Problematische Aktennutzung in den National Archives

Der frühere amerikanische Sicherheitsberater Sandy Berger hat am Dienstag seine Funktion als Berater des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Kerry aufgegeben und zog damit die Konsequenzen aus einer seit Januar gegen ihn laufenden Strafuntersuchung, die Anfang der Woche bekannt geworden war. Ihm wird vorgeworfen, als geheim eingestufte Dokumentenkopien aus dem Nationalarchiv in Washington «mitgenommen» zu haben.

Berger hatte dort im Herbst zur Vorbereitung auf seinen Auftritt vor der Untersuchungskommission zu den Anschlägen vom 11. September zahlreiche Dokumente eingesehen. Bei den mitgenommenen Papieren, die Berger nach eigener Darstellung unabsichtlich in seine Aktenmappe gelegt hatte, handelt es sich um Kopien einer Handvoll Entwürfe für eine Studie, die der Apparat des Sicherheitsrats nach den vereitelten «Millenniums»-Anschlägen von 1999/2000 angefertigt hatte.

Berger gab ferner zu, während der Akteneinsicht Notizen gemacht und sie eingesteckt zu haben, anstatt sie den Archivmitarbeitern vorzulegen, und damit wissentlich Vorschriften verletzt zu haben. Als das Archiv den Verlust von Dokumenten entdeckte und ihn kontaktierte, gab der Politiker mehrere Papiere zurück; zwei sollen bis jetzt verschwunden sein.

Quelle: NZZ, 22.7.2004

Dessauer Archive gemeinsam beim TAG DER ARCHIVE

Die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) wird in den Wochen vor dem bundesweiten TAG DER ARCHIVE am 25. September alle Archive Dessaus in einer Artikelserie näher vorstellen. Bereits jetzt weist die MZ auf die anstehende Kooperation hin, denn zur Vorbereitung des TAGES DER ARCHIVE trafen sich Vertreter der fünf Dessauer Archive – auch um immer noch vorhandenden Klischees vom Archivwesen zu begegnen.

Bettina Lietz vom Archiv für Bauforschung des Bauhauses sei ein gutes Beispiel dafür, dass Archivare längst nicht so staubtrocken sind, wie man es ihrem Metier zuschreibt. Was Lietz im Archiv für Bauforschung des Bauhauses bewahrt, lässt sich anfassen, wie z.B. einen Dämmstoff aus der Bauzeit oder Fußbodenbelag – Dinge, die man nicht unbedingt in einem Archiv vermutet.

Fünf Stationen kann man ansteuern, wenn man sich für den TAG DER ARCHIVE entscheidet. Im Schloss Mosigkau präsentiert die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz ihr Stiftsdamenarchiv, Günter Preckel erläutert in der Pauluskirche das Archiv der Evangelischen Landeskirche Anhalts, das Bauhaus stellt sein Bauforschungsarchiv im Meisterhaus Schlemmer vor und schließlich wären da noch das Stadtarchiv Dessau und das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt (Abt. Dessau) im Wasserturm.

Wer alle fünf Archive besucht hat, werde sicher, so motiviert die MZ zum Besuch, auch seine Vorurteile gegenüber Archivaren verwerfen. Vielleicht fängt sogar mancher Jugendliche Feuer für den Beruf zwischen Büchern und Akten. Für solche Fälle gibt es Beratung über die Ausbildung im Archivwesen.

Link: www.tagderarchive.de

Quelle: Ilka Hillger, Mitteldeutsche Zeitung, 19.7.2004

Archive im gesellschaftlichen Reformprozess

Unter dem Titel „Archive im gesellschaftlichen Reformprozess“ sind nunmehr – als Beiband 9 zur Fachzeitschrift Der Archivar – die Referate des 74. Deutschen Archivtags 2003 in Chemnitz im Druck erschienen.

