeichnet sich auf den Gesichtern der Jugendlichen ab, als Historiker Bernd Wagner im Stadtarchiv Bielefeld Fotos des Platzes am Rand der Altstadt von 1925 zeigt. Schneller und nachhaltiger als jeder Text illustrieren Aufnahmen wie diese die massiven und kleineren Veränderungen im Stadtbild, wie gerade Bielefeld sie in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Und ohne Bilder bedarf es einer blühenden Fantasie, sich den Kesselbrink als fein gestaltete Parkanlage zum Flanieren vorzustellen.

Um nichts der Fantasie zu überlassen, sondern aktuelle Veränderungen im Profil der Stadt sowie Ereignisse und Entwicklungen dauerhaft zu dokumentieren, geht das Stadtarchiv an der Rohrteichstraße neue Wege: In Zusammenarbeit mit Bielefelder Realschülerinnen und Realschülern und begleitenden Lehrkräften sollen jetzt große Teile des Stadtgebietes stärker als bisher fotografisch beobachtet werden. In ihren Stadtteilen sollen die Jugendlichen nach dem Projektmotto „Mach Dir ein Bild von Bielefeld!“ selbst lohnende Motive ermitteln, den Auslöser betätigen und die auch schriftlich dokumentierten Bilder dem Stadtarchiv übergeben.

Zu einer Auftaktveranstaltung trafen sich im Stadtarchiv 20 Interessierte verschiedener Realschulen, um sich über Ziele und Ablauf des Projekts zu informieren und auszutauschen: Von Sennestadt bis Jöllenbeck, von Brackwede bis Heepen. Sieben der zehn Realschulen im Stadtgebiet waren vertreten, eine weitere hatte bereits im Vorfeld ihre Teilnahme signalisiert. Im 2. Schulhalbjahr werden die Gruppen ihren Stadtteil mit der Digitalkamera beobachten.

Im Mittelpunkt des Projekts stehen bauliche Veränderungen in Bielefeld: Abrisse von typischen oder besonderen Gebäuden, Neuentstehung von Siedlungen, Industriekomplexen, Gewerbeflächen, Brücken oder Autobahnen, die Versiegelung von Naturflächen, aber auch Renaturierungen. Daneben sollen politische Ereignisse – zum Beispiel Wahlkampf, lokale Protestaktionen und entsprechende Transparente, Plakate und Tafeln – fotografiert werden. Ein zweites Feld betrifft gesellschaftliche Begebenheiten und Strukturen: Feste, Veranstaltungen, Konzerte, Jugendkultur, Wohnverhältnisse, und „Freestyle“ ist auch erlaubt, wenn die Jugendlichen das ablichten, was sie selbst für wichtig halten.

Denn das ist den Projektleitern des Stadtarchivs besonders wichtig: „Wir wollen die Projektgruppen nicht allein mit Aufträgen unsererseits einbinden. Die Jugendlichen sollen selbst Kontinuität und Wandel in ihrem Stadtteil erkennen und für einen verantwortlichen Umgang mit diesen Veränderungen sensibilisiert werden, so dass sie selbständig Motive erkennen und festhalten können“, so Dr. Jochen Rath, Leiter des Stadtarchivs. 

Neben der reinen Erweiterung der etwa 60.000 Aufnahmen umfassenden Fotosammlung im Stadtarchiv, das auch als außerschulischer Lernort erfahrbar wird, verbindet sich mit dem Projekt eine Reihe weiterer Zielsetzungen: Identitätsbildung der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Schulen selbst mit ihrem jeweiligen Stadtteil, Anhebung der Lernbereitschaft und des Lernniveaus durch selbständige Projektarbeit sowie Steigerung der Medienkompetenz der Jugendlichen. Und ganz nebenbei entsteht eine Wanderausstellung, die unter anderem in den teilnehmenden Schulen gezeigt werden wird. 

