Frankreich gibt deutsche Archivbestände zurück

Frankreich übergab letzte Woche im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten in Paris Vertretern der Bundesregierung historisch bedeutsame, kriegsbedingt beschlagnahmte und verlagerte deutsche Archivbestände. Die Archivverwaltung des französischen Außenministeriums hatte sie bei Ordnungsarbeiten identifiziert.

Unter dem rund 25 Regalmeter umfassenden Schriftgut regionaler und zentraler deutscher Dienststellen aus den 1920er Jahren und den Jahren 1940-1944 befinden sich Akten des Auswärtigen Amtes und der deutschen Botschaft Paris über Fragen des Kriegs- und des Völkerrechts und über die Auswertung des Schriftgutes lokaler Behörden in den während des Zweiten Weltkriegs von Deutschland besetzten Gebieten sowie Akten der Saarpfälzischen Vermögensverwertungsgesellschaft über die Arisierung jüdischen Vermögens in den 1930er Jahren. Das Bundesarchiv wird die Bestände entgegennehmen und an die jeweiligen Eigentümer bzw. Rechtsnachfolger übergeben. 

Kontakt:
Bundesarchiv
Potsdamer Str. 1
56075 Koblenz
Telefon: ++49/261/505-0
Telefax: ++49/261/505-226
koblenz@barch.bund.de
http://www.bundesarchiv.de 

Quelle: pressrelations.de, 18.10.2004

FG 6 im VdA zu Besuch im Bundestag

Die Bedeutung der Archive für die öffentliche Diskussion um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hat der Direktor beim Deutschen Bundestag Prof. Dr. Wolfgang Zeh unterstrichen, als er am Montag im Berliner Reichstagsgebäude 45 Mitglieder des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare begrüßte. Prof. Zeh wies zugleich auf die Rolle der elektronischen Datenbanken für eine bessere Erschließung von Dokumenten hin. Bei der eintägigen Zusammenkunft hatten die Archivare Gelegenheit, sich erstmals nach dem Umzug von Archiv, Bibliothek und Pressedokumentation des Bundestages von Bonn nach Berlin über die neuen Arbeitsmöglichkeiten zu unterrichten. Im Mittelpunkt standen Informationen über die Geschichte und Aufgaben des Bundestagsarchivs; sie wurden ergänzt um Präsentationen der Bibliothek, der Pressedokumentation sowie des Sach- und Sprechregisters.

Kontakt:
Deutscher Bundestag
Ref. WD 3 – Parlamentsarchiv
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel 030 / 227 35662, 
Fax 030 / 227 36817
http://www.bundestag.de/archiv

Dienstgebäude: 
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Büro 5.735
11011 Berlin, Nordallee/Schiffbauerdamm 

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Bundestages, 25.10.2004

Hartz IV sorgt für Umzugs-Stress in Oeynhausen

Mit Hartz IV steht in Bad Oeynhausen gleich für sieben verschiedene Abteilungen der Stadt teils früher, teils später als erwartet und teils auch völlig überraschend ein Umzug an. Weil das Sozialamt für die neuen Aufgaben mehr Platz braucht, müssen das Info-Zentrum Pflege, die Büros von Seniorenbeirat und Behindertenbeirat in ein Nebengebäude des Rathauses 2 umziehen. Der Bereich Jugendförderung muss ebenso wechseln wie das Stadtarchiv Bad Oeynhausen.

In die neuen Räume der ehemaligen Stadtbücherei muss Archivleiter Rico Quaschny mitsamt 2.000 Archivkartons, 200 Metern Bibliothek und 150 Metern Zeitungsbänden und Fotosammlung schneller als geplant wechseln. Ab 1. Dezember soll schon wieder für die Nachnutzer renoviert werden. Auf drei Etagen packen Quaschny und seine Mitarbeiter daher Karton um Karton. Das Ovelgönner Archiv ist verstaut, Schulakten sind verpackt, an der Wand lehnen Tuschzeichnungen aus der Weserhütte. Nur auspacken können die Archiv-Mitarbeiter am neuen Ort noch nicht. Denn in den früheren Räumen der Bücherei sind die Handwerker längst noch nicht so weit.

Bis Anfang, Mitte Dezember will das Stadtarchiv mit seinem Umzug allerdings durch sein. Das neue Raumangebot sei zwar nicht üppiger als bisher, allerdings lasse sich dieser Platz weit besser nutzen, so Quaschny.

