Neue Quellen zur Frauengeschichte im Stadtarchiv Karlsruhe

Das Stadtarchiv Karlsruhe kann eine wertvolle Ergänzung seiner Bestände durch den Nachlass der Schriftstellerin, Politikerin und Frauenrechtlerin Marie Schloß verbuchen. Deren in der Schweiz lebende Enkelin schenkte dem Stadtarchiv im Frühjahr 280 Briefe aus den Jahren 1900 bis 1952, die nun bearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Marie Schloß, geb. Haas, wurde am 31. März 1872 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach dem Tod ihres Mannes, des Zigarettenfabrikanten Adolf Schloß, im Jahr 1907, lebte sie von 1908 bis 1912 mit ihren Söhnen in Karlsruhe in der Karlstraße 90 und in der Akademiestraße 40. Wie ihr Bruder, der spätere badische Innenminister und Reichstagsabgeordnete Ludwig Haas, engagierte Marie Schloss sich in der linksliberalen Fortschrittspartei. Sie gehörte einem Kreis gebildeter Frauen des Bürgertums an, die in fortschrittlichen Organisationen mitarbeiteten, so z.B. im Verein für Frauenstimmrecht oder in der unentgeltlichen Rechtsauskunftsstelle für Frauen und Mädchen. Marie Schloß war zeitweise auch Redakteurin beim Badischen Landesboten, der Karlsruher Zeitung der Fortschrittlichen Volkspartei. Hier redigierte sie die Rubrik \’Was die Frauen angeht\‘ und schrieb selbst Artikel über alle in der Frauenbewegung diskutierten Fragen. Marie Schloß und Sonja Kronstein waren zwei der Karlsruherinnen, die häufig öffentlich auftraten und bei politischen Versammlungen auch in den Diskussionen das Wort ergriffen.

Bei den 280 Dokumenten des Briefnachlasses von Marie Schloß handelt es sich zum größten Teil um Korrespondenz in Form von Briefen, Briefkarten, Postkarten oder Mitteilungen auf Visitenkarten. Unter den Korrespondenzpartnern von Marie Schloß waren Persönlichkeiten wie die Schriftstellerin Helene Christaller, der Schriftsteller Detlev von Liliencron, die Schweizer Kunstmalerin Bertha Züricher, die Juristin und Frauenrechtlerin Anita Augspurg und die schwedische Schriftstellerin Ellen Key. Mit dem Schwarzwälder Kunstmaler Karl Bartels und der Schweizer Kunstmalerin Bertha Züricher (Foto) unterhielt Marie Schloß den umfangreichsten Schriftverkehr, gefolgt von dem Maler und langjährigen Direktor der Kunsthalle Karlsruhe Hans Thoma.

Die bislang spärlichen Quellen zu einer der ersten in Karlsruhe tätigen Politikerinnen und Frauenrechtlerinnen werden durch den Nachlass in sehr willkommener Weise ergänzt. 

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
– Stadtarchiv –

Markgrafenstraße 29
76133 Karlsruhe
Tel: 0721/133-4223
Fax: 0721/133-4299
archiv@kultur.karlsruhe.de

Du bist Deutschland gab\’s schon

Die Ende September 2005 gestartete Kampagne deutscher Medienunternehmen \“Du bist Deutschland\“ plädiert für Weltoffenheit, Engagement und Optimismus. Ausgerechnet der Slogan fand aber schon mal Verwendung: als Agitationsspruch der Nazis. Aus dem Stadtarchiv Ludwigshafen tauchte ein Foto einer NS-Kundgebung von etwa 1934 auf. Motto: \“Denn Du bist Deutschland\“. 

