Bereits am 24. März 2003 konstituierte sich in Sankt Augustin der Arbeitskreis Ausbildung Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste.
Zur Leiterin des Arbeitskreises wurde Frau Dr. Angela Keller-Kühne (Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin) gewählt, von der die folgenden Informationen stammen. Zu Stellvertretern wurden Herr Harry Scholz (Archiv der Sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung) und Frau Katharina Tiemann (Westfälisches Archivamt Münster) gewählt.
Der Arbeitskreis verfolgt folgende Ziele:
1. Bundesweite Bestandsaufnahme der FAMI-Ausbildungssituation
– Erhebung der Ausbildungsstätten, Ausbilder/-innen; Auszubildenden
– Ausbildungspraxis in den verschiedenen Bundesländern (duales System, zuständige Stellen, Prüfungsverfahren)
2. Ausbildungspraxis in den Archiven
– Überprüfung der Berufsbezeichnung (Problem der Interpretationsvielfalt)
– Klärung des Qualifikationsprofils (Berufsbild –> Tätigkeitsprofil)
– Überprüfung des Berufsausbildungsgesetzes (Aktualität)
– Formulierung von verbindlichen Ausbildungsinhalten (Standards)
– Problem der Fachrichtungsvielfalt (v.a. medizinische Dokumentation)
– Funktion von Praktika (archivspezifisch –> fachrichtungsspezifisch)
3. Ausbildungspraxis in den Berufsschulen/ -kollegs (duales System)
– Überarbeitung des Bundesrahmenlehrplans (Aktualität)
– Zentrale (verbindliche) Lehrplänen für Berufsschulen in Abstimmung mit der Ausbildungspraxis in den Archiven
4. Föderative Ausbildungssysteme und -verfahren in den Ländern
– Ausbildungsberater in Baden-Württemberg (Modellcharakter)
– Blockunterricht (Modellcharakter)
– Unterschiedliche länderspezifische Prüfungsverfahren, v.a. Formulierung von Prüfungsfragen
5. Ausbildungsbetrieb (Archiv)
Zulassung als Ausbildungsbetrieb
– Mindeststandards
– Qualifikation
6. Fortbildung
Berufsschullehrer/ -lehrerinnen
7. Ausbildungsoffensive für den Beruf
– Zusammenarbeit mit Arbeitsämtern
– Berufsmessen etc.
Der Arbeitskreis wird an wechselnden Orten mindestens zweimal im Jahr tagen. Die Protokolle der Sitzungen werden im Internet-Angebot des VdA publiziert.
Ein erster Überblick über die Ausbildungssituation soll anhand eines Fragebogens gewonnen werden, den Sie auf den VdA-Seiten zum Download als WORD-Text und als Einlegeblatt im Archivar finden. Bitte senden Sie den ausgefüllten Fragebogen an Angela Keller-Kühne bis 1. August 2003 zurück.
Leiterin des Arbeitskreises:
Dr. Angela Keller-Kühne
Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung
Rathausallee 12
53757 Sankt Augustin
Telefon: 02241/246 444
Fax: 02241/246 669
Stellvertreter:
Harry Scholz
Archiv der Sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung
Godesberger Allee 149
53170 Bonn
Telefon: 0228/883251
Katharina Tiemann
Westfälisches Archivamt
Postfach
48133 Münster
Tel. 0251/591-5778
Fax. 0251/591-269
Das Stadtarchiv Ludwigshafen ist ausgezeichnet
Das Ludwigshafener Stadtarchiv ist ausgezeichnet worden. Eine Kommission der Kultusministerien aller Bundesländer bescheinigte der städtischen Einrichtung mit den Firmenunterlagen des Handelshauses Scharpff-Lichtenberger und der Gebrüder Giulini „national wertvolles Archivgut“ aufzubewahren.