In der Gemeinsamen Arbeitssitzung, die von Angelika Menne-Haritz geleitet wurde, ging es um die Reform der Öffentlichen Verwaltung angesichts der neuen Entwicklungen der Informationstechnologie wie der bestehenden Sparzwänge. Moderne IT mache neue Kommunikationsstrukturen möglich und löse hergebrachte Vorstellungen von Hierarchie und Weisung auf. Verwaltungsbehörden müssten lernen, betriebswirtschaftlich zu denken und die Kosten ihrer Handlungen im Blick zu behalten. Gleichzeitig bestehe bei den Bürgerinnen und Bürgern ein wachsender Anspruch auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Diese Entwicklungen bewirken die Entstehung einer neuen Verwaltung, die sich als Dienstleistungsagentur versteht und die die Fähigkeit brauche, über ihre Entscheidungen Rechenschaft ablegen zu können.

In der Sektion „Verwaltungsreform und Überlieferungsbildung im Archiv“ wies Ulrich Nieß einleitend darauf hin, dass große Verwaltungsreformen etwa alle 25 bis 30 Jahre mehr oder weniger unangekündigt auftauchen, man aber nicht darauf spekulieren solle, dass der Elan der Reformen erlahme würde. Die Sorge vieler Verwaltungen und Archive angesichts der Herausforderungen resultiere zum einen daraus, dass die Archive selbst Objekte der Verwaltungsreform seien und sich auf organisatorische Veränderungen unter dem Diktat der Haushaltskonsolidierung einzustellen hätten. Zum anderen seien die Archive aber selbst gestaltende Subjekte der Reform, sofern sie ihrer Querschnittsaufgabe in der Verwaltung gerecht werden. Die Archive seien aufgefordert, eine aktive Strategie der Mitwirkung bei der Qualitätssicherung zur Überlieferungsbildung zu entwickeln. In einer Zeit, in der die klassischen Regeln des Geschäftsgangs aufgrund veränderter Organisations- und Kommunikationsstrukturen durch neue, eher amorph anmutende Formen ersetzt werden, müssten neue Standards für die Überlieferungsbildung festgelegt und umgesetzt werden.

In der Sektion „Neue Organisationsformen im Archivwesen“ griff Jürgen Rainer Wolf die Vorgänge im sächsischen Archivwesen auf, wo die Änderung des Archivgesetzes Teil des Verwaltungsmodernisierungsgesetzes sei. Zu den Vorbereitungen der Archivverwaltung auf das Ziel der Budgetierung zählte die Erstellung eines Produktkatalogs zur Einführung der Kosten-Leistungs-Rechnung. Der gesamte Veränderungsprozess wurde begleitet durch eine Befragung der Belegschaften und die Vorbereitung eines Leitbildes. Die in Reformdiskussion zu behandelnden Themenkomplexe fragen u.a. danach, wie die Funktionalreform mit den Archiven und ihren Verwaltungsstrukturen selbst umgeht, welche neuen Modelle in den Länderarchivverwaltungen diskutiert und erprobt werden, ob Verwaltungsmodernisierungen Auswirkungen auf Archivstandorte haben werden, wie sich die Gebietsreform für Länder und kommunale Selbstverwaltung auf die Organisation der Archive und ihre Standorte auswirkt, ob sich die Verbundlösungen zwischen Archiven unterschiedlicher Träger bewährt haben und ob es neue Ansätze zu größerer Effizienz und Ressourcenkonzentration gibt, ob Bündelungen mit anderen Kulturinstituten oder eine gemeinsame Aufgabenwahrnehmung ein zukunftsweisender Ansatz sind, ob Zwischenarchive benötigt werden und welche Erfahrungen mit ihnen bestehen, welche Rolle Immobilienmanagement künftig für das Funktionieren der Schriftgutverwaltung und die Archive spielt und welche Erfahrungen zu Ausgründungen und Privatisierungen vorliegen.

An die – angesichts unterschiedlicher Reformprozessziele komplizierte – Beantwortung dieser und weiterer Fragen machte sich auch die Sektion „Neue Dienstleistungen des Archivs“ unter der Leitung von Hartmut Weber. In der Verwaltungsreform stünden die Finanzziele im Mittelpunkt: die Aufgaben sollen mit weniger Aufwand wahr genommen werden, was bedeute: vor allem mit weniger Personal. Dienstleistungsqualität sei dennoch von den Archiven gefordert, die also wie die übrigen öffentlichen Dienstleister schneller und schlagkräftiger werden sollen, dabei zugleich Einsparpotentiale freisetzen. Dabei seien die Archive aber weit davon entfernt, mit ihren Dienstleistungen Einnahmen zu erzielen, die zur Deckung ihrer Aufwendungen wesentlich beitragen könnten. Sie seien vielmehr in einem Bereich angesiedelt, der durch Marktversagen gekennzeichnet ist. Bei dieser Sachlage müssten die Archive ein elementares Interesse haben, als nützlich empfunden zu werden. Sie seien daher gefordert, ihre Dienstleistungen am Bedarf der modernen Informations- und Wissensgesellschaft auszurichten, wie auch am Verhältnis von Aufwand und Nutzen. Dabei liege in der Wissensgesellschaft, aber auch in der Freizeitgesellschaft, ein Potential, Menschen für die Archive und ihre Leistungen zu interessieren, welche sich bisher nicht vorstellen konnten, ein Archiv zu betreten.

