Die dringend notwendige Erweiterung des sächsischen Hauptstaatsarchivs in Dresden kann im kommenden Jahr begonnen werden, dem entsprechenden Bauantrag ist jetzt zugestimmt worden. Bis zum Jahr 2009 stehen einem Bericht der Sächsischen Zeitung zufolge insgesamt 32 Millionen Euro für die Arbeiten zur Verfügung. 17 Millionen Euro sind für ein neues Gebäude an der Archivstraße veranschlagt worden. Das etwa 7.000 Quadratmeter große Areal wird seit Jahrzehnten als Erweiterungsfläche für das 1915 erbaute Staatsarchiv bereitgehalten. Unklar sei jedoch noch, ob zuerst der Neubau realisiert werde, oder ob der Rekonstruktion Vorrang gewährt werde.
In dem neuen Haus sollen sowohl Magazine, unter anderem für den historisch wertvollen Kartenbestand, geschaffen werden. Außerdem werden in dem Haus Werkstätten und ein neuer Lesesaal untergebracht. Das Dresdner Staatsarchiv gehört mit rund 10.000 jährlichen Nutzern zu den meistbesuchten Archiven Deutschlands.
Kontakt:
Hauptstaatsarchiv Dresden
Archivstraße 14
01097 Dresden
0351/8006-0
0351/8021274
hstadd@archive.smi.sachsen.de
Quelle: Sächsische Zeitung, 2.8.2004
Münsterland-Sammlung neu erschlossen
Rund 4.900 historische Fotografien, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) jetzt digitalisiert in das Bildarchiv seines Westfälischen Landesmedienzentrums eingestellt hat, dokumentieren, wie die Orte des Münsterlandes und der näheren Umgebung vor 30, 40 oder 50 Jahren aussahen.
„Die Bilder stammen aus Münster sowie den heutigen Kreisen Borken, Steinfurt, Coesfeld, Warendorf und Gütersloh. Einen Großteil von ihnen haben engagierte Heimatfotografen wie Julius Gärtner, der viele Jahre in Münster fotografierte, in den 1920er bis 1940er Jahren aufgenommen“, erklärt die Dokumentarin Kerstin Burg, unter deren Leitung die Sammlung in mehrjähriger Arbeit inhaltlich erschlossen, per Computer betextet und mit Schlagworten versehen wurde, damit beispielsweise interessierte Heimatforscher und Buchautoren ein gesuchtes Motiv schneller finden können.
Die meisten Aufnahmen stammen aus der Zeit, als nicht Autobahnen und Hochspannungsleitungen, sondern Alleen und Feldgehölze die Landschaft beherrschten, Pferdegespanne zum alltäglichen Straßenbild gehörten, die Bäuerin das Wasser noch aus dem Ziehbrunnen schöpfte und sonntags zum Kirchgang die weiße Spitzenhaube aufsetzte. Nach 1945 haben sich die Dörfer und Städte rasant verändert. Die LWL-Fotografen haben den Wandel vieler Ortsbilder und Landstriche über die Jahre festgehalten: Anhand von Bildern aus den 1950er bis 1970er Jahren können Historiker, Geografen, Heimatvereine, Schulen und interessierte Bürger die Veränderungen im Bild nachvollziehen.
Der Münsterland-Bestand ist nur eine von vielen Bildsammlungen, die das LWL-Bildarchiv seit 1990 erhalten hat – aus öffentlichen und privaten Quellen ebenso wie aus dem Schaffen vieler LWL-Fotografen. Über 300.000 historische und aktuelle Fotografien und Luftaufnahmen aus allen Regionen Westfalens hat das LWL-Landesmedienzentrum bisher zusammengetragen. „Darunter Nachlässe namhafter Fotografen, die wir davor bewahren konnten, vernichtet zu werden oder in dunklen Kellern vergessen zu werden“, so Burg. Und was geschieht mit den Bilderbergen? Das LWL-Landesmedienzentrum sichert die Fotografien archivarisch, scannt sie, erschließt sie inhaltlich und dokumentiert sie per Computer. „Inzwischen haben wir über 33.500 Bilder digitalisiert. Diese Auswahl können sich Interessenten am Bildschirm anschauen und die Bilder von uns per Mail bekommen. Die Bilder, die wir bereits digital bearbeitet haben umfassen ein breites Spektrum aus dem Bereich Städte, Dörfer, Landschaften, Kunst, Kultur, Architektur, Wirtschaft, Landesgeschichte und Alltagsleben in Westfalen zwischen 1850 und heute“, erklärt Burg.