Die Dokumente des Handelshauses Scharpff-Lichtenberger reichen bis ins Jahr 1790 zurück. Das Haus spielte bei der Gründung der Stadt Ludwigshafen eine wichtige Rolle. Und das 1851 gegründete Unternehmen Gebrüder Giulini ist die älteste Chemiefirma in Ludwigshafen. „Nur noch wenige Firmen-Archive aus dieser Zeit sind öffentlich zugänglich“, betont der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Stefan Mörz gegenüber Rheinpfalz-Online. Im Archiv ist auch die Geschichte der Familie Giulini bis in das Jahr 1092 dokumentiert, deren Vorfahren sich auf ein Niederadelgeschlecht am Comer See zurückführen. Das Aktenmaterial wurde während des Zweiten Weltkriegs in einem Bunker auf dem Werkgelände aufbewahrt. Nach dem Krieg geriet das Material in Vergessenheit.
Im Stadtarchiv Ludwigshafen findet sich neben der archivalischen Überlieferung auch auf die Stadt bezogene Literatur, z. T. ungedruckte Arbeiten zur Stadtgeschichte und Stadtentwicklung, Nachlassbibliotheken Marxismus/Sozialismus, Arbeitersport, Münchner Fin de Siècle, Pfalz-Literatur (ab 16. Jh.).
Literaturtipp:
Stefan Mörz, Das Gedächtnis der Stadt. Das Stadtarchiv Ludwigshafen am Rhein und seine Bestände, Ludwigshafen 1997. 177 Seiten.
SOS für italienische Archive
Gegen drastische Sparmaßnahmen der Regierung Berlusconi, die die Mittelzuweisung für die öffentlichen Archive um 40 bis 60 Prozent kürzen will, haben die Direktorinnen und Direktoren der bedeutendsten italienischen Staatsarchive ihren Protest formuliert. In ihrem Appell „S.O.S. per gli archivi“ vom 31. März, der auf der Homepage der italienischen Archivarsverbandes ANAI nachzulesen ist, warnen sie vor den nachhaltigen Schädigungen am reichen kulturellen Gedächtnis Italiens, die in Kürze eintreten werden, wenn der Staat seine Absicht umsetzt und – ähnlich wie im Museumswesen – eine stärkere privatwirtschaftliche Unterstützung öffentlicher Kulturaufgaben einfordert.
Nunmehr gibt es auf der angesprochenen Homepage der „Associazione Nazionale Archivistica Italiana“ weitere Informationen zum Thema, worauf Ruth Meyer-Belardini vom Historischen Archiv der Europäischen Gemeinschaften, Florenz, in der „archivliste“ hinwies:
- Das von einer Gruppe von Archivaren und Professoren aus Florenz trotz des vom Kultusministeriums ausgesprochenen Redeverbots am 12. Mai 2003 verabschiedete Dokument „Mozione„: Gli archivi pubblici e privati e la ricerca: quale futuro?
- Unter „Adesioni al documento S.O.S. per gli archivi“ kann man den Aufruf unterschreiben und die Liste derjenigen einsehen, die schon unterschrieben haben
- Der Aufruf der ICA „Statement in support of Italian State Archives„.
- Artikel aus „The Guardian“ http://www.guardian.co.uk/comment/story/0,3604,962640,00.html
Appell für den Schutz irakischer Museen und Archive
„Erst kamen die Plünderer, dann die Brandschatzer. Es war das letzte Kapitel der Zerstörung Bagdads. Die Nationalbibliothek und das Nationalarchiv, unersetzliche Schatzkammern Osmanischer historischer Dokumente, einschließlich der alten königlichen Archive des Irak, verwandelten sich in der Gluthitze von 3000 Grad in Asche. Danach wurde die Koran-Bibliothek des Religions-Ministeriums ein Raub der Flammen.“ (Bericht von Robert Fisk in DIE WELT).