Das Pressebüro der aktuellen Initiative \“Du bist Deutschland\“ ist davon nicht begeistert. In einer Stellungnahme zur Debatte um den Slogan vom 24.11.2005 heißt es: "Der Begriff \’Deutschland\‘ darf nicht für die Vergangenheit reserviert sein. Die Kampagne verurteilt aufs Schärfste Nationalsozialismus, Rassismus und neonazistisches Gedankengut. Wir begrüßen und unterstützen die Aufarbeitung der deutschen Geschichte und verstehen die Kampagne als antifaschistisch, weil wir auf die Leistung und Persönlichkeit jedes Einzelnen und die Zivilgesellschaft setzen. Im TV-Spot belegen wir mit Bildern wie dem am Holocaust-Denkmal oder der Geschwister-Scholl-Szene, dass wir für Werte wie Menschenwürde, Demokratie, Respekt vor der Persönlichkeit und Pluralismus eintreten und uns der deutschen Vergangenheit stellen – ohne uns der Zukunft zu verschließen. Deutschland ist nur mit aufrichtigem Geschichtsbewusstsein und Weltoffenheit zukunftsfähig". 

Das Anstoß erregende Bild ist abgedruckt in dem 1999 erschienenen und längst vergriffenen Buch \“Ludwigshafen – ein Jahrhundert in Bildern". Die seltsame Ähnlichkeit zu der \“Du bist Deutschland\“-Kampagne ist dem Autor des Buches, dem Historiker und Stadtarchivar von Ludwigshafen Stefan Mörz, schon vor einiger Zeit aufgefallen. Die Aufnahme stammt aus den Jahren zwischen 1933 und 1935. \“Das Foto wurde bei einer Veranstaltung auf dem größten Platz der Stadt, dem Ludwigsplatz, gemacht\“, sagte Mörz gegenüber Spiegel Online. Weitere Aufnahmen vom selben Tag belegen, dass Nazi-Größen wie Hermann Göring und Joseph Goebbels anwesend waren.

Der sicherlich nicht mit Blick auf die Nazi-Propaganda, sondern wohl in Anlehnung an den BILD-Titel vom 20.4.2005 nach der Papstwahl Joseph Ratzingers entstandene Kampagnenslogan wird von Jörg Blumtritt (Betty TV, München) gar noch fortgeschrieben: \“Nachdem, ich laut \’Bild\‘ schon Papst bin, freue ich mich jetzt, Deutschland zu sein – und nächstes Jahr werde ich dann Weltmeister\“. Aber das gab\’s ja auch schon mal …

Link: http://www.du-bist-deutschland.de 

Kontakt:
Stadtarchiv Ludwigshafen
Rottstraße 17
67061 Ludwigshafen am Rhein 
Tel. 0621/504-3047 und 504-2047
Fax 0621/504-2433
Stadtarchiv.Ludwigshafen@t-online.de

Quelle: Berliner Kurier, 25.11.2005, Friederike Freiburg / Daniel Haas, SPIEGEL ONLINE, 24.11.2005

Bürgerschule soll Stadtarchiv Frankfurt/Oder aufnehmen

Das Archiv des 1253 zur Stadt erhobenen Marktfleckens Frankfurt/Oder wurde 1890 eine selbstständige Einrichtung der Stadt. Standort war die Sakristei der Franziskanerklosterkirche, die heute als Konzerthalle dient. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zog das Stadtarchiv Frankfurt/Oder in das Rektoratsgebäude der einstigen Frankfurter Universität und schließlich in den ausgebauten Turmstumpf der Marienkirche um. 1952 erfolgte der Umzug in das Haus der Stadtbücherei, wo die Kleistgedenkstätte begründet wurde, aus der sich das heute international bekannte Kleist-Museum entwickelte. Stadtarchivleiter Dipl.-Archivar Ralf-Rüdiger Targiel erlebte 1976 bereits aktiv die langfristig vorbereitete Übersiedlung in das eigens für das Stadtarchiv restaurierte Collegienhaus.