Mit Erfolg hatte das Stadtarchiv Bielefeld sich mit dieser Projektidee am erstmalig durchgeführten Landeswettbewerb „Archiv und Jugend“ beteiligt und erhält als einer unter den 19 Siegern nunmehr eine finanzielle Förderung durch das Land NRW. Der besondere Reiz des Bielefelder Projekts „Mach Dir ein Bild von Bielefeld“ liege in dem neuen Ansatz, der sich im Übrigen auch auf andere Orte ohne weiteres übertragen lasse, so Dr. Rath: „Bei herkömmlichen Archivprojekten mit Jugendlichen werden diesen meist bereits vorhandene Archivalien zur Interpretation vorgelegt. Unser Konzept dagegen bindet sie bereits in die Bestandsbildung ein, das heißt, die Arbeitsergebnisse der Jugendlichen gehen auf ewig in das Stadtarchiv ein und werden auch in Zukunft zugänglich gemacht werden können. Sie dokumentieren damit das Profil Bielefelds am Beginn des 21. Jahrhunderts.“ 

Kontakt:
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek
Rohrteichstraße 19
33602 Bielefeld
Tel. 0521/51 24 71 
Fax 0521/51 68 44
stadtarchiv@bielefeld.de

Quelle: Stadt Bielefeld, Pressemitteilung, 5.12.2007

Kostenfreie Verbrauchsmaterialen für Töne

Das Bundesarchiv in Koblenz gibt kostenfrei (gegen Selbstabholung) die in nachfolgender Liste aufgeführten Verbrauchsmaterialen für Töne ab. Es handelt sich dabei um folgendes Material (mit Angabe der Stückzahl):

Karton Nr. 1 
Agfa Magnetband PER 525stereo 1000m/3280 ft. (OVP) 7 Stück
Agfa Magnetband MF6PE 17,5mm 320m/1050 ft. (OVP) 1 Stück
Agfa Magnetband PE46 22cm/1000m 8 ³/4\“ 3280 ft. (OVP) 2 Stück
pyral Magnetband LD 83 DIN Plast 18cm/7\“ 560/1840 ft. (OVP) 38 Stück

Karton Nr. 2 
pyral Magnetband LD 83 DIN Plast 18cm/7\“ 560/1840 ft. (OVP) 58 Stück

Karton Nr. 3 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 4 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 5 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 6 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 7 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 8 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 9 
Leerspulen 13\“ und 18\“ (gebraucht) 90 Stück

Karton Nr. 10 
Dosen für Filmspulen 13\“ (OVP) 17 Stück
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 46 Stück
Dosen für Filmspulen 18\“ (gebraucht) 17 Stück
Agfa Magnetband Leerspule 18 -Empty Spool 7\“ (OVP) 9 Stück

Karton Nr. 11 
Agfa Magnetband Leerspule 18 -Empty Spool 7\“ (OVP) 21 Stück
Agfa Kunststoff – Kassetten 18/7\“ (gebraucht) 11 Stück
Dosen für Filmspulen 18\“ (OVP) 10 Stück
Dosen für Filmspulen 13\“ (OVP) 48 Stück

Karton Nr. 12 
Leerspulen 11\“ (OVP) 160 Stück
Leerspulen 13\“ & 18\“ (gebraucht) 49 Stück

Karton Nr. 13 
Dosen für Filmspulen 13\“ (gebraucht) 84 Stück
Dosen für Filmspulen 18\“ (gebraucht) 29 Stück

Karton Nr. 14 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 15 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 16 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 17 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 18 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 19 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 20 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 21 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 22 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 23 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 24 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 25 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 26 
Agfa Magnetband Leerspulen 13\“ (OVP) 100 Stück

Karton Nr. 27 
Agfa Magnetband Leerspulen 13\“ (OVP) 100 Stück

Karton Nr. 28 
ORWO Audio 60 Kassetten (OVP) 88 Stück

Karton Nr. 29 
Metall – Kerne 100mm O (OVP) 200 Stück

Karton Nr. 30 
Kunststoff – Kassetten 18/7\“ (gebraucht) 10 Stück

Karton Nr. 31 
Metallspulen 26\“ (gebraucht) 20 Stück

Kontakt:
Bundesarchiv
Dr. Oliver Sander
Leiter des Referats B 6 (Bilder, Karten, Töne)
Potsdamer Str. 1
D-56075 Koblenz
Fon +49 (0)261 – 505-478
Fax +49 (0)261 – 505-430
o.sander@barch.bund.de
www.bild.bundesarchiv.de (Digitales Bildarchiv)

Hertha B.S.C. in der NS-Zeit

Hertha BSC Berlin öffnet ein bisher unbekanntes Kapitel seiner Geschichte. Welche Rolle der Verein, einer der ältesten Clubs der Liga, im Dritten Reich spielte, hat der Berliner Historiker Professor Dr. Daniel Koerfer von der Freien Universität erforscht. Sein Fazit: "Hertha BSC war kein nationalsozialistisch infizierter Verein.\“ 

Die große Mehrheit der Spieler sei der NSDAP ferngeblieben, auch die meisten der rund 400 Mitglieder des Vereins hätten nicht mit den Nazis sympathisiert, schreibt Koerfer, ein gebürtiger Schweizer. Die Vereinsführer hingegen waren oder wurden Parteimitglieder. 