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Oeynhausen
Bahnhofstr. 43
32545 Bad Oeynhausen 
Fon: 05731/141505 
Fax: 05731/141922
r.quaschny@badoeynhausen.de

Quelle: Stefan Schelp, Neue Westfälische, 27.10.2004

Gemeindearchiv Jüchen drängt in die Öffentlichkeit

Seit 2002 leitet der Historiker und Archivar Dr. Axel Bayer das Archiv der Gemeinde Jüchen. Künftig möchte sich das Gemeindearchiv mit Unterstützung des Fördervereins noch stärker in der Öffentlichkeit präsentieren. Zwei Ausstellungen – unter anderem zur kommunalen Neugliederung – und eine intensive Kooperation mit den weiterführenden Schulen sollen dieses Ziel erreichen.

Zum einen wird in Jüchen die Ausstellung über die Märtyerer des 20. Jahrhunderts aus dem Erzbistum Köln, die an ihren bisherigen Ausstellungsorten stets große Beachtung fand, zu sehen sein. Am Beispiel von Dechant Hubert Berger aus Otzenrath, der das Konzentrationslager Dachau überlebte, an den Folgen jedoch Ende 1948 verstarb, wird auch ein Märtyrer aus dem heutigen Gemeindegebiet vorgestellt.

Für die zweite Jahreshälfte ist hingegen eine Ausstellung zur kommunalen Neugliederung 1975 geplant, berichtet Archivleiter Bayer im Gespräch mit der Neuß-Grevenbroicher Zeitung. Was vor drei Jahrzehnten zusammengefügt wurde, ist bekanntlich bis heute oft kaum miteinander verwachsen. Als regelrechte Keimzellen eines Jüchen-Gefühls hätten sich in jüngster Zeit allerdings die weiterführenden Schulen, insbesondere Gymnasium und Realschule, erwiesen. – Archiv, Förderverein und Schulen: Berührungspunkte gibt es zuhauf.

Die Begeisterung der Jüchener für geschichtliche Themen sei sehr groß, das Archiv hingegen klein – aber fein! Neben einer umfangreichen Bibliothek mit Beständen der Fürsten zu Salm-Reifferscheidt-Dyck lagern natürlich auch hunderte von Akten aus der Zeit nach 1800 bis heute in den Räumlichkeiten des Gemeindearchivs. Die historischen Schätze bergen das Gedächtnis der einzelnen Ortschaften respektive Altgemeinden wie Jüchen, Hochneukirch, Garzweiler, Bedburdyck und Kelzenberg (bis 1934).

Kontakt:
Gemeindearchiv Jüchen
Dr. Axel Bayer
Steinstraße 7
41363 Jüchen
Tel. 02165 / 911352

Quelle: Simon Hopf, NGZ-online, 26.10.2004

Fotografische Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges

Gesucht: Westfälische Fotos aus dem Jahr 1945

Im Mai 2005 jährt sich zum sechzigsten Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges. Aus diesem Anlass planen das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und das Westfälische Landesmedienzentrum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnerinstitutionen eine Fotoausstellung, in der das Jahr 1945 – gleichzeitig das Ende des Krieges wie den Neuanfang der Nachkriegszeit bezeichnend – unter verschiedenen Blickwinkeln ins Bild gerückt werden soll.

\"Münster, Die Ausstellung wird Ende April 2005 im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster eröffnet und von einem Katalog begleitet werden.

Für dieses Projekt sucht das Bildarchiv des Westfälischen Landesmedienzentrums westfalenweit Fotografien aus dem Jahre 1945. Damit sind private Aufnahmen gleichermaßen gemeint wie solche öffentlicher Natur. Das Spektrum ist nur durch den Zeitraum 1945 eingegrenzt; thematisch kann es vom Foto des Abwehrkampfes der letzten Kriegsmonate über das wieder erwachende Leben in den Trümmerstädten bis zur Familienaufnahme des ersten Nachkriegs-Weihnachtsfests reichen. \"Münster,

Ziel ist, mit Hilfe der Fotografien einen Eindruck von der Wirklichkeit des Lebens in der „Stunde Null“ zu vermitteln: von Bomben, Leid und gezeichneten Gesichtern der letzten Kriegstage, vom Einmarsch der Alliierten, vom Mangel an Wohnung und Nahrung, Wasser und Brennmaterial, von der Not der Flüchtlinge und Vertriebenen, aber auch von Kriegsheimkehr, Ruinenromantik, Lebenshunger und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Gesucht werden Einzelfotografien und Fotosammlungen beliebigen Formats im Original, die exakt im Jahr 1945 aufgenommen wurden und Motive aller Art aus der Region Westfalen-Lippe abbilden. Die hier dargestellten Fotos sollen eine Hilfe sein und eine Vorstellung von möglichen Motiven vermitteln.