„Neue Anforderungen an Archivarinnen und Archivare“ thematisiert daher im Anschluss daran eine Sektion unter der Leitung von Jens Metzdorf, die auf die Erfahrungen von Archivarinnen und Archivare mit dem Reformprozess abhob. Die sich verändernden beruflichen Anforderungen – sowie die daraus folgenden Fragen der Ausbildung und nicht minder der Fortbildung – beschäftigten dabei Berufseinsteiger, wie auch erfahrene, aber immer häufiger überforderte Kolleginnen und Kollegen. Zunächst stellten Hartwig Walberg und Hans-Christian Herrmann als Referenten dieser Sektion einige generelle Fragen zum Berufsbild des Archivars, vor allem zur Aus- und Fortbildung im Wandel. Anschließend ging es mit dem Referat von Katharina Tiemann in die Praxis des noch nicht „erwachsenen“ Ausbildungsganges „Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste“.

Inhalt:

Eröffnung des 74. Deutschen Archivtags in Chemnitz

  • Begrüßung
    Professor Dr. Volker Wahl, Vorsitzender des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare    13
  • Einladung zum XV. Internationalen Archivkongress 2004 in Wien
    Evelyn Wareham, Sekretariat des ICA (Paris)   21

Grußworte

  • Horst Rasch, Staatsminister des Innern des Freistaates Sachsen   23
  • Berthold Brehm, Bürgermeister der Stadt Chemnitz   27
  • Prof. Dr. Peter Csendes, Präsident des Verbandes österreichischer Archivare,    29
  • Dr. Dieter Brosius, Vorsitzender des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine   30

Eröffnungsvortrag

  • Meinhard Miegel
    Verdrängte Wirklichkeiten – Die Lebenswelt der Deutschen    33

Gemeinsame Arbeitssitzung: Die Reform der öffentlichen Verwaltung

  • Angelika Menne-Haritz
    Einführung   49
  • Klaus Lenk
    eGovernment und Verwaltungsreform: Gemeinsame Ziele und gegenseitige Impulse   51
  • Raimund Bartella
    Das Leitbild „Stadt der Zukunft“: Eine neue Strategie für die Kommunen   63
  • Rainer Ullrich
    Verwaltungsreform in der Praxis – der Blick von außen. Erfahrungen eines externen Beraters   75
  • Lars Nebelung
    Zusammenfassung der Diskussion   85

Sektionssitzungen
Sektion I: Verwaltungsreform und Überlieferungsbildung im Archiv

  • Ulrich Nieß
    Einführung    87
  • Thekla Kluttig
    Länderübergreifende Überlieferungsbildung bei der Bundesanstalt für Arbeit – der Umbau beginnt?   91
  • Barbara Hoen
    Neue Anforderungen an die Archive bei der Überlieferungsbildung in elektronischen Systemumgebungen   99
  • Margit Ksoll-Marcon
    Standards für Dokumentenmanagementsysteme in der bayerischen Archivverwaltung 109
  • Clemens Rehm
    Verwaltungsreform und Bewertung. Ein gesellschaftliches Spannungsverhältnis 117
  • Irmgard Christa Becker
    Die Auswirkungen von SAP R 3/FI-ISPS auf die Überlieferungsbildung bei Akten aus der Finanzverwaltung 129
  • Florian Gläser
    Zusammenfassung der Diskussion  137