Eine Fotogalerie mit einer kleinen Auswahl der Bilder steht bereits unter der Adresse www.westfaelisches-landesmedienzentrum.de im Internet. „Im Laufe des Jahres werden wir das ganze digitale Bildarchiv ins Internet stellen, denn historisches Bildmaterial ist für Publikationen und Ausstellungen immer häufiger gefragt. Dann kann man vom heimischen Schreibtisch aus durch 150 Jahre westfälische Geschichte reisen“, verspricht Burg.
Kontakt:
Westfälisches Landesmedienzentrum
Bild-, Film- und Tonarchiv
Warendorfer Straße 24
48145 Münster
Tel: 0251 591-4756 und 4719
bildarchiv@lwl.org
TLZ-Rätsel (1) „Das redende Blatt“ zum TAG DER ARCHIVE
Unter dem Schillerwort „Das redende Blatt“ stellt die Thüringische Landeszeitung (TLZ) bis zum TAG DER ARCHIVE am 25. September (Link) historische Dokumente vor, die auf diese Weise zum Reden gebracht werden sollen. In neun Folgen wird den Lesern mit Abbildung und Begleittext die Geschichte hinter der Geschichte vermittelt. Am Ende der Erläuterung steht jeweils eine Frage und die Suche nach einem Buchstaben für das Lösungswort. Die neun Buchstaben ergeben den Begriff für den einzelnen Gegenstand in einem Archiv.
Unter den richtigen Einsendern werden Bücher und Kataloge aus den beteiligten Archiven verlost. Die Serie ist eine Gemeinschaftsaktion der Weimarer Archive. Das komplette Lösungswort ist bis zum 30. September per Postkarte mit dem Kennwort „Archive“ zu senden an die TLZ-Kulturredaktion, Marienstraße 14 in 99423 Weimar. Die Auslosung erfolgt im Thüringischen Hauptstaatsarchiv in Weimar. Der Autor des folgenden ersten Rätselteiles ist Professor Volker Wahl, Direktor des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar.
Als Goethe am 3. September 1827 den abgebildeten Geburtstagsbrief an seinen Landesherrn niederschrieb, konnte er nicht ahnen, dass es der letzte sein würde, den der regierende Großherzog von Sachsen-Weimar und Eisenach von ihm erhalten sollte. Am 14. Juni 1828 verstarb der 1757 geborene und 1775 mit 18 Jahren an die Regierung gekommene Fürst, dessen bronzenes Reiterstandbild 1857 zu seinem 100. Geburtstag in Weimar errichtet wurde.
Der Dichter war als ausgebildeter Jurist von dem jungen Regenten 1775 nach Weimar geholt und im Jahr darauf in das Geheime Consilium berufen worden, das den regierenden Herzog in seinen Staatsgeschäften beriet. Aber auch in besonderen Kommissionen und zuletzt in der Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena diente Goethe ihm und danach auch seinem Sohn als Beamter bis zu seinem Ableben 1832.
Geburtstagsbriefe von ihm an seinen Landesherrn sind nur spärlich überliefert, mit dem hier abgebildeten sind noch fünf weitere aus einem Zeitraum von 52 Jahren bekannt.
Dieser eigenhändig niedergeschriebene Goethe-Brief von 1827 ist nicht nur, weil er dem letzten Geburtstag gegolten hat, etwas Besonderes. Er war bis 1999 nicht bekannt, obwohl er schon immer im heutigen Thüringischen Hauptstaatsarchiv verwahrt worden ist. Immerhin wußte man durch Goethes Tagebucheintrag vom 3. September 1827 „Serenissimo, Glückwunsch“ von dieser Gratulation.