Entscheidend für den Verein war in dieser Zeit seine Verwurzelung im Berliner Arbeiterbezirk Wedding. Hier stimmten 1932 noch drei Viertel der Wähler für KPD und SPD. Über 30 Jahre bis zu Hitlers Machtergreifung führte ein Sozialdemokrat und Gewerkschafter die Vereinsgeschäfte und arbeitete selbst unter den Nazis an verantwortlicher Stelle bei Hertha. Im Mittelpunkt standen Fussball und Kegeln, der Zusammenhalt untereinander war eng, zu fast allen der 300 Herthaner an den Fronten hielt der Verein im Krieg weiter Kontakt. Koerfer: \“Hertha BSC war der Verein der kleinen Leute\“. 

Hertha-Präsident Bernd Schiphorst, der die Studie in Auftrag gegeben hatte, sagte bei der Vorstellung: \“Viele Fans nennen uns heute in einem Atemzug mit dem Olympiastadion, weil wir dort seit Beginn der Bundesliga 1963 unsere neue Heimat gefunden haben. Aber unsere Wiege stand an der ‚Plumpe’ im Wedding, und das hat Hertha möglicherweise vor mancher Einvernahme durch die Nazis bewahrt.\“ 

Ohne braune Flecken sei die blau-weiße Vereinsweste jedoch nicht, hieß es am 5.12.2007 bei der Vorstellung der Studie. Der Verein stellte sich früh in den Propagandadienst des Regimes. Die Bewunderung für den \“Führer\“ Adolf Hitler (nicht für die NSDAP) wuchs mit seinen wirtschaftlichen und außenpolitischen Erfolgen und führte zu Glückwunsch- und Ergebenheitsadressen. Auch um eine bedrohliche Schieflage der Vereinsfinanzen Mitte der 30er Jahre zu beheben, wurde mit den Machthabern kooperiert. Ein besonders tragisches Schicksal erlitt der jüdische Mannschaftsarzt von Hertha BSC; er wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. 

Der bekannteste Herthaner der aller Zeiten, der Nationalspieler Hanne Sobek, der 1930 und 1931 mit Hertha Deutscher Meister wurde, trat zwar 1940 der NSDAP bei, hielt aber vor- und nachher Distanz zu den Nazis. \“Als im Zuge der immer weiter verschärften antisemitischen Ausgrenzungspolitik die Tribünen für jüdische Vereinsmitglieder gesperrt werden sollen, protestiert Sobek dagegen. Er hat auch weiter Kontakt zu jüdischen Vereinsmitgliedern\“, schreibt der Historiker Koerfer. 

Insgesamt unterschied sich, resümiert Koerfer, das Verhalten des Vereins nicht wesentlich vom Verhalten der meisten Deutschen im Dritten Reich: Anpassungsbereitschaft war auch hier verbreitet. \“Es gab keinen Widerstand gegen das Regime, aber auch keinen tief verankerten, fanatischen Enthusiasmus für die Partei und ihre Führung, von der Bewunderung für Hitler bis weit in den 2. Weltkrieg hinein einmal abgesehen. Es gab auch keinen ausgeprägten Antisemitismus – aber eben auch keine Versuche, sich wirklich dem staatlich verordneten Rassenwahn entgegenzustemmen. Führerprinzip und Fußballsport – das war im Dritten Reich kein Gegensatz\“, so der Historiker. 