Wer sich als Archiv, Museum, Heimatverein oder Privatperson im Besitz solcher Aufnahmen befindet oder sich nun wieder an geerbte Familienalben auf dem Dachboden erinnert fühlt und in Form einer Leihgabe zum Gelingen der landesweiten Ausstellung beitragen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, mit dem Westfälischen Landesmedienzentrum (0251/591-4719, bildarchiv@lwl.org) Kontakt aufzunehmen. Ansprechpartnerin ist Frau Fleege. Das Landesmedienzentrum bedankt sich bereits im Voraus bei allen Antwortenden für ihr reges Interesse.

Anfrage: Archivierung von Akten der Finanzverwaltung

Fuer einen Vortrag, der auf einem gemeinsamen Workshop der Landesarchivverwaltung NRW und der Oberfinanzdirektion Muenster (u.a.) die Finanzverwaltung fuer die Archivierungswuensche von Historiker/inne/n sensibilisieren soll, moechte ich Beispiele zusammentragen, in denen archivalische Steuerakten fuer die historische (oder andere) Forschung ausgewertet worden sind oder derzeit ausgewertet werden. Fuer diese Beispiele gilt keine zeitliche, raeumliche oder thematische Beschraenkung.

Ich waere daher dankbar fuer Hinweise auf abgeschlossene oder laufende historische Forschungsprojekte, fuer die archivalische Steuerakten eine wichtige Quelle darstell(t)en. Ich braeuchte im Einzelnen

– Fragestellung
– Art der Quelle
– Archiv
– Publikation(en)

und natuerlich ggf. weitere Hinweise, die von Interesse sein koennten. Im Hinterkopf sollte sein, dass idealerweise bei leitenden Mitarbeitern der Finanzverwaltung ein Aha-Effekt ausgeloest wird und eine gewisse Sensibilitaet fuer die Beduerfnisse von Historiker/inne/n geweckt wird.

Bitte richten Sie Ihre Antwort direkt an mich (spoerer@uni-hohenheim.de, Tel. 0711/459-3957). Und scheuen Sie sich bitte nicht, eigene Forschungen zu zitieren.

Vielen Dank!

Mark Spoerer

Mark Spoerer
University of Hohenheim (Dept. 570A)
D-70593 Stuttgart
Tel: +49 (0)711 459 3957
Fax: +49 (0)711 459 3803
mob: +49 (0)173 940 9831
http://wisoge.uni-hohenheim.de/Lehrstuhl/Lehrstuhl.htm

Gadebuscher Archivstandort umstritten

Drei Einbrüche in zwei Jahren in die Baracke am Schloss machen deutlich, dass die Sicherheitsvorkehrungen im Stadt- und Verwaltungsarchiv Gadebusch nicht ausreichen. Ein Umzug nach Rehna hätte kurzfristig Abhilfe schaffen können. Die entsprechende Verwaltungsvereinbarung zwischen der Stadt Gadebusch und dem Amt Rehna sah vor, die Räume des Rehnaer Archivs gemeinsam zu nutzen. An den Personal- und Sachkosten hätten sich Rehna und Gadebusch jeweils zur Hälfte beteiligt. Für die Gadebuscher Archivarin würde der Umzug ein Wechsel des Arbeitsortes nach sich ziehen. Die Vereinbarung wäre am 1. Januar 2005 in Kraft getreten und zunächst auf fünf Jahre befristet gewesen.

Die Gadebuscher Stadtvertreter entschieden auf ihrer jüngsten Sitzung jedoch, den Umzug von der Tagesordnung zu streichen. Das Stadtarchiv müsse in Gadebusch bleiben, so die mehrheitliche Meinung. Die Sicherheitsfrage könne kein Argument für einen Umzug sein. Stattdessen sei die Stadtverwaltung gefordert, die Sicherheit im Gebäude zu erhöhen, beispielsweise durch Gittern vor den Fenstern. – In der Diskussion waren sich die Stadtvertreter einig, dass für das Gadebuscher Stadtarchiv eine Dauerlösung anzustreben sei.