Der Inhalt ist eine Huldigung an den Landesherrn und an dessen „Gnade und Gunst“, die dem Dichter und Beamten in der weimarischen Landesadministration seit langen Jahren „ein wundersam Gebäude von Glück und Wohlbehagen“ geboten hatte. Der letzte Absatz des Briefes weist auf die alljährlich zum Geburtstag des Großherzogs veranstaltete Ausstellung der Freien Zeichenschule mit Schüler- und Lehrerarbeiten sowie bei den „Lieberischen Bemühungen“ auf die Gemälderestaurierungen des Zeichenlehrers Carl Wilhelm Lieber hin.
Unsere heutige Frage: Wer war der „Durchlauchtigste Großherzog“ und „Gnädigst regierende Fürst und Herr“, dem Goethe mit diesem Brief gratuliert hat? Für das Lösungswort ist aus den beiden Vornamen der zweite Buchstabe des ersten bzw. der erste Buchstabe des zweiten Vornamens zu notieren.
Quelle: Volker Wahl, TLZ Online, 30.7.2004
Dorfarchiv Rödingen
Der 1921 in Rödingen gegründete Geschichtsverein veröffentlichte in der Folge zahlreiche wertvolle Arbeiten zur Geschichte der Gemeinde Rödingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es dann Einzelpersonen, die sich mit der Geschichte der Gemeinde beschäftigten, zu der die Orte Höllen, Bettenhoven und Kalrath gehörten. Seit 1990 bemühte sich der Rödinger Heimatforscher Hubert Mülheims um eine Wiedergründung des Geschichtsvereins, die im Rahmen der 1150-Jahr-Feier in Rödingen 1996 gelang. Der neu gegründete Geschichtsverein dokumentiert und archiviert seither die Dorfgeschichte in Schrift, Bildern und Objekten.
Das «Dorfarchiv» steht allen Interessierten zur Verfügung. Forschungsarbeiten will der Verein ebenfalls publizieren. Zudem sollen Projekte initiiert werden, die sich mit der Geschichte der Heimat beschäftigen oder diese aufarbeiten. Im Juli wurden Archivschränke aufgestellt, um die inzwischen etwa 50 Ordner aufzunehmen. Zudem wurde ein Luftentfeuchter im Archivraum in Betrieb gesetzt. Bisher wurden rund 700 Karteikarten angelegt, um das Suchen der zahlreichen Themen zu erleichtern. Seit Juli 2003 trifft sich die Archivgruppe regelmäßig, um ihre Arbeit fortzusetzen. Der Geschichtsverein sammelt weiter, nicht nur Akten, sondern auch persönliche Dokumente, Festschriften und Fotos für das wachsende Fotoarchiv.
Kontakt:
Geschichtsverein Rödingen/Höllen/Bettenhoven
Corneliusstr. 7
52445 Titz-Rödingen
02463/8321 (Bert Hermanns)
Quelle: Aachener Zeitung, 31.7.2004
Ausstellung „Kirche im Dorf“ nun in Minden
Vor zwei Jahren bereits war die Wanderausstellung „Kirche im Dorf“ in Berlin zu sehen gewesen, jetzt wurde sie, nach weiteren Zwischenstationen, durch Professor Jürgen Kloosterhuis, dem Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (Berlin) im Mindener Preußen-Museum eröffnet. Mit dieser Ausstellung wolle das Staatsarchiv auch über das eigentliche Thema hinausweisen. Denn in Berlin wird das Historische Staatsarchiv Königsberg verwahrt. Mit der Präsentation solle die Verantwortung für diese Überlieferung unterstrichen werden. Zusätzlich wolle man die Auswertungskompetenz für Schriftgut aus den ehemaligen preußischen Ostprovinzen, einem legitimen Teil des preußischen Kulturbesitzes, unter Beweis stellen, betonte Kloosterhuis.
