Nachdem eine Untersuchung der einzelnen nordrhein-westfälischen Staatsarchive durch eine Unternehmensberatung ergab, dass die Archive personell unterbesetzt seien und dass es bei der Aufnahme der Bestände zu dramatischen Rückständen gekommen sei, wurde mit Jahresbeginn 2004 das staatliche Archivwesen des Landes NRW umstrukturiert. Im Landesarchiv werden jedoch keine alten Quellen gewälzt, die dortigen Mitarbeiter entwickeln hingegen moderne Strategien für den Erhalt der Akten und Archive.
Untergebracht sind die Archivarinnen und Archivare in einem modernen Bürogebäude in Düsseldorf. Dr. Peter Dohms, der dort als Staatsarchivdirektor und Schriftleiter des europaweit größten Archivjournals „Der Archivar“ arbeitet, hält es für notwendig, dass gewisse Fragen zentral beantwortet werden, um eine für möglichst alle Archive des Landes verbindliche Regelung zu schaffen. Eines der größten Probleme des heutigen Archivwesen sei der rasante Fortschritt der Technik und die damit verbundene digitale Speicherung der einzelnen Akten und Daten und deren Migration.
Hinzu kommt noch ein anderes gravierendes Problem: die Qualität des Papiers ab dem 19. Jahrhundert hat dramatisch abgenommen, manche der in den Archiven lagernden Akten zerbröseln aufgrund des hohen Säuregehaltes des Papiers zwischen den Fingern. Das Konservieren ist mühselig und zeitaufwendig, muss aber dringend in Angriff genommen werden.
Eine weitere Aufgabe des Landesarchivs ist schließlich die Frage der Bewertung: welche Akten, Unterlagen und Vermerke sind für die Aufbewahrung geeignet? Da die Archive jährlich nur etwas mehr als zwei Kilometer an Akten einlagern dürfen, gehen die Mitarbeiter des Landesarchivs in die Behörden, um dort die Verwaltung zu beraten und zur Vorarbeit für die Archive anzuleiten.
Kontakt:
Landesarchiv NRW
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Telefon (0211) 159238-0
Fax (0211) 159238-111
poststelle@lav.nrw.de
Quelle: ngz-online, Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 29.7.2004
Lehrgang Bildmanagement / Bildwissenschaft in Krems
Das Zentrum für Bildwissenschaften an der Donau-Universität Krems informiert aktuell zum einen über den neuen berufsbegleitenden Lehrgang „Bildmanagement – Bildwissenschaft (MA)“ (siehe unten), sowie über das im September 2004 stattfindende Symposium (Text unten).
Das Zentrum für Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems startet im November 2004 eine europaweit neue berufsbegleitende Studienmöglichkeit.
- Ziele
Die Universitätslehrgänge Bildmanagement – Bildwissenschaft (MA) werden sowohl eine fundierte Ausbildung im Bereich Bildwissen und -analyse bieten, als auch Managementkompetenzen und praxisnahes Know-How für den Aufbau, die Konzeption und den Betrieb von digitalen Bild- und Informations-Management-Systemen vermitteln. Ziel ist es, die professionelle Sammlung, Bewahrung, Erschließung und Präsentation von Bildern zu vermitteln. - Aufbau
Das erste Jahr des Grundstudiums besteht aus
– einem Semester bildwissenschaftlichen Grundlagen und
– einem Semester Bilddigitalisierung und Digitalem Sammlungsmanagement.
Nach positivem Abschluss wird der Titel Akademische/n Expert/in verliehen.
=> Im Master-Programm „Bildwissenschaft, MA“ können daran anschliessend
wahlweise die Fachvertiefungen
– Ikonographie oder
– Fotografie belegt
und der internationale Grad Master of Arts (MA) erworben werden. - Methodik
Verstärktes Augenmerk wird im Lehrgang auf Persönlichkeitsbildung und Projektkompetenz gelegt. Die einzelnen Module werden geblockt á 7 Tage geführt und bieten so für Berufstätige die Möglichkeit, das Studium mit der Arbeit zu verbinden und den beruflichen Weg intensiv zu reflektieren. - Wer ist angesprochen?