Sektion II: Neue Organisationsformen im Archivwesen

  • Jürgen Rainer Wolf
    Einführung 141
  • Andreas Hedwig
    Die hessischen Staatsarchive im Umbruch – die Auswirkungen der betriebswirtschaftlichen Neuen Verwaltungssteuerung 147
  • Ulrike Höroldt
    Archive in Bewegung? Zur Strukturreform des staatlichen Archivwesens in Sachsen-Anhalt 159
  • Volker Jäger
    Ein Zwischenarchiv der sächsischen Landesverwaltung im Kontext von Immobilienmanagement und archivischen Fachaufgaben 181
  • Harald Stockert
    Zwischenarchiv als strategische Chance für die archivische Zukunft im digitalen Zeitalter 189
  • Henning Steinführer
    Zusammenfassung der Diskussion  201

Sektion III: Neue Dienstleistungen des Archivs

  • Hartmut Weber
    Einführung  207
  • Irene Gerrits
    Neue Dienstleistungen für neue Kunden im Niederländischen Nationalarchiv 209
  • Petra Rauschenbach
    Auf dem Weg zum bedarfsgerechten Angebot: Retrokonversion von Findkarteien in der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO) im Bundesarchiv 217
  • Jörg Filthaut
    Online-Benutzernavigation für genealogische Forschungen. Ein Optimierungskonzept für Benutzungsabläufe 221
  • Katharina Ernst
    Unterstützung der behördlichen Schriftgutverwaltung durch Onlinedienstleistungen der Archive 243
  • Ilka Minneker
    Zusammenfassung der Diskussion  259

Sektion IV: Neue Anforderungen an die Archivarinnen und Archivare

  • Jens Metzdorf
    Einführung  263
  • Hartwig Walberg
    Über den Tellerrand geschaut: Neue Strategien der Archivarsausbildung 271
  • Hans-Christian Herrmann
    Mehr Fortbildung zur Bewahrung archivischer Professionalität in einer älter werdenden Gesellschaft 285
  • Katharina Tiemann
    Ausbildungsberuf Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste: Eine Zwischenbilanz 299
  • Thomas Kreutzer
    Zusammenfassung der Diskussion  305

Sitzung der Fachgruppe 1: Archivare an staatlichen Archiven
Zentralisierung und Dezentralisierung. Aktuelle Organisationsänderungen im staatlichen Archivwesen

  • Robert Kretzschmar
    Einführung  311
  • Lutz Schilling
    Neustrukturierung der Staatsarchivverwaltung im Freistaat Thüringen 315
  • Nicole Bickhoff
    Neue Organisations- und Arbeitsformen in der Staatlichen
    Archivverwaltung Baden-Württemberg 321
  • Peter Klefisch
    Organisationsuntersuchung des staatlichen Archivwesens
    in Nordrhein-Westfalen und Planungen zu seiner Neustrukturierung 335
  • Hans-Holger Paul
    Verlängerter Arm der Verwaltung oder Häuser der Geschichte.
    Staatsarchive zwischen Kosten-Leistungsrechnung und
    Bürgerservice 345
  • Robert Kretzschmar
    Zusammenfassung der Diskussion  351

Arbeitskreis Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit
Abbild und Wirklichkeit. Fotografien in der historischen Bildungsarbeit der Archive

  • Joachim Pieper
    Einführung  355
  • Sigrid Schneider
    Abbild und Wirklichkeit – Fotografien und Geschichtsbilder 359
  • Ludger Claßen
    Ein Bild sagt mehr als tausend Worte…? Bildreproduktion und Bildredaktion im Verlag: Probleme, Chancen, Ziele 371
  • Birgit Wanninger
    Wunsch und Wirklichkeit. Die Nutzung von Bildersammlungen in Archiven durch die Presse 377
  • Wolfgang Antweiler
    Historische Fotos als Grundlage von zukunftsgerichteter Stadtplanung 383
  • Joachim Pieper
    Zusammenfassung der Diskussion 390

Forum Diplomarchivarinnen und Diplomarchivare. Das Berufsbild der Diplomarchivarinnen und Diplomarchivare (FH)

  • Peter Halicska
    Homo archivarius – Ein Exot in der Verwaltung 391
  • Klaus Pradler
    Präsentation des Berufsbildes auf Ausbildungsmessen 393