Kontakt:
Stadtarchiv Gadebusch
19205 Gadebusch
Tel. 03886/22/21
Fax: 03886/3057

Quelle: Sylvia Parton, Gadebuscher-Rehnaer Zeitung, 23.10.2004

Eschweiler: Mehr Radwege, Kultur und ein Archivar

Nach der Kommunalwahl Ende September 2004 können im Eschweiler Rat SPD-Fraktion und Bündnis 90/Die Grünen koalieren. Der jetzt abgeschlossene Koalitionsvertrag stellt die Weichen für die gemeinsame Politik in den nächsten fünf Jahren. Beiden Fraktionen sei der enge finanzielle Rahmen der Kommune bekannt, gleichwohl gebe es eine soziale Verantwortung gegenüber den Menschen der Stadt, was im Koalitionsvertrag zum Ausdruck kommen soll.

Neben den Punkten Stadt- und Verkehrsentwicklung sowie Vernetzung von Schul-, Jugend- und Sozialarbeit wird ein weiterer zukünftiger Schwerpunkt in der Kulturpolitik liegen. Hier formulieren die Koalitionäre ein Bekenntnis zur VHS, zur Städtischen Musikschule, Stadtbücherei, zum Kulturmanager und zum Kulturbahnhof und bekunden die Absicht einen Stadtarchivar einzustellen.

Kontakt:
Stadtarchiv Eschweiler
Rathausplatz 1 
52249 Eschweiler, 
Tel.: (02403) 71-0 
Fax: (02403) 71-384

Quelle: Aachener Zeitung, 21.10.2004

Das älteste Dokument im Kreisarchiv Esslingen von 1404

Kulturgut wurde erlebbar kürzlich beim bundesweiten TAG DER ARCHIVE. Und der Esslinger Kreisarchivar Manfred Waßner betont, dass ein Großteil allen Archivguts der Öffentlichkeit eigentlich immer zugänglich ist. 

Die Nürtinger Zeitung druckte als Appetithäppchen zum Wochenende und Beleg für die Bedeutung des Kreisarchivs das älteste Dokument aus dessen klimatisiertem Magazin ab: Von 1404 stammt die Urkunde, die Graf Eberhardt von Württemberg damals ausstellte und in der er zustimmte, als Aubreht Tegan, Vogt zu Stuttgart, und Bentz Hummel, Vogt zu Urach, dem Haintz Stoll von Bernhusen die Mühle zu Bonbach (heute: Bombach) mit 3 Mannsmahd Wiesen und Garten dabei als Erblehen geliehen haben. Der Müller hat jährlich dem Amtmann zu Gretzingen 7 Pfund 5 Schilling Heller zu entrichten und darf im Schönbuch Bau- und Brennholz hauen. Die armen Leute zu Ech dem Dorf sind in der Mühle gebannt. Bei Veränderungsfällen der Mühle zahlt der Müller je 1 Pfund Heller Weglösin und Handlohn, bei Veränderungsfällen des Hofs Bonbach hat er dem Hof 4 und 1/2 Schilling Heller Weglösin und Handlohn zu Hilf zu geben.

Ein kurzes Regest des Originalpergamentes mit dem Siegel des Ausstellers findet man in den Württembergischen Regesten, Nummer 11428.

Kontakt:
Kreisarchiv Esslingen 
Pulverwiesen 11 
73726 Esslingen am Neckar 
Tel.: 0711/3902-2340 
Fax: 0711/3902-1045

Quelle: Nürtinger Zeitung, 21.10.2004

Seelenheil und irdischer Besitz (CFP)

Testamente als wirtschafts-, rechts- und sozialhistorische Quellen für den Umgang mit den \“letzten Dingen\“, so lautet das Thema der fünften interdisziplinären Tagung der Reihe "Sterben, Tod und Jenseitsglaube", die vom 18. bis 20. November 2005 im Kloster Irsee durchgeführt werden wird. Via H-Soz-u-Kult bitten die Veranstalter Dr. Markwart Herzog, Irsee, und Dr. Cecilie Hollberg, Magdeburg, um Beiträge (CFP-Deadline: 27.2.2005). Es werden Vorschläge für Beiträge gesucht, die als exemplarische Fallstudien angelegt sind. Abgeschlossene Untersuchungen können vorgestellt werden, vorzugsweise jedoch laufende und aktuelle Projekte.