Die Ausstellung „Kirche im Dorf. Ihre Bedeutung für die kulturelle Entwicklung der ländlichen Gesellschaft im 'Preußenland', 13.-18. Jahrhundert“ zeigt die Lebensweise einer ländlichen Gesellschaft, in der die Kirche den Mittelpunkt darstellt. Aus Überlieferungsgründen überwiegt bei der Schau die Zeit seit dem 16. Jahrhundert. Die Ausstellung zeigt zuerst, wie die Kirche bei der Erschließung des Landes im Mittelalter durch den Deutschen Orden und die Bischöfe, aber auch danach in der herzoglichen Zeit an der Erschließung des Landes beteiligt war. Dann werden der Pfarrhof mit Lehrer, Kantor und Glöckner als Mitarbeitern des Pfarrers sichtbar. Weiter geht es unter anderem um den Pfarrer in seinen Beziehungen sowohl zum Patronatsherrn als zu seiner Gemeinde, dem Kirchspiel. Die Kirche war selbst Hierarchie und ein Teil der weltlichen Obrigkeit. „Ich habe nie zuvor so deutlich empfunden, dass mit der Kirche in der Dormitte nicht nur die Religion verschweindet. Es vergeht, verweht weit mehr: ein lokales Zentrum der Zivilisation“, zitierte Jürgen Kloosterhuis in seiner Eröffnungsansprache aus dem Bericht eines Exkursionsleiters über eine Reise ins ehemalige Ostpreußen.
Info:
Kirche im Dorf: Ihre Bedeutung für die kulturelle Entwicklung der ländlichen Gesellschaft im „Preussenland“, 13.-18. Jahrhundert. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preussischer Kulturbesitz in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin, Preussischer Kulturbesitz. Konzeption: Bernhart Jähnig, Berlin: Duncker & Humblot 2002, 316 S., ISBN 3-428-10425-0, € 29,80. (Besprechung)
Kontakt:
Preußen-Museum
Nordrhein-Westfalen
Simeonsplatz 12
32427 Minden
Fon: 0571 / 83728-0
Fax: 0571-83728-30
Quelle: Mindener Tageblatt / mt-online.de, 31.7.2004
Werdegang des Stadtarchivs Delitzsch
Seit zwei Jahren befindet sich das von Lars-Uwe Freiberg geleitete Delitzscher Stadtarchiv im technischen Rathaus der Stadt im Norden von Leipzig. Neben den Zeugen der städtischen Historie wird hier vor allem das gesamte Schriftgut der Stadtverwaltung aufbewahrt. Bis 1985 war das städtische Archiv selbstständig, dann wurde es mit dem Kreisarchiv zusammengelegt. 1997 begann der Aufbau des neuen Delitzscher Stadtarchivs. Bereits seit 1972 lagern jedoch wichtige Delitzscher Bestände im Staatsarchiv Leipzig, da dort bessere Lagerungsbedingungen bestehen. 3.600 Dokumente und andere Archivmaterialien aus den Jahren zwischen 1364 und 1945 sind so in Leipzig gesichert.
Das Stadtarchiv in Delitzsch erhielt mit dem Umzug in die Schloßstraße gleichfalls bessere Bedingungen. Hier ist das Bauarchiv genauso wohl verwahrt wie unter anderem Schülerkarteien, Schulabschlusszeugnisse und Gesetzblätter. In 6.279 Boxen, das sind 692,965 laufende Meter, befinden sich die Archivalien. Neben den Unterlagen in Rollschränken und dem ständig wachsenden Computerspeicher hat das Delitzscher Archiv auch 195.000 Mikrofilmaufnahmen im Bestand, darunter sämtliche Kreis- und Tageszeitungen von 1824 bis zum 20. April 1945.