Der Studiengang richtet sich an Personen, die in ihrem beruflichen Alltag mit visuellem Material arbeiten oder sich mit Bildinhalten auseinandersetzen. Weiters an Personen, die ihr im Grundstudium erworbenes Wissen mit bildwissenschaftlichen Kompetenzen verbinden und ergänzen wollen. - Ob an
– Universitäten, Kultur- oder Forschungseinrichtungen
– in Firmenarchiven
– im Pre-Press-Bereich
– in Bild- oder Werbeagenturen – fundiertes Bildwissen und Erfahrung mit elektronischer Erschließung von Bildern bildet eine Grundlage für beruflichen Erfolg in verschiedensten Berufssparten. - Eckdaten
Start des Lehrgangs ist der 20. November 2004.
Bewerbungen werden noch bis 20. Oktober 2004 angenommen.
Laufend aktualisierte Informationen unter http://www.donau-uni.ac.at/zbw - Kontakt:
Mag. Andrea Domanig
Telefon : +43(0)2732 893-2569
Fax: +43(0)2732 893-4550
E-Mail: andrea.domanig@donau-uni.ac.at - Lehrgangsleiterin:
Mag. Jeanna Nikolov-Ramírez Gaviria
Telefon: +43 (0)2732-893-2570
E-Mail: jeanna.nikolov@donau-uni.ac.at
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Dazu passend weist das Zentrum für Bildwissenschaften auf das anstehende Internationale bildwissenschaftliche Symposium „Bildgedächtnis – Bildvergessen. Survival of the Images“ (BILDTAGE GÖTTWEIG 2004) hin.
- Termin: 24. – 26. September 2004
Ort: Zentrum für Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems in Kooperation mit dem Stift Göttweig, Austria - Anmeldung unter http://www.donau-uni.ac.at/zbw/bildtage/register
- Tagungsgebühr:
Bei Anmeldung bis 15. Juli 10% Frühbucherbonus!
Tagungsbeitrag (inkl. div. Extras):
> Standard: 195 EUR
> Ermässigt: 120 EUR
Tagespreise und Details auf der Webseite.
Inhalt:
Das kulturelle Erbe einer Gesellschaft besteht zum Grossteil aus Bildmaterial und Visualisierungen. Wo hört aber Wahrnehmung eines Bildes auf und setzt Erinnern ein? Was oder wer definiert unser visuelles Erbe? Wie steht es um die „Visuelle Kultur“ im „neuen Europa“? Wer sind die Gatekeeper des Bildvermögens und auf welche Weise wird entschieden, welches visuelle Material wert ist, aufgehoben und überliefert zu werden? Gibt es hierfür eine Form der Bild-Ethik?
Über die Jahrhunderte wurden Bilder zensuriert, zerstört, tabuisiert und sind so heute nicht Teil unseres Gedächtnisses. Wie steht es um diese verlorenen Bilder, und was sagt dieser *blinde Fleck“ unserer Bildgeschichte über uns aus? Welche Bilder bleiben haften und sind somit ausschlaggebend für den aktuellen Gedächtnis- und Erinnerungsdiskurs?
In 29 Vorträgen und 3 Workshops wird diesen Themen nachgespürt werden.
Die 3 Tagesschwerpunkte gruppieren sich um die Begriffe:
BILDVERGESSEN – BILDKONSTRUKTION – BILDGEDÄCHTNIS
Keyreferate:
- 24. Sept.
PD Dr. Klaus Sachs-Hombach, Philosoph
„Bildkritik und Bildgeschichte“ - 25. Sept.
FH-Prof. Dr. Johannes Domsich, Medienmorphologe
„Existenz und Identität in visuellen Konzepten“ - 26. Sept.