Nicht erst mit dem Abklingen der militärischen Kämpfe im Irak wird deutlich, dass neben den Bedrohungen für Leib und Leben der Menschen auch das kulturelle Erbe einer Region, die als die „Wiege der Menschheit“ gilt, durch den Krieg und seine Folgen bedroht ist. Schon vor dem Ausbruch des Krieges mahnte das „International Committee of the Blue Shield“ (ICBS) in einer Stellungnahme die kriegsführenden Parteien, das Haager Abkommen vom 14. Mai 1954 für den Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten zu respektieren, um Zerstörungen an Archiven, Bibliotheken und Kunstschätzen zu verhindern. Angesichts umfangreicher Plünderungen in der Irakischen Nationalbibliothek, im Nationalarchiv und in den Museen von Bagdad und Mosul wendet sich nunmehr die Arabische Regionalgruppe des Internationalen Archivrates ICA (ARBICA) in einer öffentlichen Stellungnahme insbesondere an die westlichen Kriegsalliierten, schnell für Sicherheit und Ordnung im Lande zu sorgen, um die Kultureinrichtungen und Kulturgüter des Irak vor weiteren Zerstörungen zu schützen. Der Appell der ARBICA richtet sich aber auch an die UNESCO, den Internationalen Archivrat und andere verantwortliche Institutionen, rasch Hilfsmaßnahmen einzuleiten, um Archive und Dokumente, aber auch archäologische Baudenkmäler zu retten.
ARBICA: Statement Regarding Protection of the Iraqi Museums and Archives (vom 14. April 2003)
Info: Das 1972 gegründete irakische Nationalarchiv war bislang unter folgender Adresse zu erreichen:
National Centre of Archives
National Library Building, 2nd Floor
Bab-Al-Muaddam, Baghdad
Postanschrift: POB 594, Baghdad
Telephone: +964 (1) 416 8440
Das irakische Nationalarchiv, das sich im selben Gebäude wie die Nationalbibliothek befindet, ist zwar ebenso wie diese Opfer von Brandschatzungen und Plünderungen geworden, es sollen – Augenzeugenberichten zufolge – jedoch in beiden Fällen im Vorfeld einige Dokumente evakuiert und an einem sicheren Ort aufbewahrt worden sein, so z.B. ottomanische Grundbücher aus dem Archiv.
Das britische Kunstmagazin „The Art Newspaper“ postet Bilder von rund 300 der bedeutendsten Objekte aus dem Nationalmuseum in Bagdad. Die Illustrationen im Internet stammen aus einem 1975/76 in Bagdad publizierten Museumskatalog und sollen das Wiederauffinden der Raubgüter erleichtern, falls diese auf dem Kunstmarkt auftauchen.
Die mittelalterlichen Urkunden der Klöster Niederösterreichs im Internet
MOnasteriuM – Die mittelalterlichen Urkunden der Klöster des Landes Niederösterreich (A) im Internet
von Dr. Thomas Aigner
Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten besitzen zahlreiche Institutionen der römisch-katholischen Kirche in Österreich, vor allem die Stifte der sog. „alten Orden“ wie Benediktiner oder Augustiner – Chorherren, eine z. T. bis ins Frühmittelalter zurückreichende, bis heute ungebrochene Kontinuität. Dies ist auf die eher moderate, weniger rigorose Durchführung von Säkularisationen von Kirchengut unter Kaiser Joseph II. zu Ende des 18. Jahrhunderts zurück zu führen, als dies etwa ab 1803 in Deutschland erfolgt ist. Insgesamt überstanden im Bereich des heutigen Bundeslandes Niederösterreich und der Bundeshauptstadt Wien elf alte Ordensstifte diese Epoche und existieren bis heute als solche. Dies hat zur Folge, dass sich nahezu die gesamte archivalische Überlieferung dieser Häuser vom Mittelalter, von den Zeiten ihrer Gründung an, bis heute auch dort erhalten hat. Die einzelnen Stiftsarchive werden heute daher nicht in staatlichen Archiven aufbewahrt, sondern dort, wo sie entstanden sind – in den Stiften. Wenngleich einzelne Konvente mit nicht allzu vielen Mönchen bzw. Chorherren besetzt sind, besitzt doch jedes Kloster einen eigenen Archivar, durch den es für die Forschung möglich wird, das jeweilige Quellenmaterial zu benützen. Herzstück jeden Stiftsarchives ist natürlich die Urkundenreihe, die zumeist bis in die Zeiten der Gründung zurück reicht und sehr oft als „bedeutendstes“ Stück den (meist unechten) Stiftungsbrief enthält. Insgesamt verwahren die noch bestehenden Ordensstifte Niederösterreichs und Wiens ca. 15.000 mittelalterliche Urkunden. Zu dieser Zahl kann man noch jene Stücke rechnen, die ebenfalls aus klösterlichen Archiven stammen, durch deren Säkularisierung zu Ende des 18. Jahrhunderts jedoch in andere, heute zumeist staatliche Archive gelangt sind. Dabei handelt es sich schätzungsweise um noch einmal so viele Diplome, die vor allem im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien und im Niederösterreichischen Landesarchiv in St. Pölten aufbewahrt werden.