Testamente verfügen über den materiellen Besitz der Erblasser. Hinterbliebene Angehörige und/oder begünstigte Institutionen werden mit Erbanteilen bedacht. In verhältnismäßig großem Umfang haben Erblasser vor allem in vorreformatorischer Zeit die vererbten Güter zur Sicherung ihres \“Seelenheils\“ im Sinne einer \“Jenseitsvorsorge\“ verwendet: Der Testierende setzt sich in seiner letztwilligen Verfügung mit dem auseinander, was man traditionell als das \“Jenseits\“ oder als die \“letzten Dinge\“ bezeichnet. Im Horizont dieser letzten Dinge – Himmel, Hölle, Fegefeuer, Tod – entscheidet sich nach vormoderner Auffassung die Frage nach dem \“Seelenheil\“ jedes Einzelnen. Nach wie vor sind Testamente nicht nur Dokumente für Rechts-, Wirtschafts- und Sozialbeziehungen, sondern immer zugleich auch ungemein aussagekräftige Quellen für den Umgang mit und die Bewertung von Sterben und Tod. Häufig regeln auch heute Testamente das Bestattungsritual, die Gestaltung der Grabstätten, gelegentlich auch die Formen der Totenmemoria. Veränderungen in der medizinischen Versorgung sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich der Erblasser weniger um die letzten als um die \“vorletzten\“ Dinge sorgt. Testamente versuchen immer häufiger auch die über die Bedingungen des physischen Sterbens, über lebensverlängernde Maßnahmen und über den Körper des Erblassers im Hinblick auf die Möglichkeiten der Organspende zu verfügen.

Zum Themenkomplex \“Sterben, Tod und Jenseitsglaube\“ haben an der Schwabenakademie Irsee bisher vier Tagungen stattgefunden. Deren Ergebnisse sind in der Buchreihe "Irseer Dialoge: Kultur und Wissenschaft interdisziplinär" (Kohlhammer Verlag, Stuttgart) publiziert. Die Tagungsreihe möchte auf der kommenden Veranstaltung an bereits vorliegende Forschungsergebnisse und deren Diskussion anknüpfen und diese erweitern bzw. weiterführen. Thema ist die vielfältige Bedeutung von Testamenten als kulturgeschichtlichen Zeugnissen, und zwar speziell für die Einstellung zu Sterben, Tod und Jenseitsglauben und deren Wandel.

Der zeitliche und geographische Rahmen ist offen. Auch Beiträge aus dem außereuropäischen Kulturraum sind willkommen. Als Fragestellungen bzw. Themenschwerpunkte, die auch kombiniert werden können, sind von besonderem Interesse:

Leben & Sterben

  • Umgang / Auseinandersetzung mit dem Ableben als Bestandteil des Lebens selbst
  • Vorbereitung des Ablebens, Maßnahmen (was wollte man klären?)
  • Anlaß für das Testament (Krankheit, Reise, Geburt, Epidemien)

Tod & Jenseits

  • Hoffnungen auf das Jenseits und die Furcht davor
  • Begriffe / Euphemismen im Angesicht des Todes
  • Enttäuschung über das Diesseits (\“Abrechnung\“ mit bestimmten Personen, Dingen)
  • Bedeutung und Gewichtung von Leib und Seele
  • Präsenz des Todes und dessen Wirken bereits im Diesseits auf die Testatoren

Jenseitsvorsorge & Totengedächtnis

  • Seelenheil (Gebete, Stiftungen, Pilgerfahrten etc. und deren Umfang)
  • Ängste / Hoffnungen, die mit dem Tod verbunden sind
  • Wünsche für Bestattung und Totenmemoria

Vorgesehen sind Vorträge von maximal 30 Minuten mit anschließender Diskussion von 15 Minuten. Bei Interesse an einem Beitrag wird um die Zusendung von Vorschlägen gebeten. Arbeitstitel und maximal einseitige Arbeitsskizze sind bis zum 27. Februar 2005 einzureichen bei der Schwabenakademie Irsee:

Kontakt:
Dr. Markwart Herzog
Schwabenakademie
Klosterring 4, 87660 Irsee
Tel: 08341/906 661
Fax: 08341/906 669
schwabenakademie@kloster-irsee.de 

Quelle: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=3239