PD Dr. Christiane Kruse, M.A., Kunsthistorikerin
„Bilder erinnern – Bilder machen: Vom Ursprung der Bilder aus dem Vergessen“
Tagungssprache: deutsch, Einzelvorträge auf englisch
Detail-Programm: http://www.donau-uni.ac.at/zbw/bildtage
Kontakt:
Mag. Jeanna Nikolov-Ramírez Gaviria: +43 02732 893 2570
Jeanna.nikolov@donau-uni.ac.at
Mag. Andrea Domanig:
Tel: +43 02732 893 2569
Fax: +43-2732-893-4550
Zentrum für Bildwissenschaften
Donau-Universität Krems
Dr. Karl Dorrek-Straße 30
A-3500 Krems
andrea.domanig@donau-uni.ac.at
http://www.donau-uni.ac.at/zbw
Ahrensburger Stadtarchiv zeigt sehenswerte Friedhöfe
Der Umgang mit dem Tod und den Toten ist schwierig, die Entzauberung des Todes ein Phänomen der Moderne. Der Sozial- und Kulturhistoriker Norbert Fischer hatte dies zum Thema seiner Dissertation gemacht („Vom Gottesacker zum Krematorium: eine Sozialgeschichte der Friedhöfe in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert„, Hamburg 1996), geht dieser Geschichte aber auch weiterhin nach – so als Redaktionsmitglied von „OHLSDORF – Zeitschrift für Trauerkultur„, dem Internet-Projekt postmortal.de oder auch mit einer „kleinen Kulturgeschichte der Friedhöfe“. Norbert Fischer zeigt mit den Aufnahmen deutscher und anderer europäischer Friedhöfe die unterschiedlichen Arten des Umgangs mit dem Tod in verschiedenen Religionen und zu verschiedenen Zeiten. Auch die Geschichte der Parkfriedhöfe macht er anschaulich.
Auf Einladung des Ahrensburger Stadtarchivs und des Historischen Arbeitskreises referiert Fischer am Mittwoch, 4. August, in der Ahrensburger Stadtbücherei (Manfred-Samusch-Straße, 19.30 Uhr). Wer zudem Friedhofskultur aus eigener Anschauung kennen lernen möchte, kann drei Tage später an einem Tagesausflug zu besonders schön angelegten und kulturgeschichtlich interessanten Friedhöfen in Hamburg teilnehmen (Altengamme, Kirchwerder und Ohlsdorf, abschließend zum Schimmelmanschen Mausoleum in Wandsbek).
Info:
Treffpunkt für den Ausflug ist am Sonnabend, 7. August, auf dem Parkplatz an der Alten Reitbahn in Ahrensburg. Der Bus startet um 8.30 Uhr und ist gegen 18 Uhr wieder da. Die Tour kostet 10 Euro. Karten gibt es an der Infothek im Eingangsbereich des Ahrensburger Rathauses.
Kontakt:
Stadtarchiv Ahrensburg
Manfred-Samusch-Str. 5
22926 Ahrensburg
Telefon 04102/77140
Telefax 04102/77232
Quelle: Martina Tabel, Hamburger Abendblatt, 28.7.2004
100 Jahre Gedächtniskirche zu Speyer
In der Pfälzischen Landeskirche stand und steht 2004 ein Doppeljubiläum an: 100 Jahre Gedächtniskirche und 475 Jahre Protestation, also die Erinnerung an den 2. Speyerer Reichstag im April 1529, auf dem das Wormser Edikt von 1521 (Verhängung der Reichsacht über Luther und seine Anhänger) durchgesetzt werden sollte, auf dem sich aber eine Minderheit der Fürsten und oberdeutschen Stadtvertreter in einer „Protestation“ (nach der die Anhänger der Reformation fortan „Protestanten“ genannt wurden) dagegen verwahrte. Als 1856 die Reparatur der Speyerer Dreifaltigkeitskirche anstand, entwickelte man dann den Gedanken zur Errichtung einer neuen Kirche, die als „ein Denkmal des Reichstags von 1529 dastände, den Ahnen gesetzt von den dankbaren Urenkeln“.
Die Umsetzung dieser Idee einer Gedächtniskirche sollte sich allerdings über Jahrzehnte bis zum Tag der Einweihung am 31. August 1904 hinziehen. Hundert Jahre später, zwischen April und Ende Oktober 2004 zeigt das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) nun in seinen Räumen in Speyer die Ausstellung „Die Gedächtniskirche zu Speyer – Ein Denkmal protestantischer Erinnerungskultur“. Das Begleitheft zu dieser Ausstellung vereint vier Aufsätze aus dem aktuellen Jahresband „Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde“ 71/2004 des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte, die sich mit der Entstehungsgeschichte des Kirchenbaus beschäftigen.