Forum Ausbildung Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

  • Angela Keller-Kühne
    Der Arbeitskreis Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste im VdA: Aufgaben und Zielsetzung. Eine erste Bilanz in Zahlen und Fakten 399
  • Michael Scholz
    Zur Ausbildungssituation in den Neuen Bundesländern. Das Beispiel des Landes Brandenburg 409
  • Reiner Kammerl
    Die Ausbildung für den mittleren Dienst in Bayern. Eine Alternative zum dualen System? 417
  • Ingrid Wichtrup
    Die Karriereleiter erklommen oder im Aktenstaub versunken? Ausbildung und Berufsalltag einer Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv 425
  • Christian Lein und Kristin Fischer
    Lernen in Schule und Archiv. Vom Alltag eines Auszubildenden 435
  • Angela Keller-Kühne
    Zusammenfassung der Diskussion 438

Anhang

  • Programm des 74. Deutschen Archivtags in Chemnitz 439
  • Referenten, Sitzungsleiter und Berichterstatter 447
  • Impressionen vom 74. Deutschen Archivtag 451
  • Erklärung des Vorstands des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V. vom 12. November 2003 (Fuldaer Erklärung) 461

Info:
Archive im gesellschaftlichen Reformprozess. Referate des 74. Deutschen Archivtags 2003 in Chemnitz,
Herausgegeben vom VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.; Redaktion: Robert Kretzschmar
Verlag Franz Schmitt Siegburg, 2004
ISBN 3-87710-244-1

Archive als Dienstleister

Der 12. Sächsische Archivtag findet vom 1. bis 3.10.2004 in Plauen statt. Das Rahmenthema lautet „Archive als Dienstleister – Anspruch und Wirklichkeit“. Der Landesverband Sachsen im VdA informiert auf seiner Homepage über das Programm zum Sächsischen Archivtag 2004 (pdf, 415 KB), hält Informationen zum Rahmenprogramm (pdf, 60KB) des Archivtages wie auch ein Anmeldeformluar (pdf) bereit.

Die Anmeldungen sollten per Fax oder Brief bis zum 1.9.2004 an das Stadtarchivs Plauen gesandt werden. Bis zu diesem Termin wäre auch der ermäßigte Beitrag von 10 bzw. 15 Euro (für Nichtmitglieder des VdA) zu entrichten. Bei späteren oder Anmeldungen zu Beginn des Archivtages vor Ort wird ein Aufschlag von 2 Euro erhoben.

Rahmenprogramm:

Freitag, 1. Oktober 2004

15-17 Uhr, Archivführungen

  • Stadtarchiv Plauen
  • Historisches Archiv des Vogtlandkreises, Plauen

Stadtführungen

19 Uhr Rathaus

  • 780 Jahre Stadt Plauen – von der terra advocatorum über die Plauener Spitze zu dem Karikaturisten Erich Ohser
    Martina Röber, Stadtarchiv Plauen

20.00 Uhr Gemeinsames Abendessen à la carte im historischen Ratskeller „Heinrichs“

Samstag, 2. Oktober 2004

ab 9 Uhr

  • Präsentation von Archivdienstleistern

Sonntag, 3. Oktober 2004

  • 9 Uhr Exkursion zum deutsch-deutschen Museum Mödlareuth. Museum zur Geschichte der deutschen Teilung
  • 9 Uhr Auf den Spuren der „Plauener Spitze“
  • 9 Uhr „Plauen unter Tage erleben“

Kontakt:
Stadtarchiv Plauen
Unterer Graben 1
08523 Plauen
www.plauen.de

18. Archivpädagogen-konferenz

Auf der Homepage der Archivpädagogen (www. archivpaedagogen.de) findet sich nicht nur die neue Ausgabe (Nr. 26) des »Infodienstes« zum Download (pdf), sondern auch ein Protokoll von Dieter Klose von der 18. Archivpädagogenkonferenz am 17./18. Juni in Weingarten (pdf).

Das umfangreiche Tagungsprogramm am Rande des Südwestdeutschen Archivtages beinhaltete u.a. Arbeits- und Erfahrungsberichte aus den Archiven, eine kurze Diskussion des Projektes „Bausteine einer Archivdidaktik“ sowie abschließend die Vorstellung eines an der Universität Oldenburg bereits weitgehend realisierten Filmprojektes über Archive und die Recherchearbeit Jugendlicher im Archiv.