Mittlerweile wird es aber eng im Collegienhaus. So herrschte am Montag dichtes Gedränge, als im Stadtarchiv eine Ausstellung über Carl Alexander Simon eröffnet wurde. Aber auch ohne besondere Anlässe platzt das Haus aufgrund belegter Magazine schier aus allen Nähten. Wände und Decken können die Last an Akten und Archivalien bald nicht mehr tragen. Schon seit längerem wurde deshalb erneut nach einem neuen Quartier für das Stadtarchiv gesucht – und mit der alten Gewerbe- und Bürgerschule am Lennépark auch gefunden. Das Haus muss vor einem Archivumzug allerdings zuerst noch saniert werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Frankfurt (Oder),
Collegienstraße 8-9
(Collegienhaus)
15230 Frankfurt (Oder) 
Telefon: (03 35) 6 80 30 04 oder 6 65 96 10
Fax: (03 35) 6 80 27 73
stadtarchiv@frankfurt-oder.de
http://www.stadtarchiv-ffo.de

Quelle: Märkische Oderzeitung, 23.11.2005

Archivberatung für Hessen gefordert

Die Verleihung des erstmals vergebenen Hessischen Archivpreises an Stephanie Goethals vom Pfungstädter Stadtarchiv sowie an die drei ehrenamtlichen Archivare Reinhard Michel aus Oberursel, Christian Hilmes aus Kassel und Gerhard Steinel aus Hungen fand am 17. November in feierlichem Rahmen im Kulturhaus ehemalige Synagoge in Pfungstadt statt. 

Unter den zahlreichen Gästen waren Vertreter der hessischen Landespolitik wie die Vizepräsidentin des Hessischen Landtags Ruth Wagner (FDP) und Vertreter der Staats- und Kommunalarchive. Sie wurden von Hausherr Bürgermeister Horst Baier (SPD) und der Vorsitzenden des Landesverbands der hessischen Archivare, Brigitte Streich, begrüßt. Die Festansprache hielt Robert Kretzschmar, Vorsitzender des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare und Leitender Direktor des Stuttgarter Hauptstaatsarchivs.

Während der Feierstunde würdigten Staatsekretär Joachim-Felix Leonhard vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und andere Redner die Arbeit des örtlichen Archivs. Die Stadt habe sich um die kollektive Gedächtnisbildung verdient gemacht, so Leonhard.  

Stephanie Goethals arbeitet seit Oktober 1995 als hauptamtliche Archivarin in Pfungstadt. Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro sei ein willkommener Baustein für eine Klimaanlage im Fotomagazin, freute sie sich bei der Preisvergabe. „Dieser Preis lenkt das Augenmerk auf die kommunale Archivpflege in Hessen, die es so kaum gibt“, merkte Goethals in ihrer Danksagung kritisch an. Viele Archive führten ein eher stiefmütterliches Dasein, Archivgut schimmele vor sich hin, werde nicht adäquat gepflegt. Erneut forderte sie eine Archivberatungsstelle, die vor allem die ehrenamtlichen Archivare berate, schule und Hilfestellungen gebe. Obwohl die Entscheidung gegen Pfungstadt bereits gefallen zu sein scheint, hofft die Archivarin, die Stadt vielleicht doch als Standort für die Archivberatung in Südhessen empfehlen zu können. 

Kontakt:
Stadtarchiv Pfungstadt, Stadtverwaltung
Hillgasse 8
64319 Pfungstadt
Tel.: 06157/988-1125
stadtarchiv@pfungstadt.de 

Quelle: Echo Online, 18.11.2005

Münster nach 1945: Hunger nach Kultur

Mit dem kulturellen Neubeginn nach 1945 beschäftigt sich der letzte Themenabend des Jahres im Stadtarchiv Münster am 28. November um 18 Uhr. Zahlreiche Dokumente, die in den klimatisierten Magazinräumen des Archivs aufbewahrt werden, geben Auskunft über das immense Interesse, das die münstersche Bevölkerung an Kultur – besonders am Musik- und Theaterleben – trotz der großen Zerstörungen und Belastungen durch den Krieg hatte.