Gabriele Stüber und Christine Lauer steuern für diesen Zeitraum eine Chronologie zu der Broschüre bei, die allerdings nicht nur die wichtigsten Daten, sondern auch Pressestimmen zum Bau der Gedächtniskirche beinhaltet (S. 7-25). Diese dokumentieren, wie spannungsgeladen die konfessionelle Publizistik insbesondere die Einweihung der Kirche begleitete und kommentierte. Dabei stießen allerdings nicht nur ultramontane und protestantische Interpretationen des Speyerer Protestationsreichstages von 1529 aufeinander („Tat der ärgsten Unduldsamkeit“, so ein katholisches Sonntagsblatt), auch innerevangelische Konfliktlinien zwischen liberalen und orthodoxen Protestanten wurden deutlich („Liberales Geld, wie warst du willkommen! Liberaler Geist, wir können dich nicht brauchen!“). Von den Geldgebern und Kollektanten des Kirchenbaus handelt der Aufsatz von Friedhelm Hans (S. 41-66). Er bezeichnet die Finanzierung der neugotischen Kirche als ein „Meisterwerk“, weil sie von einer universalen protestantischen Identität inspiriert und durch eine gesamtprotestantische Beteiligung ermöglicht wurde, welche pfälzische und deutsche Protestanten aller Schichten wie auch weite Kreise des „Weltprotestantismus“ einbezogen habe. Diesem Weltprotestantismus (und seiner missionarischen, damals letztlich expansiven Idee) um 1904 widmet sich Klaus Bümlein in seinem Beitrag zum Ausstellungsband (S. 27-38), geht dabei zunächst auf zeitgenössische Selbstdarstellungen des Protestantismus anhand der Äußerungen einiger wichtiger Theologen, wie z.B. Adolf von Harnack, ein, bevor er Spuren dieser Interpretationen in der Speyerer Gedächtniskirche nachweist. Dabei hätten sich jedoch immer wieder Spannungen gezeigt zwischen dem einerseits bis zur Kircheneinweihung 1904 verfolgten Ansatz, dass hier – „im Bewusstsein des gemeinschaftlichen Glaubensgrundes mit der deutschen Reformationskirche“ (so ein nordamerikanischer Einweihungsteilnehmer) – eine Kirche von Bedeutung für die ganze protestantische Welt entstehen sollte und nationalprotestantischen Anliegen im wilhelminischen Zeitalter andererseits. Dieser innere Gegensatz zog sich in der Folge durch die Jubiläumsfeiern zur Kircheneinweihung. Nachdem die Einweihung 1904 und das 25-jährige Jubiläum von 1929 vor allem als Ereignis für den deutschen Protestantismus wahrgenommen worden seien, zeigte erst die Gestaltung der Festlichkeiten von 1959 und 1979 Ansätze zur Einlösung des gesamtprotestantischen Anspruchs. Der Problematik, dass Jubiläen stets nicht nur Vergangenes vergegenwärtigen, sondern zugleich auch Erinnerungsprozesse dynamisieren und so zu aktuellen Standortbestimmungen werden, widmete sich im abschließenden Aufsatz zunächst auch Gabriele Stüber unter Mitarbeit von Andreas Kuhn, um dann aber speziell die Entstehung der Gedächtniskirche als Ausdruck deutschen Zeitgeistes und protestantischer Erinnerungskultur zwischen 1856 und 1904 zu interpretieren. Die Speyerer Gedächtniskirche der Protestation spiegele dabei die enge Verflechtung von Nation und Konfession, von Thron und Altar wider, die gerade diese Epoche prägte. Dabei werde durch das Bauwerk allerdings keine Theologie im Dienste der Politik betrieben, wohl aber ein kirchenpolitisches Programm verfolgt, das auf die protestantische Erwähltheit als einem neuen Bund zwischen dem auferstandenen Christus und der protestantischen Lehre abhebe.