Grundsätzliches
Um umfassende, gezielte Recherchen in Beständen der niederösterreichischen Klosterurkunden durchführen zu können, ist es derzeit notwendig, all die verschiedenen Bücher, die solche Diplome enthalten, durchzusehen oder die entsprechenden Archive aufzusuchen; ganz abgesehen von jenen Stücken, die noch nicht im Druck vorliegen. Bestimmte Themen bzw. Fragestellungen können daher nur schwer bzw. überhaupt nicht bearbeitet werden, da man auf das jeweilige Register angewiesen ist. Will man etwa die Geschichte einer bestimmten Region oder Person (z. B. Abt, Geistlicher, Adeliger etc.) erforschen, so müssen zuerst die Register der einzelnen Bücher durchgesehen werden.
Der Grundgedanke des Projektes MoM (=lat., mittelalterliche Abkürzung für „monasterium“) setzt daher an zwei Punkten an:
1. an der Zuhilfenahme moderner Hilfsmittel zur Bereitstellung und Vernetzung des bereits publizierten Materials, sowie
2. an der Neubearbeitung noch unerschlossener Urkunden und deren Vernetzung mit den bereits existierenden Editionen.
Ziel ist eine Datenbank mit sämtlichen Texten/Regesten der niederösterreichischen und Wiener Klosterurkunden, verknüpft mit den Abbildungen der Originale, die im Internet für jedermann(frau) unter Zuhilfenahme diverser Abfragemöglichkeiten benützbar sein soll. Sämtliche Arbeiten an der Entwicklung dieser Möglichkeiten sowie die Digitalisierung der gedruckten Urkundenbücher werden in enger Zusammenarbeit mit der Firma AUGIAS-Data in Senden bei Münster durchgeführt. Durch die digitale Bereitstellung der Urkunden in Bild und Text im Internet werden sich völlig neue, bisher ungeahnte Forschungsperspektiven eröffnen. Zeit und Raum werden sich in Luft auflösen und es wird für die Forschung letztendlich unerheblich sein, wo das betreffende Stück physisch aufbewahrt wird. Im virtuellen Raum wird es für jeden Benutzer/jede Benutzerin möglich sein, physisch durch ihre gemeinsame Aufbewahrung zusammen gehörende Archive aufzulösen und zu neuen Einheiten nach seinen/ihren eigenen Kriterien zusammenzustellen (ähnlich einem „Warenkorb“). Man denke hier nur an die Ausfertigungen kleinerer Adeliger, die sich nur in geistlichen Archiven erhalten haben, weil das Burgarchiv schon seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr existiert, oder an die Urkunden aufgehobener Klöster, die nun nach mehr als 200 Jahren u. a. wieder am Ort ihrer früheren Aufbewahrung und dessen Umgebung überall dort, wo ein Internetanschluss vorhanden ist, digital vorhanden sein werden. Durch die Bereitstellung der Stücke in Bild und Text wird man die Möglichkeit haben, über den Inhalt hinaus auch Überlegungen zu äußeren Merkmalen bzw. Schreibern bequem anstellen zu können. Zur Bearbeitung bestimmter Themen wird es nicht mehr notwendig sein, in den Registern mehrerer Bücher zu suchen, sondern über Volltext-Suche oder Recherche im Generalindex schnell zu Ergebnissen zu gelangen.