Rund 3.000 kulturhungrige Menschen etwa lauschten am 30. Juni 1945 im Schlossgarten der Musik des Städtischen Orchesters, als dieses zum ersten Konzert nach dem Zweiten Weltkrieg eingeladen hatte. Die Räumlichkeiten des Stadttheaters waren noch so zerstört, dass eine Freiluftveranstaltung unter der Leitung von Generalmusikdirektor Heinz Dressel angesetzt wurde. Werke von Händel, Grieg, Bizet und anderen standen zum Eintrittspreis von 1 Reichsmark auf dem Programm.

Der Nachlass des ehemaligen Kulturdezernenten Wilhelm Vernekohl, aber auch Plakate, Fotos und die ersten Zeitungen ermöglichen einen lebhaften und authentischen Eindruck von der Zeit. Prof. Dr. Franz-Josef Jakobi, bis Juni Leiter des Stadtarchivs, vermittelt, welchen Stellenwert die Kultur in jenen Jahren für die Menschen in Münster hatte. 

Die Teilnahme am Themenabend im Stadtarchiv, An den Speichern in Coerde ist kostenlos. Wegen der begrenzten Raumkapazität wird um telefonische Anmeldung gebeten: 0251/4 92-47 03, oder per E-Mail: linkr@stadt-muenster.de.

Quelle: Presse-Info, Münster 22.11.2005

Norddeutsche Mission übergibt Archiv

Das nach Auffassung von Experten in seinem Bestand einmalige Archiv der Norddeutschen Mission (NM) geht endgültig in den Besitz der öffentlichen Hand über. Das Missionswerk übergab mehrere tausend Schriftquellen, Bilder, Zeichnungen und seine Bibliothek dem Staatsarchiv Bremen. Damit sei das in Deutschland einmalige Material auf einfache Weise zugänglich, sagte der Direktor des Staatsarchivs, Konrad Elmshäuser. 

Die Dokumente gehören zur Liste der national bedeutenden Archivbestände in Deutschland und werden seit 1968 größtenteils im Staatsarchiv verwahrt. Ein Teil war im Missionshaus untergebracht. Mit der Übergabe sei das Archiv nun optimal verwahrt und an einem Ort verfügbar. Interessenten kommen u.a. aus der Wissenschaft: So ist erst im Mai ein dreijähriges Forschungsprojekt zur Arbeit der Norddeutschen Mission zwischen 1847 und 1939 abgeschlossen worden. Datenquelle für das Projekt (Transkulturationen. Eine Mikrogeschichte der Norddeutschen Mission in Westafrika, 1847-1939), das der Bremer Kulturwissenschaftler Rainer Alsheimer leitete, waren Berichte, Protokolle, Briefe und Broschüren des Missionswerkes aus dem 19. und 20. Jahrhundert. 

Anhand des Kulturkontaktes zwischen Afrikanern und Europäern dokumentiert und analysiert das Projekt individuelle und kollektive Veränderungen kultureller Verhaltensformen und Identitätskonstruktionen. Bisherige Missionsforschung geht davon aus, dass die nationalstaatlichen Europäer im 19. Jahrhundert fremde Kulturen in den Kolonialländern \“domestizierten\“. Mission wird in dem von der VW-Stiftung finanzierten Projekt innerhalb von struktur-historischen Untersuchungen in der Regel als Teil des kolonialen Machtsystems beschrieben. Eine solche Sichtweise verstellt den Blick dafür, dass die Kontakte zwischen den Bevölkerungen der Kolonien und den Europäern zu gegenseitigen Veränderungen der individuellen Verhaltensweisen und der kulturellen Normen geführt haben müssen. Unter Einsatz eines EDV-Dokumentationssystems wurde ein vernetztes Korpus von Quellentexten (Auszüge, Regesten, Kategorisierungen) erstellt. Die Dokumentation erfasste sowohl Textquellen als auch Bilder (2.500 Fotos). Quellenbasis war das Archiv der NM und der dort vorhandene Quellenbestand aus dem 19. und 20. Jahrhundert (Egodokumente, Berichte, Protokolle, Korrespondenzen, Regularien, Broschüren der Missionspresse). 