Info:
Erbe und Auftrag. Die Gedächtniskirche zu Speyer im Strom protestantischer Erinnerungskultur, hg. vom Landeskirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche), Redaktion: Friedhelm Hans und Gabriele Stüber, Heidelberg e.a. 2004, 96 S., zahlreiche, z.T. farbige Abb., ISBN 3-89735-277-X, 8,90 Euro
Kontakt:
Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz
Domplatz 6
67346 Speyer
Telefon: (06232) 66 71 80, 66 71 81
Telefax: 66 72 34, 66 72 36
zentralarchiv@evkirchepfalz.de
http://www.zentralarchiv-speyer.de/
Neue Entsäuerungsanlage in Brauweiler
Zum Erhalt von wertvollen Dokumenten wurde in Brauweiler bei Köln eine neue Entsäuerungsanlage als bundesweit zweite dieser Art eröffnet. Allein 500 Regalmeter Akten aus den Jahren 1850 bis 1970 werden zur Konservierung noch in diesem Jahr in die Abtei Brauweiler geschickt. Bisher gebe es eine derartige Anlage nur in Leipzig, sagte ein Sprecher des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).
In dem „Rheinischen Zentrum zur Massenentsäuerung“ sollen bis Ende dieses Jahres rund 3.500 Kartons mit Papierdokumenten aus dem Landesarchiv in Düsseldorf haltbar gemacht werden. Das Papier enthalte Holzschliff und könne im Laufe der Zeit in einer chemischen Reaktion „sauer“ werden, erklärte der LVR. Die historischen Dokumente drohen zu verfallen und wären unwiderbringlich zerstört. Sie werden nun Blatt für Blatt entsäuert. Das Land NRW und der LVR unterstützen das Zentrum, das jährlich bis zu 40.000 Dokumente retten will.
Kontakt:
Rheinisches Archiv- und Museumsamt
Ehrenfriedstr. 19
50259 Pulheim-Brauweiler
Tel.: 02234-9854-0
Fax.: 02234-9854-285
Quelle: dpa/taz Köln Nr. 7418, 26.7.2004, S. 1.
6. Sitzung des AK Archivische Bewertung im VdA
Der Arbeitskreis Archivische Bewertung im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare traf sich am 1. März 2004 bei der Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns in München. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Behandlung der Frage der Auswertungsoffenheit als Ziel archivischer Bewertung. Matthias Buchholz von der Stiftung Aufarbeitung plädierte dabei für einen problembewussten Umgang mit dem Begriff der Auswertungsoffenheit. Die Vorstellung einer völlig auswertungsoffenen Überlieferung sei zu hinterfragen. Diese sei selbst durch Vollarchivierung nicht zu leisten und würde überdies die archivische Bewertung (!) ad absurdum führen. Selbstverständlich sei bei Archivgut eine Pluralität der Auswertung gegeben, auch seien keineswegs alle zukünftigen Fragestellungen antizipierbar, bei der Bewertung aber müsse man Ziele definieren und die mögliche Auswertbarkeit inhaltlich gewichten. Zu prüfen sei, zu welchen relevanten Fragestellungen eine Überlieferung Aussagekraft hat.
Weitere Themen der Arbeitskreissitzung waren die Neufassung des Positionspapiers des AK, die Problematik der Ersatzkonversion und – im Falle der Relevanz – die Überlassung kassationswürdiger staatlicher Unterlagen für die Lokalarchive (Ergebnisprotokoll der 6. Sitzung).
Info:
Die nächste Sitzung des AK findet am 12. Oktober 2004 in Berlin, ca. 11.00 bis 16.00 Uhr bei der Bundesbeauftragen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik statt.