Das wachsende Interesse an der Arbeit der Archivpädagogen halte an, wie die Fortführung der Lehraufträge an der Fachhochschule Potsdam und die Durchführung von Mitarbeiterschulungen für die BStU in Berlin zeige, dennoch bleibe die Uneinheitlichkeit der Arbeitsbedingungen und Schwerpunkte in den einzelnen Bundesländern, die sich in unterschiedlichen Stundendeputaten der überwiegend im Lehrerberuf tätigen Archivpädagogen widerspiegele.

Nach Abschluß der Berichte und Beratungen folgte die Mitgliederversammlung. Die nächste Archivpädagogenkonferenz wird voraussichtlich am 16./17. Juni 2005 in Berlin stattfinden, Tagungsort wird das Jüdische Museum sein.

Link: http://www.archivpaedagogen.de/Weingarten/Protok18.pdf

Quelle: Dieter Klose, Protokoll der 18. Archivpädagogenkonferenz 17./18. Juni 2004.

Das Görlitzer Bistumsarchiv

Taufbücher, Gründungsurkunden, Briefe, Nachlässe, Chroniken – auch in den Archiven der Pfarreien liegen die Schätze der Vergangenheit und erzählen vom Leben der Katholiken in früheren Zeiten. Der Historiker Winfried Töpler arbeitet seit rund drei Jahren als Referent im Görlitzer Bistumsarchiv, das sich im Ordinariat befindet. Die Geschichte des Bistums Görlitz reicht weit zurück. Vieles ist durch die Wirren der Kriege verloren gegangen, sehr vieles aber erhalten. Das zu sichten, zu ordnen und zu verwalten, ist Sache von Winfried Töpler.

Für ihn ist diese Arbeit absolut notwendig: „Nicht jeder Brief, nicht jedes Schriftstück erzählt eine Geschichte. Manchmal ergeben erst jahrelange Forschungen ein Ganzes“, weiß Töpler aus eigener Erfahrung. Seine Doktorarbeit hat er über das Kloster in Neuzelle geschrieben und weiß, wie schwierig es oft ist, notwendige Details zu finden. Dabei gibt es auch Gewichtungen: Gründungsurkunden haben bei der Archivierung Vorrang, Chroniken erzählen manchmal sehr genau vom Leben der Gemeinden. Ob ein Schriftstück wichtig ist oder nicht, hängt aber sehr oft von der historischen Fragestellung ab, meint Töpler. Es komme darauf an, unter welchen Gesichtspunkten der Historiker sein Forschungsproblem formuliert. Ein Brief der gestern noch völlig unwichtig war, könnte schon morgen von größter Bedeutung sein.

Mit dem Zeitalter der neuen Medien verändert sich auch die Archivkultur in Deutschland, was nach Meinung des Archivars nicht immer von Vorteil sein muss. „Wir wissen nicht, ob die jetzigen Datenträger in ein paar Jahren noch lesbar sind“, befürchtet Töpler. Das gute alte Papier sei gegenüber elektronischen Medien eben immer noch am verlässlichsten. Auch das heute übliche Drucken auf „Umweltpapier“ sei für die Archivierung von wichtigen Unterlagen eher nachteilig: „Durch die Verwendung von Umweltpapier, besonders bei Zeitungen, verringert sich die Haltbarkeit.“ Im Görlitzer Bistumsarchiv hat Winfried Töpler jedenfalls noch eine Menge zu tun – es ist eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft ermöglicht.

Kontakt:
Bistum Görlitz, Bistumsarchiv
Bischöfliches Ordinariat
Carl-von-Ossietzy-Str. 41/43,
02826 Görlitz
Telefon: 0 35 81 – 47 82-0
Telefax: 0 35 81 – 4782-12

Quelle: Tag des Herrn, Bistum Görlitz, 54. Jahrgang, 29/2004

Ennepetal im Bild

Nachdem zuletzt vor 19 Jahren mit „Als der Krieg zu Ende schien …“ ein Bildband mit historischen Aufnahmen von Ennepetal erschienen ist, hat der Erfurter Sutton Verlag nun in seiner Reihe „Archivbilder“ das Buch „Ennepetal“ von Hans Hermann Pöspel herausgebracht. Auf 130 Seiten finden sich 219 meist unveröffentlichte historische Fotografien aus dem Stadtarchiv Ennepetal im Haus der Begegnung. Sie dokumentieren das Leben zwischen 1890 und 1970 in den Gemeinden, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg zur Stadt Ennepetal zusammenschlossen.