Alle historisch und volkskundlich wertvolle Bestände des Missionswerks lagern nun im Staatsarchiv Bremen und sollen mit der Zeit digitalisiert werden. Die Norddeutsche Mission wurde vor mehr als 150 Jahren gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss von vier deutschen und zwei afrikanischen Kirchen. Nach anfänglichen Aktivitäten in Neuseeland und Ostindien entsandte das Werk ab 1847 Missionare nach Westafrika. Aus dieser Arbeit gingen zwei selbstständige Kirchen in Togo und Ghana hervor.

Kontakt:
Staatsarchiv Bremen
Am Staatsarchiv 1
28203 Bremen 
Fon: 0421 / 361-6221 
Fax: 0421 / 361-10247 
zentrale@staatsarchiv.bremen.de 

Quelle: Kreiszeitung Syke, 19.11.2005

Bogengemeinschaft hinterlegt Dokumente im Kreisarchiv Warendorf

Vier bunte Kisten voller Geschichte übergab der Vorsitzende der Bogengemeinschaft Obere Brünebrede e.V. aus Warendorf, Ralf Sawukaytis, kürzlich dem Kreisarchiv Warendorf. Unter den Deckeln befinden sich wertvolle Unterlagen, die die Volksfrömmigkeit in Warendorf eindrucksvoll dokumentieren: Protokollbände, Rechnungen und Kassenbücher, aber auch Fotos und Plakate. Jetzt besiegelten Landrat Dr. Wolfgang Kirsch und Ralf Sawukaytis mit einem Depositalvertrag die Hinterlegung der historischen Dokumente im Kreisarchiv. 

Die neun Bogengemeinschaften sind für die Aufstellung der Bögen anlässlich Mariä Himmelfahrt in Warendorf zuständig, deren Vorbilder im Wien des 18. Jahrhunderts vermutet werden. Damals hatte der Warendorfer Schreiner Johann Hermann Budde bei den Krönungsfeierlichkeiten für Maria Theresia \“Triumpfbögen\“ bestaunt. Aus ersten Holzbögen auf dem Markt in Warendorf entwickelten sich weitere in den Straßen, durch die die Prozession führte. 

In der Oberen Brünebrede wurde der erste Bogen um 1850 errichtet. In Form und Struktur ist der Bogen der Oberen Brünebrede noch wie um 1900 und damit wohl der älteste in der Emsstadt. 1934 erhielt er vom Bildhauer Heinrich Friedrichs eine neue Gottesmutter-Doppelfigur – auch hierüber liegt noch eine Rechnung vor. Ebenfalls dokumentiert ist die nunmehr 75-jährige musikalische Begleitung durch Sendenhorster Feuerwehrkapelle, die seit einem ersten Schriftwechsel 1930 die Feierlichkeiten begleitet. Zahlreiche Skizzen von 1947 zeigen die aufwendigen technischen Vorbereitungen und statischen Überlegungen. Noch zu entdecken gilt ein Foto, das den Aufbau des Bogens zeigt, während im Vordergrund Kinder aus Legosteinen den Bogen akkurat nachbauen.

Im Warendorfer Kreisarchiv werden die Archivalien geordnet, in einer Datenbank inhaltlich erschlossen, unter geeigneten klimatischen Bedingungen aufbewahrt und der interessierten Öffentlichkeit für Forschungsarbeiten zur Verfügung gestellt, so Kreisarchivar Dr. Jochen Rath. Nachlässe und Sammlungen sind für das Kreisarchiv von besonderer Bedeutung, da sie das Behördenschriftgut ergänzen, das üblicherweise nur die offizielle Sicht der Dinge wiedergibt. Aus diesem Grund sammelt das Kreisarchiv aktiv Archive von Personen, Familien, Firmen, Vereinen und Verbänden.