Kontakt:
Arbeitskreis Archivische Bewertung im VdA
Leiter des Arbeitskreises: Dr. Robert Kretzschmar
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Konrad-Adenauer-Str. 4
70173 Stuttgart
Tel.: 0711/212-4335
Fax: 0711/212-4360
Kretzschmar@s.lad-bw.de
Hubertusburg wird Staatsarchiv
Im nächsten Jahr werden die bereits lange geplanten Bauarbeiten beginnen, um einen Teil des barocken Schlosses Hubertusburg in Wermsdorf (Landkreis Torgau-Oschatz) als Zweigstelle des sächsischen Staatsarchivs herzurichten. Hier soll die Zentralwerkstatt für Erhaltung und Restaurierung von Archiv- und Bibliotheksgut des Freistaates Sachsen einziehen. Schon nach der Jahrhundertflut 2002 waren nass gewordene Akten aus der Region hier zentral getrocknet und restauriert worden. Neben der Restaurierungswerkstatt und einem Mikrofilmarchiv solle in Wermsdorf schließlich noch – als Sondernutzung – in speziellen Räumen empfindliches Filmmaterial gelagert werden.
Die Einrichtung der Zentralwerkstatt in Wermsdorf gilt nach Informationen des Innenministeriums als Kernstück des Bestandserhaltungsvorhabens, das wiederum Teil eines neuen Archiv-Konzeptes ist. Darin sind außerdem ein Neubau für das Freiberger Bergarchiv und die Sanierung der Archivgebäude in Dresden eingebunden. Der Freistaat Sachsen will in sämtliche Vorhaben etwa 60 Millionen Euro investieren.
Kontakt:
Sächsisches Staatsministerium des Innern
Referat 44
01095 Dresden
0351/5643442
0351/5643409
Joerg.Ludwig@smi.sachsen.de
Quelle: Sandra Czabania, Leipziger Volkszeitung, 26.7.2004
Das Pinneberger Kreisarchiv im VKA
Eine Ausgabe der kostbaren „Newen Landbeschreibung“ des Kartographen Johannes Mejer und des Arztes und Husumer Bürgermeisters Caspar Danckwerth aus dem Jahr 1652 lagert auch im Archiv der Pinneberger Kreisverwaltung. Für Kai Wittig, den Leiter der historischen Sammlung, stellen solche Stücke jedoch die absolute Ausnahme dar. In den Räumen, in denen Wittig und seine Kollegin Christiane Wolfelsperger arbeiten, lagern vielmehr Unmengen an Verwaltungsvorlagen, Zeitungsausschnitten und Fotos, die einen Überblick über aktuelle sowie vergangene Ereignisse und den Zustand der Gesellschaft geben. Etwa 175 Regal-Meter haben Wittig und seine Kollegin bereits in Beschlag genommen.
Das Kreisarchiv, grundsätzlich als Verwaltungsarchiv konzipiert, wurde 1985 ins Leben gerufen. Verordnungen, Satzungen, Urkunden, Akten und Pläne werden dort vorrangig gesammelt. Doch damit allein ist die Geschichte des Kreises nicht dokumentiert. Auch Zeitungsberichte werden gesammelt, zudem jegliche Dokumente über die zum Kreis gehörende Hochseeinsel Helgoland.
Trotz des technischen Fortschritts: Wittig und seine Archivarkollegen sind konservativ. Speichermedien wie CD oder DVD haben für sie keine Bedeutung. Denn Wittig zufolge kann kein Hersteller die dauerhafte Speicherung der Daten garantieren. Zudem, so glaubt er, müssten die Medien immer wieder umkopiert werden, weil neue und leistungsstärkere Speicherarten alte Standards verdrängen.
Außer dem Kreis- gibt es in der Region noch zahlreiche Ortsarchive und auch die Kirchen verfügen über eigene Sammlungen. Um „den Kunden“, wie Wittig sagt, entgegenzukommen, wurde 2000 eine Archivarbeitsgemeinschaft (VKA) in Leben gerufen, der mittlerweile die Hälfte der Kommunen und das Nordelbische Kirchenarchiv angehören. Ziel des Zusammenschlusses ist es, Informationen möglichst an jedem Ort zugänglich zu machen. In einem ersten Schritt haben die Archive die gleiche Software auf ihren Rechnern installiert. Laut Wittig soll zukünftig ein gemeinsames Internet-Portal aufgebaut werden, über das die Inhalte aller Archive im Kreis abgefragt werden können.