Tausende von Bildern hat der im Ruhestand lebende Redakteur Pöpsel Monaten gesichtet. Herausgekommen ist eine Auswahl von historischen Bildern, in denen die Vergangenheit wieder lebendig wird. Ergänzt wurde das Material aus dem Stadtarchiv durch den Fundus von Ennepetaler Privatsammlern. Bei der Beschreibung und Identifizierung der Bilder hätten die Stadtarchivarin Ingrid Windmöller und der Heimatforscher Herbert Blum geholfen, würdigt Hans Hermann Pöpsel, zugleich Mitbegründer des Vereins „Arbeitskreis Ennepetaler Stadtgeschichte“, im Vorwort die Mitarbeit seiner Helfer.

Kontakt:
Stadtarchiv Ennepetal
Lindenstr. 8
D-58256 Ennepetal
Telefon: 02333-912 927
Telefax: 02333-795188

Quelle: Bernd Richter, Westfalenpost, 16.7.2004

Im Bützower Stadtarchiv gestöbert

Die „Ferientour“ der Schweriner Volkszeitung machte Station im Stadtarchiv Bützow. Denn obwohl sich das Archiv der Warnowstadt im Rathaus unter dem Dach befindet, gibt es dort zwei Besucherräume. „Das Archiv ist öffentlich, jeder kann die Akten einsehen“, sagt Angela Pupke, die für das historische Archiv verantwortlich ist. Man muss sie nur lesen können … Mit der altdeutschen Handschrift hatten die Teilnehmer der SVZ-Ferientour im Bützower Stadtarchiv jedoch so ihre Probleme. Sie konnten die Schnörkel nur schwer entziffern, einer liest aus einem Schriftstück die Vorschriften für die Auspreisung von Brot und Brötchen vor. Ein solches Dokument existiert noch aus dem Jahr 1508. Es ist das älteste Schriftstück im Stadtarchiv. Fast genauso alt ist das älteste noch erhaltene Stadtprotokoll aus dem Jahr 1580.

Das Interesse an den historischen Unterlagen ist groß. Anfragen kommen aus der ganzen Welt, per E-Mail, Post, telefonisch oder persönlich. Neben dem historischen gibt es noch ein Verwaltungs- und ein Schularchiv. In letzterem werden die Zeugnisse der Schulen Bützows aufbewahrt. Die ältesten Schulbücher stammen aus dem Jahre 1917. Im Verwaltungsarchiv liegen die Unterlagen aus der Bützower Stadtverwaltung. Bützow könne sich über ein recht umfangreiches Archiv freuen. Als ein Glück bezeichnet es Angela Pupke beispielsweise, dass aus den Jahren 1850 bis 1900 die Genehmigungsunterlagen für Auswanderer im Archiv vorliegen. Darin steht, wann sie ausgereist sind, wohin, und welcher Agent zuständig war.

Die meisten Anfragen an das Stadtarchiv kommen zur Personenforschung. „Da haben wir viele Unterlagen“, sagt Angela Pupke. So gibt es Bürgerbücher aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, verschiedene Handelsregister und Brandkataster, anhand derer sich nachvollziehen lässt, wo die Leute gewohnt haben. Geburts- und Sterbeurkunden gibt es übrigens im Standesamt und die ab dem Jahr 1876.

Kontakt:
Stadtarchiv Bützow
Haupt- und Finanzverwaltung
Am Markt 1, Zi.: 2.03,
18246 Bützow
Tel. (03 84 61) 50137

Quelle: Claudia Röhr, Bützower Zeitung /SVZ, 17.7.2004

Überlieferungs-Geschichte der Goebbels-Aufzeichnungen

Von keinem anderen aus dem Führungszirkel der Nazipartei sind vergleichbar umfangreiche Selbstzeugnisse hinterlassen worden wie von Joseph Goebbels. Da die Originale weitgehend verloren sind, kommt den 1944 (auf Glasplatten) erstellten Mikrofiche-Kopien eine zentrale Bedeutung zu. Nun lässt sich dank neuen Funden deren Überlieferungsgeschichte erstmals genauer rekonstruieren (zum vollständigen NZZ-Artikel). 