Interessierte Vereine und Verbände aus dem Kreisgebiet können sich melden bei 

Dr. Jochen Rath
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Str. 2 
48231 Warendorf
Tel.: 0 25 81/53 21 87
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Presseinformation Kreis Warendorf, 17.11.2005

Neues Ratinger Forum erschienen

Das Stadtarchiv Ratingen hat das neunte Heft des \“Ratinger Forums – Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte\“ veröffentlicht. Es ist ab sofort zum Preis von 10,00 € über das Stadtarchiv zu beziehen.

Aus dem Inhalt:

  • Erika Münster-Schröer/Josef Chwieralski, Kunst im öffentlichen Raum in Ratingen
  • Thomas Kreft, Wasserenergie für die Scherenindustrie – die Ratinger Schleifkotten im Mittelalter
  • Gerhard Bechthold, Die frühen Fabrikkinder. Aspekte der Lohnarbeit von Kindern in Baumwollspinnereien im 18. und 19. Jahrhundert in England, im Herzogtum Berg und in Neuengland
  • Bastian Fleermann, Ratingen in den Reise- und Landesbeschreibungen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts
  • Friedrich Ahrens, Franz Wisinger. „Gastwirth und Postexpeditor dazu“.
  • Hermann Tapken, Ratingen und der Erste Weltkrieg
  • Christa Wiglow, Die Kriegsgedichte aus dem Nachlass der Familie Baare
  • Nicola Antonia Peczynsky, Ein neuer Lebensstil? Das Frauenbild in der Weimarer Republik am Beispiel der „Ratinger Zeitung“
  • Gisela Schöttler, Die Rache des kleinen Bruders (Historische Fantasy)
  • dazu: Diskussionsforum, Buchbesprechungen, Ratinger Bibliographie

Kontakt:
Stadtarchiv Ratingen
Mülheimer Str. 47
40878 Ratingen
Fax: 02102/550-9419
stadtarchiv@ratingen.de

Dokumentation zu Zwangsarbeit in evangelischer Kirche und Diakonie 1939-1945

Die beiden großen Kirchen haben in der NS-Zeit nach Schätzungen von Historikern bis zu 15.000 Zwangsarbeiter beschäftigt. Dabei war der Anteil der evangelischen und der katholischen Kirche etwa gleich groß, so der Kirchenhistoriker Jochen-Christoph Kaiser. Er ist Herausgeber der Studie \“Zwangsarbeit in Kirche und Diakonie 1939-45\“. Darin sind die Ergebnisse fünfjähriger Forschungen zusammengefasst, die von der Kirche und der Diakonie in Auftrag gegeben wurden.

Durch Nachforschungen, durch Entschädigungen und durch Begegnungen mit den Betroffenen setze sich die evangelische Kirche mit der Geschichte der Zwangsarbeit in kirchlichen Einrichtungen während des 2. Weltkrieges auseinander, schreiben der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, und der Präsident des Diakonischen Werkes der EKD, Jürgen Gohde, in ihrem Geleitwort zum gerade erschienenen Buch „Zwangsarbeit in Kirche und Diakonie 1939-45“. Der Band präsentiert Regionaluntersuchungen und Fallstudien, die im Auftrag von kirchlichen und diakonischen Einrichtungen durchgeführt worden sind. Er leiste einerseits einen wertvollen Beitrag zur Beschreibung kirchlichen Lebens im Krieg. Andererseits diene die Rekonstruktion und Dokumentation der historischen Tatsachen auch der Rechenschaft gegenüber den Opfern. „Um den Betroffenen zumindest teilweise und wenigstens im Nachhinein Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, müssen wir ihr Schicksal in all seinen Aspekten zur Kenntnis nehmen und die Erinnerung daran wach halten.“ Die Menschen, die mit Nummern versehen worden seien, müssten in ihrer individuellen Geschichte wahrgenommen werden. „An die Stelle von Zahlen müssen Gesichter treten.“