Link: www.vka-sh.de
Kontakt:
Kreisarchiv Pinneberg
Drosteipark 19
Postfach 1751
25407 Pinneberg
Telefon 04101/212393 oder 212200,
Telefax 04101/209137
Quelle: Thomas Klink, Wedel-Schulauer Tageblatt, 21.7.2004
Zwangsarbeit in Duisburg
Praktisch kein deutsches Unternehmen, keine Gärtnerei, keine Kommune, ja noch nicht einmal die Kirchen in Deutschland kamen während des Zweiten Weltkrieges ohne die Zwangsarbeit von zivilen ausländischen Arbeiterinnen und Arbeitern aus. Zur damaligen Situation in der Stadt Duisburg hat jetzt der Historiker Michael Kanther ein knapp 500 Seiten dickes Werk vorgelegt. Im Frühjahr 2000 hatte er vom Rat der Stadt Duisburg den Auftrag erhalten, das Thema Zwangsarbeit in der Ruhrstadt aufzuarbeiten.
Kanther macht in seinem Buch zwei grundsätzliche Feststellungen: 1.) Duisburg gehörte nicht zur Hauptregion des Zwangsarbeiter-Einsatzes in Deutschland. In der Landwirtschaft und in der Kriegswaffen-Endproduktion gab es die großen Massen ausländischer Zwangsarbeiter. 2.) Trotzdem haben fast alle Branchen in Duisburg nach und nach neben Kriegsgefangenen auch zivile Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Spätsommer 1944 habe man in Duisburg etwa 34.000 Zwangsarbeiter gezählt, die in mehr als 200 Lagern quer über die Stadt verteilt lebten. Es sei daher leichter, die unbeteiligten Branchen in Duisburg (Tabak-Industrie und Brauereien) zu benennen, als diejenigen, die sie verwendet haben.
Info:
Michael A. Kanther, Zwangsarbeit in Duisburg 1940-1945, Duisburger Forschungen Bd. 49. Hrgs. Stadtarchiv Duisburg, Mercator-Verlag, 22 Euro
Quelle: Stefan Endell, NRZ, 22.7.2004
Ausstellung „Deutsche Jüdische Soldaten“ in Celle
Die sehenswerte Ausstellung „Deutsche Jüdische Soldaten“, die derzeit in der Alten Exerzierhalle in Celle zu sehen ist, behandelt auf 69 Bild- und 36 Texttafeln das Schicksal jüdischer Soldaten in Deutschland. Der Ausflug in die Geschichte reicht von der Epoche der Juden-Emanzipation zu Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Zeitalter der Weltkriege. Die Ausstellung setzt einerseits ein Denkmal für die deutschen jüdischen Soldaten und für die Bedeutung, die ihr Dienst für die in Deutschland lebenden Juden gehabt hat. Und sie zeigt andererseits die Verklammerung von Militärdienst und Integrationsanspruch – ein Anspruch, der nie richtig realisiert wurde.
Konzipiert wurde die Wanderausstellung bereits bis 1996 vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Zusammenarbeit mit dem Moses Mendelssohn Zentrum in Potsdam und dem Centrum Judaicum in Berlin. Dem Stadtarchiv Celle, allen voran Leiterin Sabine Maehnert, ist es zu verdanken, dass die Stadt, das Ausbildungszentrum C der Heeresfliegerwafffenschule Wietzenbruch und die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit die Schau in Celle präsentieren.
Info:
Die Ausstellung ist bis zum 29. August in der Alten Exerzierhalle, Helmuth-Hörstmann-Weg 1, in Celle, zu sehen. Sie ist täglich von 10 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 16 Uhr geöffnet.
Veranstalter:
Stadt Celle – Stadtarchiv Celle,
Ausbildungszentrum C der Heeresfliegerwaffenschule Wietzenbruch, Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Celle e.V.
Katalog:
Deutsche Jüdische Soldaten. Von der Epoche der Emanzipation bis zum Zeitalter der Weltkriege. Eine Ausstellung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Zusammenarbeit mit dem Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam und dem Centrum Judaicum Berlin. Hamburg, Berlin, Bonn: Verlag E.S. Mittler u. Sohn, 3. Aufl. 1996, 209. S., EUR 14,90, ISBN 3-8132-0525-8.
Quelle: Silja Weißer, Cellesche Zeitung, 20.7.2004