Ausblicke
Mit dem Projekt MOM wird der Versuch unternommen, einerseits die Möglichkeiten neuer Technologien für neue Forschungsansätze in der Geschichtswissenschaft einzusetzen, andererseits bei den Trägern von kirchlichen (r.k.) Archiven ein erweitertes Bewusstsein zu schaffen, dass die von ihnen verwahrten Geschichtsquellen Teil des allgemeinen kulturellen Erbes und historischen Gedächtnisses eines Landes sind. Mit den Urkunden der Klöster des Landes Niederösterreich soll ein Anfang gemacht werden; dabei kann es aber nicht bleiben, zu sehr waren bzw. sind diese Institutionen von Beginn ihrer Gründung mit Häusern anderer Länder „vernetzt“, um es mit einem modernen Begriff auszudrücken. Langfristig sollte es ein Ziel sein, die wesentlichsten Quellen des mitteleuropäischen Kulturraumes auf diese Art zu erfassen und der Forschung bereitzustellen. Erste Schritte in diese Richtung wurden durch Kooperationen etwa mit dem Archiv der Erzabtei Pannonhalma in Ungarn oder dem Archiv des Bistums Passau bereits gesetzt.«
Auszug aus: Archivpflege in Westfalen und Lippe, Heft 58 (April 2003), S. 43-44.
Für nähere Informationen, Anfragen oder Anregungen steht gerne zur Verfügung:
Dr. Thomas Aigner, Archivdirektor,
Diözesanarchiv St. Pölten
Domplatz 1
A-3100 St. Pölten
Tel.: 0043 2742 324 321
Fax: 0043 2742 324 325
Email: archiv@kirche.at
Web: www.dsp.at/dasp
Zwettler Fragmente gehören zum Erec-Roman und nicht zum Nibelungenlied
Anstatt um einen Sensationsfund mit Nibelungenlied-Textstellen handelt es sich bei den im Kloster Zwettl gefundenen Fragmenten mit mittelhochdeutschem Text nur um typische Einbandmakulatur. Dies stellt nun noch einmal Joachim Heinzle, Professor für Deutsche und Germanische Philologie des Mittelalters an der Philipps-Universität Marburg, in einem Beitrag für die FAZ vom 16. April klar. Demzufolge stammen die entdeckten Textsplitter auch nicht aus dem 12., sondern aus dem zweiten Viertel bis der Mitte des 13. Jahunderts, wie die Münchner Germanistin und Kodikologin Karin Schneider herausgefunden habe. Zudem habe der Text nichts mit der Nibelungensage zu tun, sondern sei vielmehr Text aus dem Erec-Roman. Dies gehe zweifelsfrei aus Namen wie Enyde oder Karsinefide, aus den Handlungszusammenhängen und aus dem Wortlaut einzelner Verse hervor. Der französische Roman vom Königssohn Erec und seiner Frau Enite wurde um 1170 von Chrestien de Troyes verfasst und ist der erste Roman von König Artus und den Rittern seiner Tafelrunde. Es existieren zwei bekannte mittelhochdeutsche Fassungen des Erec-Romans, ohne dass ihre Beziehung bislang geklärt wäre. Die Zwettler Fragmente führen in dieser Hinsicht nun eventuell weiter, da sie enge Übereinstimmungen mit dem Text von Chrestien aufwiesen, wie Heinzle darlegt. Der „Zwettler Erec“ präzisiere jedenfalls die Kenntnisse der Geschichte der mittelhochdeutschen Literatur, da man nunmehr wisse, dass die Rezeption des französischen Erec-Romans in Deutschland vielschichtiger und reicher war, als man bisher annahm.