Die Deutschen hätten über viele Jahrzehnte vergessen und verdrängt, dass Millionen Frauen und Männern durch Verschleppung aus der Heimat und Zwangsarbeit großes Unrecht angetan wurde. Auch wenn die vorliegenden Ergebnisse kein „schnelles, pauschales Urteil“ zuließen, zeige sich, „dass Zwangsarbeit nicht nur in der Diakonie, sondern auch im Bereich einer Landeskirche erhebliche Ausmaße annehmen konnte.“ Zwangsarbeit sei mit der Würde des Menschen nicht vereinbar, erklären Huber und Gohde. „Indem evangelische Einrichtungen an dem nationalsozialistischen System der Zwangsarbeit partizipierten und davon profitierten, beteiligten sie sich an einem Zwangs- und Unrechtssystem und wurden mitschuldig an den zumeist jungen Menschen, denen durch Zwang, Entmündigung und Erniedrigung Unrecht und Leid zugefügt wurden.“

Die Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass in kirchlichen und diakonischen Einrichtungen Zwangsarbeiter beschäftigt wurden, habe an zahlreichen Orten zur Wahrnehmung der Opfer wie der Täter, zu wechselseitigen Besuchen, zur Errichtung von Mahnmalen und zu ersten Schritten der Versöhnung geführt. Über die Einzahlung von zehn Millionen Mark in die Stiftung zur Entschädigung der Zwangsarbeiter hinaus seien auch andere Wege der materiellen Hilfe gefunden worden. Dabei sei vor allem der persönliche Kontakt wichtig gewesen: „Nicht selten empfanden die Betroffenen es als außerordentlich wichtig, dass Vertreter der Einrichtungen, bei denen sie im Krieg Zwangsarbeit verrichten mussten, sie aufsuchten und ihr Leiden wahrnahmen und würdigten.“

Als langfristige und in die Zukunft gerichtete Aufgabe bleibe die Versöhnung zwischen den Menschen der beteiligten Völker. „Indem wir die Erinnerung an geschehenes Unrecht wachrufen und damit Vergessenes und Verdrängtes sichtbar machen, tragen wir zu den Voraussetzungen für eine neue Partnerschaft mit den Menschen Osteuropas bei, die am meisten unter dem Unrechtssystem der Zwangsarbeit gelitten haben.“

Inhaltsverzeichnis:

  • Jürgen Gohde/Wolfgang Huber: Geleitwort (5)
  • Jochen-Christoph Kaiser: Zur Einführung (13)
  • Hans-Walter Schmuhl: Zwangsarbeit in Diakonie und Kirche (26)
  • Hans-Walter Schmuhl: Nordelbien (90)
  • Hans-Walter Schmuhl: Mecklenburg (113)
  • Hans-Walter Schmuhl: Pommern (136)
  • Ulrike Winkler: Der Zwangsarbeitereinsatz während des Zweiten Weltkrieges, die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen und ihre Innere Mission (153)
  • Ulrike Winkler: Der Zwangsarbeitereinsatz während des Zweiten Weltkrieges in der schlesischen Oberlausitz – Beispiele aus der Innere Mission und der Herrnhuter Brüder-Unität (189)
  • Ulrike Winkler: Der Zwangsarbeitereinsatz während des Zweiten Weltkrieges, die Ev.-Luth. Landeskirche Thüringen und ihre Innere Mission (205)
  • Jens Murken: Zwangsarbeit im Dienst der westfälischen Kirche (220)
  • Matthias Benad: Zwangsarbeit in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel während des Zweiten Weltkrieges (235)
  • Uwe Kaminsky: "Ich machte alles, was von mir verlangt wurde" – Über das Dienen unter Zwang in Einrichtungen der Evangelischen Kirche und Inneren Mission im Rheinland (251)
  • Ulrike Winkler: Die medizinische Versorgung von Zwangsarbeitskräften in den Diakonie-Anstalten Bad Kreuznach (271)
  • Lorenz Wilkens: Drei Jahre Forschung zu Zwangsarbeit für Kirche und Diakonie in Berlin und Brandenburg (285)
  • Helmut Bräutigam: "Wir beherbergten Angehörige der Ostvölker, Männer vom Balkan …" Fremd- und Zwangsarbeit im Evangelischen Johannesstift 1939 bis 1945 (298)
  • Jan Cantow: Ausländereinsatz in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal (1939-1945) (316)
  • Jan Cantow: Wandererfürsorge im Bereich von Kirche und Diakonie in Hessen (338)
  • Annette Schäfer: Forschungsergebnisse zum Einsatz von Zwangsarbeitern in Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche und Inneren Mission in Baden 1939-1945 (359)
  • Inga Bing-von Häfen: Zwangsarbeit in Diensten der Evangelischen Landeskirche und ihrer Diakonie in Württemberg (385)
  • Inga Bing-von Häfen: Die Beschäftigung von Zwangsarbeitskräften in den Diensten der Ev.-Luth. Kirche in Bayern während des Zweiten Weltkrieges (419)
  • Matthias Honold: Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in der Diakonissenanstalt Neuendettelsau (429)
  • Claudius Fabian: Evangelische Kirche der Pfalz (439)
  • Klaus-Dieter Kaiser: Besuchen – Erinnern – Helfen (444)
  • Die Autorinnen und Autoren (458)
  • Abkürzungsverzeichnis (459)
  • Personenregister (461)