Im Stadtarchiv Delitzsch arbeitet derzeit auch Petra Härtel im Rahmen ihrer AB-Maßnahme. Sie transkribiert unter anderem die handschriftlich verfasste Stadtchronik. Ab 1876 liegen in dem Archiv die Bände vor, die nach und nach auf den Computer übertragen werden. Dass Härtel dabei sich manchmal gar nicht von dem vor Jahrzehnten Aufgeschriebenen lösen kann, gibt sie unumwunden zu…
Kontakt:
Stadtarchiv Delitzsch
Schloßstraße 30
04509 Delitzsch
Telefon: 034202 / 67-321
lars.freiberg@stadt-delitzsch.de
Quelle: Leipziger Volkszeitung, 28.7.2004
Zur Zentralfunktion des Landesarchivs NRW
Nachdem eine Untersuchung der einzelnen nordrhein-westfälischen Staatsarchive durch eine Unternehmensberatung ergab, dass die Archive personell unterbesetzt seien und dass es bei der Aufnahme der Bestände zu dramatischen Rückständen gekommen sei, wurde mit Jahresbeginn 2004 das staatliche Archivwesen des Landes NRW umstrukturiert. Im Landesarchiv werden jedoch keine alten Quellen gewälzt, die dortigen Mitarbeiter entwickeln hingegen moderne Strategien für den Erhalt der Akten und Archive.
Untergebracht sind die Archivarinnen und Archivare in einem modernen Bürogebäude in Düsseldorf. Dr. Peter Dohms, der dort als Staatsarchivdirektor und Schriftleiter des europaweit größten Archivjournals „Der Archivar“ arbeitet, hält es für notwendig, dass gewisse Fragen zentral beantwortet werden, um eine für möglichst alle Archive des Landes verbindliche Regelung zu schaffen. Eines der größten Probleme des heutigen Archivwesen sei der rasante Fortschritt der Technik und die damit verbundene digitale Speicherung der einzelnen Akten und Daten und deren Migration.
Hinzu kommt noch ein anderes gravierendes Problem: die Qualität des Papiers ab dem 19. Jahrhundert hat dramatisch abgenommen, manche der in den Archiven lagernden Akten zerbröseln aufgrund des hohen Säuregehaltes des Papiers zwischen den Fingern. Das Konservieren ist mühselig und zeitaufwendig, muss aber dringend in Angriff genommen werden.
Eine weitere Aufgabe des Landesarchivs ist schließlich die Frage der Bewertung: welche Akten, Unterlagen und Vermerke sind für die Aufbewahrung geeignet? Da die Archive jährlich nur etwas mehr als zwei Kilometer an Akten einlagern dürfen, gehen die Mitarbeiter des Landesarchivs in die Behörden, um dort die Verwaltung zu beraten und zur Vorarbeit für die Archive anzuleiten.
Kontakt:
Landesarchiv NRW
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Telefon (0211) 159238-0
Fax (0211) 159238-111
poststelle@lav.nrw.de
Quelle: ngz-online, Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 29.7.2004
Lehrgang Bildmanagement / Bildwissenschaft in Krems
Das Zentrum für Bildwissenschaften an der Donau-Universität Krems informiert aktuell zum einen über den neuen berufsbegleitenden Lehrgang „Bildmanagement – Bildwissenschaft (MA)“ (siehe unten), sowie über das im September 2004 stattfindende Symposium (Text unten).
Das Zentrum für Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems startet im November 2004 eine europaweit neue berufsbegleitende Studienmöglichkeit.
- Ziele
Die Universitätslehrgänge Bildmanagement – Bildwissenschaft (MA) werden sowohl eine fundierte Ausbildung im Bereich Bildwissen und -analyse bieten, als auch Managementkompetenzen und praxisnahes Know-How für den Aufbau, die Konzeption und den Betrieb von digitalen Bild- und Informations-Management-Systemen vermitteln. Ziel ist es, die professionelle Sammlung, Bewahrung, Erschließung und Präsentation von Bildern zu vermitteln. - Aufbau
Das erste Jahr des Grundstudiums besteht aus
– einem Semester bildwissenschaftlichen Grundlagen und
– einem Semester Bilddigitalisierung und Digitalem Sammlungsmanagement.
Nach positivem Abschluss wird der Titel Akademische/n Expert/in verliehen.
=> Im Master-Programm „Bildwissenschaft, MA“ können daran anschliessend
wahlweise die Fachvertiefungen
– Ikonographie oder
– Fotografie belegt
und der internationale Grad Master of Arts (MA) erworben werden. - Methodik
Verstärktes Augenmerk wird im Lehrgang auf Persönlichkeitsbildung und Projektkompetenz gelegt. Die einzelnen Module werden geblockt á 7 Tage geführt und bieten so für Berufstätige die Möglichkeit, das Studium mit der Arbeit zu verbinden und den beruflichen Weg intensiv zu reflektieren. - Wer ist angesprochen?