Im österreichischen Kloster Zwettl waren der Presseagentur APA zufolge bislang vermeintlich unbekannte Fragmente des Nibelungenliedes gefunden worden. Die etwa drei mal acht Zentimeter großen Pergamentstücke sollten zwischen 1189 und 1204 im Umfeld des Passauer Bischofs Wolger aufgezeichnet worden sein. Es hätte sich damit um die bislang älteste Handschrift des mittelhochdeutschen Heldenepos über Siegfried, Krimhild, Gunter, Hagen und den Schatz der Nibelungen gehandelt.
Verschiedene ausführlichere Stellungnahmen hatten im Anschluss an diese Meldung jedoch Zweifel daran geäußert, ob es sich bei dem Fund in Zwettl überhaupt um einen bislang unbekannten Nibelungen-Text handelt:
Die Welt vom 2.4.: „Nibelungen in Schnipseln“ von Ulrich Weinzierl;
FAZ (HP: faz.net) vom 4.4.: „Von mehr als einer Hand geschrieben“ von Charlotte Ziegler;
SZ vom 2.4.: „Ein, zwei, viele Siegfrieds. Was die neuen Fragmente des Nibelungen-Liedes bedeuten“ von Klaus Böldl;
SZ vom 5.4.: „Was wurde hier eigentlich gefunden? Zu den 'Nibelungen'-Fragmenten aus der Stiftsbibliothek Zwettl“ von Nikolaus Henkel;
NZZ vom 9.4.: „Nibelungen-Kampf. Ein Fund weckt Skepsis bei Experten“
Lindenhaus-Patientenakten am STA Detmold erschlossen und verzeichnet
Das 1811 von Pauline Fürstin zur Lippe gegründete Lindenhaus in Lemgo-Brake gilt als eine der frühesten Einrichtungen für geistig Behinderte. Bei seiner Auflösung 1951 wurden dort noch 414 Patienten betreut. Oberstaatsanwalt Wolfgang Bender, der sich bereits in den Westfälischen Forschungen Nr. 47 (1997) zur Übernahme und Verzeichnung des Bestandes L 107 D geäußert hatte, hält ihn – so berichtet die NW – hinsichtlich Geschlossenheit, Umfang und Laufzeit für „einmalig in Deutschland“.
Neue Ausgabe von »Archiv und Wirtschaft« erschienen
Die Zeitschrift »Archiv und Wirtschaft«, 36. Jg., 2003, H. 1 enthält folgende Beiträge:
Aleida Assmann: Druckerpresse und Internet – von einer Gedächtniskultur zu einer Aufmerksamkeitskultur
Michael Farrenkopf: Wissenstransfer am Beispiel eines Branchenarchivs: das Bergbau-Archiv Bochum
Georg Brandes: Vom Lehrling zum Meister. Geschichte der Handwerksbriefe
Berichte:
Christian Hillen: Tagungsbericht zur Fachgruppensitzung „Wirtschaftsarchive und Forschung“ der Fachgruppe 5: Archivare an Archiven der Wirtschaft auf dem 73. Deutschen Archivtag am 19. September 2002
Kathrin Engel: 49. VdW-Lehrgang „Einführung in das Wirtschaftsarchivwesen“ vom 6. bis 11. Oktober 2002 in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen
Anja Kuhn: Ohne Guss geht nichts? 25. Technikgeschichtliche Tagung der EISENBIBLIOTHEK in Schaffhausen über das „Gießen in Geschichte und Gegenwart“
Rezensionen:
Gerlinde Kraus: Christiane Fürstin von der Osten-Sacken. Eine frühkapitalistische Unternehmerin und ihre Erben während der Frühindustrialisierung im 18./19. Jahrhundert (Nadja Stulz-Herrnstadt)
Jan Erik Schulte: Zwangsarbeit und Vernichtung: Das Wirtschaftsimperium der SS. Oswald Pohl und das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt 1933-1945 (Martin Krauß)
Jens Schnauber: Die Arisierung der Scala und Plaza. Varieté und Dresdner Bank in der NS-Zeit (Willi A. Boelcke)
Christoph Nonn: Die Ruhrbergbaukrise. Entindustrialisierung und Politik 1958-1969 (Peter Bührer)
Dominik Zier: Die Geschichte der lippischen Holzindustrie 1946-1991: dargestellt am Beispiel der Gebr. Oldemeier GmbH, Falkenhagen (Gabriele Teichmann)
Personalnachrichten/Verschiedenes
Impressum
Archiv und Wirtschaft. Zeitschrift für das Archivwesen der Wirtschaft, hrsg. von der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare; ISSN 0234-6270
Mail-Kontakt:
Detlef Krause M.A.