Das Buch „Zwangsarbeit in Kirche und Diakonie 1939-45“ wird herausgegeben vom Marburger Kirchenhistoriker Jochen-Christoph Kaiser und ist im Kohlhammer Verlag erschienen (464 Seiten). Es ist erhältlich unter der ISBN-Nummer 3-17-018347-8 und kostet 22 Euro.

Quelle: EKD-Pressemitteilung 246/2005, 18.11.2005; taz, 19.11.2005

Archivmitteilungen 15/2005 der Ev. Kirche von Westfalen

In der neuen Ausgabe der vom Landeskirchlichen Archiv Bielefeld herausgegebenen \“Archivmitteilungen\“ führen zwei Beiträge auch über die Grenzen Westfalens hinaus, und zwar nach Lippe. Matthias Rickling stellt die Ausstellung "reformieren – streiten – bekennen. 400 Jahre reformiertes Bekenntnis" vor und empfiehlt dabei neue Wege der Öffentlichkeitsarbeit. 

Und nachdem in der letzten Ausgabe 14/2004 der Archivmitteilungen die kirchengeschichtlichen Quellen im Staatsarchiv Münster vorgestellt worden sind, informiert diesmal Bettina Joergens über die Arbeit und die Quellen im Staats- und Personenstandsarchiv Detmold.

Inhalt:

  • Christine Koch: 13. Archivpflegertagung – Ein Tagungsbericht (4)
  • Claudia Brack / Johannes Burkardt: Lagerbücher als Quelle (11)
  • Matthias Rickling: "Die Mammutknochen haben mir sehr gefallen" oder wie in Lippe Kirchengeschichte lebendig wird; "reformieren – streiten – bekennen": eine Jubiläumsausstellung der Lippischen Landeskirche (23)
  • Herbert Brügge: Die erste Orgel in der Dorfkirche zu Ledde – ein Werk Thomas Houbens aus der Orgelbauerfamilie Weidtman? (35)
  • Bettina Joergens: Das Staats- und Personenstandsarchiv Detmold – ein Zentrum für die Familienforschung in Westfalen und Lippe (42)
  • Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im Landeskirchlichen Archiv, Teil 3 (50)
  • Neue Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen (76)
  • Neue Bücher (88)
  • Nachrichten, Recherchen, Personalia (94)
  • Autorinnen und Autoren (96)

Info:
Archivmitteilungen,
hg. vom Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen,
Nr. 15, 2005
ISSN 1614-6468

Bezug:
Evangelische Kirche von Westfalen
– Landeskirchliches Archiv –
Postfach 10 10 51
33510 Bielefeld
Tel.: 0521/594158
archiv@lka.ekvw.de