Der Studiengang richtet sich an Personen, die in ihrem beruflichen Alltag mit visuellem Material arbeiten oder sich mit Bildinhalten auseinandersetzen. Weiters an Personen, die ihr im Grundstudium erworbenes Wissen mit bildwissenschaftlichen Kompetenzen verbinden und ergänzen wollen. - Ob an
– Universitäten, Kultur- oder Forschungseinrichtungen
– in Firmenarchiven
– im Pre-Press-Bereich
– in Bild- oder Werbeagenturen – fundiertes Bildwissen und Erfahrung mit elektronischer Erschließung von Bildern bildet eine Grundlage für beruflichen Erfolg in verschiedensten Berufssparten. - Eckdaten
Start des Lehrgangs ist der 20. November 2004.
Bewerbungen werden noch bis 20. Oktober 2004 angenommen.
Laufend aktualisierte Informationen unter http://www.donau-uni.ac.at/zbw - Kontakt:
Mag. Andrea Domanig
Telefon : +43(0)2732 893-2569
Fax: +43(0)2732 893-4550
E-Mail: andrea.domanig@donau-uni.ac.at - Lehrgangsleiterin:
Mag. Jeanna Nikolov-Ramírez Gaviria
Telefon: +43 (0)2732-893-2570
E-Mail: jeanna.nikolov@donau-uni.ac.at
—-
Dazu passend weist das Zentrum für Bildwissenschaften auf das anstehende Internationale bildwissenschaftliche Symposium „Bildgedächtnis – Bildvergessen. Survival of the Images“ (BILDTAGE GÖTTWEIG 2004) hin.
- Termin: 24. – 26. September 2004
Ort: Zentrum für Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems in Kooperation mit dem Stift Göttweig, Austria - Anmeldung unter http://www.donau-uni.ac.at/zbw/bildtage/register
- Tagungsgebühr:
Bei Anmeldung bis 15. Juli 10% Frühbucherbonus!
Tagungsbeitrag (inkl. div. Extras):
> Standard: 195 EUR
> Ermässigt: 120 EUR
Tagespreise und Details auf der Webseite.
Inhalt:
Das kulturelle Erbe einer Gesellschaft besteht zum Grossteil aus Bildmaterial und Visualisierungen. Wo hört aber Wahrnehmung eines Bildes auf und setzt Erinnern ein? Was oder wer definiert unser visuelles Erbe? Wie steht es um die „Visuelle Kultur“ im „neuen Europa“? Wer sind die Gatekeeper des Bildvermögens und auf welche Weise wird entschieden, welches visuelle Material wert ist, aufgehoben und überliefert zu werden? Gibt es hierfür eine Form der Bild-Ethik?
Über die Jahrhunderte wurden Bilder zensuriert, zerstört, tabuisiert und sind so heute nicht Teil unseres Gedächtnisses. Wie steht es um diese verlorenen Bilder, und was sagt dieser *blinde Fleck“ unserer Bildgeschichte über uns aus? Welche Bilder bleiben haften und sind somit ausschlaggebend für den aktuellen Gedächtnis- und Erinnerungsdiskurs?
In 29 Vorträgen und 3 Workshops wird diesen Themen nachgespürt werden.
Die 3 Tagesschwerpunkte gruppieren sich um die Begriffe:
BILDVERGESSEN – BILDKONSTRUKTION – BILDGEDÄCHTNIS
Keyreferate:
- 24. Sept.
PD Dr. Klaus Sachs-Hombach, Philosoph
„Bildkritik und Bildgeschichte“ - 25. Sept.
FH-Prof. Dr. Johannes Domsich, Medienmorphologe
„Existenz und Identität in visuellen Konzepten“ - 26. Sept.