Nachlass des Heidelberger Historikers und Mediävisten Karl Hampe in der UB Heidelberg
HEIDELBERG (idw): »Am 10. April übergaben die Erben des bedeutenden Heidelberger Historikers und Mediävisten Professor Dr. Karl Hampe der Universitätsbibliothek Heidelberg den Nachlass ihres Vaters. Bereits seit 1991 wird ein Teil in der Bibliothek aufbewahrt
Der neu hinzukommende Nachlassteil enthält zahlreiche Briefe an Karl Hampe sowie ein Kriegstagebuch für die Jahre 1914-1919. Hampes Tagebuch stellt eine wichtige Quelle zur Mentalitäts- und Alltagsgeschichte des Ersten Weltkrieges sowie zur Geschichte der Universität Heidelberg dar. Seine Edition wurde von Prof. Dr. Hermann Jakobs (Heidelberg) eingeleitet und wird Ende dieses Jahres von Prof. Dr. Folker Reichert (Univ. Stuttgart) und Prof. Dr. Eike Wolgast (Heidelberg) abschließend publiziert. Das Ende dieses Projektes war der Anlass, die Teile des Nachlasses Karl Hampes nun in der UB Heidelberg zu vereinigen.«
weitere Infos: http://idw-online.de/public/zeige_pm.html?pmid=61751
Marburger Lichtbildarchiv 75 Jahre
Das Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden (LBA) der Philipps-Universität Marburg feierte am 4. April seinen 75. Geburtstag. Das im Jahr 1928 von Edmund Ernst Stengel (1879-1968) als „Lichtbildstelle“ am Seminar für Historische Hilfswissenschaften gegründete Archiv strebt an, die originale urkundliche Überlieferung des mittelalterlichen deutschen Reiches bis zum Jahr 1250 fotografisch optimal aufzunehmen, sie nach diplomatischen Gesichtspunkten zu bearbeiten und die Ergebnisse der Forschung zugänglich zu machen. Schon Stengel definierte das Lichtbildarchiv als dokumentarisch-monumentarische Doublette zwischen den Rollen des Sicherungsarchivs und der Distribution. Denn einerseits dürften die Aufnahmen nichts unterdrücken und müssten soviel wie möglich von den äußeren Merkmalen der Originale herausholen. Andererseits aber gebe es den legitimen Zweck der wissenschaftlichen Distribution als Information; mit dem Medium einher gehe der Zug zur einheitlichen Erscheinung, Standardisierung und Formatierung auf Seiten des Mediums und seines Gegenstands, wobei das Maßstabsverhältnis zum Original natürlich jeweils mit zu dokumentieren sei.
Die derzeit rund 16.000 Urkunden, von denen etwa 50.000 Fotonegative vorliegen, sind durch Karteien erschlossen; eine Datenbank befindet sich bereits im Aufbau. Das dem Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften angehörende LBA ist die größte Sammlung seiner Art in Europa, in seiner Existenz aber möglicherweise bedroht, wie der Gießener Anzeiger berichtet, da die einzige wissenschaftliche Mitarbeiterstelle mit der anstehenden Pensionierung des Stelleninhabers, AOR Dr. Heinrich Meyer zu Ermgassen, aus Einsparungsgründungen wegzufallen droht.