Link: Die komplette Studie zum Download (pdf) 

Kontakt:
Hertha BSC Kg mbH aA
Hanns-Braun-Straße, Friesenhaus 2
14053 Berlin
Fax: 030/300 928 94
info@herthabsc.de

Hon.-Prof. Dr. Daniel Koerfer 
Friedrich-Meinecke-Institut
Koserstr. 20 — Raum A 363 
14195 Berlin 
Tel.: +49 (30) 802 2330 
Fax: +49 (30) 801 1807 
daniel.koerfer@web.de

Quelle: Hertha BSC, Pressemitteilung, 5.12.2007

Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik online

Die zentrale Quellenedition zur politischen Geschichte der Weimarer Republik wurde zwischen 1968 und 1990 in 23 Bänden von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und dem Bundesarchiv herausgegeben. Sie ist nach wie vor eine \“Rückgrat-Serie\“ (Hans Günter Hockerts) für Forschung und Lehre und seit dem 4.12.2007 barrierefrei kostenlos im Internet zugänglich.

Die Sitzungsprotokolle und zentrale Dokumente von Scheidemann bis Schleicher sind nun im Internet frei zugänglich unter

Die Bände sind im Volltext durchsuchbar und innerhalb der Dokumente sowie mit einschlägigen fachhistorischen Angeboten im Netz umfangreich verlinkt. Dazu zählen das Register der Allgemeinen und Neuen Deutschen Biographie (ADB/NDB), Online-Findbücher und die Nachlassdatenbank des Bundesarchivs, die Reichstagsprotokolle, -drucksachen und -handbücher, das Reichsgesetzblatt und die Edition \“Foreign Relations of the United States\“. Zusätzlich wurden über 3500 Kurzbiographien erwähnter Personen erstellt und mit der Personennamendatei (PND) der Deutschen Nationalbibliothek abgeglichen und verknüpft. Ein besonderer Service ist die editionsübergreifende Suche über die Epochengrenze 1945 hinweg in den \“Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik\“ (1919-1933) und den \“Kabinettsprotokollen der Bundesregierung\“ (1949-1962).

Die Retrodigitalisierung ist ein Kooperationsprojekt von Historischer Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Bundesarchiv. Partner für die Erfassung im Volltext und die Programmierung der übergreifenden Suche war das Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat das Projekt von 2005 bis 2007 gefördert.

Maximilian Lanzinner (Universität Bonn) und der wissenschaftliche Bearbeiter Matthias Reinert präsentierten die Online-Edition am 4. Dezember 2007 in der Universität Bonn.

Links:

Kontakt:
Dr. Karl-Ulrich Gelberg
Geschäftsführer der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Tel. 089/23031-1151, 
gelberg@hk.badw.de

Quelle: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Presse Info 39/2007, 4.12.2007

Stasiakten für Halle komplett erschlossen

Erstmals in Ostdeutschland sind für eine ehemalige Bezirksstadt die Akten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) komplett zur Nutzung erschlossen worden. Alle Sachakten und registrierten Personenvorgänge der Stasi-Kreisdienststelle Halle seien für die Einsichtnahme zugänglich, berichtete die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung.

"Betroffene haben damit die Chance, dass detaillierter Informationen zu ihnen ermittelt werden können", sagte die Chefin der Außenstelle Halle der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen, Uta Leichsenring.

Die Archivarin Christiane Hagemann habe über vier Jahre sämtliche überlieferte Unterlagen aus dem MfS-Bestand für das Stadtgebiet von Halle außer Neustadt gesichert. Das Material sei so aufbereitet worden, dass künftig Informationen zu Vorgängen, aber auch zu Personen gewonnen werden können.

Kontakt:
BStU Außenstelle Halle (Saale)
Blücherstraße 2
06122 Halle (Saale)
Telefon: (03 45) 61 41 – 0 
Fax: (03 45) 61 41 – 27 19
asthalle@bstu.bund.de
www.bstu.bund.de

Quelle: Adhoc News, 4.12.2007

Südtiroler Chefarchivar Nössing trat in den Ruhestand

Am Südtiroler Landesarchiv ging eine Ära zu Ende. Am 1. Dezember 2007 trat der langjährige Chefarchivar Josef Nössing in den Ruhestand. Seinen letzten Arbeitstag verbrachte der bisherige Leiter des Landesarchivs unter Gleichgesinnten, beim 10. Chronistentag, der im Palais Widmann in Bozen begangen wurde. Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur würdigte Nössings Aufbau- und Forschungsarbeit und bedankte sich beim scheidenden Archivdirektor für seine jahrzehntelange Arbeit im Landesarchiv. 