PD Dr. Christiane Kruse, M.A., Kunsthistorikerin
„Bilder erinnern – Bilder machen: Vom Ursprung der Bilder aus dem Vergessen“
Tagungssprache: deutsch, Einzelvorträge auf englisch
Detail-Programm: http://www.donau-uni.ac.at/zbw/bildtage
Kontakt:
Mag. Jeanna Nikolov-Ramírez Gaviria: +43 02732 893 2570
Jeanna.nikolov@donau-uni.ac.at
Mag. Andrea Domanig:
Tel: +43 02732 893 2569
Fax: +43-2732-893-4550
Zentrum für Bildwissenschaften
Donau-Universität Krems
Dr. Karl Dorrek-Straße 30
A-3500 Krems
andrea.domanig@donau-uni.ac.at
http://www.donau-uni.ac.at/zbw
100 Jahre Gedächtniskirche zu Speyer
In der Pfälzischen Landeskirche stand und steht 2004 ein Doppeljubiläum an: 100 Jahre Gedächtniskirche und 475 Jahre Protestation, also die Erinnerung an den 2. Speyerer Reichstag im April 1529, auf dem das Wormser Edikt von 1521 (Verhängung der Reichsacht über Luther und seine Anhänger) durchgesetzt werden sollte, auf dem sich aber eine Minderheit der Fürsten und oberdeutschen Stadtvertreter in einer „Protestation“ (nach der die Anhänger der Reformation fortan „Protestanten“ genannt wurden) dagegen verwahrte. Als 1856 die Reparatur der Speyerer Dreifaltigkeitskirche anstand, entwickelte man dann den Gedanken zur Errichtung einer neuen Kirche, die als „ein Denkmal des Reichstags von 1529 dastände, den Ahnen gesetzt von den dankbaren Urenkeln“.
Die Umsetzung dieser Idee einer Gedächtniskirche sollte sich allerdings über Jahrzehnte bis zum Tag der Einweihung am 31. August 1904 hinziehen. Hundert Jahre später, zwischen April und Ende Oktober 2004 zeigt das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) nun in seinen Räumen in Speyer die Ausstellung „Die Gedächtniskirche zu Speyer – Ein Denkmal protestantischer Erinnerungskultur“. Das Begleitheft zu dieser Ausstellung vereint vier Aufsätze aus dem aktuellen Jahresband „Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde“ 71/2004 des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte, die sich mit der Entstehungsgeschichte des Kirchenbaus beschäftigen.
Gabriele Stüber und Christine Lauer steuern für diesen Zeitraum eine Chronologie zu der Broschüre bei, die allerdings nicht nur die wichtigsten Daten, sondern auch Pressestimmen zum Bau der Gedächtniskirche beinhaltet (S. 7-25). Diese dokumentieren, wie spannungsgeladen die konfessionelle Publizistik insbesondere die Einweihung der Kirche begleitete und kommentierte. Dabei stießen allerdings nicht nur ultramontane und protestantische Interpretationen des Speyerer Protestationsreichstages von 1529 aufeinander („Tat der ärgsten Unduldsamkeit“, so ein katholisches Sonntagsblatt), auch innerevangelische Konfliktlinien zwischen liberalen und orthodoxen Protestanten wurden deutlich („Liberales Geld, wie warst du willkommen! Liberaler Geist, wir können dich nicht brauchen!“). Von den Geldgebern und Kollektanten des Kirchenbaus handelt der Aufsatz von Friedhelm Hans (S. 41-66). Er bezeichnet die Finanzierung der neugotischen Kirche als ein „Meisterwerk“, weil sie von einer universalen protestantischen Identität inspiriert und durch eine gesamtprotestantische Beteiligung ermöglicht wurde, welche pfälzische und deutsche Protestanten aller Schichten wie auch weite Kreise des „Weltprotestantismus“ einbezogen habe. Diesem Weltprotestantismus (und seiner missionarischen, damals letztlich expansiven Idee) um 1904 widmet sich Klaus Bümlein in seinem Beitrag zum Ausstellungsband (S. 27-38), geht dabei zunächst auf zeitgenössische Selbstdarstellungen des Protestantismus anhand der Äußerungen einiger