Als die Alliierten im Juni 1946 südwestlich von Berlin vergrabene Mikrofilme von Unterlagen des Reichspropagandaministeriums fanden, enthielt das Versteck nicht einfach nur Ministerialakten, sondern vor allem die Sicherungskopien der Aufzeichnungen von Joseph Goebbels, dem Minister für Volksaufklärung und Propaganda. Dieser hatte über 21 Jahre hinweg, bis in die letzten Apriltage 1945 hinein, regelmässig Notizen gemacht, die eine zentrale Quelle für die Historiographie geworden sind, nicht zuletzt, weil kein anderer führender NS-Politiker ein vergleichbar umfangreiches und kontinuierliches Selbstzeugnis hinterlassen hat.

Zur Sicherung der Niederschriften kopierte seit Ende 1944 ein Experte das Material nach einem damals neuen Verfahren der Mikrofichierung auf Glasplatten. Die Platten wurden vor der Eroberung Berlins in einer Metallkiste außerhalb der Stadt vergraben. Bisher war man der Meinung, dass alle Glasplatten nach Kriegsende in sowjetische Hände gefallen seien, auch, weil sie 1992 in einem Moskauer Archiv von Mitarbeitern des Münchner Instituts für Zeitgeschichte wiederentdeckt wurden. In München arbeitet man seit 1987 an einer Gesamtausgabe aller verfügbaren Tageseinträge von Joseph Goebbels.

Neue Quellenfunde in französischen, amerikanischen und britischen Archiven geben der bisherigen Darstellung eine unerwartete Wende. Denn die Spur führt nicht allein nach Moskau, sondern auch in die französische Hauptstadt. Im Pariser Archiv des Quai d'Orsay, des Außenministeriums, fanden sich sogar vier Schachteln mit Glasplatten, die in der Moskauer Sammlung fehlen. Sie enthalten Kopien von Konferenzprotokollen, Korrespondenz, Erlasse und eben Tagesnotate aus dem Sommer 1941, deren Inhalt aus anderer Provenienz bereits bekannt ist. Wie die Glasplatten allerdings nach Paris kamen, das ist eine interalliierte Nachkriegsposse, die die Historiker Astrid M. Eckert und Stefan Martens vom DHI Paris bzw. Washington, in der aktuellen Ausgabe der „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“ nachzeichnen.

Info:
Astrid M. Eckert und Stefan Martens: Glasplatten im märkischen Sand. Zur Überlieferungsgeschichte der Tageseinträge und Diktate von Joseph Goebbels, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 3/2004.

Quelle: Astrid M. Eckert und Stefan Martens, NZZ, 16.7.2004

Öschelbronner Archiv erschlossen

Ohne Umwege führt das neu geordnete und verzeichnete Gemeindearchiv von Öschelbronn nun in die Geschichte des Nieferner Ortsteils. Genau 1.164 Archivalien umfasst der Gemeindearchivbestand. Sie alle stammen aus der Zeit vor dem Zusammenschluss mit der Gemeinde Niefern im Jahr 1971. Seit Januar 2004 wurden die Akten, Bände und Gemeinderechnungen Stück für Stück durch das Kreisarchiv des Enzkreises gesichtet und erschlossen, nachdem der vor über 20 Jahren geordnete Bestand längst wieder in Unordnung geraten war und zudem viel Zuwachs erfahren hatte.

Demnächst wird der Bestand wieder im sanierten Rathauskeller in Niefern archivgerecht gelagert sein, sagt Diplom-Archivarin Heike Sartorius vom Kreisarchiv Enzkreis, die im Auftrag der Gemeinde Niefern-Öschelbronn am Werk war. Damit ist nicht nur ein weiterer Baustein zur Erhaltung der Vergangenheit der Gemeinde gesetzt worden, sondern das Kreisarchiv auch seinem Ziel der flächendeckenden Ordnung der Gemeindearchive im Enzkreis wieder ein Stück näher gekommen.

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon (07231) 308-423
Telefax (07231) 308-837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 15.07.2004