Josef Nössing, 1943 in Kastelruth geboren, stand nicht nur seit 21 Jahren an der Spitze des Südtiroler Landesarchivs, er war es auch, der dieses „Haus der Geschichte“ seit seiner Gründung 1986 wesentlich mit aufbaute. Neben der Arbeit im Archiv war und ist er selbst als Forscher tätig. Geschichtsvereine und das Chronistenwesen schätzen ihn als wertvollen Mentor. Seinen letzten Arbeitstag verbrachte Nössing denn auch unter Gleichgesinnten. Er nahm am 10. Tag der Chronisten und Chronistinnen teil, der vom Südtiroler Landesarchiv im Palais Widmann in Bozen veranstaltet worden ist. 

In diesem Rahmen würdigte Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur die Arbeit Nössings als langjähriger Direktor des Südtiroler Landesarchivs und seine ausgewiesenen Kenntnisse der Landesgeschichte und bedankte sich für seinen Einsatz und sein Bemühen, die Geschichte zu dokumentieren und lebendig zu erhalten. \“Seine Gabe, Menschen für die Belange des Archivs und der historischen Forschung zu gewinnen und zu überzeugen, haben dem Land Südtirol viele Freunde und Kontakte gebracht\“, so die Landesrätin.

\"Chefarchivar

Abb.: Chefarchivar Josef Nössing und LRin Kasslatter Mur beim heutigen Chronistentag in Bozen (Foto: LPA – Arno Pertl)

In Marburg an der Lahn begann Nössing seine akademische Ausbildung. An der Universität Innsbruck schrieb er seine Dissertation über „Die Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte von Baumkirchen und Fritzens“. Wirtschafts-, Verkehrs- und Siedlungsgeschichte sind die Forschungsbereiche, in die sich Nössing auch weiterhin vertiefte, was in mehreren Veröffentlichungen ihren Ausdruck fand. Außerdem publiziert er zu den Themen Burgen und Adel. 

Unter der Leitung von Josef Nössing hat sich das Landesarchiv stetig weiterentwickelt. Es kann mittlerweile auf eine beachtenswerte Erfolgsgeschichte zurückblicken, in die unter anderem viele international renommierte Veröffentlichungen, hochwertige Tagungen, weitum beachtete Ausstellungen und die Entwicklung eines regen Chronistenlebens fallen. Das Archiv ist heute alles andere als ein „verstaubter Laden“, sondern ein wichtiger Partner für viele Initiativen im Land, es ist eines der Verbindungsglieder im kulturellen Austausch über die Grenzen weg. 

Ausdruck der Wertschätzung von Nössings Arbeit als Historiker ist seine wiederholte Einladung zu den Tagungen des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte, seine Mitgliedschaft in der „Schlern“-Runde, seine immer wieder bestätigte Präsidentschaft der Bozner Zweiges des Tiroler Geschichtsvereins, seine Mitgliedschaft im Redaktionskomitee der führenden Trentiner geschichtswissenschaftlichen Zeitschrift „Studi trentini di scienze storiche“ und seit 1994 bei der „Accademia Roveretana degli Agiata“. 

Im Ruhestand will sich Nössing verstärkt der historischen Forschung und seinem Hobby, dem Wandern in seiner geliebten Südtiroler Bergwelt, widmen.

Kontakt
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 / 411940
Fax: 0471 / 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it 
www.provinz.bz.it/sla

Quelle: Arno Pertl, Presseamt Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilung, 30.11.2007

Projekt »Ausbau des Portals »Netzwerk SED-Archivgut« zu einer Referenzanwendung für ein Archivportal Deutschland« online

Ab sofort können auf der Internetseite www.archivgut-online.de die Entwicklungen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts mitverfolgt werden. Auf Basis des bereits bestehenden Netzwerks zum SED-/FDGB-Archivgut (www.bundesarchiv.de/sed-fdgb-netzwerk) wird in den kommenden zwei Jahren ein Referenzmodell für ein Archivportal Deutschland aufgebaut. 

Die Projektwebseite bietet Hintergrundinformationen zu den dabei verwendeten internationalen Standards und gibt mittels Berichten und weiterführenden Papieren Einblicke in die laufende Arbeit.