wichtiger Theologen, wie z.B. Adolf von Harnack, ein, bevor er Spuren dieser Interpretationen in der Speyerer Gedächtniskirche nachweist. Dabei hätten sich jedoch immer wieder Spannungen gezeigt zwischen dem einerseits bis zur Kircheneinweihung 1904 verfolgten Ansatz, dass hier – „im Bewusstsein des gemeinschaftlichen Glaubensgrundes mit der deutschen Reformationskirche“ (so ein nordamerikanischer Einweihungsteilnehmer) – eine Kirche von Bedeutung für die ganze protestantische Welt entstehen sollte und nationalprotestantischen Anliegen im wilhelminischen Zeitalter andererseits. Dieser innere Gegensatz zog sich in der Folge durch die Jubiläumsfeiern zur Kircheneinweihung. Nachdem die Einweihung 1904 und das 25-jährige Jubiläum von 1929 vor allem als Ereignis für den deutschen Protestantismus wahrgenommen worden seien, zeigte erst die Gestaltung der Festlichkeiten von 1959 und 1979 Ansätze zur Einlösung des gesamtprotestantischen Anspruchs. Der Problematik, dass Jubiläen stets nicht nur Vergangenes vergegenwärtigen, sondern zugleich auch Erinnerungsprozesse dynamisieren und so zu aktuellen Standortbestimmungen werden, widmete sich im abschließenden Aufsatz zunächst auch Gabriele Stüber unter Mitarbeit von Andreas Kuhn, um dann aber speziell die Entstehung der Gedächtniskirche als Ausdruck deutschen Zeitgeistes und protestantischer Erinnerungskultur zwischen 1856 und 1904 zu interpretieren. Die Speyerer Gedächtniskirche der Protestation spiegele dabei die enge Verflechtung von Nation und Konfession, von Thron und Altar wider, die gerade diese Epoche prägte. Dabei werde durch das Bauwerk allerdings keine Theologie im Dienste der Politik betrieben, wohl aber ein kirchenpolitisches Programm verfolgt, das auf die protestantische Erwähltheit als einem neuen Bund zwischen dem auferstandenen Christus und der protestantischen Lehre abhebe.
Info:
Erbe und Auftrag. Die Gedächtniskirche zu Speyer im Strom protestantischer Erinnerungskultur, hg. vom Landeskirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche), Redaktion: Friedhelm Hans und Gabriele Stüber, Heidelberg e.a. 2004, 96 S., zahlreiche, z.T. farbige Abb., ISBN 3-89735-277-X, 8,90 Euro
Kontakt:
Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz
Domplatz 6
67346 Speyer
Telefon: (06232) 66 71 80, 66 71 81
Telefax: 66 72 34, 66 72 36
zentralarchiv@evkirchepfalz.de
http://www.zentralarchiv-speyer.de/
Neue Entsäuerungsanlage in Brauweiler
Zum Erhalt von wertvollen Dokumenten wurde in Brauweiler bei Köln eine neue Entsäuerungsanlage als bundesweit zweite dieser Art eröffnet. Allein 500 Regalmeter Akten aus den Jahren 1850 bis 1970 werden zur Konservierung noch in diesem Jahr in die Abtei Brauweiler geschickt. Bisher gebe es eine derartige Anlage nur in Leipzig, sagte ein Sprecher des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).
In dem „Rheinischen Zentrum zur Massenentsäuerung“ sollen bis Ende dieses Jahres rund 3.500 Kartons mit Papierdokumenten aus dem Landesarchiv in Düsseldorf haltbar gemacht werden. Das Papier enthalte Holzschliff und könne im Laufe der Zeit in einer chemischen Reaktion „sauer“ werden, erklärte der LVR. Die historischen Dokumente drohen zu verfallen und wären unwiderbringlich zerstört. Sie werden nun Blatt für Blatt entsäuert. Das Land NRW und der LVR unterstützen das Zentrum, das jährlich bis zu 40.000 Dokumente retten will.
Kontakt:
Rheinisches Archiv- und Museumsamt
Ehrenfriedstr. 19
50259 Pulheim-Brauweiler
Tel.: 02234-9854-0
Fax.: 02234-9854-285
Quelle: dpa/taz Köln Nr. 7418, 26.7.2004, S. 1.