Kontakt:
Kerstin Arnold (k.arnold@barch.bund.de)
Andres Imhof (a.imhof@barch.bund.de)

1407. Rat kontra Landesherr – Das Kolloquium

Die Städtischen Museen Zwickau und das Stadtarchiv Zwickau veranstalteten am 28.9.2007 im Zwickauer Stadtgeschichtsmuseum Priesterhäuser ein Kolloquium unter dem Titel „1407. Rat kontra Landesherr“, das den Zwickauer Ereignissen vor 600 Jahren gewidmet war. Der Einladung zum Kolloquium folgten Vertreter aus Museen und Archiven Sachsens und darüber hinaus, sowie namhafte Historiker für sächsische Landes- und Lokalgeschichte.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Konflikt zwischen Stadtregime und Landesherr aus dem Jahr 1407, der in der Hinrichtung von vier Zwickauer Ratsherren und Bürgern kulminierte. Denn am 14. Februar 1407 hatte der Zwickauer Rat den Stadtrichter Franz Steussing wegen seines Handelns wider die städtischen Interessen auf dem Marktplatz hinrichten lassen. Im Komplott mit dem markgräflichen Vogt Conrad Brückner sowie dem Ratsherrn Nikel Hugk hatte Steussing unter Ausnutzung seiner Stellung den Bestrebungen einer forcierten Konsolidierung und Ausweitung landesherrlicher Machtpositionen durch Markgraf Wilhelm I. aktiv Vorschub geleistet. Dies führte zur Rücknahme wichtiger städtischer Privilegien, so u.a. der Gerichte, durch den Landesherrn. Steussing nutzte seine Position als Stadtrichter um sich durch vielfältige, willkürliche Übergriffe mit erheblichem Schaden für die Stadt selbst zu bereichern. Das Machtvakuum nach dem Tod von Markgraf Wilhelm I. Anfang Februar 1407 bis zur Regierungsübernahme durch die neuen Landesherren nutzte der Rat, um Steussing den Prozess zu machen und ihn schließlich hinzurichten. Die neuen Landesherren nahmen diesen Vorfall zum Anlass, ihre aus landesherrlicher Sicht berechtigten Machtansprüche zu untersteichen, indem sie am 10. Juli 1407 vier Zwickauer Ratsmitglieder und Bürger in Meißen unterm Roten Turm hinrichten ließen.

\"Tagungsteilnehmer

Die Hintergründe und der gesellschaftliche Rahmen für diesen Konflikt zwischen Rat und Landesherren wurden auf dem Kolloquium näher untersucht. Die Beiträge befassten sich mit den politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnissen im wettinischen Herrschaftsgebiet am Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts, sowie am Beispiel Zwickaus mit der Rolle der Städte im Territorialstaat.

So stellte Dr. Michael Löffler, Museum Priesterhäuser, in seinem Beitrag zu den wirtschaftlichen und politischen Strukturen der Stadt Zwickau im späten Mittelalter eindrucksvolle Fakten und Zusammenhänge dazu vor. Zwickau war von einer vielfältigen Handwerksstruktur geprägt. 64 Berufsgruppen waren hier ansässig. Wer sich als Meister niederlassen wollte, musste das Bürgerrecht erwerben, wofür ein Schock Groschen zu entrichten war. Der Rat wachte mit konkreten Vorschriften, niedergelegt im Stadtrechtsbuch, über die Einhaltung von Recht und Ordnung. 

Dr. André Thieme vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden charakterisierte den Weg der Wettiner zur Hegemonie in Mitteldeutschland und untersuchte in diesem Zusammenhang ihre Methoden der Herrschaftsdurchsetzung und Territorialpolitik. Dabei arbeitete er vier Schwerpunkte heraus. Erstens spielte zur Herrschaftsdurchsetzung die Dynastie und die Familie eine entscheidende Rolle. Durch mehrere Teilungen erweiterten die Wettiner ihren Einflussbereich. Zweitens übten sie die Lehenshoheit aus. Drittens vollzog sich in jener Zeit eine Institutionalisierung der Macht, die ihren offensichtlichsten Ausdruck in der Rolle der Kanzleien im 14. Jahrhundert fand. Die Schriftlichkeit bekam eine immer größere Bedeutung. Eine beginnende Verrechtlichung zeichnete sich ab. Viertens gehörte zur Machtausübung die Repräsentation. In der Architektur verwirklichte sie sich über repräsentative Burgbauten. Im Sinne der Herrschaftsfestigung geschah das über die Ehre, die so genannte repräsentative Ehre des Landesherrn. Mit der Hinrichtung Steussings hatten die Zwickauer diese verletzt.

Dr. Henning Steinführer vom Stadtarchiv Braunschweig untersuchte in seinem Beitrag die Stellung der sächsischen Städte im Gefüge des Territorialstaates unter besonderer Berücksichtigung der Gerichtsbarkeit. Ausgangspunkt seiner Ausführungen war die volle Ausprägung der städtischen bürgerlichen Verhältnisse im 14. Jahrhundert. Die Ratsverfassung hatte sich entwickelt. Die Städte hatten ein großes Interesse an Unabhängigkeit gegenüber den Stadtherren, was sich in der Erreichung von Privilegien wie der Ausübung der Gerichtsbarkeit äußerte. Die Interessen des Landesherrn gegenüber den Städten waren vor allem wirtschaftlicher Natur. Prosperierender Handel und wirtschaftlicher Aufschwung der Städte brachten ihm Steuern und Abgaben.

Der vierte Beitrag, gehalten von Dr. Jens Kunze von der Universität Leipzig, befasste sich am Beispiel Zwickaus mit dem Verhältnis von landesherrlichem Amt und Stadt im 14./15. Jahrhundert. Dieses Verhältnis war sowohl von Konflikten als auch vom Zusammenwirken gekennzeichnet. Konfliktfelder waren die Durchsetzung städtischer Rechte im Umland, der Besitz und die Zuständigkeit in der Gerichtsbarkeit, die Stellung des Burglehens auf städtischem Territorium außerhalb des städtischen Rechts. In diesen Kontext sind die Ereignisse von 1407 einzuordnen. Allerdings zeichnete sich für das weitere 15. Jahrhundert ein vorwiegend konfliktarmes Zusammenleben von Stadt und Umland ab.

Im fünften Beitrag wandten sich Wilfried Stoye, Städtische Museen Zwickau, und Norbert Oelsner, Sächsisches Landesamt für Denkmalpflege, den Ereignissen von 1407 selbst zu, indem sie konkret auf die Rechtfertigungsschrift des Zwickauer Rates, die im Stadtarchiv Zwickau erhalten ist, eingingen. In 19 Artikeln legte der Rat die Vergehen des Amtmanns Konrad Brückner dar und in 14 Artikeln die des Stadtvogtes Franz Steussing, um das harte Vorgehen seinerseits zu rechtfertigen.

Der Dresdner Archäologe Reinhard Spehr, der 1983 die Ausgrabungen in der Meißner St. Afra-Kapelle nach dem Fund der Grabplatte und der Skelette der vier am 10. Juli 1407 unterm Roten Turm in Meißen enthaupteten Zwickauer Ratsherren durchführte, zeigte interessante Ergebnisse der archäologischen und anthropologischen Untersuchungen auf.

Silva Teichert vom Stadtarchiv Zwickau widmete sich im abschließenden Beitrag der Quellenlage und dem Niederschlag der Ereignisse von 1407 in der Stadtchronistik. Die wichtigste Quelle ist nach wie vor die bereits erwähnte Rechtfertigungsschrift. Darstellungen von Seiten der Landesherren sind nicht überliefert. Die Zwickauer Chronisten von Peter Schumann bis Tobias Schmidt stellten die Ereignisse verklärt dar. Erst Emil Herzog stellte Mitte des 19. Jahrhunderts die Darstellung auf die Basis einer soliden Quellenauswertung.

Das Kolloquium machte mit dem Forschungsstand der sächsischen Landesgeschichte zum Verhältnis von Stadt und Territorialmacht Ende des 14./Anfang des 15. Jahrhunderts bekannt. Es zeigte auf, zu welchen Fragen noch weiterer Forschungsbedarf besteht und stellte die Zwickauer Ereignisse in den Kontext der Beziehungen zwischen städtischem Bürgertum und feudalen Landesherr. Es veranschaulichte das darin enthaltene Konfliktpotential, aber auch den Entwicklungsstand der politischen und wirtschaftlichen Strukturen in den Städten und dem Territorialstaat an der Schwelle vom 14. zum 15. Jahrhundert.

Dr. Angelika Winter (Stadtarchiv Zwickau)